Bad Moon von RedSky ================================================================================ Kapitel 4: deep madness.... --------------------------- "Mhmmmmgnh.........ngh.........nghn.........aaaaaah........." Völlig verwirrt und orientierungslos krallte er seine schwachen Finger immer wieder in das Hemd des anderen Menschen. Suchte Halt, hatte das Gefühl, alles würde sich drehen...nur drehen...... Es wollte ihm nie gelingen, seine Augen vollständig zu öffnen, ihm gelang lediglich ein müdes Blinzeln-dann fielen seine Augenlider auch schon wieder zu. Er war zu schwach....zu schwach, um überhaupt noch etwas wahr zu nehmen. Spührte noch nicht einmal wirklich, dass er die ganze Zeit auf den Armen der anderen Person getragen wurde. Er wollte nur noch schlafen....nur noch schlafen........ Mitlerweile stand Pata vor ihrer Haustür, stüzte den vollends besoffenen hide auf seinen Armen für einen kurzen Augenblick kompliziert an der Hauswand ab um in seiner Hosentasche den Schlüssel herraus zu fischen und die Tür aufzuschließen. Anschließend trug er das schon halbwegs schlummernde, bunte Bündel durch das Treppenhaus, hinauf zu ihrem Stockwerk und musste erneut auf halsbrecherische Weise versuchen, hide irgendwo abzustützen für den Moment, in dem er ihre Wohnungstür aufsperrte. Endlich auch das letzte Hindernis überwunden schleppte der ruhige Gitarrist mit der engelhaften, dunklen Lockenmähne seinen Freund in dessen Zimmer, legte ihn behutsam auf's Bett und entledigte ihm die Schuhe und der Hose. Liebevoll wie er war gab er sich die größte Mühe mit seinem Wohnungsgenossen, obwohl er sich in solchen Nächten doch des öfteren fragte, was hide in solchen Situationen eigentlich machen würde, wäre er selbst gerade mal nicht anwesend. Sichtlich müde und sich auf sein eigenes Bett freuend stapfte Pata lautlos aus hides Zimmer, durch den Flur und in seine eigenen vier Wände. Die Backsteinwand - hart und kalt...- Die blassen, schmalen Fingerspitzen strichen und tasteten ziellos darüber. Mitten in der Dunkelheit. In der Kälte. In der Einsamkeit. Es waren kaum Menschen auf den Straßen; die bunten Neonleuchtschriften verschiedener Lokalitäten erhellten dennoch die frische Nacht. Aber kaum Einer passierte die Gehwege. Doch von dieser ungewohnten Leblosigkeit um sich herrum bekam er nichts mit. Er spührte nur die raue Steinwand unter seinen Fingern, spührte die kühle Nachtluft, erkannte die tiefe Dunkelheit. Die Dunkelheit.....tief und wahnsinnig......ohne Plan, ohne Ziel. Kalt. Ziellos. Planlos. Erneut zierte ein Lächeln die kalten Lippen des blassen und dürren Jungen. Ein Lächeln, welches so sicher und so hinterhältig zu sein schien... Zärtlich, klar, zerbrechlig....... Ein kalter Windhauch fuhr durch sein blondschwarzes Haar. Holte ihn in die Nacht zurück, in die Dunkelheit. Die Dunkelheit, die genauso ruhig war wie der Wahnsinn. Seine Fingerspitzen verließen die rötlichen, rauen Steine, er wendete sich halbwegs von der Wand ab und trat einige Treppenstufen hinunter. Kurz darauf schloß er die Metalltür zu seiner Kellerwohnung auf... "WAS?" hide, der seine zerkauten Sushistückchen gerade am herrunterschlucken war, würgte Selbige sofort wieder hervor und spuckte sie durch den halben Raum. "Ich währe dir sehr verbunden, wenn du dein halbverdautes Essen nicht in meiner ganzen Wohnung verteilst", murmelte Yoshiki, seinen Blick von den Fisch-Speichelstückchen auf seinem Fußboden aufrichtend zu hide. Toshi und Pata starrten ihren Bandleader auch nur mit aufgerissenen Mündern an, jedoch weniger wegen dessen Mokierung über hides Essmanieren, als über die Nachricht, die er ihnen vor wenigen Sekunden verkündete. "Taiji ist WO?", fragte Toshi ungläubig nach. Yoshikis Blick wanderte von hide zu Toshi. "Er liegt im Krankenhaus. Er hatte eine Art Schwächeanfall oder Überbelastung. Nichts wirklich Ernstes zum Glück, aber sie wollten ihn vorerst dort behalten." "Woher weißt du das?" Hide kümmerte sich nach wie vor nicht um sein rausgespucktes Essen. "Ich habe ihn gestern Abend gefunden... Er lag bewustlos in einem der Kellergänge." Yoshiki erhob sich mitlerweile und suchte in seiner kleinen Kellerwohnung nach einem Tuch um die Fischreste einzusammeln, da hide ja keinen Finger krum tat. "Ich hab ihn sofort ins Krankenhaus gebracht, nachdem es mir nicht gelang, ihn in's Bewustsein zurück zu holen." "Meinst du, der Auftritt war zu viel für ihn gewesen?" Toshi kuckte Yoshiki, der hides Essensreste nun entgültig am beseitigen war, besorgt an. Dieser zuckte nur kurz mit den Schultern. "Bin mir nicht sicher... Aber ehrlichgesagt glaube ich das nicht." 'Er hat sich von uns allen aber am meißten verausgabt', ging es Pata durch den Kopf, ohne seine Gedanken in Laute zu fassen. Schon am nächsten Tag wurde Taiji jedoch wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Es sei nichts Ernstes gewesen, lediglich ein kleiner Schwächeanfall durch zu hohe Anstrengung in Kombination mit zu wenig Flüssigkeitsaufnahme vor dem Auftritt, hatten die Ärzte gesagt. Es war mitten am Vormittag, als der junge Bassist aus der Klinik entlassen wurde. Seine Freunde saßen um diese Zeit allesamt noch in der Schule. Sein Vater war nicht gekommen um ihn abzuholen. Aber damit hatte Taiji auch nicht wirklich gerechnet... Er stieg in den nächsten, gut belebten Bus und fuhr zu sich nach Hause. Für gewöhnlich hätte ein Patient wohl Luftsprünge gemacht, wenn er wieder aus einem Krankenhaus entlassen wurde und wieder nach Hause durfte. Doch nicht Taiji.... Ihn quälten auf der ganzen Fahrt über ungute Gefühle. Ungute Gefühle auf seinen Vater bezogen... Er hatte keine Ahnung, was ihn erwarten würde, wenn er in ein paar Minuten durch die Wohnungstür treten würde und die Räumlichkeiten betrat, in welcher er mit seinem Vater wohnte. Sein Vater ging für gewöhnlich nie sonderlich liebenswürdig mit ihm um. Von daher versuchte Taiji auch schon seit Längerem so wenig Zeit wie möglich zu Hause zu verbringen. Doch wenige Minuten später stand er nun doch wieder hier, vor der Tür des Mehrfamilienhauses. Ein kühler Schauer überkam ihn. Um das Haus betreten zu können klingelte er bei einem ihrer Nachbarn; seinen Schlüssel hatte er nicht dabei. Wenige Augenblicke darauf ertönte das dumpfe Surren und Taiji drückte die Tür auf, ließ sie hinter sich wieder zufallen. Achtlos. Nur ein paar Meter - schon stand er vor der Wohnungstür, durch die er in diesem Moment am allerliebsten gar nicht treten wollte. Doch er hatte diesen Gedanken noch nicht einmal ganz zu Ende gedacht, da wurde selbige Tür auch schon mit einem gewaltigem Schwung aufgerissen - und vor ihm stand sein Vater. Taiji war wie gelehmt. "Hast du auch mal wieder den Weg nach Hause gefunden? Wurde aber auch langsam mal Zeit!" Während er sprach behielt er seine Zigarette gekonnt im Mundwinkel, von der jedoch bei jeder Bewegung seiner Lippen ein wenig Asche abbröselte. Mit eisernem Griff packte er seinen Sohn an der Schulter und schleuderte ihn beinahe in den Flur ihrer Wohnung hinein, warf die Tür wieder ins Schloß. Taiji konnte sich durch diesen Schwung gerade noch eben auf den Beinen halten und nur mit Mühe und Not verhindern, dass er sich auf's Maul packte. Er hatte es geahnt... Er hatte keine andere Begrüßung seines Vaters erwartet. "Wie siehst du überhaupt schon wieder aus? Hast dir diese Zotteln immer noch nicht abgeschnitten? Muss ich das doch noch in die Hand nehmen?" Grob schubste der übergewichtige Mann Taiji in Richtung Küche und hielt schon Ausschau nach der nächstgreifbaren Schere. Taiji versuchte sich an seinem Vater irgendwie durchzuschmuggeln, doch die Körpermasse des Älteren gewährte ihm kein Schlupfloch. "Nein Papa, lass das! Tu das nicht!" Seine Stimme klang verzweifelt. Verzweifelt und hilflos. So hilflos klang sie nur in der Gegenwart seines Vaters. "Papa Papa Papa!", äffte er den Jüngeren nach. "Hör endlich mal auf mit diesem Papa-Gefasel! Du bist kein kleines Kind mehr!" Zack. Wieder einmal hatte Taiji nun eine Ohrfeige einstecken müssen. Er spührte das Brennen auf seiner Wange, konnte darum wetten, dass sie sich wieder rötlich verfärbte. Warum tat er das? Warum tat er das jedes Mal, wofür sollten die Schläge gut sein? Mitlerweile hatte sein Vater ihn schon durch die halbe Küche gedrängt und auf einmal spührte er die Tischkante im Rücken. 'Fuck!', schoss es ihm nur noch durch den Kopf. Im nächsten Moment fand er sich auch schon auf dem Fußboden wieder. Sein Vater hatte ihn trotz des Hindernisses hinter sich immer noch weiter bedrängt und so wusste Taiji sich nicht anders zu helfen als sich auf den Boden sinken zu lassen. Auch wenn dies die demütigendste Geste im Moment war. Er wusste in solchen Augenblicken nie weiter. Hoffte insgeheim immer wieder auf einen Ausweg. "Hör auf damit! Hör endlich auf so mit mir umzugehen!!", brüllte er ihm plötzlich entgegen. Seiner Stimme schwang dennoch wieder Verzweiflung mit. Sein Vater packte ihn hart an beiden Schultern und schlug ihn brutal mit dem Rücken auf den Küchentisch! Taiji vernahm ein deutliches Knacken, wusste jedoch nicht ob dies auf den Tisch oder auf seine Knochen hinwies. "Warum hat dich deine Mutter überhaupt in die Welt gesetzt?? Warum hat diese dumme Nutte dich nicht abgetrieben? Du bist das nichtsnützigste Etwas, was mir je unter die Augen gekommen ist!!!" Erneut schlug er auf seinen völlig verängstigten Sohn ein, rüttelte ihn energisch und donnerte ihn abermals mehrfach auf den Tisch. Seine unbegründete Wut und blinde Gewalt schien keine Grenzen zu kennen. Taijis ganzen Körper durchzogen nur noch Schmerzen, Schmerzen die ihn langsam anfingen zu betäuben. "Papa...bitte....! Hör auf damit...!" Sein Betteln war nur noch ein Winseln. "Nenn mich noch ein Mal 'Papa' und ich hau dir deine gesammten Zähne aus deiner dreckigen Fresse!!" Er packte seinen Sohn am Kragen, riss ihn von der Tischplatte hoch und schmiss ihn regelrecht gegen die nächstbeste Wand. Taiji sank kraftlos an Selbieger zusammen. Völlig demoliert und voller Schmerzen saß er ziemlich zerzaust auf dem Boden. Spührte Unmengen heisser Tränen hinter seinen geschlossenen Augenlidern brennen. Er wollte weg. Nur noch weg von hier. Am besten für Immer. Warum war er nur ausgerechnet wieder hierher zurück gekommen? Er konnte doch nicht ernsthaft geglaubt haben, sein Vater würde ihn auch nur ein Mal in Ruhe lassen...?! "Verpiss dich, du Drecksratte." Taiji hob ein Stückchen seinen Kopf, blinzelte. Sah seinen Vater vor sich stehen. Konnte jedoch nichts drauf erwiedern. "Bist du etwa auch noch taub du dummes Stück?" -Und wieder einmal schlossen sich die riesigen Pranken wie eiserne Klauen um Taijis Schultern, rissen ihn empor und schliffen ihn in Richtung Wohnungstür. 'Was hat er vor?', wisperte es nur durch Taijis Gedanken. Doch schon kurz darauf wurde er erneut durch die Gegend geschleudert - diesmal jedoch auf dem direkten Weg aus der Hölle. Als nächstes spührte er nur steinharten Untergrund - und einen durch und durch gehenden Schmerz in seinem gesammten Körper. "Und lass dich hier ja nie wieder blicken du Mißgeburt! Sonst reiss ich dir den Arsch auf!!" Mit diesem Gebrüll donnerte der ältere Mann die Wohnungstür mit vollem Karacho wieder zu. ... Der junge Bassist lag in vollkommenem Schmerz und kaum in der Lage sich zu rühren auf dem Boden. Die Massen von erhitzten Tränen hatten sich schon längst ihre Wege über sein teils blaugeschlagenes Gesicht gebahnt. Sein Schluchtzen war so gehemmt, dass man es fast nicht vernahm. Wohin? Wohin nun? Er hatte keine Ahnung, wie lange er dort so liegen blieb, doch irgendwann rührte er sich doch, versuchte sich unter großen Schmerzen mühseelig zu erheben. Völlig abwesend scheinend begab er sich sehr langsam immer weiter auf die Haustür zu. Er erreichte sie bald darauf, zog sie auf und stolperte hindurch. Ohne seine Registration fiel sie hinter ihm wieder zu. Die stummen Massen der Tränen vermischten sich mit dem frischen Blut seiner aufgeschlagenen Lippe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)