Nach Norden von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Nach Norden... Immer weiter schwimmen. Immer weiter... Schäumend schwappte das Wasser in seine Augen und der große Hund stieß stoßweise Atem aus. Kaum zwei Stunden war es her, seit er geflohen war. Nun führte ihn sein Weg weit weg von hier, richtig Norden. Dort würde er ihn finden, sich rächen können, für das was man ihm und seinem besten Freund angetan hat. Denn dieser Hund, der sich dort seinen Weg in die Freiheit bahnte, war kein gewöhnlicher Hund. Was er stattdessen war? Der jetzt wohl meist gesuchteste Mann in ganz England. Sirius Black. Weiter arbeitete er sich, immer weiter schwimmen. Früher war er ein guter Schwimmer gewesen. Benommen öffnete der Hund seine Augen, die er durch das Wasser schließen musste. Am Horizont konnte er schon einen dünnen Streifen Land erkennen. Nicht mehr weit, gleich habe ich es geschafft. Keuchend schwamm der Hund weiter, bis nach einer Ewigkeit wie es schien, seine Pfoten auf festen Grund stießen. Erschöpft schleppte er sich an weiter und viel nach wenigen Metern um. Er konnte nicht mehr, seine Augen waren trüb, er fror, fühlte sich einsam. Leise fiepend legte er sich auf die Seite, holte für einen Moment Luft und es stiegen Erinnerungen in ihm auf, die er längst verloren geglaubt hatte: "Askaban? Das Zauberergefängnis? Cool, ich wollte schon immer mal einen Dementoren sehen!", grinsend schaute er seine Freunde an. James lachte. "N-noch nie ist einer von dort ausgebrochen!", stammelte Peter ängstlich. James lachte. "Das heißt nicht, dass es nicht geht!", meinte Sirius und strich seine Haare nach hinten. "Ja klar, aber mal ehrlich. Wenn jemand dort ausbricht, dann du!", grinste James. Benommen schüttelte der Hund den Kopf, stand schwankend auf. Vor ihm türmten sich Dünen auf, der Wind wehte ihm durchs Fell, trug Gerüche mit sich, die er so lange vermisst hatte. Niemand war hier, nur irgendwo rief ein Vogel. Freiheit! Er streckte noch einmal die Nase in den Wind, atmete tief durch und schüttelte Sand und Wasser aus seinem Fell. Es drängte ihn, er musste weiter. Mühsam lief er los. Seine Schritten waren noch unsicher, hatte er doch seit zwölf Jahren keinen Sandboden mehr gespürt. Doch nach und nach wurden seine Schritte sicherer und er lief zu den Dünen. Der weiche Sand gab nach und es war die reinste Tortur für seine vom Schwimmen noch sehr beanspruchten Muskeln. Doch der reine Wille, brachte ihn dazu nicht aufzugeben. Er musste hier weg, wer wusste schon, wann sie sein fehlen bemerken würden. Wenn sie nach ihm suchen würden? Endlich hatte er es geschafft, eine weite Graslandschaft breitete sich vor ihm aus und der Wind strich sacht darüber, ließ die Wiese wie ein grünes Meer aussehen. Er setzte sich in Bewegung, erst ein langsamer Trab, doch schon bald rannte er über das Feld. Endlich hatte er den Wald erreicht. Vögel flogen auf, als er bellend ein paar Sprünge riskierte. Im ersten Moment hatte er es noch nicht erfassen können, doch nun, wo seine Sinne wieder arbeiteten, sein Geist begriff, was passiert war, da überwältigten ihn Glücksgefühle. Jeder, der den bärenhaften, schwarzen Hund rumtollen sehen würde, würde nur den Kopf schütteln können. Ja, so eine ähnliche Szene hatte sich schon einmal abgespielt, dachte er bei sich: "Sirius! Also echt, manchmal benimmst du dich wie ein Kleinkind! Komm her!", rief Remus aufgebracht und rannte auf den Hund zu. Dieser lief bellend davon, wartete ein paar Schritte. "Du Kindskopf. Bleib stehen, wir kommen zu spät, wenn du dich nicht zurück verwandelst!" Der Hund wedelte wie verrückt mit dem Schwanz, blieb dann aber endlich stehen und schaute einen keuchenden Remus unschuldig an. "Du solltest mehr Sport treiben!", grinste Sirius, nachdem er sich zurückverwandelt hatte. Unruhig schnüffelte er an einigen Wildblumen und wälzte sich im Grün der Wiese. Er wusste, dass er schrecklich aussehen musste. Dünn, ausgemergelt, schmutzig, stumpf. Dennoch fühlte er sich zurückversetzt in der Zeit, als er noch sechzehn war. Ich war damals glücklich... Er lief wieder ein Stück, tollte herum, vergas für einige Minuten, was er vor hatte und warum etwas ihn ihm ihn voran drängte. Etwas raschelte in den Büschen und er hielt sofort inne und richtete seine Ohren auf. Ein Hirsch sprang aus dem Geäst des nahen Waldes und lief mit schnellen Sprüngen über die Wiese. Erinnerungen stiegen in ihm auf und er konnte das Verlangen, mit dem Hirsch zu laufen nur schwer zurück halten. Der Mond schimmerte hell am Himmel und vor ihm stieß Moony ein Heulen aus. Prongs lief vor ihm und Wormtail krallte sich in das Fell des Hirsches. Ohne sich groß anzustrengen erweiterte Sirius, der nun mehr als Padfoot, einem großen, schwarzem Hund, seiner Animagusgestallt, seine Sprünge und holte auf. Bellend rannte er neben dem großen Wolf her und überholte ihn spielend. Der Auftakt eines Wettrennens und eines weiteren fantastischen Abenteuers war gegeben. Leise fiepend schaute er ihm hinterher, bis er irgendwo verschwunden war. Sirius schrie innerlich auf, seine gute Laune, die ihm ob der Euphorie seines Unterfangens ergriffen hatte, ebbte genauso schnell ab, wie sie gekommen war. Tiefe Trauer erfüllte ihn und er stieß ein langes, klagendes Heulen aus, das über den dichten Wald schallte. In Askaban hatte er so viele Dinge vergessen. Alles, was auch nur einen Hauch an Freunde in ihm erweckt hatte, wurde von den Dementoren aufgesaut. Verwundert schüttelte Sirius den Kopf. Sicherlich, die ganze Zeit wusste er, wer er war, warum er dort war, doch erst jetzt kehrten viele seiner Erinnerungen, die er einfach vergessen zu haben schien, zurück. Noch einmal blickte er vom Waldrand über die Wiese und fast wäre es ihm, als würde er die Dunkle Festung noch sehen können. Abrupt wendetet er und verschwand im Unterholz. Es war eine weite Strecke, die er innerhalb weniger Tage zurücklegte. Er aß kaum, er schlief kaum, er trank kaum. Nur allmählich machte sich die Zivilisation bemerkbar. Sirius kam an mehreren kleineren Siedlungen vorbei, alle bewohnt von Muggeln. Umso weiter er sich von Askaban entfernte umso mehr Erinnerungen, glückliche Erinnerungen kamen zurück. Er wusste nun, dass er auch noch Pate war. Ja, er Sirius Black, war Pate des nun mehr berühmten Harry Potters. James würde lachen!, dachte der Hund grimmig und rief sich das Bild seines Freundes ins Gedächtnis. Könnte er in seiner Hundegestallt grinsen; er hätte es getan. Nachdem er das Dorf hinter sich gelassen hatte und wieder in einem tiefen Wald verschwunden war, suchte er sich einen See. Schon bald konnte er Wasser plätschern hören und zielstrebig lief Sirius auf die Quelle des Geräusches zu. Kurz vor dem kleinen Wasserlauf blieb er stehen. Sein Atem ging schnell, sein Brustkorb hob und senkte sich. Langsam trat der Hund auf die Quelle zu, betrachtete sein Spiegelbild und schloss die Augen. Seine Haut kribbelte, als er sich zurück verwandelte und erst als es aufhörte, öffnete er seine Augen. War das sein Gesicht? Fast wäre Sirius hinten übergefallen, vor Schreck. Dann brach er in bellendes Lachen aus. "Holy Shit. Ich seh vielleicht Scheiße aus." Er hielt sich die Hand vors Gesicht und ließ sich ins kühle Laub fallen. Egal wie er aussah. Er lebte und er war frei. Einen weiteren Tag blieb Sirius in dem kleinen Wald. Tagsüber ging er als Padfoot ins Dorf, stahl Lebensmittel und Zeitungen. Frühnachts gestattete er sich, eine kurze Rückverwandlung, um sich wieder an seinen Menschenkörper zu gewöhnen. Mitten in der Nacht, nachdem er sich wieder in einen Hund verwandelt und unter einen großen Holunderstrauch zur Ruhe gekommen war, schreckt er auf. Seine Ohren war aufgestellt und prüfend hielt er die Nase in den Wind. Auroren!, dachte er schreckerfüllt und sprang auf. Hier konnte er nicht mehr bleiben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)