Sehnsucht im Herz von abgemeldet (Hoffnungsschimmer am Horizont) ================================================================================ Kapitel 68 ---------- Alle freuten sich und drängten sich um uns, um das glückliche Paar. Menschen, die ich noch nie gesehen hatte drückten mir die Hand und gratulierten mir zu meiner guten Wahl. Selbst Tina schüttelte strahlend meine Hand, doch als ich sie misstrauisch ansah winkte sie ab, "Lass uns vergangenes vergessen! Du wirst Ehefrau.... und ich bin es bereits!" Und schon schlenkerte sie mit ihrer Hand vor meiner Nase herum und tatsächlich thronte da ein riesiger Ring. Bestürzt sah ich mich nach Christoph um, doch Tina zog meine Aufmerksamkeit wieder auf sich: "Aber nein, du Dummerchen! Glaubst du echt, dass ich mich nach all dem immer noch mit diesem Waschlappen abgeben würde?? Mein Roman ist ein echter Mann. Seine Familie ist stink reich und er ist schon der Vizepräsident, nach seinem Vater, dem die Firma gehört. Aber ist ja schon 25, also wunder dich nicht." Ich gratulierte Tina flüchtig obwohl ich mir in Gedanken schon überlegte, wie lange es wohl zur Scheidung dauern würde... Einer nach dem anderen beglückwünschte mich und ich hatte das Gefühl ersticken zu müssen, als die Massen endlich nachließen und ich mich wieder frei bewegen konnte. Ich warf einen Blick auf Julian, der etwas von mir weg gedrängt worden war, doch er strahlte über das ganze Gesicht. Anscheinend hatte er alles erreicht, was er wollte. Aber warum war ich so betrübt? Endlich wurde es Abend und ein Gast nach dem anderen ging nach Hause. Zuletzt ging Julian, es wurde schließlich Zeit, dass er seine Eltern begrüßte. Ich atmete erleichtert auf, endlich wieder alleine zu sein. Obwohl ich müde war beschloss ich noch ein wichtiges Gespräch zu erledigen. Als meine Eltern schliefen schlich ich langsam die Stiegen hinunter und blieb zaghaft vor der Türe stehen. Ich wollte gerade anklopfen, als mir jemand von hinten auf die Schulter tupfte. Erschrocken fuhr ich herum und sah in Christophs blaue Augen. Er wandte seinen Blick sofort von mir ab und ging auf seine Türe zu. Ich fühlte mich absolut miserabel, doch was sein muss, muss sein. "Christoph, warte kurz.", bat ich ihn mit schwacher Stimme. Christoph blieb kurz auf der Schwelle zu seinem Zimmer stehen, dann drehte er sich endlich zu mir um. Sein Blick war leer und ich konnte nicht die geringste Regung in ihm erkennen, als er sagte: "Es tut mir Leid, das ich dir bisher noch nicht gratuliert habe, aber ich musste vorher wieder weg. Aber jetzt geht es ja: herzlichen Glückwunsch zu deiner Verlobung." Ich konnte es einfach nicht fassen. Er war schon immer ein Meister im Gefühle vortäuschen, und verbergen, aber das her gab mir den Rest. Ich bin eigentlich zu ihm gegangen, um zu sehen, was die Gefühle am Nachmittag, als ich ihn wieder sah, bedeuteten, doch das hier hatte ich nicht erwartet. Konnte es sein, dass ihn das ganze wirklich so unberührt ließ? Hatte er es so schnell überwunden? "Meinst du... ist das... ist das dein Ernst?", brachte ich leicht schluchzend hervor. Ich wusste selbst nicht was mich ritt, aber es tat höllisch weh, ihn so gleichgültig zu sehen. Irgend etwas in Christophs Augen blitzte auf. Er sah sich kurz um und packte mich am Arm. Widerwillig ließ ich mich von ihm in den Garten zerren. Er stieß mich auf eine Bank, die außer Hörweite unseres Hauses war. Während ich schluchzend auf die Bank fiel stampfte er um die Bank herum. Er schien sehr aufgebracht und machte mir Angst, zum ersten Mal seit so langer Zeit, spürte ich wieder diese gewisse Gefahr, die von Christoph oft ausging. "Christoph...", versuchte ich ihn zu besänftigen. Ich schaffte es tatsächlich ihn zum Stehen zu bringen, doch anstatt, das wir nun reden konnten, fuhr er mich an: "Verdammt Lea! Was treibst du eigentlich für kranke Spielchen?", schrie er mir fast schon ins Gesicht. Ich zuckte unter seinen harten Worten zusammen, nie zuvor hatte ich ihn so aufgebracht gesehen. "Du hast mich überhaupt nicht mehr angerufen, gut. Du hast versäumt mir mitzuteilen, dass wir nicht mehr zusammen sind, gut. Du bist wieder mal mit Julian zusammen gegangen, gut. Du hast dich mit Julian verlobt, auch gut. Aber verdammt nochmal warum kommst du jetzt wieder zu mir? Quälst du deine Mitmenschen absichtlich so sehr?" Erschöpft sackte er auf die nasse Wiese und blieb ganz still sitzen. Ich konnte ihm nicht antworten. Ich fühlte mich elend in meiner Haut und verabscheute mich selbst. Christoph hatte recht, ich spielte wirklich mit den Gefühlen anderer, aber ich wusste es nicht besser. Leise Tränen rannen an meiner Wange hinunter. Als Christoph mich kurz ansah seufzte er vernehmlich, stand dann aber auf und setzte sich zu mir auf die Bank. Behutsam legte er seinen Arm um meine Schulter und wiegte mich leicht hin und her. "Tut mir Leid, dass ich dich so angefahren habe. Das ganze hat mich ziemlich überrumpelt." Ich schloss die Augen um mich selbst zu beruhigen. Es war ein so wundervolles und vertrautes Gefühl hier wieder in seinen Armen zu sein. Es fühlte sich so richtig an. Aber was dachte ich da? Ich war verlobt! Trotzdem konnte ich es nicht bei mir halten: "Es ist schön, wieder hier bei dir zu sein...." Christoph hielt abrupt in der Bewegung inne. Mit einem Mal drückte er mich von sich und zwang mich ihn anzusehen. "Was wird das hier schon wieder?", fragte er mich und erneut flackerte Wut in seinen Augen auf. "Christoph.... ich...", stammelte ich hilflos, da ich selbst nicht wusste was ich denken und fühlen sollte. Aber Christoph schüttelte vehement den Kopf. "Nein!", fuhr er mich erneut an, "Seit einem Jahr oder so hast du fast nichts mehr mit mir gesprochen, weil du mit Julian zusammen warst, du bist zwar zu feige gewesen, mir die Wahrheit zu sagen, aber Lea, ich bin nicht blöd! Ich habe mir schon gedacht, dass da irgend etwas zwischen dir und Julian läuft. Zugegeben, ich hätte nie gedacht, dass es so weit geht, aber ich habe versucht mich auf den Tag vorzubereiten. Ich würde dich entweder mit offenen Armen empfangen, wenn du nicht mit Julian kommen würdest, und wenn doch, würde ich endlich einen Schlussstrich ziehen. Und das tue ich jetzt! Keine Spielchen mehr, Lea! Es reicht!" Entschlossen sprang er auf und stürmte davon. Von diesem Abend an ging Christoph mir aus den Weg, und wenn wir uns doch einmal auf dem Gang begegneten wich er meinem Blick aus. Doch wenn ich hin und wieder einen Blick erhaschen konnte, wünschte ich immer, es wäre mir nicht gelungen, denn was ich in Christophs Augen sah schnürrte mir die Kehle zu. Ich hasste mich selbst, dafür dass ich etwas so Schönes zerstört hatte und einen so lieben Mann verletzt hatte. Nach knapp zwei Wochen verkündete Christoph beim Frühstück, er würde zu einem Freund ziehen und ich fühlte mich für diese Entscheidung verantwortlich. Ich redete mir tagtäglich ein, dass der Schmerz, den seine Abwesenheit in mir hervor rief, nur melancholische Erinnerungen an frühere Zeiten wären, doch schrie irgend etwas in mir immer auf, es ist Liebe, aber ich unterdrückte die Stimme. Ich würde Julian heiraten, und folglich liebte ich auch Julian! Aber trotzdem trug ich von diesem Abend an immer den kleinen Ring von Christoph in einem Täschchen bei mir. Julian und ich sahen uns fast täglich und er schaffte es immer wieder mich von meinen Gedanken abzulenken. So verflog die Zeit schnell, und im Nu war der Morgen meiner Hochzeit da. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)