Sehnsucht im Herz von abgemeldet (Hoffnungsschimmer am Horizont) ================================================================================ Kapitel23 --------- Er setzte sich gerade auf und strich sich wieder durchs Haar. "Hmm... Hab ich das wirklich gesagt... ?" Ich dachte, er wollte mir ausweichen und stieß ihn freundschaftlich in die Rippen. "Na komm schon! Du hast nach dem ich dich geküsst habe gesagt, das du schon verliebt bist. Bitte, verrate mir, ich werde nicht weiter sagen." Paul wurde rot und lachte nervös. "Uh, das war... das war doch nur eine Ausrede, damit du nicht verletzt bist, ... also es war nichts weiter..." Mit gespielter Entrüstung sah ich ihn an. "Och, das find ich aber wirklich nicht nett, dass du mir nicht die Wahrheit sagen willst!" Als Paul wieder verlegen begannen alles abzustreiten unterbrach ich ihn gnädig. "Ist ja schon gut, ich gebe zu, wir kennen uns noch nicht so lange. Aber versprich mir, dass du es mir noch verrätst! Ja?" Paul schüttelte den Kopf "ich bin wirklich nicht..."- "Ich fragte: ja?" Paul kratzte sich im Nacken. "Schon gut, ich werd es dir erzählen, sobald ich mal verliebt bin." Zufrieden stand ich auf. "Schön, dann lass uns in die Klasse gehen, wir wollen Julian doch nicht mit Christoph alleine lassen." Paul lächelte verträumt. "Nein, dass wollen wir nicht." Ich hielt ihm die Türe auf und wir betraten die Klasse. Julian der sich tatsächlich gerade mit Christoph unterhielt, strahlte als er uns erblickte und ging auf uns zu. "Hallo!" wie aus einem Mund, hatten Paul und ich gleichzeitig gegrüßt und wir beide hatten den selben sehnsüchtigen Buick drauf und mit einem Schlag wurde es mir bewusst: Paul liebte Julian!! Mir blieb der Mund offen stehen und Paul bemerkte meine Reaktion, sofort erriet er, dass ich sein Geheimnis durchschaut hatte. Da betrat der Lehrer die Klasse. Paul flüsterte mir noch schnell ins Ohr: "Ich muss nächste Pause mit dir reden." Und verschwand auf seinen Platz. Ich nickte langsam, dass glaubte ich auch. Die folgende Stunde verging wie im Flug und schon läutete es wieder zu Pause. Die ganze Stunde über hatte ich mir den Kopf zermartert, wie ich diese dumme Situation lösen könnte, es war doch wirklich ärgerlich. Direkt nach dem Läuten stand Paul auf und verließ nach einem Wink die Klasse. Ich sprang auf und rannte ihm nach. Im Pausenhof setzten wir uns. Eine peinliche Stille entstand, während der ich meine Nägel begutachtete und Paul seine Haare glatt strich und aufstellte und glatt strich und aufstellte... Endlich räusperte er sich. "Also?" Fing er an, ohne mich anzusehen. Ich seufzte. "Also,... er ist es also... das könnte dumm ausgehen..." Paul stütze die Ellbogen auf die Knie und lehnte sich vor. Er seufzte ein paar mal auf und er tat mir furchtbar Leid. "Wie lange geht das denn schon?" Paul sah mich weiterhin nicht an, als er mir langsam antwortete. "Lange... ich weiß nicht genau, vielleicht ein Jahr, vielleicht zwei Jahre..." Ich lehnte mich zu ihm nach vorne, doch er wand sein Gesicht von mir ab. "Und ahnt er etwas... ?" Als Paul mir diesmal antwortete war das Zittern in seiner Stimme deutlich zu hören. "Nein, ich hatte nie den Mut ihm die Wahrheit zu sagen. Er ist ja schließlich hetero... Ich wollte unsere Freundschaft nicht gefährden, deshalb vertraute ich ihm nur die halbe Wahrheit an, also dass ich homosexuell bin... Mehr weiß er nicht und mehr soll er auch nicht erfahren." Ich nickte langsam, ich konnte ihn gut verstehen und ich hasste mich dafür, dass Julian Interesse an mir zeigte und ich verachtete mich selbst, weil ich seine Gefühle erwiderte, ich fühlte mich wie ein Mädchen, das einer Freundin den Freund ausspannt... einfach widerlich. Ich schüttelte meinen Kopf immer weiter und strich ihm über die Schulter. "Es tut mir so Leid..." Paul lachte traurig auf und drehte endlich sein Gesicht zu mir. "Du brauchst dir doch keine Vorwürfe zu machen, du kannst ja nichts dafür, dass Julian nicht die selben Neigungen hat wie ich, egal ob er dich liebt, oder eine andere, er liebt nicht mich. Und wenn er sich schon verliebt, so bin ich doch froh, dass es ein Mensch ist, wie du, wir kennen uns noch nicht so lange, doch hab ich das Gefühl, dass du gut zu ihm sein wirst, stimmt's?" Ich musste heftig runter schlucken, wenn Paul wüsste, was für ein Gefühlschaos noch vor kurzem meine Gedanken bestimmte... Doch jetzt war ich mir ja sicher und deshalb nickte ich ihm lächelnd zu. Ich drückte ihm einen Kuss auf die Wange. "Danke" Genau in dem Augenblick standen Julian und Christoph vor uns. Julian lachte. "Das wird ja immer interessanter zwischen euch beiden..." Christoph, der nichts vom gestrigen Tag erfahren hatte, wunderte sich nur. "Ähm, mittlerweile weißt du schon, dass unser lieber Paul ein bisschen... sensibler, rosiger und wärmer ist... ?" Julian, Paul und ich starrten ihn an, doch Christoph musste nur lachen, einer seiner typischen, geschmacklosen Witze. Wie konnte ich nur jemals daran denken... brr, ich wollte es nur mehr vergessen! Bevor wir noch weiter reden konnten, läutete es erneut zur Stunde und wir marschierten in Richtung Klasse. Doch direkt vor der Klasse hielt mich Julian zurück, während die anderen in die Klasse gingen. Ich schaute ihn verwundert an und Julian drückte mir sanft die Hand. "Ich finde es toll, dass du dich mit Paul ausgesprochen hast, und dass du nichts gegen Homosexuelle hast. Ich hätte es wirklich traurig gefunden, wenn du dich nicht mit ihm vertragen hättest, denn Paul und ich sind schon lange gute Freunde." Ich schmunzelte innerlich, doch äußerlich behielt ich die Fassung. "Ist doch selbstverständlich! Er ist wirklich nett und ich denke, dass wir noch richtig gut Freunde werden..." Julian nickte zufrieden. "Das ist schön." Schon kam der Lehrer der nächsten Stunde und nach einem kurzen Händedruck gingen wir wieder in die Klasse. Doch bereits auf meinem Tisch fand ich die nächste Überraschung, ein kleines gefaltetes Zettelchen. Während wir zur Begrüßung aufstanden grübelte ich von wem er schon wieder sein konnte. Ich vermutete von Paul, der sich noch mal wegen meiner Verschwiegenheit bedanken wollte. Doch gleich als ich mich wieder hinsetzte, musste ich feststellen, dass der Brief von Christoph war. Ich warf einen vorsichtigen Blick auf Christoph, der sich nichts anmerken ließ. So ein Mistkerl, ich würde wohl nie Frieden von ihm finden. Ich faltete den Zettel auf und begann zu lesen, es war nur ein kurzer Absatz, doch reichte er, um mich völlig aus der Fassung zu bringen. Um es kurz zu fassen hatte Christoph mir zu verstehen gegeben, dass es unmöglich von mir wäre, wie ich mich zuerst an ihn, dann an Julian, dann an den schwulen Paul und dann wieder an Julian heranmachte. Wütend zerknüllte ich den Brief und warf ihn in mein Bankfach, ich wollte nichts mehr davon sehen. Um mich zu beruhigen stellte ich mir verschiedene Szenarien vor, um mich wieder zu beruhigen. Auf einer blieb ich lange hängen, da sie mir besonders gut gefiel. Christoph gestand mir darin, dass er den Brief nur aus Eifersucht geschrieben hatte. In meinen Fantasien gestand er mir das vollkommen zerknirscht. Ich fühlte mich richtig gut, bis ich mich in meine eigene Fantasie so weit hineingesteigert hatte, dass ich begann daran zu glauben, mehr noch ich war fast schon davon überzeugt, dass es so sein musste... und auf einmal war ich wieder verunsichert. Was sollte nur aus dieser ganzen Geschichte werden... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)