Vier und vierundzwanzig kleine Überraschungen von abgemeldet (Der Kleine Adventskalender) ================================================================================ 14. Dezember - Neon Genesis Evangelion -------------------------------------- Asuka sprang laut singend durch Misato Katsuragis Wohnung und schmückte diese mit Tannenzweigen, Tannengirlanden und Weihnachtsschmuck. Aus einem Räuchermännchen stiegen bereits kleine Rauchwölkchen auf, die nach Tanne rochen. Aus der kleinen Stereoanlage im Wohnzimmer erklang "Twelve Days of Christmas" in der uralt Versionen von Wesen, die sich Mickey Mouse und Co genannt hatten. Asuka hatte diese CD in einer Kiste gefunden, die Misatos Eltern gehört hatten und welche diese hatte aus ominösen Gründen ausmustern wollen. Allerdings hatte Asuka das auf Grund ihrer Neugier nicht zulassen können und hatte die Kiste, welche schon neben den Mülltonnen vor dem Wohnkomplex gestanden hatte, durchsucht. Und nun war es so weit gekommen, dass Asuka den Song auswendig konnte und lautstark mitsang. Ganz zum Ärger von Shinji, der plötzlich mit dem Kopf, auf allen Vieren kriechend, in seiner Zimmertür erschien und völlig verstört zu dem Mädchen blickte, welches nur in ein kurzes Nachthemdchen gekleidet war. "Es ist doch erst 8Uhr. Wir haben frei. Lass mich schlafen." Als Asuka sich zu ihm umdrehte und dabei ihr Slip aufblitzte, färbte sich sein Gesicht rot. "Hör auf zu maulen. Es ist so ein schöner Tag, und wir haben bald Weihnachten." Das junge Mädchen trällerte begeistert, sich nicht bewusst, dass auf einmal Misato wie ein Berserker in der Tür erschien, sich den Kopf haltend und eher leidend als ausgeschlafen aussehend. "Mach dieses verdammte Lied aus. Ich habe Kopfschmerzen, verdammt." Der Operation Manager der NERV Organisation stapfte zur Stereoanlage und haute beinah schon auf die Stop-Taste. Asuka schenkte ihr daraufhin einen entrüsteten Blick und nuschelte eine leise Beleidigung, die allerdings nicht von Misato, sondern von Shinji vernommen wurde. Dieser schüttelte nur den Kopf und kroch rückwärts in sein Zimmer zurück. Eilig schloss er die Schiebetür und betete, dass Misato nicht doch irgendwo in ihrem Unterbewusstsein das "elender Säufer" vernommen hatte. Und tatsächlich war dem nicht so gewesen, so dass die mittlerweile 30-Jährige völlig fertig in ihr Zimmer zurück schlurfte, um ihren Rausch, den sie sich zusammen mit Ritsuko angetrunken hatte, auszuschlafen. Die Pilotin der EVA-Unit 02 blickte ihr noch kurz nach, trat dann zur Stereoanlage und ließ das Lied erneut erklingen, allerdings nun in einer erträglichen und absolut nicht störenden Lautstärke. Abermals ging sie dazu über, Misatos kleine Wohnung zu schmücken und mit allem möglichen Nippes auszustaffieren. Stunden später, als auch die Fenster geputzt und hinterher geschmückt worden waren, krochen auch Misato und Shinji endgültig wieder aus ihren Betten. Asuka hatte sich freundlicher Weise dazu bereits erklärt, ein Frühstück zuzubereiten, zwischen welchem nun ein Adventskranz mit drei Kerzen brannte und zudem noch geziert wurde durch vier kleine Jutesäckchen, auf denen groß die Zahl vierzehn prangerte. Misato rieb sich verschlafen die Augen und blinzelte gegen das ihr zu stark erscheinende Kerzenlicht an. Shinji seinerseits drehte nur prüfend das Säckchen hin und her und schaute Asuka fragend an, welche breit grinste. "Auch wenn ich es nicht gerne bin, aber als Kind habe ich das Recht auf einen Adventskalender. Und weil ich so nett bin, dürft ihr an meiner Freundlichkeit teilhaben. Bin ich nicht toll?" Asukas Lobesrede auf sich selbst entlockte zumindest Shinji ein genervtes Stöhnen, welches sich aber verflüchtigte, als Asuka ihm gestattete, das Säckchen zu öffnen. Freudig wie ein kleiner Junge öffnete er die rote Kordel und ließ die kleinen Präsent in seine Hand fallen. Es gab Schokolade und zusätzlich einen Kugelschreiber. Da er seine immer verlegte, kam ihm das sogar überaus gelegen. "Das ist wirklich ein netter Zug, Asuka." "Ich weiß, aber so bin ich eben." Aus dem Augenwinkel linste das Mädchen zu Misato hinüber, die gerade selber ihr Säckchen öffnete und verwirrt zwei Kinokarten hervorzog. "Ist das nicht etwas viel?" Sie wedelte Asuka mit den Karten unter der Nase herum. "Nein, die sind ja nun auch nicht von mir. Soviel Geld gebe ich doch nicht aus. Bin bedürftig und außerdem ständig pleite." Dass die Karten von Ryoji waren, verkniff sie sich wohlweislich. Einmal, weil sie immer noch eifersüchtig war und andererseits, um eventuell dafür zu Sorgen, dass Ryoji die sich dann sicherlich beschwerende und zeternde Misato nicht doch zu einem Date ins Kino geschleift bekam. Soviel Freundlichkeit und Gefälligkeit musste dann nämlich doch nicht sein. Zumal sie selbst immer noch eine überaus große Zuneigung für den NERV Inspektor hegte. Immer noch blickte Misato nachdenklich auf die Tickets und grübelte sichtlich angestrengt darüber nach, was sie davon zu halten hatte. Da aber ihr Magen knurrte und schon ein Frühstück auf dem Tisch stand, ließ sie ihren Gedanken erst einmal beiseite und setzte sich an den Tisch, um eine für sie ungewöhnliche Art des Frühstücks einzunehmen. Auch Shinji nahm Platz, nachdem Asuka sich Misato gegenüber niedergelassen hatte und begann sein Frühstück mit einem warmen Croissant, das er mit Butter und Marmelade beschmierte. Genüsslich biss er hinein und ließ den zarten Teig auf seiner Zunge zergehen. Asuka redete derweilen wie ein Wasserfall auf Misato ein, die sich ein frisches Brötchen schmierte und immer nur nickte, bis Asuka heftig und wie aus heiterem Himmel auf die Tischplatte schlug. "Gut, ist gebongt. Ich gehe gleich einkaufen und dann backen wir Plätzchen." Misato fiel beinah das Brötchen aus dem Mund und starrte die Deutsch-Japanerin mit amerikanischem Pass aus großen irritierten Augen an, deren Blick binnen Sekunden, in denen Worte wie Mehl, Zucker und Butter aus Asukas Mund sprudelten, panisch wurde. Immerhin hatte sie noch nicht gebacken. Und wenn doch, dann eine Fertigmischung. Und das war schon Jahre her. Jahre, in denen ihre Eltern noch gelebt hatten. "Also... also... ich habe zu tun. Ich muss weg." Mit einem Blick auf ihre Armbanduhr erhob sie sich, doch Asuka griff nach ihrem Arm und krallte sich in diesem fest. "Keine Ausflüchte. Ich kenne die Personaleinsatzpläne für diese Woche. Ich weiß, wann jeder von euch frei hat." Da das Gesicht des jungen Mädchens leicht irre anmutete, ließ sich Misato erschlagen seufzend auf ihren Stuhl zurück sinken und ergab sich ihrem Schicksal, das in der Aufzählung unzähliger Plätzchenrezepte aus Asukas Mund bestand. ------------------------------------- © by Sandra Wronna/Merenwen Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)