Dunkle Dämmerung von Perro (Kampf um die Götterschwerter *abgeschlossen*) ================================================================================ Kapitel 3: Kampf um Thundenstar ------------------------------- Kapitel III - Kampf um Thundenstar Das Zimmer im Krankenflügel von Falcaniar war trostlos und grau, genau wie das Mädchen mit den weinroten Haaren, das auf dem langen Bett lag. Es schenkte Zeliarina beim Eintreten nicht die geringste Aufmerksamkeit, sondern starrte mit ihren verschiedenfarbigen Augen stur an die Decke. Ihre Haut war so grau wie Stein. "Hallo Melissa", grüßte Zeliarina nervös. Die Lancelorin sah noch immer nicht zu ihr. "Bist du gekommen, um mich wie all die anderen zu bemitleiden? Wenn ja, kannst du gleich wieder gehen", murmelte sie abweisend. Mit der linken Hand fuhr sie nachdenklich über den dick bandagierten Stumpf an ihrer rechten Schulter, dort wo einst ihr Arm angesetzt hatte. Nach dem tragischen Vorfall in Zeliarinas Heimatdorf wurde sie nach fünf Wochen, als sich ihr Zustand stabilisierte, nach Falcaniar verlegt. Eigentlich könnte sie schon wieder gesund sein, doch durch ihre angekratzte Seele blieb sie kränklich und schwächelnd und jedem gegenüber unfreundlich. "Bemitleiden? Ich bin deine Freundin, da kann ich mir doch Sorgen machen." "Sorgen...Mitleid...wo liegt da schon der Unterschied? Jedenfalls sieht mich jeder mit diesem unerträglichen Blick an. Ich weiß, dass ich ein Krüppel bin. Ich brauche keine Sorge oder Mitleid oder wie auch immer du es nennen willst..." "Melissa...", begann Zeliarina zart, bevor sie sofort wieder unterbrochen wurde. "Hör auf so mit mir zu reden! Hör auf mich so anzusehen! Ich weiß nicht warum der Marionetter uns angegriffen hat, doch es ist eben geschehen!" Melissas Stimme donnerte mit ungeahnter Kraft durch den Raum. Zum ersten Mal wandte sie sich ihrer Besucherin mit glänzenden Augen zu. "Wäre ich doch besser gestorben, als so ein Krüppel zu sein! Aber Dämonen lieben es ja die Menschen zu quälen, ohne Grund, nur zum Vergnügen!" Zeliarina fuhr zusammen. In ihrem Kopf erschien plötzlich wieder der Satz, den Dymeon ihr kurz vor dem Angriff entgegengeschleudert hatte: Wie alle Menschen sieht er Dämonen nur als das vollkommene Böse, das aus Vergnügen tötet und zerstört. Dabei haben auch wir Motive und Gefühle, auch wenn sie im Gegensatz zu denen der Menschen stehen wie Tag und Nacht... "Es muss einen Grund für diesen Angriff gegeben haben...", murmelte Zeliarina leise, "Ich glaube nicht, dass der Marionetter zufällig kam. Und was Dymeon angeht...er hat dich mit der Amputation nicht gequält, sondern dein Leben gerettet..." "Dymeon..." Melissa sprach den Namen aus, als wäre er ein giftiges Insekt. Ihre Hand, die die ganze Zeit über ihren Armstumpf gestreichelt hatte, verkrallte sich plötzlich fest in die Bandagen. "Dymeon ist nicht anders als andere Dämonen...Er hat mir den Arm abgerissen, verstehst du? Den Arm abgerissen!!! Wegen ihm bin ich ein Krüppel...ein verfluchter Krüppel..." Mit aller Kraft presste das Mädchen die Kiefer aufeinander. Auch wenn sie sich noch so dagegen wehrte, sie konnte die heißen Tränen des Zorns und der Trauer nicht unterdrücken. Unaufhaltsam kullerten sie über ihre grauen Wangen, bis sie hart schluchzen musste und das Gesicht in ihren Kissen vergrub. "Geh...", presste Melissa mühsam hervor. "Geh..." Zeliarina rührte sich nicht, doch Doktor Fossil, die Leiterin des Krankenflügels, kam kopfschüttelnd zur Tür herein und schob sie aus dem Zimmer. "Sie wird sich in den Schlaf weinen...Ich wünschte, ich könnte dich bei ihr lassen, doch sie würde nie wieder jemanden an sich ran lassen, wenn man ihre Zerbrechlichkeit und Hilflosigkeit sehen würde..." Niedergeschlagen schlurfte Zeliarina ziellos durch die Gänge Falcaniars. Sie wusste nicht wohin sie ging, sondern folgte einfach spontanen Entscheidungen, bog mal links, mal rechts ab, lief hier eine Treppe hoch oder durchschritt dort einen kunstvoll verzierten Torbogen. Am Ende stand sie plötzlich in einer Sackgasse. Zeliarina wollte schon wieder umkehren, als ihr der silberne Strich auffiel, der durch das Sonnenlicht, das durch mehrere Fenster schien, glitzerte. "Das Sternenschwert..." Kühn und funkelnd hing es mit der Spitze nach unten an der Frontwand, umrahmt von einem großen Kreis aus schwarzem Holz, der mit unzähligen weißen Verzierungen, so wie sie auf dem blauen Band der Lancelor vorkamen, bemalt war. Wie von unsichtbarer Hand geleitet schritt Zeliarina langsam näher. Etwas ging von dem Schwert aus, ähnlich wie die spürbare, dunkle Aura der Dämonen, doch gleichzeitig völlig anders und blendend hell. Die silberne Klinge schien von unsichtbaren Feuern umringt zu sein, obwohl sie gleichzeitig kalt wie gewöhnlicher Stahl war. Dann hatte Zeliarina plötzlich das Gefühl ein Summen von dem Schwert zu hören. Es erhob sich wie ein wunderschönes Lied in die Lüfte und sollte für immer einen Platz in dem Herz der Donnerhexe finden. Zeliarina konnte es nicht erklären, doch sie fühlte sich als sehe sie einen alten Freund nach langer Zeit endlich wieder. Liebevoll berührte sie die Waffe am Heft, strich mit der Hand über den Griff aus perfekt verarbeitetem Leder und ließ ihre Fingerspitzen über die unbeschreibliche, silberne Klinge wandern. Dann verharrte sie schlagartig. Direkt über dem goldenen Stichblatt, in dessen Mitte ein riesiger, ovaler Rubin leuchtete, befand sich eine Gravur. Jeder einzelne eingeritzte Buchstabe war mit dunkelblauem Saphir aufgefüllt worden. Sie bildeten einen Namen. "Excalibur", las eine Stimme hinter ihr ehrfürchtig. Zeliarina wirbelte herum und sah direkt in die dunklen Augen Dymeons, der etwas abseits hinter ihr stand. Er trug ungewöhnlich menschliche Kleidung, bestehend aus einer am Knie zerfetzten Jeans und einem nachtschwarzen T-Shirt, das einen merkwürdigen Einklang zu seinem ungepflegten Haar bildete. "Es ist das Schwert aus der bekanntesten Legende Britanniens, das Schwert des Königs Artus, dessen treuester Ritter Lancelot diesen Orden gründete...", wisperte der Dämon vorsichtig, als würde eine laute Stimme den Zauber des silbernen Schwertes zu Nichte machen. "Was machst du hier Dymeon, mitten im Lager der Leute, die es verstehen Dämonen zu bekämpfen...? Wie bist du an den schützenden Warnzaubern vorbeigekommen und warum verfolgst du mich?" "Ziemlich viele Fragen auf einmal", meinte Dymeon tonlos. "Ich wusste nicht, dass du bereits dämonische Auren erfühlen kannst..." "Das konnte ich schon immer..." "Tatsächlich?" Der Dämon schaute wieder unergründlich und düster auf das Schwert an der Wand. "Du bist tatsächlich etwas Besonderes...Das ist auch der Grund, wieso ich dich begleite wie ein Schatten...Ich will wissen, wie du das Schwert aus meinem Leib ziehen konntest..." Seufzend schloss er die Augen. "Fünfundzwanzig Jahre lang trocknete auf dieser Klinge mein Blut...ruhte meine Seele...trotzdem glänzt es so wunderschön..." Als Dymeon seine Augen wieder öffnete, lag in ihnen ein Glanz, wie ihn manche Menschen hatten, wenn sie sich tief in ihre Erinnerungen sinken ließen. Zeliarina konnte sich nicht vorstellen was es hieß fünfundzwanzig lange Jahre einfach zu verschlafen, während das Leben für Bekannte, Freunde oder Geliebte weiterging...Die Donnerhexe warf dem Dämon einen skeptischen Blick zu. War es möglich, dass Dymeon zu seiner Zeit solche Leute gehabt hatte? "Excalibur...Ist es tatsächlich das legendäre Schwert? Ist es...verzaubert?" "Diese Klinge wurde in den Feuern geschmiedet, die am Anbeginn der Zeit tobten. Die Legende von König Artus war nur eine von vielen Stationen, die sie im Laufe ihrer Existenz durchlebte. Excalibur ist eines der Götterschwerter... Ein Relikt aus alten Zeiten. Es sah die Anfänge von Dämonen und Menschen, beobachtete ihre unzähligen Kriege und tötete viele Angehörige beider Parteien. Im damaligen Britannien waren die Dämonen so zahlreich, dass Artus gegen sie in die Schlacht zog und Lancelot den Lancelor-Orden gründete." "Ich kenne diese Geschichte so, dass Artus die Waffe am Ende zurück in die Hände der Herrin vom See gab, damit niemand Anspruch auf Excalibur, das nicht für Menschenhand gemacht war, erheben könnte..." Zeliarina drehte sich wieder dem ,Sternenschwert' zu und fuhr über die lange, silberne Klinge. Auch Dymeon trat näher, um es zu berühren, doch als er den Griff anfasste, zuckte er zurück, als hätte er sich verbrannt. "Schutzzauber", murmelte er mit einem Blick auf den kreisrunden Rahmen aus schwarzem Holz und weißen Symbolen. Abwesend rieb er sich die Hand, die heute nichts mit einer Dämonenklaue gemein hatte. "Eine nette Abwehr...Doch die Lancelor glauben nicht wirklich, dass sie die Dämonen damit auf lange Zeit abhalten können..." "Was meinst du?", fragte Zeliarina schüchtern. Die Gegenwart des Dämons machte sie nicht nervös, doch er hatte so eine kühle Ruhe, von der sie glaubte, dass sie jeden Augenblick wie eine Maske abbröckeln und seine Verletzlichkeit freilegen könnte, wenn sie das Falsche sagte. Dymeons Mundwinkel hoben sich kaum merklich. "Excalibur ist der wohl gefährlichste Gegenstand der Welt...Ein Götterschwert verfügt über unglaubliche Macht, vor allem verbunden mit den anderen...Keiner weiß wie viele Götterschwerter in Dämonenhand sind...vielleicht ist Excalibur sogar das einzige, das sie noch brauchen. Wenn alle Klingen beisammen sind, wird einer alten Weißsagung nach der größte Wunsch der Dämonen wahr..." "Welcher Wunsch...?" "Endlich alleine auf der Erde zu sein...Endlich die Spezies Mensch, die ihr Leben ausrotten will, für immer los zu sein...Endlich...frei...zu sein...", antwortete Dymeon zischend. Er sah weiterhin auf das Schwert, beinahe hungrig oder sehnsüchtig. Zeliarina konnte ein Zittern nicht unterdrücken. Er ist auch ein Dämon, wie kann ich mir sicher sein, dass er es nicht stehlen will...aber nein, das hätte er damals im Hügelgrab tun können...Außerdem hat er mir einmal das Leben gerettet, es gibt keinen Grund ihm zu misstrauen... "Excalibur ist der Schlüssel zu dem, was die Dämonen als Freiheit ansehen...Bis zu dem Augenblick, in dem es meinen Leib durchstieß und mich in ewigen Schlaf verbannte, anstatt mir den Tod zu bescheren, wusste niemand, dass es sich um ein Schwert der Götter handelte. Danach konnte niemand mehr das Schwert aus mir nehmen...niemand außer dir..." Zeliarina war von dieser Erkenntnis völlig gelähmt. Also war sie daran schuld, dass Dämonen wieder nach dem Schwert trachteten, da es jetzt wieder für sie erreichbar war. Vielleicht hatte es der Marionetter, der Melissa den Parasiten einpflanzte, in Wirklichkeit nicht auf Dymeon, sondern auf sie selbst abgesehen... "Wieso ich...?" "Das weiß ich nicht...Doch jetzt wo das Götterschwert befreit ist, geht die Jagd danach weiter...Der Krieg von Dämonen und Lancelor, der vor mehr als fünfzig Jahren seine Ende fand, weil keine weitere Klinge der Götter gefunden werden konnte, wird wieder entfachen..." Obwohl kein Wind in den Gängen von Falcaniar wehen konnte, wirbelten seine Haare umher. "Ein Krieg?", wisperte Zeliarina verstört. Sie sah mit geweiteten, ängstlichen Augen auf Dymeon, als sie bemerkte wie John Dunkan, ihr Mentor, hinter einer Ecke hervorkam und zu ihnen stieß. Er schien nicht überrascht davon zu sein, dass er bei Zeliarina auch auf Dymeon traf. "Ich hatte gehofft, dass du hier bist. Deine Aura ist gut zu spüren, wenn man sich in der Nähe dieses Ganges befindet, Dymeon..." Mit einem lockeren Schwung warf er dem Dämon eine Kette zu. Sie hatte einen silbernen Drachenanhänger und ein Band aus schwarzem Leder. "Es löscht deine Aura...Pendrian und andere Lancelor wären nicht erfreut hier auf einen Dämon zu treffen...vor allem nicht auf dich..." Dymeon lächelte merkwürdig bedrückt und nickte, ehe er sich die Kette um den Hals legte und sie durch seine Finger gleiten ließ. "Vor fünfundzwanzig Jahren trug ich sie zum letzten Mal...Damals, als ich euch noch half meine Artgenossen zu bekämpfen und von dir Freund genannt wurde..." "Glaube mir, ich wollte nicht, dass es so weit kommen musste...", antwortete Dunkan betrübt, "Doch Pendrian war außer sich, als du sein Dorf zerstörtest...Viele Lancelor waren auf seiner Seite...Sie hielten es für besser dich zu töten. Keiner konnte ahnen, dass Excalibur ein Götterschwert ist und dich versiegeln würde..." "Ich habe fünfundzwanzig Jahre verloren! Vor einer Woche habe ich in London Jessica und Dragon besucht. Keiner der beiden hat mich erkannt. Jessica hat sogar Kinder! Kannst du dir vorstellen wie es ist nach fünfundzwanzig Jahren in einer Welt aufzuwachen, die nicht mehr die ist, die du gekannt hast?!" "Bitte Dymeon, ich habe wirklich versucht dem Entschluss des Ordens entgegen zu wirken...", verteidigte Dunkan schwach. Dymeon zischte irgendetwas. Sein spitzer Eckzahn biss dabei voll Zorn in die Lippe, dass es blutete. Schließlich schüttelte er jedoch seinen Kopf wie ein am frühen Morgen Erwachender und meinte nach einem resignierenden Seufzer: "Tut mir Leid, ich weiß du hast sicher alles getan..." "Trotzdem war es zu wenig..." Dunkan machte eine lange Pause, ehe er sich zum Weiterreden zwang. "Ich weiß, ich habe kein Recht dich um etwas zu bitten...Doch würdest du mir dennoch bei einem Auftrag zur Seite stehen...?" "Nein..." "Ein weiteres Götterschwert wurde gestern gefunden...", erklärte Dunkan unaufgefordert weiter. Zeliarina und Dymeon schenkten ihm mit einem Schlag ungeteilte Aufmerksamkeit. "Bei Bauarbeiten in Italien wurde ein alter Tempel freigelegt, der Inschriften über die verschiedenen Schwerter enthielt. Außerdem befand sich in einem tief liegenden Altarraum Thundenstar, die Klinge des Donners. Den Inschriften zufolge ist es das siebte und damit letzte Götterschwert. Fünf befinden sich in dem Besitz der Dämonen, Excalibur gehört uns. Ich will einen Trupp zu diesem Tempel schicken, um auch Thundenstar in unseren Besitz zu bringen." Dymeon blickte auf das silberne Excalibur an der Wand, dann flüchtig zu Zeliarina und wieder zurück auf Dunkan. "Götterschwerter sind nicht für die Hände der Menschen gedacht. Nur wenige Mitglieder des Ordens können diese Waffen benutzen...Und soweit ich weiß gibt es keinen Lancelor unter euch, der stark genug wäre solch ein Schwert langfristig zu verteidigen..." Dymeon bemerkte, wie der Lancelor Zeliarina aus den Augenwinkeln beobachtete. Die Donnerhexe stand aufmerksam, vielleicht auch ein bisschen nervös neben ihnen und nahm jedes gesprochene Wort auf, um die vergangenen Geschehnisse zwischen den beiden besser verstehen zu können. Dann verstand Dymeon, was Dunkan dachte. "Das Mädchen...", murmelte der Dämon fassungslos. "Mag sein, dass sie schon Excalibur führen konnte...doch sie hat keine Kampferfahrung! Sie ist kein Lancelor! Du weißt genau, dass bei dieser Mission Dämonen auftauchen werden...Es ist viel zu gefährlich!" "Sie hat mehr Kraft als viele neu aufgenommene Lancelor!" "Dieser Auftrag ist selbst für Palas schwierig!" "Aber ohne sie geht auch Thundenstar an die Dämonen!" "Ihr habt noch Excalibur!" "Excalibur wird auf Falcaniar niemals sicher sein!", schrie Dunkan zornig. "Du weißt selbst am besten, dass wir dieses Götterschwert nicht lange halten können! Wir brauchen Thundenstar um jeden Preis! Es geht hier um das Schicksal der gesamten Menschheit!!!" Dymeon wollte zu einer scharfen Antwort ansetzen, als sich Zeliarina mit entschlossenem Blick zwischen die beiden stellte. "Seid jetzt ruhig, alle beide...Ich kann selber entscheiden, was ich tue..." Angespannt fuhr sie sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. "Wenn ich tatsächlich der einzige Mensch bin, der dieses Schwert für euch aus dem Tempel holen kann, werde ich mit dir gehen, Dunkan... für das Wohl der Menschheit..." "Das kannst du nicht tun, John! Sie weiß nicht, worauf sie sich dabei einlässt!" Dymeon deutete zornig auf das silbern glänzende Excalibur. "Diese Schwerter bringen nur Unheil! In dem Tempel wird es zu einer schrecklichen Schlacht um Thundenstar kommen, die mehr Opfer und Blut fordern wird, als du es dir je vorstellen könntest, Mädchen! Der Kampf in deinem Dorf war dagegen nur ein kleines Geplänkel!" "Dennoch werde ich gehen..." Dunkan sah voller Achtung und Stolz auf die junge Hexe, während Dymeon vor Wut am ganzen Körper bebte. Er schien irgendetwas schreien zu wollen, doch nach mehreren Herzschlägen beruhigte er sich wieder und legte seine gewohnte Maske der kühlen Ruhe an. "Dann bleibt mir wohl keine andere Wahl als dich zu begleiten. Damit begleiche ich die offene Rechnung, die entstand als du mir das Sternenschwert aus dem Leib zogst und mich von dem Bann befreitest... Doch glaube mir, Mädchen, du wirst diese Entscheidung noch bereuen..." Mit diesen Worten hüpfte Dymeon auf den Sims eines geöffneten Fensters, machte eine knappe Geste zum Abschied und sprang ins Freie... Noch am selben Tag landete ein Mannschaftshelikopter mit dem Symbol der Lancelor, drei gekreuzte Silberspeere, auf der weiten Grasfläche vor Falcaniar, um die für den Auftrag ausgewählte Gruppe nach Italien zu bringen. Zeliarina war fürchterlich aufgeregt. Neben ihr standen nur bis zur Perfektion ausgebildete Palas, Lancelor vom ersten Rang, die mit versteinerten Mienen ernst und unerschrocken beobachteten, wie der von den langen Rotoren des Helikopters verursachte Wind an Kleidung, Haaren und Gras zerrte. Sie alle trugen die traditionelle Kleidung eines Lancelor: schwarzes Shirt und schwarze Hose, darüber eine weiße Weste mit unzähligen Taschen und einen weißen Gürtel, vollgehängt mit Beuteln, Seilen und weiteren Taschen. Außerdem besaß jeder von ihnen das nachtblaue Tuch mit den schneeweißen Symbolen, das jeder Lancelor beim erfolgreichen Bestehen seiner Prüfung erhielt. Sie sind Profis... Sie sind die Elite... Unter ihnen war auch John Dunkan. Zeliarina hatte bis jetzt nicht gewusst, dass ihr Mentor ebenfalls ein Palas war. Außerdem erkannte sie auch noch den Kämpfer, der damals im Hügelgrab an Pendrians Seite gestanden hatte, wieder. Keiner wusste seinen wirklichen Namen, man nannte ihn nur Storm. Mit ihm und Dunkan zählte Zeliarina fünf Palas. Von Dymeon fehlte jede Spur. Nachdem ihr Mentor alle Lancelor mit seiner Schülerin bekannt gemacht hatte, stiegen sie wortlos in den Helikopter ein und flogen schon bald über den blauen Tiefen der Nordsee. Zeliarina sah gedankenverloren aus dem Fenster. Falcaniar ist ein so unwirklicher Ort. Niemand außer den Eingeweihten weiß von der kleinen Insel mitten in diesem unendlichen Blau. Sie wusste nicht wie lange sie unterwegs waren, denn sie war trotz des schrecklichen Lärms ihres Transportmittels kurzzeitig eingeschlafen. Als sie erwachte, lag Frankreich bereits hinter ihnen und in der einbrechenden Dunkelheit leuchteten am Boden die Lichter Italiens. Jetzt gibt es kein zurück mehr... Der Helikopter landete nordöstlich von Mailand, irgendwo in den Weiten der Alpen. Zeliarina sah schon aus weiter Entfernung die große Baustelle, bei der der geheimnisvolle Tempel des Götterschwertes Thundenstar freigelegt wurde. Offensichtlich sollte hier ursprünglich ein Strommast für Spannungsleitungen aufgestellt werden. Die Palas und Zeliarina betrachteten erstaunt den Eingang des alten Tempels aus ihnen unbekanntem, rotem Stein. Obwohl - oder gerade weil - dieser Ort seit sehr, sehr langer Zeit unter der Erde lag, schien er vom Zahn der Zeit beinahe unberührt geblieben zu sein. "Eigentlich sollten uns hier die Kollegen aus Italien empfangen...", meinte Dunkan nachdenklich, während er misstrauisch seine Pistole aus dem Halfter zog. Auch bei dieser Waffe handelte es sich um eine Spezialanfertigung für Lancelor, genau wie die dazugehörige Munition. Die Palas legten ihre Magazine mit geübten Fingern in die Pistolen. "Dämonenaura...aus dem Tempel", knurrte Storm leise. "Vielleicht sind wir schon zu spät..." Ein schreckliches Stöhnen drang an ihre Ohren, gefolgt von grausamen Todesschreien. Irgendetwas ging innerhalb des Tempels vor sich. Ohne noch ein Wort zu verschwenden zog Dunkan Zeliarina dicht an seine Seite und entsicherte die Waffe. "Bleib immer hinter mir. Egal was du sehen oder hören wirst, bleibe bei mir, es sei denn ich befehle dir etwas anderes..." Bereits jetzt wünschte sich Zeliarina lieber doch auf Falcaniar geblieben zu sein, doch sie beschwerte sich nicht, sondern schluckte nur einmal hart und nickte. Sie hatte sich so entschieden. Nun gab es keinen Weg zurück. Ich wünschte Dymeon wäre hier...Es wäre sicherer, einen Dämon mit solchen Kräften an meiner Seite zu haben...Doch ich mache ihm keinen Vorwurf...Er hat keinen Grund für die Sache der Menschen zu kämpfen, die ihn fünfundzwanzig Jahre lang in einem dunklen Grab versiegelten... Storm und zwei weitere Palas sicherten routiniert den Eingang und drangen in dem leicht abfallenden Tunnel vor. Zeliarina und Dunkan gingen hinter ihnen, aber vor den letzten zwei Lancelor, so dass sie von beiden Seiten geschützt waren. Offensichtlich mussten die Partner aus Italien noch vor kurzem hier gewesen sein, denn es leuchteten mehrere frisch installierte Lampen an den Wänden. Das flackernde Licht erzeugte tanzende Schatten, die an dem unbekannten, roten Stein ein unheimliches Eigenleben zu entwickeln schienen. Zeliarina begann zu zittern. Es war nicht die schreckliche Angst, sondern vielmehr die durchdringende Kälte, die durch ihren Körper schlich und ihr das Atmen erschwerte. Eigentlich musste es doch im Süden bei Italien selbst im Herbst noch warm sein. Voller Unbehagen lauschte Zeliarina den kaum hörbaren Schritten ihrer Begleiter. Warum konnten sie so ruhig bleiben, während diese Kälte, dieser eisige Hauch, sie innerlich zu zerreißen schien? Dann bemerkte Zeliarina plötzlich wie warm Dunkans Hand im Vergleich zu ihrer war und sie musste feststellen, dass sie die Einzige war, die es spürte... Storm drehte sich lautlos zu ihnen um und machte ein Zeichen, ehe er dem Gang weiter folgte. "Er sieht in kurzer Entfernung einen großen Raum", wisperte Dunkan seiner Schülerin zu, ohne die Umgebung auch nur einen Moment lang aus den Augen zu verlieren. Sie folgten dem Weg noch etwa hundert weitere Schritte, ehe die Decke immer höher wurde und der Gang schließlich in einen breiten Saal überlief. Er war bis auf einen Sockel in der Mitte vollkommen leer. Unendliche Glyphen und Zeichen wanden sich wie Schlangen über die feuerroten Wände. Doch die Aufmerksamkeit der Lancelor galt nicht den wirren Zeichen, sondern mehreren leblos am Boden liegenden Körpern. Dunkan versperrte Zeliarina sofort geschickt den Blick auf die schrecklichen vernichteten Leichen der italienischen Lancelor, während sich seine Augen mit einem herzzerreißenden Glanz der Trauer füllten. "Wir sind wirklich zu spät...Doch wo sind die Dämonen?" Storms Blickte schweifte schnell und hektisch umher, genau wie der Lauf seiner Pistole. "Die Dämonenaura ist so deutlich zu spüren, als stünden sie genau neben uns", fluchte der Palas ungeduldig. Zeliarina sah sich um. Auch ihr Kopf platzte beinahe vor negativer Energie, die weder bei Dymeon noch bei dem Marionetter so intensiv gewesen war. Dann schaute sie in einem merkwürdigen Moment des Wissens an die hohe Decke...und sah ein Dutzend schwarze Schatten wie Fledermäuse daran hängen. Einer der Schatten rekelte sich. Drei rote Augen blitzten auf. Da sind sie! Alle Palas folgten Zeliarinas Blick als hätten sie ihren Gedanken gehört. Dann hallten Schüsse und Schreie durch den Saal, Menschen brüllten, Dämonen kreischten. "Tryclonns! Ein Zyank und ein Hochdämon!", schrie Storm unter dem Donnern seiner Schüsse und dem Klirren seiner am Boden aufschlagenden Patronenhülsen. Dunkan stieß einen Fluch aus, ehe er Zeliarina unwirsch in den Gang zurückstieß und sich selbst in den Kampf stürzte. Die Dämonen regneten wie schwarze Sternschnuppen von der Decke, ohne sich beim Aufschlag auf den Boden auch nur irgendetwas zu tun. "Zuerst die Tryclonns! Tötet erst die Tryclonns!" Ein Hagel aus Projektilgeschossen trommelte auf die Niederdämonen ein. Die Geschosse zogen glitzernde Schweife aus silbernem Staub, der die Haut der Tryclonns zu verätzen schien, hinter sich her. Zeliarina sah zwei Dreiaugen von Kugeln durchbohrt zu Boden stürzen, während sich die anderen kreischend auf die Lancelor stürzten. Storm fegte wie im Rausch durch die Reihen der Dämonen und feuerte ohne Pause Magazin auf Magazin leer. Schließlich lag das Dutzend Tryclonns verendet am Boden. Dunkan blutete etwas am Oberarm, wo ihn eine Dämonenklaue gestreift hatte, Storm stand grimmig und keuchend mit erhobener Pistole da. "Eure Untergebenen sind auch nicht mehr das was sie einmal waren, Hochdämon", stellte der Palas mit einem spöttischen Lächeln fest. Der Lauf seiner Waffe deutete auf eine vermummte Gestalt, die regungslos und gleichgültig zwischen den toten Dämonen stand. Hinter ihm befand sich der Sockel, den Zeliarina schon am Anfang gesehen hatte. Doch erst jetzt erkannte sie, dass in diesem Sockel ein Schwert mit breiter Klinge steckte. Thundenstar...? "Auch die Lancelor von heute sind nicht mehr, was sie einmal waren...", erwiderte der Vermummte spöttisch, ehe er dem Leichnam eines italienischen Lancelor einen beiläufigen Tritt verpasste. Zeliarina spürte beim Klang seiner unirdischen, schneidenden Stimme wieder die unerträgliche Kälte in sich aufsteigen. Dieser Dämon war anders... Er sah zwar aus wie ein normaler Mensch mit glühend roten Augen, doch die Aura seines Hasses schien beinahe greifbar zu sein. Hinter ihm stand ein vier Meter hohes Ungetüm mit blassgelber Lederhaut und einem großen Auge mitten im Gesicht. Zeliarina hatte auf Falcaniar genug gehört, um ihn als Zyank zu erkennen. "Nun, ich denke es gibt nicht viel zu bereden...wir wollen alle Thundenstar", sagte Dunkan, als er sich neben Storm stellte und seine Waffe ebenfalls auf den Hochdämon richtete. Nach und nach taten es ihm die drei übrigen Palas gleich. Der Hochdämon grinste diabolisch, bevor er sich mit einem lässigen Schwung den Umhang abstreifte. "So ist es...im Namen des Däezander, dem Orden der Dämonen, beanspruche ich, Xicanh mit dem Schattenspieß, dieses Götterschwert für uns!!!" Der Hochdämon stieß einen spitzen Schrei aus, wie Zeliarina es noch von keinem Lebewesen dieser Erde gehört hatte. Die Palas hüllten Xicanh auf Kommando mit einem Sperrfeuer ein, doch die Kugeln mit den silbernen Schweifen prallten wie an einer unsichtbaren Wand ab. "Keine Runenmunition! Keine Runenmunition! Nehmt die Heiligen!!!" Sofort holten die Lancelor aus ihren Westentaschen andere Magazine und legten sie ein. Xicanh wartete jedoch nicht, bis sie damit fertig waren, sondern stürmte plötzlich auf sie zu. Dabei stieß er eine Art Gebet aus. Er hatte den ersten Palas noch nicht erreicht, als sich in der Luft ein mächtiger, schwarzer Speer materialisierte. Alle waren zu überrascht um etwas zu unternehmen, als der Hochdämon seinen langen Speer ergriff, ihn in den Körper des Lancelor rammte und sich an dem auf ihn nieder regnenden Blut ergötzte. "Gebt Thundenstar auf! Die Götterschwerter sind nicht dafür bestimmt in Menschenhand gelegt zu werden!", brüllte Xicanh noch bevor der aufgespießte Mann tot zu Boden stürzte. Ein irrer Glanz lag in den Augen des Dämons, der sich dazu bereit machte einen weiteren Gegner zu attackieren. Soviel Hass... Was zerfrisst diesen Dämon so...? Was macht ihn bösartig? Dunkan schrie von Wut geschüttelt auf und rammte ein Magazin mit voller Wucht in seine Waffe, ehe er sie kalt gegen die Stirn des Hochdämons presste. Xicanh lächelte nicht sonderlich eingeschüchtert, als auch schon der riesige Zyank ein ohrenzerfetzendes Brüllen ausstieß, sich zu voller Größe aufbäumte und Dunkan mit einer gewaltigen Pranke davon schleuderte. Es war nur ein dumpfer Knall zu hören, dann lag der Palas mit einer mächtigen Platzwunde stöhnend an der blutroten Tempelwand. Storm fluchte und drückte mehrmals mit der neuen Munition ab, doch Hochdämon und Zyank schienen die Bewegung vorauszusehen, sodass sie schnell ausweichen konnten. Während ein weiterer Schwall aus Schüssen den Ungeheuern folgte, wurden bereits die Knochen eines weiteren Lancelor von dem Hieb des Zyank zertrümmert. "Tötet ihn doch! Tötet ihn!" Die Worte wurden Storm von den Lippen gerissen, als Xicanh ihn den Speer in den Oberschenkel stieß. Zeliarina sah den Hochdämon etwas flüstern, sah Storm keuchend und blutend zu Boden sinken, sah Dunkan bewegungsunfähig voller Qual an der Wand lehnen. Die Kälte in ihr wurde unerträglich. Dymeon hat mich gewarnt. Er wusste, wie schrecklich dieser Kampf werden würde und dass normale Menschen keine Chance gegen solche Monster haben. Thundenstar wird in die Hände der Dämonen fallen...und wir...wir werden alle sterben... Die Erkenntnis schüttelte den ganzen Körper der jungen Hexe. Von Angst und Entsetzen gepackt ließ sie sich an der kalten Wand herabrutschen, bis sie auf dem Boden saß und die Hände fest um die Knie schlang. Wäre Dymeon doch hier... Warum war er nicht bei ihr, wo er doch versprochen hatte sie zu beschützen, um die Rechnung zu begleichen, die zwischen ihnen stand? Er war stark und den Feinden sicherlich gewachsen. Doch er war nicht hier und Zeliarina war zu schwach, um mit ihren Donnerkräften zu helfen. Dunkan hatte vor dem Einsatz geschworen, dass ein Hochdämon bei ihrer Magie nur müde lächeln würde. Jetzt hatte wirklich ein Hochdämon ihren Weg gekreuzt und nicht einmal die Palas waren ihm gewachsen. Inzwischen lag jeder einzelne Lancelor geschlagen am Boden. Xicanh schritt mit besudeltem Speer gemächlich auf Dunkan zu. Wäre Dymeon doch hier... Plötzlich spürte Zeliarina einen heftigen Luftzug an ihr vorbeiziehen, begleitet von einem schwarzem Schatten. Dann prallte jemand mit dem Zyank zusammen. Zeliarina sah überall nur noch Blut und das Aufblitzen von Klauen und hörte Schreien und Brüllen. Nach mehreren endlosen Herzschlägen erkannte das Mädchen die ungepflegten, rabenschwarzen Haare des Wesens, das sie sich um alles auf der Welt an diesen Ort gewünscht hätte: Dymeon, der Dämon mit den Bluttränen... "Dymeon!" Er sah sich nicht um. Mit Händen, die die Form von schrecklichen Dämonenkrallen hatten, sprang er dem Zyank mitten ins Gesicht und schlitzte die lederne Haut auf wie dünnes Pergament. Ein wahrer Blutstrahl besprenkelte den ungewöhnlich geschnittenen, schwarzen Mantel, den Dymeon auch damals bei seinem Erwachen im Hügelgrab getragen hatte. "Du hier, Blutträne?", zischte Xicanh erzürnt. "Der Verräter wagt sich vor den Augen eines Angehörigen des Däezander für die Seite der Dämonentöter zu kämpfen? Es wäre besser gewesen, wenn dich Excalibur damals getötet hätte! Thundenstar gehört uns, Blutträne!!!" "Dieses Götterschwert darf nicht in die Hände des Dämonenordens gelangen, denn sonst würde es dazu beitragen, dass der Plan zur Löschung der Menschheit weiter fortschreitet..." "Was gehen dich die Menschen an?", brüllte Xicanh so ungehalten, dass er Speichel versprühte. Dymeons Worte schienen ihn mehr in Rage zu bringen als die Tatsache, dass seine Untergebenen, einschließlich des Zyanks, geschlagen waren. "Was gehen dich die Menschen an, die uns schon immer verfolgt und unterdrückt haben? Egal ob durch Gruselgeschichten oder Religion, sie fürchten und töten uns, obwohl wir das gleiche Recht haben auf dieser Erde zu leben wie sie! Was geht dich diese Spezies an, die unserer Freiheit im Weg steht???" "Ich bin ein Teil von ihr...", antwortete Dymeon knapp. Zeliarina verstand nicht, doch Xicanh schien die merkwürdige Anspielung deuten zu können. Seine roten Augen glühten. "Dann wirst du mit ihnen untergehen... Thundenstar gehört dem Däezander!" Der Hochdämon drehte sich mit einer schnellen Bewegung von dem Verräter ab und stürmte auf den Sockel zu, indem die begehrte Klinge mit der Spitze nach unten steckte. "Nein!" Dymeon rannte Xicanh hinterher und brachte ihn mit einem Sprung zu Fall. Wutentbrannt und voller Hass rangen die beiden mit zerreißenden Klauen. Keiner schien überlegen zu sein, so dass sie schon bald mit Kratzern und Wunden, die ein normaler Mensch niemals ertragen hätte, übersät waren. Nach mehreren Minuten, in denen Zeliarina nur ängstlich in ihrem Versteck gehockt hatte, schlug Xicanh Dymeon schreiend mitten ins Gesicht und packte ihn schnaufend am Hals. Lachend drückte er die Hand sadistischer Weise langsam aber sicher immer enger um die Kehle des Dämons. "Ich weiß nicht aus welchem Loch du gekrochen bist, doch du hättest dort bleiben sollen..." Der lange, dunkle Speer war längst vergessen, als Xicanh Dymeon mit zum Sockel schleifte und eine blutverkrustete Klaue um den sauber erarbeitenden Griff des Götterschwertes legte. Die andere raubte dem Dämon mit den Bluttränen inzwischen die Luft. Zeliarina ertrug nicht, wie ihr Lebensretter, der tatsächlich bis hierher mitgekommen war, in Todesqual röchelte. Mit all ihrem Mut trat sie aus dem Gang. "Noch eine Made...", zischte Xicanh ungeduldig. Zeliarina spürte, obwohl sie es nicht für möglich gehalten hätte, noch mehr Kälte in sich aufsteigen. Dymeon würgte, als würde er ihr klar machen wollen, dass sie fliehen sollte. Doch sie hatte sich genug versteckt, hatte genug Kameraden verletzt oder getötet werden sehen. Entschlossen hob sie die rechte Hand, auf dessen Rücken sich die verschlungenen Runen wanden, und richtete sie mit gespreizten Fingern auf Xicanh. Der Hochdämon lächelte abfällig. "Eine Elementarhexe...und auch noch so jung..." Für einen Moment vergas er Dymeon, der angespannt in seinem Griff lag. Das genügte dem ,Verräter' um seine Klaue in Xicanhs Unterleib zu stoßen. Der Hochdämon taumelte, ließ los und stürzte, zog Dymeon jedoch gleichzeitig mit sich und schlug seinerseits zu. "Nimm das Schwert", brüllte Dymeon, ehe ihm Blut aus dem Mund tröpfelte. "Nimm es!" Zögernd trat Zeliarina an den Sockel. Xicanh schrie fassungslos auf und versuchte sich aus dem Kampf zurückzuziehen, um die Donnerhexe daran zu hindern, doch Dymeon ließ ihm nicht einen Augenblick lang Ruhe. "Nimm es!" Zeliarina berührte zögerlich den weichen Ledergriff. Das Götterschwert strahlte eine ähnliche Kraft aus wie Excalibur, doch diese schien kein wundervolles Lied des Lichtes zu sein, sondern eine Art aufgebauschte Spannung, die ihr die Härchen an den Armen zu berge stehen ließ. Zeliarina beschlich das unbeschreibliche Gefühl, dass die Klinge von ihr ergriffen werden wollte. Mit einem letzten Seufzer schloss sie die Augen und zog Thundenstar aus dem roten Steinsockel... Blitzen züngelten durch die Halle... Überall war Licht... Als ich in diesem Moment das letzte, verschollene Götterschwert in der Hand hielt, durchströmte mich eine unvergleichliche Kraft. Aus meinem Mund drangen Worte, die ich erst dann verstand, als ich sie aussprach, so als würde nicht ich, sondern das Schwert aus mir sprechen. Ich sprach: "Ich habe meinen Träger gewählt...Sie soll mich als Zeichen der Hoffnung für die Menschheit tragen und gegen den Däezander, den hohen Orden der Dämonen, kämpfen..." Mehrere Blitze zischten funkensprühend und hell wie die Sonne aus der Klinge. Einer traf Xicanh den Hochdämonen und tötete ihn sofort, ein anderer zerstörte den Sockel des Schwertes. Doch als mich Dymeon erstaunt ansah, als Dunkan stöhnend erwachte, um mich stolz mit Thundenstar zu erblicken, wurde alles vor meinen Augen plötzlich schwarz. Danach weiß ich nichts mehr, nur dass mich Dunkelheit umgab... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)