Die unzertrennlichen Brüder von Lizard (ein Schwertbann und ein Geschwisterproblem) ================================================================================ Kapitel 13: Eine unheimliche Ruinenstadt ---------------------------------------- Da bin ich wieder mit einem neuen Kapitel der ,Unzertrennlichen'. Und ich habe mir auch ein paar ,schöne' Fallen für die Hundebrüder und ihre Begleiter ausgedacht... Also hoffe ich mal, dass ihr wieder viel Spaß beim Lesen habt. Ach ja, ich habe zudem eine erfreuliche Nachricht für Schwertheini: über deinen Kommi zum letzten Kapitel musste ich sehr lachen, denn eine der hübschen Fallen wird gewissermaßen auf bestimmte Art und Weise sogar deine Shonen-Ai-Gelüste befriedigen, zumindest ein gaaaaanz klein wenig... Lass dich überraschen... ;) Na, dann mal los, stürzt euch ins Lesevergnügen! Aufmerksam nach Gefahren ausschauend folgte die buntgemischte Gruppe aus Menschen, Dämonen und einem Halbdämon weiter der gepflasterten Straße ins Innere der unheimlichen Insel. Die Landschaft veränderte sich kaum, hügelige Feuchtwiesen und spärlich bewaldete Haine wechselten einander ab. Nur die stinkenden Schlammlöcher, mit denen Shippo und Inu Yasha schon Bekanntschaft geschlossen hatten, gab es glücklicherweise kaum noch. Und etwas anderes, das gefährlich sein könnte, war ihnen bisher nicht begegnet. Zunehmend gereizt sah Kagome auf ihre Armbanduhr. Sie waren schon seit Stunden unterwegs und diese endlos sich hinziehende Straße nahm einfach kein Ende. "Wie groß ist diese Insel eigentlich?", fragte das Mädchen aus der Neuzeit schließlich, "warum dauert das so lange, bis wir endlich das Inselinnere und diese mysteriöse Ruinenstadt, die es hier noch geben soll, erreichen? Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu!" "Richtig, Kagome-sama", bestätigte Miroku und sah etwas irritiert in die Höhe, "irgendetwas stimmt hier nicht. Ich fürchte fast, wir sind da in eine Art fremde Dimension geraten, in der andere Gesetzmäßigkeiten bezüglich Zeit und Entfernungen herrschen..." Abfällig brummend und genervt drehte Inu Yasha sich zu dem Mönch um: "Wie kommst du denn auf solch einen blödsinnigen Quatsch? Eine fremde Dimension? Was soll denn das jetzt wieder heißen?" "Nun ja", gab Miroku ihm zur Antwort, "schau mal in den Himmel..." Der Halbdämon blieb stehen und sah hoch. Erstaunt bemerkte er, dass sich der Himmel in all der Zeit, seitdem sie die Insel betreten hatten, überhaupt nicht verändert hatte und auch weiterhin sich nicht veränderte. Die Wolken dort erschienen wie festgefroren und bewegten sich nicht. Ein derartig merkwürdiges Naturphänomen ging über Inu Yashas Verstand. "Ey, Sesshomaru, sag mal, ist dir das auch schon aufgefallen? Was bedeutet denn das?" "Die ganze Insel liegt unter einem Bannkreis, der eine eigene Welt und eine eigene Zeitebene schafft, das habe ich dir doch schon erklärt", antwortete der Hundedämon widerwillig, "Deshalb funktioniert ja meine Fähigkeit des Fliegens auch nicht richtig. Und durch die verschobenen Zeitlinien erscheint uns eben alles, was außerhalb der Insel liegt, so, als ob die Zeit dort stehen geblieben wäre. Es ist nicht von Belang, gehen wir weiter!" "Moment mal", beschwerte Inu Yasha sich und kam an Sesshomarus Seite, "gar nichts hast du mir erklärt, jedenfalls nicht richtig. Du hast nur gesagt, dass es hier eine fremdartige Macht gibt, die bestimmte Einsatzfähigkeiten von Dämonenenergie unterdrückt. Wenn du schon irgendwas weißt und erklärst, könntest du dich ruhig etwas verständlicher ausdrücken!" Nun blieb auch Sesshomaru stehen und wandte sich mit funkelnden Augen an seinen Halbbruder. "Warum soll ich Worte an ein begriffsstutziges Halbblut verschwenden, dass meine Erklärungen sowieso nicht kapiert? Ich sage dir, es ist nicht von Belang! Schließlich ist es gleichgültig, wo wir sind und ob sich die Zeit hier anders verhält. Wir haben eine Aufgabe und das ist alles, das dich zu interessieren braucht. Und jetzt geh weg von meiner Seite, du stinkst!" "Keh", schnaubte Inu Yasha und stapfte verärgert seinem weiter voraus gehenden Bruder nach. Am liebsten hätte er Sesshomaru ebenfalls in eins der widerlich riechenden Schlammlöcher gestopft. Wieso hatte Shippo auch ausgerechnet in so eine Stinkbrühe fallen und daraus gerettet werden müssen? Und warum musste Sesshomaru sich immer so arrogant verhalten? War es denn so schwierig für ihn, einmal etwas Hilfsbereitschaft zu zeigen und etwas zu erklären? Es ist doch nicht meine Schuld, dachte Inu Yasha ärgerlich, dass ich vieles nicht verstehe. Es hat mir ja nie jemand etwas gescheit erklärt und beigebracht... Hoffentlich gibt dieser Blödmann von Bruder wenigstens frühzeitig Bescheid, wenn er eine Falle riecht, und informiert uns nicht erst dann, wenn wir schon reingetappt sind... Als hätte er Inu Yashas letzte Gedanken gehört, blieb Sesshomaru plötzlich stehen und drehte sich intensiv witternd zur Seite. Überrascht sahen alle zum führenden Hundedämonen und blickten sich verunsichert um. Auch Inu Yasha witterte prüfend, konnte jedoch nichts Beunruhigendes entdecken. "Was ist denn los?", fragte er seinen Bruder. "Neben mir ist etwas in der Luft", kam die kühle Antwort. "Häh? Was denn?" Neugierig kam Inu Yasha näher. "Ein Tor", murmelte Sesshomaru, nachdem er weiterhin prüfend die Luft am Straßenrand gemustert hatte. Dann machte er ruhig einen Schritt auf den Wegrand zu und verschwand plötzlich, als hätte er sich in Luft aufgelöst. "Wa...", brachte Inu Yasha noch heraus, dann riss ein kräftiger Zug an seinen Füßen und die unsichtbare Fessel ihn hinter Sesshomaru hinterher. Augenblicklich verschwand auch er spurlos. Die drei Menschen, Shippo und Kirara starrten verblüfft auf die Stelle, an der die beiden dämonischen Brüder vor kurzem noch gestanden hatten. Vorsichtig ging Miroku schließlich zum Straßenrand und stieß seinen Stab abtastend ins Leere. Dort, wo Sesshomaru mit Inu Yasha verschwunden war, flirrte leicht die Luft. "Sesshomaru hatte recht. Hier scheint eine Art Tor zu sein. Eine unsichtbare Pforte aus Magie. Sie ist sehr gut getarnt. Hätte Sesshomaru sie nicht gespürt, wären wir vermutlich daran vorbei gelaufen." "Wo führt uns dieses Tor hin?", fragte Shippo ängstlich. "Das finden wir wohl am besten heraus, indem wir ebenfalls durchgehen", meinte Kagome und ging ohne zu zögern an Mirokus Seite. Dann holte sie tief Luft, umarmte den Fuchsdämon fest und machte einen weiteren Schritt vor. Sofort war auch sie verschwunden. Sango war das alles nicht sehr geheuer, aber was sollte sie sonst machen? Abwarten und Tee trinken wäre wahrscheinlich keine gute Alternative gewesen, also ging auch sie mit Kirara durch das magische Portal. Miroku blieb allein zurück, schüttelte kurz seufzend den Kopf und durchschritt schließlich ebenfalls das unsichtbare Tor. Das nächste was die drei Menschen und die zwei kleinen Dämonen sahen, war ein runder, gepflasterter Platz, in dessen Mitte eine hohe, brüchige Steinsäule stand. Rings um den Platz standen die Mauern vieler halb eingefallener Häuser aus grauem Felsgestein. "Ich würde sagen, wir haben diese Ruinenstadt gefunden, von der Myoga uns erzählt hat", bemerkte Miroku und sah sich staunend um. Etwas Derartiges hatte er noch nie gesehen. Die verfallene Stadt schien riesig zu sein und wirkte sehr merkwürdig, denn ihre Bauweise war völlig untypisch für Japan und angrenzende Reiche. Kagome fühlte sich fast in eine Ausgrabungsstätte aus der römischen oder griechischen Antike versetzt. Aber nur teilweise, zu einem anderen Teil konnte auch sie nichts mit dem fremdartigen Baustil anfangen. Mit leichtem Unbehagen fragte das Schulmädchen sich, wer oder was hier vor langer Zeit das alles wohl gebaut und einst hier gelebt haben mochte. Doch darauf gab es wohl keine Antwort. "Alles in Ordnung, Kagome-chan?", fragte Sango und berührte ihre Freundin an der Schulter: "Du siehst so beunruhigt aus." Kagome erwachte aus ihrer Erstarrung und lächelte die Dämonenjägerin hastig an: "Äh ja... klar, ist alles in Ordnung... ich bin nur...etwas müde!" "Lass mich eine Weile Shippo tragen, du hast ja schon genug an deinem Rucksack zu schleppen." Dankbar lächelte Kagome erneut und übergab Sango den kleinen Fuchsdämonen. Der zitternde Kleine in ihren Armen wurde ihr langsam tatsächlich zu schwer. Abgesehen davon, roch Shippo zudem immer unangenehmer. Inu Yashas Schlammduft prägte sich allmählich auch immer intensiver aus, sogar die Menschen konnten ihn deutlich riechen. Der Halbdämon stand einige Meter entfernt hinter seinem Bruder auf einem breiten Weg, der zu einem verwinkelten Palastkomplex oder Tempelbezirk führte, und sah genervt zu seinen Freunden zurück. "Worauf wartet ihr Lahmaffen denn? Wollt ihr da Wurzeln schlagen? Ich will endlich diesen blöden Dämon und seine Waffe finden!" Kagome hatte bereits wieder ein ,Sitz' auf den Lippen, doch dann sah sie kurz zu Sesshomaru und unterdrückte ihren Befehl rechtzeitig. So begnügte sie sich mit einem giftigen Blick. Währenddessen leistete Sango Inu Yashas Aufforderung Folge und lief seufzend, mit Shippo in den Armen, den beiden dämonischen Brüdern hinterher. "Nicht ärgern, Kagome-sama", sagte Miroku freundlich und kam an Kagomes Seite, "denk immer dran, es gibt ja auch andere außer Inu Yasha, die... autsch!" "Nur, weil Sangos Hintern für einen Moment nicht greifbar ist, brauchst du deswegen nicht wieder bei mir damit anfangen!" schimpfte Kagome und bedachte auch den Mönch mit einem zornesfunkelnden Blick. Miroku grinste kurz entschuldigend und setzte eine unschuldige Miene auf, der rotleuchtende Handabdruck auf seiner Wange ließ ihn allerdings nicht sehr sündenlos aussehen. Kirara, die alles beobachtet hatte, knurrte leise und schüttelte unmerklich ihren Kopf. Dann folgte sie Kagome und Miroku, die nun auch hinter Sesshomaru, Inu Yasha, Sango und Shippo hinterher gingen und den Weg zu dem gewaltigen Palastkomplex einschlugen. In diesem Moment begann unerwartet die Erde zu beben und zu grollen. Ein gewaltiger, tiefer Riss sprengte blitzartig die steinige Straße, trennte Kagome, Miroku und Kirara von ihren vorausgehenden Gefährten und verbreiterte sich rasch. Miroku schubste Kagome rasch etwas beiseite und stürzte dann hilflos in den sich vor ihm öffnenden Abgrund. Kirara wollte den Mönch auffangen und sprang ihm sich verwandelnd hinterher, doch sie hatte dabei vergessen, dass sie genau wie Sesshomaru auf der Insel ihre Flugfähigkeit verloren hatte. Deshalb fiel auch sie unaufhaltsam in die Tiefe. "Hoshi-sama, Kirara!" rief Sango erschreckt. Auch Inu Yasha schrie auf und sprang ohne nachzudenken über die tiefe Bodenspalte zu Kagome, die sich verzweifelt an eine bröckelnde Felswand klammerte und ebenfalls abzustürzen drohte. Sesshomaru wurde zu Boden und bis an den Rand des Spaltes hinter dem Halbdämonen her gerissen. "Verdammt, Inu Yasha! Geh sofort weg da, du ziehst uns beide mit in den Abgrund!" Inu Yasha hörte nicht auf seinen Bruder, sondern beugte sich weit in die Erdspalte hinab und versuchte an die dort hängende Kagome heranzukommen. Wieder bebte die Erde leicht. Weitere Steine bröckelten von den Felswänden. Kagome kreischte kurz, verlor ihren Halt und rutschte ab, gerade als Inu Yasha ihr Handgelenk ergreifen wollte. "Kagome!" Es war zu spät, das Mädchen verschwand, wie Miroku und Kirara zuvor, in der Schwärze des bodenlosen Abgrunds. Gleich darauf erbebte die Erde erneut und der Erdspalt schloss sich wieder. "KAGOME!!!" Wie wahnsinnig hüpfte der Halbdämon im Kreis auf dem Boden herum und schlug seine Krallen in die steinige Erde, die drei seiner Freunde verschluckt hatte. "Hör mit diesem Unsinn auf und spar dir deine Kräfte", sagte eine kalte Stimme, "wir müssen weiter." Erbost sah Inu Yasha zu Sesshomaru. "Ich denke gar nicht dran, ich bleibe hier! Ich hole Kagome da raus und wenn ich mich zu ihr durchgraben muss!" "Die Spalte hat sich wieder völlig geschlossen und der Boden ist zu hart, da kommst du nicht mehr durch. Und es sieht nicht so aus, als ob der Boden sich nochmals öffnen würde. Außerdem dürften diese Menschen und die Dämonenkatze diesen Absturz eh nicht überlebt haben. Was willst du deine Zeit also noch mit nichtsnutzigen Rettungsversuchen verschwenden? Sei lieber froh, dass du deinen lästigen Menschenanhang los bist!" "DU GEMEINER DRECKSKERL... wieso hast du mir nicht geholfen, wieso hast du diese Falle nicht rechtzeitig gewittert, wieso... Kagome, meine Kagome... es reicht, ICH BRING DICH UM!" Laut aufschreiend sprang Inu Yasha plötzlich Sesshomaru an und drückte ihn wütend zu Boden. Mit allen Kräften schlug er ihm die Krallen seiner Rechten in die linke Schulter und würgte ihn mit seiner Linken am Hals. Sesshomaru hob ausdruckslos seine rechte Hand, bohrte Inu Yasha seine aufflammende Giftklaue in die Brust und schleuderte den Halbdämonen von sich weg. Stöhnend wälzte Inu Yasha sich am Boden und richtete sich dann gleich wieder auf. Zornesfunkelnd fixierte er seinen Bruder, hob er erneut seine Krallen und machte sich für einen neuen Angriffssprung bereit. Sesshomaru stand ruhig auf, tastete kurz über seinen zerkratzten Hals und seine stark blutende Schulter und blickte dann kalt zu Inu Yasha zurück. Seine Finger knackten bedrohlich und leuchteten wieder hellgrün schimmernd auf. "Bitte, ich bitte euch, hört auf! Inu Yasha, bitte, um Kagomes Willen, hör auf damit! Beruhige dich. BITTE!" Tränenüberströmt lief Sango auf den Halbdämonen zu und warf sich ihm entgegen, als er auf Sesshomaru zustürzte. Inu Yasha stoppte jäh seinen Angriff und erstarrte. Sango brach schluchzend in seine Arme. "Glaubst du, Kagome würde es wollen, dass ihr euch gegenseitig umbringt? Glaubst du, Miroku und Kirara haben ihr Leben riskiert, damit du ihnen ins Jenseits folgst? Glaubst du, ich will nach meiner Familie und nach drei überaus geliebten Personen auch noch einen meiner allerletzten Freunde verlieren? Wenn du das glaubst, dann bring auch mich um, dann nimm mich mit dir in den Tod..." "Sa-Sango...", stotterte Inu Yasha und umarmte die Dämonenjägerin verlegen. Sein Blick fiel auf Shippo, der neben Sango hockte und mit tränennassen Augen stumm flehend zu beiden aufsah. "Es... es tut mir so leid... ihr... ihr habt recht... ich, das... ich... aber, als ich gesehen habe, wie Kagome..." Inu Yashas Stimme brach ab. Behutsam löste er sich aus Sangos Umarmung und stand auf. Er wandte sich ab und stand für eine Weile reglos da. Dann wischte er sich mit dem Ärmel kurz über sein Gesicht und drehte sich wieder um. "Also los, lasst uns diesen Dämonen suchen, der sich auf dieser grässlichen Insel verkrochen hat. Wenn wir seine Waffe haben, können wir endlich diesen Fesselbann zwischen den Schwertern lösen. Dann werde ich mit Tessaiga diese ganze verdammte Falleninsel zerstören und im Meer versenken! Und DICH werde ich gleich mit ersäufen, mach dich schon mal drauf gefasst!" Mit seinem letzten Satz sah Inu Yasha durchdringend zu seinem Bruder und ging dann erhobenen Haupts weiter. Sango und Shippo schlossen sich ihm sofort an. Sesshomaru schnaubte kurz verächtlich und folgte den Drei schließlich ebenfalls. Menschengetue, dachte er, Gefühlsduselei, und wie schwach... und so was meint, mich jemals besiegen zu können? Lächerlich... ich würde mich niemals so von irgendwelchen Gefühlen beherrschen lassen, niemals! Sesshomaru dachte an Inu Yashas verzweifelten Blick, als seine schwarzhaarige Freundin in die Tiefe gestürzt war. Auch Kagomes Blick hatte er kurz noch gesehen. Irgendwie war das ein vertrauter Blick gewesen, Sesshomaru kannte diese Augen, sie waren anderen Augen so ähnlich... Liebevollen, warmen, lächelnden Augen... Rin, dachte der Hundedämon, diese Kagome sah Rin sehr ähnlich. Merkwürdig, das ist mir bisher nie aufgefallen, aber diese beiden Menschen sind sich tatsächlich auf irgendeine Art und Weise ähnlich... Was hätte ich getan, wenn Rin in diesen Abgrund... Der Hundedämon schüttelte sich kurz und schob seine Gedanken beiseite. Es war jetzt keine günstige Zeit für ablenkendes Nachdenken. Eine sich plötzlich öffnende und wieder schließende Erdspalte war bestimmt nicht die einzige Falle, die noch in dieser Ruinenstadt lauerte. Der Weg, dem die Hundebrüder, Sango und Shippo nun folgten, machte eine leichte Biegung und endete schließlich vor einer hohen Mauer. Inu Yasha blieb stehen und sah sich um, doch es schien nirgendwo einen Durchgang durch die Mauer zu geben. Wenn sie da rüber in den palastartigen Gebäudekomplex wollten, mussten sie wohl drüber klettern. Der Halbdämon hob Sango auf seinen Rücken, packte Shippo am Nacken und sprang hoch. Sesshomaru hüpfte ebenso leichtfüßig auf die Mauer. Vor den Dämonen und der Menschfrau breitete sich ein überwuchertes Gelände aus, das offenbar irgendwann mal so etwas wie ein Park gewesen sein musste. Zwischen üppigen, dschungelartig wachsenden Gewächsen standen mehrere verfallene Ruinengebäude. Ein besonderes imposantes Gebäude mit mehreren Stockwerken und vielen, teils eingestürzten Säulen erhob sich am Ende des Dschungelgartens. Das musste einst das Hauptgebäude der Stadt gewesen sein, doch, ob es einen Palast oder eine Art Tempel darstellen sollte, wusste niemand. Inu Yasha runzelte etwas unsicher die Stirn und kramte dann in seinen Gewändern. "Auch das noch...", murmelte er dann. "Was ist denn, Inu Yasha?", fragte Shippo. "Ich habe Myoga verloren", antwortete der Halbdämon, "die Schachtel, in die ich ihn gesteckt hatte, muss aus meiner Kleidung in den Abgrund gefallen sein, als ich versucht habe Kagome zu retten. Vielleicht hätte er uns sagen können, was für ein seltsames Gebäude das da hinten sein könnte..." "Gleichgültig, was es ist", erwiderte Sesshomaru, "es ist auf jeden Fall unser Ziel. Es strahlt eindeutig Youki aus." "Ja, das spüre ich auch", meinte Sango, "dort muss der gesuchte Waffendämon sein... wir müssen uns wohl durch diesen überwucherten Park kämpfen. Das wird sicher nicht einfach." "Pah, so ein paar Pflanzen dürften ja wohl kein Problem sein, die halten mich bestimmt nicht davon ab, Kagome, Miroku, Kirara und Myoga zu rächen", meinte Inu Yasha und sprang dann von der Mauer hinab. Unten empfing ihn ein sehr stickiges, feuchtwarmes Klima. Viele betörende Blumendüfte machten es ihm schwer sich zu orientieren. Auch Sesshomaru, der Inu Yasha und seinen Begleitern nachgesprungen kam, hatte Probleme sich zwischen all den fremdartigen Gerüchen zurecht zu finden. Doch das Youki eines Dämonen war noch weiterhin zu spüren, also wandte sich die vierköpfige Truppe in die Richtung, von der die Dämonenenergie ausstrahlte. Ein dorniges Dickicht versperrte ihnen den Weg. Wortlos zog Sesshomaru Tokijin und schlug eine Schneise durch das Gestrüpp. "Merkwürdige Pflanzen sind das", bemerkte Shippo furchtsam, als sie durch das Dickicht gingen, und kreischte dann plötzlich auf: "WAAAAH! Passt auf, die wachsen wieder nach!" Inu Yasha und Sesshomaru blieben stehen und stellten sich Rücken an Rücken aneinander. Sango zückte ihren Bumerang. Die zerschlagenen Pflanzen rings um die Gruppe bewegten sich und begannen sie schnell wachsend einzuschließen. Erneut zog Sesshomaru sein Schwert und drängte die wild wuchernden Dornengebüsche zurück. Sango warf ihren Hiraikotsu und zerstörte ebenfalls mehrere Pflanzen. Shippo versuchte sein Fuchsfeuer einzusetzen, doch, da er zu verängstigt war, klappte das nicht richtig. Inu Yasha verteidigte sich mit bloßen Krallen. Die Pflanzen wuchsen nach jeder Attacke sofort und immer schneller wieder nach. "Verfluchtes Grünzeug", schimpfte Inu Yasha, "je mehr wir zerschlagen, desto mehr wächst es nach. Wir müssen hier raus, sofort!" Zu der gleichen Erkenntnis war Sesshomaru gekommen. Er lud sein Schwert mit all seiner Dämonenenergie auf und schwang es zu einem heftigen Schlag herab. Eine starke Energiewelle jagte von Tokijin in das Dickicht und vernichtete es fast komplett. Doch sogar von dieser starken Attacke erholten die zerstörten Pflanzen sich und begannen wieder auszusprießen. "Lauft", rief Sesshomaru und sprintete voran. Inu Yasha packte Sango und Shippo und rannte ihm hinterher. Die dornigen Pflanzen rings herum verdichteten sich zunehmend. Der Halbdämon legte noch etwas Tempo zu und flüchtete gerade noch rechtzeitig aus dem sich hinter ihm schließenden Dickicht. Bei seinem ungebremsten Lauf rutschte er auf feuchtem Gras aus und schlitterte unwillkürlich aufschreiend in ein schlingpflanzenartiges Gewächs unterhalb eines mächtigen Baums. "Au, verdammt, was für ein bescheuerter Gemüsegarten!", fluchte Inu Yasha und rieb sich seinen schmerzenden Kopf, mit dem er gegen den Baumstamm geprallt war. Sango und Shippo hatten eine etwas gemütlichere Landung gehabt, sie waren von Inu Yasha Körper und den Schlingpflanzen abgefangen worden. "An eurer Stelle würde ich aus diesem Schlingzeug schnell wieder raus gehen", meinte Sesshomaru, der sich bei seiner geglückten Flucht aus dem gefährlichen Dickicht etwas geschickter angestellt hatte und ausdruckslos neben dem gestürzten Halbdämon und seinen Freunden im Gras stand. Etwas verwirrt sahen die Drei zu ihm hoch und schraken dann fast gleichzeitig zusammen. Die Schlingpflanzen, in die sie gefallen waren, wickelten sich um sie und drückten ihnen die Luft ab. Offensichtlich gab es hier noch mehr ungemütliche Pflanzen, die sich wie das vorige Dornendickicht sehr lebendig und ziemlich unfreundlich benahmen. Inu Yasha wollte sich aus den würgenden Pflanzen befreien, konnte sich aber ebenso wie Sango und Shippo schon nicht mehr bewegen. Mit einem kurzen, abfälligen Laut hob Sesshomaru seine Klaue und zerriss die Schlingpflanzen. Dann wandte er sich wortlos ab und ging weiter. Die Befreiten rangen um Atem, standen mühevoll auf und folgten dem Hundedämonen. Ihr Weg führte die Vier nun durch ein waldartiges Gelände mit dichten Farnen und hohem Gras. Vorsichtig achtete jeder auf jede erdenkliche Bewegung, doch dieses Mal schienen die Pflanzen harmlos zu sein. Sesshomaru ging weiter voran und witterte ständig aufmerksam. Nach einiger Zeit spürte er jedoch zunehmend eine lähmende Müdigkeit, die seine Sinne und seinen Körper schwächte. Leicht verwirrt blieb er stehen und sah sich nach Inu Yasha und seinen Gefährten um. Der Halbdämon wirkte eigentlich noch ganz fit, die Dämonenjägerin auch, aber der kleine Fuchsdämon in Sangos Armen sah sehr benommen aus. Rasch ging der Hundedämon zu Sango, nahm ihr Shippo ab und schüttelte ihn leicht. Der Kleine hing schlaff in seiner Hand und starrte glasig vor sich hin. In seinem Fell entdeckte der Hundedämon winzige, achtbeinige Tierchen, die ein wenig an Spinnen erinnerten. Sesshomaru ließ den halb besinnungslosen Fuchsdämonen wieder in die Arme der erstaunt dreinblickenden Dämonenjägerin fallen, knickte eine der farnartigen Pflanzen um und begutachtete deren Blattunterseite. Dort saßen punktartig verteilt und lauernd weitere, viele kleine schwarze Spinnentiere. Und auch auf Sesshomaru selbst und Inu Yasha krabbelten eine unzählige Menge dieser unauffälligen Wesen herum, wie dem Hundedämonen jetzt auffiel. "Dämonenzecken!", sagte Sesshomaru, "sie sind überall, wir müssen diesen Wald sofort verlassen, ein Wasser finden und uns absuchen. Wahrscheinlich haben sich schon eine Unmenge dieser Parasiten unbemerkt an unseren Körpern festgesaugt. Sie rauben uns unser Youki!" "Zecken?" Inu Yasha betrachtete verdutzt seine Arme und hüpfte dann entsetzt etwas zurück. Überall an seinem Körper hingen kleine schwarze Punkte und schienen sich, ähnlich wie Myoga, wenn er Blut saugte, langsam zu vergrößern. "Igitt, was ist das?! ... Wuähh, weg von mir..." Vehement zappelte der Halbdämon herum und zupfte sich einige festgebissene Zecken ab, doch es waren viel zu viele, um ihnen Herr zu werden. Und überall von den Farnpflanzen fielen weitere dieser Krabbeltiere über ihn, Sesshomaru und Shippo her. Nur Sango blieb von den Dämonenzecken verschont. "Das bringt nichts", sagte die Dämonenjägerin zu Inu Yasha, "dein Bruder hat recht, ihr müsst aus dem Wald raus und euch möglichst schnell gründlich waschen. Nur so könnt ihr alle von diesen winzigen Viechern entfernen. Ansonsten kann es sehr gefährlich für euch werden. Ich habe von diesen parasitären Dämonentieren gehört. Wenn nur eine einzige dieser Zecken unbemerkt an dir hängen bleibt, wird sie dein gesamtes Youki aus dir heraussaugen. Du kannst zwar ohne Youki überleben, weil du dich dann in einen Mensch verwandelst und Menschen tun die Dämonenzecken nichts. Aber für Shippo und Sesshomaru sind diese youkisaugenden Parasiten absolut tödlich. Und weil du ja mit deinem Bruder durch den fesselnden Bann verbunden bist, müsstest du dann auch sterben!" Sesshomaru hatte bereits die Fährte von Wasser ausfindig gemacht und eilte dorthin. Inu Yasha und Sango mit dem bereits besinnungslosen Shippo in den Armen kamen ihm rasch hinterher. Kurz darauf erreichten sie zwei auseinander liegende, klare Tümpel. Sesshomaru legte seine Rüstung ab und begann sich auszuziehen. Seine Kleidung warf er in das Wasser. Inu Yasha kam zögernd neben seinen Bruder und streckte vorsichtig prüfend einen Zeh ins Wasser. "Keh, muss das alles sein? Das Wasser ist ja eisig kalt!" "Du wirst es überleben, ein Bad tut dir Stinktier sowieso gut, und jetzt rein da!", sagte Sesshomaru und gab Inu Yasha einen Stoß. Reflexartig aufschreiend klatschte der Halbdämon ins Wasser. "Zieh deine Kleidung aus und wasch auch sie gründlich", fuhr Sesshomaru fort, zog sich endgültig aus und watete mitsamt seinem Fell ebenfalls ins kühle Nass. Inu Yasha drehte sich leicht verschämt um, ließ sich etwas tiefer sinken und zog sich langsam unter Wasser aus. Irgendwie war es ihm etwas peinlich mit Sesshomaru zusammen zu baden. Aber da sie nun mal unlösbar zusammen hingen, ging das wohl nicht viel anders. Außerdem war ja eigentlich nichts Peinliches dabei. Eine leichte Berührung in seinem Nacken schreckte Inu Yasha auf. Er zuckte zusammen, drehte sich blitzartig um und starrte in Sesshomarus ausdruckslose Goldaugen. "Hey, was soll das, spinnst du jetzt total? Fass mich ja nicht an!" "Stell dich nicht so kindisch an, kleiner Bruder. Ich habe ja nicht vor dich umzubringen. Alleine wirst du nie alle festgesaugten Zecken in deinen Haaren und auf deinem Rücken finden und entfernen können. Oder willst du dir deinen Körper lieber von deiner menschlichen Begleiterin absuchen lassen?" Inu Yasha drehte sich wieder um und begann betreten sein zeckenübersätes Gewand zu rubbeln. Was für eine oberbeschissene Situation, dachte er, während er sich leicht ins kalte Wasser zurücksinken ließ und dann die ebenso eisigen Finger seines Bruder wieder in seinem Nacken spürte. Sango hatte sich, bevor Sesshomaru sich endgültig ausgezogen hatte und ins Wasser gestiegen war, diskret abgewandt und war mit Shippo zu dem anderen, etwa zwanzig Meter weiter entfernten Teich gegangen. Dort wusch sie nun Shippo und entfernte sorgfältig alle Dämonenzecken von dem Kleinen. Verstohlen warf sie, als sie damit fertig war und Shippo wärmend in ihren Schoß legte, einen Blick hinüber zu dem Gewässer, in dem Inu Yasha und Sesshomaru weiterhin badeten. Inu Yasha war in dem Moment damit beschäftigt den Rücken seines Bruders nach Zecken abzusuchen, während Sesshomaru gründlich sein Fell wusch. Das gegenseitige Entlausen war beiden Brüdern offensichtlich ziemlich unangenehm, aber sie fügten sich widerstrebend ihrem Schicksal. Solch ein Anblick ist bestimmt noch niemanden vergönnt worden und das wird sicher auch niemand jemals wieder sehen..., dachte Sango schmunzelnd, eigentlich ein sehr hübscher Anblick, die beiden... ich frage mich, was Kagome und Miroku dazu gesagt hätten... Traurig lächelnd sah Sango zu Shippo in ihrem Schoß herab. Sie konnte es einfach nicht glauben, dass drei ihrer besten Freunde tot waren. _ _ _ _ _ Ja, das war Kapitel 13. Ich hoffe, es hat euch gefallen und Spaß gemacht, trotz dem traurigen Umstand, das Kagome, Miroku und Kirara (und Myoga) in den Abgrund gestürzt sind. Aber... Sind Kagome, Miroku und Kirara (nicht zu vergessen Myoga!) wirklich tot? Was für Fallen werden noch auf die Hundebrüder, Sango und Shippo lauern? Und wie mag wohl der letzte der fünf Waffendämonen aussehen? Wir nähern uns langsam der heißen Schlussphase, aber keine Sorge einen bisschen Lesestoff habt ihr noch vor euch, denn ganz so einfach mache ich es allen natürlich nicht... ;)) Bis denne! 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