Ten Things I Hate About You....Do I? von abgemeldet (Du bist....) ================================================================================ Kapitel 1: stolz ---------------- Die blonde Frau stöhnte und fasste sich an den Kopf. "Kann ja nicht wahr sein...", dachte sie sich. "Kleiner? Nerv mich jetzt bitte nicht!" Oh ja, das war sie! Genervt. War ja auch ein verdammt langer Tag gewesen. "Bla bla bla...", kam es frech von dem dunkelhaarigen Jungen auf dem Beifahrersitz. Kurze Stille trat ein in der sich keiner der beiden auch nur zu atmen wagte, so still war es. Dann ergriff der 17-jährige wieder das Wort: "Vermouth?" "Was ist denn schon wieder?" "Wohin bringst du mich jetzt?" Sie seufzte. "Wirst du schon sehen." "Dankeschön für die tolle Auskunft..." Er lehnte sich im Sitz zurück und schloss die Augen. Sie riskierte einen Seitenblick zu ihrem nervigen Beifahrer. Wie konnte dieser undankbare Bengel nur so mit ihr reden? Was dachte er, wer er war? Ein erneuter Seufzer entwich ihrem Mund. "Wenn du mich weiter so stresst, leg ich dich um!" Er hob eine Augenbraue und verzog sein fast noch kindliches Gesicht zu einem schiefen Grinsen. "Tust du das? Ich glaube nicht. Würdest du es tun wollen, hättest du's doch schon in New York getan." Der Detektiv sprach eindeutig aus seiner Stimme. Er wusste genau, dass diese Frau einfach nicht die Mentalität einer eiskalten Killerin besitzen konnte. Dazu war sie zu gnädig zu ihm gewesen. Schade nur, dass er zu stolz war, ihr seine Dankbarkeit zu zeigen. Nein, Koichi Matsumoto war nicht so jemand, der vor jemand anderem im Staub kroch. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~Rückblick~~~~~~~~~~~~~~~ Das Telefon klingelte. Polternde Schritte einer offensichtlich hastig über den Flur laufenden Frau drangen durch das ganze Apartment. Sie griff nach dem Hörer, gerade noch genug Luft in der Lunge um ein heiseres "Ja?" hervorzubringen. Ein irres, fast schon psychopathisches Lachen drang an ihr Ohr und sofort wusste Chris, mit wem sie sprach. "Was willst du, Gin?" Sie konnte eine Spur von Abscheu nicht aus ihrer Stimme verbannen. Dieser Kerl war ihr einfach zuwider. Unter ihrem Niveau. Abartig, wie er sich einen Scherz daraus machte, sie anzurufen. "War das alles, oder hast du noch was zu sagen?", kam es protzig wie immer von ihr. "Oh, mein Täubchen, ich habe noch etwas zu sagen. Du hast einen Auftrag." Sie schlug die Augen nieder. "Seit wann sagst du mir, was ich zu tun habe?" "Entschuldige, dass ich eine Frau deines Ansehens so etwas zumute." "Was ist das für ein Auftrag?" "Ein junger Detektiv japanischen Ursprungs lebt in New York. Er ist an uns dran, seit damals..." Sie wusste, was er meinte. "Jedenfalls muss er unverzüglich aus dem Weg geräumt werden! Er weiß zu viel..." "Mach dir nicht ins Hemd, ich regle das schon", meinte sie locker. "Das weiß ich, Teuerste. Ich schicke dir alles Weitere per E-Mail. Man hört sich!" Sie war wirklich unheimlich erleichtert über das Tuten, dass nicht eine Zehntelsekunde, nachdem Gin aufgelegt hatte, einsetzte. *** Da war sie nun. Gerade aus dem Flugzeug gestiegen. Sie sah sich um. Wahnsinn, wie lange sie nicht mehr hier gewesen war. Natürlich hatte sie sich verkleidet. Man wollte schließlich nicht, dass während ihres ganzen Aufenthalts Scharen von Fans an ihr klebten. Vermouth, die in ihrem Aufzug eher einer übergewichtigen Dame glich, ging auf die Straße und hielt sich ein Taxi an. "5th Avenue, please", gab sie knapp von sich. Die Bronx war doch was Schönes, fand sie, würde sie dort einen Mord begehen, würde es höchstwahrscheinlich nicht mal auffallen. "Der perfekte Ort für einen kleinen Detektiv, der in allem herumschnüffelt und den Hals nicht voll kriegt." Allerdings ertappte sie sich dabei, wie sie im Stillen Zweifel daran hegte, dass dieser Junge der Organisation gefährlich werden würde. Schließlich hieß er nicht Shinichi. Koichi lief durch die Straßen der für ihre Kriminalität verschrienen Bronx. Am liebsten hätte er gegen eine Mülltonne getreten und einer aufgescheuchten Katze, welche bestimmt schnurstracks aus dieser entflohen wäre, einen seiner Schuhe hinterher geworfen. "Kein Fall...Nichts! Das kann doch nicht sein!", fluchte er etwas lauter als geplant. Ohne darauf zu achten, wo er hinlief, einfach immer einen Fuß vor den anderen setzend, bog er in eine Sackgasse ein. Der 17-jährige war verwirrt. Was war nur los? Seit Wochen keine Fälle, geschweige denn irgendwelche Indizien auf den Verbleib dieser Organisation. Schon komisch... Doch er wurde jäh aus den Gedanken gerissen, als er Schritte wahrnahm. Sie schienen unaufhaltsam auf ihn zu zukommen. Immer näher. Immer lauter. Er schloss die Augen. Damenschuhe mit Absatz. Eindeutig. Doch was wollten diese Damenschuhe mit Absatz mitten in der Nacht hier? Wusste die Frau nicht, dass es nachts in der Bronx lebensgefährlich war? Er fuhr herum und entschloss sich, der Frau zu helfen. Sie, wenn es sein musste, nach Hause oder in ihr Hotel zu begleiten. Er tat ein paar Schritte. "Madam? Where are you?" Die Frauenschritte erstarben. Sie musste um die Ecke stehen geblieben sein. "Ich bin hier, mein Kleiner." Diese Stimme. Es durchfuhr ihn eiskalt und seine Glieder waren für einen Augenblick gelähmt. "Sie sprechen Japanisch?", sprach er, bemüht seine feste Tonart zu bewahren. Vermouths Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. "Ja, ich spreche Japanisch." Sie hatte ihre Verkleidung in einer der vorherigen Seitenstraßen abgelegt. Kein normaler Mensch wäre so bescheuert, nachts allein in der Bronx umherzustreifen. Unglaublich, wie einfach dieser Junge es ihr machte. Sie trat aus dem Halbdunkel in das spärliche Licht einer kleinen Straßenlaterne. "Es ist gefährlich hier. Dunkle Gestalten könnten dich in Tötungsabsicht verfolgen.." Diese Worte verließen den Mund der Killerin mit so viel Selbstverständlichkeit, dass der junge Detektiv stutzte. Er besah sich die Dame vor ihm einmal genaue. Nein. Das konnte nicht sein. Sicher irrte er sich. Das war doch absurd! "Verzeihung, das hören sie bestimmt oft, aber sie sehen Chris Vineyard wirklich zum Verwechseln ähnlich", sagte er in kindlicher Naivität. Sie lachte. Für einen Zuhöre möge dieses Lachen nicht viel anders geklungen haben, als jenes, welches Gin ihr am Telefon 5 Tage zuvor entgegengeschmettert hatte. Als sie sich beruhigt hatte sagte sie: "Findest du? Welch eine Ehre. Es ist nicht wichtig, wer ich bin. Viel wichtiger ist" Doch sie konnte ihren Satz nicht zu Ende führen, denn Koichi unterbrach sie. "Momentchen mal. Was machen sie denn hier? Es ist gefährlich, das haben sie doch selbst gesagt!" Bevor Vermouth sich wehren konnte, war der Dunkelhaarige bereits auf sie zugeschritten, hatte sie sanft am Handgelenk gepackt und zog sie hinter sich her aus der Gasse. "Was soll das?! Lass mich gefälligst los!!! Wieso tust du das?" Ein Lächeln huschte über seine Lippen, als er sich umdrehte und sie ich sein Gesicht blicken ließ. "Ich habe keinen Grund! Ich möchte sie nur aus der Gefahrenzone lotsen. Hier treibt sich derzeit ein Serienmörder herum." Wenn er an diesen Kerl schon denken musste, wurde ihm schlecht! Die Polizei hatte ihm den Fall abgenommen. Ihm "Ermittlungsverbot" erteilt. Tze... "Was hast du gesagt?", riss sie ihn in die Gegenwart zurück. "Ich sagte: ,Ich habe keinen Grund!' Wieso?" Nun war es um sie geschehen. Dieser Junge war... Sie wusste nicht einmal, wie sie es erklären sollte. Ein unbewusstes, kleines Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. "Du bist jemandem sehr ähnlich...", kam es leise von ihr. Sie riss mit sanfter Gewalt ihren Arm los. Sein blick zeugte von Missverständnis. Was meinte sie? Ihre Hand wanderte langsam in die Innenseite ihres Mantels. Als sie die Hand darin verschwinden ließ, packte ihn ein schrecklicher Verdacht. "Sie! Sie sind eine von DENEN!!" Mit wild rotierenden Bewegungen seiner Arme ging er auf Distanz. Sie hatte ihn gelinkt! Koichi konnte es nicht fassen! Wie hatte er bloß so dumm sein können?! Und so etwas wie er schimpfte sich einen Detektiv? Lächerlich! Doch Vermouth zog nicht, wie erwartet, ihre Pistole hervor und richtete sie auf ihn. Nein, sie nahm sie in ihre Hände und tat ein paar sichere Handgriffe. Er verstand nicht, was das werden sollte. Jedoch entging ihm nicht, dass sie noch immer verträumt zu lächeln schien. Ihre Lippen bewegten sich, doch er verstand kein Wort. "My cool guy...", murmelte die Schwarzgekleidete. "My awesome, awesome cool guy..." Ihre Hände hatten aufgehört, sich zu bewegen. Sie ließ ihre Fingerspitzen unter die Waffe gleiten und zog das Magazin heraus. Koichi traute seinen Augen nicht, als sie es auf den Boden fallen ließ und wegtrat. Unser Detektiv zog ungläubig die Augenbrauen zusammen und sah dem Magazin nach, das sich scheppernd und klappernd seinen Weg über den Asphalt bahnte. Doch noch bevor er schalten konnte, spürte er, wie jemand seinen Arm ergriff und begann ihn hinter sich herzuschleifen. Er wandte den Kopf um zu sehen, wer ihn da so ungehobelt behandelte und erschrak leicht, als er sah, dass es Vermouth war und sie sich langsam aber sicher einem Taxistand näherten. "W-Was tun Sie denn mit mir?", wollte er völlig aufgelöst wissen. "Ich rette dir den Arsch, Kleiner!" ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~Rückblick Ende~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Und jetzt waren sie hier gelandet. Im Stau, mitten in der Nacht und seit dem Rückflug hatte dieser Möchtegerndetektiv nicht aufgehört sie mit nervigen Fragen zu durchlöchern. "Es geht weiter!", verzückte Koichi sich neben der genervten blonden Frau. Das Auto setzte sich wieder in Bewegung und von Vermouth war ein brummiges: "Hätte ich jetzt gar nicht mitgekriegt" zu hören. *** Eine weitere Blondine nahm gerade ein Bad und hatte, um dem Genuss noch etwas mehr Ausdruck zu verleihen, ihre Augen geschlossen. Pitú, eigentlich Makoto Kiritani, konnte sich momentan nicht Schöneres vorstellen. Es war, als würde sie auf Wolken schweben und der leise Klang des Wassergeplätschers rundete die vollkommene Harmonie ab. An der Tür läutete es. Obwohl...Das konnte gar nicht sein. Es war 3 Uhr morgens (sie hatte die ganze Nacht zutun gehabt). Welcher Idiot würde sie denn zu so einer Uhrzeit noch besuchen wollen? "Makoto, du halluzinierst..", schellte sie sich in Gedanken. Jedoch als es ein weiteres Mal läutete kam sie zu der Annahme, dass es offensichtlich keine Halluzination gewesen war. Sie stand auf und stieg aus der Wanne. Ihren Bademantel nahm sie schnell im Vorbeigehen mit und schlüpfte hinein; das alles tat sie, ohne dass ihre mürrische Miene sich auch nur um einen Millimeter veränderte. Als sie die Tür öffnete, hatte die 16-Jährige sich schon mental voll und ganz darauf eingestellt ihren späten Besuch anzugiften und ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Als sie aber die Tür aufriss und schon den Mund öffnete um ihrem Ärger Ausdruck zu verleihen, da sah sie wer es war und schloss ihn wieder. "Vermouth? Was machst du denn noch hier?" Ein triumphierendes Lächeln erschien auf Vermouths Gesicht. "Entschuldige die späte Störung, Pitú, aber ich wusste keinen besseren Platz, um meinen kleinen "Fund" hier unterzubringen." Erst jetzt bemerkte die angesprochene, dass ihr Gegenüber nicht allein gekommen war. Sie reckte etwas den Hals um zu sehen, was sie meinte. *** Makoto schlug die Augen nieder. "Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?", fragte sie, hoffend ihre "Kollegin" würde gleich aufspringen und ihr ein riesen Schild, auf dem stand; ,Natürlich nicht!!!' vor die Nase halten. Doch dem war nicht so. "Doch, das ist es. Voll und ganz. Du hast dich schließlich immer beschwert, du müsstest alles alleine machen." "Ja, aber das war doch nicht SO gemeint!" "Keine Widerrede! Er zieht hier ein und von jetzt an hast du einen Partner! Das ist mein letztes Wort!" Makoto war es nicht gewöhnt, von Vermouth angeschrieen zu werden und so gab sie lieber klein bei. "Und wo soll er schlafen?", fragte sie und bemühte sich, ihre Stimme im Zaum zu halten. Bei Gin oder Wodka wäre es ihr egal gewesen. Die beiden hätte sie ohne mit der Wimper zu zucken angebrüllt. Vor Vermouth jedoch hatte sie Respekt. Sie hätte es nie im Leben zugegeben, aber insgeheim war diese Frau ihr großes Vorbild. "Na bei dir, wo denn sonst?", kam es mit einer Selbstverständlichkeit von der Blonden, dass Makoto überrascht war, dass sie nicht gleich über sich selbst zu lachen begann. Es brauchte einen Moment, bis die Nachwuchszauberin verstanden hatte, was ihr so genanntes Vorbild soeben von sich gegeben hatte. "Wie bitte?! Bei mir?! In meinem Bett?!" Ein deutlicher Rotschimmer legte sich über ihre Wangen. "Meinetwegen auch auf der Couch oder dem Boden", meinte Vermouth. Dann fügte sie noch grinsend hinzu: "kein Grund gleich rot zu werden, Koto-chan!" Die Angesprochene sah zu Boden. "Bin ich ja gar nicht", murmelte sie kaum hörbar. "Wie dem auch sei." Vermouth erhob sich und rief nach dem Jungen, den sie während der kleinen "Mitarbeiterbesprechung" ins Nebenzimmer geschickt hatte. Koichi kam angetappst, sichtlich gekennzeichnet von den Strapazen der langen Reise. "Koichi, du wohnst ab heute hier. Den Rest klären wir morgen. Vertragt euch gut, ihr beiden!" Sie lächelte. Ein Anzeichen dafür, dass sie zufrieden war. "Na wenigstens eine...", dachte Makoto. Sie verabschiedeten sich und die Zauberin schloss die Tür hinter Vermouth. Dann drehte sie sich um und ging zurück ins Wohnzimmer. Sie hatte die ganze Zeit vollkommen vergessen gehabt, dass sie ja nur noch ihren Bademantel trug. Allerdings störte sie das auch nicht sonderlich. Der Dunkelhaarige saß auf der Couch. "Passend", dachte sie sich, "da kann er gleich schlafen." "Hey!", sagte sie und war bemüht, ihren Tonfall so gleichgültig wie möglich klingen zu lassen. Der Junge sah auf. "Wasn?" "Versuch ja keine krummen Dinger, während du hier bist, verstanden?" Koichi lachte. "Keine Sorge! Aber du scheinst mir ja nen langen Tag gehabt zu haben, was?" Sie sah ihn fragend an. "Ja, aber woher" "Man sieht es dir an", warf er ein, ohne sie überhaupt zu Wort kommen zu lassen, "deine Augenringe sprechen Bände!" Die Röte stieg Makoto ins Gesicht. Nicht vor Scham, nein. Sondern vor Wut. Und ehe Koichi sich versah, hatte er auch schon eine Blumenvase an den Kopf geworfen bekommen und ging zu Boden. "Auaaaaa!!!", quengelte er. "Geschieht dir ganz recht! Du schläfst hier auf der Couch!", brüllte sie ihm noch entgegen, als sie sich wieder auf den Weg ins Badezimmer machte, um das Badewasser aus der Wanne zu lassen und sich noch die Zähne zu putzen. Sie seufzte und stellte ihre Zahnbürste in den für sie vorgesehenen Becher. "Was für ein Tag...", dachte sie. Sie verließ das Bad auf leisen Sohlen. Es könnte ja sein, dass dieser Blödmann schon schlief. Das Geräusch einer sich leise öffnen und schließenden Tür verhieß, dass sie das Schlafzimmer betreten hatte. Die Blondine ging zu ihrem Bett. Wie sie sich doch jetzt auf ihren wohlverdienten Schlaf freute. Doch kaum hatte sie sich niedergelegt, spürte sie etwas Merkwürdiges und erschrak. Sie fuhr herum und Entsetzen machte sich auf ihrem Gesicht breit. Da lag er! Dieser bescheuerte Idiot lag in IHREM Bett! Ohne Einladung, ohne Vorwarnung. Er schien zu schlafen. Makoto wollte ihn gerade anschreien und aus dem Bett schubsen, als sie bemerkte, dass sie es nicht konnte. Warum? Das wusste das Mädchen selbst einmal nicht. "Wenn er schläft, sieht er richtig süß aus...Unglaublich, was das für ein Schwachmat sein soll...", dachte sie leise vor sich hin. Nur eines störte sie an der ganzen Sache: Koichi hatte so gut wie die ganze Decke für sich beansprucht. Genau das war es auch, was ihr einen erneuten leisen Seufzer entlockte. Sie rüttelte leicht an seiner Schulter. "Aufwachen! Du blockierst mein Bett und quetschst meine Decke!" Der Junge schien aber nicht im Entferntesten daran zu denken. "Lass mich...", murrte er, ohne die Augen zu öffnen. "Ich hatte nen langen Tag... Und wenn dich das mit der Decke stört, dass kuschle dich an mich und halt den Mund!" Ihr Gesicht hatte den Farbton einer überreifen Tomate angenommen. Wusste der Kerl eigentlich noch, was er da sagte? "Was ist denn jetzt?", fragte er, seine Stimme hatte einen verschlafenen Ton inne, "ich fall schon nicht gleich über dich her, Dummkopf." "Ganz sicher?" Makoto hatte ein flaues Gefühl im Magen. "Ganz sicher", bestätigte er, seine Stimme klang merkwürdig ruhig, was sie sich ebenfalls etwas beruhigen ließ. Langsam, ganz langsam, rutschte die 16-Jährige näher zu ihrem Bettgenossen. Koichi öffnete nun doch die Augen und drehte sich auf die Seite. Er legte einen Arm um sie und zog sie zu sich, drückte sie, eine Spur beschützerisch, wie es schien, an sich. "Ist das jetzt so schlimm?", nuschelte er in ihre Haare. "Nein...", erwiderte sie leise. Er musste lächeln. Seine Hand wanderte sanft über ihre Seite, sodass sie meinte, eine leichte Gänsehaut bekommen zu haben. Makoto tat etwas, was sie geglaubt hatte nie wieder zu tun: Sie kuschelte sich wirklich leicht an den eigentlich Fremden. Zwar sehr schüchtern, aber sie tat es. In der Zeit, in der sie unter Gins "Obhut" gestanden hatte, hatte sie gelernt, jede noch so kleine Emotion von sich abbröckeln zu lassen, wie eine dünne Tonschicht. Sie schloss die Augen und ließ seine angenehme Wärme auf ihren Körper übergehen. Der Junge griff nach der Decke und zog diese behutsam über Makoto. "Frierst du noch?", fragte er lieb. Sie schüttelte nur leicht den Kopf. Er drückte sie etwas dichter, um auch wirklich sicherzugehen, dass sie sich nicht weiter beklagen konnte. "Was ich noch sagen wollte, bevor du gleich wegpennst und schläfst wie ein Stein", er lachte leise, seine Hand hatte nicht aufgehört, über ihre Seite zu streichen, "danke, dass ich hier bleiben darf." Es war schon etwas ungewohnt, so etwas zu sagen, fand er. Schließlich war er nicht der Typ Mensch, der jemandem ein Leben lang etwas schuldig sein wollte. "Kein Problem. Aber bedank dich lieber bei Vermouth, anstatt bei mir" "Warum sollte ich? Schließlich wollte sie mich umlegen." Ein schmollender Ton hatte seine Stimme eingenommen. "Süß", dachte Makoto. "Weil sie dir das Leben gerettet hat, vielleicht? Mh?" "Jetzt bin ich aber beeindruckt! Glaubst du im Ernst, sie hätte das getan?" Das Mädchen sah auf. Ihre blauen Augen fixierten die seinen. "Du hast ja keine Ahnung!" Er hob eine Augenbraue. Die Ironie seiner Worte war nicht zu überhören, als er sagte: "Natürlich! Ich weiß von nichts, mein Name ist Hase." "Du hast es erfasst", sagte Makoto und meinte ihre Aussage vollkommen ernst. "Du denkst, du weißt viel über die Organisation und ihre Mittel und Wege? Willkommen in der Realität, spätestens morgen wirst du sehen, wie ahnungslos du eigentlich bist!" "Ich soll ahnungslos sein?! Das fasse ich jetzt nicht!" Er zog seine Hände wieder zu sich. "Was weißt du denn groß? Sag doch mal!" Ein längeres Schweigen trat ein, bevor Koichi letzten Endes das Wort ergriff. "Die Organisation ist mysteriös und weit verzweigt. Wer einmal in ihren Bann gerät, den lässt sie nicht wieder los." "Bravo, schön auswendig gelernt, was Vermouth dir vorgekaut hat." Ihm stieg Röte ins Gesicht. Jedoch, ähnlich wie bei seinem Gegenüber wenige Zeit zuvor, war es die bloße Zornesröte. "Weißt du was, Schätzchen?! Ich denke, ich ziehe die Couch doch vor!!" Er erhob sich und warf ihr die Decke über, sodass sie sie mit den Händen zurückschlagen musste, um ihm nachsehen zu können, wie er aus der Tür verschwand. "Mach doch was du willst, Kindskopf! Aber merk dir eins: Ich bin NICHT dein Schätzchen!!" Kapitel 2: aufdringlich ----------------------- Die ersten Sonnenstrahlen kitzelten Koichis Nasenspitze. Der junge Detektiv schlug langsam die Augen auf, nur um ein paar Mal zu blinzeln, da ihn das helle Licht, welches durch das Fenster fiel, blendete. Als er sich halbwegs an die Helligkeit gewöhnt hatte, bemerkte er, dass jemand ihn zugedeckt haben musste. Er musste unwillkürlich lächeln. Dieses Mädchen konnte sich auch nicht entscheiden. Aus der Küche drang das unharmonische Klappern von Besteck und Porzellan an sein Ohr. Er stand auf, um nachzusehen, was sie wohl anstellte. Makoto stand mit dem Rücken zum Kücheneingang und schien voll und ganz mit der Tätigkeit beschäftigt, die ihre Hände in Beschlag nahm. Der Dunkelhaarige stellte sich hinter das Mädchen und legte die Hände auf ihrer Hüfte ab, um ihr über die Schulter zu sehen. "Was wird das, wenns fertig ist?", fragte er frech. "Ich koche, sieht man doch." Oh je, sie war ihm also noch immer böse. "Könntest du bitte aufhören, mich von hinten zu begrabschen?" Er errötete und zog sofort seine Hände zurück, bevor er sich räusperte. "Entschuldige." Sie drehte sich zu ihm um und stützte sich rückwärts an die Arbeitsplatte. Ein fragender Ausdruck spiegelte sich in ihrem Gesicht wieder. "Ich meine wegen heute Nacht...", er senkte den Kopf, ihm war so was unendlich peinlich, "ich habe mich benommen, wie der letzte Idiot...Tut mir leid." Die Nachwuchszauberin lächelte. "Schon okay", beschwichtigte sie ihn mit sanfter Stimme, "glaub mir einfach, wenn ich dir das nächste Mal etwas sage, ja?" Er nickte nur, was sie als Zeichen der Anerkennung auffasste. Jedoch verschwand ihr Lächeln wieder, sobald sie den merkwürdigen Ausdruck in seinem Gesicht bemerkte. "Stimmt irgendetwas nicht?" "Ich glaube, das Frühstücksei geht dir gerade mindestens in Flammen auf", meinte er frech und fächelte sich mit der Hand demonstrativ frische Luft zu. Geschockt fuhr Makoto herum. "VERDAMMT!!!" Das Spiegelei war kohlrabenschwarz geworden und der Rand wölbte sich schon merkwürdig nach oben. Man stellte den Herd ab und nahm die Pfanne von der Platte. "Na toll!" Koichi lachte. Er lachte und hörte einfach nicht mehr auf. Makoto hatte schon beinah Angst, dass er am nächsten, herzhaften Lacher erstickte. Moment mal, war das wirklich Angst? Er machte sich doch gerade über sie lustig! Als er es immer noch nicht schaffte, seinen Lachanfall unter Kontrolle zu bringen, entschied sie sich zu schmollen. "Püh!" Er sah sie verständnislos an, bevor er breit grinste. "Du bist süß, wenn du schmollst, hat dir das schon mal jemand gesagt?" Ihre Halbmondaugen schienen ihn beinah zu durchbohren, nachdem er das gesagt hatte. "Wenn Blicke töten könnten!", dachte sie. "Ich bin nicht süß!" "Doch, das bist du!" "Nein!" "Doch!" "Nein!" "Doch!" "Nein!" "Doch!" Beide seufzten sie gleichzeitig. "Gut, machen wir einen Deal! Ich bin süß und du bist ein dummer Idiot, ja?" Dieses fiese Grinsen, das ihre Lippen umspielte, ließ ihn ebenfalls grinsen. "Nein, vergiss es!" "Ach, und wieso nicht?" "Ganz einfach! Weil du süß bist und süße Mädchen brauchen einen Beschützer! Einen Ritter für die Prinzessin quasi!" Der Rotschleier auf ihren Wangen brachte ihn zum Schweigen und er fragte sich augenblicklich, ob er etwas Falsches gesagt hatte. Man wusste ja nie. "Ich brauche keinen Beschützer..." Ihre Stimme klang, als wäre sie in Gedanken auf eine weite Reise gegangen. "Ich hab mich immer selbst beschützt und so wird es auch bleiben." "Hey... Wenn ich dir zu nahe getreten bin, tuts mir leid..." Er bemühte sich, so einfühlsam wie möglich zu klingen, obwohl ihm das nicht ganz gelingen wollte. Schließlich wusste er ja noch nicht einmal, was sie eigentlich hatte. "Schon gut." Sie sah ihn an und lächelte. Doch dieses Lächeln, war das wohl unechteste Lächeln, das ihm jemals untergekommen war. Sie wirkte beinahe, wie eine Barbiepuppe. Nach außen hin perfekt und glücklich, aber innen hohl und leer. Sie musste eine schreckliche Zeit durchlebt haben. "Warum lügst du mich an?", wollte er wissen, seine Stimme ruhig und beherrscht. Die Blonde sah auf. "Was?" Er packte ihr Handgelenk und zog sie in seine Arme. "Ich fragte, warum du mich anlügst. Du musst nicht die Starke spielen und ich hinter einer Maske verstecken. Wenn du weinen willst, wein!" Sie konnte sich nicht einmal wehren. Makoto war wie gelähmt und seine Worte durchfuhren ihren Körper und kamen schließlich in ihrem Kopf an. Sie begriff, was er gesagt hatte und wollte ihn von sich schieben. "Lass mich los..." Sie war zu schwach. Je mehr sie versuchte, sich zu befreien, umso fester schloss er sie in die Arme. "Nein, ich lasse dich jetzt nicht los!" Tränen bahnten sich unaufhaltsam ihren Weg in die blauen Augen der 16-Jährigen. War das jetzt die Wirklichkeit? Sie klammerte an ihm. Unfassbar. Als ein kleines, aber deutliches Schluchzen ihre Kehle verließ, wusste Koichi, er handelte richtig. Sie konnte ihren Gefühlen bei ihm freien Lauf lassen, dass wurde ihr klar, als er begann, ihr einfühlsam über den Rücken zu streichen. "Verstehst du jetzt, wieso ich dich nicht loslassen kann?", flüsterte er kaum hörbar, doch sie hatte ihn verstanden. Makoto nickte. Etwas anderes bekam sie momentan nicht zustande. Als er sie jedoch plötzlich leicht von sich weg schob, überkam sie die Angst, sie wärem ihm lästig geworden oder Sonstiges. Aber nein, keinesfalls. Sein einer Arm ruhte noch immer um ihre Taille während der andere langsam ihre Rücken bis zu ihrem Nacken und nach vorne wanderte. Während er ihr Gesicht berührte und ihr sanft eine Haarsträhne beiseite strich, hörte sie auf zu weinen und sah ihn ein wenig verständnislos an. Sie wollte den Mund öffnen, um ihn zu fragen, was das werden solle, doch er bedeutete ihr still zu sein. "Keine Angst..." Die Zauberin bemerkte, wie ihr Gegenüber sich langsam Schritt für Schritt seinem Gesicht näherte. "Was...?" Sie hatte nicht einmal die Kraft, ihn von sich zu drücken. Er antwortete jedoch nicht, sondern war voll und ganz damit beschäftigt, über seinen Schatten zu springen und den letzten Abstand zwischen ihren Lippen zu überwinden. Sie schloss die Augen, kniff sie richtig zusammen. Er wollte sie küssen? Was dachte sich dieser Typ denn?! Doch merkwürdiger Weise konnte sie sich nicht bewegen, nicht einen Millimeter. Und gerade, als es nur noch den Bruchteil einer Sekunde dauern würde, läutete es an der Tür. Gott, wie war Makoto erleichtert, als Koichi, offensichtlich durch das laute Geräusch zur Vernunft gekommen, sie los ließ und etwas auf Distanz ging. Beide waren röter als ein sich im Meer spiegelnder Sonnenuntergang. Er schluckte, seine Kehle war merkwürdig trocken geworden. "E-Entschuldige...", war das Einzige, was er über sich brachte. "Kein P-Problem..." Das Mädchen ging an ihrem Mitbewohner vorbei und öffnete die Tür. Ein spitzer Schrei, welchen Koichi wenig später wahrnehmen konnte, ließ ihn ebenfalls zur Tür eilen. Dort standen sie. Makoto, bleich wie ein Mortadellakäse und noch jemand anderes. Die andere Person war recht groß und trug einen schwarzen Mantel und einen dazu passenden schwarzen Hut. Außerdem hatte der Mann, als welchen der 17-jährige ihn zweifelsfrei erkannte, lange dunkelblonde Haare und Makoto schien aus einem unerklärlichen Grund nicht sehr erfreut über seinen Besuch zu sein, was sich darin äußerte, dass sie im nächsten Moment begann zu schreien. "Verschwinde, Gin!!!" Doch Angesprochener schien nicht diese Absicht zu verfolgen, sondern trat frecher Weise näher an die Blondine heran. "Ich habe dich vermisst, Pitú-chan..." "Lügner! Du bist gar nicht fähig, überhaupt eine Emotion zu verspüren!!" Koichi musste geschockt mit ansehen, wie der Kerl Makoto noch mehr auf die Pelle rückte und offensichtlich nichts Gutes im Schilde führte. Als der Typ versuchte, sie zu berühren, ging es mit Koichi durch. "Hey! Ich glaub, es reicht langsam, Freundchen!" Keiner schien ihn zu beachten. Irgendwie kam er sich gerade fehl am Platz vor. Nein, die Nachwuchszauberin hatte sich die letzen 7 Jahre erfolgreich gegen Gin gewehrt und würde es jetzt wieder tun. "Komm noch einen Schritt näher und ich trete dir wohin, wo's nicht sehr angenehm ist!", drohte sie, sodass Gins fieses Grinsen sich noch weiter auszubreiten schien. "Ich steh drauf, wenn du dich wehrst..." Wie widerlich war dieser Kerl denn? Koichi kam es fast hoch. Gin drängte Makoto etwas weiter zurück, ohne dass seine Augen aufhörten, sie mit seinem Blick schon auszuziehen. "Lass das!", brüllte sie, die Stimme gemixt zwischen Angst und Verachtung. Sie war bei einer Kommode angekommen und Gott sei dank war diese ihre Rettung. In der mittleren Schublade dieser Kommode bewahrte das Mädchen eine kleine Pistole zur Selbstverteidigung gegen Einbrecher oder gegebenenfalls gegen Gin, auf. Sie öffnete die Schublade und zog die Waffe hervor, richtete sie direkt auf den Mann in schwarz. Die Gesichtszüge der Blondine schienen sich von einer Sekunde zur anderen vollkommen umgekehrt zu haben. Sie sah jetzt nicht mehr verstört und ängstlich aus, ganz im Gegenteil, ihre Lippen umspielten ein selbstsicheres Lächeln und ihre Augen spiegelten eisige Kälte wieder. Momentan erinnerte Makoto stark an Vermouth, was Koichi sofort ins Auge fiel. "Wenn du nicht sofort verschwindest, kastrier ich dich, mein lieber Gin!" Sie ließ ihre Hand mitsamt der Waffe weiter nach unten wandern, bis ihr Augenmark auf Gins Schritt fiel. "Interessant...Du lässt Pitú also raus, ja? Na los...Schieß doch, Kleine! Ich weiß, das hast du nicht drauf. Ich bin unbewaffnet." Die Stimme Gins jagte dem jungen Mädchen einen kalten Schauer über den Rücken. War aber auch zu abartig, der Kerl. "Du kennst Pitú doch gar nicht! Du hast bis jetzt nur Makoto kennen gelernt! Aber Pitú hat keine Hemmungen, nein, sie wird gerade übermannt von Rachegefühlen! Und genau deswegen drückt sie jetzt auch ab!" Gesagt, getan. Sie umklammerte die Pistole etwas fester und zielte. Sicher würde sie treffen, sie war geübt im Schießen. Gerade, als sie abdrückte, spürte sie einen Ruck und der Boden, der sich eben noch unter ihren Füßen befunden hatte, sagte Ade und kurze Zeit später grüßte sie gleichen auch schon wieder, wenn auch auf andere Weise, als zuvor. Sie reckte den Hals, um zu sehen, wer sie da gepackt und zu Boden gezogen hatte, als sie Koichi erblickte. "Spinnst du denn vollkommen?!" "Nein, aber du anscheinend!", gab er zurück. Ein leises Stöhnen, welches Gins Mundwinkeln entwich, ließ die beiden Streithähne ihre Diskussion unterbrechen und zu dem Mann hinüber sehen. In dem Moment, in dem der Dunkelhaarige die Zauberin zu Boden gestürzt hatte, hatte sich zwar die Flugbahn der Kugel geändert, allerdings hatte sie dennoch getroffen. Der Schwarzgekleidete hielt sich die schmerzende Stelle, weile sich an seinem linken Bein befand. "Das büßt du mir, Mistgöre!" Mit diesen Worten richtete er sich, so gut es ging, auf und verließ hastig die Wohnung. "Wer war das?", fragte Koichi nachdem er sich wieder aufgerichtet und Makoto eine helfende Hand zum Aufstehen reichte, welche sie dankend annahm. Sie schien seine Frage nicht mitbekommen zu haben, schien in Gedanken versunken zu sein, also stellte er sie von neuem. "Makoto? Wer war das?" Nun wandte die Blondine ihm ihr Gesicht zu. Als er es sah, erschrak er erstmal, denn ihr standen Tränen in den Augen und sie wirkte vollkommen apathisch. "D-Das war... G-Gin...", brachten ihre Lippen unter beträchtlichen Zittern zum Vorschein. *** "Was die Kinder wohl gerade machen?" Diese Frage schwirrte Vermouth durch den Kopf, welche gerade in ihrem Auto saß und von der Hauptstraße abbog. Sie war unterwegs zu den beiden, um ihnen zu berichten, was der Boss zu ,Akira Ruremoto', dem Decknamen, welchen sie für Koichi ausgewählt hatte, gesagt hatte. Während sie die Straße, in welcher ihre Kleine wohnte, entlangfuhr, kam ihr ein Auto entgegen, wessen Insasse sie nur allzu gut kannte: Gin. Sie verzog das Gesicht zu einem belustigen Grinsen, als sie seinen schmerzverzerrten Ausdruck wahrnahm. Makoto hatte ihm wohl mal wieder kräftig zugesetzt. "Richtig so!", lobte sie sie in Gedanken. Sie parkte den Wagen, stieg aus und verriegelte die Türen. Danach steuerte sie auf die Haustür zu. Sie drückte den Klingelknopf mit einem Finger tief hinein, denn sie wollte sichergehen, dass es auch wirklich klingelte, was bei dieser Klingel nicht immer der Fall war. Niemand öffnete, also legte sie eine Hand an die Türklinke und stellte erstaunt fest, dass die Tür nur angelehnt war. Da die Frau hier ja öfter ein und ausging würde es sicher niemanden stören, wenn sie es erneut tat, auch wenn unangemeldet. Sie tat also einen Schritt und war auch schon im Haus, sodass sie sich die Schuhe auszog und sie fein säuberlich zu den anderen stellte. Daran, dass Makotos und Koichis Schuhe dort standen, erkannte sie, dass die beiden da sein mussten. "Warum macht dann keiner auf?" Das war außerordentlich komisch, wie sie fand. Die Killerin zuckte mit den Schultern und machte sich auf den Weg über den Flur, als sie plötzlich zwei Stimmen wahrnehmen konnte. "Schon gut..", sprach ein Junge, den Vermouth zweifelsfrei als Koichi erkannte. Ein Schluchzen. Makoto weinte? Was war denn geschehen, dass sie weinte? Die Blondine blieb stehen und lauschte erst einmal, wollte momentan nicht stören. "Hey..." Von neuem erklang die sanfte Stimme Koichis. Sie saßen auf der Couch. Die 16-jährige auf seinem Schoß und er hatte behutsam sie Arme um sie gelegt und drückte sie an sich, streichelte ihr durch das lange blonde Haar. "Er ist wieder weg, Süße..." "Ich", schluchzte sie, "Ich bin nicht süß..!" Oh, doch, das war sie, fand er. Sie war unwahrscheinlich süß, wie sie sich hier so hilflos an ihn klammerte. "Und außerdem... Ich wein doch nicht wegen....dem!" Die Verachtung war selbst aus ihren gelegentlichen Schluchzern zu erkennen. "Sondern weil.. Weil.." "Weil was?" Sie drückte sich dichter an ihn, denn sie fürchtete aus irgendeinem unerklärlichen Grund, er könne sie gleich von sich stoßen. "Weil ich's echt getan hab...Ich.. Ich hab auf ihn geschossen, verstehst du?" Sie hatte was?! Vermouth konnte es nicht fassen. Ihr Schützling hatte auf Gin geschossen? "Hui, da wird mir so einiges klar!", dachte sie und konnte nicht verhindern, dass ein erneutes, fieses Grinsen sich auf dem Gesicht der Schauspielerin breitmachte. Der junge Detektiv schwieg. Dann ergriff er wieder das Wort: "Du wolltest dich nur verteidigen" "So ein Quatsch!" Sie drückte ihn von sich und sah ihm ins Gesicht. "Rede es doch nicht schön! Ich hätte ihn töten können!" "Aber das hast du nicht!" Der strenge Blick, welcher sich in seinen Augen niedergelassen hatte, verhinderte, dass sie weiter sprechen konnte. Er zog sie wieder näher und legte seine Stirn an ihre, sah ihr dabei in die Augen. Ihre Tränen waren mittlerweile getrocknet. "Hack nicht immer so auf dir herum... Tränen stehen dir nicht! Du bist viel süßer, wenn du lachst!" Er schmunzelte, denn nachdem er das gesagt hatte, nahmen Makotos Wangen wieder eine leicht rötliche Färbung an. Sie wollte gerade den Mund öffnen und etwas erwidern, als sich Vermouth entschloss, endlich aus ihrem Versteck zu kommen. Sie hatte sich entschieden, über das eben Gehörte, kein Wort zu verlieren, wollte schließlich nicht, dass die beiden dachten, sie würde sie bespitzeln. Sie setzte also einen fröhlichen Gesichtsausdruck auf, was für sie kein Problem war, immerhin war sie Schauspielerin. "Na hallo!", grinste sie, als sie die letzte Ecke passierte und auf die beiden zusteuerte. "Mako-chan auf Koi-kuns Schoß? Hab ich was verpasst?" Das Gesicht der Jüngeren wurde schlagartig röter als die Nase eines Clowns, doch Koichi blieb ruhig, hielt sie sogar noch etwas fester. "Guten Tag...", murmelte er. Vermouth grinste und setzte sich gegenüber in einen roten Sessel. Sie stützte das Kinn mit ihrer Hand bevor sie fortfuhr: "Ich komme gerade vom Boss, Mako-chan." Angesprochene horchte auf. "Ja?" Die Ältere nickte. "Er hat sich, wie immer, gefreut mich zu sehen. Aber wer würde das nicht, nicht wahr?", sie lachte einmal arrogant auf. "Kannst du mal auf den Punkt kommen?", fragte ein etwas genervter Koichi, der anscheinend noch immer nicht daran dachte, das Mädchen loszulassen. "Ich mach ja schon! Also, ich habe ihm berichtet, dass ich jemanden gefunden habe, der perfekt in unser Schema passen würde. Akira Ruremoto!" "Akira Rure- WAS?! Ich heiße doch nicht Akira Ruremoto! Ich bin Koichi Matsumoto und keiner drückt mir so einen lächerlichen Namen auf!" Makoto wandte ihm wieder ihr Gesicht zu. "Du bist dumm! Du weißt genau, du müsstest eigentlich laut dem Auftrag, welchen Vermouth ausgeführt hat, mausetot sein!" Er hatte den Mund schon geöffnet um etwas Widerlegendes zu sagen, da schloss er ihn wieder und sah sie nur etwas säuerlich an. Als die Killerin wieder das Wort ergriff, wandten die beiden ihre Blicke von einander ab und ließen sie erneut auf ihr ruhen. "Du hast sogar einen Decknamen bekommen, hab mich eingesetzt! Malbec und Pitú... ihr beide gebt ein echt hübsches Paar ab!" "Wir sind doch kein Paar!!", kam es von den beiden Tomatenköpfen, wie aus einem Munde. Vermouth erwiderte nichts, nur das Grinsen, welches ihre Lippen umspielte wurde breiter. "Nicht vergessen, Makoto, ihr habt morgen wieder Schule! Mit diesen Worten wandte sie sich ab und verließ die Wohnung, bevor die 16-jährige antworten konnte. Stattdessen seufzte sie. "Sie macht mich eines schönen Tages noch mal wahnsinnig..." Der Lacher, der Koichis Mund entwich, veranlasste sie dazu, ihm einen bösen Blick zu schenken. "Was gibt's da so blöd zu lachen?" "Nichts nichts! Ich fand es nur gerade ziemlich lustig, das ist alles." "Haha!", lachte sie ironisch monoton, "das hätte ich jetzt nicht bemerkt! Aber sag mal? Tust du mir den Gefallen und lässt mich jetzt los?" Er besah sie sich genauer. Sie saß noch immer auf seinem Schoß und er hatte die Hände locker um ihre Hüfte geschlungen. "Nö!" Makoto wollte gerade zu einem "Na geht doch" ansetzen, als sie realisierte, was er gesagt hatte. "Wie jetzt nö?" "Nö eben! Ich lasse dich nicht los!" Er drückte sie wieder an sich, was sie noch etwas mehr erröten ließ. Sie konnte es sich nicht erklären, aber sie fühlte sich wohl. Woran lag das bloß? Sie müsste sich doch jetzt eigentlich befreien und ihm kräftig eine schmieren, weil er sie so bedrängte. Doch sie konnte es nicht. Ihre Glieder waren wie gelähmt und sie blieb einfach sitzen, schloss die Augen und genoss seine Nähe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)