Einsamkeit von sayomi (Die Suche eines Herzens nach Liebe) ================================================================================ Kapitel 4: Wenn die Angst einen überkommt ----------------------------------------- 4. Kapitel - Wenn die Angst einen überkommt "Ah, Kai, gut dass du da bist..." Ohne ein weiteres Wort zu verlieren nahm er ihn an der Hand und ging mit ihm ins Badezimmer. Dort saß Rei, mit dem Rücken an die Duschkabine gelehnt und sich ein Tuch auf den Kopf haltend, das bereits verräterische rote Flecken aufwies. Als er genauer hinsah, fielen ihm auch an dessen Kleidung mehrere hässliche Blutspuren ins Auge. "Hey Kai...", murmelte der Chinese. "Was ist denn passiert?", fragte der Russe erschrocken und sah Max eindringlich an. "Na ja, ich wollte ihn noch den halben Nachhauseweg begleiten... wir machen das schon immer so... und dann kam auf einmal dieser Kerl aus der Seitengasse und wollte uns beklauen, aber weil wir nichts dabei hatten ist er total ausgerastet. Rei war dem Kerl körperlich zwar total überlegen, aber dann hat dieser Drecksack ein Messer gezückt und wie ein Irrer damit rumgefuchtelt..." Kai zog die Luft scharf ein, kniete sich dann neben Rei und betrachtete ihn genauer. Er hatte einen Schnitt am rechten Oberarm, einen quer über die Brust... vorsichtig nahm er das Tuch von Rays Gesicht und stellte fest, dass ein weiterer Schnitt nur knapp unter dem rechten Auge war und dieses nur um wenige Millimeter verfehlt hatte. Max hatte sich nun ebenfalls gesetzt und zitterte leicht, als er an das Geschehene zurückdachte. Kai ließ seinen Blick ein paar Mal zwischen den beiden hin und her schweifen und musste sich eingestehen, dass er der einzig Zurechnungsfähige in dem Moment war. "Du bleibst am besten bis Morgen hier", meinte er an Max gewandt. "Wenn du mir deine Telefonnummer gibst ruf ich bei dir zu Hause an und sag bescheid." Der blonde Junge nickte dankbar und ließ sich von Kai, der mittlerweile aufgestanden und zur Tür gegangen war, aufhelfen. "Ich komm dann gleich wieder", fügte er hinzu, als er Rei's ängstlich fragenden Blick auffing. Max' Mutter fand es zwar ein bisschen kurzfristig, hatte aber schlussendlich nichts dagegen, dass ihr Sohn bei Kai und Rei übernachtete. Dann spurtete Kai zurück ins Badezimmer und machte sich daran, die Wunden fürs erste zu Versorgen. Nachdem Rei gewaschen, verbunden und umgezogen war, hielt Kai die beiden Jungs an sich ins Wohnzimmer zu setzen und schaltete den Fernseher ein. Ablenken, hieß es jetzt erst mal, denn der Schock saß beiden noch tief in den Knochen. Dann holte er aus Rei's und seinem eigenen Schlafzimmer Kissen und Decken und errichtete auf der Liegewiese eine gemütliche Schlafecke. Zu guter letzt kochte er für sie alle noch einen beruhigenden Tee und stellte diesen auf dem kleinen Tisch ab. Stumm leerten sie die Tassen und sahen weiter dem bunten treiben im Fernseher zu. Seufzend ließ Kai sich, als er von der Müdigkeit übermannt würde, in seinem gemütlichen Lager nieder, kuschelte sich ins Kissen und hatte wenig später Rei an seiner Seite. Dieser lag zwischen Kai und Max und fühlte sich merklich immer wohler. Die Komödie die gerade lief hatte ihren Zweck erfüllt und ihn, sowie den blonden, nach und nach von dem Schreck erlöst und sie auch wieder zum Grinsen gebracht. Während dem Fernsehen schliefen sie einer nach dem anderen ein. Rei öffnete langsam die Augen. Ein seltsames Gefühl durchzog ihn als er den warmen Körper an sich spürte. Er hatte sich in der Nacht eng an Kai gekuschelt und dieser hatte einen Arm um ihn gelegt. Der junge Russe schlief noch tief und fest und so schlug auch Rei wieder die Lider nieder, jedoch zuckte er keine Sekunde später zusammen, da ein stechender Schmerz seinen Körper durchzog. Sein rechter Arm, seine Brust und seine rechte Wange pulsierten scheinbar und er hatte plötzlich das Gefühl, als ob ihm im nächsten Augenblick die Sinne schwinden würden. Ein leises Stöhnen entwich seiner Kehle doch es wirkte so fern, als wäre es nicht seine eigene Stimme und als wäre diese mehrere Meter von ihm entfernt. Er ließ sich auf den Rücken fallen und krallte die Finger verkrampft in die Decke, die auf seinem Körper ruhte. Durch die Unruhe neben sich war nun auch Kai erwacht. Erst realisierte er nicht, was dies zu bedeuten hatte, doch dann reagierte er in sekundenschnelle. Da er selbst seinem Freund nicht mehr helfen konnte, rannte er zum Telefon und rief den Arzt an, welcher dann auch zehn Minuten später klingelte. Kai ließ ihn hinein und musste dem jungen Mann dann auch noch ausführlich erklären, wie Rei zu seinen Schnittverletzungen gekommen war. Er und Max machten, während der Chinese verarztet wurde, in Kais Wohnung Frühstück und deckten eben den Tisch, als der Arzt vorsichtig durch die Verbindungstür trat. "Er schläft jetzt. Ich habe die Wunden genäht und verbunden." Er reichte Kai eine Dose mit Salbe und eine Packung Tabletten. "Die Salbe muss dreimal täglich auf die Wunden aufgetragen werden, dadurch heilen sie besser und es werden kaum Narben zurückbleiben. Wenn er starke Schmerzen hat, dann geben Sie ihm zwei von den Tabletten, eine Mischung aus Schmerz- und Schlafmittel. Es sollte eigentlich keine Probleme mehr geben. Ich werde übrigens Anzeige gegen Unbekannt erstatten, also stellen Sie sich darauf ein, dass sich in den nächsten Tagen die Polizei bei Ihnen melden wird." Er warf einen Blick auf die Uhr und verabschiedete sich dann von den beiden Jungen. "Ich muss dann auch schon wieder zu meinem nächsten Patienten. Auf Wiedersehen!" Kai hatte Max nach Hause begleitet und saß nun seufzend neben Rei's Bett. Er machte sich Sorgen um den jüngeren und fühlte sich ein wenig hilflos. Er dachte zurück an den vergangenen Abend. Rei hatte sich im Schlaf immer mehr an ihn gepresst und er hatte schließlich den Arm um ihn gelegt. Es hatte sich gut angefühlt und er hatte schon lange nicht mehr so gut geschlafen wie in dieser Nacht. Wäre dann nicht dieser Schreck am Morgen gewesen, hätte er es als einen guten Start in den Tag bezeichnet, doch so schwebte eine dicke graue Wolke über ihren Gemütern. Rei wachte erst gegen Mittag wieder auf und blieb erst einmal regungslos liegen. Er konnte sich kaum daran erinnern, was geschehen war, seine Gedanken wirkten vernebelt und unendlich weit von ihm entfernt. Je mehr er sich anstrengte die Bilder zu schärfen, desto mehr entfernten sie sich von ihm, also ließ er es schnell bleiben, denn Kopfschmerzen begleiteten seine Anstrengungen zusätzlich. "Hey, du bist ja wach", vernahm er Kais Stimme. Sich zur Seite drehend erblickte er den Russen dann auch schon, wie er neben ihm, bewaffnet mit einer kleinen Dose und mehreren, für ihn undefinierbaren weißen Röllchen saß. Im nächsten Moment legte Kai die Sachen beiseite, reichte ihm die Hand und zog in ihn die Höhe, bis er aufrecht saß. "Was...?", fragte er verwirrt, als Kai sich nun vor ihn setzte. "Kannst du dich denn nicht mehr erinnern? Der Arzt war hier und nun muss ich deinen Verband wechseln." "Ach ja... richtig... jetzt wo du's sagst, fällt es mir wieder ein." Rei hob seine Arme an und beobachtete seinen Freund dabei, wie er erst die alte Bandage abnahm, dann sanft und vorsichtig die Salbe auf die Wunde auftrug und dann seine Brust von neuem umwickelte. Als auch sein Arm fertig war, wandte der blau-grauhaarige sich seiner Wange zu. Er zupfte das Pflaster herunter, dass den kleinen aber tiefen Schnitt bedeckte und sah ihn eine Weile an. Er ließ seinen Blick dann ein Stück nach oben wandern und sah starr in die goldgelben Augen die ihm entgegenleuchteten. Rei wusste den Blick des Jungen nicht zu deuten, denn seine Augen waren emotionslos. Das dunkle rot strahlte keinerlei Gefühl aus, auch keine Ablehnung oder sonstiges, endlose Leere gähnte ihm entgegen. So etwas hatte er noch nie gesehen und es verwirrte ihn zusehends, da Kai den Blick auch nicht abwandte, oder dies in absehbarer Zeit vorhatte. Um das Durcheinander in dem Jungen Chinesen perfekt zu machen, breitete sich mit jeder Sekunde, die der Blickkontakt anhielt, ein seltsames Kribbeln in seinem Körper aus, begleitet von einem unkontrollierbaren Herzschlag der ihm in den Ohren dröhnte. Mit einem plötzlichen Kopfschütteln drehte er den Kopf zur Seite und starrte an die Wand. Diese Geste hatte auch Kai wieder in die Realität zurückgeholt und er kümmerte sich endlich wieder um die Wunde an Rei's Wange. Ebenso zärtlich wie die beiden Male zuvor trug er die kühle Paste auf und versiegelte es mit einem neuen Pflaster. "Danke", murmelte Rei schließlich. "Nicht der Rede wert." Abends hatten sie es sich erneut vor Rei's Fernseher bequem gemacht und ließen die bunten Bilder auf sich wirken. Als Kai dann meinte, er würde nun in sein Bett gehen, wurde er am Handgelenk festgehalten. Er wollte seinem Freund einen fragenden Blick zuwerfen, doch der hatte sein Gesicht zur Seite gedreht und sah verlegen auf seinen verletzten Arm. "Kannst du bei mir schlafen? Ich will nicht alleine sein..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)