Eternity von Purple_Moon (Der Prinz und sein Drache) ================================================================================ Kapitel 7: Falle ---------------- Kapitel 7: Falle "Die Lektüre muss ja unheimlich spannend gewesen sein," bemerkte Eikyuu am nächsten Morgen. Valerian gähnte. "Ja... Sag mal, warum hat deine Mutter dich als Mensch geboren, obwohl die meisten Drachenfrauen lieber Eier legen?" Der Magier hob eine Augenbraue. "Was du alles wissen willst... Hm, keine Ahnung. Sie gab mich in die Obhut von Freunden, die schon ein Baby hatten, denn niemand durfte erfahren, dass ich ein Volldrache bin. Es gab schon immer jemanden, der die Unsterblichkeit suchte, aber besonders den Clan der Donnerflügel. Sie haben keinen vollblütigen Nachfahren mehr. Seit Generationen paaren sich die Draconer dieser Rasse untereinander, in der Hoffnung, dass jemand einen Volldrachen gebiert." "Die Donnerflügel sind die mit den nach vorne gebogenen Hörnern und den großen Dornen an den Flügeln, nicht wahr?" erinnerte Valerian sich. Eikyuu nickte. "Claudius ist auch so einer. Doch wie viele vor ihm gibt auch er sich nicht mit der Aussicht zufrieden, eventuell ein unsterbliches Kind zu zeugen. Er will selbst ewig leben. Dazu benötigt er den Kelch. Und mich." Valerian runzelte die Stirn. "Und diese Gladys? Ist die auch eine Draconerin?" "Soweit ich weiß, ist sie eine sterbliche Nachfahrin von Kokyuu. Choukyuu und er gehörten zur Familie der Seelenleser," gab der Magier Auskunft. Sein Gesicht wurde sehr ernst. "Ihre spezielle Gabe hat sich bis zu Gladys in der Linie vererbt. Die Seelenleser können seelisch kranken Personen helfen, indem sie in ihre Seele blicken und die Ursache des Problems aufspüren. Aber diese Gabe lässt sich auch grausam missbrauchen, Val. Gladys kann aus dir ein Wrack machen, ohne dich anzufassen. Wie ich ist sie gut im Gedanken Lesen. Ich habe dir schon zu viele Geheimnisse offenbart, aber solange du mich nicht in meiner Drachengestalt gesehen hast, kann sie nicht sicher sein, dass wir dir nicht irgendwelche Lügen aufgetischt haben, um sie zu täuschen. Allerdings... könnte sie merken, dass du unsterblich bist. Das war nicht geplant..." "Nun, ich kann ja nicht wissen, ob ich wirklich dein Blut getrunken habe, als ich ohnmächtig war," überlegte Valerian. "Wer weiß, vielleicht war es Noctivagus' Blut? Es würde zu ihm passen, wenn er ein Nachtgänger wäre." "Falsch. Ich bin ein Flammentänzer." Valerian fuhr zusammen und wandte sich zur Tür um. "Oh... du bist ja auch noch da, Noctivagus!" "Was denkst du, wo ich hingehe?" Der Schattenmagier gesellte sich zu ihnen und stellte einen großen Eimer mit Fischen auf den Tisch. Aus seiner Umhängetasche holte er eine Anzahl dunkelroter Beeren. "Hier, füll die Fische damit. Schmeckt klasse, sage ich dir. Ich mach schon mal das Feuer an." Und er ging wieder hinaus, gefolgt von Valerians ungläubigem Blick. "Ein Flammentänzer?!" "Traust du ihm nicht zu, dass er über glühendes Gestein geht?" hakte Eikyuu nach. Valerian ersparte es sich zu erwähnen, dass er Noctivagus eigentlich für einen reinrassigen Menschen gehalten hatte. Auf jeden Fall konnte der dunkle Magier gut kochen. Der Fisch schmeckte mit den Beeren wirklich lecker. "Warum bist du ein Schattenmagier, wenn du dem Element Feuer von Natur aus zugetan bist?" fragte Valerian. "Ich habe eine Gabe für Feuer, aber das heißt nicht, dass ich auch ein Talent für Feuermagie habe. Schatten fand ich viel cooler," sagte Noctivagus. Er sah sogar im hellen Sonnenlicht wie ein alles Licht absorbierender Fleck in der Landschaft aus. "Die Flammentänzersippe hat mich aufgezogen," warf Eikyuu ein. "Seither habe ich immer einen von ihnen an meiner Seite, zu meinem Schutz. Nicht, dass ich es noch immer nötig hätte, aber das Leben ist angenehmer mit etwas Gesellschaft." Gerade als er das sagte, hörten sie Flügelschläge näher kommen, Kurz darauf landete ein geflügeltes Pferd am Strand. Sie liefen dem Reiter entgegen: Es war Undan. "Valerian! Ich habe eine Nachricht für dich. Dein Vater lässt dich rufen, er ist sehr krank." Der Prinz erschrak zuerst, doch dann flog sein Blick zu Eikyuu. "Könnte das eine Falle sein?" "Ich habe mit seiner Majestät persönlich gesprochen, und er sah nicht gut aus," versicherte Undan. Valerian zögerte. "Ich begleite dich, entschied Eikyuu an seiner Stelle. Als der Prinz sich umwandte, um nach Noctivagus zu sehen, entdeckte er einen baumhohen Drachen, der gerade aus dem Wald schritt. Seine Schuppen waren schwarz und schimmerten im Licht rot. Seitlich am Kopf hatte er jeweils drei nach hinten weisende Hörner von unterschiedlicher Größe, die inneren waren am längsten und nach außen hin wurden sie kürzer. Undans Pferd wich ängstlich zurück und der Wassermagier auch. Der Drache senkte den Kopf und ließ sich von Eikyuu ein wenig streicheln, ehe der Magier auf seinen Rücken kletterte. "Komm, Valerian, Worauf wartest du?" "Ich hasse Flugreisen," murmelte der Prinz. Eikyuu hatte sich nicht extra für den königlichen Besuch in Schale geworfen, aber seinen Umhang trug er, als er mit seinem Lehrling das Schloss betrat, und natürlich lange Hosen und seine Stiefel, damit man die Schuppen an seinen Beinen nicht sah. Die Wachen am Schlosstor ließen Valerian und Eikyuu ungehindert passieren, aber sie machten einen merkwürdigen Eindruck. Der Prinz konnte es nicht erklären, dafür aber der Allmagier. "Sie werden kontrolliert, zum Teil durch Magie und zum Teil durch Gladys' Gabe. Vermutlich sind sie sich der Tatsache nicht bewusst, dass im Schloss etwas nicht stimmt. Wir können das jetzt nicht ändern," murmelte Eikyuu leise, so dass nur sein Schüler es hörte. Varenor nahm die beiden in Empfang. "Oh, dein Meister hat dich ja doch noch nicht verstoßen," spottete er. "Findest du das jetzt angebracht?" motzte Valerian. "Führe mich zu Vater!" "Aber sicher, großer Zauberer," entgegnete der Kronprinz ironisch. Sein Bruder warf ihm einen tadelnden Blick zu. In Athrya war *Zauberer* ein Begriff für die Leute, die auf dem Jahrmarkt kleine Tricks vorführten, die nichts mit wahrer Magie zu tun hatten. Es zu einem Magier zu sagen, war eine schwere Beleidigung, aber Valerian verkniff sich einen Kommentar, weil Varenor ihn vermutlich nur provozieren wollte. //"Er benimmt sich nicht gerade so, wie man es von einem besorgten Sohn erwartet. Sieh dich vor,"// warnte Eikyuu ihn telepathisch. //"Bist du in Ordnung? Du hattest schon lange keine Probleme mehr wegen des Kelches,"// erkundigte der Prinz sich auf die gleiche Weise. //"Es geht. Wenn es eine Falle ist, schnappst du dir meinen Umhang und verschwindest. Ich gebe dir Rückendeckung. Widersprich mir nicht!"// Diese Antwort gefiel Valerian nicht, aber er nickte bloß in Gedanken. Das Schloss wirkte verlassen, was völlig untypisch war. Normalerweise rannten immer irgendwelche Bediensteten hin und her. Eine seltsame Aura erfüllte das Gemäuer, und Valerian fühlte sich fremd an dem Ort, an dem er aufgewachsen war. Der König war in einem speziellen Zimmer des Schlosses untergebracht, das extra für Kranke eingerichtet worden war. Es konnte völlig isoliert werden, falls dies durch eine ansteckende Krankheit nötig wurde. Um Attentätern die Arbeit zu erschweren, befand es sich in einem der Türme, und das Fenster war von innen vergittert und nicht zu öffnen bis auf einen kleine Klappe, durch die frische Luft hereinkam. Als Valerian den Raum betrat, empfand er diese Sicherheitsmaßnahmen jedoch als nachteilig. Er sah sich um. Die Wände waren mit bunten, mystischen Bildern bemalt. Normalerweise kam niemand ohne Grund hierher, deshalb hatte Valerian die Malereien bisher nie bewusst betrachtet, und selbst wenn, hätten sie ihm nicht viel gesagt. Doch nun war es anders. Die Gemälde erinnerten ihn an das Buch. Sie zeigten alle Arten von Drachen. Er erkannte Kokyuu, und neben ihm war ein anderer seines Clans zu sehen, purpurfarben. Er hielt den Schokoladenkelch in seinen Pranken, und neben seiner linken Schulter, im Schutz des großen Flügels... Valerian sah genauer hin. Da war ein Mensch, der die Kleidung eines Allmagiers trug. Seine rechte Hand lag am Hals des Drachen, als wäre er sein bester Freund. In der anderen Hand hielt er die Krone Athryas, doch er hielt sie von sich weg. Dieses Symbol war Valerian von anderen Bildern geläufig, so wurde oft jemand dargestellt, der von königlichem Blute war, aber nicht den Thron erbte. Die anderen Drachen gruppierten sich teilweise um dieses Bild herum: ein dunkelroter Flammentänzer, ein goldbrauner Donnerflügel... Letzterer hatte irgendwie eine nicht sehr Vertrauen erweckende Haltung, sondern schien sich fast auf die anderen stürzen zu wollen. Drohend zeigte er seine Zähne... Eikyuu stieß Valerian an. Der Prinz kehrte schlagartig in die Realität zurück und wandte sich seinem kranken Vater zu, der blass und schwach inmitten dieses prunkvollen Zimmers in seinem breiten Bett lag. Vinzenzian streckte eine zitternde Hand aus. "Mein Sohn... Ich bin froh, dich noch einmal wieder zu sehen. Du hast die Gemälde bemerkt. Sie erzählen eine Prophezeiung, die so alt ist wie ich." "Kein Sohn Vinzenzians wird den Thron erben..." keuchte Valerian erbleichend. Sein Vater nickte. "Offensichtlich kennst du sie auch. Dann weißt du, dass du Athrya retten wirst." "Aber Varenor..." begann Valerian, doch der König hob die Hand und gebot ihm zu schweigen. "Er ist nicht mein Sohn. Bintea war schwanger, als ich sie heiratete. Das ganze Volk glaubt, dass ich sie zur Frau nahm, um einen Skandal zu verhindern. Aber das Kind war nicht von mir. Sie weiß nicht, dass ich das weiß. Vielleicht ist sie auch gar nicht an der Verschwörung beteiligt, die hier läuft..." Er hustete vor Anstrengung. "Vater, reg' dich nicht auf," bat Valerian. Der König lächelte nachsichtig. "Mein Junge, hast du es nicht verstanden? Ich muss sterben, damit sich die Prophezeiung erfüllt. Deine Feinde wissen das, und dein Drache weiß es auch." Er wandte sich an Eikyuu. "Ich verlasse mich auf Euch, Magier. Ich verlange viel von Euch, vergebt mir." Eikyuu ergriff seine Hand und küsste sie ehrerbietig. "Bittet mich nicht um Vergebung, Majestät. Ich stehe in Eurer Schuld." Valerian war überrascht. So ehrfürchtig war sein Meister doch sonst nie. "Geh jetzt," sagte Vinzenzian zu seinem Sohn. Der Prinz erstarrte. "Was? Aber..." "Wenn sie dich hier erwischen, werden sie dein Gehirn auseinander nehmen, um an Informationen zu gelangen. Das möchte ich dir lieber ersparen," drängte nun auch Eikyuu. Varenor klopfte in diesem Moment an die Tür. "Mein Vater braucht Ruhe, Eikyuu. Bitte eist Valerian von ihm los." "Ja, verstanden," rief der Magier. Er gab seinem Lehrling den schwarzen Umhang und nahm sich dafür Valerians braunen. "Flieh mit dem Kelch. Versuch zu Noctivagus durchzukommen und traue sonst keinem. Mach dir keine Sorgen um mich, sie brauchen mich lebend." Er ging zur Tür und legte seine Hand auf die Klinke. Valerian hielt sich dicht bei ihm. "Leb wohl, Vater," sagte er, sich noch einmal umblickend. Vinzenzian konnte ihm nur noch zunicken. Eikyuu zog die Tür auf. Auf der anderen Seite stand ein fast zwei Meter großer, kahlköpfiger Mann. Valerian fiel sofort auf, dass der Typ Varenor sehr ähnelte; er hatte die gleichen Glubschaugen und Segelohren. Nur dass seine Segelohren spitz zuliefen, außerdem trug der Mann einen golden funkelnden Umhang und eine Art Krone, in die ein Unendlichkeitssymbol eingearbeitet war. Das musste dann wohl Claudius sein. Der Draconer lächelte spöttisch. "Jetzt sag nicht, dass du überrascht bist, Eikyuu." "Nein, bin ich nicht," entgegnete der Magier und stürzte sich mit der Schulter voran auf seinen Feind, um ihn aus dem Weg zu schubsen. Valerian überlegte nicht lange und rannte an den beiden vorbei zu den Treppen. Er wollte nach ganz oben, dort konnte er sich von Noctivagus auflesen lassen. Einige Leute stürmten an ihm vorbei, griffen ihn jedoch nicht an. Das wunderte ihn zunächst, doch als er die Stufen zum Turmdach hinauf hastete, bemerkte er verschiedene Zauberbanne, die er durchbrach wie Spinnweben. Sie hatten offenbar nichts von seinem Talent gewusst und geglaubt, dass er in die Falle laufen würde. Aber er erreichte das Dach und rief nach Noctivagus, der in seiner Drachengestalt über dem Schloss gekreist hatte. Nun landete er kurz und ließ Valerian aufsteigen, ehe er davonflog, so schnell er konnte. Er wartete nicht auf Eikyuu. Der Allmagier wusste von Anfang an, dass er geliefert war. Aber er machte es seinen Feinden so schwer wie möglich und tötete vier Magier aus Claudius' Gefolge, ehe die Übermacht ihn überwältigen konnte. Es war sein Vorteil, dass man ihn unbedingt lebend fangen musste. Acht weitere Gegner mussten ihre Wunden behandeln lassen, die meisten anderen hatten leichte Verletzungen. Eikyuu selbst war kaum angekratzt, nur erschöpft, als Claudius ihn schließlich mit einem magischen Blitzangriff niederstreckte. Sofort waren die Helfershelfer über ihm und legten ihn in Ketten. Claudius persönlich legte ihm mit einem feinen Lächeln auf den Lippen ein unscheinbares Banneisen um den Hals. "Das war's, mein Lieber." "Die Prophezeiung erfüllt sich. Mach dir keine Hoffnungen," meinte Eikyuu gelassen. Claudius behielt sein Lächeln bei. "Ich hörte, du hast eine ziemlich hohe Schmerzgrenze, kleiner Drache. Oder solltest du doch nur ein Draconer sein? Nun, wir werden es bald wissen. Spätestens, wenn dieser Prinz zu deiner Rettung herbeieilt. Er ist deine Schwäche und mein Trumpf. Hast du's mit ihm getrieben, hm? Varenor, bring deine Mutter her." Der jüngere Prinz verzog sich. Claudius sah sehr zufrieden aus. "Nein, falls du das denkst, Bintea ist nicht meine Verbündete. Ich habe sie überfallen und vergewaltigt, als bekannt wurde, dass sie des Königs neue Flamme ist. Aber meinen Sohn habe ich vor fünf Jahren in meine Pläne eingeweiht." "Warum hast du Valerian nicht als Kind ermordet?" fragte Eikyuu. "Das kannst du dir doch denken, genau wie du immer ahntest, dass Varenor mein Sohn ist. Ich wusste, dass du dir den Jungen irgendwann holen würdest, und darauf habe ich nur gewartet. Er ist ein pflichtbewusster junger Mann, aber auch sehr unvernünftig. Er wird versuchen, dich zu retten, und mir den Kelch frei Haus liefern. Und ohne ihn hätte ich dich nie in die Finger gekriegt. Gladys wird entzückt sein, das zu erfahren. Sie wird morgen hier eintreffen. Es macht sicher Spaß, deine Intimgeheimnisse bloßzulegen, bin gespannt, wie viel dir der Junge bedeutet." Claudius lachte leise. "Vater, hier ist sie," ließ sich Varenor vernehmen. Er hatte Bintea auf den Gang gebracht. Ihre Hände waren auf den Rücken gefesselt. Claudius förderte einen Zinnbecher aus dem Schatten seines Umhangs zutage und zog einen Dolch aus seinem Gürtel. "Na, mal sehen. Draconerblut ist nicht giftig, es verursacht lediglich ein paar Gesundheitsstörungen, wenn man es nicht in Massen trinkt. Drachenblut jedoch tötet bereits in kleinsten Mengen..." Er zerfetzte Eikyuus Hemd und zog ihm die Dolchklinge über die Brust. Etwas von dem hervorquellenden Blut fing er in dem Becher auf. "Bintea, Schätzchen, komm her." Varenor schubste sie vorwärts. Nein, sie war gewiss keine Mitverschwörerin, Eikyuu konnte es in ihren Augen lesen. "Nein, bitte; das ist nicht nötig," sagte er leise. Claudius grinste ihn an. "Ah, ist das so? Sprich doch weiter, damit wir uns auch nicht missverstehen." Eikyuu seufzte ergeben. "Ich bin ein Drache. Kein Draconer." "Fein. Dann wäre das ja geklärt. Wachen! Bringt die Königin in ihr Gemach zurück!" befahl der Allmeister erfreut. Er reichte Varenor den Becher. "Warum gibst du das nicht dem König, mein Sohn? Wir brauchen ihn jetzt nicht mehr." Eikyuu erbleichte und versuchte reflexartig, sich von seinen Bewachern zu befreien, doch ohne Erfolg. Er flehte nicht um das Leben des Königs. Claudius hatte zweifellos von Anfang an geplant, ihn zu ermorden, also machte es keinen Unterschied. Da er seinem Feind die Genugtuung nicht gönnte, ließ dieser ihn in den Kerker bringen und erlaubte den Wachen, ihn zu foltern, solange er dabei am Leben blieb. Als Eikyuu aus seiner Hörweite gebracht worden war, griff Claudius sich einen der Magier, die für ihn arbeiteten. "Wo ist Prinz Valerian? Er kann doch nicht entkommen sein! Sucht das Schloss nach ihm ab, wahrscheinlich versteckt er sich irgendwo. Aber tötet ihn erst, wenn ihr den Kelch habt!" "Ja, Herr!" Der Magier eilte davon, gab die Anweisungen an seine Kollegen weiter. Claudius war trotz seines Erfolges übel gelaunt und überlegte, ob er das nicht an seinem Gefangenen auslassen sollte, doch er wollte ihm nicht zeigen, dass er sich ärgerte. Noctivagus und Valerian kehrten zurück zu Eikyuus Insel, wo Undan die Stellung gehalten hatte. Was hätte er auch sonst tun können - das Pferd hatte ihn verlassen und er wollte nicht zum Festland schwimmen. Also aß er gerade die Reste der gefüllten Fische, als der Prinz eintraf. "Ihr seid ja schon zurück," stellte er fest. "Es gab einen kleinen Zwischenfall," sagte Valerian ausweichend. Noctivagus traf kurz nach ihm ein, da er sich im Wald zurückverwandelt und angezogen hatte, schließlich machte die Kleidung die Verwandlung nicht mit. Valerian war völlig aufgelöst und ratlos. Er fühlte sich allein gelassen und hilflos und hatte keine Ahnung, was zu tun war. "Hey, jetzt reg' dich mal ab," schlug Noctivagus vor. "Du musst jetzt vor allem Ruhe bewahren. Denk dir einen Plan aus, bevor du handelst." "Aber in der Zeit werden sie Eikyuu foltern, oder etwa nicht? Wir müssen ihn so schnell wie möglich retten!" rief der Prinz verzweifelt. "Nein! Sie können ihn nicht so sehr foltern, dass er zusammenbricht. Und sie werden ihn nicht töten. Hast du verstanden, Val? Du musst dir ausreichend Zeit zur Planung nehmen!" beschwor der Schattenmeister ihn. "Aber diese Gladys hat grausame Fähigkeiten, er hat mich eindringlich vor ihr gewarnt!" jammerte Valerian. Noctivagus seufzte. "Ja, sie hat gefürchtete Kräfte, weil sie von Kokyuu abstammt, einem Seelenleser. Aber sie ist nur ein Mensch. Gegen einen wahren Seelenleser hat sie keine Chance." Valerian starrte den dunklen Magier fassungslos an. "Dann ist das auf dem Gemälde, der so aussieht wie Kokyuu in anderer Farbe... das ist wirklich Eikyuu?" "Ich bin nicht ganz sicher, was du meinst, aber hast du noch nicht bemerkt, dass Choukyuu, Kokyuu und Eikyuu alle die gleiche Namensendung haben?" "Ich dachte, das wäre Zufall." "Falsch." Noctivagus suchte Teekräuter zusammen. "Er wollte nicht, dass du seine Drachengestalt siehst, denn wenn es dich an seiner Stelle erwischt hätte, könnte Gladys das in deinen Gedanken lesen. Aber solange du es nur von mir weißt, muss es nicht stimmen." "Ja, ich weiß. Er erklärte es mir so ähnlich." Der Prinz beruhigte sich allmählich. Noch nie in seinem Leben hatte er vor einem solchen Problem gestanden. Er überlegte krampfhaft, kam jedoch zu keinem zufrieden stellenden Ergebnis und trank deshalb erst einmal den Tee, den Noctivagus ihm gab. "Schlaf erstmal darüber," meinte der Magier. Dann wurde es Valerian schwarz vor Augen... *** Fortsetzung folgt. Namensbedeutung: Undan (hätte ich ja schon längst mal erwähnen können) leitet sich von lateinisch "unda" = "Welle" ab. Choukyuu ist natürlich japanisch und bedeutet "Ewigkeit". Das zweite der beiden Schriftzeichen ist dasselbe wie bei Eikyuu. Im Japanischen gibt es scheinbar manchmal verschiedene Wörter, die ähnlich geschrieben werden und etwa dasselbe bedeuten... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)