Will you love me... later? von das_Diddy ================================================================================ Kapitel 3: Werwolf auf Abwegen ------------------------------ Werwolf auf Abwegen "Alle Schüler begeben sich bitte unverzüglich in die Gemeinschaftsräume! Die Lehrer finden sich bitte in der großen Halle ein! Dies ist eine Anweisung des Schulleiters Professor Dumbledore!" Laut und eindringlich hallte Professor McGonagalls magisch verstärkte Stimme durch die Korridore. Harry kam gerade eben von einem Besuch bei Hagrid zurück, als er mitten in das Getümmel von Schülern stolperte. Das Getuschel unter ihnen war so groß, dass sogar Professor McGonagalls Worte darin untergingen. So erfuhr Harry nicht den Grund für das Wirrwarr, doch eigentlich hatte er auch keine Lust jemanden danach zu fragen. Er wollte nur so schnell wie möglich in sein Bett und schlafen. Geschickt quetschte er sich durch die Menge in Richtung eines Geheimganges, der ihn direkt zum Gryffindor-Turm bringen sollte. Glücklich den Schülermassen entkommen zu sein, kletterte er aus der Ritterrüstung am Ende des Geheimganges und steuerte auf das Porträt der fetten Dame zu, als diese hysterisch anfing zu schreien. "AAAAAAH! EIN WERWOLF! HIIIIIIIIILFEEEEEEEE!" Ihre hohe Stimme schallte bis zu Harry, der erschrocken stehen blieb. Ein Werwolf? In Hogwarts??? Der einzige Werwolf, der hier drin sein konnte, war Professor Lupin, aber der nahm doch bei Vollmond immer seinen Trank....oder? Das da irgendetwas...schiefgegangen war, begriff Harry in dem Moment, als er das zähnefletschende Untier direkt vor sich sah. Die Nackenhaare des Werwolfs hatten sich aufgestellt und auch ansonsten wirkte er nicht gerade friedlich... "Pro-Professor Lupin?", fragte Harry verwirrt. Innerlich hätte er sich am liebsten getreten. Erwartete er von dem Werwolf etwa eine Antwort?! Und außerdem war es doch sowieso so gut wie sicher, dass es Professor Lupin sein musste. Doch das alles beruhigte Harry ganz und gar nicht. Wenn Lupin seinen Trank nicht genommen hatte, dann konnte man mit ihm jetzt wohl kaum reden. Im Gegenteil! Lupin war extrem gefährlich und Harry fühlte sich nicht wirklich dazu in der Lage allein mit einem Werwolf klarzukommen! Plötzlich realisierte er, dass sie nun bestimmt schon über eine Minute regungslos voreinander standen, ohne dass der Werwolf ihn angefallen hätte. Das Knurren war leiser geworden, erinnerte eher an Winseln und Harry war sich nicht mehr sicher, ob er angegriffen werden würde. Natürlich war das, was Harry als nächstes tat ein reines Himmelfahrtskommando, doch eine innere Stimme versicherte ihm glaubhaft, dass ihm nichts passieren würde. Langsam ging er auf den Werwolf zu, der zunächst ein Stückchen zurückwich. "Es ist alles in Ordnung, Professor Lupin," Harry kam sich bei diesen Worten ein wenig seltsam vor, schließlich war es doch ungewöhnlich einen Werwolf Professor zu nennen. "Ich werde Ihnen nichts tun...lassen Sie uns zu Professor Dumbledore gehen, okay?" Harry stand nun direkt vor dem Werwolf und er wagte es sogar die Hand auszustrecken und ihn am Kopf zu berühren. Beruhigend strich er durch das dichte Fell. Das Knurren war verstummt und als Harry ihn berührte, begann der Werwolf wie ein kleiner Hund zu winseln. Harry sah in die schwefelgelben Augen, die ihn nun nicht mehr aggressiv, sondern aus tiefer Traurigkeit heraus anschauten. Er wusste es nicht genau, doch Harry vermutete, dass Lupin irgendetwas bedrückte, doch leider kam er nicht mehr dazu nachzudenken, weil in diesem Augenblick Professor Flitwick um die Ecke huschte. Der Werwolf ergriff sofort die Flucht. "Meine Güte, Harry!", piepste er aufgeregt. "Ich wusste gar nicht, dass du so gut mit Werwölfen umgehen kannst." "Kann ich auch nicht..." Professor Flitwick sah ihn verwirrt an, doch plötzlich hörten sie aus dem Erdgeschoss Dumbledores laute Stimme. "Lasst ihn nicht raus! Er ist noch zu schwach um draußen rumzurennen. Außerdem ist es zu gefährlich. Verriegelt das Osttor!" Professor Flitwick wollte schnell die Treppe hinuntereilen, als Harry ihn anstupste. "Kann ich mitkommen? Ich meine...vielleicht kann ich irgendwie helfen. Schließlich ist er ja auf mich nicht losgegangen." Einen Moment lang schien Flitwick unschlüssig, doch dann nickte er. "Vielleicht kannst du uns wirklich helfen. Na komm!" Auf dem Weg nach unten hörten sie immer wieder den Befehl die Türen und Fenster zu schließen. Anscheinend rannte der Werwolf im Erdgeschoss umher und suchte einen Ausgang. Als sie am Ende der Haupttreppe angekommen waren, sahen sie Professor Dumbledore, der vor dem geschlossenen Haupttor stand und den Werwolf fest ansah. Dieser knurrte gefährlich, machte aber keine Anstalten den alten Mann angreifen zu wollen. Beruhigend redete Dumbledore auf ihn ein. "Machen Sie keinen Unsinn, Remus. Sie sind noch viel zu sehr von dem Crutiatus-Fluch geschwächt um draußen herumzulaufen. Ich verstehe Sie zwar, dass sie die Schüler nicht gefährden wollen, aber Sie müssen auch an Ihre eigene Sicherheit denken." Dumbledore sprach mit ihm als hätte er einen ganz normalen Menschen vor sich stehen. Harry vermutete inzwischen, dass die regelmäßige Einnahme des Werwolftrankes inzwischen eine vorbeugende Wirkung entwickelt hatte. Nur so konnte er sich erklären, dass Lupin noch niemanden gebissen hatte, wo er doch mehr als einmal die Gelegenheit dazu gehabt hatte. Der Werwolf blickte sich knurrend um. Er war von etwa einem Dutzend Zauberern umzingelt und alle Türen und Fenster waren verschlossen. "Kommen Sie mit mir, Remus. Madam Pomfrey kann Ihnen sicherlich ein wenig helfen." Kaum hatte Dumbledore diese Worte ausgesprochen, als der Werwolf auf Snape zusprintete. Der wurde augenblicklich blass und zückte schon seinen Zauberstab, doch der Werwolf griff ihn nicht an, er rannte ihn lediglich um. Mit einem großen Satz steuerte er auf das Fenster zu, vor dem Snape bis eben noch gestanden hatte und sprang durch die Glasscheibe. Alle Anwesenden starrten ihm geschockt hinterher, als er im Dunkel der Wälder verschwand. Minutenlanges Schweigen breitete sich unter den Zurückgebliebenen aus. Schließlich war es Harry, der sich als Erster an Dumbledore wandte. "Professor Dumbledore?" "Oh! Hallo Harry! Was machst du denn hier unten?" Der alte Mann schien ziemlich überrascht. "Ähm...Ich dachte, ich könnte vielleicht irgendwie helfen...mir ist Professor Lupin auf dem Weg zum Gryffindor-Turm begegnet, aber er hat mich nicht angegriffen. Ich...glaube nicht, dass er gefährlich ist. Aber wenn das stimmt, warum ist er dann in den Wald gelaufen?" Dumbledore lächelte leicht hinter den Gläsern seiner Halbmondbrille hervor. "Das kann ich dir erklären, Harry. Du hast insofern recht, dass Professor Lupin niemanden verletzen will und gerade deshalb hat er mit aller Macht versucht aus dem Schloss herauszukommen." Harry sah Dumbledore verwirrt an. "Aber -" "Lass mich bitte ausreden. Der Grund, warum Professor Lupin bis jetzt noch niemanden gebissen hat, findet sich vermutlich bei dem Werwolfstrank. Er scheint auch ein wenig zu wirken, wenn man ihn vergisst einzunehmen. Trotzdem", sagte Dumbledore. "ist Professor Lupin nach seiner Verwandlung heute Nacht ein richtiger Werwolf und als solcher ist es sein einziges Bestreben jeden zu beißen, der ihm begegnet. Verstehst du mich?" Harry nickte langsam, doch eigentlich war ihm noch vieles schleierhaft. Professor Dumbledore schien seine Gedanken zu erraten. "Professor Lupin steht zwischen dem Drang als Werwolf, Menschen anzugreifen, und seinem eigenen Wunsch dich zu beschützen. Deshalb hat er, obwohl er noch immer geschwächt ist, das Schloss verlassen und sich in den Verbotenen Wald zurückgezogen." Harry senkte nachdenklich den Kopf. Schon einmal, im Ministerium, hatte Lupin ihn beschützt ohne dabei auf sich selbst Rücksicht zu nehmen. Gerne würde Harry ihm jetzt helfen, doch er wusste einfach nicht wie... Professor McGonagall riss ihn abrupt aus seinen Gedanken. "Professor Dumbledore, vielleicht sollten wir morgen, wenn der Mond untergegangen ist, lieber einen Suchtrupp in den Wald schicken. Ich vermute, dass Professor Lupin nicht mehr genügend Kraft haben wird um selbst zurückzukehren." Dumbledore nickte ernst. "In Ordnung, Minerva. Am besten stellen wir gleich die Gruppen zusammen und -" "Entschuldigung, Professor!" Lächelnd wandte Dumbledore sich um. "Ja, Harry?" "Ähm...könnte ich bitte...morgen früh mitkommen?" "Du weißt, dass der Zutritt zum Wald für alle Schüler verboten ist?" "Jaa, aber...Professor Lupin hat schon viel für mich getan...und ich möchte ihm irgendwie helfen...", sagte Harry leise, bevor er etwas lauter fortfuhr. "Außerdem war ich doch schon einmal im Verbotenen Wald." Das war damals die Strafarbeit gewesen, die Harry erledigen musste. Dass er mittlerweile noch öfter im Wald gewesen war, verschwieg er lieber. Angesichts des entschlossenen Ausdrucks des Jungens nickte Dumbledore schließlich. "Na gut. Dann sei morgen früh um 4 Uhr hier in Eingangshalle. Du wirst zusammen mit Hagrid gehen. Ich werde ihn gleich informieren. Aber jetzt geh ins Bett und schlaf erst einmal." Harry nickte eifrig und rannte schnell die Stufen zum Turm hinauf. Vielleicht würde Dumbledore es sich ja noch anders überlegen... Als Harry das Jungenschlafzimmer im Gryffindor-Turm erreichte, schliefen die anderen schon. Ziemlich müde legte er sich auch hin. Erst jetzt wurde ihm bewusst wie ausgelaugt er sich nach dem heutigen Tag eigentlich fühlte, aber einschlafen konnte er trotzdem nicht. Ihm ging viel zu viel im Kopf herum. Dann fiel ihm plötzlich wieder der Blick des Werwolfs ein. Es lag soviel Schmerz darin, dass Harry sich nach dem Grund zu fragen begann. War es wegen Sirius? Wie ein Stich durchfuhr ihn das Erlebte. Das war es wohl... Nicht nur er hatte einen geliebten Menschen verloren. Lupin und Black waren schließlich sehr gute Freunde gewesen. Vielleicht war es sogar ein wenig egoistisch von Harry gewesen anzunehmen, dass nur er trauerte. Harry hatte nicht gehört, dass Lupin ihm irgendwelche Vorwürfe für das, was geschehen war, gemacht hätte. Morgen früh würde er mit den anderen zusammen nach ihm im Verbotenen Wald suchen. Er hoffte, dass Lupin mit ihm reden würde. Über was...das wusste Harry im Moment auch nicht so genau. Er wusste nur, dass es ihnen beiden sicherlich helfen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)