Anfang aller Feindschaft von Lizard (aus den Schatten der Vergangenheit) ================================================================================ Kapitel 5: Rot wie Blut ----------------------- Mann, dieses Kapitel hat mich ganz schön Nerven gekostet. Ich dachte, ich krieg das nie auf die Reihe. Doch jetzt habe ich es geschafft und hoffe, es ist einigermaßen gut geworden. Diesmal bekommt ihr die volle Macht von Inu Taisho und seinem Schwert zu spüren. (*hehe*) Und damit meine ich nicht Tessaiga, das er hier bisher noch gar nicht besitzt... Wer den dritten Inu Yasha-Film kennt, wird wissen, welches Schwert ich meine...(und wer den Film nicht kennt, wird hoffentlich trotzdem mitkommen, ich habe hoffentlich alles verständlich genug beschrieben) Also auf zum 5.Kapitel: Die Wolfsdämonin Fuyuko hat sich nicht von ihrem rachsüchtigen Pfad abbringen lassen und bricht schließlich einen Krieg vom Zaun. Unbeirrbar verfolgt sie ihr Ziel die ihr verhassten Hundedämonen zu vernichten und nimmt dafür sogar die Hilfe der bösesten Dämonen in Anspruch. Auf einer Ebene am Fuße der westlichen Berge zwingt sie Inu Taisho schließlich zur Schlacht... Enjoy reading! Ich hasse Krieg. Krieg ist niemals gerechtfertigt und er ist immer grausam, aber dennoch scheint er oft unvermeidbar zu sein. Manche meiner Art lieben den Krieg sogar, er stillt ihren Durst nach Blut. Grausamkeit steckt in der Natur meiner Rasse. Die meisten Dämonen sind in dieser Hinsicht leider nicht besser als Menschen. Auch dieser mittlerweile längst vergangene, neu entflammte Krieg zwischen Wolfs- und Hundedämonen schien damals unvermeidlich zu sein. Die Feindschaft zwischen Nord und West war wohl einfach zu tief in den Herzen von Wölfen und Hunden verwurzelt, um Verzeihen zu ermöglichen. Nur wenige waren gewillt einen Konflikt zu vermeiden. Derjenige, der sich am meisten von allen um den Frieden bemühte, war mein Herr, der Lord der westlichen Lande. Dabei hatte Inu Taisho eigentlich am ehesten einen Grund dafür die Wölfe des Nordens zu hassen, denn sie waren es gewesen, die ihn einst vor langer Zeit verraten und fast gebrochen hatten. Doch er hasste sie nicht, er wollte die Vergangenheit vergessen. Aber die unversöhnliche Wolfsprinzessin aus dem Norden ließ ihm keine Wahl. Nach mehreren, mysteriösen Morden an ihren Wölfen begann sie einen sechs Jahre dauernden Guerillakrieg gegen die Hunde des Westens. Ihre Rache wurde zunehmend grausam und genauso unerbittlich und erbarmungslos wurde die Antwort der Hundedämonen. Denn auch unter den Hunden gibt es viele hartherzige Geister, die sich die Angriffe keinesfalls gefallen ließen. Es war eine unschöne und schmerzvolle Zeit, die alte Wunden aufriss, die eigentlich hätten heilen sollen. Niemand ahnte, dass hinter diesem ganzen entsetzlichen Werk eigentlich ein völlig anderer Plan steckte, den andere, dunkle Seelen in ihrer Grausamkeit und Machtgier entworfen hatten. Und so nahm das Unheil seinen Lauf bis es fast zu spät war. Wenn ich heute in die Vergangenheit zurückblicke, frage ich mich manchmal, was wohl damals geschehen wäre, wenn Fuyuko und ihre Wölfe aus dem Norden die Kriegsfackel nicht wieder entzündet hätten. Was wäre geschehen, wenn statt Rachsucht der Friedenswille und die Versöhnungsbereitschaft gesiegt hätten? Ja, was nur wäre passiert, wenn die Wölfe die Hunde nicht angegriffen hätten und es die darauffolgenden sechs Jahre mit ständigen, feindlichen Auseinandersetzungen zwischen Wolfs- und Hundedämonen nie gegeben hätte? Nun, ich weiß es nicht. Ich bin ein Heiler und kein Wahrsager. Vielleicht hätten wir eben sechs Jahre Frieden gehabt und sechs Jahre weniger Leid. Vielleicht auch nicht. Ich weiß nur eines: Hätte es die sechs Jahre des neu entflammten Krieges zwischen Wolfs- und Hundedämonen nie gegeben, hätte mein Herr vielleicht niemals dieses Menschenmädchen wiedergesehen. Vielleicht wäre dann die Zukunft ganz anders verlaufen und vielleicht wäre Inu Taisho so heute noch am Leben. Der Zufall wollte es anders und führte stattdessen zwei Liebende zusammen, die ohne Krieg und Hass wohl nie zusammen gekommen wären. Ja, das Leben ist seltsam. Manchmal entwächst all dem Leid ein Keim der Hoffnung und manchmal liegt im Anfang aller Feindschaft ein Neubeginn der Liebe... * * * * * Mit stahlhartem Blick sah der Dämonenfürst der westlichen Lande auf die vor ihm liegende Grasebene am Fuße der westlichen Berge und musterte seine dort versammelten Feinde. Diesmal war die Leitwölfin des Nordens in ihrer Rachsucht eindeutig zu weit gegangen. Nicht nur, dass sie zur Provokation diesmal zuerst fast eine ganze Stadt unschuldiger Menschen vernichtet und niedergebrannt hatte, nun hatte sie sich auch noch Hilfe vom übelsten Abschaum niederer Dämonen geholt. In ihrem Wahn und ihrem unerbittlichen Wunsch nach Rache hatte sie eine riesige Armee der Bosheit aufgestellt und unzählige Dämonen um sich versammelt, die nur eines kannten: Mordgier und Blutlust. Inu Taishos Augen verengten sich zu Schlitzen. Heute würde er es beenden. Sechs Jahre andauernder Konflikte mit den Wölfen waren genug. Diesmal blieb ihm keine Wahl mehr und diesmal würde es kein Entkommen mehr geben. Entschlossen zog der Dämonenfürst das an seinem Rücken befestigte Schwert hervor und wandte sich an seine Untergebenen hinter sich. "Zieht euch zurück. Alle!" Seine Getreuen, etwa dreihundert Dämonen, meist Hundedämonen, aber auch Wesen anderer Art, beobachteten ihn verunsichert. "Ich sagte, ihr sollt euch zurückziehen", befahl der Fürst erneut. Zögernd und verängstigt befolgten die Dämonen den Befehl, nur vier von Inu Taishos Gefolgsleuten blieben bei ihrem Herrscher zurück. Einer von ihnen zog nun ebenfalls sein Schwert und kam auf Inu Taisho zu. "Lass mich an deiner Seite kämpfen, Chichi-ue", sagte er. "Nein!" Unwillig sah Inu Taisho den auf ihn zu kommenden Dämonen an. "Du gehst mit Ieyasu und Yoshio in die naheliegende, zerstörte Stadt und bringst die überlebenden Menschen dort in Sicherheit." "Warum das? Ich bin nicht hier, um irgendwelche Menschen zu schützen. Wir sind schließlich hier, um zu kämpfen!" "Das war keine Bitte, Sesshomaru", sagte Inu Taisho schneidend, "das war ein Befehl. Und du wirst meiner Forderung Folge leisten!" Sesshomaru sah seinem Vater kurz in die Augen und blickte dann zu Boden. Schweigend steckte er sein Schwert wieder ein, drehte sich um, sprang in die Luft und verschwand dann in einem davon schwebenden Energieball. Einer der übrigen Dämonen, die hinter Sesshomaru gewartet hatten, verwandelte sich daraufhin in einen riesigen, schwarzbraunen Wolfshund und rannte der fort fliegenden Kugel hinterher. Auch der dritte, daneben stehende Dämon verließ kurz darauf den Ort, indem er sich in ein leuchtendes Licht hüllte und schließlich in Nichts auflöste. Inu Taisho wandte sich nun seinem letzten zurückgebliebenen Gefolgsmann zu. Dieser war ein großer, stattlicher Fuchsdämon in halb menschlicher Gestalt mit hell schimmerndem Fell und einem buschigen Schwanz. "Bleib in der Nähe", sagte der Dämonenfürst zu ihm, "möglicherweise werde ich dein Fuchsfeuer benötigen. Die Atmosphäre hier ist mit zuviel bösartiger Energie vergiftet. Das könnte den Geist meines Schwertes wecken, wenn ich es einsetze. Sollte das passieren, musst du auf mein Zeichen hin sofort alle von mir Getöteten mit deinem Kitsunebi verbrennen. Verstanden?" Der Fuchsdämon nickte zaghaft, dann fragte er: "Wollt Ihr wirklich ganz allein gegen diesen riesigen Haufen böswilligen Abschaums kämpfen?" "Mein Schwert braucht keine Hilfe", antwortete Inu Taisho. Seine Stimme war leise, hart und undeutbar. "Verzeiht meine Neugier, mein Lord", meinte der Fuchsdämon vorsichtig, "aber wenn ihr solch ein mächtiges Schwert besitzt, warum habt Ihr es nicht schon viel früher eingesetzt?" "Die Macht dieses Schwertes sollte man nicht leichtfertig anwenden. Es ist äußerst gefährlich. Ich benutze es nur, wenn mir keine andere Wahl mehr bleibt." Die Neugierde des Fuchsdämonen war mit dieser Antwort keineswegs zufrieden gestellt, doch als er den grimmigen Ausdruck auf dem Gesicht des Dämonenfürsten sah, verkniff er sich jede weitere Frage. Stattdessen zog er sich auf einen kleinen Hügel zurück und verfolgte aus sicherer Entfernung das weitere Geschehen. Inu Taisho wartete noch eine längere Weile und ging dann schließlich sehr langsam über die Ebene auf das ihn erwartende, feindliche Dämonenheer zu. Das Schwert in seiner Hand schimmerte leicht violettfarben. Merkwürdige, dunkle Wolken zogen am Himmel auf und schienen den Dämonenfürsten zu begleiten. Auf der gegenüberliegenden Seite beobachteten zahllose, aggressive Augenpaare das Herannahen des Hundedämonen. Hinter den massenhaften Reihen aus niederen, bösartigen Dämonengeistern stand Fuyuko. Neben und hinter ihr hatten sich etwa fünfzig, kampferprobte Wolfsdämonen und fast dreifach so viele zähnefletschende Wölfe versammelt. Unter den Wolfsdämonen waren nicht nur Rudelmitglieder aus dem Norden, sondern auch einige Angehörige von Chugos westlichem Rudel, die sich der Leitwölfin angeschlossen hatten. Auch Koga war dabei. Die Wölfe waren ziemlich siegesgewiss. Sie hatten ihre Offensive sorgsam geplant und sich bestens vorbereitet. Mit ständigen, kleinen und stets überraschenden Guerillaüberfällen in die westlichen Lande hatten sie in den letzten sechs Jahren den Hundedämonen immer wieder empfindliche Verluste zugefügt und ihre Gegner dadurch deutlich geschwächt. Schließlich war es Fuyuko auch gelungen eine große Anzahl äußerst verderblicher und bösartiger Dämonen zu rekrutieren. Die Beschwörung und Beihilfe solcher niederrangigen und ruchlosen Geister war zwar unehrenhaft und war auch ziemlich gefährlich, da diese schwarzen Wesen in ihrer Mordgier schwer zu beeinflussen waren. Aber mit Hilfe dieses gewaltigen, unheilvollen Dämonenheeres waren die Wolfsdämonen den Hundedämonen eindeutig überlegen und würden sie besiegen können. Inu Taisho und seine Verbündeten hatten keine Chance. Im Bewusstsein ihrer Überlegenheit waren die Wolfsdämonen daher umso erstaunter, als sie sahen, wie der Herr der westlichen Länder seine Getreuen fortschickte und sich dann völlig allein seiner feindlichen Übermacht stellte. "Was hat der Hund vor?" fragte Koga stirnrunzelnd: "ist der wahnsinnig geworden?" "Vielleicht will er sich ja für seine Untergebenen opfern", meinte Fuyuko neben ihm missfällig, "soll mir recht sein, wenn er glaubt, sein Tod würde uns zufrieden stellen und uns von unserem Vorhaben abbringen. Das macht alles nur leichter. Sobald wir ihn erledigt haben, verfolgen wir seine Gefolgsleute und stoßen weiter ins Land vor. Dann haben wir bald alle Hunde vernichtet." Koga betrachtete verunsichert den Hundefürsten, der nun nicht mehr weit entfernt war und schließlich ruhig abwartend auf der Ebene stehen blieb. Das Ganze gefiel ihm ganz und gar nicht. Er hatte schon immer einen sehr ausgeprägten Instinkt gehabt und dieser Instinkt warnte ihn plötzlich mehr als überdeutlich. Irgendetwas war hier nicht geheuer. "Fuyuko, ich glaube, wir sollten mit unseren Wölfen schleunigst von hier verschwinden..." "WAAAS?!" Fassungslos starrte die Wolfsprinzessin Koga an: "Verschwinden, sagst du? Ich soll den Schwanz vor einem einzelnen Köter einziehen und abhauen? Jetzt, wo wir endlich die Chance haben Inu Taisho und seine Hunde endgültig zu zerschmettern? Ich habe doch nicht umsonst sechs Jahre lang gekämpft, um jetzt grundlos davonzulaufen." "Da stimmt was nicht", flehte Koga inständig, "ich habe ein ganz mieses Gefühl. Bitte, wir müssen schnellstens hier weg!" "Du bist komplett verrückt geworden!" Kopfschüttelnd ging Fuyuko einige Schritte vor und hob gebieterisch ihre Hand. Die Heerscharen der böswilligen, blutrünstigen Dämonen vor ihr brüllten in ohrenbetäubendem Lärm auf und stürzten dann gemeinsam auf Inu Taisho zu. Fuyuko lächelte. Endlich war es soweit. Heute würde sich ihre Rache vollenden. Alle Hunde würden sterben und für ihre zahlreichen Taten in der Vergangenheit mit ihrem Blut bezahlen. Inu Taisho stand ausdruckslos mitten auf der Ebene und erwartete mit hartem, rotglänzendem Blick seine auf ihn zustürzenden Feinde. Das Gras, in dem er stand, wogte in einem beißenden Wind. Schwärzliche Nebelschwaden und ein dumpfes, dunkelviolettes Leuchten umgab ihn. Als die ersten Angreifer ihn erreichten, reckte der Dämonenfürst sein Schwert steil in die Höhe und schwenkte es in einem grell aufblitzenden Licht. "GOKURYUUHA!" schrie er laut und schwang den Stahl in seinen Händen mit einem gewaltigen Schlag wieder herab. * * * * * Nicht allzu weit von der Ebene entfernt flüchteten verängstigte Menschen aus einer zerstörten, brennenden Stadt. Ohne zu wissen warum, waren sie zum Spielball in einem Kampf geworden, den höhere Mächte rücksichtslos in ihrem Rücken austrugen. Nun standen sie hilflos, verzweifelt und allein vor den Scherben ihrer Welt und wussten nicht wohin. Sie wussten nur eins: wer zwischen die Fronten der dunklen Mächte geriet, war verloren. Sie mussten fliehen, so schnell und so weit weg wie nur irgend möglich. In völliger Verzweiflung versammelten sich die Überlebenden außerhalb der flammenden Stadt um ihren Herrn. Der ruhigen und mutigen Entschlossenheit ihres Regenten hatten die Menschen es zu verdanken, dass noch keine komplette Panik ausgebrochen war. Mit Hilfe eines kleinen, verbündeten Kriegsheeres, das zufällig an diesem unheilvollem Tag in der Stadt weilte, hatte der Herrscher eine Verteidigung gegen die Dämonen, die unerwartet über die Menschen hergefallen waren, organisiert. So konnte er zumindest einen Teil seiner Schutzbefohlen retten und die Dämonen zeitweise abwehren, auch wenn er nicht verhindern konnte, dass seine Stadt völlig zerstört wurde. Glücklicherweise zogen sich die Dämonen nach einiger Zeit plötzlich zurück und verschwanden in Richtung einer nicht weitab liegenden Grasebene, wo sie sich sammelten und etwas zu erwarten schienen. Die Menschen konnten die Dämonen dort zwar nicht sehen, spürten aber die gewaltigen, dämonischen Kräfte, die sich auf der Ebene zusammenballten. Offensichtlich waren die Menschen zu Opfern in einem Dämonenkrieg geworden. Um nicht zwischen den gefahrvollen Mühlen der dunklen Mächte zermahlen zu werden, versuchte der Regent nun eine schnelle Flucht in die Wälder und die westlichen Berge zu organisieren. Doch seine Bemühungen schienen ziemlich fruchtlos zu sein. Seine Soldaten besaßen nur noch wenige Pferde, viele Menschen waren verletzt und mit den vielen hilflosen Frauen und Kindern würden sie nur langsam vorankommen. Vielleicht war es sogar schon zu spät, die sich am Himmel zusammenziehenden, schwarzen Wolken verhießen jedenfalls nichts Gutes. Ein greller, ängstlicher Aufschrei riss den Herrscher aus seinen sorgenvollen Gedanken. Er drehte sich herum und sah eine Schar völlig verschüchterter und panisch laufender Frauen auf sich zukommen. Schreiend flüchteten sie sich hinter einige Krieger und deuteten verschreckt zum naheliegenden Waldrand. "Oni, Oni", schrieen sie laut. Nun sah der Regent auch den Grund für die Aufregung der Frauen. Am Waldrand waren wie aus dem Nichts drei Personen aufgetaucht und kamen nun langsam auf die neben ihrer brennenden Stadt versammelten Menschen zu. Auf den ersten Blick wirkten die plötzlich aufgetauchten Gestalten nicht besonders gefährlich, doch ihre Natur war keinesfalls so menschlich wie sie aussahen. Sofort hob der Fürst befehlend seine Hand, worauf alle Soldaten einen schützenden Kreis um die erschrockenen Menschen bildeten und ihre Waffen drohend gegen die Neuankömmlinge richteten. "Bitte", sagte der vorangehende der drei unheimlichen Besucher, der einen hölzernen Stab in der Hand hielt, besänftigend, "wir sind nicht gekommen, um euch etwas anzutun. Wir sind hier, um euch zu schützen." Ungläubig starrten die Menschen die drei Wesen an. Einer der Soldaten, offensichtlich ein hochrangiger Samurai, ging ihnen einige Schritte entgegen und zog warnend sein Schwert. "Welche grausamen Spiele wollt ihr nun mit uns spielen, Mononoke?" fragte er erbost: "Ich warne euch, egal, was ihr vorhabt, ich werde nicht wehrlos sterben!" "Takemaru!" unterbrach der Regent den wütenden Krieger in seiner Rede: "Es sieht nicht so aus, als wären diese zum Töten gekommen. Zügle deinen Zorn! Nicht alle der Mächte, die über uns stehen, sind uns feindlich gesonnen." Respektvoll näherte sich der Fürst den drei Dämonen und beugte vor ihnen sein Knie. "Ich danke Euch für Eure Hilfsbereitschaft und Euren Schutz, ehrenwerte Herren. Sagt mir, was ich tun soll, und ich werde es befolgen." "Zieht euch in den bewaldeten Hang hinter uns zurück", sagte nun der zweite der Dämonen mit fast hüftlangem, silberweißem Haar. Seine Stimme wirkte teilnahmslos und kalt. "Was immer auch geschieht, verhaltet euch ruhig und stört uns nicht." "Und beeilt euch", fügte der erstere, gütig wirkende Dämon mit einem besorgten Blick zum Himmel hinzu, "wir haben nicht mehr viel Zeit." Hastig befolgten die Menschen die Anweisungen ihrer unerwarteten Beschützer und flüchteten in die neben der Stadt gelegenen, bewaldeten Berghänge. Der erste der Dämonen steckte nun seinen Stab in die Erde und wandte sich an den weißhaarigen, stolzen Dämonen hinter sich. "Ich brauche soviel von Eurer Kraft wie ihr mir geben könnt, Sesshomaru-sama. Meine Kräfte allein werden nicht ausreichen, um einen Schutzkreis gegen solch eine gewaltige Macht wie die Gokuryuuha zu errichten und zu halten." Sesshomaru ging wortlos an seinem vor ihm stehenden Begleiter vorbei und ergriff den im Boden steckenden Holzstab. Er schloss seine Augen und konzentrierte sich. Ein weißliches, teils auch grünlich schimmerndes Licht umspielte seine Hand und floss auf den Stab über. "Brauchst du auch meine Kräfte, Ieyasu?" fragte daraufhin der dritte der Dämonen. "Danke nein, Yoshio, das ist nicht nötig. Unsere beiden, vereinten Kräfte werden genügen." Besorgt sah der Heiler wieder in den Himmel, der sich zunehmend verdüsterte, und blickte dann zu Sesshomaru. Dessen Haltung hatte sich mittlerweile leicht verkrampft und er wirkte ermüdet. "Pass auf Sesshomaru-sama auf", sagte Ieyasu zu Yoshio, "die kräftezerrende Energieübertragung auf meinen Stab wird ihn möglicherweise nachträglich kurzfristig in Bewusstlosigkeit fallen lassen. Sorge dafür, dass er sich ungestört ausruhen kann, während ich den Schutzbann halte." Yoshio nickte. In diesem Moment ließ Sesshomaru den Holzstab los und wandte sich ab. Sein Gesicht war unbewegt, aber seine Augen zeigten einen fiebrigen Glanz und auf seiner Stirn hatten sich vereinzelte Schweißperlen gebildet. Mit leicht unsicherem Gang zog er sich zum Waldrand zurück und verschwand zwischen den Bäumen. Yoshio folgte ihm. Ieyasu fasste nun ebenfalls nach dem im Boden steckenden Holzstab und aktivierte behutsam seine Kräfte. Er musste vorsichtig sein. Die Vereinigung unterschiedlicher, dämonischer Energien war gefährlich, vor allem, wenn es sich um solch starke Kräfte wie die von Sesshomaru handelte. Wenn er nicht aufpasste, würde die fremde Energie, die Sesshomaru in den Stab übertragen hatte, sein eigenes Youki abstoßen und zerstören. Glücklicherweise war der Heiler recht erfahren im Umgang mit Energieströmen und vereinigte daher seine Kraft erfolgreich mit der Sesshomarus. Der hölzerne Stab in Ieyasus Händen begann zu vibrieren und verwandelte sich plötzlich in glänzenden Kristall. Ein glitzerndes Licht breitete sich vom Stab aus und legte sich über die nähere Umgebung mit den waldigen Hängen, in die sich die Menschen geflüchtet hatten. Der schützende Zauber, den der Heiler mit Sesshomarus Unterstützung gewebt hatte, kam keinen Augenblick zu früh. Denn kaum hatte sich der Schutzkreis um die drei Dämonen und die Waldhänge hinter ihnen geschlossen, kam ein gewaltiger Sturmwind auf. Mit lautem Dröhnen brauste ein gigantischer, von schwarzem Nebel und einem purpurvioletten Licht begleiteter Energieausstoß heran. Diese kolossale Kraft kam von der Ebene, auf der Inu Taisho allein mit seinen Feinden zurückgeblieben war, und zerstörte alles, was in ihrem Weg lag. Eine unglaubliche Spur der Vernichtung folgte dieser destruktiven Kraft und zermahlte Bäume, Mauern, Häuser, Felsen, sogar ganze Berge zu Staub. Nur eine riesige, verwüstete und tote Schneise blieb in der Landschaft zurück. In bodenloser Furcht beobachteten die Menschen die über sie hinweg rasende Zerstörungswut. Sie konnten sich nicht erklären, was passierte. Was hier geschah, überstieg ihr Fassungsvermögen. Es schien, als wären die Mächte der Hölle über sie hereingebrochen. Gewissermaßen stimmte das auch und es waren wirklich höllische Kräfte am Werk, doch davon ahnten die Menschen nichts. Das einzige, was sie fühlten, war ihre Angst. Aber der Schutzkreis bewahrte sie. Die bewaldeten Berghänge, in die sie sich geflüchtet hatten, blieben von der Vernichtung verschont. Dämonen hatten die Menschen angegriffen und getötet. Dämonen hatten ihre Heimat zerstört. Und Dämonen hatten sie gerettet. Schließlich legte sich der Staub und eine fast unnatürliche Stille breitete sich über das Land. Es war vorbei. Zaghaft wagten sich die Menschen wieder aus ihren Verstecken hervor und kamen die bewaldeten Berghänge herab. Die drei Dämonen, die sie beschützt hatten, waren fort. Jedenfalls waren sie nirgendwo mehr zu erblicken. Sie waren genauso unbemerkt verschwunden wie sie aufgetaucht waren, und keiner wusste, wohin sie gegangen waren. Fassungslos erreichten die Menschen letztendlich den Ort, an dem einst ihre Stadt gestanden hatte. Nichts davon war mehr zu sehen, alles war bis zur Unkenntlichkeit zertrümmert. Sogar ein kompletter Berg, der scheinbar unverwüstlich hinter der Stadt in die Höhe geragt hatte, war vernichtet als hätte es ihn nie gegeben. Das Bett eines naheliegenden Fluss war ebenfalls verheert. Das Wasser folgte nun einem völlig anderem Lauf und hatte die einstigen Reisfelder zerstört. Die Menschen standen vor dem Nichts. Grimmig betrachtete einer der Soldaten die Verwüstung und wandte sich dann an seinen Fürsten. "Das Werk eines Mononoke... Seht es Euch an: das ist es, wozu Dämonen in der Lage sind. Das ist die wahre Natur dieser verachtenswerten Kreaturen der Dunkelheit!" "Ja, du hast recht, Takemaru", sagte der Regent ruhig, "sie besitzen gewaltige, zerstörerische Kräfte. Aber sie haben uns auch beschützt. Wir wissen nicht, warum das alles geschehen ist. Dämonen leben in ihrer eigenen Welt und tun oft Dinge, die wir nicht verstehen. Doch wer auch immer und warum dieses hier getan hat, er hat uns auch vor Schaden bewahren wollen und unser aller Leben gerettet." "Hah", spuckte Takemaru aus, "eine schöne Rettung. Unser nacktes Leben, ja, das mag vielleicht gerettet sein. Aber unsere Lebensgrundlage ist zerstört. Wir besitzen nichts mehr." "Nein, das ist nicht wahr. Eine zerstörte Stadt kann wieder aufgebaut werden. Ich regiere über ein gesundes, starkes Land. Ein Unglück kann uns nicht aus der Bahn werfen. Zudem haben wir noch unsere Verbündeten, Familien und Freunde, die uns helfen werden. Und die Dämonen, die uns angegriffen haben, sind fort, sie können uns nichts mehr anhaben." "Pah, diese elenden Wesen", murmelte Takemaru leise, "man sollte diese verdammten Dämonen alle in die Hölle schicken, wo sie hingehören." "Mein Herr!" Eine schon sehr alte, gebrechlich wirkende Frau kam auf den Fürsten und den Samurai zu. Sie hinkte schwerfällig und war völlig außer Atem. Als sie schließlich erschöpft vor ihrem Herrn ins Gras sank, erkannten die Männer sie. Es war eine alte Dienerin, die sich immer um die Töchter des Fürsten kümmerte. "Was gibt es?" fragte der Regent sie. "Oh, mein Herr", jammerte die Dienerin verzweifelt, "ich weiß nicht wie es geschehen konnte. Wir... wir waren alle so durcheinander. Keiner wusste mehr so recht, was der andere tat und dann, als wir in die Wälder flüchteten, kurz bevor dieser entsetzliche Sturm losbrach... irgendwie habe ich sie aus den Augen verloren und nun weiß keiner, wo sie ist..." "Was ist geschehen? Wo ist wer?" "Eure Tochter", weinte die Frau und rang unglücklich ihre Hände, "Izayoi, sie ist weg!" "Izayoi?" Takemaru horchte auf und sah die weinende Dienerin erschrocken an. "Ja, Takemaru-sama", bestätigte die Dienerin, "sie ist irgendwo in den Berghängen verschwunden." "Ich werde sie sofort mit meinen Männern suchen", sagte Takemaru zum Fürsten, "vielleicht ist ihr etwas zugestoßen. Außerdem wissen wir nicht, ob diese drei Dämonen vielleicht noch in der Nähe sind. Das könnte gefährlich für sie werden." Der Regent nickte besorgt. Takemaru scharte einen Teil seiner Krieger um sich und sammelte rasch einige der Pferde zusammen, die den Menschen noch geblieben waren. Dann brach er schleunigst zur Suche nach der verlorenen Prinzessin auf. Soweit das fünfte Kapitel. War der Bruch zu den letzten Kapiteln bzw. der Zeitsprung zu hart oder seid ihr gut mitgekommen? Ich bin sehr unsicher, ob meine Fortführung der Story so okay war. Sechs Jahre Krieg zu beschreiben, fand ich zu ermüdend und habe eben stattdessen einen in Ich-Form geschriebenen Einstieg aus Ieyasus Sicht gewählt (passend zum Prolog). Keine Ahnung, ob mir damit eine überzeugende Überbrückung des Zeitsprungs gelungen ist. Äh, und keine Sorge, ihr erfahrt schon noch, was mit Koga und Fuyuko passiert ist. Ist ja klar, dass Koga nicht tot sein kann... tja, und ab dem nächsten Kapitel kommt dann endlich auch mal ein wenig Liebe mit ins Spiel... ;) Kommentare, positiv wie negativ, würden mich wieder sehr freuen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)