Bitte... lass die Zeit stehen! von Starlet (Machtkämpfe im Hogwarts der 70er Jahre) ================================================================================ Prolog: Das erste Mal --------------------- Weggesperrt in wohl eine der finstersten Zellen von Azkaban. In eines dieser engen, feuchten und kargen Verließe, die ich bislang immer nur von der anderen Seite gesehen habe und mir dabei immer dachte, dass ich früher oder später auch mal hier landen könnte. Die Schreie, das Stöhnen und das Wimmern der Gefangenen, die von den Dementoren gepeinigt werden, machen das Schlafen für mich unmöglich. Ich fühle die Furcht, die Wut und die Mutlosigkeit aller um mich herum, aber erreichen tun mich diese Gefühle nicht. Seltsam.. ich bin die Ruhe selbst; ich verspüre weder Angst, noch Freude oder Zorn. Seit Tagen liege ich nur auf dieser harten Pritsche und starre an die - vor Dunkelheit kaum erkennbare - Decke. Ich lasse mich einfach nur treiben, ohne jede Emotion wie damals, als ich feststellte, dass es einfach besser ist, auf gar nichts mehr zu reagieren. So zu tun, als wenn mich der ganze Hass, die Verachtung, der Spott und auch die mitleidigen Blicke völlig kalt lassen, oder mich gar nicht erst berühren, sondern an der Schutzmauer zurückprallen, die ich um mich herum errichtet hatte. Ja, so war es bei mir seit frühester Kindheit immer gewesen. Doch wann habe ich mich verändert? Wieso habe ich mich verändert...? Natürlich, es begann in dem Sommer nach meinem 7. Geburtstag, als ER in mein Leben trat. Ich hörte damals, dass in der benachbarten Villa, die schon seit langen Jahren leer stand, eine Familie mit zwei Kindern eingezogen ist. Doch was kümmerte es mich? Der Person, der doch alles egal war? Aber das sollte sich ändern an dem Tag, an dem wir uns zum ersten Mal begegneten... Es war ein warmer Sommertag wie jeder andere. In der letzten Nacht hatte es mal wieder stark gewittert und gegossen und das feuchte Gras kitzelte immer noch an den kleinen Füßen, die da tagträumerisch ihres Weges gingen. ,Bloß weg von diesem Haus, von allen Menschen, deren Stimmen ich sogar höre, wenn sie nichts sagen; bei denen ich fühle, was sie für mich empfinden, selbst wenn sie mich nicht ansehen. Es ist alles egal, solange ich nur allein sein kann.' Diese Gedanken liefen wie in einer Endlosschleife in Kopf des weißblonden Jungen ab und seine Füße trugen ihn immer weiter, hin zum Rande des riesigen Anwesens. Der kleine Bach, der sich hier entlang schlängelte, bildete die Grenze zum Nachbargrundstück. Hier war sein Lieblingsplatz, hier war es immer ruhig, hier war noch niemals einer außer ihm hingekommen. Ein kurzes Lächeln fuhr über seine Lippen, als er sich an das Ufer des Baches setzte und seinen Füße im kühlen Wasser baumeln ließ. Ein leichter Seufzer drang aus seinem Mund, als er sich zurücklehnte und mit geschlossenen Augen einfach nur den Zwitschern der Vögel lauschte. Erst als ein großer Stein direkt vor ihm mit einem lauten Platsch ins Wasser fiel und die vielen winzig kleinen Wassertröpfchen aus seinen Körper herabprasselten, sprang er erschrocken auf, verlor dabei das Gleichgewicht und plumpste vornüber in das kühle Nass. "Na, ausgeschlafen?!" Von der gegenüberliegenden Seite des Baches grinste ihn ein kleiner, etwa gleichaltriger Junge mit schwarzblauem Haar frech an. "J...ja", stotterte der Blonde, der immer noch verwirrt im Bach saß. "Ähm, nein... ich meine, ich... ich habe gar nicht geschlafen." Das Grinsen des Dunkelhaarigen wurde noch breiter. "Na klar! Dafür, dass du nicht geschlafen hast, hast du dich aber ganz schön erschrocken.", kicherte er. "Warte, ich helfe dir!" Der Übeltäter hüpfte nun selbst ins Wasser, stakste zu dem Blondschopf hinüber und reichte ihm die Hand. "Ich bin übrigens Lucifer. Lucifer Meursault. Ich bin mit meiner Familie erst vor ein paar Tagen hierher gezogen." Zögerlich ergriff der Durchnässte die kleine Hand. "Angenehm, Lucifer Mörso. Ich heiße Lucius Malfoy." "Erfreut auch deine Bekanntschaft machen zu dürfen, Lucius Malfoy.", sagte sein Gegenüber immer noch grinsend und half ihm auf. Verwundert fragte sich Lucius, ob der Junge auch etwas anderes konnte als grinsen, als dieser ihn plötzlich fragend ansah. "Wow." War der einzige Kommentar, der ihm über die Lippen kam. Schlagartig wurde Lucius bewusst, was der andere da anstarrte, und drehte sich schnell weg. "Hey, stimmt was nicht? Bleib doch stehen!", rief Lucifer. "Tut mir Leid. Ich muss jetzt zurück.", nuschelte der Blonde und ging mit schnellen Schritten Richtung Haus. "Nun warte doch mal!" Der Dunkelhaarige hatte ihn eingeholt und hielt ihn am Handgelenk zurück. "Ist es, weil ich dich so angestarrt habe? Sorry, aber es ist doch normal, dass man sich ungewöhnliche Dinge etwas länger anguckt, wenn man sie zum ersten Mal sieht." Lucius verzog leicht den Mundwinkel nach unten und wandte sich wieder um. "Stört dich das etwa? Ich dachte, du bist das bestimmt gewohnt." Der Blondschopf versuchte sich loszureißen und Lucifer merkte langsam, dass er sich hier um Kopf und Kragen redete. "Ähm, ich meinte, ich finde es überhaupt nicht schlimm. Sieh dir doch mich an! Bei mir ist es auch nicht viel besser." Wütend fuhr Lucius herum. "Ach, ja?! Du hast goldene Augen, na und? Sie sind wenigstens gleichfarbig! Und was ist mit mir?? Ich bin ein halber Albino!!! Wenn fremde Leute zu uns kommen, muss ich jedes Mal so einen ekelhaften Trank trinken, damit das Rote wenigstens für vier Stunden aussieht wie das Blaue! Und tagtäglich darf ich mir anhören, wie die, die davon wissen, hinter meinem Rücken darüber tuscheln, was für eine Missgeburt ich doch bin; und tagtäglich fühle ich die Abscheu, die diese Leute mir entgegenbringen, als ob es meine Schuld wäre! Und bei dir ist es nicht anders, selbst du..." Plötzlich stockte er, stemmte die Hände in die Hüften, legte den Kopf leicht schief und starrte den anderen Jungen an, als ob er angestrengt nachdenken würde. "Du verabscheust mich ja gar nicht... du... willst mein Freund sein? Trotz allem??" Lucifer stemmte nun ebenfalls die Hände in die Hüften, legte seinen Kopf schief [1] und antwortete: "Ja, das dachte ich mir jedenfalls so. Aber sag mal... warst du das da gerade in meinem Kopf?" Das Gesicht des Blonden nahm nun fast die Farbe seines roten Auges an. "Ent... Entschuldigung. Ich weiß, ich hätte das nicht tun dürfen, eigentlich ist es mir sogar verboten worden, aber ich habe... äh, war gerade... so... so... ich habe es eben einfach vergessen. Tut mir wirklich leid! Es war auch nur kurz. Hab gar nicht viel gesehen!" "Cool, du bist ein Telepath?!" "Ei... ein bisschen, aber eigentlich bin ich mehr ein Empath." "Das ist doch toll!!!" Lucifer ergriff nun die beiden Hände von Lucius und schüttelte sie aufgeregt. "Oh, Mann! Das ist wirklich stark!! Das ist doch was ganz besonderes!" "Findest du wirklich?" "Na, klar! So was können doch nur ganz wenige. Da musst du stolz drauf sein! Du darfst mich ruhig öfter in meinem Kopf besuchen kommen!" "LUCIFER! MAMA SAGT DEIN ESSEN WIRD KALT, WENN DU NICHT GLEICH DA BIST!", ertönte aus der Ferne die Stimme eines noch kleineren Jungen. "Oh, das ist mein kleiner Bruder.", sagte Lucifer und verzog das Gesicht. "Ich muss jetzt essen, sonst wird Mama sauer. Können wir uns heute Nachmittag wieder hier treffen?" Er blickte Lucius flehend an. [2] "Natürlich.", lächelte dieser. "Toll, dann bis nachher!" Er winkte Lucius noch einmal zu und rannte zurück durch den Bach nach Hause. Der Blonde blickte Lucifer nach lange nachdenklich nach. Erst jetzt fiel ihn auf, dass er zum ersten Mal seit langer Zeit seinen Gefühlen im Beisein eines anderen so freien Lauf gelassen hatte. Und obwohl er ihn so angeschrieen hatte, wollte er sein Freund sein. Einen Freund... so etwas hatte er noch nie zuvor gehabt. Da er immer noch pitschnass war, hielt er es für das Beste, auch erst einmal nach Hause zu gehen und sich frische Kleider anzuziehen. Die anderen würden ihn dort zwar wieder nur kopfschüttelnd ansehen und über ihn tuscheln, aber das konnte ihm doch jetzt egal sein, denn nun hatte er einen Freund! >Fortsetzung folgt< [1] Ich stelle es mir wahnsinnig süß vor, wie die zwei siebenjährigen da stehen, mit den Händen in den Hüften, dem schiefgelegten Kopf und sich ganz ernst und nachdenklich angucken. kawaaaiiiii^^ [2] *puppydogeyes* Das war nun also der erste Streich, doch der zweite folgt.... nun er wird sich schon nicht so viel Zeit lassen! Diese Geschichte spukt schon lange in meinem Kopf rum, da dachte ich mir, sie muss endlich mal raus, bevor mein Schädel noch explodiert! Ihr denkt jetzt sicher, Lucius ist doch viel zu sehr ooc, doch falsch gedacht. Es steht ja schließlich nirgendwo geschrieben, wie er als siebenjähriger war. Wahrscheinlich wäre er für immer so geblieben, wie er jetzt ist, wenn er Lucifer nicht getroffen hätte. Ja, ja, das Kerlchen hat einen schlechten Einfluss auf ihn, dabei ist er doch mein absoluter Liebling! Ich wollte ihn schon immer mal irgendwo reinbringen, genauso wie seinen kleinen Bruder, der wird aber leider erst in zehn Jahren eine größere Rolle spielen. *schnüff* Ich hoffe, ich habe euch nicht zu sehr gelangweilt, eigentlich wollte ich ja nur über das letzte Hogwartsjahr schreiben, wie man in der Chara-Beschreibung sieht, aber ihr müsst ja auch vorher wissen, wie es dazu kam, also komm ich hier nicht drum herum. Ich werde mich auch kurz halten, versprochen! Hoffentlich hat es euch trotzdem gefallen. Und auch wenn dem nicht so ist, lasst doch bitte ein paar Kommis da, bevor ihr geht! Lucius & Lucifer: "Oh, ja! Büüüüde!" *puppydogeyes* Vorschau: Beim nächsten Mal wird Lucifers dunkles Geheimnis gelüftet, denn auch er ist ein gebranntes Kind mit eigentümlichen Eigenschaften, wenn ich es mal vorsichtig so formulieren darf... Bis zum nächsten Mal! byebye, Starlet Kapitel 1: Das Tier in dir -------------------------- Die nächsten Wochen verbrachten sie jeden Tag zusammen. Sie bauten Staudämme, um den Bach über seine Ufer treten zu lassen; zerteilten Regenwürmer, um zuzuschauen, wie jedes der geteilten Enden seines Weges zog; ließen Schnecken um die Wette "rennen", um die Verlierer anschließend an die Vögel zu verfüttern oder mit Salz zu bestreuen; ärgerten Lucifers kleinen Bruder, um endlich Ruhe vor ihm zu haben; und suchten gut versteckte Plätze, um an ihnen Geheimstützpunkte zu errichten. Doch richtig hatten sie nie ihre Ruhe, da Mrs. Meursault alle paar Stunden nach ihrem Sohn rief und besorgt fragte, ob denn auch alles in Ordnung mit ihm sei. "Hat deine Mutter Angst, dass ich dir etwas antun könnte?", fragte Lucius, dem das Ganze langsam zu bunt wurde, als sie gerade dabei waren ihr neuestes Geheimversteck zu bauen. "Nein, nein.", winkte Lucifer ab. " Sie ist nur hyperfürsorglich." "Sie findet es bestimmt nicht toll, dass du mit mir befreundet bist.", seufzte der Blonde deprimiert. "So ein Blödsinn! Das hat mit dir gar nichts zu tun. Sie macht sich nur andauernd Sorgen um mich. So sind Mütter nun einmal." "Aha." "Was ist eigentlich mit deiner Mutter?", wunderte sich der Dunkelhaarige auf einmal. "Ich habe sie noch nie gesehen und zum Essen hat dich auch noch nie einer gerufen." "Ich kann immer essen, wenn ich gerade Lust dazu habe.", meinte Lucius ausweichend. "Du hast es gut! Bei uns darf niemand mit dem Essen anfangen, bis nicht alle am Tisch sitzen, und man darf erst aufstehen, wenn auch der Letzte aufgegessen hat. Und Lionel trödelt immer so beim Essen! Ich glaube, das macht er mit Absicht, damit ich nicht wieder so schnell zum Spielen rauskomme!" "Ich würde gern mit dir tauschen. Vater ist immer unterwegs und ,wenn er zuhause ist, arbeitet er immer nur. Er hat nie Zeit, um mit mir zu essen. Geschwister habe ich keine und meine Mutter... sie ist gestorben, als ich zur Welt gekommen bin." Lucifer sah seinen Freund erschrocken an. Man merkte, dass er verzweifelt nach passenden Worten suchte, doch Lucius beschloss, dem ein schnelles Ende zu bereiten. "Hier fehlen noch Tannenzweige. Ich gehe und suche ein paar.", sagte er und zog los. Lucifer blieb einfach am Boden sitzen und starrte ihm hinterher. Er fühlte eine tiefe Trauer in sich aufsteigen, darüber, dass Lucius seine Mutter nie gekannt hatte, darüber, dass dieser scheinbar niemanden hatte, der sich um ihn kümmerte. Mit diesen Gedanken stieg auch eine Wut in ihm hoch; eine Wut auf den Vater seines Freundes und die Bediensteten des riesigen Anwesens, die ihn scheinbar mit Verachtung straften. Er spürte, wie sich die Wut immer mehr ausbreitete und dabei war, die Oberhand zu gewinnen. Sein Herz schlug schneller und sein ganzer Körper bebte. Nein! Er durfte sich von dieser Wut nicht überwältigen lassen! Damit wäre sicher niemandem geholfen. Da fiel ihm schlagartig ein, wie er seinem Freund wirklich helfen konnte. Die Wut verflog so schnell, wie sie gekommen war, und machte seiner Erleichterung Platz. Befreit atmete Lucifer auf und wischte sich die Schweißperlen ab, die sich auf seiner Stirn gebildet hatten. Er beschloss, seinen Plan sofort in die Tat umzusetzen und rannte nach Hause. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Sehr mit sich selbst zufrieden kam Lucifer wieder zu ihrem neune Geheimstützpunkt zurück. Lucius war auch schon wieder ad und befestigte die Tannenzweige an dem Gerüst, das das Dach bilden sollte. "Kannst du hier mal kurz festhalten, damit ich alles mit dem draht befestigen kann?" "Klar.", grinste Lucifer. Der Blonde sah ihn fragend an. Doch er schüttelte nur abwinkend den Kopf und half seinem Freund beim Dachdecken. Und es war wieder so al hätte ihr Gespräch vor einer halben Stunde überhaupt nicht stattgefunden. Um Punkt zwölf Uhr mittags erklang wieder die altbekannte Stimme von Mrs. Meursault, doch dieses Mal glaubte Lucius sich verhört zu haben: "LUCIFER, LUCIUS! KOMMT HER, DAS ESSEN IST FERTIG!" "WIR KOMMEN!", rief der Dunkelhaarige seiner Mutter zu, nahm den verdattert drein sehenden Lucius bei der Hand und zog ihn grinsend hinter sich her. Seit jenem Tag aß Lucius täglich zu Mittag und zu Abend bei den Meursaults. Am Anfang war ihm noch ein wenig unbehaglich zumute und er fragte immer wieder, ob er auch wirklich nicht störe, woraufhin Lucifer meinte, er solle sich diesen Gedanken sofort aus dem Kopf schlagen; Mr. Meursault sagte, je mehr da seien, desto lustiger wäre es doch; und der kleine Lionel meckerte, es wäre ihm ja am liebsten, wenn Lucius überhaupt nicht mehr kommen würde, weswegen der Fünfjährige von Mrs. Meursault einen Klaps auf den Hinterkopf bekam. Alles in allem waren fast alle zufrieden. Lucius musste nicht mehr alleine essen. Für Lucifer war das Warten am Tisch nicht mehr so langweilig, weil Lucius nun bei ihm war, und Mr. und Mrs. Meursault waren froh, dass ihr ältester Sohn endlich einen Freund gefunden hatte, was Lucius doch sehr wunderte. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass jemand wie Lucifer Probleme damit haben sollte, Freunde zu finden. Doch er sollte bald herausfinden, welches dunkle und gefährliche Geheimnis in seinem sonst so fröhlichen Spielkameraden schlummerte.... [Das wäre jetzt ein sehr schönes Ende, doch es tut mir leid euch enttäuschen zu müssen: Ihr habt noch nicht einmal die Hälfte dieses Kapitels geschafft!] +++++++++++++++++++++++++++++ Der Sommer war schon lange vorbei und der Herbst, der auch schon fast vorüber war, zeigte sich von seiner ungemütlichsten Seite. Aber das störte Lucius nicht im Geringsten. Diese grauen, verregneten, stürmischen Tage waren für ihn ganz normal. Was erwartete man schließlich sonst vom November? Der Blondschopf schlüpfte in seine Gummistiefel und warf sich sein Regencape über. Natürlich würden sie bei diesem Wetter nicht draußen spielen, das hatte Mrs. Meursault ihnen ausdrücklich untersagt. Nicht, dass Lucius besonders scharf darauf gewesen wäre. Früher hätte er freiwillig nicht einen Fuß bei diesem Sauwetter über die Schwelle gesetzt, sondern hätte den ganzen Tag im Bett verbracht. Doch heute wie an jedem dieser trüben Herbstmorgen würde er zu Lucifer hinübergehen und erst nach dem Abendessen wieder zurück nach Hause kommen. Das war schon ganz selbstverständlich und er hatte langsam das Gefühl, dort mehr zuhause zu sein als hier, wo sich ja doch niemand um ihn kümmerte. Gut gelaunt lief der Siebenjährige also in voller Montur durch die Eingangshalle auf die Haustür zu, als er plötzlich die Stimme seines Vaters vernahm: "Wohin willst du so früh am Morgen?" Lucius erstarrte in der Bewegung; er atmete einmal tief durch, bevor er sich umdrehte und zu seinem Vater hinaufsah, der gerade die Treppe heruntergeschritten kam. "Ich gehe hinüber zu dem Meursaults, Vater. Ich bin mit ihrem ältesten Sohn verabredet." "Ist es wahr, dass du dort regelmäßig dinierst, Lucius?" "Ja, das ist wahr.", antwortete er zögerlich. Woher kam nur das plötzliche Interesse seines Vater? Was hatte er vor? Tja, was auch immer es war, es konnte bestimmt nichts gutes bedeuten. Am liebsten hätte er seine mentalen Fühler ausgestreckt, um zu sehen, was sein Vater vorhatte, aber das hätte dieser sofort bemerkt. Und er hasste nichts mehr, als wenn sein Sohn in Dingen herumschnüffelte, die ihn absolut nichts angingen. "Nun, von heute an wirst du das nicht mehr tun." "Aber, Vater, ich...", protestierte Lucius. "Unterbrich mich nicht!", fuhr ihn sein Vater an. "Du wirst diese Leute nicht mehr belästigen und dein Zimmer wirst du erst wieder verlassen, wenn ich es dir erlaube! Habe ich mich klar ausgedrückt?" Der Junge zögerte einen Augenblick, bevor er antwortete: "Ja, das hast du. Aber Mr. und Mrs. Meursault fühlen sich gar nicht belästigt. Und Lucifer wartet doch auf mich. Ich muss da jetzt rüber." Während er redete, war Mr. Malfoy langsam die Treppe hinunter und auf ihn zu gegangen. Als er vor ihm stand, holte er einmal aus und schlug ihn zu Boden. "DU SOLLST AUF DEIN ZIMMER GEHEN, HABE ICH GESAGT!", schrie er seinen Sohn an. Dieser saß auf dem Boden, hielt sich die Wange, sah seinen Vater mit angsterfüllten Augen an und wagte es nicht, sich vom Fleck zu bewegen. "Bist du taub!" Grob packte Mr. Malfoy ihn an seinem Cape, riss ihn auf die Beine, zog ihn hinter sich die Treppe hinauf und stieß den Jungen in sein Zimmer. ++++++++++++++++++++++++++++ Lucifer stand mit müdem Gesichtsausdruck und aufgestützten Armen vor dem Fenster und zählte die Regentropfen. Eigentlich hielt er nach Lucius Ausschau, doch der schien sich heute morgen reichlich Zeit zu lassen. Er seufzte vor Langeweile und als von seinem Freund nach einer Stunde immer noch weit und breit nichts zu sehen war, beschloss er selbst einmal rüberzugehen, um zu schauen, warum er nicht kam. Als er gerade beim Haus angekommen war, öffnete sich die Haustür und Lucifer sprang reflexartig hinter die Hausecke. [1] Er sah einen großen, blonden, ganz in schwarz gekleideten Mann herauskommen, der einem Bediensteten noch etwas unverständliches zurief, bevor er verschwand. ,Das muss wohl der Vater von Lucius sein. Unheimlicher Kerl... aber geht er nicht normalerweise früher zur Arbeit?' Der Dunkelhaarige zuckte mit den Schultern. Das konnte ihm doch egal sein. Wichtiger war es jetzt herauszubekommen, warum sein Freund heute morgen nicht rübergekommen war. Er schlug mit der Faust ein paar mal gegen die Eingangstür, weil er an den Türklopfer nicht herankam. Nach nur wenigen Sekunden öffnete sich die Tür und vor ihm stand der Mann, mit dem Mr. Malfoy gerade noch gesprochen hatte. "Ja, bitte?" "Guten Tag. Ich bin Lucifer Meursault, ich wollte zu Lucius.", sagte der Junge artig. "Bedaure, aber der junge Herr ist zur Zeit leider außer Haus." "Oh... okay, danke trotzdem." Lucifer machte sich missmutig auf den Weg zurück, als er plötzlich das Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Blitzschnell drehte er sich und sah sich suchend um. Dann entdeckte er Lucius, der im zweiten Stock hinter einem Fenster stand und ihm leicht zuwinkte. Er spürte wie sich eine Welle der Traurigkeit in seinem Körper ausbreitete, die nicht seine eigene war und kurz darauf erklang auch die Stimme seines Freundes in seinem Kopf. ,Es tut mir leid, das ich nicht gekommen bin. Ich glaube, wir können und erst einmal eine Zeit lang nicht mehr sehen...' Auf einmal fuhr in einem Bruchteil von wenigen Sekunden eine Reihe von wirren Bildern durch seinen Kopf. Er sah Lucius' Vater vor sich, wie er ausholte und zuschlug, wie er ihn mit sich zerrte, in sein Zimmer stieß und mit einem Ledergurt auf ihn einschlug. Die Bilder verschwanden so schnell wie sie gekommen waren. Der erschrockene Dunkelhaarige verstand nun, dass er einige Fetzen von dem gesehen habe musste, was Lucius erlebt hatte. Als Lucius realisierte, dass er diese Bilder aus Versehen seinem Freund "zugeschickt" hatte, setzte er schnell hinterher: "Vergiss, was du gesehen hast! Es ist nicht so schlimm wie es aussieht!" Lucifer starrte ihn immer noch gebannt an, dann nahmen seine Augen plötzlich einen entschlossenen Ausdruck an. ,Ich komme zu dir!' Er stapfte zurück und klopfte noch einmal. Wieder wurde die Tür von dem Angestellten geöffnet. "Sie haben mich angelogen! Er ist ja doch da!", maulte der Dunkelhaarige und drängte sich durch den Türspalt hinein. "Der junge Herr darf jetzt niemanden sprechen.", erwiderte der Mann und packte Lucifer am Handgelenk. "Er muss ja auch nicht reden. Lassen Sie mich jetzt bitte los!!" Er riss sich los und rannte in Richtung Treppe, doch da kamen auch noch zwei weitere Bedienstete und hielten ihn zurück. "Loslassen habe ich gesagt!" Lucifer zog und zerrte, aber befreien konnte er sich nicht. Und da war sie plötzlich wieder, diese Wut. Und diesmal wehrte er sich nicht dagegen. Es gab nur diese eine Möglichkeit, wenn er wirklich zu seinem Freund wollte. Und selbst wenn er es nicht gewollt hätte, hätte er das, was nun passierte nicht mehr verhindern können. Sein Herz raste, sein Körper bebte und begann zu krampfen. Die Nägel an seinen Händen wurden zu Krallen, aus seinen Eckzähnen wurden Fangzähne und seine goldenen Augen blitzten bedrohlich, dank der nun blutroten Augäpfel. ++++++++++++++++++++++++++++ Lucius hörte den Radau, der aus dem Erdgeschoss nach oben hallte. Aus Sorge um seinen Freund, beschloss er schließlich das Verbot seines Vaters zu missachten und nachzusehen, was da unten los war. Von der Treppe aus erblickte er Lucifer, der gerade den Gärtner äußerst brutal gegen eine Wand stieß. Ein paar Meter weiter lag eines der Hausmädchen scheinbar bewusstlos am Boden. Der Butler hockte neben ihr, stand gerade auf und schleuderte einen Betäubungszauber auf den außer Kontrolle geratenen Jungen. Doch als hätte er es gewittert, drehte sich der Dunkelhaarige um und schlug den Bann mit der bloßen Hand beiseite. Er ließ nun ab von dem Gärtner, der stöhnend an der Wand herunterrutschte und in sich zusammenbrach, und raste nun auf den Butler zu. Dieser versuchte noch einmal den kleinen Jungen zu betäuben, doch auch dieses Mal verfehlte der Zauber seine Wirkung. Lucifer riss den großen Mann mit sich zu Boden und wollte diesen gerade mit seinen Krallen bearbeiten, als Lucius es auf einmal nicht mehr aushielt und rief: "Lucifer, hör auf damit!" Der Blonde war schockiert gewesen von der seltsamen Veränderung seines Freundes und wusste immer noch nicht genau, was er davon halten sollte, aber wenn Lucifer nicht bald damit aufhören würde, würde er jede Menge Ärger bekommen und das wollte Lucius ihm unbedingt ersparen. Kaum war der Ruf über seine Lippen gekommen, hielt Lucifer augenblicklich inne und wandte seinen Blick blitzschnell in die Richtung, aus der die Forderung gekommen war. Als ihre Augen sich trafen, spürte Lucius wie eine starke Welle aus Wut, Hass und Verzweiflung über ihn hereinbrach. Es war wie ein tosender Sturm der Gefühle, der gewaltsam versuchte ihn niederzuringen. Der Blondschopf verstand, dass diese Gefühle es waren, die seinen Freund zu dieser Raserei angetrieben hatte, aber er wusste beim besten Willen nicht, was er dagegen tun sollte und das bereitete ihm wahnsinnige Angst. Wie wenn der Dunkelhaarige seine Furcht spüren könnte, glitt ein fieses Grinsen über sein Gesicht. Er erhob sich und schritt langsam die Treppe hinauf, den blonden Jungen wie eine Beute fixierend. Lucius merkte an dem irren Blick seines Freundes, das reden hier wohl nicht viel bringen würde, also tat er, was jeder andere Siebenjährige an seiner Stelle getan hätte - er rannte weg. In dem Moment als er losspurtete, raste auch Lucifer los. Als hätte die Angst ihm Flügel verliehen, peste Lucius durch das Landhaus, während der scheinbar durchgeknallte Junge ihm stets auf den Fersen blieb. In blinder Panik düste der Blonde in die Abstellkammer und hatte sich so selbst in eine Sackgasse manövriert. Apathisch sah er sich um und sprang dann blitzartig in den nächstbesten Schrank. Hier im Dunkeln hockend verfluchte er seine Dämlichkeit und seine Angst; wenn er die nicht bald loswurde, würde Lucifer ihn bestimmt finden. Er schien seine Furcht ja geradezu zu riechen. Ja, Lucius müsste nur ganz still sein und seine innere Ruhe finden, dann würde er bestimmt... Moment mal, Ruhe!? Mental schlug er sich die Hand vor den Kopf. Da hätte er auch ruhig eher drauf kommen können. Um seinen Freund zu beruhigen, müsste er ihm nur "Ruhe" rüberschicken und somit den Sturm in seinem Kopf beenden. Das dürfte doch nicht so schwer sein, wozu war er denn schließlich ein Empath! Lucius zuckte zusammen, als er hörte wie Lucifer den Raum betrat. Okay, jetzt hieß es handeln. Er schloss die Augen und konzentrierte sich darauf, seine innere Ruhe zu finden, was ihm schließlich auch gelang. Plötzlich wurde jedoch die Schranktür aufgerissen. Der Dunkelhaarige packte mit der Hand den Hals seines Freundes, zerrte ihn aus dem Schrank und drückte ihn gegen die Wand. Die Panik wollte den Blonden wieder überfallen, als ihm brutal die Luft abgedrückt wurde, aber er drängte sie beiseite. Hierbei würde ihm ein angeborener Überlebensinstinkt nicht weiterhelfen. Sternchen tanzten schon vor seinen Augen, als er versuchte Lucifer seine Ruhe zuzusenden und seine rasenden Gefühle zu verdrängen. Er schien Erfolg zu haben, denn langsam lockerte sich der Griff. Der Dunkelhaarige stöhnte und schwankte und brach dann einfach zusammen. Erschöpft ließ Lucius sich fallen und dann wurde alles schwarz... +++++++++++++++++++ Als Lucius wieder zu sich kam, sah er seinen Freund zusammengekauert in der Ecke sitzen. "Du bist also endlich wieder wach.", kam es leise von da drüben. "Ist alles in Ordnung bei dir?" "Ja.", meinte der Blonde, erhob sich und ging langsam auf Lucifer zu. "Und bei dir? Bist du wieder okay?" "Es tut mir leid. Ich wollte dir nicht wehtun. Es ist nur so... ich habe keine Kontrolle über mich, wenn ich... wenn ich SO bin. Ich kann verstehen, wenn du jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben willst." "Du bist ja zum Glück nicht immer so, also stört es mich nicht weiter." Lucius setzte sich neben den Dunkelhaarigen und sah ihn interessiert an. "Aber sag mal, was war das gerade eigentlich? Ich habe so etwas noch nie zuvor gesehen." Lucifer drehte seinen Kopf leicht in Lucius' Richtung. Seine goldenen Augen blickten ihn eine Weile an, bevor er schließlich antwortete: "Ich bin ein Berserker. Es ist als wäre die ganze Zeit ein wildes Tier in mir und immer wenn ich sauer werde, versucht es die Oberhand zu gewinnen. Normalerweise kann ich es ganz gut unterdrücken, aber wenn meine Wut übermächtig wird, habe ich keine Chance... Jetzt weißt du auch, warum meine Mutter immer nach mir schaut. Sie hat immer Angst davor, dass ich durchdrehe und jemanden verletze oder sogar...", er stockte und konnte nicht verhindern, dass sich Tränen in seinen Augen sammelten. "Das ist auch der Grund, warum wir hierher gezogen sind." Lucius legte einen Arm um seinen Freund und zog ihn an sich, als dieser zu schluchzen begann. "Ich will nicht schon wieder umziehen." "Das musst du auch nicht. Es ist doch nichts wirklich Schlimmes passiert. Alles was wir von jetzt an tun müssen, ist nur dafür zu sorgen, dass du nicht mehr wütend wirst. Und falls es doch mal soweit kommen sollte, hast du ja immer noch mich! Ich weiß jetzt ja, wie ich dir dann helfen kann." Er lächelte seinen Freund aufmunternd zu. "Meinst du das Ernst? Du willst immer noch mein Freund sein?", fragte Lucifer ungläubig. "Na klar! Du bist der einzige und beste Freund, den ich je hatte, und den werde ich doch wegen so einer Kleinigkeit nicht einfach aufgeben!" Der Dunkelhaarige lächelte. "Ja, du bist auch der beste Freund, den ich je hatte. Danke, das du mich nicht aufgeben willst." +++++++++++++++++++++ Lucius hatte keine Ahnung wie sie es gestellt hatten, aber Lucifers Eltern hatten es irgendwie geschafft, seinen Vater davon zu überzeugen, dass er weiterhin jeden Tag mit Lucifer verbringen konnte. Auch seine Mahlzeiten durfte er weiterhin bei ihnen einnehmen. Merkwürdigerweise hatte er auch keinen Ärger bekommen für das, was an diesem denkwürdigen Tag passiert war. Konnten die Meursaults etwa zaubern? [2] Doch was kümmerte ihn das. Er beschloss es einfach als Tatsache anzusehen, dass sein Leben jetzt langsam etwas rosiger wurde. [1] So viel Häuser in einem Satz! *sichdiehhaarerauf* Tut mir leid, es ging einfach nicht anders [2] Natürlich können sie zaubern, aber ihr wisst doch, wie ich das meine, oder? Vielen, vielen lieben Dank für die Kommis. Es motiviert mich immer ungemein zu sehen, dass Leute meine Geschichten lesen und sie ihnen auch gefallen! :) Wow, dieses Kapitel ist sehr viel länger geworden, als ich erwartet hatte. Ich hoffe, es hat euch gefallen! Ich habe jetzt ausgerechnet, dass es insgesamt 5 Kapitel geben wird (Prolog und Epilog nicht mit eingerechnet). Wie ihr vielleicht schon in der Übersicht gesehen habt, gibt es jetzt bei jedem Kapitel ein Gratis-Kurzinterview dazu. Wenn ihr also irgendetwas nicht verstanden habt oder etwas bestimmtes von den Charakteren wissen wollt, könnt ihr mir die Frage in einem Kommentar mitteilen und ich werde dann die Leutz hier zwingen.... ähm ich meinte natürlich bitten, spätestens beim nächsten Kapitel darauf zu antworten! Ihr könnt natürlich auch ein Kommi hier lassen ohne eine Frage zu stellen (<- ist bei auch immer willkommen, je mehr desto besser!!) Vorschau: Im nächsten Kapitel sind die zwei schon in ihrem ersten Jahr in Hogwarts und wir erfahren, dass Lucifer noch ein weiteres kleines Problemchen hat und zwar sehr zum Leidwesen von Lucius (?).... nicht wirklich, oder?? Bis zum nächsten Mal! Byebye, Starlet Kapitel 2: Der ganz normale Schulstress? ---------------------------------------- Vier Jahre waren vergangen, seit die beiden sich kennen gelernt hatten. Heute war ihr erster Tag in Hogwarts schon fast vorüber. Beide waren sie nach Slytherin gekommen und zusammen hatten sie ihren eigenen Schlafsaal bekommen, bzw. der andere war schon von den übrigen Neuankömmlingen besetzt, weswegen sie jetzt ein Vierbettschlafraum für sich allein hatten. Doch Lucius würde schnell erfahren, dass es auch gereicht hätte, wenn in dem Zimmer drei Betten weniger gestanden hätten. Die beiden hatten sich bettfein gemacht, waren jeder in ihr Bett gekrochen, löschten die Lichter und der Blondschopf war sogar schon dabei sich nach diesem anstrengenden Tag ins Land der Träume zu verabschieden, als schließlich eine Kerze wieder anfing zu brennen und er jemanden durch den Raum tapsen hörte. Todmüde öffnete er ein Auge und erblickte Lucifer, der vor seinem Bett stand und ihn flehend ansah. "Wasn los?", nuschelte Lucius. Sein Freund schaute leicht verlegen drein und meinte dann schließlich: "Ich kann allein nicht schlafen. Kann ich zu dir kommen?" Lucius richtete sich verwundert in seinem Bett auf. "Wie meinst du das, du kannst nicht allein schlafen? Wie schläfst du denn sonst?" "Meistens schlafe ich bei meinem Bruder, es sei denn wir haben uns am Tag heftig gestritten, dann übernachte ich ausnahmsweise bei meinen Eltern. Ich weiß, das hört sich wirklich total blöd und kindisch an, aber es klappt sonst einfach nicht! Ich bin noch nie eingeschlafen, wenn ich allein im Bett lag.", erklärte der Dunkelhaarige. "Meine Eltern haben schon oft versucht, mir das abzugewöhnen, aber nachdem ich dann immer drei, vier Nächte überhaupt nicht geschlafen habe, haben sie es schließlich aufgegeben... bitte, bitte lass mich bei dir im Bett schlafen. Ich verspreche auch, dass ich dich ganz bestimmt nicht stören werde!" Sein Freund kratzte sich am Kopf und gähnte einmal herzhaft. Lucifer war sich nicht sicher, ob er überhaupt mitbekommen hatte, was er ihm gerade erzählt hatte, als dieser schließlich murmelte: "Meinetwegen, aber mach jetzt endlich mal das Licht aus." Ein Grinsen huschte über Lucifers Gesicht. Er pustete die Kerze aus, krabbelte zu Lucius unter die Decke und wünschte ihm fröhlich eine "gute Nacht", was dieser mit einem leisen, grummeligen "Nacht" quittierte. Nur wenige Augenblicke später wurden sie von dem wohlverdienten Schlaf übermannt. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Die nächsten Wochen und Monate lief es nicht anders und es schien jetzt schon beinahe selbstverständlich zu sein, dass die beiden Freunde sich ein Bett teilten. [1] Es ging bereits in zügigen Schritten auf Weihnachten zu und Lucius hatte sich schon damit abgefunden, dass er ab jetzt wohl den Rest seines Lebens viermal täglich diesen widerlichen Trank, der sein rotes Auge verbergen sollte, runterwürgen musste. Hier, wo er ständig von fremden Leuten umgeben war, konnte er ja schlecht darauf verzichten. Das würde nur zu nervigen Fragen, Hänseleien und einem Überschuss an Aufmerksamkeit führen. Nein, wenigstens hier, wo (fast) niemand sein Geheimnis kannte, wollte er leben wie jeder andere normale Junge auch. Lucifer, der im Zaubertrankunterricht seine Leidenschaft für das Herumexperimentieren entdeckt hatte, wollte sich nicht damit abfinden und begann damit, eigene Kreationen zu entwerfen. Diese sollten besser schmecken als das alte Serum, oder zumindest länger halten; doch bislang war keiner seiner Versuche von Erfolg gekrönt gewesen. Lucius fragte sich immer noch, warum er sich von seinen Freund immer dazu breitschlagen ließ, dessen neueste Erfindungen auszuprobieren. Meistens musste er gleich im Anschluss auf die Toilette, um sich ihrer wieder zu entledigen, ohne dass sich auch nur der kleinste Erfolg gezeigt hatte. Einmal landete er sogar in der Krankenstation; der Trank, den er dieses Mal genötigt wurde zu nehmen, färbte sein rotes Auge nicht blau, sondern sein blaues auch noch rot, und als wäre das nicht genug gewesen, fingen seine Augen dann auch noch im wahrsten Sinne des Wortes an zu brennen. An diesem Tag musste Lucifer seinem Freund versprechen, ihm nie wieder ein ungetestetes Serum zu verabreichen, weshalb der Dunkelhaarige nun für den Rest des Schuljahres einen Teil seiner Freizeit damit verbrachte auf Rattenjagd zu gehen. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Das zweite Jahr brach an und der zweite Jahrgang der Slytherins bekam Zuwachs: Kai Fujizawa. Der 13-jährige war im Sommer mit seinen Eltern nach England gezogen und würde nun deswegen hier zur Schule gehen. Lucius und Lucifer kam das schon ein wenig merkwürdig vor. Wenn man auf ein Internat ging und die Familie dann umzog, musste man doch nicht zwangsläufig die Schule wechseln. Doch so sehr sie ihren neuen Zimmerpartner auch löcherten, er ließ absolut nichts durchblicken. Er schien überhaupt einer von der kühlen, strengen Sorte zu sein. Es war, als würde er jeden Abend vorm Schlafen einen ganz genauen Plan von dem nächsten Tag machen, auf dem ganz präzise stehen würde, was er tun muss und was er auf keinen Fall machen durfte. Auf jeden Fall ging er immer beim Zubettgehen nach der gleichen Prozedur vor: Er legte sich ins Bett und starrte fünf Minuten lang regungslos an die Decke, bevor er das Licht löschte und scheinbar gleich einschlief. In der ersten Nacht dachten Lucius und Lucifer noch, hätte er es ihretwegen gemacht. Denn als er gesehen hatte, dass die beiden scheinbar zusammen in einem Bett schliefen, hatte er sie ein paar Sekunden emotionslos (wie immer) angeschaut und war dann selbst ins Bett gegangen, wo er minutenlang die Decke fixierte, ehe er das Kerze ausblies. Die beiden beschlossen ihn lieber nicht danach zu fragen und ließen den sonderbaren Zeitgenossen mit dem bösen Blick von dem Tag an einfach in Ruhe. Doch das war leichter gesagt als getan wie es sich eines Morgens herausstellte: "Lucius, wach auf!" "Noch fünf Minuten, okay?" "Nein! Nicht okay! Wir haben verschlafen! In fünf Minuten beginnt die erste Stunde!" "Was!?" Lucius war mit einem Schlag hellwach und sah zu Lucifer hinüber, der schon dabei war, sich in seine Klamotten zu werfen. "Wieso haben wir den Weckruf nicht gehört?" "Das weiß ich auch nicht und du solltest jetzt auch nicht darüber nachdenken, sondern lieber in die Puschen kommen.", trieb Lucifer seinen Freund an. "Bin ja schon dabei!" "Na toll.", kam es von dem Dunkelhaarigen, der zum Nachbarbett schaute. "Fujizawa scheint schon lange weg zu sein. Er hätte uns wenigstens wecken können, bevor er ging! Das hat er bestimmt mit Absicht gemacht!" "Du solltest jetzt nicht darüber nachdenken, sondern lieber in die Puschen kommen.", imitierte Lucius seinen Freund. "Ich bin schon längst fertig. Ich warte nur noch auf dich. Was machst du da überhaupt??" Lucifer beobachtete interessiert wie der Blonde auf dem Boden umherkroch und unters Bett lugte. "Ich kann meinen zweiten Schuh nicht finden. Er ist einfach weg!" "Das darf doch jetzt nicht wahr sein!" Lucifer blickte sich suchend um und wurde auch schnell fündig. "Hier ist er doch, du Blindfisch!" Lucius fing den Schuh, der ihm zugeworfen wurde und sah seinen Freund entnervt an. "Das ist DEIN Schuh! Du solltest dir noch mal die Äuglein waschen, bevor du zum Unterricht gehst." "Das kann gar nicht mein Schuh sein. Ich habe doch schließlich beide an!" Zum Beweis hob er seine Robe ein Stück und zum Vorschein kamen ein schwarzblauer und ein schwarzbrauner Schuh. "Du hast meinen Schuh! Da kann ich ja lange suchen!" "Ups, muss ich wohl in der Hektik vertauscht haben... dann zieh schnell meinen an und wir sind quitt." "Ich will aber nicht deinen Schuh, ich will meinen Schuh." "Ich bin doch nicht giftig!" "Darum geht's doch gar nicht. Ich will einfach nicht mit verschiedenfarbigen Schuhen rumlaufen!" "Stell dich nicht so an. Jetzt beeil dich, wir sind schon jetzt zu spät.", drängte Lucifer und verließ den Raum. "Da bleibt mir wohl nichts anderes übrig...", murmelte Lucius, zog sich Lucifers Schuh an und folgte ihm schnell. Natürlich waren sie zu spät zum Unterricht gekommen, doch glücklicherweise entgingen sie dem Nachsitzen und kamen noch mal mit einer Verwarnung -und mehr Hausaufgaben- davon. ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Zur Mittagszeit kamen die zwei Halbverhungerten endlich zu ihrem Recht. Sie hatten sich an einem der Tische in der großen Halle niedergelassen und stopften immer noch nicht sehr gut gelaunt das Essen in sich hinein, da entdeckte Lucifer drei Tische [2] weiter jemanden, der ihm den Appetit vergehen ließ. Fujizawa hatte sich dort niedergelassen, stocherte lustlos in seinem Essen rum und blätterte interessiert in einem alten Buch herum. Lucifer schmiss seine Gabel auf den Teller. "Okay, mir reicht's! Der kriegt jetzt was von mir zu hören!", sagte er und wollte gerade aufstehen, als Lucius ihn am Handgelenk zurückhielt. "Aber doch nicht jetzt, wo hier alle gerade am Mittagessen sind. Such dir dafür einen Ort aus, an dem gerade nicht so viele Leute anwesend sind!" "Ich muss das aber jetzt loswerden, sonst platze ich noch - oder es passiert noch was schlimmeres." Er riss sich los und schritt schnurgerade auf den Rothaarigen zu. Lucius seufzte ergeben, erhob sich dann aber ebenfalls, um seinem Freund beistand zu leisten. Lucifer war währenddessen bei seinem Ziel ankommen und schnappte ihm ohne Vorwarnung das Buch aus der Hand. Fujizawa hatte sich weder erschrocken, noch hatte er sich umgedreht, um zu sehen, wer der Übeltäter war. Er saß einfach genauso da wie vorher, als er das Buch noch in der Hand hielt und sagte ruhig: "Könnte ich bitte mein Buch zurückbekommen?" "Nein.", antwortete Lucifer und reichte das Buch an Lucius weiter. "Vielleicht nachher, wenn mir deine Antworten gefallen." "Ich wüsste nicht, wann du mich etwas gefragt hättest." "Jetzt werd' nicht frech!" "Ich bin nicht frech. Ich sagte nur ganz klar wie es ist." "Oh, das ist ja seltsam. Dabei weißt du im Unterricht doch schon immer die Antworten auf alles, noch bevor der Lehrer überhaupt eine Frage gestellt hat. Ist die Glanzstunde unseres Oberstrebers etwa schon vorbei??", fragte Lucifer gespielt entsetzt. "Dann muss ich dich wohl mal aufklären.", sagte Fujizawa gelassen und blickte ihm in die Augen. "Ich kann nur ungesagte Fragen von Leuten beantworten, die mindestens genauso intelligent sind wie ich. Deshalb kannst du nicht von mir erwarten, dass ich das auch bei so einem minderbemittelten Halbaffen machen kann, wie du einer bist." Lucifers Gesicht nahm einen leicht rötlichen Ton an. "Wie war das gerade?!" "Oh, entschuldige bitte. Das hätte ich mir ja denken können, dass das für so jemanden wie dich zu hoch ist." Lucifer wollte gerade ziemlich sauer etwas erwidern, als Lucius das Buch laut auf den Tisch knallen ließ. Er hatte bemerkt, dass sich seinen Freund nicht mehr weit von seinen berserkerähnlichem Zustand befand. Natürlich empfand er Fujizawas Worte auch als höchstbeleidigend, doch im Augenblick gab es wichtigere Dinge. "Das reicht jetzt! Hört auf mit dem Drumherumgerede! Es liegt doch wohl klar auf der Hand, was wir wollen: Warum hast du uns heute morgen nicht geweckt?" "Ich bin doch nicht euer Kindermädchen. In eurem Alter solltet ihr schon in der Lage sein allein aufzustehen." "Hallo? Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun? Wir gehen alle in eine Klasse und müssen somit auch immer zur gleichen Zeit los. Ist dir, als du den Schlafsaal verlassen hast, nicht einmal in den Sinn gekommen: ,Oh, die beiden schlafen noch, sie haben wohl den Weckruf nicht gehört. Ich sollte sie lieber schnell wecken, bevor ich losgehe, sonst kommen sie nachher zu spät zum Unterricht.' So etwas tut ein normaler Mensch!" "So etwas tut ein dummer Mensch. Ich wollte euch damit nur eine kleine Lektion erteilen. So etwas kommt davon, wenn man noch bis spät in die Nacht aufbleibt und andere beim Schlafen stört. Ich hoffe, ihr macht euch mal Gedanken darüber, wenn ihr an euren Extrahausaufgaben sitzt." "Wir waren letzte Nacht überhaupt nicht lange wach. Wir waren zeitgleich mit dir im Bett!", protestierte Lucifer. "Das trifft vielleicht auf die letzte Nacht zu, aber es gibt nicht wenige Ausnahmen, bei denen das nicht der Fall war." "Es mag sein, dass wir manchmal erst später schlafen gehen, aber Fakt ist, dass wir gestern rechtzeitig im Bett waren, also war das Verschlafen definitiv nicht unsere Schuld.", konterte Lucius. "Genau. Das bedeutet, dass du uns heute lediglich eins reinwürgen wolltest! Hab ich recht?", fragte Lucifer. "Das ganze ist so lächerlich.", Fujizawa nahm sein Buch und erhob sich. "Ich habe weder Zeit noch Lust das mit euch auszudiskutieren." "Hey, bleib hier, wenn wir mit dir reden!", verlangte Lucifer und packte ihn an der Schulter. "Fass mit nicht an!", zischte Fujizawa, woraufhin der Dunkelhaarige reflexartig mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht seine Hand wegzog. Als Lucius auf eben diese blickte, sah er, dass sich auf ihr kleine Brandblasen gebildet hatten. "Sag mal, was bist du eigentlich für ein Freak?!" "Das geht euch einen feuchten Dreck an! Fasst euch lieber an eure eigene Nase! Als ,normal' würde ich euch auch nicht gerade bezeichnen!" "Jetzt halt aber mal die Luft an, wir...", weiter kam Lucifer nicht, denn in dem Moment trat Professor McGonagall dazwischen. "Was ist hier los?!" Mit einem Mal war es in der großen Halle totenstill. Erst jetzt fiel ihm auf, dass es auch schon vorher recht ruhig im Saal gewesen war. Nun sah er, dass alle ruhig auf ihren Plätzen saßen (oder standen, um besser sehen zu können) und ihr Gespräch gebannt mitverfolgt hatten. "Meursault! Malfoy! Hatte ich ihnen nicht heute morgen schon eine Verwarnung gegeben!?" "Aber wir haben doch überhaupt nichts gemacht.", verteidigte Lucifer sie beide. "Sie meinen also einen solchen Aufstand in der großen Halle zu veranstalten, sei überhaupt nichts? Ihr beide werdet jetzt mit mir kommen." "Aber Professor, sehen sie sich doch einmal an, was Fujizawa mit Lucifers Hand gemacht hat!" Professor McGonagall langte nach der Hand Lucifers, blickte einmal kurz darauf und wandte sich dann mit strenger Miene an den Rothaarigen. "Hatten Sie mit dem Direktor zu Beginn des Schuljahres ein Gespräch darüber, dass sie solcherlei Dinge vermeiden sollten?" "Ja, das hatte ich.", erwiderte dieser. "Nun gut. Fujizawa, Sie werden uns ebenfalls begleiten. Meursault, gehen Sie in den Krankenflügel und lassen Sie das behandeln, bevor Sie zu uns stoßen." Lucifer nickte und machte sich auf den Weg in den Krankenflügel, während die anderen beiden Professor McGonagall folgten. Kaum hatten sie die große Halle verlassen, brach ein großes Gemurmel und Getuschel aus und alle fragten sich, wie das wohl weitergehen würde. Umso verwunderter waren alle am nächsten Morgen, als sie Lucius Malfoy, Lucifer Meursault und Kai Fujizawa friedlich vereint beim Frühstücken an einem Tisch sitzen sahen. Jetzt könnte man meinen, sie wären beim Nachsitzen dazu gezwungen worden, doch es kam von ganz allein. Nachdem alle Differenzen beiseite gelegt waren, schlossen sie doch noch in stiller Übereinkunft Freundschaft. Des weiteren passierte nichts weiter erwähnenswertes in ihrem zweiten Schuljahr. Man sollte vielleicht nur kurz erwähnen, dass Lucius Vater kurz vor den Sommerferien eines rätselhaften Todes starb, doch das kümmerte ihn recht wenig. Denn daraufhin zogen die Großeltern Malfoy wieder in das Landhaus ein, um sich dort um alles zu kümmern, und mit denen kam Lucius sehr viel besser zurecht, als mit seinem Vater. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Das dritte Schuljahr begann und mit ihnen kamen auch Spielfiguren hinzu, mit denen Lucius und Lucifer nicht unbedingt tagtäglich Kontakt haben wollten. Zum einen war da Lucifers kleiner Bruder Lionel. Die beiden hatten sich nie sonderlich gut verstanden und im Laufe der Jahre hatte sich ihr Verhältnis zueinander mehr verschlechtert als verbessert [3]. Und zum anderen war da auch noch Lucius' Verlobte Narcissa Black. Seine Großeltern hatten das im letzten Sommer für ihn arrangiert, sein Vater hatte sich nie um so etwas gekümmert. Dafür hatte Lucius ihm in Gedanken einen Pluspunkt gegeben. Naja, zumindest waren sie noch nicht richtig verlobt, aber die Familien hatten schon Verträge unterzeichnet, in denen festgelegt worden war, dass sie einander versprochen waren. Glücklicherweise kamen die beiden nach Ravenclaw, so dass sie sich wenigstens nicht zwangsläufig über den Weg liefen. Etwa eine Woche nach dem Schulbeginn wurde der dritte Jahrgang der Slytherins mal wieder um einen Mann stärker. Noah Valentine, das Wunderkind, kam hinzu. Er war eigentlich ein Erstklässler, aber der Unterricht hatte ihn dort so unterfordert, dass man ihn einen Test machen ließ, woraufhin Professor Dumbledore der Meinung war, dass er, was seine Leistungen beträfe, wohl am besten in der dritten Klasse aufgehoben sei. Da im Zimmer der drei Slytherins noch ein Bett frei war [4], nahmen sie den Kleinen auch gleich unter ihre Fittiche, wofür Noah auch überaus dankbar, denn etwas unheimlich waren sie ihm am Anfang schon gewesen. Einiges könnte sich aber seiner Meinung nach trotzdem noch ändern, zum Beispiel könnten Lucius und Lucifer, wenn sie ihre täglichen Fünf-Minuten hatten, aufhören ihn auszulachen und zu behaupten, dass er wie ein Mädchen aussehen würde, wenn er ein Kleid tragen würde. Auch Kais darauf folgender Einwurf, dass sie den Knirps doch in Ruhe lassen sollten, da der ja schließlich nichts dafür könnte, dass er einen zarten Körperbau und so dichte Wimpern hätte, trug nicht wirklich dazu bei, dass Noah sich besser fühlte. Doch es gab da noch eine Sache oder besser gesagt eine Aufgabe, von der er überhaupt nicht begeistert war, sie aber widerspruchslos gleich am ersten Tag auf sich genommen hatte: Es war noch sehr früh am Morgen. Die Sonne ging schon langsam auf und die Vögel zwitscherten schon fröhlich, aber hier in den Kerkern der Slytherins sah und hörte man von alledem nichts und trotzdem war Noah schon wach. Da er nicht mehr schlafen konnte, ging er schon einmal in den Waschraum, um sich fertig zu machen. Dort war es um diese Zeit noch menschenleer, nur Severus Snape, der mit Noah eingeschult worden war und mit dem er sich in der einen Woche, in der er in der ersten Klasse gewesen war, eigentlich ganz gut verstanden hatte, war schon hier. Noah wusste, dass er jeden Morgen so früh aufstand - sie hatten beide den gleichen Schlafsaal gehabt - sich rasch fertig machte und dann in die Bibliothek oder zum Frühstücken eilte, weil er gern mit allem fertig war, bevor die anderen Schüler hinzukamen. Sie wechselten ein paar belanglose Worte miteinander und gingen dann jeder ihres Weges. Als Noah wieder in den Schlafsaal zurückkam, waren die anderen gerade dabei aufzuwachen und sich noch einmal für fünf Minuten auf die Seite zu drehen. "Soll ich mit dem Frühstücken auf euch warten, oder kann ich schon raufgehen?", erkundigte er sich. "Oh, nein. Du br...", begann Lucius, als er von Lucifer unterbrochen wurde, der scheinbar gerade eine Erleuchtung gehabt hatte: "Ja, genau. Du bringst uns das Essen hier herunter!" Eine kleine Pause entstand, in der keiner etwas sagte, bis Noah sich dazu durchrang: "Ich soll was?" "Weißt du, es ist so... wir gehen nie zum Frühstücken nach oben weißt du. Es geht immer nur einer von uns hoch und holt für uns alle etwas, so dass wir gemütlich im Bett frühstücken können... Habe ich nicht recht, Lucius?", meinte er und stieß seinen Freund mit dem Ellenbogen an. Der wiederum versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass diese Idee für ihn neu war und nickte bestätigend. "Ja, genau. So ist es schon immer gewesen!" Noah blickte zweifelnd zu Kai hinüber und auch Lucifer und Lucius hofften, dass ihr gerechtigkeitsliebender Freund ihnen hier keinen Strich durch die Rechnung machen würde. Kai sah Noah mit unbewegter Miene an und sagte schließlich: "Ja, das ist wahr. Es ist viel angenehmer hier zu frühstücken, als oben, wo man selbst am frühen Morgen keine ruhige Minute hat." Der Kleine seufzte, denn wenn Kai das sagte, dann musste es ja auch stimmen. "Was soll ich denn mitbringen?" Er bekam von ihnen allen eine Liste mit ihren jeweiligen speziellen Wünschen zugesteckt und verließ den Raum. In diesem Moment dankten Lucius und Lucifer dem Gott im Himmel, dass er sie alle drei zu Morgenmuffeln gemacht hatte, während Kai einfach nur kopfschüttelnd da saß. "Du bist wirklich ein Genie! Wie ist dir nur so plötzlich dieser Geistesblitz gekommen!" Lucius fiel seinem Freund um den Hals. "Tja, ich bin eben unglaublich intelligent, gutaussehend, talentiert..." "...und unglaublich berechnend und selbstverliebt!", beendete Kai den Satz. "Also ehrlich, was ihr dem Knirps alles antut." "Was heißt denn hier ,ihr'? Du hast doch schließlich auch mitgemacht!", stellte Lucius richtig. "Aber nur weil ihr so langsam auf mich abfärbt. Ich versuche mich ja dagegen zu wehren, weil es meiner zukünftigen Karriere nur schaden kann, doch es klappt eben nicht immer." Kaum hatte er geendet, landete ihm auch schon ein Kissen auf dem Gesicht. "Du sagst das so daher, als ob es etwas schlechtes wäre, dabei solltest du dich viel mehr geehrt fühlen, dass wir dich in unsere Mitte aufgenommen haben!" "Verzeiht mir, Eure Durchlaucht! Natürlich empfinde ich es als eine überaus große Ehre mit Ihnen beiden verkehren zu dürfen, aber erlaubt mir dennoch eine bescheidene Frage zu stellen." "Es sei dir gewährt.", meinte Lucius großzügig. "Was machen wir, wenn er fragt, warum er immer das Frühstück holen muss?" "Er ist der Jüngste. Das genügt als Erklärung!", bestimmte Lucifer. "Genau! Die Jugend muss dem Alter schließlich Respekt zollen.", nickte Lucius zustimmend. "Na, wenn ihr meint, dass er das als Antwort akzeptiert.", erwiderte Kai nur und stand auf. "Wo willst du denn jetzt hin?", fragte Lucifer "Nur zur To. Ich bin gleich wieder da." "Ach so." Plötzlich bemerkte Lucifer wie Lucius an seinem Hals rumfummelte. "Ist was?" "Was ist denn das?" Lucius hatte eine lange, schmale, silberne Kette mit einem grünen Amulett, auf dem seltsame Zeichen eingraviert waren, aus dem Pyjama seines Freundes hervorgezogen. "Das hast aber noch nicht lange, oder?" "Nein, das hat mir mein Großvater vererbt. Du weißt schon, der der in den Sommerferien gestorben ist, wo wir doch alle noch vorher hinkommen mussten, damit er uns noch alles persönlich übergeben konnte. Mir hing er eben diese Kette um und sagte, dass dies ein Glücksbringer sei, den ich nie ablegen sollte." "Es sieht so aus, als ob da etwas drin wäre... kann man es aufmachen?" "Ja, aber das würde ich dir nicht raten. Ich habe auch selbst noch nicht hineingeschaut." "Warum? Bist du gar nicht neugierig?" "Doch, aber mein Großvater sagte wortwörtlich: ,Öffne dieses Amulett niemals, es sei denn, du wünscht dir einen raschen und schmerzfreien Tod.' Er sagte es völlig ernst. Nicht, dass er jemals Witze gemacht hätte. Ich will mein Glück jedenfalls nicht herausfordern." "Klingt unheimlich. Und das soll wirklich Glück bringen?", wollte Lucius wissen. "Bislang hat es mir sehr viel Glück gebracht. Hör doch mal, ich glaube unser Frühstück kommt.", grinste Lucifer. ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Und so kam es, dass Noah ihnen jeden Tag das Frühstück ans Bett brachte. Alle waren sie zufrieden, weil sie nun länger schlafen konnten und sich auch nicht dem Gelaber nervender Mitschüler am frühen Morgen aussetzen mussten. Die Lehrer schien es auch nicht zu stören, dass sie bei der wichtigsten Mahlzeit des Tages nicht in der großen Halle anwesend waren. Das sie es nicht merkten, war eher unwahrscheinlich. Sie fielen eigentlich immer auf, so wie auch heute, als sie in Astronomie einen unangekündigten Test schrieben: "Pst, kannst du mir, was ein Lichtjahr ist?", fragte Lucifer seinen Banknachbarn. "Das ist ein Jahr, in dem nur die Sonne scheint und es nie dunkel wird.", flüsterte Lucius, doch als er sah, dass sein Freund das tatsächlich aufschreiben wollte, sagte er schnell: "Nicht! Das war doch bloß ein Scherz." "Na, schönen Dank auch, du Witzbold. Dann sagt mir jetzt mal die richtige Antwort." "Ich bin da genauso schlau wie du..." Lucifer seufzte und beugte sich ein Stück nach vorne. "Hey, Noah!" "Was ist?" Noah drehte seinen Kopf ein Stück, damit er besser hören konnte, was Lucifer hinter ihm sagte. "Was ist ein Lichtjahr?" "Keine Ahnung. Es hat irgendetwas mit Lichtgeschwindigkeit zu tun, glaube ich jedenfalls... ich bin mir nicht sicher." "Dann frag mal Kai." "Hey, Ruhe dahinten! Sonst sind die Tests gleich weg und ihr könnt gehen!", kam es vom Lehrerpult. "Der und seine leeren Versprechungen.", murmelte Lucius vor sich hin. "Pst, Kai. Weißt du...", begann Lucifer so leise wie möglich. "Ein Lichtjahr ist die Strecke, die das Licht in einem Jahr zurücklegt.", kam die prompte Antwort des Rothaarigen. "Hörst du uns etwa schon die ganze Zeit zu?", fragte Lucius. "Ihr seid ja wohl schlecht zu überhören." "Warum hast du dann nicht gleich zu Anfang geantwortet!", empörte sich Lucifer leise. "Du hast mich nicht gefragt." (alle -.-°) "Darüber sollten wir später diskutieren!", warf Noah flüsternd ein. "Es wird nicht geredet! Habt nicht ihr gehört! Ich meine es ernst, sonst könnt ihr gleich abgeben!" "Was bedeutet das ,Ein Lichtjahr ist die Strecke, die das Licht in einem Jahr zurücklegt'?", fragte Lucifer unbeirrt. "Ich glaube, dass soll heißen... nehmen wir mal an, ein Stern ist fünf Lichtjahre von uns entfernt, dann bedeutet das, dass das vom Stern reflektierte Licht der Sonne fünf Jahre braucht, um bei uns anzukommen. Richtig, Kai?", vergewisserte sich Lucius. "Ja, so könnte man es ausdrücken." Lucifer stutzte: "Das heißt also, wenn der Stern dann plötzlich kaputt geht, dann dauert es ja ganze fünf Jahre, bis wir es hier auf der Erde merken! Und wenn er repariert ist, dauert es wieder fünf Jahre, bis wir sein Licht wieder sehen." Auf einmal prustete Lucius laut los: "Wie willst du denn einen Stern reparieren!?" Noah konnte sich auch nicht mehr halten: "Wahrscheinlich fliegt er hoch, klebt alle Einzelteile zusammen und klebt dann seinen Taschenspiegel davor, damit der Stern wieder das Licht der Sonne auf die Erde werfen kann!" "Nein, er würde doch nie seinen Taschenspiegel für so etwas aufgeben! Wahrscheinlich würde er einfach nur eine brennende Kerze hineinstellen - wie bei einer Laterne.", lachte Kai. "Ihr nehmt mich hier wohl alle nicht ernst, oder wie soll ich das verstehen?!", entrüstete sich Lucifer, während sich die anderen drei bemühten, vor Lachen nicht von ihren Stühlen zu fallen. "Was zu viel ist, ist zuviel! Her mit euren Tests! So etwas ist mir in meiner gesamten Laufbahn ja noch nie untergekommen!" Der Astronomie-Professor sammelte ihre Tests ein und meckerte: "Ihr geht jetzt sofort vor die Tür und da bleibt ihr, bis ich entschieden habe, was ich mit euch machen soll!" Lucius, Kai und Noah verließen immer noch von Lachattacken geschüttelt den Klassenraum. Lucifer folgte ihnen tödlich beleidigt. Was aus ihrem Test wurde, war allen vollkommen egal. So ging auch das dritte Schuljahr relativ ereignislos zuende, doch mit dem Eintritt in die Pubertät wird es dafür in den kommenden Schuljahren wohl viel turbulenter zugehen.... [1] Das ist wortwörtlich gemeint, also versteht das jetzt bloß nicht falsch! Die beiden sind erst elf, an so etwas denken die (noch) gar nicht, doch im nächsten Kapitel... wer weiß schon, was da alles passieren wird.... (ich natürlich!^^) [2] Normalerweise stehen in der großen Halle "nur" die vier großen Haustische, aber hier gibt es ganz viele kleine Tische, an denen immer zwei bis vier Leute (aus hausübergreifend) sitzen können (wie in einen riesigen Café). Nur zu Beginn und am Ende des Schuljahres und bei wichtigen Versammlungen werden hier die großen Tische rausgeholt. [3] Und die beiden haben die meiste Zeit ihres Lebens zusammen in einem Bett geschlafen??? [4] Eigentlich sind ja zwei Betten frei, da Lucifer ohnehin nie sein eigenes benutzt. So, der Schnelldurchlauf durch die ersten drei Jahre ist geschafft. Als ich begann, mir diese Geschichte auszudenken, wollte ich das alles weglassen und nur über das verflixte siebte Jahr schreiben. Aber ich glaube, so könnt ihr besser verfolgen wie eins zum anderen kam, oder so ähnlich... Im Endeffekt ist es wohl doch einfach nur ein ziemlich großes Durcheinander geworden... *seufz* Na jedenfalls, wenn ihr irgendetwas nicht verstanden habt oder ihr etwas ungeklärtes aufgeklärt haben möchtet, fragt mich einfach und ich werde eure Frage in einem Kurzinterview von Lucius & Co beantworten lassen. Wie immer gilt: Es gibt keine blöden Fragen, sondern nur blöde Antworten! Lasst doch zum Abschluss bitte noch ein Kommi da, ja?! Vorschau: Im nächsten Kapitel geht's um das vierte und fünfte Schuljahr. Wir erfahren, warum man Weintrauben in Schnapsgläser tut, was für verheerende Folgen eine Wette haben kann und wieso Noah in den Streik geht... Bis zum nächsten Mal! byebye, Starlet Nach über einem halben Jahr Pause wird es nun endlich weitergehen! Sorry an alle, die so lange gewartet haben... aber ich glaube, eigentlich schreibe ich diese Geschichte nur für mich selbst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)