Liebe, Leid und Leben von theDraco (Mamorus Jugend) ================================================================================ Kapitel 49: ------------ Jaspisyte hörte aus dem Eingangsbereich ein Geräusch. Das Stampfen von Schritten und das leise Klirren von Sporen. Konnte es etwa sein, dass... Er fingerte etwas an seinem Anzug herum und zupfte sich die lange, dicke, schwarze Haarsträhne in seinem Gesicht zurecht. Kaum zu glauben, endlich Gäste! Womöglich bedeutete das ein gutes Zeichen für die Tenebrae! Er und sein Partner Amethysyte haben lange Zeit damit zugebracht, sämtliche Gebrauchsgegenstände der Bar mit den winzigen, energiesaugenden Kristallen auszustatten, und nun war diese Arbeit endlich getan. Jaspisyte hatte schon Angst, sich langweilen zu müssen. Doch wenn das Geschäft jetzt zu laufen beginnen würde, konnte er sich auf jede Menge Arbeit gefasst machen. Allein die Idee machte ihm Spaß. So konnte er die Menschen dieser Welt beobachten. Vielleicht konnte er so wieder ein paar Geschichten hören! Diese eigenartige Rasse der gewöhnlichen, sterblichen Menschen fesselte ihn! Er war fasziniert von ihren Eigenheiten und von ihrer Art und Weise, mit einander umzugehen. Unter Umständen, so hoffte er zumindest, konnte er hier wertvolle Dinge lernen, und sie an die andren Soldaten aus dem Königreich des Dunklen weitergeben! Schon so lange träumte er davon, in seinem Zuhause in einer angenehmeren Atmosphäre zu leben, wo man sich nicht gegenseitig betrog und belog! Neugierig und mit einem strahlenden Lächeln sah er seinen Gästen entgegen. Fünf junge Leute, auf dem Weg, erwachsen zu werden. Jaspisytes erster Kontakt zu Menschen seit Langem. Er war aufgeregt. Er lief zu ihnen hin und nickte ihnen zu. Jetzt musste er sich nur noch daran erinnern, was er alles sagen musste. Amethysyte hatte ihm eingeschärft, auf seine Worte zu achten. Das war wichtig, um nicht sofort am ersten Tag hier in der Welt der Menschen aufzufliegen. Er würde es sich nicht verzeihen können, wenn das Königreich des Dunklen wegen seiner Schusseligkeit wieder auf die Tenebrae verzichten müsste. Also atmete er tief ein und ratterte den Text runter, den Amethysyte ihm eingetrichtert hatte: "Hallo! Guten Abend und herzlich willkommen in der Tenebrae! Mein Name ist Jan Smith. Ich werde heute Abend Ihr Kellner sein. Einen Tisch für fünf Personen? Wenn Sie mir bitte folgen wollen..." Er führte sie an einen freien Tisch, der sechs Leuten Platz geboten hätte. Er wartete geduldig, bis seine Gäste sich gesetzt hatten und fragte dann höflich: "Darf ich Ihnen die Karte anbieten?" Es antwortete ihm ein großer Kerl, anscheinend der Älteste unter den Anwesenden: "Nee, Du. Ich denk, wir wissen alle, wat wer zu trinken ham woll'n, wa?" "Schön! Was darf ich Ihnen also bringen?" "Bier." "Bier." "Bier." "Bier." "Cola." Eine Sekunde lang war Jaspisyte verwirrt. Eigentlich war dies ein etwas gehobeneres Etablissement, eine Bar, die in erster Linie vom Verkauf von Cocktails und Speisen lebte, so zumindest die Grundidee. Nichtsdestotrotz nickte er dann seinen Gästen zu und verschwand kurz darauf in der Küche. Das eigentliche Ziel war ja nicht das Geld, sondern die Energie dieser Menschen. "Amethysyte!", flüsterte er aufgeregt. "Es sind welche da! Wir haben es geschafft! Das ist so toll, toll, toll!" "Halt die Luft an", sagte Amethysyte in gereiztem Ton. Nur, weil nun eine handvoll Leute da draußen saß, hieß das noch lange nicht, dass damit alles erledigt wäre. "Schau lieber zu, dass Du keinen Mist baust. Ich hab keine Lust, als Depp dazustehen, falls Du die ganze Sache versaust!" "Mach Dir da mal keine Gedanken", winkte Jaspisyte ab. "Ich hab alles im Griff." Zu einem der Dämonen sagte er: "Vier mal Bier und eine Cola, bitte!" "Bier und Cola? Und ich soll Dir glauben, dass Du alles im Griff hast?", fragte Amethysyte nach und schüttelte den Kopf. "Klingt nicht gerade nach dem Geschäft unsres Lebens." "Aller Anfang ist schwer", antwortete Jaspisyte zwinkernd. Dann bereitete er schon mal ein Tablett vor, auf das der Dämon dann die bestellten Getränke stellte. "Cola?", fragte Rick ungläubig nach, als der Kellner gegangen war. "Wat'n'dat'n? Kleener, Du musst echt noch viel lernen, fürcht ich." "Was denn, was denn?", fragte Mamoru unschuldig nach. "Das hier sieht mir aus wie ein etwas teurerer Schuppen. Da ist Bier auch nicht unbedingt das, was man bestellen sollte. Ich glaube, die Leute hier leben von Cocktails, Champagner und all so'n Kram. Da ist Cola noch das annehmbarste nonalkoholische Getränk, das man bestellen sollte. Sonst fühlen sich die Leute hier ja verarscht!" "Rick", warf Elyzabeth ein, "Mamoru hat Recht. Das alles hier hat nicht unbedingt das Ambiente eines Biergartens." "Dann passt's doch nich in unser Städtchen", maulte Rick und stützte seinen Ellenbogen auf den Tisch. "Die Leute, die hier wohnen, ham doch alle nich die große Kohle. Und diejenigen, auf die det doch zutrifft, die hocken sich doch in ihre Nobelkarossen und fahren in die nächstgrößre Stadt. Oder se wohnen erst gar nich in dem Kaff hier." "Den Eindruck habe ich auch so langsam", meinte der Kellner, der gerade mit einem Tablett ankam und die Getränke abstellte. "Seit der Eröffnung sind Sie die ersten Gäste hier. Ehrlich gesagt, hab ich mir das alles etwas anders vorgestellt." "Etwas einfacher?", fragte Rick nach. Der Typ, der sich mit dem Namen Jan vorgestellt hatte, zuckte mit den Schultern und sagte: "Ja." "Tja, Mann, dann mach's doch einfacher." "Bitte?" Jan sah ihn etwas ratlos an. "Wie ich gesacht hab", führte Rick aus. "Mach alles hier bisschen einfacher. Ich mein, das Licht und die Steinchen und die Farben und so ... det is ja alles schön und gut, aber ... gebt den ollen Leuten hier det, wat se gewohnt sind. Ich hab ja keinen Schimmer, was es hier zu futtern gibt, aber am besten macht sich wat, det die Leute hier schon ewig kennen. Steaks und so wat. Und Deinen Anzug da ... ich mein, det is schon 'n Prachtstück, und so, schaut auch nich schlecht aus, und so, aber ... an nem Ort wie dem hier steckst Dir so'n Ding echt besser innen A..." "Was mein Bruder damit ausdrücken will", fiel ihm Tony schnell ins Wort, "ist, dass es etwas ... nun ja ..." "...befremdlich aussieht, an einem Ort wie diesem, wenn man gekleidet ist, als habe man etwas Geld zuviel in der Tasche gehabt beim Einkauf", beendete Elyzabeth den Satz mit spitzer Zunge. "Mit anderen Worten", so griff Fala auf, "Westernklamotten passen besser in den Wilden Westen." Ein euphorisches Glänzen breitete sich in Jans Augen aus. Oder zumindest in seinem rechten - sein linkes Auge war von einer langen, schwarzen Haarsträhne verdeckt, genau wie seine restliche linke Gesichtshälfte. "Also ... Sie ... Sie meinen ... meine Herrschaften, das halte ich für eine großartige Idee von Ihnen! Meine Hochachtung!...Ich weiß gar nicht ... was ich dazu sagen soll..." "Nich so förmlich, Junge, sonst machst Dir noch inde Hosen, wa? Mein Name is Rick. Wie wär's, hock Dich doch ne Runde zu uns." Mamoru rollte mit den Augen. Er konnte sich nicht entsinnen, wann dieser Bursche Rick angeboten hat, ihn auf so derbe Weise anzusprechen. Mamoru selbst wäre niemals so offen und - man konnte sagen - fast schon kindlich auf einen Fremden zugegangen. Doch diesen Jan schien das nicht zu stören, im Gegenteil. Er setzte ein fröhliches Lächeln auf und schien es sogar zu genießen, dass man mit ihm umsprang, als würde man sich schon ewig kennen. Nun gut, auch Tony, Fala, Elly und Mamoru stellten sich namentlich vor. Es wäre ja auch doof gewesen, sich jetzt noch weiterhin so überförmlich anreden zu lassen. "Hol Dir doch auch wat zum trinken und setz Dich!", bot Rick Jan grinsend an. "Ein Platz is ja noch frei hier, wa? Auf geht's, Junge, gib Dir nen verdammten Ruck." Mamoru zupfte ihn am Ärmel und machte ihn darauf aufmerksam, dass der auch einen Namen hatte und Jan hieß. Doch das war dem Cowboy völlig jucke. Jan wusste ein paar Sekunden nicht was er sagen sollte. Man merkte ihm an seiner langsam aufsteigenden Hibbeligkeit an, dass seine Enthusiasmus allmählich ins Unermessliche wuchs. "Sie ... ähm ... ihr ... ihr könntet auch meinen Bruder kennen lernen, wenn ihr wollt! Er und ich leiten dieses Geschäft gemeinsam. Wenn es euch interessiert, ich kann ihn holen! Soll ich?" "Logo!", grölte Rick. Für ihn schien das alles wie eine spontane Party zu sein. Er war in seinem Element. Und die anderen mussten mitziehen, ob es ihnen passte, oder nicht. Sie wurden erst gar nicht gefragt. Mit den Worten "das alles ist so toll!" verschwand Jan wieder in der Küche. Nur Sekunden später lehnte sich Tony Fala entgegen und flüsterte ihr zu, dass es nur die am Tisch Sitzenden hören konnten: "Na, fühlst Du schon etwas Außergewöhnliches?" "Das Einzige, was ich momentan fühle, ist Müdigkeit", stellte die junge Indianerin fest. "Ich kann auch nicht wirklich erklären, was das zu bedeuten hat. Aber ich sagte ja schon: Es ist nicht sicher gesagt, dass heute etwas passieren muss!" "Ja", meinte Mamoru und rieb sich in den Augen. "Ich fühl mich aber auch ganz schön geschlaucht. Heut war ein langer Tag, findet ihr nicht?" "Ziemlich", antwortete Tony. Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und streckte die Arme in die Höhe. "Aber ich muss zugeben: es gefällt mir hier. Wirklich total gemütlich. Könnt öfter hier erscheinen." Amethysyte kontrollierte den etwa faustgroßen, durchsichtigen Steuerkristall, der die fließenden Energien des Gebäudes überwachte und die abgezapfte Kraft dieser dummen Menschen direkt in das Basislager des Königreichs des Dunklen leitete. Die Energie floss langsam, aber stetig. Genau das war die Strategie: Nimm den Menschen ihre Kraft; aber immer so wenig, dass sie es nicht merken und auch nicht zu müde werden, doch auf der anderen Seite so viel, dass unterm Strich immer noch große Mengen gewonnen werden können. Amethysyte musste den Kristall etwas nachjustieren; der Gehalt der absorbierten Energie war zu hoch. Der Adjutant aus dem Dunklen Königreich konnte nicht riskieren, dass er seine Gäste zu früh wieder vertrieb, weil sie den Besuch als zu ermüdend empfanden, um sich wohl fühlen zu können. Er schwächte den Energiefluss um einige Grade ab und lächelte zufrieden. "Vielleicht ist es doch keine schlechte Idee gewesen, Jaspisyte einzuspannen", überlegte er leise. "Der Kerl braucht nicht mal zu schauspielern. Er benimmt sich ja so schon, als sei er einer von diesen dummen Menschen." Und als sei das genau das Stichwort gewesen, tauchte Jaspisyte auf. Er wirkte aufgeregt, fast schon euphorisch. "Amethysyte!", flüsterte er, und seine Stimme überschlug sich fast vor Spannung. "Komm mit, ich stell Dir die Leute da draußen vor! Sie wollen Dich unbedingt kennen lernen." "Das beruht nicht auf Gegenseitigkeit, Du Stresser", brummte Amethysyte. "Aber Du musst sie einfach kennen lernen!", beharrte der jüngere Adjutant. Er grinste siegesgewiss. "Denn immerhin sind das Deine Kunden. Ein guter Eindruck ist wichtig für das Geschäft. Schleim Dich bei ihnen ein, sei nett, der Rest ergibt sich von selbst. Sie werden in der Welt der Menschen Werbung für uns machen! Mundpropaganda nennt sich so was! Das wird umso mehr von ihnen anlocken, und dann holen wir uns ihre Energie! Ja? Bitte, bitte, bitte! Nun komm schon!" Eine Sekunde lang glotzte Amethysyte blöd. Diese Sekunde war genau die Zeit, in der er geglaubt hatte, einem echten Soldaten aus dem Dunklen Königreich gegenüber zu stehen. Nur leider blieb es bei der einen Sekunde. Denn eine Sekunde danach wurde ihm schon klar, Jaspisyte wollte ihn nur mit einem Trick überreden. Dennoch fügte er sich. "Also gut, na schön", seufzte er. "Wenn es Dich glücklich macht. Hauptsache, Du gehst mir damit später nicht auf den Keks, Du kleines, nervtötendes Kind!" Mehr oder auch weniger willig ließ er sich vom jüngeren Adjutanten bei der Hand packen und . Immerhin hatte Jaspisyte gerade eben noch einige wahre Worte gesprochen - wenn sie auch einen anderen Zweck erfüllen sollten. Aber es war tatsächlich wichtig, sich den Menschen zu präsentieren. Als sie durch die Küche in Richtung Lokal liefen, wurden sie wieder zu Jan und Adam Smith... Inzwischen hatten Mamoru und seine neue Truppe schon einige Themenwechsel hinter sich. Und allmählich breitete sich bei allen das wohlige, träge machende Gefühl der Behaglichkeit und der Müdigkeit aus; nicht zuletzt, weil vier von den fünf Leuten schon ihr Bierchen gezwitschert hatten. Die große, weiße Tür zur Küche schwang endlich auf und Jan kehrte zurück. Er zog einen Mann hinter sich her, der wohl Mitte oder Ende zwanzig sein mochte; jedenfalls etwas älter als Jan. Mit seinen extrem hellen, Blonden Haaren und dem sauberen Bartschnitt wirkte er irgendwie eher wie einer dieser überkandidelten Modedesigner, die sich für etwas Besseres hielten. Nur aufgrund seines Outfits sah man ihm den Kellner an. Auch sein Gesichtsausdruck wirkte in den ersten Sekunden irgendwie herablassend auf Mamoru. Doch schon bald zeigte sich, dass der Typ auch lächeln konnte. Er senkte kurz sein Haupt zur Begrüßung und stellte sich dann vor: "Ich wünsche einen guten Abend. Mein Name ist Adam Smith, und ich heiße Sie herzlich willkommen in der Tenebrae." "Tja, Leute", meinte Jan mit einem Grinsen. "Das ist mein großer Bruder. Er ist zwar meistens ziemlich trocken und langweilig, aber man kann ganz gut mit ihm leben. So was kennt ihr bestimmt auch." Blitzschnell drehte sich Adam zu Jan und zischte ihn an: "Jas ... Jan! Wie redest Du mit unseren Gästen?!" "Aber sie selbst haben es mir doch angeboten...", verteidigte sich der Jüngere. Doch das ignorierte Adam vorerst. "Ich bitte Sie inständig darum, meinem dummen, kleinen Bruder zu vergeben. Er weiß es nicht besser. Hat keine Ahnung von der Welt..." Rick winkte ab. "Det is wie der Junge..." "Er heißt Jan", fiel ihm Mamoru ins Wort. "...gesacht hat, wa? Wir ham keen Bock nich auf so'n überhöflichen Scheißdreck. Gilt auch für Dich, Großer. Ich bin Rick. Det sind meine Schwester Tony, die Fala, die Elly und der Kleene." "Ich heiße Mamoru!!!", beharrte der Herr der Erde mit finstrer Miene. "Und ich heiße Elyzabeth!!!", regte sich Elly auf. "Aber se ham nix dagegen, wemma se Kleener und Elly nennt..." "HABEN WIR DOCH!", kam es wie aus einem Mund. "Ricky, vielleicht solltest Du das tatsächlich besser bleiben lassen...", schlug Tony vor. "Ja, genau", grinste Mamoru, "Rickyboy." "Kleener, det is keene so gute Idee, meine Grenzen zu testen...", grummelte der Angesprochene. "Was wäre Dir dann lieber?" Mamoru war so richtig schön gehässig in Fahrt. "Freddyboy?" So schnell, dass das menschliche Auge die Bewegung kaum wahrnehmen konnte, griff Rick quer über den Tisch, packte den Herrn der Erde am Kragen und zog ihn an sich heran. Seine Augen blitzten vor Wut. "Wat haste gesacht?" "Nichts", ächzte Mamoru. "Gar nichts." "Dann is ja gut. Ich hoff, det bleibt bei diesem nix." "Rick, lass ihn los", forderte Fala leicht entnervt. "Du brauchst Dich gar nicht wundern, wenn Du irgendwann die Retourkutsche bekommst, wenn Du denkst, Du könntest Dir alles rausnehmen." Rick ließ derweil Mamoru wieder los, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und grinste schon wieder fröhlich. "Ich will bloß klarstelln, det ich mir nich allen Scheiß bieten lass." Jan und Adam, die sich das Ganze schweigend und mehr oder weniger entsetzt angesehen hatten, fingen sich nun allmählich wieder. Kurze Auseinandersetzung, klarer Sieger, alles wieder im Lot. Die beiden zogen sich nun Stühle heran und setzten sich zu ihren Gästen an den Tisch. Auch Mamoru hatte sich schon wieder erholt und führte nun das Gespräch fort: "Wie kürzt man eigentlich Fala ab? Fa? Fal? La? ...Oder ist Fala schon eine Abkürzung?" Sie bedachte ihn mit einem Blick, den man wohl kleinen, dummen Kindern schenkte, die fragten, ob der Storch tatsächlich die Babys brachte. "Fala ist und bleibt der vollständige Name." "Tschuldigung", meinte er kleinlaut und zog den Kopf ein. Fala winkte ab. "Geht schon klar." Dann wandte er sich Elly zu. "Du bist so still, Elyzabeth. Sag doch auch mal was." "Ich denke gerade nach." "Worüber?" "Wie man Deinen Namen am passendsten abkürzen könnte." "Gar nicht." "Doch, möglicherweise schon...", überlegte sie. "Vielleicht Moru?" "Oh ... nein ... bitte nicht." Fala lächelte ihn an und meinte: "Ich finde die Idee süß. Warum nicht Moru?" "Das hat einen ganz einfachen Grund...", erläuterte er, "...das japanische Wort bedeutet - zum Beispiel bei einem Schiff - . Das deckt sich ja so überhaupt nicht mit der originalen Bedeutung. heißt nämlich übersetzt . Ich halte diese Sache mit der Abkürzung für eine schier grausame Idee. Bleiben wir beim Original." "Oder bei !", grölte Rick lauthals. Er lachte und klopfte sich auf den Schenkel. Jan kicherte leise. Er schien sich in dieser illustren Runde königlich zu amüsieren. Adam hingegen saß stocksteif auf seinem Stuhl und wusste ganz offensichtlich nicht so recht, was er tun solle. Er musterte seine Gäste, und bemühte sich, es möglichst unbemerkt zu tun. Er fühlte sich nicht ganz wohl in seiner Haut. Es schien fast, als sei etwas ganz und gar nicht so, wie es geplant war. Irgendwas an diesen beiden Fremden war merkwürdig, das war ihm von Anfang an aufgefallen. Aber was bloß? Sie waren einfach nur Menschen. Es war sich sicher, ihnen niemals begegnet zu sein. Und doch bestand da das beklemmende Gefühl, sie seit sehr langer Zeit kennen zu müssen. Seltsam. Extrem vorsichtig öffnete es seinen Geist und tastete nach dem Bewusstsein desjenigen, der sich als Adam vorgestellt hatte. Es hatte den Eindruck, als könnte er gefährlich werden für die gesamte Mission. Doch mit den schwachen Mitteln, derer es sich momentan bediente, konnte es die geistige Barriere zu diesem Mann nicht knacken. Und momentan konnte es nicht riskieren, mehr Kraft für dieses Vorhaben aufzuwenden. Denn ab einem gewissen Punkt wäre es nicht mehr geheim geblieben. Ab einem gewissen Punkt hätte auch ein Normalsterblicher gespürt, dass etwas anders war. Die Menschen mochten schwach und unwissend sein, doch ihre Instinkte, wenn auch uralt und längst verkümmert, waren noch existent. Und einigermaßen funktionstüchtig. So sehr es sich auch anstrengte, und so vorsichtig es auch war, es konnte nicht in das Innere des Bewusstseins dieses Mannes eindringen. Doch auf der anderen Seite spürte es weder eine nennenswerte Aktion zur Verteidigung, noch einen Gegenangriff auf geistiger Ebene. Es schien, als würde Adam nichts von der psychischen Offensive bemerken. Als wüsste er gar nicht, dass es so etwas gab. Woher sollte er das auch wissen, er war doch nur ein Mensch? Aber etwas schien ihn dennoch zu beschützen. Durchaus gab es einige Normalsterbliche, die schlicht und ergreifend nicht leicht angreifbar waren. Dann kamen viele Faktoren zusammen, die den Körper gemeinsam stärkten und beschützen: Diese Leute waren rundum gesund, kräftig und besaßen Kondition, Selbstbewusstsein und Konzentration bis zum Abwinken. Schwache geistige Angriffe wurden da ebenso leicht hinweggefegt wie Bakterien, die in den Körper eindringen wollten. Und anscheinend war es gerade wieder auf einen solchen starken Menschen gestoßen. So was nannte sich Künstlerpech. Da konnte man leider nichts anderes machen als aufgeben. Es zog seine geistigen Fühler wieder zurück und errichtete eine Barriere um die eigene Welt des Bewusstseins. Es schirmte sich ab, um für einen möglichen, plötzlichen Angriff gewappnet zu sein. Es war enttäuscht. Eigentlich hatte es mehr erwartet. Nun hatte es keine andere Wahl, als sich für heute zurückzuziehen. Immerhin war es auf einer wichtigen Mission; was kümmerten da ein paar wertlose Menschen? Alles, was wirklich zählte war er: Der Herr der Erde. Und seine Energien. Irgendwann, nach einigen Stunden des Gesprächs und des Trinkens, verabschiedeten sich die fünf Freunde wieder von der Tenebrae. Es war schon mitten in der Nacht, als sie sich auf ihre Pferde schwangen und in Richtung Heimat ritten. Doch sie hatten Glück. Der Mond schien hell über ihnen und die Sterne flackerten am Himmel, wie Mamoru es nur selten zuvor in seinem Leben gesehen hatte. Nur leider hatte er wenig Zeit, sich das alles anzuschauen. In erster Linie musste er sich auf sein Pferd Hyperion konzentrieren. Das Gelände war alles andere als eben, und der noch unerfahrene Reiter wollte nicht riskieren, dass sein Pferd stolperte und es für die beiden ein unsanftes Ende gab. Dennoch war es ein erhebendes Gefühl, durch die doch sehr kühle Nachtluft zu reiten, in dieser für Mamoru noch sehr fremdartigen Welt. Es roch nach trocknem Gras und nach Abenteuer. Er seufzte zufrieden. Nach der Ankunft auf der Mustang-Ranch, nachdem er seinen Hyperion versorgt hatte und nachdem Tony ihn auf ihrem Diablo nach Hause auf die SilverStar-Ranch gebracht hatte, sank er glücklich und unsäglich müde in sein Bett. Und er träumte von einer Mondprinzessin, die auf einem schneeweißen Pferd ritt, und ihn daran erinnerte, den Heiligen Silberkristall zu suchen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)