Schlangengift I - Der schmale Pfad von abgemeldet (Harry x Draco) ================================================================================ Kapitel 11: Feindliches Misstrauen ---------------------------------- Feindliches Misstrauen Kenne Dich und Deinen Gegner, so wirst Du 100 Kriege sicher gewinnen. (Sunzi) Es war Vormittag, dass hatte ihm zumindest Madam Pomfrey mitgeteilt. Dean und Seamus mussten demnach heute Morgen vor dem Frühstück hier gewesen sein. Er seufzte und rückte sich ein wenig zurecht. Seine Augen waren immer noch nicht besser geworden, noch immer war alles dunkel, verschwommen. Außerdem tat sein Rücken vom liegen langsam weh, da Pomfrey ihm verboten hatte aufzustehen. Die Gefahr, dass er sich verletzte war zu groß. Ja, der große Auserwählte könnte sich ja das Knie aufstoßen und dann Voldemort nicht mehr umbringen!, knurrte er gedanklich. Er war sich sicher, dass die Krankenschwester auch diesen Unsinn im Tagespropheten glaubte. Wer tat es nicht? Selbst die Nachricht vom neuen Zauberminister hatte nicht für so viel Gesprächstoff gesorgt. Harry hatte nicht mal gewusst, dass es einen neuen Minister gab, aber für ihn war das Ministerium sowieso gestorben. Noch zu gut erinnerte er sich an die Hetzattacken gegen ihn, an die Beschuldigungen, daran, dass sich alle über seine Geschichte lächerlich gemacht hatten. Ein neuer Minister würde da auch nichts dran ändern... Er überlegte kurz. Wie hieß er noch? Rufus Schrimm... Irgendwie so was. Wobei, dachte Harry leicht gehässig, schlimmer als Fuge konnte man gar nicht sein. Er wusste selbst nicht genau, was mit dem ehemaligen Minister passiert war. Seamus hatte ihm noch erzählt, dass dieser fast einstimmig abgewählt wurde und die Zeitungen Wochenlang gegen ihn gehetzt hatten, aber mehr hatte er ihm auch nicht gesagt. Wenn Harry ehrlich war, interessierte es ihn auch nicht wirklich. ~*~ Oh, wie Draco Pflege magischer Geschöpfe hasste. Er hasste es diesem vertrotteltem Halbriesen zuzuhören, er hasste es sich mit irgendwelchen Kreaturen rum zuschlagen und das alles hasste er noch mehr, weil es langsam kalt wurde und regnerisch. Davon abgesehen hatte er bei weitem Wichtigeres zu tun. Potter besuchen zum Beispiel. Er grinste innerlich. Ja. Er würde Potter besuchen. Es wäre die einfachste Art sich ihm langsam zu nähern, immerhin hatte er, Draco Malfoy, ihn gerettet. Da war es doch mehr als verständlich, wenn er sich auch einmal im Krankenflügel blicken lassen würde. "Was grinst du so?", fragte Blaise, rechts neben ihm. "Geht dich nichts an!", murmelte Draco verhalten zurück. Blaise würde es ihm nicht übel nehmen. Auch wenn er nun seine 'Freunde' endlich los war, durfte er sich nicht allzu sehr mit Blaise abgeben. Das war nichts gegen den schwarzhaarigen Jungen an sich, aber es würde zu viele Fragen aufwerfen. Seufzend machte er sich daran die Aufgabe, die ihnen eben gestellt worden war, zu erfüllen. ~*~ Harry hatte war noch nie so lange im Krankenflügel gewesen. Zumindest nicht im wachen Zustand. Es war grausam. Grausam langweilig. Er konnte nicht lesen, er durfte sich nicht bewegen und Essen war auch eine Sache für sich. Er seufzte und legte die Gabel vorsichtig auf seinen Teller zurück. Seamus und Dean würden nicht kommen können, da Beide gleich zu Verwandlung gehen müssten. Das hieß, er musste bis heute Abend alleine bleiben. Langsam ließ er sich in die Kissen zurück sinken, als er Stimmen von draußen hörte. "Was machen sie denn hier?", fragte die aufgeregt klingende Stimme von Madam Pomfrey. Eine weitere antwortete, allerdings so leise, dass Harry es nicht verstehen könnte. Es folgte eine kurze Diskussion bis Pomfrey schließlich nachzugeben schien. "Was? Nun... gut, aber nur kurz!" Die Flügeltür schwang quietschend auf und Harry konnte Schritte hören. Sofort schnellte seine Kopf in die Richtung, sehen konnte er allerdings nicht viel. Eins wusste er nur, es war keiner von seinen Freunden. "Potter." "Malfoy, was suchst du hier?", schoss Harry aggressiv zurück. Ein Stuhl wurde gerückt und abfälliges Lachen war zu hören. "Ich muss mich doch nach dem armen Opfer erkundigen. Schließlich hab ich dir dein Leben gerettet, da muss ich schon wissen, ob du noch lebst!", Malfoys Stimme war freundlich. Zu freundlich für Harrys Geschmack und das machte ihn misstrauisch. "Was willst du?", fragte er mit misstrauisch zusammengezogenen Augenbrauen. "Keine Pflege magischer Geschöpfe mehr? Den Weltfrieden?", kam die patzige Antwort zurück. öh sicher, Malfoy. Du und der Weltfrieden.", höhnte Harry und schnaubte wütend aus. Konnte der Kerl nicht einfach gehen? "Ich will mich lediglich unterhalten. Deine Freunde scheinen ja keine Zeit für dich zu haben." Es klang fast mitleidig und Harry fühlte sich auf einmal unwohl und das lag nicht zuletzt an Malfoys Bemerkung, aber dies war nicht Harrys größtes Problem. Er war alleine in einem Zimmer, mit seinem Erzfeind. Alleine. Mit. Draco. Malfoy. Dazu konnte er noch weniger sehen, als vorher. "Mir geht's gut. Gehst du jetzt?" "Wo ist den Dumbledore? Kümmert er sich nicht mehr um seinen Auserwählten?", fragte Malfoy weiter und seine Stimme triefte nur so vor Spott, als er die Worte 'Auserwählter' aussprach. Langsam bewegte er seinen Arm in Richtung Nachttisch. Sein Zauberstab musste dort irgendwo liegen. Er fand ihn nicht und wünscht Madam Promfrey tausend Tode, dafür, dass sie ihm seinen Zauberstab weggenommen hatte. "Schnauze, Malfoy, oder ich verfluch dich!" "Hey, bleib ruhig! Du glaubst auch immer gleich, dass dir alle feindlich gesinnt sind, oder?" Alle nicht, aber du bestimmt! Und selbst wenn du es nicht wärst, ich bin es!" "Du bist zu misstrauisch Potter oder nennt man das bei dir schon paranoid?" es klang fast bedauernd, wäre dieser widerlich, süßliche Unterton nicht gewesen. Er erinnerte Harry irgendwie an Umbrige. Was das Ganze nur noch unangenehmer machte. "Von dir muss ich mir nichts über Misstrauen sagen lassen und davon abgesehen geht es dich einen Scheiss an, ob ich paranoid oder nicht bin. Verschwinde!", knurrte Harry ungehalten zurück. "Na, na, na...warum so unfreundlich." "Das ist nicht unfreundlich, das ist die Wahrheit!", erwiderte Harry bissig. Es raschelte kurz und der Stuhl wurde zur Seite gerückt. "Die nächste Stunde fängt eh gleich an. Wir sehen uns, Potter." "Hoffentlich nicht!", antwortete Harry, doch die Tür war schon zugefallen und er war wieder alleine. ~*~ Draco kochte innerlich. Es würde schwerer werden, als er gedacht hatte, aber was hatte er erwartet? Seit fünf Jahren waren sie nun Feinde und dann schneite er einfach rein und tat auf Gut Freund. War klar, dass Potter nicht sofort drauf ansprang und wenn man seine momentane Lage bedachte... Draco hätte an seiner Stelle wahrscheinlich Panik bekommen. Mit seinem Feind in einem Zimmer, wenn man fast nichts sehen konnte. Auch wenn Harry wahrscheinlich nicht der Feind war, der Draco in Angst versetzen würde. Der Gryffindor würde keine Wehrlosen angreifen, dazu war er zu artig. Draco selbst dagegen- er grinste leicht bei dem Gedanken. Ja, wenn er einen Vorteil daraus ziehen würde, dann würde er es wahrscheinlich schon machen. Langsam ging er in Richtung Bibliothek um sich die restliche Zeit den Schulaufgaben zu widmen oder -falls dieser anwesend war- mit Blaise reden. ~*~ Harry war mehr als glücklich, als er gegen Abend endlich Dean und Seamus Stimmen hörte, welche sich lauthals über die letzten Beiden Stunden unterhielten. "Das war doch einfach nur Wahnsinn, da kannst du mir erzählen, was du willst.", meckerte Dean ungehalten. Seamus lachte kurz auf. "Nur weil es dich fast gebissen hatte." Er schien innezuhalten "Hey Auserwählter, wie sieht's aus?" "Würde ich was sehen...", antwortete Harry schief grinsend. Die Bemerkung von Dean überging er geflissentlich. "Immer noch nicht besser, hm? Und dabei hattest du dir deine Augen gerade erst korrigieren lassen." Es hörte sich ein wenig bedauernd an. "Worüber habt ihr euch unterhalten?" Es wurden Stühle herangezogen und Harry richtete sich in einem Bett ein wenig weiter auf. "Hauptsächlich über die letzte Stunde Pflege Magischer Geschöpfe. Ich sag dir, das war so..." "Schrecklich. Hagrid lässt sich immer wieder neue Monster einfallen, mit denen wir uns dann rumschlagen müssen." Er streckte dramatisch die Hände zum Himmel. "Hör nicht auf ihn. Er wurde nur von einem Gnom gebissen. Scheinbar hat Hagrid sich jetzt die "Haus und Garten" Geschöpfe vorgenommen." "Bin ich froh, dass ich solche Biester nicht bei uns im Garten habe. Meine Mutter würde ausflippen und mich anschließend damit beauftragen sie zu entfernen.", grummelte Dean leise und Harry lachte. "Mir wurde gesagt, dass sie überall sind, auch wenn man sie nicht unbedingt sieht." Deans Kopf ruckte nach oben und er gab ein frustriertes Schnauben von sich. "Na danke. Ich dachte Maulwürfe wären das Schlimmste was mir passieren könnte, aber nein, jetzt auch noch Gnome." Er schlug dramatisch die Hände über dem Kopf zusammen. "Was hast du den ganzen Tag gemacht?", fragte Dean und blickte kopfschüttelnd in Seamus Richtung. Harry schnaubte. "Größtenteils geschlafen oder mich gelangweilt.", er grinste viel sagend "Und ich hatte Besuch." Das letzte Wort zischte er wütend. Dean zog fragend eine Augenbraue in die Höhe und Seamus unterbrach seine Darstellung und blickte ebenfalls zu Harry. "Von wem hattest du Besuch?" er schüttelte kurz den Kopf "Sorry Alter, aber wir hatten alle Unterricht und es scheint so," er warf Dean einen bedeutungsvollen Blick zu "Als hätten Ron und Hermine viel zu tun." "Vom Frettchen höchstpersönlich.", antwortet Harry ruhig. "Von Malfoy? Dem Draco ich-bin-ein-Todesser Malfoy?", ereiferte sich Seamus sogleich. "Kennst du einen anderen, den man schon mal in ein Frettchen verwandelt hat?", erwiderte Dean gelassen. Seamus blickte böse zurück, erwiderte aber nichts. "Was wollte er?", fragte er stattdessen. "Ich hab keine Ahnung. Wirklich keine Ahnung. Laut ihm, wollte er nur mal 'ein wenig unterhalten'.", erwiderte Harry schulterzuckend. "Wie kommt der überhaupt hier rein?", fragte Seamus leicht in Rage nach. Harry blickte ihn an und musste sich ein Grinsen verkneifen. Er erinnerte ihn an Ron. Dieser hätte wohl genauso reagiert. Es traf ihn, dass Ron und Hermine ihn nicht besucht hatten. Nicht mal jetzt. Er wollte es so, das war richtig, aber es zu spüren, war eine andere Sache. Und was noch viel mehr wehtat, war, dass Malfoy es bemerkt hatte. Dieser widerliche, verzogene Bastard schien immer zu wissen, wie und wo er Harry zu treffen hatte um den größten Effekt zu erzielen. Immer. Dabei hatte Harry es irgendwie satt. überall war Krieg und Kampf und egal wo er sich befand, er geriet mitten in das Geschehen. "Beim nächsten Mal, fluch ihn in die nächste Woche. Und... ach ja, ehe ich es vergesse, wir haben da noch etwas für dich." Dean grinste leicht und zog seine Tasche hervor. "Da du nichts sehen kannst, dachten wir, ein paar Schokofrösche könnten dich vielleicht aufmuntern." Harry grinste erfreut und ließ sich von Dean einen in die Hand drücken. "Sag mal, hat irgendjemand schon etwas über deinen Unfall herausgefunden?", begann Seamus langsam. Harry blickte in seine Richtung oder eher, er schätzte dass er es tat. "Keine Ahnung. Aber wie du schon sagtest: Ein Unfall. Scheinbar hat sich irgendjemand einen makabren Scherz erlaubt, als er dieses Buch verflucht hatte und ich hatte halt einfach Pech.", erwiderte Harry ruhig. "Ich weiß nicht... Hat Dumbledore etwas gesagt?", fragte Dean langsam. Ihm war schnell aufgefallen, dass das Verhältnis zwischen ihrem Schuldirektor und Harry ziemlich abgekühlt war, genauso wie das, von Hermine, Ron und Harry. Der Schwarzhaarige grinste leicht. "Ich denke Dumbledore hat momentan... Wichtigeres zu tun." "Hm...", meinte Seamus nachdenklich, erwiderte aber nichts. Harry war ihm dankbar dafür, denn er wollte wirklich nicht darüber reden. ~*~ Es war ein beschaulicher Abend geworden. Beide Jungen hatten ihm bei seinen Hausaufgaben geholfen, gelacht und Unmengen von Schokofröschen verzehrt. Das Thema Malfoy wurde nicht weiter angesprochen und Harry war zufrieden damit. Seufzend lehnte er sich zurück in die weichen Kissen und schloss seine Augen. Es war ihm mehr als schleierhaft, warum Malfoy ihn gerettet hatte. Es passte so gar nicht zu dem Bild, welches Harry über Jahre hinweg von Draco hatte. Er drehte sich auf die Seite und seufzte. Aber vielleicht hatte auch er sich verändert? Immerhin hatte er im Wald, als sie von diesem Was-auch-immer angegriffen worden waren, reagiert wie ein normaler Mensch. Harry grinste. Wahrscheinlich war Draco Malfoy auch nicht mehr oder weniger als ein normaler Mensch; selbst wenn es so schien, als wäre er ein totales Monster. Und dennoch... diese plötzliche Freundlichkeit, wenn man das so nennen konnte, die ihm von dem anderen Jungen entgegen gebracht wurde, irritierte ihn. Wobei das ganze Jahr schon ziemlich seltsam begonnen hatte. Ron und Hermine wollten nichts mehr mit ihm zu tun haben, er selbst hatte sich mehr oder weniger von Dumbledore abgewandt... Dann noch dieser Unfall und die vielen neuen Lehrer. Er konnte immer noch nicht sehen, auch wenn Madam Pomfrey ihm mitgeteilt hatte, dass dies völlig normal sei und dass er noch zwei Tage hier verbringen sollte. Es würde sich wahrscheinlich über den nächsten Tag hinweg bessern. Warum sollte jemand ihn töten...Warum fragte er überhaupt? Seitdem er auf der Welt war, wollte ihn irgendjemand aus den verschiedenstes Gründen töten. Seit er an dieser Schule war, hatte es jedes Jahr mindestens einen Anschlag auf sein Leben gegeben. Er sollte sich nicht wundern. Er sollte sich wirklich nicht wundern. Schwermütig drehte er sich wieder auf die andere Seite. Er wusste, dass er schlafen sollte, auch wenn er nicht müde war. Nicht wirklich müde, dösig, aber nicht müde. Wieder schloss er seine Augen, ärgerte sich darüber, dass es kaum einen Unterschied machte, ob er sie auf oder zu hatte und versuchte an angenehmere Dinge zu denken. Am Ende konnte er nicht mehr genau sagen, wann er eingeschlafen war. ~*~ Draco blickte rasch auf seine Uhr. Es war schon nach Mitternacht, Blaise schlief schon seit einer ganzen Weile. Rasch überflog er noch einmal seine Zauberkunsthausaufgaben. Kann ich so lassen, dachte er schon leicht schläfrig. Dennoch ging er noch nicht ins Bett. Langsam holte er einen weiteren Bogen Pergament heraus und schrieb an seinen Vater. Er hatte noch einige Fragen an diesen und sie waren nicht alle auf dieses Unterfangen gerichtet. Mit schneller Hand fegte er über das Papier, änderte ab und zu einige Formulierungen mit seinem Zauberstab und setzte schlussendlich seine Unterschrift drunter. Er wollte wissen, warum er sich erst mit Potter anfreunden sollte. Warum eigentlich? Er könnte ihn doch einfach überfallen oder ihm einen Portschlüssel zuwerfen, wenn Potter wieder einmal alleine durch die Gänge lief. Es gab wirklich einfachere Möglichkeiten ihn zum dunklen Lord zu bringen, als sich vorher mit ihm 'anzufreunden'. Des Weiteren musste er wissen, wer dem Gryffindor ans Leder wollte. Er grinste bei diesem Gedanken. Wenn man es genau sah, konnte man schon eine recht lange Liste erstellen, wer Potter umbringen wollte und sie wäre ganz sicherlich nicht kurz. Aber warum sollte ihn jemand umbringen, wenn Draco schon auf ihn angesetzt war? Langsam faltete er den Brief, setzte ein Wachsigel drauf. Er würde ihn morgen abschicken. ~*~ Wirre Träume plagten Draco in dieser Nacht. Unruhig wälzte er sich in seinem Bett hin und her, atmete schwer. Schweiß stand ihm auf der Stirn. Alles war dunkel um ihn. Seine Schritte halten überlaut während er weiter lief, doch er wusste, dass er sich in keinem Raum befand. Er wusste nicht genau was, aber etwas verfolgte ihn. Etwas war dort, in der Dunkelheit, lauerte auf ihn. Sein Herz raste, sein Atem ging hastig, seine Beine taten ihm weh doch er lief weiter. Der Weg -war es ein Weg?- ging plötzlich steil nach oben und er fiel. In Erwartung der bevorstehenden Schmerzen hielt er kurz den Atem an, doch da war nichts. Stattdessen konnte er endlich die Schritte hören, die von der Person kamen, die ihn die ganze Zeit verfolgt hatte. Langsam stemmte er sich auf die Ellenbogen, drehte sich um und blickte in die Dunkelheit, die sich nicht lichtete und dennoch trat aus ihrem Schatten eine Person. Schwarze Roben umspielten den Körper, ein grünes Abzeichen wurde sichtbar und dann endlich kam auch der Kopf zum Vorschein. Er hielt den Atem an, als er seinem eigenem Spiegelbild gegenüberstand. ~*~ Harry wachte früh morgens auf, öffnete seine Augen und schloss sie stöhnend wieder. Alles war so hell. Wieder versuchte vorsichtig zu blinzeln, ließ es aber sein, nachdem er sich selbst nach einer Weile noch nicht an das Licht gewöhnt hatte. Kurz darauf wurde die Tür des Krankenflügels aufgestoßen und er konnte eilige Schritte hören. "Mister Potter, schön, dass sie schon wach sind.", ertönte die gutgelaunte Stimme der Krankenschwester. "Madam Pomfrey, warum..." er versuchte seine Augen wieder zu öffnen, aber die Medihexe unterbrach ihn sofort. "Geben sie sich ein wenig Zeit. Warten sie." Kurz darauf schienen die Vorhänge zugezogen worden zu sein. "Versuchen sie es jetzt noch mal. Es wird anfangs ein wenig schmerzen, immerhin waren sie mehrere Tage blind und ihre Augen müssen sich erst wieder an die Helligkeit gewöhnen." Harry kam ihren Worten vorsichtig nach und blinzelte wieder. Es war besser, es tat nicht mehr ganz so weh und war auch nicht mehr so hell, wie zuvor. "Hier, trinken sie das." Sie drückte ihm ein Glas in die Hand und vorsichtig roch der Gryffindor am selbigen. "Was ist das?", fragte er vorsichtig. Ein missbilligendes Schnalzen erklang von der Medihexe. "Kopfschmerzmittel, ich denke sie werden es brauchen.", erwiderte diese "Keine Sorgen, es wird sie nicht vergiften und nun trinken sie." Mit einer raschen Bewegung hatte Harry das Glas angesetzt und schluckte den Trank ohne auf den widerlichen Geschmack zu achten, welcher sich in seinem Mund breit machte. "Wann kann ich wieder raus?", fragte er langsam und war erstaunt, als er langsam klare Konturen wahrnehmen konnte und das Licht ein wenig weniger hell erschien. "Wenn sich ihre Augen an das Licht gewöhnt haben... Wahrscheinlich gegen Abend, auch wenn ich sie lieber..." "Nein, nein, das geht schon.", meinte Harry schnell. Er wollte nicht noch länger hier bleiben. Nichts gegen Madam Pomfrey persönlich, aber für seinen Geschmack hatte er schon viel zu viel Zeit während seiner letzten sechs Schuljahre im Krankenflügel verbracht. Ganz davon abgesehen, dass er sicherlich, sobald er hier raus kam, einen Berg Hausaufgaben zu erledigen hatte und der sich noch vergrößern würde, würde er länger hier bleiben. Die Medihexe schaute ihn kurz nachdenklich an und seufzte schließlich. "Wir werden sehen.", erwiderte sie, bevor sie das Zimmer verließ. ~*~ Blaise hatte sich vorsichtig in den Schatten einer Drachenstatue gestellt. Er grinste leicht bei dem Gedanken, was er hier tat. Es war absurd. Seine gesamte Zeit hier in Hogwarts, hatte er es verflucht, hatte seinen so genannten Spitznamen 'Schatten' gehasst und nun setzte er genau diesen ein. Oder eher diese Fähigkeit, der er diesen Namen verdankte. Unauffälligkeit. Trotz seinem, ohne eitel zu werden, gutem Aussehen. Vorsichtig trat er aus dem Schatten, als er eine Gruppe von Gryffindor-Schülerinnen in Richtung Bibliothek gehen sah. Mit einem Grinsen bemerkte er, dass es sich genau um die Mädchen handelte, die er gesucht hatte. Alles Gryffindorschülerinnen des sechsten Jahres und unter ihnen Parvati Patil und Lavender Brown. Nach Blaises Wissen schlimmer als Pansy in ihren redewütigsten Zeiten. Es war ihm ein leichtes einfach hinterher zu gehen, auszusehen wie jeder andere. Sie betraten die Bibliothek, Madam Pince schenkte ihm keine weitere Beachtung und auch nicht als er sich an einen Tisch, in der Nähe der Mädchen suchte. Langsam holte Blaise seine Hausaufgaben heraus und tat so, als würde er diese konzentriert bearbeiten. Was keiner wusste oder sah, war, dass er statt den Aufsatz für Kräuterkunde einfach Kreise und die eine oder andere Notiz kritzelte, die er von den sich leise unterhaltenden Mädchen mitbekam. Es war leicht, Dinge über Potter herauszufinden, zumindest so lange es sein so genanntes 'Privatleben' anging. "...Ja, seine Freunde sprechen auch nicht mehr mit ihm.", flüsterte Lavender Brown leise "..ziemlich verändert, oder? ...Ständig mit Seamus Finnigan und Dean Thomas zusammen..", kommentierte ein Mädchen, welches Blaise nicht kannte. "Ja...", Parvati schlug kurz in einem Verwandlungsbuch nach "Laut Hermine, die es von Ron erfahren hat, soll er sich für schwarze Magie interessieren..." "... deswegen angegriffen wurde?", fragte Lavender leise, während sie versuchte, unauffällig von Parvati abzuschreiben, die schon das Meiste ihres Aufsatzes geschafft hatte. "Wer weiß? Passiert auch immer ihm...Zieht Unheil an, aber bei seinem..." Parvati warf Lavender einen bösen Blick zu und diese schaute wieder auf ihr Pergament "Hermine sagte 'Heldenkomplex'. Kein Wunder." "Mal ganz davon abgesehen, dass er sich total verändert hat. Also ich wird aus dem Typen nicht mehr schlau. Frag mich sowieso, was Seamus und Dean von dem wollen, wer weiß was der einem antun kann in seinem 'Ich bin der Beste und alle müssen vor mir kriechen'" Blaise zog verwundert die Stirn kraus. Sicherlich, Potter war immer ein wenig seltsam und dass er häufig im Rampenlicht stand, war auch bekannt. Blaise war sich nicht sicher, ob es Potter wirklich zu gefallen schien. Er nahm es irgendwo an, wer mochte es nicht bejubelt zu werden? Aber manchmal... Er selbst würde es sicherlich nicht angenehm finden wenn häufiger Geschichten über seine Eltern oder seine Vergangenheit diskutiert werden würden und genauso wenig Draco, selbst wenn dieser nichts lieber mochte, als bewundert zu werden und mehr als eifersüchtig sein konnte, wenn Potter schon wieder im Propheten stand. "Ich weiß nicht... Aber nach allem, was der Prophet sagt?", warf Lavender ein. Patil schüttelte nur abwertend den Kopf. "Blödsinn. So viel ich auch für wissenswerte Neuigkeiten übrig habe... im vierten Jahr war er der bemitleidenswerte Held, dann im fünften der totale Spinner und nun? Ein Heiliger?" Patil lachte leise. "Ich finde er ist einfach nur ziemlich verrückt... Vielleicht haben Ron und Hermine das Richtige getan, als sie sich von ihm entfernt haben... Wer weiß? Anfälle hatte er ja wirklich, mehr als genug..." Blaise hielt inne und tat schleunigst so, als würde er angestrengt arbeiten, als die Bibliothekarin die Mädchen beim Reden erwischt hatte und sie verwarnte. Still und leise machten sie sich wieder an die Arbeit und Blaise war sich sicher, dass sie nichts interessantes mehr zu erzählen hatten. Er packte schnell seine Sachen zusammen, um zurück in die Kerker zu gehen. Es war zwar nicht viel, was er erfahren hatte, aber recht interessant. Draco würde sich freuen. ~*~ Danke an alle dies lesen, vor allem dir Elena ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)