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829 Service ~ panikku love ~

[11.22.] Das letzte Kapitel wartet auf Freischaltung ^^
von

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friendship

Verwirrt schreckte Tsubasa plötzlich aus seinem leichten Schlaf, blickte sich hastig im Zimmer um. Irgendwo war eine Tür zugefallen, das hatte er genau gehört. Sein Blick wanderte überprüfend zu dem braunen Haarschopf, der neben ihm unter der Bettdecke hervorlugte. Erleichtert lächelnd strich er durch die verwuschelten Haare. Fast schon hatte er befürchtet, Takumi wäre gegangen. Doch er war noch immer hier, schlief friedlich neben ihm und ließ so zu, dass der Ältere mit seinen Haaren spielte. Wie gerne würde er ihn öfter einfach so berühren. Nicht nur um ihn zu trösten oder als Zeichen ihrer Freundschaft und Vertrautheit, sondern um ihm zu zeigen, wie sehr er ihn liebte. Aber immer mehr bezweifelte er, dass der andere dies überhaupt wissen wollte. Schließlich hatte er sich in der vergangenen Zeit allzu sehr an ihn als einen guten Freund geklammert. Was, wenn Takumi plötzlich feststellen müsste, dass er ihm während dieser ganzen Zeit nur etwas vorgemacht hatte?

Natürlich, im Grunde war dieser Ausdruck übertrieben, denn seine Intention, ihm zu helfen, war keineswegs gespielt gewesen. Doch seine versteckten Gefühle für den Jüngeren lösten dennoch ein schlechtes Gewissen bei ihm aus.

Würde er nicht alles zerstören, wenn er ihm nun seine Gefühle gestand? Was würde dann aus dem Vertrauen werden, das er so mühevoll aufgebaut hatte? Ihrer Freundschaft? Oder sogar der Band?

Und...was war jetzt eigentlich mit der eben zugefallenen Tür?

Vorsichtig, um seinen kleinen Schützling nicht zu wecken, krabbelte Tsubasa aus dem Bett und verließ auf Zehenspitzen schleichend das Zimmer.

Wahrscheinlich war es nur Tara gewesen, der wieder heimgekommen war und dabei nicht darauf geachtet hatte, keinen Lärm zu machen. Wenn dies der Fall wäre, würde Tsubasa ihn jetzt erst einmal ausquetschen, was genau am Mittag geschehen war – sozusagen als Rache dafür, dass er ihn aufgeweckt hatte.

Taras Zimmer jedoch war leer, dunkel und nirgends war auch nur der kleinste Hinweis auf Taras Anwesenheit zu entdecken, was Tsubasa verwundert die Stirn runzeln ließ. Wenn es nicht Tara gewesen war, wer hatte dann die Tür zugeknallt?

Plötzlich war ein lautes Krachen im Nebenzimmer zu hören, klirrend fiel etwas zu Boden und zerbrach dort scheinbar, sodass das Geräusch ein lauter kleine Geräusche überging.

Alarmiert hastete Tsubasa zu Megurus und seinem eigenen Zimmer, wollte bereits dem anderen und Kana eine Standpauke halten, als er erstaunt nur Kana in dem verwüsteten Zimmer vorfinden konnte. Dieser lief ausschließlich mit Boxershorts und T-Shirt bekleidet unruhig vor dem Schreibtisch auf und ab, anscheinend rastlos, nachdem er keinen Gegenstand mehr entdeckte, an dem er seine Wut auslassen hätte können. Denn im ganzen Zimmer war schon ein derartig heilloses Chaos entstanden, dass Kana nicht einmal seinen älteren Freund im Türrahmen stehen bemerkte. Wirklich alles hatte seinen ursprünglichen Platz verlassen. Die Bettdecke lag zerwühlt hinter dem Bett, Kissen verteilten sich durch das ganze Zimmer auf dem Boden, daneben einige Zettel, Blätter, Stifte, stille Zeugen davon, wie zugebeugt der nun leere Schreibtisch noch vor kurzem gewesen war. Das zuvor gehörte Klirren ließ sich auch schnell erklären, da an der rechten Wand direkt neben der Tür ein heftig brauner Fleck verräterisch nach Cola roch, während nach und nach etwas von der Flüssigkeit noch die Wand entlang rann, direkt auf die Überreste der Flasche zu.

"Kana?", versuchte es Tsubasa unsicher, doch er bekam keinerlei Reaktion.

"Kana!? Was ist los!?"

Erneut schien der Angesprochene sein Gegenüber nicht wahrgenommen zu haben, doch der verlor nicht so schnell seine Ruhe, als dass er bereits aufgegeben hätte.

"Kana...wo ist Meguru?!?"

Auf einmal kehrte das Bewusstsein zurück in den anderen, er blinzelte kurz und sah verwundert auf. Aber sofort danach senkte er wieder den Blick und ging auf das Bett zu. In sich zusammensinkend setzte er sich auf die Bettkante, den Blick starr auf seine Finger, die er unruhig knetete.

"Ich weiß es nicht," gab er kleinlaut zu, schüttelte in Gedanken den Kopf.

"Was soll das heißen "du weißt nicht, wo er ist"?" Perplex musterte der Ältere seinen Freund.

"Dass ich es eben nicht weiß!" Verzweiflung wich leichter Wut. Dabei war Tsubasas Verwirrung eigentlich verständlich, war es doch für ihn völlig unbegreiflich, dass Meguru einfach so verschwinden würde – vor allem ohne Kana. Die beiden hingen schließlich immer aneinander wie Kletten und machten ohne Ausnahme alles zusammen. Nun jedoch saß Kana dort alleine im Zimmer, hatte seinen Blick inzwischen wieder gesenkt, und Meguru war weg.

Seufzend ließ Tsubasa sich in der Hocke vor seinem Freund auf dem Boden nieder, wartete einige Zeit bevor er ihn erneut fragte.

"Was genau ist denn passiert?"

Doch anstatt lediglich zu antworten, sprang Kana wütend auf und zischte ihn genervt an:

"Wir haben uns gestritten! OK?! DAS ist passiert!" Er fuhr sich unruhig durch die Haare, atmete stoßweise aus, um sich zu beruhigen. "Ich geh jetzt duschen," murmelte er dann kleinlaut und verließ beinahe fluchtartig den Raum.

Tsubasa blickte ihm noch lange nachdenklich hinterher, erhob sich schließlich kopfschüttelnd und begann, ein bisschen Ordnung in das Chaos zu bringen, sowohl im Zimmer als auch in seinen Gedanken. Noch vor ein paar Minuten hatte er gedacht, jetzt gäbe es so schnell keine Probleme mehr zu lösen in seinem Umfeld. Doch kaum zuende gedacht stritten sich ausgerechnet die beiden, von denen man so etwas am wenigstens erwartet hatte.

Klar, sie stritten sich ständig. Aber das war immer nur Spaß, nichts Ernstes und kein Vergleich zu dem, was jetzt vorgefallen war. Es musste schon schwerwiegend sein, wenn Meguru deshalb davonlief, normalerweise gehörte er nämlich eher zu den Menschen, die ihre Probleme sofort lösen wollten anstatt sie zu umgehen. Und wenn Tsubasa einmal genauer nachdachte, fiel ihm auch auf, dass der Streit sich schon längere Zeit angekündigt hatte zwischen den beiden. In letzter Zeit hatten die beiden zwar immer noch alles zusammen unternommen, doch die ewigen Kabbeleien hatten nachgelassen, fast so als hätten sie beide Angst zuviel zu sagen...Ob vielleicht schon vorher einmal die Situation eskaliert war und sie dies ein zweites Mal verhindern wollten? Tsubasa konnte darüber nur spekulieren, bedauernd musste er feststellen, dass er scheinbar zu sehr mit seinen eigenen Problemen beschäftigt gewesen war, um die Veränderung zwischen seinen beiden Freunden rechtzeitig zu bemerken.

Traurig betrachtete er bei diesem Gedanken eins der Blätter, die er gerade vom Boden aufgehoben hatte. Ein neuer Lyric von Meguru, die Handschrift war unverkennbar. Kurz überflog er den Text, stutzte dabei unwillkürlich. Es war ein Liebeslied. Zwar ein sehr trauriges, aber es war eins...Eigentlich schrieb Meguru doch immer nur über Dinge, die ihn in jenen Momenten auch beschäftigten. War er etwa verliebt? Hatte er etwa eine Freundin?

Nein, zumindest letzteres konnte nicht sein. Das stellte Tsubasa beim genaueren Durchlesen des Textes fest. Es war ein trauriges Liebeslied über eine scheinbar unerwiderte Liebe...

Sorgfältig legte Tsubasa die Blätter zurück auf den Tisch, ließ den Rest aber dann doch auf dem Boden liegen. Kana sollte gefälligst auch etwas aufräumen, schließlich hatte er das Chaos überhaupt veranstaltet! Er musste wirklich noch einmal ernsthaft versuchen, mit ihm zu reden...doch bevor er dies tat, schaute er kurz zu Takumi.

Der Braunhaarige sah fragend auf, als er das Zimmer betrat. Seine Haare waren verwuschelt, seine Augen noch halb geschlossen. Bei diesem süßen Anblick musste Tsubasa sofort lächeln.

"Ohayou!", meinte er grinsend und ließ sich neben dem Jüngeren auf dem Bett nieder, wuschelte ihm kurz durch die Haare, sodass diese noch mehr in alle Richtungen abstanden. Quiekend und lachend rettete sich Takumi daraufhin unter die Bettdecke, was den Schwarzhaarigen jedoch nicht daran hinderte, ihn weiter zu ärgern, indem er immer wieder das Knäuel neben sich piekste, was jedes Mal ein erneutes Quieken zur Folge hatte. Bald aber hörte diese liebevolle Folter auf, und Tsubasa ließ sich seufzend zurück in die Kissen fallen, blickte grübelnd an die Decke. Verwirrt kroch der andere daher wieder unter der Decke hervor und besah sich seinen Freund längere Zeit nachdenklich.

"Was ist los?", fragte er irritiert und legte sich neben Tsubasa hin, wendete dabei keinen Moment lang den Blick von den nachdenklichen Zügen des anderen ab.

"Meguru und Kana haben sich gestritten, aber so richtig...", erklärte dieser schließlich deprimiert, "Meguru ist nun weg und Kana will mir nicht sagen, was genau zwischen ihnen beiden vorgefallen ist. Und ich hab somit keinerlei Ahnung, wie ich den beiden helfen soll..."

"Baka!", meinte Takumi kopfschüttelnd, stützte sich mit dem Ellenbogen auf und sah ihm direkt ins Gesicht. "Warum denkst du immer, dass du jedem helfen musst? Du machst dir viel zu viele Gedanken um andere und vergisst dabei ganz, dir selbst helfen zu lassen..."

"Was meinst du denn damit?" Tsubasas Blick war ehrlich erstaunt, teils auch verunsichert. Doch sein Gegenüber beließ es bei einem weiteren prüfenden Blick und schwieg, anstatt ihm zu antworten. Danach legte er sich wieder richtig hin, spielte gedankenverloren mit den längeren Haaren des Älteren, wobei er den Blick nun abgewendet hatte.

"Du...vertraust mir doch...oder? So, wie ich dir vertraue?", wollte er leise wissen.

Als Antwort wurde er in die Arme des anderen gezogen, der lächelnd seinen Kopf an Takumis Schulter lehnte.

"Natürlich vertraue ich dir", kam dir etwas verspätete ausgesprochene Antwort.

"Warum redest du dann nicht mit mir?", entgegnete der Jüngere plötzlich aufgebracht.

Tsubasas Augen weiteten sich erschrocken. Hatte Takumi etwa bemerkt, dass er ihm schon seit längerem etwas verschwieg? Dass er nicht ganz ehrlich zu ihm war? Aber...er konnte es ihm doch nicht so einfach sagen...

"Ich kann nicht," antwortete er deshalb traurig, woraufhin der Braunhaarige sich in seinen Armen versteifte, jedoch nichts erwiderte.

"Bitte, sei nicht böse," bat Tsubasa ihn unsicher, "Ich würde es dir wirklich gerne sagen können, aber es geht einfach nicht..." Entschuldigend vergrub er sein Gesicht in Takumis Halsbeuge, streifte die Haut dort dabei kurz mit seinen Lippen, was Takumi eine Gänsehaut bescherte.

"Ich bin dir nicht böse," antwortete er zögernd, strich ihm beruhigend durch die Haare, "Aber traurig...und....zur Strafe musste du heute Frühstück machen." Ein schiefes Grinsen lag beim letzten Satz auf seinen Lippen, scheinbar bemüht die deprimierende Stimmung etwas zu heben und das ganze Thema damit abzuschließen.

"Okay...", murmelte Tsubasa lächelnd, verhaarte aber noch etwas länger in derselben Stellung, bis er hörte, wie auf dem Flur die Badtüre sich knarrend öffnete. Wenn er mit Kana reden wollte, müsste er nun wohl oder übel diese angenehme Umarmung verlassen.

Bedauernd richtete er sich langsam auf, strich Takumi noch einmal lächelnd durch die Haare, als er sah, dass dieser schon wieder leicht eingedämmert war. Dann stand er auf und ging zügig in Richtung Küche, wo er Kana aufgrund des Klappern des Kühlschranks vermutete. Tatsächlich stand dieser gerade mit einer Milchtüte in der Hand am Fenster, trank immer wieder abwesend einen Schluck.

"Ich mach gleich Frühstück, ok?", schlug Tsubasa vorsichtig vor, um den anderen nicht gleich wieder zu verscheuchen, doch der schüttelte abwehrend den Kopf.

"Ich hab keinen Hunger," meinte er grummelnd, sah kurz auf, als Takumi die Küche betrat. Seine Haare standen immer noch in alle Richtungen verwuschelt ab, was sogar Kana noch ein kleines Lächeln entlockte, bevor er mit hängendem Kopf die Küche verließ und in seinem Zimmer verschwand.

Tsubasa verdrehte genervt die Augen und begann den Frühstückstisch zu decken.

"3...2...1..." Die Wohnungstür wurde leise geöffnet und ein etwas geknickt wirkender Meguru trat ein. Entgeistert blickte Takumi zu dem Schwarzhaarigen neben sich.

"Woher hast du das jetzt schon wieder gewusst?"

"Ganz einfach," antwortete der grinsend, "Kana hat nie "keinen Hunger". Also war das nur eine Ausrede, um verschwinden zu können – wegen Meguru. Den hat er vermutlich vom Küchenfenster aus gesehen, als dieser noch vor der Haustür eine geraucht hat."

"Klingt logisch," meinte Takumi nachdenklich, wiegte dabei seinen Kopf kurz von einer Seite zur anderen, als könne er dadurch die Schlussfolgerung besser nachvollziehen. In der Zwischenzeit betrat Meguru mit gesenktem Kopf die Küche, ließ sich ohne aufzusehen bei ihnen am Tisch nieder.

"Ja, bis auf eine Sache scheint tatsächlich alles logisch," fuhr Tsubasa im ernsten Ton fort, wendete sich nun direkt an den Neuankömmling, "Warum bist du einfach so verschwunden?"

Der Schwarzhaarige haderte einige Momente scheinbar mit sich selbst, bevor er zu einer Antwort ansetzte, dabei nur langsam seinen Blick hob, der jedoch durch sie hindurch ging, auf etwas in seinen Gedanken fixiert war. Man konnte deutlich erkennen, dass er im Vergleich zu Kana keineswegs wütend war, eher verletzt und traurig. Seine Bewegungen wirkten zittrig und unsicher, seine Augen waren leicht verquollen und gerötet.

"Kana denkt, ich würde ihm nicht mehr hundertprozentig vertrauen."

Die anderen beiden wechselten einen kurzen Blick bei dieser Erklärung des Streits. Das Thema war ihnen vertrauter, als ihnen lieb war...

"Dabei ist es nicht einfach nur so, dass ich ihm nicht mehr vertraue," brach es nun stückweise weiter aus dem Sänger heraus, "Ich vertraue ihm sogar blind. Aber ich vertraue mir selber was diese Sache betrifft nicht, deshalb kann ich mich nicht dazu durchringen, mit ihm darüber zu reden. Ich habe Angst, etwas falsch zu erklären, oder das irgendetwas anderes schief geht...Ich weiß, dass es besser wäre zu reden, aber...ich möchte ihn nicht verlieren..." Megurus Worte waren fast nur noch ein Flüstern, sodass sich seine Zuhörer Mühe geben mussten, alles problemlos zu verstehen. Doch Tsubasa verstand plötzlich sogar mehr als nur die Worte der Erklärung, verstand ebenfalls den Sinn dahinter. Wenn er sich nicht irren sollte und Meguru wirklich in der gleichen Situation war wie er....dann war der Jüngere jetzt eindeutig in Schwierigkeiten. Kana war nicht wie Takumi, er war viel unbeherrschter und ungeduldiger. Er würde es nicht einfach so hinnehmen, wenn Meguru sich dazu entschied, noch länger zu schweigen. Er würde eine Erklärung verlangen.

"Rede mit ihm!", beendete Takumi plötzlich das entstandene Schweigen, "Wenn du nicht willst, dass du ihn verlierst, und ihm wirklich vertraust, dann rede mit ihm darüber. Egal, was es ist. Er wäre nicht dein Freund, wenn ihn irgendetwas dazubringen könnte, dich im Stich zu lassen – außer ein Zweifel an eurer Freundschaft, und den lieferst du ihm durch dein Schweigen eindeutig."

Tsubasa sah überrascht, gleichzeitig aber auch erschrocken zu ihm auf. Er konnte nicht umhin zu bemerken, dass dieser Rat ebenfalls indirekt ihm galt

"Hm....ich werde darüber nachdenken." In Gedanken versunken schnappte sich Meguru eines ihrer Brötchen und stand wieder auf. "Bin noch eine Weile spazieren...nachdenken...wie auch immer..." Er zuckte leicht mit den Achseln, nickte ihnen zum Abschied zu.

Als die Haustür sich hinter ihm schloss, sahen sich die Zurückgebliebenen noch lange Zeit nicht direkt an bis Takumi erneut das Wort ergriff.

"Du...musst nicht," meinte er traurig klingend, "Du hast mich damals auch nicht gezwungen, sofort zu reden....aber ich wäre glücklicher, wenn du mit mir reden würdest...wenn du mir vertrauen würdest..."

"Ich werde auch mit dir darüber reden," beschwichtigte ihn Tsubasa ausweichend, "aber nicht jetzt...noch nicht..." Aufgeschoben hatte er es, und irgendwie schämte er sich teilweise dafür. Doch immerhin hatte er nun festgesetzt, dass er irgendwann die Wahrheit sagen würde. Und das war für ihn, der soviel Angst davor hatte, schon ein großer Fortschritt. Denn er wollte es Takumi wirklich sagen. Egal, wie schwer es werden würde, er wollte ehrlich zu ihm sein.

Die unangenehme Situation zwischen den beiden wurde schließlich durch Kanas Erscheinen in der Küche gestört. Anscheinend hatte er sich es mit dem Essen doch anders überlegt, denn es vergingen nur wenige Sekunden, da hatte er sich bereits ein frisches Brötchen dick mit Nutella beschmiert und knabberte konzentriert daran.

"Ähm...Kana?", versuchte Tsubasa dessen Aufmerksam zu gewinnen und hatte dabei in der Hinsicht Erfolg, dass der Blonde zumindest zu ihm aufsah, während er weiterhin sein Brötchen aufaß.

"Was genau ist vorher zwischen dir und Meguru vorgefallen? Wir kennen inzwischen Megurus Sicht der Dinge, aber...mich würde interessieren, was du dazu zu sagen hast." Seiner Stimme war deutlich anzuhören, dass er nicht nur auf eine Antwort des Jüngeren hoffte, sondern es außer Frage stand, dass jener ihm eine Erklärung schuldig war. Gleichzeitig aber war ihm anzumerken, dass er sich größtenteils lediglich Sorgen machte, sodass Kana nach einem kurzen misstrauischen Blick seufzend nachgab.

"Meguru....-" Der Rest des Satzes ging in den restlichen Brötchenkrümmeln auf seinem Teller unter, da Kana mit gesenktem Kopf genuschelt hatte. Tsubasa schüttelte halb amüsiert über die ungewohnte Unsicherheit seines Bandkollegen, halb verzweifelt über diese Situation den Kopf, bevor er ihn aufforderte, sich zu wiederholen.

"Meguru hat eine Freundin...", presste Kana hervor und griff augenblicklich zu seinem Wasserglas, als müsse er das eben Gesagte sofort wieder aus seinem Mund spülen. Kurz dachten die beiden anderen noch, sie hätten sich verhört, dann...

"WAS?!" Fassungslos sahen sie den Blonden an. Meguru sollte eine Freundin haben? Und er hatte es die ganze Zeit verheimlicht, es nicht einmal Kana gegenüber erwähnt? Dabei war er doch ständig nur mit dem Jüngeren zusammen, fast wäre es verständlicher, wenn man die beiden als Paar bezeichnen würde...Takumi zweifelte stark daran, ob er das alles glauben sollte...Andererseits...was wussten sie schon von dem, das Meguru während der Zeit unternahm, in der er eben nicht mit Kana zusammen war. Wenn man es genau bedachte, war er sogar sehr oft in letzter Zeit alleine unterwegs gewesen...Vielleicht war eine heimliche Beziehung dann doch möglich...

Und vielleicht....war es bei Tsubasa genauso?!

"Nein!", platzte es plötzlich aus Takumi heraus, woraufhin er sich im nächsten Mund erschrocken die Hand vor den Mund hielt. War er jetzt vollkommen durchgeknallt? Er konnte doch nicht einfach so seine Gedanken aussprechen....außerdem ging es hier um Meguru – nicht um Tsubasa. Trotzdem hatte er eine mögliche Erklärung für dessen komisches Verhalten entdeckt. Und diese Erklärung gefiel ihm keineswegs.

Kurz erschien auf Tsubasas Lippen ein nachdenkliches Grinsen. Sollte er etwa diese Reaktion nun auch auf sich beziehen? Doch schnell verwarf er den Gedanken wieder, als sein eigentliches Problemkind wehleidig seufzte und seinen Kopf auf einer Hand abstüzte.

"Ich glaube auch nicht, dass das so ist," meinte er aufmunternd an Kana gewandt, "Warum genau denkst du das denn?"

"Ich..." Das Thema schien ihm nicht unbedingt zu gefallen, sodass er nur zögernd antwortete. "Ich habe Liebesbriefe gefunden...eine Menge Liebesbriefe. Und die ganzen Lyrics, die er in letzter Zeit schreibt, sind auch nur noch Liebeslieder..."

"Und deshalb muss er gleich eine Freundin haben? Stand auf den Briefen denn ein Datum drauf? Eine Adresse oder eine bestimmte Anrede? Ein Name?"

"Nur jeweils ein Datum...sie sind nicht alt, Tsubasa. Einer war sogar von vorgestern!"

"Aber," zögernd meldete sich Takumi wieder zu Wort, "Er hat sie doch noch alle. Also...hat er nie seine Liebe gestanden."

"Ja..." lenkte Kana unsicher ein, "Ehrlich gesagt...mir kam es auch zuerst vor, als wären sie nicht zusammen...hab jetzt auch net soviel gelesen, denn Meguru kam genau in dem Moment ins Zimmer...nur...die Briefe sind traurig...aber...immerhin hat er jemanden, den er liebt, und allein das hätte er mir wohl sagen können..."

"Allein deshalb habt ihr euch gestritten?", Tsubasa sah ihn ungläubig an, "Wollte er etwa nicht darüber reden?"

"Nun....genau genommen..." Der Blonde sah unwohl zu Boden. "...irgendwie hat mich die Vorstellung von ihm mit einer Freundin ohne mein Wissen bereits so sehr gestört, dass ich das Thema gar nicht direkt angesprochen habe, sondern gleich mit Streiten angefangen habe..."

"Ihr seid echt wie die kleinen Kinder..." Der Älteste der Runde fuhr sich verzweifelt durch die Haare. "Wie soll man euch denn helfen, wenn ihr nicht einmal über etwas reden könnt ohne euch gleich die Köpfe einzuschlagen?! Los, komm! Du entschuldigst dich jetzt sofort bei ihm und sprichst erst mal in Ruhe mit ihm!"

Er stand demonstrativ auf, ließ dabei sein Geschirr unbeachtet stehen. Seufzend folgte Kana seinem Beispiel und wenig später Takumi ebenfalls, da er nicht allein zurückbleiben wollte.
 

Es verging weniger als eine Stunde, bis sie Meguru in einem der ihnen bekannten Parks fanden. Wie er es zuvor erwähnt hatte, ging er spazieren. Doch er war nicht allein. Neben ihm, die Hand fest um seine geschlossen, lief ein junges, schwarzhaariges Mädchen, dass sie durch die noch bestehende Entfernung jedoch nicht genauer erkennen konnten.

Während die beiden anderen nur ungläubig den Schwarzhaarigen beobachteten, sah Kana zerknirscht weg.

"Sehr ihr! Ich hatte Recht..." Wütend ballte er seine Fäuste, was Tsubasa unwohl wahrnahm, als er ihn mit sich und Takumi hinter ein Gebüsch zog, um nicht sofort von Meguru und seiner Begleitung entdeckt zu werden.

"Das kann nicht sein...", murmelte Tsubasa kopfschüttelnd und versuchte, mehr von dem Mädchen zu erkennen. Plötzlich entdeckte er einige pinkfarbige Haarsträhnen und musste sich ein Lachen verkneifen. Wenn Kana wüsste...doch er würde sich hüten, ihm zu offenbaren, wer Meguru begleitete.

"Lasst uns zu ihnen gehen und ihn zur Rede stellen," schlug er ruhig vor, zwinkerte jedoch Takumi kurz zu, was Kana entging, da er immer noch seinen wütenden Blick auf das vermeintliche Liebespaar gerichtet hielt.

"Nichts lieber als das," meinte er plötzlich zähneknirschend und sprang ruckartig aus seiner Position auf. Er lief in einem solchen Tempo los, dass die beiden anderen Schwierigkeiten hatten, mit ihm Schritt zu halten, doch kurz bevor sie Meguru und das Mädchen eingeholt hatten, hielt Tsubasa Takumi unauffällig zurück, sodass sie in einigen Metern Entfernung stehen blieben. Auf diese Weise waren sie nah genug, um alles mitzuverfolgen und bei Problemen einzugreifen, aber weit genug entfernt, um nicht die Auseinandersetzung der beiden Freunde zu stören.

Kana währenddessen war nun fast gleichauf mit den Verfolgten. Mit einem schnellen Griff umfasste er Megurus freies Handgelenk und riss den Schwarzhaarigen zurück und von dem Mädchen los. Erschrocken blickten Megurus Augen in Kanas, die ihn wiederum keine Sekunde aus den Augen ließen. Das Mädchen jedoch würdigte er keinen Augenblick, sodass ihm verborgen blieb, wie sie sich vorsichtig von ihnen entfernte und sich zu seinen Freunden gesellte. In seinen Gedanken war nur noch Platz für Meguru, der ihn scheinbar die ganze Zeit über belogen hatte.

"Du Idiot!", schrie er aufgebracht, "Wie lange hast du schon eine Freundin, he?! Wolltest du mir das jemals sagen?! Oder bin ich das nicht mehr wert, dass man mir so etwas mitteilt?! Ich dachte, du vertraust mir! Ich dachte... " beklommen presste er die Lippen zusammen. Die Wut in seinen Augen hatte einen seltsamen Ausdruck von Traurigkeit angenommen.

"Kana, beruhige dich erst mal...Sie ist nicht meine Freundin," versuchte Meguru auf ihn einzureden, aber in diesem Moment erreichten seine Worte seinen besten Freund nicht.

"Was denn sonst?! Es ist doch offensichtlich, dass ihr ein Paar seid! All die Stunden, die du die letzten Wochen über alleine unterwegs warst! Oder all die Liebesbriefe! An wen sollen sie denn sonst sein?!"

"Es...es ist nicht so wie du denkst..."

"Wie ist es dann, verdammt!?" Kanas Stimme zitterte. Er war längst nicht mehr wütend oder enttäuscht. Verzweifelung hatte Besitz von ihm ergriffen. Warum nur musste es so kommen?

"Warum...?", fragte er leise, seine Stimme nicht mehr als ein Flüstern, der Kopf zum Boden gerichtet.

"Warum was?", fragte Meguru vorsichtig nach, doch er bekam abermals keine Antwort. Langsam schwankte auch seine Ungeduld in Wut über. "Kana, wenn du nicht mit mir redest, kann ich dir keine Fragen beantworten! Und erst recht nicht, wenn du mir nichts zuhörst! Also sag mir jetzt endlich, worüber du dich so aufregst oder hör auf deine Launen an mir rauszulassen! Hör auf, hörst du?!"

Erneut bekam er keinerlei Antworten oder Fragen. Stattdessen hob Kana stumm seinen Blick und sah ihm unverwandt in die Augen. Erstaunt sah Meguru, wie sich Tränen aus den Augen des anderen lösten. Er hatte begonnen zu weinen.

"Hör auf...", bat Meguru noch einmal leise, doch seine Stimme war brüchig, der Sinn seiner Worte ihm inzwischen zu verworren. Alles sollte aufhören. Dass sie sich ständig stritten, dass sie immer aneinander vorbeiredeten, dass er Kana verletzte und wiederum verletzt wurde, aber vor allem, dass der andere wegen ihm weinte und anscheinend litt. Er machte ein paar Schritte vorwärts, streckte eine Hand aus, die von Kana sofort schnaubend weggeschlagen wurde. Fragend betrachtete er ihn nach dieser Reaktion. Der Blonde schloss für einige Moment die Augen, versuchte sich scheinbar wieder unter Kontrolle zu bekommen. Als er wieder die Augen öffnete, hatte sein Weinen gestoppt, aber ein seltsam trauriger und entgültiger Blick bedachte den Schwarzhaarigen.

Dann plötzlich zog Kana Meguru schnell an sich, umarmte seinen verwirrten Freund kurz still. Seine Hände suchten blind nach Megurus. Ein trauriges Lächeln auf den Lippen sah er ihm schließlich wieder ins Gesicht und verschloss darauf ihre Lippen mit einem nach Sehnsucht schmeckenden Kuss.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2007-08-28T14:01:40+00:00 28.08.2007 16:01
aaah Q___Q~
*freu freu freu*
Ein neues Kapiteeel~ *__*
*o* Takumi und Tsubacchi sind sowas von süß >~<
Dank deiner FF mag ich das Pairing sogar so langsam. xDD"
*drop*
Aber die Sache Mit Meguru und Kana....uh Q_Q~
Freu mich auf das nächste Kapi *.*/))
Von: abgemeldet
2007-08-27T23:48:42+00:00 28.08.2007 01:48
;___; das hasu schoen geschrieben
die beiden sind goldig
freu mich darauf wenns weiter geht




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