Jenseits der Stille von abgemeldet ================================================================================ Jenseits der Stille ------------------- Manchmal fragte er sich, warum ausgerechnet das ihn am meisten störte. Es war schließlich nicht so, als hätte er ständig ellenlange, wer weiß wie fruchtbare Gespräche mit ihm geführt. Im Gegenteil: Sie sprachen wenig, und wenn sie sprachen, brüllten sie die Hälfte der Zeit. Es ging dabei ständig um die gleichen Themen, und das einzige, das variierte, war die Dauer der sich anschließenden Schlägerei. Was auch sonst? Schließlich hatte er diesen Vollidioten schon immer wie die Pest gehasst. Sein aufgepustetes, arrogantes Gefasel war unerträglich, und die ständigen Liebeserklärungen an alles, was Titten hatte, waren mehr, als ein normaler Mensch sich antun konnte, ohne einen Hörsturz zu kriegen. Eigentlich hätte er froh darüber sein sollen, dass endlich Ruhe war. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund war er es nicht. Ganz und gar nicht. Wahrscheinlich lag es daran, dass das ständige Gemaule des Smutjes für ihn zum Hintergrundgeräusch geworden war, wie das Flattern der Segel, das Rauschen der Wellen - oder eher das gelegentliche Brüllen ferner Seekönige. Dass es nicht mehr da war, vermittelte ein eigenartiges, gepresstes Gefühl. Er erwartete einfach, dass ihn mindestens dreimal täglich urplötzlich jemand anschrie oder quer über das Deck trat. Er hatte inzwischen schon lange im Gefühl, wann das zu passieren hatte. An manchen Tagen erwischte er sich dabei, wie er die Luft anhielt und darauf wartete. Nichts geschah. Und an solchen Tagen würde er dann langsam den Atem wieder entweichen lassen, leise, immer noch lauschend, und sich mit einem hohlen Gefühl in der Magengrube daran erinnern, dass es da nichts mehr zu hören gab. Eine Ablenkung suchen. Schlaf, Training, was immer der Tag bot. Hin und wieder wurde er dieses unsägliche Gefühl, auf etwas zu warten, dabei los. Meistens wurde es schlimmer. Insbesondere, wenn er wieder einmal gezwungen war, den anderen den Hintern zu retten - allein. Diese Tage waren die schlimmsten. Denn ein einzelner Mann, sei er nun der Beste oder nicht, taugte nicht zur Kavallerie, und da war niemand mehr an Bord, der ihm darin den Rücken hätte freihalten können, niemand, der einer direkten Gegenüberstellung lange genug standhielt. Kein echter Ersatz. Sie konnten ja nicht einmal richtig fluchen. Eigentlich, sagte er sich dann, hätte er in der Lage sein müssen, damit fertig zu werden. Er war schon einmal damit fertig geworden, hatte schon einmal einen Rivalen und Freund sinnlos verloren. Doch das war kein wirklicher Vergleich. Dort in seinem Herzen - in seinem Wesen -, wo einmal Kuina gewesen war, lag nun sein Versprechen an sie. Sie hatte ihn nicht mit leeren Händen stehen lassen, Wadoichimonji als sichtbaren Beweis. Die Stille, die Sanji hinterlassen hatte, die so greifbar war, dass sie ihn manchmal glauben ließ, er sei taub geworden, versprach nichts. Und ab und zu, wenn er ungehindert im Kühlschrank wühlte und einmal mehr den Atem anhielt und wartete... Ab und zu musste er zugeben, dass es wehtat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)