Warum tut es mir so weh? von Phase (RobertxJohnny) ================================================================================ Kapitel 17: Wiedertreffen ------------------------- Warum tut es mir so weh? Wiedertreffen [17/21] „Schön, dass du kommen konntest, Robert.“ Die freundliche Stimme Marian McGregors riss Robert aus seinen Gedanken. Er hatte nicht sonderlich lange warten müssen, aber dennoch hatte die kurze Pause ihn dazu veranlasst, in seinen Gedanken zu versinken. Seitdem er und Johnny vor drei Wochen aus dem Krankenhaus entlassen worden waren, hatte er, bis auf einen Anruf, keinen direkten Kontakt mehr zu den McGregors gehabt – höchstens zu deren Bediensteten. Und eben dieser Anruf war eine Einladung gewesen, da Johnnys Eltern mit ihm reden wollten. Von Johnny wusste Robert momentan nur, dass er in psychologischer Betreuung war und von der Außenwelt bewusst abgeschottet wurde. Robert hatte in der Zeitung gelesen, dass Johnny bei der polizeilichen Befragung einen leichten Nervenzusammenbruch erlitten hatte. Er selbst nahm an, dass die Polizisten den Schotten damit konfrontiert hatten, dass ein Teil der Geowatt-Leute – unter anderem eben auch Martin – entkommen waren und nun immer noch auf freiem Fuß waren. Als er besorgt angerufen hatte, um sich zu erkundigen, was denn nun genau los war, hatte der Bedienstete am Telefon ihn nur abgewimmelt. „Sie wollten mich sprechen?“, meinte er und blickte sie fragend an. Vielleicht hatte er, wenn das Gespräch schnell beendet war, Gelegenheit kurz mit Johnny zu reden. Marian lächelte ihn an und setzte sich hinter den Schreibtisch des Arbeitszimmers. Seit Robert das letzte Mal in diesem Raum gewesen war – als er Johnny gerettet hatte – hatte sich das Zimmer ziemlich verändert. Es wirkte nun äußerlich heller und freundlicher, aber Robert verband immer noch einen Teil von Johnnys Schreckensmomenten damit und bezweifelte, dass ein bisschen umdekorieren das ändern würde. „Es geht um Folgendes“, begann Frau McGregor und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, „Mark und ich wollen für ein paar Tage verreisen um Abstand von dem Geschehenen zu bekommen. Versteh mich nicht falsch, wir wollten Johnny eigentlich mitnehmen, aber da er sich weigert, wollen wir ihn auch nicht dazu zwingen uns zu begleiten. Er tut zwar oft nach außen hin so, aber Johnny hat das Ganze – verständlicherweise – noch nicht verkraftet. Er braucht deshalb immer jemanden, dem er vertraut in seiner Nähe. Nun, Mark und ich brauchen trotzdem ein paar Tage Ruhe, daran lässt sich nichts ändern. Wir wissen, dass Johnny dir vertraut und deshalb... nun ja, wir wollten dich bitten, dass du dich in der Zeit um ihn kümmerst. Vielleicht“, ihr Blick veränderte sich auf eine wohl wissende Art, die Robert unangenehm war, „kannst du ihn ja auch auf andere Gedanken bringen.“ Ein leichter rötlicher Schimmer legte sich auf Roberts Wangen, als ihm klar wurde, dass Marian sehr wohl etwas von den Gefühlen wusste, die er für Johnny empfand. „Wann haben Sie denn vor zu fahren?“, erkundigte sich Robert um vom Thema abzulenken. Marian zögerte einen Augenblick. „Wir hatten vor heute zu fliegen, aber nachdem wir dich die letzte Woche über nicht erreicht haben, können wir die Reise auch noch um ein paar Tage verschieben und-...“ „Sie können ruhig heute fliegen, ich kann mir ja ein paar Sachen von Gustav vorbeibringen lassen...“ Verwirrt runzelte Robert die Stirn, als ihm klar wurde, was er eben gesagt hatte. Verflucht, er sollte wenn es um Johnny ging, nicht immer seinen Verstand abschalten! Johnnys Mutter warf ihm einen kurzen skeptischen Blick zu: „Sicher, dass das in Ordnung geht?“ Robert zuckte mit den Schultern. Jetzt konnte er seine spontane Zusage auch nicht mehr zurücknehmen. „Ich hatte die nächste Woche sowieso nichts vor...“ Marian lächelte. „Wenn du das sagst.“ Sie seufzte und stand auf, ohne Robert jedoch aus den Augen zu lassen, dann nahm sie einen Stift und einen der Zettel, die auf dem Schreibtisch lagen. „Ich mache dir eine Liste zurecht, auf der alles Wichtige steht. Ach ja, und noch etwas“ Sie blickte kurz auf. „Versuch ihn möglichst nicht alleine zu lassen, er... nun ja, er bekommt dann Angst. Außerdem kommt täglich um zwei Uhr mittags für jeweils zwei Stunden der Psychologe. Johnny wird zwar wollen, dass du ihn nicht alleine lässt, aber in diesem Fall ist es angebracht, dass er und der Psychologe unter sich sind. Dann... was den Rest angeht, das steht alles auf der Liste.“ Sie schaute kurz auf ihre Armbanduhr. „Ich verabschiede mich noch schnell von Johnny, dann muss ich los...“, sie drückte Robert die Liste in die Hand. „Moment! Sie fliegen jetzt gleich?“ Ein Grinsen huschte über das Gesicht seines Gegenübers. „Ich habe gewusst, dass du zu sagen wirst.“ Wenn Robert etwas an Johnnys Mutter hasste, dann war es die Tatsache, dass sie jeden durchschaute und dann grundsätzlich dazu brachte das zu tun, was ihr am besten passte. Es war eine unangenehme Eigenschaft und Robert ging davon aus, dass sie es auf die selbe Art und Weise geschafft hatte Mark dazu zu bringen ausgerechnet sie zu heiraten. Zumindest konnte er es sich anders nicht erklären, warum Mark von einer Nacht auf die andere eine Frau heiratete, ohne irgendjemandem Bescheid zu geben. Johnny hatte schon oft mit dieser Geschichte geprahlt. Als Marian das Zimmer verließ, folgte Robert ihr, da sie sowieso den gleichen Weg hatten: Johnnys Zimmer. Während sie die Treppen hinaufstiegen unterhielten sie sich etwas und Robert erfuhr, dass Johnny selbst sich so abschottete und außer ihm selbst das niemand guthieß. Er blieb auch die meiste Zeit in seinem Zimmer, wobei er nach dem Aufwachen und wenn er alleine durch die Gänge lief häufig Panikattacken hatte, die meist so plötzlich wieder verschwanden, wie sie gekommen waren. Außerdem erzählte Marian ihm, dass Johnny fast nur noch schlief und von seinen Sitzungen mit dem Psychologen immer alles andere als begeistert war. Marian klopfte erst an die Tür, ehe sie das Zimmer betrat. Der Vorraum zu Johnnys Schlafzimmer sah aus wie Robert es in Erinnerung hatte: nicht aufgeräumt, aber auch nicht unordentlich. Einige, dunkle Schränke standen an der Wand und auf Johnnys Schreibtisch, der zum Fenster hin zeigte, stand ein Computermonitor, auf dem gerade ein Bildschirmschoner lief. Johnnys Schlafzimmer hingegen war wie immer sauber und gepflegt, allerdings waren die Vorhänge des Zimmers zugezogen, sodass es ziemlich dunkel war. Auf dem großen Doppelbett lag Johnny mit allen Vieren von sich gestreckt und starrte zur Zimmerdecke. Zielstrebig trat Marian auf das Bett zu und setzte sich neben Johnny der kurz seinen Kopf zu ihr wandte und ein leises und genervtes „Was ist denn?“ murmelte. „Ich wollte nur kurz Tschüß sagen, unser Flieger geht gleich“, meinte sie und lächelte Johnny verständnisvoll an. Dieser wiederum wirkte nun recht verwirrt. „Ihr fliegt doch?“ „Ja, wir haben jemanden gefunden, der die Zeit über bei dir bleibt und...“ „Ach ja, wen denn?“, gab Johnny recht schroff zurück und Robert stellte fest, dass es Johnny mit der Entscheidung seiner Eltern alles andere als zufrieden war, „Wahrscheinlich wieder einer dieser Psycho-Typen, die ihr mir schon die ganze Zeit aufhalst!“ „Hallo“, mischte Robert sich endlich ein und hob seine rechte Hand wie zum Gruß. Johnny zuckte augenblicklich zusammen und fuhr erschrocken hoch. Sein Gesichtsausdruck zeigte deutlich, dass er peinlich berührt war. „R...Robert, was machst du hier?!“ „Robert, mein Schatz, wird die nächste Woche auf dich aufpassen“, erklärte Marian und Johnny drehte seinen Kopf zur Seite. „Ich brauche keinen Babysitter.“ „Ich weiß“, bestätigte seine Mutter, „Aber falls etwas passiert, sollte jemand da sein, das bei klarem Verstand ist.“ Der junge Schotte knirschte widerwillig mit den Zähnen und blickte äußerst unglücklich drein, widersprach jedoch, zu Roberts Überraschen, nicht. ~*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)