Anfang aller Feindschaft von Lizard (aus den Schatten der Vergangenheit) ================================================================================ Kapitel 14: Verzweifelte Hoffnung --------------------------------- Toll, dass ich immer noch einige treue Leser und Kommischreiber habe, die diese ewiglange Story interessiert verfolgen. Ich danke euch allen herzlich dafür und werde mich bemühen euch weiter bei Leselaune zu halten. Kann meine Geschichte eigentlich noch dramatischer werden?!? Hmmm, vielleicht... jetzt trifft es nämlich auch noch Inu Taisho hart, mit dem Sohn muss eben auch der Vater leiden... ich glaub, ich bin ganz schön gemein zu all meinen Figuren... (tja, äh, wieso musste ich mir als Genre auch unbedingt ein Drama aussuchen...*g*) Also weiter: Die beiden Drachenfürsten Ryokossei und Bundori haben einen grausamen Plan ersonnen, um ihren Feind Inu Taisho in die Knie zu zwingen. Und ihre bösartigen Spiele, bei denen sie unter anderem auch Sesshomaru in ihre Gewalt gebracht haben, scheinen bestens zu funktionieren. Der Dämonenfürst des Westens steht am Rande der Verzweiflung und vor der schwersten Entscheidung seines Lebens... Enjoy reading! Nie werde ich diesen Ausdruck in den goldenen Augen Inu Taishos vergessen, nachdem ich ihm erzählt hatte, was mit seinem Sohn geschehen war. Mein Herr konnte seine Gefühle meist sehr gut verbergen, aber eben nicht immer. Und am allerwenigsten in diesem einen Augenblick. Es war nur ein kurzer, winziger Augenblick, ein Wimpernschlag, aber er genügte mir. Diese eine Sekunde reichte mir, um zu wissen, wie es aussieht, wenn eine Seele vor Schmerz zerbricht. Wie tückisch der ganze Plan der beiden Drachendämonen Bundori und Ryokossei wirklich war, wurde mir erst klar, als ich Inu Taisho aufsuchte, um ihm die Details der gewaltsamen Verschleppung seines Sohnes zu berichten. Als ich, der dämonischen Aura meines Herrn folgend und fast völlig erschöpft, die Höhlen von Chugos Wolfsrudel in den westlichen Bergen erreichte, herrschte dort gewaltige Aufregung und diensteifrige Emsigkeit. Außer den Wolfsdämonen hielten sich dort auch viele Hundedämonen und weitere Vertreter unterschiedlichster Dämonenrassen auf. Viele von ihnen kannte ich nicht und viele hatte ich auch schon länger nicht mehr gesehen. So dauerte es eine kleine Weile, bis ich schließlich begriff, was da eigentlich vor sich ging. Bei all diesen Dämonen, die sich in den westlichen Bergen versammelten, handelte es sich um Untergebene und Verbündete Inu Taishos, die ihn in kriegerischen Konflikten unterstützten. Mein Fürst sammelte seine Kämpfer zusammen und stellte ein Heer auf! Schrecken erfasste mich. Stand uns etwa wieder ein Krieg bevor? Ein silbergrauer, bewaffneter Fuchsdämon in halb menschlicher Gestalt, der Inu Taisho schon oft in kämpferischen Auseinandersetzungen geholfen hatte und mich von den jüngsten Ereignissen in Kenntnis setze, bestätigte meine Befürchtungen. Etwa zur gleichen Zeit, als ich den Flohgeist Myoga nach dem Verschwinden von Sesshomaru zu meinem Herrn geschickt und mich auf den Weg zum Drachenfelsen gemacht hatte, war ein riesiges, feindliches Dämonenheer im Westen eingefallen. Dieses Heer kam aus dem Osten, dem Drachenreich, es bestand aus Paradiesvögeln, Schlangen und drachenverwandten Dämonen. Mit einem überraschenden, nächtlichen Überfall hatten diese Angreifer einen ganzen Landstrich südlich der westlichen Berge zerstört und alles Leben dort vernichtet. Und nun stand ein weiterer, weitaus größerer Überfall, dieses Mal mit Ziel auf die westlichen Berge, bevor. Wenn niemand dieses Unheil aufhielt, stand zudem der gesamte Westen vor der Gefahr im Blut und Feuer eines gewaltigen, dämonischen Eroberungsfeldzugs zu ertrinken. War es Zufall, dass dieses feindliche Dämonenheer aus dem Osten mit seinem bedrohlichen Angriff auf Inu Taishos Herrschaftsgebiet erst bis zu einer bestimmten Nacht gewartet hatte? War es Zufall, dass vereinzelte, vorangegangene Angriffe der Paradiesvögel in den westlichen Bergen Inu Taisho zuvor beschäftigt und abgelenkt hatten? War es Zufall, dass dann ein verheerender Überfall ausgerechnet in der Nacht stattfand, in der auch der Sohn meines Fürsten gefangen und verschleppt wurde? Nein, sicher nicht. Auch das war alles Teil eines hinterhältigen, finsteren Plans. Zutiefst beunruhigt suchte ich meinen Herrn und fand ihn schließlich in einer der Wolfshöhlen, wo er sich die erschreckenden Berichte des Leitwolfs Chugo über den Stand der Invasion und über weitere Zerstörungen anhörte. Als ich die Höhle betrat, stand Inu Taisho sofort auf und kam zu mir. Er sah mich eine Weile schweigend und undurchdringlich an. Auf seiner Schulter saß verschüchtert Myoga und starrte mir zutiefst verängstigt entgegen. "Sesshomaru?" fragte Inu Taisho schließlich. Seine Stimme war leise, fast nur ein Flüstern. Es fiel mir schwer ihm zu antworten: "Verzeiht mir mein Versagen, mein Lord, ich bin zu spät gekommen. Ein Drache hat den Prinzen verletzt und gefangen. Yoshio hatte ebenfalls etwas mit dieser Entführung zu tun. Scheinbar wurde er irgendwie dazu gezwungen. Und wahrscheinlich wurde er auch schon länger als Werkzeug und als Spion benutzt. Möglicherweise haben Bundori und Ryokossei den Wolfshundedämon dazu auch mit magischen Kräften ausgestattet. Ich weiß es nicht. Yoshio war dem Wahnsinn nahe und ist dann plötzlich auf magische Weise verschwunden, bevor ich mehr herausfinden konnte. Sesshomaru-sama ist nun jedenfalls irgendwo im Drachenreich und, wie es scheint, in Bundoris Händen... ich fürchte, der Drachenlord wird Euren Sohn... er wird ihn..." "Er wird ihn auf grausamste Weise zu Tode foltern." vervollständigte Inu Taisho dumpf meinen Satz und fuhr dann murmelnd fort: "Mit solchen und ähnlichen Methoden kennt dieser Drache sich ja bestens aus und mit meinem Sohn wird er sich sicher besonders freudig und intensiv beschäftigen. Und Sesshomaru... er wird keine Schwächen zeigen wollen... das wird seine zu erleidenen Torturen und Qualen verschlimmern, ins Unfassbare, Unerträgliche steigern und übermäßig verlängern..." Inu Taishos tonlose und leise Stimme brach ab. Kurz sah er zu Myoga, der unter seinem Blick furchtsam zusammen zuckte, und wandte sich dann wieder an mich. "Nun, Ieyasu, mein treuer Diener, weißt du noch einen Rat?", fragte der Fürst mich. Immer noch war seine Stimme ruhig, doch sie hatte ihren warmen Unterton verloren und klang hohl und kalt. "Vielleicht... wenn ihr mir einige starke Kämpfer zur Seite stellen würdet... vielleicht gibt es ja einen Weg heimlich in das Drachenreich zu gelangen und Euren Sohn zu befreien..." "Ich kann keinen meiner Kämpfer entbehren. Niemanden. Und ich selbst kann erst recht nicht fort. Du hast doch sicher von der Bedrohung erfahren, die uns und unseren Verbündeten seit vergangener Nacht bevorsteht?! Ich muss mein Land und meine Schutzbefohlenen verteidigen." "Ich weiß... das ist... dieser Überfall und alles... das ist wohl ebenfalls das Werk der Drachen, nicht wahr? ... Könnt Ihr nicht Sou'unga einsetzen, um dem Ganzen ein möglichst schnelles Ende zu bereiten?" Inu Taisho gab kurz ein schnaubendes Lachen von sich, doch dieses Lachen war frostig und bitter. "Sou'unga...", fuhr mein Herr fort: "mein Schwert der Macht und mein Schwert des Verderbens... mit diesem Schwert könnte ich meine Feinde vielleicht besiegen. Doch dieses Mal kämpfe ich nicht gegen Feinde, die von dieser tödlichen Macht nichts wissen, und dieses Mal ist die Bedrohung weitaus größer. Bundori und Ryokossei kennen Sou'ungas Macht sehr gut und sie kennen auch genau den Geist, der in dieser Klinge wohnt. Ein Geist, der nur darauf wartet, endlich erwachen zu können... Ich würde den Drachen wahrscheinlich noch einen Gefallen tun, wenn ich Sou'unga mehrfach einsetze und mit meinem Hass die bösartige Seele meines Schwertes wecke. Und schließlich auf diese Weise durch meine eigene Hand mein Land zerstöre, letztendlich auch mich selbst vernichte..." Wieder brach Inu Taisho kurz ab und sah dann hoch zur Höhlendecke. Er schien mit den Gedanken weit fort zu sein, als er schließlich weitersprach. "Nein, mein Freund, Sou'unga kann und darf mir hier nicht helfen. Und auch sonst bleiben mir alle anderen Wege und Möglichkeiten versperrt. Ich bin der Herrscher des Westens. Dieses Land gehört mir und noch mehr gehöre ich diesem Land. Ich muss die mir Anvertrauten schützen. Selbst dann, wenn ich dafür ein überaus frevelhaftes Opfer bringen muss und ich mich damit zur ewigen Verdammnis verurteile... Ich habe keine Wahl..." Noch einmal sah der Dämonenfürst mir für eine Sekunde in die Augen, und das war die Sekunde, in der ich seine Seele vor Schmerz und Pein weinen sah. Und nun verstand ich endlich richtig, was die Drachen mit all ihren grässlichen, intriganten Spielen wirklich geplant und beabsichtigt hatten, und schließlich auch erreicht hatten. Sie wollten Inu Taisho vor eine schwere und äußerst entsetzliche Entscheidung stellen. Vor die Entscheidung sein Land und seine Schutzbefohlenen zu bewahren oder seinen Sohn zu retten. Und die Drachen wussten, dass dem Fürsten nur eine Wahl blieb, die nun sein Innerstes zu zerreißen drohte. Mit der Entscheidung sein Land zu schützen, zwangen Bundori und Ryokossei den Dämonenfürsten dazu, sein Erbe und seine Zukunft, sein Herz und seine Seele, sein eigenes Fleisch und Blut dem Tod preiszugeben. Sie zwangen ihn zur grausamen Opferung seines eigenen und geliebten Kindes... * * * * * Tief in unglücklichen Gedanken versunken hockte der Heiler Ieyasu am felsigen Boden in einer der Höhlen des westlichen Wolfsrudels und verband vorsichtig die verletzte Schulter eines noch sehr jungen Wolfsdämonen. Neben ihm saß noch ein Wolfsdämon, eine schöne, schon etwas ältere Frau mit kummervollen Gesicht und half Ieyasus Schüler bei der Zubereitung einer Kräutersalbe. Ein weiterer, jugendlicher Angehöriger von Chugos Wolfsrudel mit vereinzelten Schrammen im Gesicht kniete verschüchtert vor seinem verletzten Kumpan und sah Ieyasu bei seinen heilsamen Tätigkeiten zu. "Es ist glücklicherweise nicht sehr schlimm", sagte der Heiler beruhigend zu den beiden Jugendlichen und reichte dem Verletzten eine Holzschale mit einer dampfenden Flüssigkeit: "Hier trink das, dann wirst du kaum noch Schmerzen haben und es wird das Schlangengift in dir neutralisieren. Du hast Glück gehabt, dass dein Gegner nicht mehr dazu gekommen ist, sich noch fester in deine Schulter zu verbeißen. Ansonsten hättest du die vollständige Ladung des Gifts abbekommen, dann hätte ich nichts mehr für dich tun können." "Das habe ich nur Inu Taisho zu verdanken", antwortete der junge Wolfsdämon und senkte den Kopf, "er hat gesehen, wie diese Schlange mich angriff, und hat sie von mir weggerissen. Und für diese Hilfe wäre er beinahe von sechs weiteren Schlangendämonen, die daraufhin ihn angriffen, umgebracht worden." "Das ist schon das zweite Mal, dass der Hundefürst Haggaku und mir das Leben gerettet hat", ergänzte der zweite, jugendliche Wolf, "und das, obwohl wir ihm in den Schlachten bisher nie eine große Hilfe waren und er Wölfe doch eigentlich hassen müsste." "Die alte Blutfehde zwischen Hunden und Wölfen ging nur den Norden etwas an", antwortete Ieyasu: "Das westliche Wolfsrudel hatte damit nie etwas zu tun. Dank eurem weisen Leitwolf gab es für Lord Inu Taisho niemals einen Grund, etwas gegen euch zu haben oder an eurer Loyalität zu zweifeln. Und warum sollte er alle Wölfe hassen, nur weil einige Vertreter dieser Rasse in der Vergangenheit seine Feinde waren oder ihm Böses wollten. Der Lord würde sich niemals an Unschuldigen rächen." "Dort kommen noch weitere Verletzte", sagte die Wolfsdämonin neben Ieyasu in diesem Moment und deutete zum Höhleneingang, "und die hat es offensichtlich weitaus schlimmer erwischt. Der diesmalige Angriff scheint besonders gefährlich zu sein... Wie viele Opfer es wohl heute wieder geben wird?" Der Heiler seufzte schwer und stand auf. Er ließ kurz seinen Blick durch die Wolfshöhle schweifen. Die Behausungen von Chugos Rudel hatten sich mittlerweile in ein Lazarett mit vielen verwundeten Dämonen verwandelt und die Arbeit des Heilers nahm kein Ende. Schon mehr als eine Woche und fast ununterbrochen tobte nun ein erbitterter Kampf in den westlichen Bergen. Eine furchtbare Dämonenschlacht, in der Inu Taisho mit allen Kräften gegen die Eroberung des Westens durch den Drachen Ryokossei und seine Untertanen kämpfte. Die dämonischen Invasoren aus dem Osten gaben nicht auf. Immer wenn es Inu Taisho und seinen Getreuen gelang einen Angriff an einem Ort zurückzuschlagen, tauchten an einem anderen Ort neue Angreifer auf. Der Herr des Westens schien an allen Fronten zugleich zu sein und verteidigte dort verbissen jeden Quadratmeter seines Landes. Stets stand er an den riskantesten Stellen, warf sich ungeachtet seiner eigenen Sicherheit grimmig jeder Gefahr entgegen und badete im Blut seiner getöteten Feinde. Der Anführer von Inu Taishos Gegnern dagegen verhielt sich bedeckt. Zwar tauchte er auch bei jedem Angriff kurz auf und leitete seine Untertanen in die Schlacht. Doch er war auch genau so schnell wie seine überraschenden, Blitzüberfälle wieder völlig verschwunden. Ryokossei machte sich nicht selbst die Hände schmutzig, er ließ andere für sich kämpfen, und er war hinterlistig genug, jedes Mal dem Herrscher des Westens rechtzeitig auszuweichen, bevor dieser ihn stellen und eine Entscheidung herbeiführen konnte. Ein heller Aufschrei der Wolfsdämonin, die Ieyasu und seinem Schüler bei der Versorgung der Verletzen half und die den neuen, herbeigetragenen Verwundeten am Höhleneingang entgegen gegangen war, lenkte Ieyasus Aufmerksamkeit auf sich. "Aoi-san, was ist denn?" Beunruhigt eilte der Heiler zu ihr. Er befürchtete, dass sie etwas Schreckliches erfahren hatte. War vielleicht Inu Taisho gefallen? Das war eine Nachricht, vor der sich alle fürchteten, denn mit seinem Herrn würde auch der ganze Westen fallen. Die Wolfsdämonin stand wie versteinert mit schreckensbleichem Gesicht am Höhleneingang und starrte einen jungen Wolfsdämonen an, der einen verletzten Hundedämonen mit blutüberströmten Gesicht stützte. Irritiert sah Ieyasu von Aoi zu dem schwarzhaarigen Burschen. Er konnte sich nicht erinnern diesen jungen Wolfsdämonen schon einmal gesehen zu haben, doch er kannte das komplette Rudel von Chugo ja auch nicht. Der Heiler ging zu dem ihm unbekannten Wolfdämon und nahm ihm den Verletzten ab. Ieayasus Schüler nahm sich währenddessen weiteren Verwundeten an, die ein braunweiß gefleckter Hundedämon in seiner wahren Gestalt auf seinem Rücken trug. Als Ieyasu den Verletzten in seine Obhut genommen hatte, löste sich Aois Erstarrung und sie stürzte auf den fremden, schwarzhaarigen Wolfsjungen zu. Weinend umarmte sie ihn. "Koga...", schluchzte sie, "Koga... du lebst... ich dachte, ich hätte dich verloren... damals, als... oh, Koga, mein Kind, mein Liebstes... bei allen gütigen Mächten des Himmels.... mein Kind... du lebst..." Etwas verlegen über seinen Auftritt und Empfang drückte der Wolfsdämon Aoi kurz an sich und löste sich dann behutsam aus ihren Armen. "Mutter", murmelte er verschämt, "ich bin doch kein kleines Kind mehr. Außerdem brauchst du doch nicht gleich zu heulen... ich denke, Dämonen haben keine Tränen!" Aoi unterdrückte ihren Gefühlsausbruch und sah verlegen zu Boden. Sie wusste, es war sehr unziemlich sich derartig gehen zu lassen. Wölfe waren schließlich stolze Geschöpfe und sollten keine Schwächen zeigen, insbesondere nicht in solch einer kriegerischen Situation. Aber die Gefühle einer Mutter waren eben stärker als die des Stolzes. "KOGA!" schrieen nun auch fast gleichzeitig die zwei jungen Wölfe, um die Ieyasu sich zuletzt gekümmert hatte: "Wo bist du die ganze Zeit gewesen? Du hast also wirklich überlebt... wir haben das geahnt und sogar schon heimlich nach dir gesucht. Lebt Fuyuko auch noch? Und wie und warum bist du hierher gekommen?" Ieyasu, der den verletzten Hundedämonen in die Höhle schleppte und von weitem noch einige Worte mitbekommen hatte, wurde immer irritierter. Was war denn das für ein merkwürdiges Familientreffen und wovon redeten die Wölfe da? Besonders die Bemerkung zu Fuyuko ließ ihn hellhörig werden. Wer war dieser junge Wolfsdämon? Schnell setzte der Heiler den Verletzten, der sich auf ihn stützte, in der Höhle ab und überließ ihn wie die übrigen Verwundeten der Pflege seines fleißigen Schülers. Glücklicherweise schwebte zur Zeit keiner seiner ihm anvertrauten Verwundeten in Lebensgefahr. So konnte sich Ieyasu ruhigen Gewissens wieder dem Gespräch der jungen Wolfsdämonen zuwenden. "... und jetzt hör endlich auf mir die Luft abzudrücken, Ginta, sonst kann ich nicht weiter erzählen!" schimpfte der Wolfsdämon namens Koga gerade, während er sich aus den wüsten Umarmungen von einem seiner Kumpane befreite. Dann sprach er weiter: "also... ich habe also diese niederen, doofen Schlangendämonen belauscht, als sie sich über die geplante Invasion auf die westlichen Berge unterhielten. Ich wusste schon vorher, dass die Drachen irgendwas in der Richtung vorhatten. Dieser durchtriebene Mistkerl von Ryokossei dachte wohl, ich sei zu blöd dazu, davon nichts mitzubekommen. Da hat er sich aber ausnahmsweise mal sehr geirrt. Leider konnte ich Fuyuko nichts mehr von all dem erzählen, sie war fort und damit beschäftigt, diesen Wolfshundedämon abzufangen und somit die Falle für Inu Taishos Sohn vorzubereiten. Ich habe stattdessen versucht so schnell wie möglich hierher zu gelangen, aber überall wuselten dauernd diese komischen Vogelviecher rum. Ich musste mich immer wieder verstecken und bin nur langsam vorangekommen und dann begann auch schon der Angriff, ohne dass ich noch jemanden warnen konnte. Es war ganz schön schwierig sich danach heimlich durch die Fronten zu schleichen, ohne in Gefahr zu geraten irgendwo auf beiden Seiten erkannt zu werden. Wenn mich Ryokossei erwischt hätte, wär alles aus gewesen. Und die Hunde hätten mich in ihrem Zorn wahrscheinlich ebenfalls sofort abgemurkst, bevor ich überhaupt irgendwas hätte erklären können. Sie wissen ja alle, dass ich auf Fuyukos Seite gestanden hatte. Zum Glück konnte ich dann vor kurzem einige Verletzte retten, die mir meine Geschichte glaubten. Sie haben mir geholfen jetzt unbemerkt zu den Höhlen und zu euch zu gelangen." "Du warst im Drachenreich? An der Seite der Wolfsprinzessin Fuyuko? Du hast für Ryokossei und Bundori gearbeitet?" mischte sich Ieyasu nun in das Gespräch der Wolfsdämonen ein. "Ja... das habe ich", gab Koga ehrlich zu und sah dann betreten zu Boden, "ich habe das alles vor allem für Fuyuko getan... sie hatte doch niemanden mehr. Das alles... in der Vergangenheit mit dem Krieg, das war ein großer Fehler, aber ich habe doch nicht gewusst, wie schlimm das alles werden würde. Und die Wölfe des Nordens sind doch auch irgendwie mein neues Rudel gewesen, ich war ja ein Verbannter. Kein Wolf kann lange ohne ein Rudel überleben... wir brauchen nun mal Freunde. Ich konnte einfach nicht anders, ich musste Fuyuko helfen, schon allein deswegen, weil... weil..." "Weil du sie liebst?" fragte Ieyasu ruhig. Koga wurde noch betretener. Seine Freunde Ginta und Haggaku starrten ihn verblüfft an, solch einen Gesichtsausdruck hatten sie bei ihm noch nie zuvor gesehen. Er verhielt sich absolut untypisch. "Ja, gewissermaßen schon. Wenn ich auch weiß, dass es von ihr aus irgendwie anders ist. Ich bin wohl so was wie ein kleiner Bruder für sie..." Mit einem Ruck richtete sich Koga dann plötzlich stolz auf. "Ich habe Mist gebaut, ja. Und wenn mich jemand dafür verurteilen will, hat er alles Recht dazu. Aber trotz allem bin ich ein Wolf! Kein Wolf lässt seine Freunde im Stich oder verrät sie. Eher würde ich sterben. Als ich erfahren habe, was die Drachen alles wirklich vorhatten, und, dass auch die Wölfe des Westens angegriffen werden sollten, wollte ich mit all dem nichts mehr zu tun haben. Und die Hunde sind nicht mehr meine Feinde, denn Inu Taisho beschützt ja nun auch mein Rudel und meine Freunde. Wer meine Freunde schützt, ist mein Freund und ich der seine, und ich werde mein Leben für einen Freund geben. Dafür, dass der Herr der Hunde den Wölfen geholfen hat und immer noch hilft, werde ich nun auch ihm helfen... ich habe meine Zeit bei den Drachen gut genutzt und bin nicht so doof wie die denken. Ich kenne viele ihrer Geheimnisse und vor allem kenne ich einen geheimen Weg ins Drachenreich und weiß auch, wo Bundori seine Gefangenen versteckt... Ich bräuchte nur einen magiebegabten Dämonen, der mich begleitet und mir hilft mein Youki zu verbergen, was ich allein nicht kann. Dann könnte ich vielleicht unbemerkt bis zu Bundoris Heimstatt vordringen und den gefangenen Hundefürstensohn befreien. Zumindest könnte und würde ich es versuchen." "Du willst ins Drachenreich, um einem Drachen seine Beute zu stehlen? Bist du verrückt?" Haggaku riss die Augen auf, er glaubte sich verhört zu haben. Sein Freund musste den Verstand verloren haben. Koga wandte sich grinsend an ihn: "Ich könnte vielleicht Hilfe gebrauchen... Was ist, kommst du mit?" "Du spinnst ja total. Nie und nimmer... ich bin doch nicht lebensmüde und außerdem würden wir sowieso..." "Ich komme mit", sagte Ginta mit leicht verängstigter Stimme. Haggaku schrie auf: "WAAAAAS?!? Hast du vorher in der Schlacht eine auf die Nuss gekriegt?! Du gehst nirgendwohin, ihr seid ja alle völlig durchgedreht. Das ist doch Blödsinn erster Sahne. Da kommt ihr nie lebend rein und vor allem nie wieder lebend raus. Keiner von uns ist nur ansatzweise stark genug für so eine gefährliche Sache. Und außerdem ist diese Befreiungsaktion doch absoluter Quatsch. Der Hundeprinz ist doch bestimmt schon längst tot. Ist euch eigentlich klar, wie viele Tage schon vergangen sind, seitdem der gefangen wurde?!?" "Gut möglich, dass er tot ist", meinte Koga ruhig, "ich weiß, dass Bundori grässliche Dinge mit seinen Gefangenen anstellt. Andererseits ist dieser... äh, wie hieß er jetzt noch mal... ja der Sohn des Hundefürsten. Und der ist doch ziemlich stark, oder?, Wenn seine Gefangenen stark sind, genießt Bundori es besonders sie zu quälen und zieht es extrem in die Länge. Vielleicht hat der Hund deshalb bisher überlebt. Ansonsten können wir zumindest noch den Leichnam bergen. Ich denke mal, dass der Hundefürst seinen Sohn wenigstens ehrenvoll bestatten möchte." Wortlos nickend stimmte Ieyasu Koga zu. Zuversicht und Glück überflutete ihn. Gab es vielleicht doch noch einen Weg Sesshomaru zu retten, nachdem er bereits zum Tode verurteilt worden war? Ieyasu wagte es kaum zu hoffen, doch er musste jede erdenkliche Chance nutzen, um all das Leid, das geschehen war, zu mildern. So wie es die Aufgabe seines Herrn war sein Land und seine Schutzbefohlenen zu schützen, so war des Heilers Aufgabe den Schmerz aller Wunden, die das Schicksal schlug, zu lindern. "Aoi-san, wirst du mit meinem Schüler allein mit der Versorgung der Verwundeten zurecht kommen?", fragte Ieyasu die Wolfsdämonin neben sich, die sich alles bisher schweigend angehört hatte. Aoi betrübte die Aussicht, möglicherweise ihren Sohn zu verlieren, nachdem sie ihn gerade erst wiedergefunden hatte, sehr. Doch sie kannte Koga besser als jeder andere und sie wusste, dass sie nichts daran ändern konnte. Koga wollte seine Würde, seine Ehre und seine Seele zurück gewinnen, und sei es für den Preis seines Lebens. Sie konnte und durfte ihn nicht aufhalten. "Ich werde es schaffen, Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen, Ieyasu-sama. Euer Schüler und ich werden uns gut um alle Verletzten kümmern." "Gut, dann gehen wir. Sorge bitte dafür, dass Lord Inu Taisho möglichst lange nichts von meinem Verschwinden und unserem Rettungsversuch erfährt. Er leidet schon genug und wir sollten jetzt auf keinen Fall irgendwelche falschen Hoffnungen wecken." Ieyasu wandte sich nun an Koga: "Ich besitze magische Kräfte und werde euch begleiten. Durch meine Magie kann ich uns per Teleport bis an die Grenzen zum Drachenreich bringen. Von dort aus müssen wir zu Fuß weiter, ansonsten würde meine Magie auffallen. Und ich möchte zudem meine Kräfte schonen, wir brauchen sie sicher noch, um aus dem Drachenreich wieder herauszukommen. Solange wir uns im Drachenreich befinden, kann ich eine unauffällige Schutzbarriere erschaffen, die unser Youki abschirmt, dann dürfte uns kein Drache oder sonstiger Dämon vorzeitig entdecken können. Wir dürfen uns dazu allerdings nie allzu weit voneinander entfernen." "Alles klar", sagte Koga, "dann mal los. Wir müssen zunächst zur Dornenwiese, südlich des Drachenfelsens. Dort befindet sich ein kleines magisches Portal, dass direkt in Bundoris schluchtartige Heimstatt führt. Ich weiß, wie man dieses Tor öffnet. Das hat mir so ein wunderbarer, quasselfreudiger und dämlicher Greif verraten, der unter Bundori dient. Mit dieser Schnapsdrossel habe ich einmal eine äußerst interessanten Abend mit gestohlenem Reiswein verbracht... Tja, so kommen wir jetzt völlig unbemerkt durch den unsichtbaren und schützenden Bannkreis, der das ganze Drachenreich umgibt und die Drachen vor ungewollten Eindringlingen warnt." Ieyasu schmunzelte innerlich, eines war sicher, langweilig würde das Abenteuer nicht. Haggaku beobachtete, wie Ieyasu seinen hölzernen Stab zur Hand nahm und seine dämonischen Energien aktivierte. Koga und Ginta stellten sich zu ihm. Ein schimmerndes und immer helleres Licht begann den Heiler und die zwei Wolfsdämonen zu umkreisen. "Wartet auf mich", rief Haggaku plötzlich. Rasch lief er hinzu und drückte sich dann ungestüm an Kogas Seite. Beinahe hätte er seinen Kumpan dabei über den Haufen gerannt und umgeworfen. "Verdammt, du Idiot, was sollte das denn", fluchte Koga und verpasste Haggaku einen derben, aber auch freundschaftlichen Stoß in die Rippen. "Tja...äh...", grinste Haggaku und rieb verlegen seine verbundene, leicht schmerzende Schulter, "wie du schon gesagt hast... kein Wolf lässt seine Freunde im Stich, oder? Und eigentlich wollte ich schon immer mal einem Drachen einen Streich spielen... ich denke, das könnte hochinteressant werden..." Nun grinste auch Koga. Und sogar Ginta brachte trotz all seiner Angst und der ernsten Situation ein Lächeln zustande. Ieyasus Licht strahlte daraufhin kurz blendend auf, dann waren die drei Wolfsdämonen zusammen mit dem Heiler verschwunden. Soweit das vierzehnte Kapitel. Na, ob das Erfolg verspricht? Drei jugendliche, eher tölpelhafte Wolfsdämonen samt einem friedfertigen Heiler auf Rettungsmission im gefährlichen Drachenreich? Den Dummen hilft bekanntlich das Glück, vielleicht haben sie dadurch ja tatsächlich eine Chance. Ob sie allerdings nicht schon viel zu spät dran sind, das ist eine andere Frage... Der arme, noch ahnungslose und verzweifelte Inu Taisho hat jedenfalls weiterhin keinen Grund zur Freude. Sein Land ist nach wie vor bedroht und seinen Sohn glaubt er verloren. Doch in einem haben die Drachen sich ein klein wenig verrechnet, die Seele des Hundeherrn ist noch nicht völlig gebrochen. Denn er hat ja noch was, das er beschützen muss... ihr ahnt es, im nächsten Kapitel gibt es ein Wiedersehen mit Izayoi (für alle die unser süßes Liebespärchen schon vermisst haben) und... freu dich, Hrafna (und wer sonst noch auf ihn wartet), Takemaru tritt auch wieder auf! Falls es irgendwelche Wünsche und Kritiken gibt, immer her damit! Noch eine ängstliche Frage meinerseits zum Schluss: Geht euch dieser ewiglange Roman eigentlich langsam auf den Keks?!? Tja, hmmm, der Grundriss bzw. der weitere Fortlauf der Story und auch vereinzelte künftige Textpassagen stehen ja schon. Ich kann allerdings dennoch nicht abschätzen, wie viele Kapitel es genau werden, wenn alles so bleibt, wie geplant. Wir sind jetzt ungefähr bei der Hälfte, also die 30 knacke ich wahrscheinlich leicht... Ihr bräuchtet also schon noch viel Geduld hiermit...^^ Schlimm?!? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)