Vier und vierundzwanzig kleine Überraschungen von abgemeldet (Der Kleine Adventskalender) ================================================================================ 11.Dezember - Hand Maid May --------------------------- "May?" Kasumi balancierte geschwind über die Leiter, die Kazuyas und ihr Zimmer miteinander verband. Lena folgte ihr wie ein kleines treues Hündchen und überholte sie am Fenster, durch welches die kindliche Cyber Doll ins Zimmer huschte. Kasumi folgte ihr leichtfüßig und sprang von der Fensterbank auf den Boden hinab. Mit einem prüfenden Blick sondierte sie die Lage in Kazuyas Wohnung und hielt sowohl nach ihm als auch nach May aus, welche auch eine Cyber Doll war. Eine Cyber Doll, die zu Kasumis Ärger Kinder bekommen konnte. Bei diesem Gedanken blickte das Mädchen erschlagen an die Decke empor und zählte etwaige Flecken und Risse, bis Lena an ihrer Hand zog. "Kasumi, Mami hat einen Zettel da gelassen." Die 9-Jährige blickte noch kurz zu der Tochter der Hausvermieterin empor und wetzte dann zum Kühlschrank, an dem besagter Zettel befestigt war. Mit einem trotzigen und dennoch gut getarnten Blick folgte Kasumi der kleinen Cyber Doll und blickte über deren Schulter, als diese den Zettel las. "Mami sagt, May und Kazuya wären beschäftigt. Sie kaufen einen Baum..." Der schwarzhaarige Wirbelwind kniff die Augen zusammen und dachte angestrengt nach, bis ein wissendes Nicken folgte. "Aha, verstehe..." "Was verstehst du?" Kasumi riss Lena beinah das Papier aus der Hand und überflog die Zeilen selber noch einmal. Es war ja nun nicht so, dass sie May nicht mochte, aber seit sie von Mami erfahren hatte, dass May von der Funktion her einem Menschen glich, war es ihr mehr als nur unangenehm, wenn die künstliche 17-Jährige mit Kazuya um die Häuser zog. Zumal nicht zu übersehen war, dass die beiden sehr aneinander hingen. "Du bist eifersüchtig..." Lena kniff wissend die Augen zusammen und fing an zu kichern, doch Kasumi winkte herrisch ab. "Bin ich gar nicht. Kazuya ist alt genug, um zu wissen, was er tut." "Und warum siehst du dann so aus?" Die kindliche Cyber Doll ahmte Kasumis verkniffenen Gesichtsausdruck nach, ging aber vorsichtshalber in Deckung und damit gleichzeitig zu ihrem besten Freund Ikariya hinüber, der wie immer auf Kazuyas Rechner saß. Der Octopus blickte bereits freudig zu Lena hinab und wackelte mit den Tentakeln. Als das Mädchen ihn an sich drückte, quietschte er mit seiner nasalen Stimme "Lena". "Mein Ikariya..." Lena rieb ihre Wange an dem Gesicht des intelligenten Spielzeuges, auf dessen Technik in der Zukunft die Entwicklung der Cyber Dolls beruhen würde. Kasumi, bis jetzt immer noch etwas verstimmt, schaute sich das Schauspiel an, musste dann aber doch gestehen, dass es wieder einmal zu niedlich war, Lena und Ikariya so zu erleben. Allerdings blieb da immer noch Mamis Zettel, der ihr einfach keine Ruhe ließ, weswegen sie wie ein eingesperrter Tiger in Kazuya Wohn- und Schlafzimmer auf- und ablief. "Was ist das denn für ein Krach..." Die Tür von Kazuyas Wandschrank öffnete sich und lange Beine streckten sich aus einer kleinen Computerzentrale in die Freiheit. Die Frage erübrigte sich allerdings, als Kei Kasumi und Lena entdeckte. "Oh, ihr seid es. Wo ist Kazuya?" Sofort hielt die Cyber Doll mit dem IQ von 50000 nach dem Studenten Ausschau, musste aber auch recht bald einsehen, dass er nicht vorzutreffen war. Dafür hielt Kasumi ihr den Zettel von Mami unter die Nase. Kurz, während Kei die erhaltenden Informationen berechnete, ging ihr ganzes Wesen in einen Stillstand über. Dieser wurde allerdings beendet, als sie zu einem Schluss kam, den sie gar nicht mochte. "Die beiden sind zusammen weg. Alleine?" Nach wie vor hegte die 21-Jährige Cyber Doll eine Vorliebe für Kazuya. Und sie wäre sicherlich bereits öfter mit ihm alleine gewesen, wenn Mami nicht alles daran legen würde, Kazuya und May einander näher zu bringen. "Ja, einen Baum kaufen..." Kasumi schnaubte undamenhaft und erinnerte sich kurz an das Fiasko zurück, dass Mami mit dem Auswahlgespräch von Kazuyas Frau ausgelöst hatte. Nicht nur, dass dabei Nanbara sich in den Mittelpunkt gedrängt hatte, in dem er keinen Hehl daraus gemacht hatte, dass er hinter May her war... Nein, Kazuyas Gunst und damit auch der Tag mit ihm im Freizeitpark wurde von Mami zudem sogar noch mit unlauteren Mitteln vergeben. Zuerst die Suche nach dem zweiten Eintrittsticket und dann noch das Wettrennen um das Ticket, nachdem Sara sich ohne vorherige Anmeldung eingemischt hatte. Das Cyber Doll Genie musterte Kazuyas Vermieterin und legte die Stirn in intelligente Falten. "Mach dir keine Sorgen, Kasumi. Ich bin mir sicher, dass alles so ist, wie es sein sollte. Diese Worte von Kei verblüfften Kasumi in der Tat, allerdings nickte sie nur knapp und horchte auf, als an der Tür gerappelt und gezogen wurde. Nanbara und May, gefolgt von Kazuya und Sara, die den Baum schleppten und dabei fast zusammenbrachen, betraten die Wohnung. Zusätzlich ließ sich von der Treppe Mamis Stimme vernehmen, welche bereits eine nette Teestunde mit Bratäpfeln ankündigte, wenn der Baum erst einmal stand. Aufgeregt huschte Lena, Ikariya immer noch im Arm, zu dem Baum und begutachtete diesen kritisch. "Gut gemacht. Der ist schön. Ich helfe schmücken." Zwar traute keiner so recht dem Geschmack der 9-Jährigen, allerdings waren ihre Heulanfälle ein Grund mehr, sie gewähren zu lassen. Kazuya und Sara mühten sich redlich ab, den Baum unter Nanbaras inkompetenter Leitung aufzustellen, während May fachkundig über den genauen Winkel Auskunft gab, in dem der Baum zu stehen hatte. Kasumi beobachtete das alles mit mehr als nur gemischten Gefühlen. Erst als Mami in die Wohnung kam und direkt in der Küche zu werkeln begann, hob sich ihre Laune durch den Geruch von Vanille und Karameltee, welcher die ganze Wohnung erfüllten. "Ich finde ja, er sollte andersrum stehen. Da wären die schöneren Zweige." Kei lief, sich gegen das Kinn tippend, um den Baum und musterte jeden einzelnen Zweig, während Prozess nach Prozess in ihrem Kopf ablief. "Ich finde ihn so besser." Sara rückte an dem Baum herum, bis er genauso stand, wie May es nicht wollte. Kazuya blickte sich das Hin- und Hergerücke eine Weile an, bis er zu Kasumi trat. "Wie findest du denn, dass er am besten steht." Die Angesprochene blickte ihn erst irritiert an, da sie völlig in Gedanken versunken gewesen war, gab danach aber eine knappe Ausführung, wie sie es am besten fand. Der junge Student nickte und rückte den Baum so zurecht, wie es Kasumi gefiel. Diese freute sich derweilen diebisch, dass er ihren Rat gewollt hat. Erst als Mami aus der Küche kam, und die Bratäpfel fast in die Münder der Anwesenden zu hüpfen schienen, riss sich auch Kasumi von ihrem kleinen Triumph los und zog stattdessen eine gemütliche Teestunde vor. ------------------------------------- © by Sandra Wronna/Merenwen Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)