Anfang aller Feindschaft von Lizard (aus den Schatten der Vergangenheit) ================================================================================ Kapitel 16: Wolfsgesang ----------------------- So, die große Rettungsaktion steigt. Jetzt könnt ihr mal erleben, dass ein junger, nervtötender Wolfsdämon und seine Streiche sogar mal nützlich sein können... Noch eine Bemerkung vorneweg: Sesshomaru-Fans mögen bitte entschuldigen, was ich mit dem Hundedämonen angestellt habe. Und zu eurer Beruhigung: da ich Folter verabscheue und mich ausdrücklich von solcher (und anderer) Gewalt distanziere, gibt es genauere Beschreibungen von so was bei mir nicht!!! Dieses Kapitel ist trotz aller Dramatik jugendfrei, denn gewaltverherrlichenden Adult-Inhalt mag ich absolut nicht! Ihr braucht also nicht befürchten, dass ich großartig auszumalen beginne, was Sesshomaru alles genau erlitten hat. Das überlasse ich per Andeutung eurer Fantasie. Das musste ich vorher noch sagen (nicht, dass mich jemand mit meiner Figur ,Bundori' gleichsetzt...;)) und damit geht es jetzt weiter. Kapitel 16: Während Inu Taisho in der entscheidenden Schlacht für sein Land und seine Schutzbefohlenen kämpft, versuchen Ieyasu und Koga mit seinen Freunden den Sohn des Dämonenfürsten zu retten. Aber einem Drachen seine Beute wegzuschnappen, kann sehr gefährlich sein, und die Zeit für die Lebensrettung wird äußerst knapp... Enjoy reading! Unter seinem Fellschurz zog Haggaku einen kleinen Lederbeutel hervor. Koga, Ginta und Ieyasu umringten den jungen Wolfsdämonen und sahen ihn zweifelnd, aber auch sehr neugierig an. "Du hast also eine Idee... und was für ein grandioser Einfall soll das sein?" fragte Koga seinen Kumpan. Haggaku grinste wieder, öffnete seinen Beutel und holte zwanzig kleine, blauschwärzliche Kugeln daraus hervor. "Nein...", stöhnte Ginta, "sag nicht, dass DAS deine Idee ist. Das glaubst du doch wohl selber nicht, dass deine fuchsdämonischen Scherzartikel uns irgendwie helfen können..." "Warum nicht?", meinte Haggaku: "Damit lenken wir den Drachen ab und locken ihn weg. Soweit ich weiß, haben Drachen doch sehr gute und empfindliche Ohren. Sie sind für meine kleinen Spielzeuge daher die idealen Opfer. Es müsste also klappen, dieses Reptil eine Weile damit abzulenken und zu beschäftigen. Währenddessen befreien wir den Gefangenen. Mit seiner Magie kann uns Ieyasu dann alle nach der Befreiung von hier fort teleportieren." "Nein, so geht das nicht", mischte Ieyasu sich jetzt ein, "auch, wenn es euch gelingt den Drachen irgendwie abzulenken, ich kann uns hier nicht magisch wegschaffen. Jedenfalls nicht innerhalb des Drachenreichs. Hier gibt es zuviel von den Drachen produzierte, störende Magie. Meine Kraft reicht hier nicht aus, um für uns alle einen Teleport durchzuführen. Innerhalb des Drachenreichs könnte ich höchstens mich selbst und vielleicht noch eine einzige, weitere Person auf diese Weise fortbringen." "Gut, dann versteck dich hier irgendwo, bis wir den Drachen weggelockt haben", sagte Koga zu dem Heiler: "Wenn Bundori seinen Gefangenen allein gelassen hat, befrei den Hundeprinzen und bring ihn schnell weg zur Grenze. Wir treffen uns dann am Drachenfelsen. Ich werde versuchen mich mit Ginta und Haggaku zu Fuß dorthin durchzuschlagen, solange der Drache durch Haggakus Streich abgelenkt ist." "A-aber da-das schaffen wir doch nie", stammelte Ginta ängstlich, "dieser Drache wird uns verfolgen und Hackfleisch aus uns machen bevor wir die Grenze erreichen..." "Tja, dann musst du eben ein bisschen schneller rennen", bemerkte Koga dazu, "oder du haust dem Drachen eben eine in die Fresse, wenn er dich verschlingen will. Und falls er dich trotzdem frisst, machst du dich eben unverdaulich und hüpfst solange in seinem Magen rum, bis er dich wieder auskotzt." "Haha, wirklich sehr komisch...", murmelte Ginta furchtsam und verstummte dann. Er fand die ganze Idee überhaupt nicht gut, hatte aber auch keinen anderen Vorschlag zu bieten. Haggaku lief derweil einige Meter weg und legte die erste seiner murmelartigen Kugeln versteckt auf den Boden. Verwirrt sah Ieyasu dabei zu, wie der Wolfsdämon dann noch weiter fortlief und die zweite seiner Kugeln auslegte. Koga bemerkte die Verwirrung des Heilers und erklärte ihm leise flüsternd, was es mit Haggakus mysteriösen Murmeln auf sich hatte. Nachdem Koga ihm erklärt hatte, wie Haggakus Plan aussah, machte Ieyasu kurzfristig ein Gesicht, als ob er in einem Tollhaus gelandet wäre. Dann lächelte er aber und meinte: "Gut, versuchen wir es. Viel Glück!" "Das wünsch ich dir ebenso, wir sehen uns am Drachenfelsen", antwortete Koga und eilte hinter Haggaku her. Ginta schloss sich verzagt seinen Kumpanen an. Ieyasu ging in die andere Richtung und suchte sich ein Versteck. Misstrauisch beobachtete Ginta, wie Haggaku den Rest seiner schwarzblauen Kugeln in mehreren Metern Abständen voneinander entfernt in der Schlucht verteilte und versteckte. "Meinst du wirklich, dass das klappt? Was, wenn der Drache deine Zauberspielzeuge zu schnell entdeckt und frühzeitig auf uns aufmerksam wird? Ich weiß echt nicht, ob diese Idee so toll ist..." "Keine Sorge", kicherte Haggaku, "mit diesem liebenswerten Streich habe ich in der Vergangenheit nicht nur dich und unser gesamtes Rudel in den Wahnsinn getrieben. Ich habe es schon an den vielfältigsten Dämonen und Menschen erprobt und habe damit eine Menge Erfahrung. Glaub mir, das klappt sicher!" "Ein Drachendämon war aber bisher noch nicht auf deiner Liste der Leute, die du damit verarscht und geärgert hast", wagte Ginta ängstlich einzuwenden: "Ich will lieber nicht wissen, was Lord Bundori mit uns anstellt, wenn er uns bei diesem Lausbubenstreich erwischt..." "Hör endlich auf zu jaulen", knurrte Koga genervt, "mir gefällt der ganze Mist ja auch nicht. Aber es bleibt uns wohl nix anderes übrig als es zu versuchen, wenn wir diesen... verflixt, wie heißt er jetzt noch mal... egal, diesen Köter retten wollen. Vielleicht ist Haggakus Idee ja tatsächlich dermaßen bescheuert, dass sie sogar funktioniert." Haggaku beendete seine Vorbereitungen und legte die vorletzte seiner merkwürdigen, schwarzblauen Murmeln versteckt auf den Boden. Dann rannte er wieder ein Stück weiter, nahm die letzte seiner Murmeln und hauchte sie zwischen seinen Händen reibend an. Daraufhin holte er tief Luft und stieß ein kurzes, gewaltiges Jaulen in Richtung dieser Kugel aus. Koga und Ginta unterstützten ihren Freund und heulten ebenfalls lauthals die Murmel in Haggakus Hand an. Dieses kräftige Wolfsgeheul war jedoch nicht lange zu hören, sondern verstummte sofort wieder, als stünden die Wolfsdämonen in einem schalldichten Raum, der alle Laute verschluckte. Die Murmel in Haggakus Hand dagegen begann nach dieser seltsamen Behandlung dunkelblau und dann immer heller und heller zu glühen. "Okay", sagte Haggaku und versteckte die immer intensiver leuchtende Kugel auf dem Boden unter einem Stein, "Jetzt nix wie weg hier. Die Schrei-Kugel hat unser Heulen in sich aufgenommen und wird es bald wieder von sich und an all die anderen meiner süßen Schrei-Kügelchen abgeben. Die netten Echowände hier werden das Übrige tun. Bald wird die ganze Schlucht in diesem Bereich von einem Wolfskonzert nur so dröhnen." Hastig entfernten sich die drei Wolfdämonen ein Stück und versteckten sich im Eingangsbereich eines Seitenarms der Schlucht unter einigen Felsen. Gespannt verfolgten sie alles Weitere. Kaum hatten die Wölfe ihr Versteck erreicht, hörten sie plötzlich ihr eigenes Wolfsgeheul wieder. Dieses Jaulen ging von Haggakus zuletzt ausgelegter Murmel aus, verstärkte sich und sprang auf die nächste ausgelegte Kugel über, die nun auch zu heulen anfing. So ging es immer weiter bis alle von Haggaku in der Schlucht verteilten Schrei-Kugeln lauthals heulten und zusammen mit den Echowänden der Schlucht einen gemeinsamen, exorbitanten Chor mit Wolfsgesang bildeten. Einige Zeit später sahen Koga und seine Freunde eine massive, gewaltige Gestalt auftauchen, die sich fauchend und suchend in der Schlucht auf und ab bewegte. Es war die überaus beeindruckende Gestalt eines rotgolden glänzenden, lindwurmartigen Drachens mit blutverschmierten Krallen, und er sah äußerst ungehalten aus. Wild schwenkte er seinen mächtigen Kopf mit seinen rotglänzenden Augen hin und her, bewegte heftig seine Ohren und gebärdete sich wie wahnsinnig. Das auf seiner Stirn sitzende, maskenartige Gesicht war schmerz- und wutverzerrt. "Hah", stieß Haggaku freudig aus, "ich wusste doch, dass unser schönes Geheul den Kerl hierher weglocken würde. Für das feine und empfindliche Gehör eines Drachens muss dieses riesige, unaufhörliche Gejaule ja noch unerträglicher sein. Zum Glück sind Drachenaugen und deren Nasen nicht ganz so gut. Er wird daher wohl eine Weile beschäftigt sein bis er meine fleißig kreischenden Schrei-Kugeln alle entdecken und zerstören kann." Seine Freunde hatten seine Worte zwar nicht verstanden, weil sie sich krampfhaft die Ohren zuhielten, ahnten aber, was er gesagt hatte. Denn bei der Beobachtung des in der Schlucht herumsuchenden und wütend tobenden Drachen hegten sie ähnliche Gedanken. Gleichzeitig aber wurde Koga und seinen Freunden klar, dass sie schleunigst so weit wie möglich flüchten mussten. Denn der Drachendämon fand den ablenkenden Kinderstreich der Wölfe sicherlich nicht lustig. Nach der Entdeckung und Ausschaltung von Haggakus Schrei-Kugeln würde er höchstwahrscheinlich nach den unverfrorenen Übertätern suchen. Außerdem bestand dann die Gefahr, dass er das freche Spiel sehr schnell durchschaute. Und dann sah es schlecht für Ieyasu und seinen Versuch, Sesshomaru zu befreien, aus. Unauffällig und flink zogen Koga, Ginta und Haggaku sich in das neben ihnen liegende Seitental der Schlucht zurück und rannten schnellstens dort weiter hinein. Nun konnten sie nur hoffen, dass Haggakus Schrei-Kugeln den Drachenfürsten lange genug wahnsinnig machten und erfolgreich von allem anderen ablenkten. Und dass sie alle schnellstens aus dem Drachenreich herauskamen, bevor sie in höchste Gefahr gerieten. * * * * * Ieyasu hatte unterdessen, ebenfalls gut versteckt, auf die Durchführung von Haggakus Ablenkungsmanöver und das Auftauchen von Bundori gewartet. Als das überall in der Schlucht gut zu hörende Jaulkonzert der Wölfe beziehungsweise ihrer Schrei-Kugel einsetzte, brauchte er darauf nicht lange zu lauern. Relativ schnell nach dem ersten Ertönen und echoartig sich ausbreitenden Wolfsgesang erzitterte leicht die Erde in der Umgebung von Ieyasus Versteck. Gleich darauf schob sich die immense und wahre Drachengestalt von Bundori durch die Schlucht und an dem verborgenen Heiler vorbei auf die Quelle des nervtötenden und immer lauter werdenden Heulens zu. Das Manöver mit den überaus nervigen Schrei-Kugeln erwies sich tatsächlich als erfolgreich. Ieyasu ließ den Drachendämon an sich vorbei, verließ dann schleunigst sein Versteck und folgte schließlich der nur äußerst schwach zu spürenden, dämonischen Ausstrahlung von Sesshomaru. Noch eine andere dämonische Energie konnte er nicht wahrnehmen. Folglich war Bundori, wie Koga richtig vermutet hatte, mit seinem Gefangenen glücklicherweise allein gewesen. Eilig lief der Heiler vorwärts, umrundete einige Felsen und blieb dann unvermittelt geschockt stehen. Obwohl er geahnt hatte, was ihn wahrscheinlich erwarten würde, brauchte er eine Weile, um sich von seinem Entsetzen zu erholen. Denn der Anblick, der sich ihm nun bot, war einfach nur noch furchtbar. Fest an die ihm gegenüberliegende Felsenwand gekettet, entdeckte Ieyasu die leblose, menschliche Gestalt von Sesshomaru. Seine Haltung wirkte völlig unnatürlich und verkrampft. Weiteres war zunächst nur schwer erkennbar, denn ein wahrer Sturzbach von Blut überströmte den Leib des Hundedämonen und floss träge in eine daneben liegende Felsspalte. Ieyasu schluckte hart und widerstand nur schwer der übermächtigen Versuchung sich abzuwenden und fortzulaufen. Nun wurde ihm erst richtig bewusst, was für eine grausame Gesinnung Bundori wirklich besaß. Denn was der Drache da alles mit seinem Opfer angestellt hatte, entzog sich jeglicher Beschreibung. Mühsam schüttelte Ieyasu seine Erstarrung wieder ab, eilte zu dem gefolterten Gefangenen und suchte hektisch die ihn fesselnden Ketten ab. Schließlich fand er, was er suchte, und riss ein winziges, an den Ketten klebendes Siegel aus Holz ab, das magisch schimmerte. Kaum hatte er das Siegel entfernt, lösten die Ketten sich in Luft auf und gaben den gefangenen Körper frei. Der Heiler fing den zu Boden sinkenden, reglosen Leib auf und untersuchte ihn flüchtig. Wieder musste er schwer schlucken, um sein erneutes Entsetzen und ein starkes Übelkeitsgefühl zu unterdrücken. Eine deutliche Lebensreaktion zeigte sich zwar nicht, aber der verkrampfte, zerschmetterte Körper in Ieyasus Armen war warm und zitterte leicht, und der heilende Dämon meinte einen leise ächzenden, kaum wahrnehmbaren Atemhauch zu spüren. Hastig zog sich Ieyasu die äußere Schicht seines mehrlagigen Seidenkimonos aus und wickelte den Schwerstverletzten vorsichtig darin ein. Dann nahm er schnell seinen Stab zur Hand und rammte ihn in den Boden. Äußerst sanft und behutsam hob er daraufhin den eingehüllten Körper Sesshomarus auf, schloss die Augen und konzentrierte sich fieberhaft. Er durfte keine Zeit mehr verlieren, denn es war höchste Zeit endlich fortzukommen. Das bisher beständig in der Schlucht zu hörende Wolfsgeheul hatte bereits die Hälfte seiner Lautstärke eingebüßt. Offenbar hatte Bundori die Schrei-Kugeln entdeckt und sie systematisch zu zerstören begonnen. Nicht mehr lange und der Wolfsspuk war vorbei. Sobald der Drachendämon merken würde, was hier geschah und, dass jemand versuchte seinen Gefangenen zu befreien, würde es wirklich brenzlig werden. War der mächtige Drache ihnen allen erst einmal auf den Fersen, würde jede Flucht aus dem Drachenreich ziemlich schnell unmöglich sein. Die Luft um Ieyasu begann zu flirren und ein von seinem Stab ausgehender Schimmer umkreiste ihn. Gleich darauf löste sich die Gestalt des Heilers und die des Leblosen in seinen Armen in einem blendenden Licht auf und verschwand. * * * * * Auch Koga, Ginta und Haggaku waren auf der Flucht. Während sie durch die sich immer weiter verzweigenden Seitentäler der Drachenschlucht rannten, bemerkten sie, dass das entfernte, von Haggakus Schrei-Kugeln ausgehende Geheul verstummt war. Wie lange würde es wohl dauern bis der Drachendämon den Sinn des ganzen Spiels verstanden hatte? Wie schnell würde Bundori entdecken, dass sein Gefangener verschwunden war? Und wann würde er die unverfrorenen Befreier verfolgen? Lange brauchte Bundori dazu nicht, das stellten die Wolfsdämonen sofort fest, denn plötzlich dröhnte die ganze Schlucht unter einem wütenden Fauchen. Zudem war die Ansammlung und Zunahme einer gewaltigen, dämonischen Kraft zu spüren. Koga, Ginta und Haggaku rannten weiter, immer schneller, in der verzweifelten Hoffnung wider Erwarten vielleicht doch noch einen rettenden Ausweg zu finden. Dadurch, dass sie gezwungen gewesen waren, in ein fremdes Seitental zu fliehen, damit Bundori sie nicht schon inmitten des Manövers mit den Schrei-Kugeln entdeckte, mussten sie sich jetzt auf unbekanntem Terrain fortbewegen. Auch Koga kannte sich in diesem Bereich des labyrinthartigen Schluchtsystems nicht besonders gut aus wie in dem Bereich des Herwegs. Zudem hatten die Wolfsdämonen den Schutz von Ieyasu verloren, der ihr Youki verborgen hatte, denn der Heiler war nicht mehr in ihrer Nähe. Das bedeutete sie waren leichter auffindbar. Und auch wenn Drachendämonen vielleicht nicht eine ganz so gute Nase wie Wölfe hatten, die Fähigkeit Dämonenenergie zu spüren, war bei ihnen mindestens genauso gut ausgeprägt. "Oh sieh mal einer an. Wen haben wir denn da?" Eine glockenhelle Stimme stoppte den verzweifelten Lauf der Wölfe mitten auf einer Kreuzung von zwei engen Seitentälern. Ruckartig blieb Koga stehen und starrte versteinert die wenige Meter vor ihm stehende Frau an. Seine beiden Freunde hinter ihm prallten gegen seinen Rücken und fielen übereinander purzelnd zu Boden. "Sieh an, immer noch die gleichen, ungeschickten Milchbubis wie eh und je. Ich frage mich wirklich, wie ihr drei Hohlköpfe bisher überleben konntet." "Fuyuko...", sagte Koga und verstummte dann wieder. Die laubgrünen Augen der Wolfsdämonin blitzten. "Du Dummkopf bist also zurückgekommen. Und dann ziehst du hier eine so lächerliche Show ab. Du bist noch genauso dämlich wie vor ein paar Jahren. Also, du Verräter, wie willst du es haben? Willst du warten bis Bundori dich einholt und dich in Fetzen reißt? Oder willst du lieber von meinem Schwert aufgespießt werden? Dann können wir gemeinsam sterben." "Ich habe dich nicht verraten, Fuyuko", sagte Koga leise, "wir wurden beide verraten. Die Drachen haben uns nur für ihre dreckigen Intrigen benutzt und dann weggeworfen wie ein verbrauchtes Spielzeug. Die Wölfe waren ihnen schon immer völlig egal, und sie waren es, die uns alle in den Krieg gegen die Hunde getrieben haben. Wir wurden von Anfang an nur betrogen." Ein lautes Fauchen erfüllte die Schlucht. Ginta und Haggaku sprangen auf und klammerten sich entsetzt aneinander. "Der Drache kommt... verdammt", kreischte Haggaku, "wir müssen hier weg!" Fuyuko zog ihr Schwert. Ginta und Haggaku wichen erschrocken vor ihr zurück und pressten sich ängstlich an eine Felswand. Koga blieb ruhig stehen und bewegte sich nicht. "Ich werde nicht gegen dich kämpfen", sagte er. "Ach Koga...", seufzte Fuyuko und warf ihr Schwert vor ihm zu Boden, "was bist du doch für ein Idiot. Glaubst du, ich bin hier, um mich nach all der Schuld, die ich auf mich geladen habe, nun endgültig zu verdammen? Ich weiß, warum ihr hier seid und warum ihr das tut. Ich weiß, was alles geschehen ist, ich weiß es, ich habe alles erfahren... Und ich habe beobachtet, was Bundori dem Sohn des Hundefürsten alles angetan hat. Nur wenige Stunden habe ich dabei zugesehen und glaube mir, dieser Anblick allein hat ausgereicht, um jeden Rachewunsch für ewig aus mir auszubrennen. Ich bin blind gewesen. Blind und der größte Idiot von allen. Es tut mir leid, ich habe den Wölfen nur Unheil gebracht und ich war niemals eine würdige Leitwölfin." Koga starrte sie an. Der filigrane Silberreif mit dem Smaragd an ihrer Stirn glänzte. Fuyuko drehte sich etwas und wies in die hinter ihr liegende Schlucht. "Das ist der kürzeste Weg zum Drachenfelsen", fuhr die Wolfsdämonin fort, "folgt diesem Schluchttal bis zur nächsten scharfen Biegung. Dort steht ein vereinzelter, verkrüppelter Baum. Hinter diesem Baum zweigt versteckt ein kleiner Pfad ab, der euch aus der Schlucht hinaus, direkt hinauf zum Drachenfelsen führt. Beeilt euch, ich werde den Drachen so lange es nur irgend geht aufhalten." "Nein!" rief Koga erschrocken: "Ich lass dich hier nicht zurück. Du hast keine Chance gegen den Drachen, du kommst mit uns. Wir werden gemeinsam fliehen oder gemeinsam sterben." "Sei vernünftig, Koga, wem sollte das nützen?", sagte Fuyuko und lächelte mild: "Mein Leben ist schon lange verwirkt. Ich hätte bereits damals auf dem Schlachtfeld zusammen mit meinen Gefährten sterben sollen. Und bevor ich meinen Freunden ins Jenseits folge, möchte ich wenigstens noch einmal erhobenen Hauptes kämpfen dürfen. Diese letzte Würde ist alles, was mir noch bleibt. Wie soll ich ehrenvoll meinem Vater gegenüberstehen, wenn du daneben stehst? Ich will nicht, dass du dich für mich opferst. Du hast dein Leben noch vor dir. Mache in meinem Namen wieder gut, was ich falsch gemacht habe. Werde stark und ein guter Beschützer der Wölfe!" Erneut war ein gewaltiges Fauchen und Dröhnen zu hören, Bundori konnte nicht mehr weit sein. Fuyuko sah hoch in den Himmel. Es war ein sonnenklarer Tag. Weit oben kreiste ein Vogelschwarm über der Schlucht. Ein wunderbarer Tag, dachte Fuyuko, schloss kurz die Augen und sah dann wieder zu Koga. "Nun verschwinde schon. Und komm ja nicht auf die Idee eine Träne für mich zu vergießen. Du weißt doch sicher: Wölfe heulen, aber sie weinen nicht." "Was für ein saublöder Spruch ist denn das jetzt?!" empörte Koga sich: "Natürlich würde ich niemals flennen. Kein Dämon lässt irgendwelche wehmütigen Tränen kullern. Dämonen können ja überhaupt nicht weinen!" "Du weißt, dass das nicht stimmt", sagte Fuyuko und lächelte. In diesem Moment wurde Koga wieder bewusst, wie schön sie eigentlich war. "Und jetzt hau ab, du zahnloser Milchbubi, und besorg dir ein paar scharfe Krallen, damit du weiterhin und möglichst lang in dieser beschissenen Welt überlebst. Ich habe echt keine Lust darauf, dass du mir im Jenseits auch noch auf die Nerven gehst!" Mit diesen Worten stieß Fuyuko Koga heftig von sich, lächelte noch einmal und wandte sich um. Koga, der bei dem Schubs zu Boden gefallen war, setzte sich schwerfällig auf und sah sie an. Er wollte noch etwas sagen, doch ihm fiel nichts mehr ein. Stumm beobachtete er wie die Wolfsprinzessin ihre dämonischen Kräfte sammelte und dann begann sich in ihre wahre Gestalt zu verwandeln. Die Gestalt einer großen Wölfin mit nussbraunem Fell und weißen Läufen. Ginta und Haggaku rannten zu Koga, zogen ihn mit vereinten Kräften vom Boden hoch und rissen ihn mit sich. Sie flüchteten in das Schluchttal, das Fuyuko ihnen als Ausweg gewiesen hatte. Koga ließ sich von ihnen mitzerren, nur einmal noch blickte er zurück und sah wie Fuyuko in ihrer wahren Gestalt davonstürmte, Bundori entgegen. Dann versperrten ihm einige hochaufragende Felsen, die er mit Ginta und Haggaku umrundete, die Sicht. Die drei Wolfdämonen rannten weiter und fanden den verkrüppelten Baum, hinter dem ein steiler Pfad in die Höhe führte. Mit ihren letzten Kräften flüchteten Koga und seine beiden Freunde hinauf und erreichten schließlich gehetzt den Drachenfelsen. Völlig erschöpft und keuchend rangen sie um Atem. "Dem Himmel sei dank, ihr habt es geschafft!" Die erschöpften Wolfsdämonen wandten sich seitwärts und sahen plötzlich einige Meter entfernt Ieyasu neben dem Drachenfelsen stehen. Helles Licht umspielte den magiebegabten Heiler und seinen Stab, der vor ihm eine Handbreit senkrecht über dem Boden schwebte. Auch Ieyasu keuchte vor Anstrengung. Er trug einen in feine Seide fest eingehüllten Körper in seinen Armen. "Schnell, kommt zu mir!" forderte er die Wolfsdämonen auf. Ginta und Haggaku rannten sofort zu ihm. Nur Koga zögerte und blickte zurück in die hinter und unter ihm liegende Schlucht. Entfernt konnte er eine Staubwolke sehen und hörte das fauchende Brüllen von Bundori. Das dröhnende Gebrüll des Drachen verstärkte sich und wurde von einem mutig herausfordernden, heulenden Schrei eines Wolfs beantwortet. "Fuyuko...", murmelte Koga leise. "KOGAAA! Komm endlich!" "Ist ja gut, ich komm ja schon", murrte Koga und lief nun ebenfalls zu Ieyasu. "Berührt meinen Stab und übertragt darauf einen Teil eurer dämonischen Energien", sagte Ieyasu, "allein habe ich nicht mehr genug Kraft, um ein ausreichendes Dimensionsportal für uns alle zu öffnen. Aber zusammen mit eurem Youki bin ich dazu in der Lage und kann auch euch von hier weg bringen. Bleibt so nah wie möglich bei mir, dass der Zauber für diesen Teleport richtig wirken kann." Die drei Wolfsdämonen taten das Verlangte und drängten sich dann dicht an Ieyasu. Dabei vermieden sie es allerdings tunlichst sich die Last anzuschauen, die der Heiler in seinen Armen trug. Normalerweise hätten Koga, Haggaku und Ginta gerne erfahren wie der Fürstensohn des Westens, den sie nie persönlich kennen gelernt hatten, eigentlich aussah. Doch unter den momentanen Umständen waren sie im Gegensatz dazu sehr froh darüber, dass ein bedeckender Stoff ihnen jeden genaueren Blick verwehrte. Selbst Gintas Neugierde war nicht groß genug, als dass er wissen wollte, was sich da genau unter der verhüllenden, blutdurchtränkten Seide verbarg. Er hatte viel zu große Angst davor, dass ein genauerer Blick ihm schlimmste Übelkeit bereiten würde. Ieyasu sammelte seine letzten Kräfte zusammen, konzentrierte sich und verband sein Youki mit dem der Wölfe. Sein magisches Licht flammte auf, umhüllte alle und brachte den Heiler und die Wolfsdämonen fort nach Westen. Soweit sechzehnte Kapitel. Puh, jetzt ist zumindest die Befreiungsaktion endlich überstanden. ;)) Ich hoffe, alles war spannend und gut dargestellt. Sollte irgendetwas aufgrund vereinzelter, dramaturgisch nötiger Andeutungen im Text zu hart und schrecklich gewirkt haben, bitte ich um Verzeihung. Eigentlich habe ich mich bemüht das zu vermeiden, wollte aber natürlich auch nichts verharmlosen. Das nächste Kapitel wird dann wieder ziemlich dramatisch, *schluchz*, aber hoffentlich dennoch schön... Neugierig auf den Kapiteltitel? Okay, ich verrat ihn euch, er lautet: ,Sternensplitter'. Wie immer wäre ich über kritische und lobende Kommentare sehr dankbar. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)