Will you love me... later? von das_Diddy ================================================================================ Kapitel 8: Ohne Hoffnung in der dunklen Ecke -------------------------------------------- Ohne Hoffnung in der dunklen Ecke London - 3 Jahre später Remus saß am Fenster und sah durch die verschmierten Scheiben hinaus auf die Themse. Es regnete in Strömen und er fragte sich langsam ob seine direkt am Wasser gelegene Einraumwohnung diesen Fluten noch lange standhalten konnte. Am Weihnachtsabend jemanden zu finden, der ihm die Wohnung auspumpte, würde da wohl sehr schwer werden. Seufzend zog er seine Taschenuhr aus dem abgewetzten Trenchcoat und warf einen Blick darauf. Es war kurz nach Mittag, also musste er sich nun beeilen, wenn er noch rechtzeitig am Zaubererministerium sein wollte. Er stand von dem knarrenden Holzstuhl auf und suchte seine Sachen zusammen. Nur wenig Licht erhellte den kleinen, mit morschen Holzplanken verkleideten Raum, in dem Remus nun schon seit über 2 Jahren lebte. Irgendwann, nach seinem Weggang vom Orden des Phönix, hatte er die Miete für sein kleines Häuschen an der Küste nicht mehr zahlen können und war hierher gezogen. Die Wohnung lag östlich von der Tower-Bridge, auf der "dunklen Seite" wie die Londoner das Gebiet der alten Industriegebäude und heruntergekommenen Altbauten nannten. Aber die Mieten waren hier selbst für einen Arbeitslosen wie Remus noch bezahlbar, deshalb beschwerte er sich auch nicht. Remus löschte das Feuer im Kamin ein bisschen ab, damit ihm während seiner Abwesenheit nicht noch der letzte Besitz verbrannte, zog den Schal noch etwas enger und verließ dann den Raum. Draußen auf den Straßen war nicht mehr viel los. Hinter den tausend Fensterscheiben erstrahlte gemütliches Licht. Man traf die letzten Vorbereitungen für das Fest der Liebe und störte sich nicht weiter an dem sintflutartigen Regen, durch den Remus marschierte. Weiter im Stadtzentrum traf er noch auf ein paar Leute, die noch schnell ein paar Weihnachtseinkäufe zu erledigen hatten. Zauberer oder Hexen waren nicht darunter. Diese würde man, wenn sie sich überhaupt diesem Stress hingaben anstatt Geschenke zu zaubern oder selbst zu machen, höchstens in der Winkelgasse antreffen. Remus schwankte leicht über die halb vereisten Straßen. Gestern war Vollmond gewesen und er war immer noch ziemlich erschöpft. Zum Glück fragte in seiner Wohngegend niemand, wenn nachts lautes Heulen aus seiner Wohnung drang. Man interessierte sich halt nicht für die Belange anderer. Vielleicht war das auch ganz gut so... Auf dem Weg zum anderen Ende der Stadt überkamen Remus wieder die verhasst geliebten Gedanken...wie jedes Jahr. Er dachte an Hogwarts, wo der Schnee jetzt sicherlich schon über einen Meter hoch lag. An die feierliche Atmosphäre. Diese unbeschreibliche Gemütlichkeit...Er dachte an Professor Dumbledore, Minerva, Harry... Harry hatte im Sommer die Schule erfolgreich abgeschlossen und war nun in der Ausbildung zum Auror. Remus hatte ihn seit 3 Jahren nun nicht mehr gesehen, aber natürlich hatte er von seinem unglaublichen Sieg gegen Lord Voldemort gehört. Natürlich... Remus musste ein wenig schmunzeln. Die Zeitungen hatten wochenlang über nichts anderes mehr geschrieben. Es war zwischenzeitlich so schlimm geworden, dass Harry sich, vermutlich, zum Grimmauldplatz zurückgezogen hatte. Zumindest war er für mehrere Wochen unauffindbar. Doch auch Sirius fiel ihm wieder ein. Obwohl seit seinem Tod nun schon 3 Jahre vergangen waren, schmerzte Remus der Gedanke an seine erste große Liebe. Er hatte versucht alles, was mit Sirius Black zusammenhing zu verdrängen. Vergessen konnte er es nicht... Fotos und Briefe lagen fein säuberlich in einem Karton in der hintersten Ecke seines Schrankes. Wegwerfen wollte er sie nicht...das konnte er nicht... Als Remus an einem kleinen Händler mit stark duftenden Gewürzen vorbeiging, tauchte in seiner Erinnerung eine Person auf, die er in den letzten Jahren völlig aus seinem Gedächtnis verbannt hatte: Severus. Remus hatte seit damals nicht einen einzigen Gedanken an ihre letzte Begegnung verschwendet. Zu verwirrend war das Ganze für ihn. Er wusste, dass er Snape damals sicher verletzte hatte, doch er konnte nicht anders. Severus hatte damals Recht gehabt. Remus liebte Sirius noch immer. Etwas anderes zu behaupten wäre eine Lüge... Tief durchatmend versuchte Remus diese Erinnerungen zu verdrängen. Er würde nicht nach Hogwarts zurückkehren und er würde seine alten Bekannten auch nie wieder sehen. Das hatte er für sich beschlossen. Auch wenn es wehtat und auch wenn er oft einsam war, würde er seine Entscheidung nicht rückgängig machen! Er wollte nicht noch jemanden verlieren, verletzt werden, einsam sein. Lieber lebte er als Unbekannter in dieser großen Stadt, die ihren Bewohnern keine Träne nachweinen würde... Der Regen schien immer mehr zuzunehmen, während Remus sich durch die Straßen kämpfte. Kanaldeckel begannen neben ihm bedrohlich zu beben, jederzeit bereit sich in die Luft zu katapultieren und den Weg für das Wasser aus der überfüllten Kanalisation freizugeben. Nur noch ein kleines Stück... Dieser Gedanke huschte beständig durch Remus' Kopf. Nach einer Stunde war es dann auch so und er erblickte an einer düsteren Straßenecke die arg demolierte Telefonzelle, die den Eingang zum Ministerium kennzeichnete. Froh endlich im Trockenen zu sein, seufzte Remus erst einmal auf, als er die Telefonzelle betrat. Doch viel Zeit um dort zu verweilen, hatte er nicht. In einer halben Stunde schloss das Zaubererministerium und somit auch die Abteilung für zur Führung und Aufsicht Magischer Geschöpfe. Also wählte Remus die Nummer, die er mittlerweile im Schlaf beherrschte und der magische Fahrstuhl setzte sich in Bewegung. In der Eingangshalle war, im Gegensatz zu anderen Tagen, recht wenig los. Harrys Brunnen blubberte friedlich vor sich hin. Dieser Brunnen war nach Harrys Sieg über Voldemort und zeigte den jungen Zauberer in heroischer Pose, den Zauberstab, aus dem Wasser schoss, nach oben gerichtet. Er stand genau an der Stelle, wo bis vor 3 Jahren der Brunnen der magischen Geschwister gestanden hatte. Remus fragte sich, was Harry wohl von diesem hässlichen - nach Fudges Anweisung natürlich - vergoldeten Etwas hielt. Denn das, was da in der Mitte der großen Halle thronte, sah Harry kein bisschen ähnlich. Remus konnte sich nicht erinnern je so einen überheblichen Ausdruck in Harrys Gesicht gesehen zu haben. Er wandte sich von dem Ungetüm ab und schritt zur Rezeption. "Hallo Remus! Wie geht's?", wurde er von Eric Shaw, dem Portier etwas grummelig begrüßt. Eric und Remus waren in Hogwarts im selben Jahrgang gewesen, mit dem Unterschied, dass Remus Hausbester bei Gryffindor war und Eric der absolute Looser bei Hufflepuff. Nun arbeitet er beim Ministerium und Remus war arbeitslos. That's Life!, schoss es Remus durch den Kopf. Ein ironischer Gedanke... "Guten Morgen, Eric.", grüßte Remus leise zurück. "Na du bist gut! 'Guten Morgen'? Es ist weit nach Mittag!" Ohne auf diese Bemerkung einzugehen, griff Remus in seine Manteltasche und wollte Shaw seinen Zauberstab zur Überprüfung geben, doch der winkte ab. "Nicht nötig, Remus. 11 Zoll, Kern Einhornhaar, 27 Jahre in Gebrauch. Ich kann es auswendig. Dafür brauche ich keine Maschine." "Und was wäre, wenn ich nun jemanden hier mit einem unregistrierten Zauberstab angreifen würde?" Eric grinste breit unter seinem Dreitagebart. "Das würdest du nie tun. Dafür kenne ich dich zu gut. Du bist der ehrlichste und anständigste Mensch, den ich je getroffen habe." Damit verzog er sich wieder hinter seine Extra-Weihnachtsausgabe des Tagespropheten und winkte Remus zu den Fahrstühlen. "Stille Wasser sind tief, Eric. Das solltest du nie vergessen.", sagte Remus noch leise im Gehen. Über den perplexen Gesichtsausdruck seines ehemaligen Schulekameraden grinsend, drückte er den Knopf für die vierte Etage. Da so wenig Leute im Zaubererministerium waren, kam Remus recht schnell an sein Ziel und konnte 2 Minuten später an der Tür mit der Aufschrift: Abteilung zur Führung und Aufsicht Magischer Geschöpfe, anklopfen. Hierhin hatte man ihn aufgrund seiner Lycantrophy verbannt. Er hatte eigentlich gehofft, dass sich nach dem Skandal um Umbridge einiges ändern würde, doch es war alles beim Alten geblieben. Werwölfe durften keine Nachtjobs annehmen, nicht mit Kindern arbeiten und mussten sich einigen sehr demütigenden Tests unterziehen, bei denen der "Grad ihrer Aggressivität" festgestellt wurde. Remus war zwar als "absolut ungefährlich" eingestuft worden, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass er noch immer keinen Job gefunden hatte. Werwölfe waren bei vielen unbeliebt und bei Muggeln zu arbeiten, war ihm ebenfalls vom Ministerium verboten worden. "Herein!", rief eine tiefe Frauenstimme. Remus tat wie ihm geheißen und fand sich einen Augenblick später vor einem riesigen Kiefernholzschreibtisch wieder, hinter dem eine abnorm große Frau mit schwarzen lockigem Haar saß. Dies war Roberta Edking, ehemalige Drachendompteurin, die seit einem Unfall vor 4 Jahren, bei dem sie sich starke Verbrennungen am Oberkörper und am rechten Bein zugezogen hatte, beim Ministerium arbeitet. Im Gegensatz zu Remus erschien sie riesig, doch sie war sehr freundlich und ohne Vorurteile. Eine seltene Gabe in der heutigen Zeit... "Guten Tag Mr. Lupin. Wie geht es Ihnen?", erkundigte sie sich freundlich. "Guten Tag. Es geht mir gut. Danke der Nachfrage." Eine Höflichkeitsfloskel, die sie jedes Mal, ohne Änderung, austauschten, doch Remus war froh, dass ihn überhaupt jemand nach seinem Befinden fragte. "Setzen Sie sich doch bitte. Möchten Sie eine Tasse Tee? Draußen ist es sicherlich sehr kalt. Wie ist das Wetter da oben?" Hier unten, etwa 25 Meter unter der Erdoberfläche, gab es keine Fenster, noch nicht einmal magische, also war man den ganzen Tag sozusagen von der Außenwelt abgeschnitten. "Danke, es regnet und die Wahrscheinlichkeit, dass es bis morgen Früh schneit, ist eher gering." Mrs. Edking seufzte. "Schon wieder ein verregnetes Weihnachtsfest. Meine Kinder haben schon fast vergessen wie Schnee überhaupt aussieht." Mit einem leichten Lächeln schob sie Remus eine dampfende Tasse Tee hinüber. Der angenehme Duft von Erdbeer-Sahnetee breitete sich im Raum aus. "Danke sehr... Warum fahren Sie mit Ihrer Familie zu Weihnachten nicht in den Norden? Zum Beispiel nach Hogsmeade? Dort schneit es um diese Zeit immer." Mrs. Edking kratzte sich gedankenverloren am Kinn. "Ich hab ja noch Resturlaub... Und Hogsmeade ist auch ein Paradies für Kinder...JA! Ich glaub, das werd ich machen. Meinem Mann wird das sicher auch gefallen. Danke sehr, Mr. Lupin. Sie haben meiner Familie soeben das Weihnachtsfest gerettet!" Remus lächelte leicht verlegen. "Gern geschehen.", war das Einzige, was er im Moment herausbrachte. Um von seiner Verlegenheit abzulenken nahm er einen Schluck Tee. Als er sich wieder gefangen hatte, sah er Mrs. Edking ernst an. "Ich wage es ja kaum Sie zu fragen, aber..." "Und ich wage es kaum zu antworten, doch es bringt nichts. Nein, Mr. Lupin, keine Ihrer Bewerbungen wurde beantwortet." Remus seufzte. Schon wieder nichts... Noch nicht einmal eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch. Er machte Anstalten wieder zu gehen, doch Mrs. Edking hielt ihn zurück. "Sie haben doch noch nicht einmal Ihren Tee ausgetrunken.", sagte sie lächelnd. "Übrigens war Mr. Potter heute Morgen hier und hat wieder mit Mr. Fudge gesprochen." Remus horchte auf. "Er hat sich für eine Milderung der Gesetze für Halbmenschen und magische Geschöpfe ausgesprochen." Ein sanftes Lächeln stahl sich auf Remus' Gesicht. Er dachte daran wie stolz Lily und James jetzt auf ihren Sohn sein würden... "Ich kann dir Remus' Adresse nicht geben. Das ist Verletzung des Datenschutzes! Sowas könnte mich meinen Job kosten." "Ich kann es auch ohne dich herausfinden, aber dann dauert's länger." Einen Moment lang sah Weasley der breitschultrigen Gestalt vor sich fest in die Augen, doch dann wand er sich ab, nahm Zettel und Stift zur Hand und schrieb, dass er Remus Lupins Akte bräuchte. Die Memo flog los und wenige Minuten später flog eine unscheinbare graue Mappe herein und landete auf Weasleys Schreibtisch. Mit einem unzufriedenen Blick reichte er sie seinem alten Bekannten. Dieser notierte sich schnell die Adresse und gab die Akte zurück. "Wenn das irgendwer rauskriegt..." "Es wird niemand rauskriegen!" Eigentlich hatte Remus gedacht, dass es für den Regen keine Steigerungsform mehr geben könnte, doch er schien sich geirrt zu haben. Eimerweise schüttete es auf die Gehwege und Remus war wirklich glücklich, als er seine kleine Wohnung erreicht hatte. Nach Weihnachten war ihm nicht gerade zumute. So zog er einfach Mantel, Schal und Schuhe aus und legte sich auf sein Bett um sich in den Decken zu vergraben. Das Feuer, das im Ofen fröhlich vor sich hinknisterte bemerkte er ebenso wenig wie die große Gestalt, die auf einem Stuhl am Fenster saß und ihn beobachtete. Dies alles nicht wahrnehmend schlief er ein und erwachte erst bei dem herrlichen Duft von warmen Plumpudding. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)