Long, long ago... von SoraNoRyu (YamiXYugi) ================================================================================ Let me rest in Peace -------------------- ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Als die Grabräuber mich, zusammen mit einer Menge anderer Schätze aus meiner Ruhestätte entführten ahnte ich noch nicht im Mindesten, welch lange Odyssee mir bevorstehen sollte. Und nie hätte ich geahnt, wie sehr ich meine langweilige, jedoch ruhige und friedvolle Zeit in dieser dunklen, einsamen Kammer vermissen würde... Anfangs war ich neugierig auf diese helle Welt dort hinter den steinernen Mauern- ich war froh darüber, uneingeschränkt in jede Richtung sehen zu können, alles wahrnehmen zu können, was es innerhalb meines Raumes nicht gegeben hatte: Der helle Sand, der blaue Himmel, all die Menschen und ihre Städte; bewunderte das Leben und die Welt derer, die einen lebenden Körper hatten. Die Menschen, die Tiere, die Pflanzen... Beneidete sie um ihre Fähigkeit, ihre Gesichter der Sonne zuzuwenden, zu laufen zu springen, beneidete sie um ihre Freiheit eigene Entscheidungen zu fällen, zu sprechen, sich verständlich zu machen, beneidete sie um ihre Gemeinsamkeit. Denn ich war nicht wie sie. Ich konnte mich nicht in die Sonne drehen, konnte nicht laufen, nicht springen, konnte mich weder durch Sprache noch durch Bewegung verständlich machen, nicht sprechen, nicht singen, und mit niemandem meine Gefühle teilen... Ich war kein lebendes Wesen wie sie, ich war nichts weiter als eine reich verzierte, massivgoldene Truhe voll goldener Puzzelteile, die niemand zusammenzufügen vermochte... Nicht dass es niemand versucht hätte- im Gegenteil, die Leute rissen sich geradezu darum das Rätsel zu lösen. Den die Wände meiner Truhe waren verziert mit Schriftzeichen, wohl aus meiner Muttersprache, welche besagten, dass sich demjenigen, welchem es gelingen sollte das "Millenniums Puzzle" zu lösen ein Wunsch erfüllen würde. Ich konnte diese Aussage weder bestätigen noch konnte ich sie leugnen; denn da ich nicht wusste, was ich war, waren mir auch meine Fähigkeiten gänzlich unbekannt. Doch selbst wenn ich über eine Fähigkeit verfügen sollte, durch die sich Wünsche erfüllen lassen, so wüsste ich diese nicht einzusetzen. Jahre, Jahrhunderte, Jahrtausende vergingen und die Größen dieser Welt gaben sich die Klinke in die Hand bei dem vergeblichen Versuch ein Rätsel zu Lösen, welches für die Jahrtausende bestimmt zu sein schien. Die zeit zog Spurlos an mir vorüber und ich beobachtete sie dabei, wie sie in immer wiederkehrenden Schemen die Welt veränderte, welche doch im Grunde genau die blieb, welche sie seit Jahrtausenden war. Der Zahn der Zeit nagte an ihr, schien zu zerstören und wieder aufzubauen, änderte alles und doch wieder nichts, Menschen kamen und gingen und doch waren es immer dieselben, die ich sah... Sie alle versuchten das Puzzle zu lösen, versprachen sich Ruhm, Macht und Reichtum davon, sie alle sprachen von Frieden und führten ihren Krieg... Es war ein hoffnungsloses Schauspiel, einständiges wiederkehren von Tod und Verderben, und doch sprachen sie alle von "Verbesserung" und "Fortschritt". Ich wollte nur noch nach Hause, zurück in die stille schweigende Dunkelheit, dorthin, wo ich alleine war und wo man mich in Ruhe ließ... ... Und dieser Wunsch sollte sich mir erfüllen. Eines Tages, als wieder einer der vielen Menschen, welche sich mit meiner verborgenen Macht bereichern wollten, verstorben war, betrat Jemand dessen verlassenes Zimmer, der sich deutlich von der breiten Masse zu unterscheiden schien. Sein Äußeres sowie sein Verhalten und seine Bewegungen hoben sich deutlich von dem ab, was mir bisher bekannt war... Am ehesten erinnerte er an das Bild eines schwarzen Engels, schön und anmutig, seine lange, samtene Robe war reich an goldenen Verzierungen, Die schlanken arme und Beine in weite, weich Seide gehüllt. Seine mehr als bodenlangen, seidenglatten Haare waren von tiefem Schwarz, ebenso die gigantischen, Geierartigen Schwingen an seinen schmalen Schultern. Er hatte ein feingeschnittenes, androgynes Gesicht und von langen Wimpern umrahmte, nachtblaue Augen, welche mir leerem, teilnahmslosen Blick in meine Richtung sahen. Seine Erscheinung war von unnatürlicher Schönheit und seine Aura erweckte dein Eindruck, als sei nichts auf dieser Welt von Bedeutung. Eine Einstellung, die mir bereits nur zu verständlich schien... Er ging mir langsamen, bedächtigen Schritten auf den Schreibtisch zu, auf welchem noch die Truhe stand, in welcher die Teile meines "Körpers" zu liegen pflegten. Geradezu andächtig fuhren seine langen, schlanken Finger über das Auge der Truhe, dann nahm er eines der Teile, -das Herzstück- in die Hand und streichelte es, als wolle er mir zeigen, das er mich als lebendes Wesen sah. Behutsam legte er es in die Truhe und begann auch die anderen Teile aufzusammeln, schien sie gedanklich zu zählen um keines zu übersehen. Er bewegte sich langsam und bedächtig, als würde die Zeit keine Rolle für ihn spielen, schien kein einziges Geräusch zu verursachen, als würde seine Aura jeden Schall zurückhalten bevor dieser hörbar wurde. Auch musste er keines Der Puzzelteile lange suchen, denn aus irgendeinem Grund schien er zu wissen, wo sie lagen. Einige der Teile musste er unter einem niedrigen Schrank herausfischen, doch auch das schien ihm -trotz der Riesigen Flügel- keine Mühe zu bereiten. Nicht einmal seine langen Haare verrieten im Nachhinein, dass er sich auf den Boden hatte legen müssen. Nachdem er auch das letzte, das hundertste Teil in die Truhe zurückgelegt hatte schloss er diese, und nahm sie dann bedächtig in beide Hände. Barg sie dort wie ein verletztes, zerbrechliches Wesen und wandte sich langsamen Schrittes dem Ausgang zu. Es war ein merkwürdiges Gefühl, in seinen Händen zu liegen, es war, als würde seine Gleichgültigkeit auf mich Einfluss haben, als könne die Welt mit all ihren leiden mich nicht mehr erreichen. Als mir wieder im Freien standen hob er seine gigantischen Schwingen und ließ mit einem sachten, lautlosen Flügelschlag den Boden hinter sich. Bedächtig und lautlos hoben und senkten sich seine Schwingen, schienen die Bewegung wie von selbst auszuführen und trugen ihren Herren geräuschlos dusch die Nacht. Wir schwebten durch einen Himmel voller Sterne, über einer Welt, die seit Jahrtausenden dieselbe ist... und doch so anders... Viele Kilometer weiter schwebte der schwarze Engel wieder auf die Erde zu, landete Übergangslos auf dem weichen Sand meiner Heimat und schritt langsam auf eine große, im Sand verborgene Türe zu, ging durch diese hindurch und stellte mich dort zurück auf mein kleines Podest, zwischen all die Schätze, die im Laufe der Jahrtausende ihren Weg zurück gefunden hatten. Noch einmal strichen seine Finger andächtig über meine Truhe, wandte sich dann um und war mit einem letzten wehen seiner langen, nachtschwarzen Haare verschwunden. Mit einem lauten Knall verschloss sich die schwere Türe, welche mich für die Ewigkeit vor der Welt verbergen sollte... But even eternity doesn't last forever... ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)