Der Talisman. von Deepdream ================================================================================ Kapitel 1: Als der Horizont der Sonne einen Kuss stahl. ------------------------------------------------------- Toter Nebel kroch hinweg über die von der Nässe des Grases schimmernden Auen einer leicht, zum Sonnenaufgang hin, abfallenden Hügellandschaft. Gedämmt nur durch die, im tiefen Dunkel ihrer eigen Schatten liegenden, knochengleichen Tannengehölze. Die Sonne, welche sich mit Mühe durch den Wasserdampf zu kämpfen ersuchte, sank nach dem gering an Momenten dauernden Gefecht als blutroter Feuerball dem Horizont gar prachtvoll entgegen, um ihren Geliebten an einer Stelle, fern von diesem Ort, zu empfangen und eins mit ihm zu werden, dass strahlend leuchtend Kind zu gebären, 'el Luna'. "Wertester Bruder, weißt du etwas zu erblicken?" "Nein, selbst mein geübtes Auge vermag nichts in dieser Trübe wahr zu nehmen." "Hätten unsere Herolde sich nicht so rasch mit Meldung aufgetan, wir täten blind unserem Unglück entgegen wandeln." Aufgebracht erwiderte sein finster dreinblickender Gesell unschwer zu vernehmen. "Doch was hat uns jene Kunde gebracht? Ein paar geringe Augenblicke mehr? Einige wenige Atemzüge lang? Unsere Verbündeten..." Ein dunkler Schemen zog zischend vorbei und setzte der Unterredung ein Ende. Einer der beiden Wachen brach stöhnend zusammen, geziert durch einen schmutzigen knöchernen Pfeil, prangend auf seiner Stirn und sank unter dem Seufzer des Todes zu Boden. "Es ist soweit..." Letzte Worte seiner Kehle, dann verstarb er. Sein Kamerad setzte sich ohne Umschweife in Bewegung, keinen Moment zu früh, da seinen ehemaligen Posten nunmehr einige jener ballistischen Geschosse zierten. Mit Tränen der Furcht und Trauer in den Augen eilte er hinweg, über den knarrenden dunkelbraunen Holzboden, entlang der acht Ellen gen Himmel maßenden Palisade gen 'Luna verbale.' Einem von Mythen umgarnten Artefakt aus längst vergangenen Tagen, die Stimme des Mondes genannt. Surrend durchschnitten die Pfeile im Rhythmus einer grausamen, wie todbringenden Melodie die Luft und verfehlten seinen Korpus lediglich um des Haares Breite. Von Erschöpfung, wie Verzweiflung getrieben, stieß er brachial die Tür auf und stolperte in den spartanisch errichteten Turm, welchen dieses Dorf mit stolz geschwellter Brust sein Eigen nannte. Rustikale, von Würmern zerfressene Bretter kreischten unter seinen Tritten auf, ebenso wie die Trommeln des Feindes in vernehmbare Nähe rückten. Ihm war bewusst, dass er sich nun eilen müsse. Des Wachpostens Kehle trocken und schmerzend, ein jeder Atemzug einer Qual gleich, doch war dem Manne gar sämtlich Hemme unbekannt und so erblickte er sie, ins schwere Keuchen verfallen endlich, auf der Spitze des Turmes, nach allen Seiten hin offen, am höchsten Punkte des kleinen Städtchens. Im magischen Schein des vollen Mondes glitzernd, überzogen mit arkanen Symbolen längst vergangener Tage, hing sie an einer gusseisernen Verankerung inmitten des Turmes. Das muntere Lodern der Fackeln erhellte schwächlich die verschwommenen Konturen der einzelnen Baumstämme zu seinen, in schlichte Lederstiefel gekleideten, Füßen. Unter argen Mühen war das heimische Hartholz im Schweiße zusammengebunden und unter Tränen befestigt worden. Die tückischen Launen des Wetters wusste es beharrlich zu trotzen, doch forderte die vielen ins Land gegangen Tage allmählich ihren Tribut. °Wo zum Allmächtigen er wohl sei?° Panischen Blickes wanderten die Augen des, in die letzten Jahre gekommenen, kahlköpfigen Mannes niederer Statur umher und erfassten das Objekt seiner Begierde mit einem zufriedenen Glänzen, welches schlagartig einem ungläubigen Ausdruck zu weichen hatte. In eben diesem Moment hatte ein Pfeil seinen rechten Lungenflügel durchbohrt und ließ ihn nun unter emsig fließenden, blutigen Tränen, wie entsetzlichen Klagelauten, reich an Qualen, dem immer dunkler werdenden Himmel entgegen aufschreien. Durch letzte Kraft getrieben, hob er den länglichen Stab empor, welchen er zwanghaft gesucht, an dessen Ende eine reich verzierte, güldene Kugel prunkend. Der metallische Geschmack des Blutes füllte seinen Rachen bis in den letzten Winkel hin aus. Das tiefrote Lebenselixier, welches rasant und in eifrigen Strömen aus seiner Wunde hervorquoll, rauschte in seinen Ohrmuscheln und damit einher erklang die Melodie der Nacht in Form der 'Luna verbale', welche tönend ihres Werkes waltete. "Des Feindes Hand drohend über uns hänget, wehret euch Männer, schützet die Frauen und Kinder!" Schwerter und Bögen leuchten im Glanz des Mondes auf, während sich die gesamte Armee des Dorfes bei der nördlichen Palisade versammelte. "Auf das wir kämpfen, bis das Blut der Feinde unser aller Schwerter küsst!" "Hai!" Ein Sturm an Stimmen, ob alt, ob jung fegte über die hügelige Ebene hinweg. In Öl gebadete Leinen wurden um armdicke Hölzer gewickelt und festgezurrt. "Auf das uns das Licht nicht verlasse." Die flackernden Fackeln wurden via an Sternen, wie Wolken reichen Firmament gestoßen. "Wir alle glücklich werden leben." Die klirrenden Schwerter aus ihren Scheiden gezogen. "Diesen grausig Tag vorüberziehen sehen werden." Schwungvoll durchschnitten hundert Klingen an der Zahl des Herbstes kühl prickelnde Luft. Der Vollmond, in Legenden und im Munde der nordischen Krieger auch Mond der Jäger, entschwand unter einem dichten Wolkengewand und schmälerte unbarmherzig die Sicht des Dorfes Schützer. Vollkommene Stille schien auf der Ebene vorzuherrschen. Kein Geklapper, kein Gekreische, kein Gesang ward zu vernehmen. "Amen." Krampfhaft umfasste eine jung an Jahren zählende Priesterin, gehüllt in weite schwarze Leinen ein azurblaues, im flackernden Licht der in Öl getränkten Fackeln, faszinierend schimmerndes Juwel, eingefasst durch ein einfaches kruzifixähnliches Gebilde aus normalem Holze, geboren aus den Stämmen der heimischen Wälder. Eine angespannte Stille trat inmitten der Reihen wehrmutiger Krieger ein, wie sie auch auf der weit hin reichenden Ebene bestand. Die erdrückende, alle Hoffnung erstickende Ruhe vor dem Sturm... Schwer rieben metallene Schulterplatten auf den nachtschwarzen Kürassen, Grunzen fing an die Luft stimmungsvoll zu erfüllen, Schwerterklirren erklang atmosphärisch und das alles begleitet von einem stetigen unbarmherzig lauten Trommelgewirbel. Ein vom Mantel der Nacht verdecktes Wesen trat vor die wilde Meute, deren Augen tiefrot zu glühen und Schwerter Blut zu lecken schienen. "Dieses elend Pack unsere Wälder bevölkert , unsere Ebnen beschmutzt, unsere Flüsse mit Blute tränkt, lasset sie leiden, unter Qualen schreien und sich in Todeskrämpfen winden!" Tosendes Gebrüll erschallte und hätte einem jeden Beobachter das gar kostbar' Gehör gekostet. "Viribus unitis!" "Mit vereinten Kräften!" "A prima vista hostis!" "Unbereitet wie unsere Feinde sind!" "Ad modum e tribus!" "Nach Art und Weise des Stammes!" "Vae victis!" "WEHE DEN BESIEGTEN!" Ein orkanartiges Raunen zog sich durch die Reihen finsterer Gestalten und schien die Erde erbeben zu lassen. Der Schatten der Nacht entschwand und ließ das kraftvolle Licht des vollen Mondes hindurch, doch der Anblick, welcher sich der relativ kleinen Dorfarmee, von gerade einmal hundert Mann an der Zahl offen legte, offenbarte eine fatale Gewissheit. Eine Finstere, die ein jeder mit der Eigenart seiner Sprache auszudrücken versuchte. "Wir werden hier alle unser Ende finden." "El finale..." "Der Hauch des Todes umfängt unsereins, in dieser schwierig Stund, mein Herr." Eine schmucklose Lederrüstung, vorwiegend den Torso bedeckend mit einem von schlichten Kanten verzierten Helm, unter welchem das maskuline Haupt eines groß gewachsenen Springinsfeld steckte, wandte sich einer im Hintergrund stehenden Person zu. Der in einem schweren Harnisch gekleidete Hauptmann ließ seinen kühnen Blick über die Reihen zaudernder Mannen schweifen und widmete seine nachtschwarzen Augen daraufhin der Betrachtung seines jungen Gesellen. "Hat dich der Mut verlassen, Jüngling?" Gut gemeinter Spott lag in der Stimme der prachtvollen und scheinbar unbeugsamen Gestalt. "Nie und nimmer! Ich, der sich ein Krieger des Westens nennt, wird diesem Namen auch Ehre erweisen!" "Ein prachtvoller Bursch, der du bist, wie lautet dein Name?" "Saotome Ranma, Angehöriger des Musabetsu Kakuto Ryu." "Nun denn, vernehme hiermit, dass wir nicht untergehen werden. Weder an diesem Orte, noch zu jener Zeit. Du, der du mir der Jüngste scheinst, einen Rat ich dir zu geben gewillt bin." "Der wäre?" Leichte Ungeduld, wie sie nur die Jugend gekannt, schwang im leicht bangen Ton des Westländers mit, doch ließ er sich dies um keines Willens anmerken. "Begeh du nie den Fehler dein Leben trist vorbei ziehen zu lassen, küsse eines jeden neuen Tages Antlitz und grüße die Vögel im Himmel, wie das junge Weibe auf der Straß'." Leichtes Gelächter zu allen Seiten hin erklang, ob jener Worte, doch verkam es in den düsteren Gedanken eines jeden Kampfesgesellen. "Einen Sohn nenne ich mein Eigen, seines Zeichens unermüdlicher Wanderer, doch nicht aus freiem Willen. Sollte dir seine Bekanntschaft wohl eines Tages widerfahren, entrichte ihm einen Gruß. Von seinem Vater, an ihn als Sohn." "Vermag dies nicht durch die Ihre Hand bewerkstelligt zu werden." Ein heiteres Lachen erschalte in der Luft und hob kaum merklich ein wenig des Kummers hinweg, der so drückend auf eines jeden Kriegers Schulter lag. Wie er so da stand, der tapfere Hauptmann, eine prunkvolle Rüstung eng an seinen kraftvollen Leib geschmiegt, eine lange Klinge in Gold verzierter Scheide und scheinbar sorgenlos dem nächtlichen Himmel entgegen lachend, gab Hoffnung, nur kleiner Masse, doch genug ein Lächeln auf den versagenden Gesichtern der hoffnungslosen Verteidiger erblühen zu lassen. "Nur Murradin, Gott des Krieges, wird wissen, was mein Schicksal sich nennt, doch erbitte ich dich, falls meine Person nun hier fallen sollt, entrichte ihm jene Worte." Ein letzter scheuer Blick in das stille Feuer, welches in den tiefdunklen Augen des Hauptmanns glomm und eine angedeutete Verbeugung später, ward das Gespräch beendet. Das finstere Trommelschlagen setzte aufs Neue an und mit einem jeden dumpfen Pochen, das erklang, schickte sich der Himmel eine Träne gen Boden zu entsenden. "Das Ende fand seinen Anfang." Auf diese Worte hin sollte kein weiteres mehr zu Gehör gelangen, da jede noch so geringe Silbe ohnehin verschluckt worden wär,... ...verdammt, verloren zu gehen im tosenden Orkan des Gebrülls wilder Horden verfluchter Kreaturen und Bestien. [~Fortsetzung folgt~] ... Ich hoffe, dass meine werte imaginäre Leserschar nicht zu befremdet von meinem, mir eigenen, Wortklang ist. Nun ja, ich entschied mich kurzum,... ...vor einiger Zeit,... ...eine Geschichte zu schreiben, aus der ich sämtliche Aspekte zu extrahieren versuchte, welche ich sonst so großzügig zu nutzen gewillt bin. Die Rede ist von Fremdwörtern... Ich hoffe, dass in jenem Kapitel ein gesundes Maß präsent war, nicht zu gering an Zahl, doch genug um eventuelle Wortwiederholungen im Keim zu ersticken. Möglicherweise könnte man den Schreibstil meiner Person in jenem Falle als Gothic definieren, mittelalterlich gehalten im Ausdruck und nicht immer leicht verständlich. Eigennamen werden per '...' gekennzeichnet, daher müssen jene nicht immer auch dieselbe Bedeutung inne haben, wie die korrekte Übersetzung derer. ;-) Die Widmung gilt der zukünftigen Romanbuchautorin Kiavalou, (Einspruch deinerseits nur nach Absprache. ;-) ) welche sich dazu erbarmte, sich mein gar grausames Gekritzel vor Augen zu führen und es als adäquat zu kategorisieren. Somit ein herzliches Dankeschön fürs Prereading und den chronischen ENS-Kontakt, der sich als Hobby in meinen stetigen impressionslosen Alltag etabliert hat und mir ein klein wenig intellektuelles Licht zu schenken vermag. Somit bleibt mir nichts über, als zu hoffen, dass sich ein, vielleicht auch zwei Personen gewillt zeigen werden, mir ein Kommentar zu hinterlassen. Dankeschön bereits im Voraus für jene Geste. Bye, auf bald, Deepdream P.S.: Das Sanskrit der finst'ren Gesellen ist ein Mix diverser Sprachelemente, sozusagen eine Eigenkomposition verschiedener Komponenten, favorisiert jedoch die Sprache Latein. Ebenso ist das Mittel zur verbalen Mitteilung der hominiden Rasse teils ein fiktives Wirrwarr und meine Wenigkeit bittet dies zu verzeihen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)