Dark pieces of my mind von LadyButterfly (Dürstere und sonderbare Kurzgeschichten) ================================================================================ Kapitel 1: Die Wanderung ------------------------ Er ging die Straße hinunter, nichtahnend, wohin seine Füße ihn trugen. Er ging vorbei an kleinen Modebotiquen, Straßenverkäufern und riesigen Kaufhäusern. Mit ihm gingen tausend Leute: junge Mädchen mit Taschen, die von ihren Einkäufen gefüllt waren, alte Frauen, gestützt auf ihren Gehstock und Männer in Anzug und Kravatte, die immer wieder Hektisch auf die Uhr sahen. Doch er war nicht wie sie. Er kam und ging da und dort, doch keiner kannte ihn. Heute führte ihn sein Weg zu einer prächtigen barocken Kirche, vor der er bedächtig, mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen stehen blieb. Als er einige Minuten die mit Stuck verzierte Fassade des Bauwerks betrachtet hatte, schritt er würdevoll zu der mächtigen Pforte. Er passierte den Eingang und stand nun im von blaugrauen Dämmerlicht erfüllten Kirchenschiff. Auf denn Bänken knieten betend Leute und Kerzen, von gläubigen Christen entzündet, flackerten im schwachen Windzug. Er schritt weiter, das Haupt stolz erhoben und von seinem langen, weißbloden Haar umrahmt, den langen Mittelgang zum Altar entlang. Auf dessen Stufen stand eine junge Frau von zarter Gestalt. Sie trug ein dünnes, bis zum Boden reichendes Kleid und hatte den Kopf gesenkt. Leise sprach sie etwas vor sich hin. Er ging zu ihr und sie wandte ihm ihr schönes Gesicht hin. Als er in ihre schönen, hellbraunen Augen blickte, flüsterte sie: "Vergebt mir, ich bitte euch. Endlich möchte ich schlafen. Bitte, vergebt mir." Er nickte kaum merklich, dann fasste er in ihr Haar, zog ihr Köpchen zu sich heran und küsste ihre Lippen zärtlich. Als er dies getan hatte, lies er sie wieder los und blickte über den steinernen Altar auf das riesige Gemälde, das hinter jenem hing. Es zeigte einen wunderschönen Engel mit langem weißblonden Haar, der einen goldenen Kreuzstab in Händen hielt. Er löste den Blick von dem Gemälde, das sein Abbild war und drehte sich zurück zu der jungen Frau. Sie jedoch war versschwunden. Da kam ein Lächelnüber seine Lippen und als er so da stand und den Leuten in den Bänken entgegenschaute, war es, als seien die Strahlen aus Licht, die durch die hohen Fenster hinter ihm fielen, goldene Flügel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)