Stille von Alibear ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Stille.....nicht ist in Bewegung, nichts, dass ein Geräusch verursacht. Hier sitze ich nun in einem Raum voller Möglichkeiten. Ein Buch lesen, Fernsehen schauen, Musik hören.......diese und noch viele andere. Doch das ist es nicht, was ich möchte. Was ist es, was ich möchte? Was ist es, was mir fehlt? Ich weiß es nicht. Alleinsein, Langeweile........das in so einem Raum. Ein Ding der Unmöglichkeit, wie manche sagen würden. Und dennoch ist es da, dieses Gefühl der Leere. Ein Blick aus dem Fenster. Regentropfen. Unablässiges prasseln auf die Fensterscheibe. Eigentlich ein ständiges Geräusch. Doch ich vernehme es nicht. Stumme Tropfen sind es, die ich auf der Scheibe fließen sehe. Nichts, dass die Stille bricht. Was ist nur mit mir? Vor mir auf dem Schreibtisch ein Blatt Papier. Erneute Leere. Unberührt, leer, still......Ich stehe auf, gehe aus dem Zimmer, raus aus dem Haus, rein in den Regen. Ich habe keinen Schirm aufgemacht, keine Jacke angezogen. Ich will den Regen spüren, ich will ihn auf meiner Haut spüren. Ich will wissen, ob ich noch lebe, fühlen, das ich noch lebe. Doch nichts. Ich sehe, wie die Tropfen auf meine Kleidung fallen, wie der Stoff die Feuchtigkeit aufnimmt, doch ich spüre die Nässe nicht. Ich spüre die Kälte nicht. Was ist los mit mir? Ein Blick in den Himmel. Schwärze. Ein Himmel ganz in schwarz. Doch ich sehe ihn nicht. Ein Auto fährt an mir vorbei, eine Gischt an Wasser kommt hoch und benetzt mich. Nichts. Was macht mich so blind, so gefühlskalt? Was ist nur geschehen? Ein Sommertag, ein paar Tage zuvor. Freude. Glückseligkeit. Die Welt scheint in Ordnung, mein Blick gleicht dem durch eine rosa Brille. Liebe. Ja, ich bin verliebt. So sehr, dass alles um mich herum perfekt scheint. Ein Auto, das gerade abgeschleppt wird, ein übergelaufener Gulli, eine angefahrene Ampel. Alles ist schön. Keine negativen Gefühle, es ist alles wie in einem Musical. In meinen Gedanken fangen die Menschen um mich herum an zu singen und zu tanzen, alle sind sie glücklich, alles schienen meine Gefühle zu teilen. Alles ist perfekt. Ich bin glücklich. Was ist nur geschehen? Ich war so glücklich damals. Wie konnte das passieren, was nun Realität ist? Ich war doch die ganze Zeit glücklich....... Ich schlendere glücklich durch die Straße. Es ist dunkel. Ich war gerade bei ihm. So glücklich. Er scheint, nein, er ist perfekt. Das Schicksal meinte es gut mit mir. Dankbarkeit. Das ich so was erleben darf.........Dunkelheit. Von der Straße ist kaum noch was zu sehen. Das Licht der Sterne und des Mondes erhellen sie nur spärlich. Doch ich gehe weiter. So froh. Langsam kommt sein Bild in meine Gedanken........er ist perfekt. Eine Hupe ertönt. Er kommt auf mich zu. Erneutes hupen. Er kommt näher und näher. Ich öffne langsam meine Arme, um ihn spüren zu können. Lautes Motorengeräusch. Seine Stimme, er redet mit mir, und ich bin wie im siebten Himmel. So glücklich. Der Motor kommt näher. Er fragt, ob ich ihn heiraten will. Näher. Ich will antworten, ich will immer bei ihm sein....... Plötzliche Dunkelheit. Ich war doch die ganze Zeit glücklich....... Ohne zu merken, bin ich auf einen Friedhof gelangt. Wie kam ich hierher? Ich gehe durch die Reihen. Ganz hinten, bei den frischen Gräbern sehe ich eine Gruppe von Menschen, doch ihre Konturen sind undeutlich und wirr, ihre Gesichter scheinen verschwommen. Doch spüre ich, dass sie weinen. Ich nähere mich unauffällig. Sie scheinen mich nicht zu bemerken. Ankommen. Nun stehe ich direkt neben ihnen, jemand schaut sich zu mir um, scheint mich aber nicht zu sehen. Sie weinen weiter. Jemand, der ihnen sehr nahe stand, muss gestorben sein. Ich schaue noch mal in die Runde, sehe einen jungen Mann. Er scheint mir nicht fremd. Wer ist er? Er hat einen Blumenstrauß in der Hand. Weiße Lilien. Meine Lieblingsblumen. Zufall. Er legt sie auf das noch frische Grab. Neugierde. Wer ist es, um den sie trauern? Ein Versuch, unauffällig auf den Grabstein zu schauen. Verschwommene und verworrene Buchstaben, die sich mit der Zeit zu lesbaren Wörtern formieren. Ein Name. Nein! Mein Name! Ich sinke auf die Knie, fange an zu weinen. Meine Familie und mein Verlobter sehen dies nicht. Stumme Regentropfen fallen auf sie, mich und mein Grab. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)