Vier und vierundzwanzig kleine Überraschungen von abgemeldet (Der Kleine Adventskalender) ================================================================================ 17. Dezember - Kenshin ---------------------- Dank des Hinweises von Vanillaspirit möchte ich hiermit anmerken, dass ich mich am Anime orientiert habe, weil Mangas und ich uns net so doll verstehen. Meine Familie verlor ich vor langer Zeit. Damals wurden sie getötet und die, die zu meiner Familie hatten werden sollen, wurden ebenfalls von Sklavenhändlern getötet. Menschen, Frauen, die mir für einen Tag nahe standen, versuchten mich zu schützen. Ihre flehenden Stimmen dringen heute noch an mein Ohr. Sie starben für mich, damit ich leben konnte und dann, dann wurde ich alsbald zu dem, was ich heute bin. Ein Geächteter, aufgenommen von einem Virtuosen der Schwertkunst. Aufgenommen von Hiko Seijuro. Ich nannte ihn Meister, wurde von ihm wie ein Schüler mit eiserner Hand geführt und erlernte von ihm den Hiten Mitsurugi Style, welcher mich zu jenem Geächteten machte, der ich nun bin. Oder auch, der ich war. Denn heute bin ich nicht mehr der blutrünstige Schlächter von einst, der gegen das Shogunat aufbegehrte. Heute bin ich ein anderer Mensch. Und das habe ich ausschließlich meinen Freunden zu verdanken, die jeden Tag um mich sind. Kenshin hockte mit Dr. Gensais Enkelinnen an dem großen Waschzuber im Hinterhof des Kamiya Dojos, in welchem er nun schon beinah ein Jahr lebte. Er ging dort trotz der klirrenden Kälte, die im Freien herrschte, seiner alltäglichen Arbeit nach und machte sich nützlich, da Miss Kaoru ihn nach wie vor kostenlos unter ihrem Dach leben ließ. Yahiko tat das Gleiche, allerdings wischte er im Dojo den Fußboden und polierte ihn für den Fall auf Hochglanz, dass sich weiter und noch mehr Schüler in der Schule einfinden würden. Diesbezüglich gab Kaoru die Hoffnung nämlich niemals auf. Nicht, solange sie sich sicher war, wie gut ihre Schwertkunst war. Eine Schwertkunst, die einzig zur Verteidigung entwickelt worden war und den Mord außen vor ließ. Der rothaarige junge Mann blickte in den grauen Himmel empor, aus dem die klirrende Kälte kam, welche seine Hände schmerzen ließ. Ayame und Suzume folgten seinem Blick. Die kleinere und jüngere Suzume hob ein kleines Fingerchen in die Luft und wies in eine eher unbestimmte Richtung. "Es schneit, Bruder Kenny." Der Angesprochene kniff die Augen zusammen und blickte in die angezeigte Richtung, in welcher er tatsächlich etwas Ähnliches wie eine Schneeflocke ausmachen konnte. Der erste Schnee des Jahres... Seine Hände verkrampften sich leicht um den Stoff, welchen er im Zuber waschen wollte. Schnee erinnerte ihn immer an Tomoe. Jene Frau, mit der er vor zehn Jahren in einer Eheähnlichen Konstellation zusammen gelebt hatte. Damals war es gewesen, um sie zwei vor den Häschern des Shogunats zu schützen. Doch der Schutz hielt nicht vor. Nicht lange genug, denn diese Konstellation barg ein Risiko. Einst war er es gewesen, der Tomoes Ehemann getötet hatte. Und so war ihr nichts anderes übrig geblieben, als ihn zu verraten. Nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht, in welcher sie beschlossen hatten, aus dem Schauspiel Ernst zu machen. Mit einem leisen Seufzen, welches kleine Dampfwolken vor seinem Mund formte, verdrängte der Mann mit dem Beiname Hitokiri Battousai diesen Gedanken und ging weiter seiner Arbeit nach, bis Ayame ihn am Ärmel zupfte. "Bruder Kenny, es wird kalt. Gehen wir rein?" Kleine Augen blickten ihn groß an und hofften auf ein ja. Langsam begann Kenshin zu nickten und legte das letzte Wäschestück in den kleinen Holzzuber, der als Wäschekorb diente. Als er sich erhoben hatte, klemmte er sich ihn unter den Arm und folgte Dr. Genzais Enkelinnen ins Haus, welche sich in dessen Wärme verfroren schüttelten und die kleinen Händchen mit ihrem Atem zu wärmen versuchten. Kenshin schlug unterdessen seinen Weg in die Küche ein, wo er behelfsmäßig ein Wäschegerüst aufgestellt hatte, ganz in weiser Voraussicht, dass es bald zu schneien beginnen würde. Sich absolut im Unklaren darüber, dass Kaoru gerade das spartanische Mittagessen zubereitete, begann er, die Wäsche aufzuhängen, hielt allerdings immer wieder etwas melancholisch inne, um an ein Leben zu denken, das seit über zehn Jahren Vergangenheit war. Kaoru entging dies keinesfalls, so dass sie sich schließlich erhob, zu ihm trat und dabei half, die Wäsche zum Trocknen aufzuhängen. Gleichzeitig suchte sie ein zaghaftes Gespräch mit ihm. "Heute hättest du das nicht machen müssen. Es ist doch viel zu kalt." "Es muss aber gemacht werden, Miss Kaoru. Ich darf hier kostenlos wohnen und das sind meine Pflichten." Ohne sie anzusehen, hängte er weiterhin die Wäsche auf. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass es ihm nun wieder etwas anders zu Mute war. Zwar würde er ihr nicht erzählen, was ihn bedrückte, aber immerhin tat ihm ihre Nähe mehr als nur gut. Und genau das spürte die junge Frau. So nickte sie nur und half ihm weiterhin stillschweigend, bis er das Wort wieder an sie richtete. "Morgen werden Yahiko und ich angeln gehen. Wenn wir Glück haben, gibt es dann Morgen viel mehr Fisch." Kaoru nickte langsam und warf einen Blick zu dem mickrigen Fisch, der mehr als nur zwei Mäuler zufrieden stellen sollte. Zwar brachte Dr. Genzai von Zeit zu Zeit Lebensmittel mit, weil seine Enkelinnen tagsüber eigentlich immer im Dojo waren, allerdings waren er und Megumi in letzter Zeit so beschäftigt, dass das ausgeblieben war. Leider, aber natürlich verstand Kaoru es. Immerhin war es wirklich eine absolute Nettigkeit, dass der Doktor sich so sehr um ihr aller Wohl kümmerte. "Fisch klingt gut, aber ist es dafür nicht zu kalt? Der Fluss ist bestimmt zugefroren und die Fische tummeln sich wenn überhaupt in seiner Mitte am Boden." Kenshin nickte knapp. "Möglich, aber die Hoffnung sollte man nicht so schnell aufgeben. Zumal das Eis Morgen so dick sein dürfte, dass man die Eisfläche ohne Probleme beschreiten kann." Die junge Frau nickte vorsichtig und langsam, war ihr doch nicht ganz wohl bei dem Gedanken, Kenshin und Yahiko auf das Eis zu jagen. "Und was wäre, wenn wir morgen ins Akabeko gehen würden und anschreiben lassen?" "Nein, nicht nötig. Wir holen den größten Fisch, den es zu fangen gibt, Miss Kaoru." Kenshin blickte sie zum ersten Mal an und ein Strahlen erhellte seine Gesichtszüge. "Na gut, aber passt auf euch auf." Die junge Frau hängte das letzte Wäschestück auf die wackelige Konstruktion und begab sich zurück zu dem kleinen Fisch, den sich fünf, wenn nicht sogar sechs Leute teilen würden, falls Sanosuke den Weg noch ins Dojo fand. So, wie er es eigentlich immer tat, wenn der Hunger in quälte. ------------------------------------- © by Sandra Wronna/Merenwen Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)