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Vier und vierundzwanzig kleine Überraschungen

Der Kleine Adventskalender
von

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2. Dezember - Gunslinger Girl

Claes ist in letzter Zeit besonders stark mit sich und ihren Büchern beschäftigt. Seit ein paar Tagen liest sie in einem Weihnachtsbuch. Ich weiß nicht warum. Weihnachten ist nichts, über das ich mich freuen kann. Es hat keine Bedeutung für mich. Keine große. Diese noch so kleine Bedeutung bekam es erst, als ich von Hirscher letztes Jahr zu Weihnachten einen Weihnachtsteddy geschenkt bekam. Es war der erste Teddy, über den ich mich wirklich gefreut habe. Aber jetzt... Ich weiß es nicht.
 

Ravaro war nicht lange genug bei Claes, um ihr die Bedeutung von Weihnachten nahe zu legen. Ich frage mich, ob etwas in ihrem Hirn ihr den Gedanken einimpft, sie solle etwas über Weihnachten lesen, solle sich mit diese Thematik auseinandersetzen.
 

Vielleicht sind es ja Erinnerungen. Erinnerungen an eine Zeit, in der sie noch keine künstlichen Körperteile besaß. In der wir alle noch keine künstlichen Körperteile besaßen. Denn möglich wäre es.
 

Henrietta erzählte mir nämlich nach Angelicas Tod, dass diese bei ihrem letzten Besuch plötzlich an einen Hund dachte, den sie zuvor nie erwähnt hatte, den sie schier vergessen haben zu schien. Und jetzt muss ich mich ernstlich fragen, ob Claes sich an etwas erinnert.
 

Kündet diese Erinnerung vielleicht auch den Zerfall ihres künstlichen Körpers an? Eines Körper, der zum Töten geschaffen wurde, weil man in unserer Unschuld keine Gefahr erkennt?
 

Bei Henrietta ist es allerdings das gleich. Es mag allerdings an José liegen, der ihr vor zwei Tagen einen großen Adventskalender geschenkt hat. Heute Morgen, als ich zu ihr und Rico ins Zimmer kam, öffnete die gerade das zweite Türchen. Die Schokolade verschwand sehr schnell in ihrem Mund und sie wirkte so normal. So normal, wie auch Claes wirkt, wenn sie in Geschichten um die Weihnachtszeit und den Weihnachtsmann, sogar das Christkind versinkt.
 

Rico ist da aber ganz anders. Aber das liegt an Jean. Er ist nicht das, was ich die Freundlichkeit in Person nennen würde. Während José versucht, Henrietta auch als ein normales Mädchen in das Leben zu involvieren, erscheint mir Ricos Behandlung durch Jean ziemlich häufig so, als wäre sie nur seine Marionette.
 

Allerdings sind wir nicht dazu konditioniert, uns zu beschweren. Wir sind nur dazu konditioniert, der Behörde zu Willen zu sein, unsere "großen Brüder" zu schützen, ihre Befehle zu befolgen und wenn sie es wollen, sie zu lieben, um ihnen hörig zu sein.
 

Elsa und Raulo brachte das den Tod ein. Denn die konditionierte Liebe schlug bei Elsa schnell in das Bedürfnis um, von Raulo die gleichen Empfindungen zu empfangen. Da dies nicht passiert, erschoss sie ihn. Und sich kurz darauf selber durch einen Schuss ins rechte Auge, welcher ihr das Gehirn aus dem Kopf pustete.
 

Manchmal frage ich mich wirklich, warum die Behörde uns zu dem gemacht hat, was wir sind. Sowohl Elsa als auch Angelica sind wegen des künstlichen Körpers, wegen der Konditionierungen bereits auf der Strecke geblieben, aber so lange wir anderen funktionieren, ist das nicht weiter erwähnenswert. Nur haben wir durch die beiden etwa verloren.
 

Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht an Angelica denken, kein Tag, an dem wir uns fragen, ob wir es so machen würden wie Elsa, aber reden können wir nicht darüber. Das entspricht nicht unserer Konditionierung. Wir sind einfach keine normalen Mädchen, so wie wir es gerne wären.
 

Auch dann nicht, wenn wir so etwas wie Weihnachten entgegen fiebern. Brav unsere Adventskalender öffnen und hoffen, dass uns unsere "großen Brüder" vielleicht zu sich nach Hause einladen. Damit wir auch einige Tage verleben dürfen, in denen wir normal sind.
 

Doch all das bleibt uns verwehrt. Wir agieren mehr wie willenlose Marionetten und erliegen langsam unseren Körpern, unseren Schulungen und dem Willen unserer "Brüder". Und das stimmt mich traurig, wirklich traurig.
 

José kümmert sich wenigstens um Henrietta. Aber Claes hat niemanden mehr, was vielleicht auch besser ist. Jean benutzt Rico nur, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, was sie will und Hirscher... Hirscher ist wie immer. Desinteressiert und nur so etwas wie gesprächig, wenn wir einen Auftrag ausführen. Allerdings schenkt er mir immer noch die Teddybären. Jetzt habe ich schon fast zwanzig. Den letzten habe ich Hirscher genannt. Aber nicht, weil ich ihn besonders gut leiden kann, es ist viel eher, weil ich ihn dann auch einmal in der Hand habe. Ich will auch einmal das Gefühl haben, dass ich leben kann, wie ich es will, dass ich frei bin... normal.
 


 

"Triela?" Claes blickte zu dem blonden Mädchen hinüber, dessen lange blonde Zöpfe ihr vorne über die Schulter fielen, während sie ein Jäckchen für den schwarzen Teddybär - Hirscher - nähte.
 

Blaue Augen blickten empor und richteten sich auf Claes' hinter ihrer Brille versteckten Augen. "Mmh?"
 

"Ich habe noch was für uns beide." Das schwarzhaarige Mädchen klappte ihr Buch zu und stieg die Leiter des Hochbettes hinab. Auf dem Boden ging sie hinüber zu einer Kommode und öffnete diese.
 

Triela blickte ihr dabei neugierig auf den Rücken und erkannte, als Claes sich umdrehte, einen Adventskalender in ihren Händen. "Woher hast du den?"
 

"Gekauft." Die jüngere Claes rückte sich die Brille auf der Nase zurecht und kam zu Triela hinüber. Die legte den Kalender vor ihr auf den Tisch und wies auf den mit Türchen übersäten Weihnachtsmann. "Die zwei gehört dir. Ein bisschen Weihnachtsstimmung kann jeder von uns vertragen."
 

Das Gesicht des anderen Mädchens verzog sich nachdenklich und nur sehr langsam glitten ihre Augen über die Reihen, hinter denen Schokolade versteckt war. Als sie die zwei gefunden hatte, öffnete sie diese beinah andächtig, und betrachtete die Schokolade in Form eines Schneemannes. "Und ich darf wirklich?"
 

Claes nickte nur und verfolgte mit wachsamen Augen, wie die Schokolade in Trielas Mund verschwand. Danach kletterte sie wieder die Leiter empor, legte sich auf den Bauch und las ihr Buch weiter.
 

Trielas Aufmerksamkeit richtete sich dafür wieder auf das rote Jäckchen, dass sie Hirscher nähte.
 


 

Jetzt bin ich doch normal. Ein normales Mädchen, das so wie jedes andere Kind ein Türchen im Dezember öffnet. Und das tut gut.
 

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© by Sandra Wronna/Merenwen



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2005-08-11T23:03:11+00:00 12.08.2005 01:03
ich liebe elsa und ich finde das kapitel hat nur wieder gegeben was in dem anime stattfand was ich traurig finde...denn ich finde das das so richtig aus der sicht der mädchen geschrieben wurde das man glatt den eindruck erwecken kann das die story weitergeht. Ich fand es sehr schön, aber ich finde es sollten auch mal die positiven dinge der mädchen erzählt werden, was ja auch ein bisschen in der ff geschah=)
bye muesly
Von: abgemeldet
2004-12-27T23:12:28+00:00 28.12.2004 00:12
Was habt ihr denn alle?
Ich fand dieses Kapitel toll. ^^
Ich weiß, ich bin erst zehn Jahre *dürfte Gunslinger Girl gar nicht gucken* aber Gunslinger Girl hat etwas an sich, das man sehen muss, es lässt dich nicht los!
Ich finde dieses Kapitel wirklich toll...
Ich weiß zwar nur das Elsa und ihr Fratello Tod sind, aber ich dachte als erstes das Henrietta sie umgebracht hat...aber Elsa...wow geschieht ihr recht XD! *sie eh nicht leiden kann* Also super!
Von:  Vanillaspirit
2004-12-03T19:17:56+00:00 03.12.2004 20:17
Nya, schönes Kapitel, aber ich finde, du beschreibst Elsas Todesumstünde zu sehr. das wirkt irgendwie faktisch und steif. Passt nicht ganz. Hat was so reingequetschtes.
Aber ansonsten war es schön... doch ja, war gut ^^
Von: abgemeldet
2004-12-02T19:26:47+00:00 02.12.2004 20:26
Kenn ich auch net war aba schön^^


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