Das Leben eines Erdengels von abgemeldet ================================================================================ Prolog: Ich bin anders (Prolog) ------------------------------- Ich bin anders... Anders als ihr... Ich sehe aus wie ihr... Habe nur zwei Gliedmassn mehr als ihr... Es sind meine Flügel an meinem Rücken... Ich bin ein Engel auf Erden... Und lebe so wie ihr... Ich wollte nur nach Hause gehen... ---------------------------------- Ich gehe nach Hause... Gehe eine Abkürzung... Ich gehe einen Weg, den ich zu kennen glaube... Von weitem sehe ich 6 Jungen... Sie unterhalten sich... Ich bleibe kurz stehen... Sie sehen mich dann... Kommen auf mich zu... Ich bekomme Herzklopfen... Sie ballen ihre Fäuste und schlagen sich in die Innenfläche ihrer Hände... Sie wollen mir weh tun... Ich sehe ihre Gewaltbereitschaft an... Gewaltbereitschaft gegen mich... Weil ich anders bin... Ich hätte diesen Weg nicht gehen sollen... Nun ist es zu spät... Eine Möglichkeit bleibt mir... Weglaufen... Die Jungen kommen immer näher auf mich zu... Ich drehe mich um und laufe weg... Sie laufen mir nach... Ich sehe eine grosse Wiesenfläche... Ich laufe da hinein... Sie sind mir auf den Fersen... Sie kommen immer näher... Ich kann wegen den Flügeln nicht schneller laufen... Ich will wegfliegen... Ich kann aber nicht fliegen... Mir hat es niemand beigebracht... Doch breite ich meine Flügel aus... Ich springe ab... Ich gleite ein Stück... Doch ich fliege nicht richtig... Und auch nicht schnell... Ich schlage mit meinem Flügel... Doch ich falle wieder... Ich kann es einfach nicht... Ich falle hart... Liege auf den Rücken... Ich fühle schmerzen... Ich liege im Grass... Es tut weh... Die Jungen kommen immer näher... "Er liegt da!!" schreit einer... Ich höre es... Hab meine Augen zu... Dann öffne ich sie... Die Jungen umringen mich... Einer steht auf meinem rechten Flügel, ein andere auf meinem linken... Ich spüre dort Schmerzen... "Er hat eine tracht Prügel verdient" sagt wieder einer... Ich sehe sie an... "Wir töten ihn nicht, oder?" sagt ein anderer... "Er ist doch schon tot. Sie ihn dir nur an" sagt der eine wieder... Er hasst mich wohl am meisten... Dann tritt mich einer in die Rippen... Ein anderer tritt mich in den rechten Arm... Dann treten alle zu... Ein Regenschauer voller Schmerzen macht sich in mir breit... Ich schliesse meine Augen... Einer bückt sich zu mir... Schlägt mich mit den Fäusten ins Gesicht... Ich kann mich nicht wehren... Ich sehe nur Sterne... Und spüre die Schmerzen... Ich verliere mein Bewusstsein... Werde für kurze Zeit erlöst... Ich weiss nicht, wie lange sich noch auf mich einschlagen... Irgendwann gehen sie weg... Ich liege da... Da in diesem Grass... Wache langsam auf... Spüre schreckliche schmerzen... Mache meine Augen auf... Ich will meine linke Hand anheben... Doch ich schaffe es nicht... Der linke Arm ist gebrochen... Ich spüre diese schmerzen... Ich atme schwer... Ich kann aber nicht sterben... Weil ich ein Engel bin... Eine Person kommt plötzlich auf mich zu... Er sieht mich da liegen... Er ist zu mir gekommen... Ich sehe ihn an... Er sieht mich an... Er ruft den Notarzt... Dann bückt er sich zu mir... Ich will weinen... Ich weine schliesslich dann auch... Er gibt mir trost... Auch er hat tränen in seine Augen... Er fühlt mit mir... Warum hat man mir das angetan?... Weil ich anders bin... Anders als ihr... Ich bin ein Engel... Ein Engel auf Erden... Ich wollte doch nur Freunde haben... ------------------------------------ Ich habe mich erholt... Erholt von den Verletzungen... Die mir angetan wurden... Zuhause dann... Ich will raus spielen gehen... "Wer spielt mit mir?"... Das sind meine Gedanken... Ich suche überall... Dann sehe ich sie... Vier Jungen spielen etwas... Es sind nicht die Jungen, die mich geschlagen haben... Es sind andere... Sie sehen Fröhlich aus... Ich gehe auf sie zu... Sie sehen mich... Kommen mir entgegen... Lächeln mich an... "Willst du mit uns spielen?" fragen sie... Ich willige ein... Dann gehen sie mit mir wohin... Da ist ein altes Fabrikgelände... Wir gehen alle dorthin... Die Fabrik steht noch... Man kann eingeschlagene Fensterscheiben sehen... Einige sind noch ganz... Die Jungen stellen sich vor das Gebäude... Heben faustgrosse Steine auf... Schlagen auf die Scheiben ein... Ich sehe ihnen zu... "Komm, mach mit. Es macht Spass" sagt einer... Ich schaue ihn an... Habe Herzklopfen... Dann hebe ich auch einen Stein auf... Sie werfen immer mehr... Ich sehe weiter zu... Halte noch immer den ersten Stein in der Hand... Die Scherben fliegen nur so rum... Die Jungen lachen und amüsieren sich... Dann werfe ich meinen Stein auch... Wie Naiv ich bin... Dann kamen Sie... Die Polizei mit Blaulicht... Ich stehe da vor Schreck... Die Jungen auch... Das Polizeiauto bleibt vor mir stehen... Die Polizisten steigen aus... Die Jungen laufen weg... Ich will auch weglaufen... Doch ein Polizist hält mich am Flügel fest... Ich kann nicht weglaufen... Sie haben mich... Die Jungen lassen sie laufen... Ins Auto werde ich gezerrt... Von den 2 Beamten... Wieso nur mich?... Und wieso zu Zweit?... Sie schmeissen mich ins Auto... Wie ein Tier... Ich setze mich dann hin... Sie machen die Tür zu... Mein Flügel eingeklemmt... Ich spüre die Schmerzen... Schmerzen an meinem Flügel... Ich bekomm die Tür nicht auf... Sie öffnen es mir auch nicht... Sie steigen ein... Fahren dann los... Mit meinem eingeklemten Flügel... Es tut weh... Die ganze Fahrt über... Dann auf dem Revier... Zerren mich wieder raus... Zerren mich ins Büro... Sie fragen mich aus... Ich gebe Antworten... Aber für jede Antwort werde ich geschlagen... Von den Polizisten... "Ich wollte doch nur Freunde haben"... Ist immerwieder meine Antwort... Die Antwort auf die Frage... Warum ich das gemacht habe... Ich werde geschlagen... Immer wieder... Dann kommt sie... Eine Polizisten... Schickt die anderen Beamten raus... Sie sieht ich an... Und ich sehe sie an... Ich zittere... Sie nimmt mich in ihre Arme... Ich will weinen... Und weine dann auch... Sie spürt mein Leid... Auch sie hat Tränen in den Augen... Sie tröstet mich... Trotzdem weine ich weiter... Warum hat man mir das angetan?... Weil ich anders bin... Anders als ihr... Ich bin ein Engel Ein Engel auf Erden... Warum musste sie sterben...? ---------------------------- Ich habe ein Mädchen kennengelernt... Wir sind die besten Freunde... Jeden Tag spielen wir miteinander... Sie ist die einzige... Die einzige, die mich akzeptiert... Akzeptiert, so wie ich bin... Ihr machen meine Flügel nichts aus... Sie mag sie sogar... Endlich habe ich jemanden gefunden... Wir treffen uns jeden Tag... Gehen sapzieren... Spielen jede menge Spiele, wie Fangen und Verstecken... Oder liegen einfach nur im Grass und schauen in den Himmel... Wir amüsieren uns sehr... Niemand kann meine Freude beschreiben... Auch sie freut sich über jeden Moment... Jeden moment, wo wir zusammen sind... Heute gehen wir mal wieder spazieren... Wieder mal durch die Stadt... Alle schauen uns an... Aber uns stört das nicht... Sie lächelt nur... Hält sogar meine Hand... Sie sieht sehr glücklich aus... Wir spazieren den ganzen Tag über... Den ganzen Tag sehe ich ihr lächeln... Den ganzen Tag hält sie meine Hand... Nun wird es Abend... Wir gehen dann den Weg nach Hause... Wir kommen an einer Kreuzung... Dort, wo wir uns jeden Abend trennen müssen... Sie schaut mich an... Lächelt mir zu... Ich lächele auch sie an... "Wir sehen uns Morgen wieder" sagt sie... Ich verspreche ihr, dass ich morgen zu ihr komme... Dann gibt sie mir ein Abschiedskuss... Ich freue mich jedes mal darüber... Dann sagen wir uns 'Auf Wiedersehen'... Ich schaue ihr zu, wie sie weg geht... Dann gehe auch ich weg... Ich drehe mich um und mache mich auf den Weg... Auf den Weg nach Hause... Glücklich und voller vorfreude... Vorfreude auf Morgen... Dann höre ich es... Ein Reifenquietschen... Dabei noch einen dumpfen Knall... Dann einen Schrei... Ich schrecke auf... Die Stimme, von dem der Schrei kommt, kenne ich sehr gut... Ich drehe mich wieder um... Sehe ein Auto... Davor sehe ich jemanden liegen... Es ist sie... Meine beste Freundin... Ich laufe zu ihr... Komme bei ihr an... Ich sehe sie da liegen... Ihr Lächeln ist weg... Sie sieht mich an... Mit leidenden Augen... Sie ist voller Blut... Ich beuge mich zu ihr runter... Und nehme ihre Hand... Sie drückt es sanft... Sie hat Tränen in den Augen... Sie atmet schwer... Auch ich habe Tränen in den Augen... Dann lächelt sie auf einmal wieder... Sie drückt dann wieder sanft meine Hand... Mit schwerer Stimme sagt sie was... Sie sagt "Ich liebe dich. Schon die ganze Zeit über"... Ich sage zu ihr "Geh nicht. Nein, geh nicht fort. Ich liebe dich auch"... Dann schliesst sie ihre Augen... Ihre Augen für immer... Sie stirbt in diesem moment... Der Fahrer packt mich am Flügel... Er zieht mich von ihr weg... Er sagt "Es ist alles deine Schuld"... "Wieso denn meine Schuld"?... Er stösst mich weg... Ich will wieder zu ihr... Aber er lässt mich nicht... Ich konnte doch nichts dafür... Er ist doch mit dem Auto gefahren... Er hat meine beste Freundin überfahren... Ich weine wieder... Doch diesmal ist niemand da, der mich tröstet... Mir tut mein Herz weh... Warum musste sie sterben?... Wieso dürfen wir nicht noch weitere glückliche Tage erleben?... Und wieso bin ich schuld... Weil ich anders bin... Anders als ihr... Ich bin ein Engel... Ein Engel auf Erden... Ich bin ein leidender Engel, der über seine erste Liebe trauert... Einmal Himmel und zurück... --------------------------- Vor einigen Tagen habe ich einen Brief bekommen... Ich werde heute in den Himmel gehen... Aber nicht für immer... Nur für kurze Zeit... Das steht alles drin... Ich freue mich schon darauf... Bin mal seit langem wieder Glücklich... Ich sehe andere Engel... Ich bin unter Gleichgesinnten... Das sind meine Gedanken... Dann klopft es an der Tür... Ich mache es auf... Zwei Engel stehen dort... Sie nehmen mich mit... Wir fliegen gleich los... Sie halten mich an meinen Armen fest... Ich kann ja nicht fliegen... Mir hat es ja niemand beigebracht... Vielleicht lerne ich es im Himmel... Ich breite meine Flügel trotzdem aus... Geniesse den Flug mit den beiden Engel... Dann kommen wir an... Sie setzen mich an einem Hügel ab... Hier ist also der Himmel...? Ich schaue mich um... Von weitem kann ich andere Engel sehen... Sie fliegen hin und her... Sie sind aber weit entfernt... Ich kann sie dennoch lachen hören... Über was lachen sie denn... "Sie lachen über dich..." Sagt einer der beiden Engel, die noch bei mir sind... Wieso denn...? Was habe ich getan...? "Weil du kein Himmelsengel bist..." Sagt der andere, der beiden... Wieso haben sie mich denn hierhergebracht...? "Damit sie sehen können, was ein Erdengel ist..." Sagt wieder einer der beiden... Sagt der andere... Dann fliegen sie auch davon... Ich setze mich unter einem Baum... Ich höre sie immer noch lachen... Ich schliesse meine Augen... Hier erlebe ich auch Leid... Ich leide überall... "Kopf hoch..." Sagt eine mir vertraute Stimme zu mir... Ich schrecke auf... Ich sehe die Person, zu der diese Stimme gehört... Ein wunderschöner Engel... Ein weiblicher Engel... Ich sehe sie an... Sie lächelt mich an... Ich kenne sie... Es ist meine verstorbene Freundin... Auf einmal lächle ich auch... "Siehst du? Du siehst so viel schöner aus, Geliebter..." Sagt sie zu mir... Freudentränen laufen mir die Wangen runter... Aber auch Trauertränen... Sie kann die Trauertränen auch sehen... Ich bin doch Schuld an ihrem Tod... "Nein, bist du nicht. Niemand hat Schuld an meinem Tod... Das Schicksal hat es so gewollt, dass ich sterbe... Um dir hier zu helfen, mein Geliebter..." Sagt sie und nimmt mich in den Armen... Ich leide doch sehr... Das Leid steht mir ins Gesicht geschrieben... "Doch solange eine Person an dich glaubt, wirst du alles Leid vergessen können..." Sagt sie und streichelt mich an der Wange... Ich sehe sie an... Sie hat Recht... Die anderen Engel lachen immer noch... Aber ich bekomme das nicht mehr mit... Weil sie da ist... Weil sie mich hält... Weil sie mich stärkt... Weil sie mich liebt... So, wie ich sie liebe... Dann wird es wieder Zeit... Zeit für mich, zur Erde zurück zu gehen... Ich verabschiede mich von ihr... Sie auch von mir... "Ich werde auf dich warten, Geliebter..." Sagt sie und fliegt weg... Aber nicht dort, wo die lachenden Engel sind... Sondern dort, wo die weinenden sind... Die beiden Engel kommen wieder... Sie nehmen mich wieder mit... Bringen mich zur Erde zurück... Und verschwinden wieder... Ich weine wieder... Weine jetzt vor Schmerzen... Schmerzen meines Herzens... Doch auch vor Glück... Ich weiss jetzt, dass sie für mich da ist... Ich habe jemanden, der mich hält... Ein kleines bisschen Glück in meinem Leben voller Leid... Bisschen Glück im Leben eines trauernden, leidenden Erdengels... Mein Leben wird weiterhin mit Qualen erfüllt sein... Doch solange ich weiss, dass sie zu mir hält... Ignoriere ich die Qualen... So wie ich das Lachen der anderen Engeln ignoriert habe... Als sie da war... Ich warte auch auf sie... Ich wollte doch nur Fussball spielen... --------------------------------------- Heute ist wieder ein schöner Tag... Ich gehe mal wieder raus... Raus zum Spielen... Wohin?... Ich weiss nicht... Ich suche noch... Ein Fussballfeld ist in der Nähe... Ich gehe dorthin... Sehe auch schon einige spielen... Sie sehen mich... Schauen mich an... Sehen meine Flügel... Einige tuscheln miteinander... Meine Hoffnung ist gross... Gross um mitmachen zu dürfen... Ich schaue sie an... Dann winkt einer mir zu... Ich soll aufs Feld kommen... Meine Freude ist gross... Ich lache mal wieder... Wieder seit langem... Ich gehe aufs Feld... Einer kommt zu mir und erklärt das Spiel... Es ist leicht zu verstehen... Dann bringt er mich zu einem grossen Rahmen mit einem Netz hin... Ich soll davor stehen bleiben... Er sagt: "Du darfst den Ball nicht da rein lassen. Halte den Ball immer draussen"... Okay, das habe ich verstanden... Ist doch ganz einfach... Das Spiel beginnt... Ich sehe den Ball immer zwischen den Füssen hin und her fliegen... Der Ball kommt näher... Immer näher... Und näher... Ich halte mich bereit... Der Junge schiesst den Ball... Der Ball kommt auf mich zu... Nein, ich lasse ihn nicht rein... Er prallt an mich ab und trifft mich hart an der Brust... Schmerzen breitet sich in mir aus... Ich falle in die knien... Der Ball ist nicht ins Tor gefallen... Ich schaue den Jungen an... "Tut mir leid, war keine Absicht" sagt er... Ich glaub ihm... Es gehört zum Spiel... Denke ich... Doch es war Absicht... Ich knie noch... Dann stehe ich auf... Schaue ins Spielfeld... Ich lächle wieder... Das Spiel geht weiter... Der Ball geht wieder hin und her... Und nun wieder... Es kommt auf mich zu... Hinter dem Ball rennt ein Junge nach... Er schiesst ihn mit ganzer Kraft... Ich weiche nicht... Ich will nicht, dass der Ball ins Netz geht... Der Ball trifft mich hart am Flügel... Ein starker Schmerz breitet sich aus... Federn fallen auf den Boden... Ich halte mich an der Schulter fest... Dann auch am Flügel... Es tut so weh... Der Ball ist abgeprallt... Ein anderer Junge schiesst ihn wieder... "Nachschuss!!" schreit er... Und er schiesst... Ich kann nicht reagieren... Es geht zu schnell... Der Ball trifft mich wieder hart... Hart am Bauch... Ich breche zusammen... Das hat sehr wehgetan... Der Junge kommt zu mir... "Tut es weh?" fragt er mich... Ich schaue ihn an... Ich nicke... Er sagt: "Dann verschwinde. Du hast hier nichts verloren. Du gehörst nicht hierher"... Ich schaue auf den Boden... Federn liegen da... Federn von mir... Dann stehe ich auf... Schaue ihn an... Ich habe verstanden... Sie wollten mich nicht... Schon von Anfang an... Sie wollten mir nur zeigen, dass ich nicht hierher gehöre... Hierher in diesem Spiel... Hierher in dieser Gesellschaft... Aber ich wollte doch nur Fussball spielen... Aber sie wollten und wollen nicht... Ich verlasse das Feld... Schaue nicht zurück... Meine Tränen laufen den Wangen runter... Weine stille Tränen... Spüre noch die Schmerzen... Warum haben sie mir so weh getan... Weil ich anders bin... Anders als ihr... Ich bin ein Engel... Ein Engel auf Erden... Ich wollte doch nur mitgenommen werden... ----------------------------------------- Es ist 7 Uhr... Der Wecker klingelt... Ich wache auf... Die Ferien sind vorbei... Ich stehe auf... Ich mache mir Frühstück... Esse dann... Es ist Zeit... Zeit zu gehen... Der Bus wartet schliesslich nicht lange... Ich gehe dann los... Dort steht auch der Bus... Ich will einsteigen... "Nein. Für Haustiere ist der Zutritt verboten" sagt der Busfahrer... Wie?... Ich verstehe nicht ganz... Bin ich denn wirklich so ein niedriges Wesen?... Nur weil ich Flügel habe?... Jetzt bin ich ein Tier?... Ein Haustier?... Nein, der Busfahrer muss sich irren... Es ist ein neuer Fahrer... Der alte hat mich immer mitgenommen... Wieso haben sie ihn ausgewechselt... Nein, schon gut... Ich gehe zu Fuss... Es macht mir nichts... Es macht überhaupt nichts... Ich steige dann wieder aus... Die anderen Schüler steigen ein... Einige lachen sogar... "Nänänänänänääähhh, du kannst nicht mit" sagt ein Mädchen... Sie grinst sogar... Sie hat grosse Schadenfreude... Ich lächle nur... Doch mein Blick sagt was ganz anderes... Innerlich weine ich... Doch ich lächle... Der Buss schliesst die Tür... Fährt ab... Aus der Heckscheibe sehe ich ein paar Schüler mir zuwinken... Und mich auslachen... Ja, und ich lächle... Ich winke zurück... Lächelnd winke ich zurück... Tränen steigen in meine Augen... Sie kullern meine Wangen hinunter... Ich weine innerlich... Nein, nicht nur innerlich... Auch äusserlich... Aber wieso?... Es macht doch nichts... Ich habe es doch selbst gesagt... Ich geh dann los... Ich will nicht zu spät kommen... Ich schluchze noch etwas... Da kommt ein Auto angefahren... Bleibt vor mir stehen... Wer ist das?... Er öffnet das Fenster... Er ruft mir zu: "Komm steig ein. Ich fahre dich zur Schule" Ich erkenne die Stimme... Dann sehe ich ihn... Es ist der Busfahrer... Der alte, der ich immer mitgenommen hat... Er lächelte... Doch ich sehe hinter dem lächeln... Sein Blick... Es ist traurig... Traurig, wie bei mir... Ich steige also ein... Er fährt auch los... Wieso fährt er den Bus nicht mehr?... Ah, ich weiss... Er hat frei... "Nein, mir wurde gekündigt..." sagt er... Sagt er mit trauriger Stimme... Weshalb?... Wegen mir... Weil er mich mitgenommen hat... Haustiere sind im Bus nicht erlaubt... Stimmt ja... Doch Haustiere sind auch Lebewesen... Meine Augen schwimmen wieder... Wieder vor Tränen... Ich weine wieder... Wegen mir hat er seine Arbeit verloren... "Mach dir nichts draus. Ich komme dich jeden Tag abholen" sagt er... Er lächelt... Mit traurigem Blick... Er fühlt mit mir... Warum wurde mir das angetan?... Weil ich anders bin... Anders als ihr... Ich bin ein Engel... Ein Engel auf Erden... Ich wollte doch nur in die Schule gehen... ------------------------------------------ Ich komme in der Schule an... Stehe auf den Schulhof... Ich warte bis es klingelt... Da höre ich die Klingel auch schon... Ich gehe dann zum Eingang... Werde von jeden komisch angeschaut... Es ist wegen meinen Flügeln... Sie tuscheln und flüstern... Ich sage aber nichts... Ich gehe dann in die Klasse... In die Klasse, die mir zugeteilt wurde... In der Klasse setze ich mich auf eine Bank... Auf die Bank ganz vorne... Einige Schüler kommen dann auf mich zu... Fragen mich, wer ich bin... Ich sage ihnen meinen Namen... Sie fragen mich dann, was ich bin... Ich kann darauf keine Antwort geben... Nein, ich will es nicht... Sie fragen dann, woher ich komme... Ich will das auch nicht sagen... Sie fragen mich dann wieder, was ich bin... Sie stellen mir die Fragen... Fordern mich auf, zu antworten... Nein... Bitte... Ich will doch auch nur einer von euch sein... Ein Mädchen sagt dann: "Du? Einer von uns? Du kannst niemals einer von uns werden"... Ich sehe sie an... Mein Blick ist dann gesengt... Das Mädchen sagt dann: "Ja, schau mich nicht an. Das steht dir auch nicht zu"... Die anderen stimmen ihr über ein... Das Mädchen fragt mich dann wieder... "Was bist du und woher kommst du?"... Sie fragt es sehr laut... Langsam sehe ich sie dann an... Ich will gerade antworten... Dann schlägt sie mich... Sie sagt: "Ich sagte, es steht dir nicht zu, mich anzusehen!!!"... Ich schaue dann auf den Boden... Halte mir eine Hand auf meine Wange... Meine Wange tut weh... Ich versuche meine Tränen zurückzuhalten... Dann schlägt das Mädchen mich nochmals... Zwei Jungen halten meine Flügel fest... Sie zerren auch etwas daran... Einer der Jungs sagt: "Bist du Taub oder einfach nur zu blöd? Sie hat dich vorhin was gefragt, also antworte"... Es tut weh... Ich kann nicht mehr antworten... Mir werden ein paar Federn herausgerissen... Sie wollen umbedingt, dass ich antworte... "Lasst ihn in ruhe" höre ich auf einmal... Der Lehrer kommt in die Klasse... Die Schüler schrecken auf... Sehen ihn an... "Habt ihr nicht gehört? Ihr sollt ihn in ruhe lassen" sagt er wieder... Die Schüler lassem mich dann auch los... Einer der Jungen wirft mir die ausgerissene Federn hin... Sie fallen auf meine Bank... Der Lehrer kommt dann zu mir... Er sieht mich an... Ich sehe dann langsam zu ihm hoch... "Ist alles in Ordnung?" fragt er mich leise... Ich nicke nur ein wenig... Er lächelt mich an... Ich schaue dann auf meine Bank... Sehe die Federn da liegen... Der Lehrer nimmt sich eine... "Darf ich es behalten?" fragt er mich leise... Ich nicke wieder leicht... Dann geht er zum Pult... "Wenn ich sehe, dass ihr ihm noch einmal was antut, bekommt ihr es auch zu spüren" sagt er... Ich schaue mir immernoch die ausgerissene Federn an... Es tut so weh... Ich weine wieder... Innerlich tut es mir mehr weh, als äusserlich... Ich weine still... Still und leise... Niemand bemerkt es... Warum wurde mir das angetan... Weil ich anders bin... Anders, als alle andern... Ich bin ein Engel... Ein Engel auf Erden... Ich wollte doch nur in die Pause gehen... ----------------------------------------- ch sitze auf meiner Bank... Wieder ist eine Stunde um... Ich sehe auf die Wanduhr... Es ist Zeit... Ich habe es befürchtet... Es ist Zeit, in die Pause zu gehen... Ich stelle mir die Pause vor... Niemand wird da sein... Niemand wird mir helfen können... Vielleicht habe ich Glück... Glück, drinnen zu bleiben... Doch da klingelt es... Es ist nun Zeit... Ich sehe den Lehrer an... Mein Blick sagt mehr als Tausend Worte... Er versteht es... Aber er kann nichts tun... Er muss nun weg... Verlässt dann auch schon das Klassenzimmer... Die anderen Schüler auch... Drei Jungs bleiben aber bei der Tür stehen... Stehen und warten... Warten auf mich... Sie lächeln und grinsen... Ich kann aber nichts dagegen tun... Ich muss raus... Das sagt auch der Direktor... Er ist gerade gekommen... „Darf ich in der Klasse bleiben?“ frage ich... Er verneint mir... „Wir sind seine Freunde“ sagen die Jungs zu ihm... Dann muss ich nun aufstehen... Ich gehe dann raus... Die Jungs folgen mir... Einer nimmt meine Hand... Die anderen drücken mich... Ich kann es wohl nicht vermeiden... Ich kann mich wohl nicht entziehen... Ich kann wohl nicht mehr fliehen... Der eine zerrt an meiner Hand... Wir verlassen nun das Gebäude... Sie zerren mich zu dritt... Zu dritt in den Hof... Dann gehen wir hinter einer Wand... Niemand kann uns sehen... Das sagen sie auch zu mir... Ich versuche dann doch wegzulaufen... Einer hält mich dann am Flügel fest... Drückt mich dann an die Wand... Sie grinsen wieder... „Tut mir bitte nichts. Bitte...“ flehe ich an... Es nützt aber nichts... Ich höre nur noch einen Satz... Dann spüre ich nur noch Schmerzen... Ich habe den Satz schon verstanden... Doch es nützt mir nicht... Sie schlagen wieder auf mich ein... Ich falle dann zu Boden... Aus Schläge werden Tritte... Ich spüre sie fest... Es tut so weh... So unendlich weh... Macht, dass es aufhört... Doch sie schlagen une treten weiter... Hören nicht, was ich sage... Niemand hört mich... Ich spüre wieder bekannt Schmerzen... Schmerzen an meinen Flügeln... Sie treten auch darauf... Ich kann mich nicht mehr wehren... Ich sehe nun auch nichts mehr... Langsam entschwindet mir alles... Ich verliere mein Bewusstsein... Die Schmerzen sind zu gross... Nicht mehr auszuhalten... Dann bin ich weg... Eine Erlösung... So kommt es mir vor... Doch es ist keine Erlösung... Es sind nur weiter Qualen... Mein Körper hat sie akzeptiert... Sie schlagen immernoch auf mich ein... Ich rühre mich doch schon lange nicht mehr... Warum hören sie nicht auf?... Doch nun hören sie auf... Es klingelt wieder... Die Pause ist um... Sie gehen wieder rein... Und ich liege da... Niemand hilft mir... Draussen in der Kälte... Ich will sterben... Ich kann nicht sterben... Ein Engel kann einfach nicht sterben... Ich komme zu mir... Das erste was ich spüre... Es sind die Schmerzen... Ich sehe in den Himmel... Doch ich kann sie nicht vergessen... Zu sehr weh tun sie mir... Meine Augen, wieder mal das selbe Spiel... Sie füllen sich mit tränen... Diesesmal ist es anders... Ich bleibe liegen... Niemand ist da, der mir hilft... Niemand sieht mich hinter der Wand... Niemand macht sich um mich sorgen... Ich kann ohne sie nicht mehr leben... Ohne die Schmerzen... Sie sind zu meinem Begleiter geworden... Nun liege ich wieder mit ihnen da... Ich weine wieder... Wieder und wieder... Ich kann nicht mehr aufhören damit... Ich kann auch nicht schreien... Deshalb bleibe ich still... Still und leise... Nur mit mir alleine... Alleine und die Schmerzen... Schmerzen, Trauer und Einsamkeit... Und die Jungs?... Freude, Spass und Freundschaften... Warum wurde mir das angetan... Weil ich anders bin... Anders als alle anderen... Ich bin ein Engel... Ein Engel auf Erden... Ich wollte doch nur zeigen, wer ich bin... ------------------------------------------ Mein erster Schultag... Es ist schon eine Weile her... Ich gehe jeden Tag zur Schule... Immerwieder wird mir Leid angetan... Jeden Tag geht es fast gleich zu... Ich werde geschlagen und getreten... Mir wird jeden Tag neue Wunden zugefügt... Ich habe lange nachgedacht... Ich stehe in meinem Zimmer... In meinem Zimmer vor meinem Bett... Es ist Abends... Niemand ist Zuhause... Sie sind alle ausgegangen... Ich bin ganz alleine... Man hat mich nicht mitgenommen... „Du würdest mit deinen Flügeln für aufsehen erregen“ sagte man mir... Ich gehe dann zum Spiegel... Ich sehe mich an... Ich betrachte meine Flügel... Meine Flügel... Dafür muss ich alleine sein... Dafür werde ich verletzt... Dafür wird man mir immerwieder wehtun... Warum tun die anderen das?... Ich stelle mir eine Frage... Verändere aber immerwieder die Aussprache... Warum tun sie das?... Warum TUN sie das?... Warum tun SIE das?... Warum tun sie DAS?... WARUM tun sie das?... Eine Aussprache gefällt mir aber immer besser... Warum tun SIE das?... Ja, warum SIE?... Warum ich nicht auch?... Ich kann mir auch wehtun... Wenn ich mir wehtun, dann hören die anderen auf... Vielleicht... Ich habe noch ein paar blaue Flecken an meinem Körper... Sie sind aber schon fast verheilt... Auch ein paar Schrammen sind zu sehen... Doch sie tun mir jetzt gerade nicht mehr weh... Ich spüre gerade nichts... Ich habe fast nichts an... Deshalb sehe ich alles so gut... Ich überlege mir was... Überlege mir, mich selbst zu verletzen... Wenn ich mir selbst wehtue, dann tun sie mir nicht weh... Die anderen tun mir nicht mehr weh... Vielleicht... Vielleicht?... Ich denke solange schon nach... Ich habe aber gerade entschieden... Okay, ich mache es... Ich gehe dann aus meinem Zimmer... Sofort in die Küche runter... Ja, die Küche... Da finde ich bestimmt was... Etwas, womit ich mir wehtun kann... Ich gehe die Treppe hinunter.. Mein Herz klopft immer mehr... Jetzt bin ich in der Küche... Eine Schublade sehe ich... Diese Schublade hat die nötigen Utensilien... Ich brauche nur ein scharfes Messer... Ich öffne sie nun... Da sind soviele... Soviele Messer, die ich nehmen kann... Ich nehme die das schärfste, was drinliegt... Es ist ein japanischer Suschimesser... Er ist noch brandneu... Brandneu und nie benutzt... Ich werde ihn jetzt benutzen... Ich nehme es mit... Verlasse die Küche... Gehe wieder in mein Zimmer... Stelle mich vor den Spiegel... Ich sehe mich an... Ich sehe das Messer an... Dann sehe ich nur, wie es über meinen Arm fährt... Ein süsser Schmerz spüre ich... Doch es tut mir nicht weh... Ich mache es nochmal... Es tut wirklich nicht weh... Ich mache es nochmal... Wieder und wieder... Am anderen Arm mache ich das auch... Es rinnt etwas warmes meinen Armen hinab... Wärend ich das mache, schaue ich meine Flügel an... Sie sind schuld, dass ich das mache... Sie sind schuld, dass sogar ich mir wehtun muss... Langsam tut es mir dann doch weh... Ich lasse dann das Messer fallen Es rinnt viel Blut aus meinen Wunden... Doch es tut mir gut... Es tut mir gut, die Schmerzen zu spüren... Es tut mir gut, die rote Flüssigkeit aus meinen Armen fliessen zu sehen... Es tut mir gut, meine Flügel dafür die Schuld zu geben... Es tut mir gut, dass ich mir selbst auch das antun kann, was andere mir antun... Ich stehe immernoch vor dem Spiegel... Es ist noch später geworden... Sie kommen nun heim... Sie, die sich meine Eltern nennen... Ich sehe zu Boden... Da liegt das Messer... Es ist rot... Rot von meinem Blut... Der Boden auch... Dann sehe ich mich wieder an... Ich lächle... Doch nur mein Mund lächelt... Meine Augen sagen was anderes... Mir wird klar, was ich gemacht habe... Meine Augen füllen sich mit Tränen... Ich höre auch schon die Schritte... Dann höre ich: „Was machst du da?“ Sie scheinen wütend auf mich zu sein... Sie sehen auch das Messer und das Blut... Sie sehen auch meine Wunden.... Wunden, die ich mir selbst zugefügt habe... Ich antworte nichts... Ich kann nichts sagen... Ich sehe dann die Frau an... Die Frau, die sich meine Mutter nennt... Sie kommt auf mich zu... Schlägt mich ins Gesicht... Nimmt mich dann in die Armen... Es tut mir leid sage ich immerwieder... Immerwieder und immerwieder... Sie hält mich immernoch in ihre Armen... Sie tröstet mich... Sie hat meine Narben gesehen... Nich nur die, die ich mir selbst zugefügt habe... Auch die anderen Narben und Wunden... Die, die mir von anderen Menschen zugefügt wurden... Ich hätte mir nichts antun sollen... Sie weiss das auch... Ich wollte euch doch damit nur zeigen, wer ich bin... Nur zeigen, wer ich bin... Ich sehe aus wie ihr… Habe nur zwei Gliedmassen mehr als ihr… Es sind meine Flügel an meinem Rücken… Ich bin ein Engel auf Erden… Und lebe so wie ihr… Doch ihr tut mir weh... Ich weine jede Nacht... Ich kann niemals glücklich sein... Immerwieder stelle ich die Frage... Die selbe Frage... Warum hat man mir das angetan?... Und jetzt auch... Warum habe ich mir das angetan?... Weil ich anders bin... Anders, als alle andern... Ich bin ein Engel... Ein Engel auf Erden... Ich wollte doch nur behandelt werden… ------------------------------------- Meine Arme seh ich an… Sie bluten noch… Sie brennen auch sehr… Ich kann die Narben durch das Blut sehen… Was habe ich nur getan?... Ich wollte mich nur beweisen… Zeigen, wer ich wirklich bin… Wie ich wirklich bin… Ein zerbrechliches Wesen… Ein Wesen, der sich auch selber wehtun kann… Ich sitze auf meinem Bett… Betrachte meine Arme… Die Frau hat mein Zimmer verlassen… Sie ist ja meine Mutter… Sie will sich um mich kümern… Ich starre auf den Boden… Sehe das abgeflossene Blut auf dem Boden… Sie kommt dann zurück… Sie hat einen Verbannt… „Komm, ich leg sie die Bandagen um“ sagt sie… Sie lächelt mich an… Mir ist nich nach lächeln… Still halte ich ihr meine Arme hin… Sie legt mir dann die Bandagen um… Meine Arme brennen noch mehr… Ich kann gerade die neuen Tränen zurückhalten… Sie ist dann fertig… Sie, sieht mich an… Sie erkennt meine Schmerzen… Kann sie sie wirklich sehen?... Ich frage es mich die ganze Zeit… „Wir fahren zum Krankenhaus. Vielleicht enzündet es sich“… Sie will, dass es mir gut geht… Aber es geht mir nicht gut… Wir fahren dann hin… Hin zum Krankenhaus… Ich muss dann warten… Warten, bis ich drankomme… Ich schaue auf meine Arme… Ich seh die Bandagen… Sie sind schon rot geworden… Meine Arme brennen wie feuer… Ich muss immernoch warten… Es sind noch andere Patienten vor mir… Sie sehen mich an… Ich spüre sie… Die Blicke der anderen… Ich fühle sie… Sie dringen durch mich hindurch… Ich halte mich klein… Falte meine Flügel eng an mich… Ich brauche nicht viel Platz… Ein Mann sitzt links neben mir… Er starrt mich an… Er scheint böse auf mich zu sein… Dann schubst er mich auch an… „Geh weg von mir“ sagt er zu mir… Ich bleibe aber sitzen… Ich schaue mich um… Wo ist meine Mutter?... Sie wartet woanders… Ich bin wieder alleine… Der Mann schubst mich wieder an… „Du sollst hier weggehen“ sagt er wieder zu mir… Links sitzt der Mann… Rechts ist die Wand… Ich schaue mich um… Vielleicht will mir jemand helfen… Nein, niemand da… Er schubst mich dann fester… Stösst mich an die Wand… Das hat wehgetan… Er hört nicht auf… Die anderen sehen zu… Sie lachen… Lachen mich aus… Der Mann macht immer weiter… Immer fester… Ich will aufstehen… Ich will weg von hier… „Ja, verschwinde!“ schreit er… Ich stehe dann auf… Meine Schulter tut weh… Meine Arme und Flügel auch… Meine ganze rechte Seite… Ich will dann losgehen… Der Mann stellt mir dann den Fuss… Ich falle dann hin… Tue mir wieder weh… Es tut so weh… Für mich gibt es hier keinen Platz… Ich muss hier weg… Ich stehe wieder auf… Verlasse das Wartezimmer… Gehe auch aus dem Krankenhaus raus… Ich schaue mich um… Es ist niemand da… Ich suche sie… Meine Mutter… Ich kann sie nicht finden… Ich setze mich dann draussen hin… Draussen ist aber kalt… Niemand will mich… Ein Arzt würde mich auch nicht behandeln wollen… Ich weiss das ganz genau… Dann kommt ein Arzt… Er sieht mich… Er kommt auf mich zu… Sieht mich an… Ich sehe ihn an… Tränen laufen meinen Wangen hinab… Das kann er auch sehen… Er kniet sich dann hin… Nimmt mich in seinen Armen… Er will mich trösten… Er kann meinen Schmerz spüren… Er tröstet mich auch… Ich weine leise… Leise und still… Warum wurde mir das wieder angetan?… Weil ich anders bin… Anders als alle anderen… Ich bin ein Engel… Ein Engel auf Erden… Ich wollte doch nur geliebt werden… ----------------------------------- Zeit ist vergangen… Viel Zeit… Meine Wunden an den Armen sind verheilt… Man sieht nur noch narben… Vergessen wurde alles… Vergessen, doch nicht vergeben… Sie sind böse… Böse auf mich… Weil ich das getan habe… Weil ich mir selbst wehgetan habe… Weil ich meinen Körper kaputt gemacht habe… Mein Körper ist nun beschädigt… Nicht mehr volkommen… Deshalb sind sie böse… Keiner mag mich… Keiner hat mich lieb… Keiner will mich in die Arme nehmen… Keiner ist für mich da… Ich bin allein… Ich will aber nicht… Nicht alleine sein… Doch alle sind weg… Alles ist dunkel… Dunkel und kalt… Ich habe kein zuhause mehr… Es wurde mir nicht verziehen… Verziehen, was ich gemacht habe… Deshalb musste ich gehen… Ich laufe nun durch die Strassen… Draussen durch die Nacht… Es ist kalt… Es ist feucht… Es regnet auf mich herab… Ich bin müde… Ich will schlafen… Schlafen und nicht mehr aufwachen… Ich will erlöst werden… Doch das wird nicht passieren… Ich habe etwas schlimmes getan… Ich habe etwas verbotenes getan… Ich habe mich selbst verletzt… Dafür gibt es keine Entschuldigung… Dafür musste ich gehen… Ich wurde bestraft… Nun habe ich alles verloren… Will mich noch jemand?... Ist noch wer für mich da?... Hat mich noch… jemand… lieb?... Ich rufe leise durch die Nacht… Meine Stimme… Kaum Hörbar… Ich kann nicht mehr sprechen… Also flüstere ich… Doch niemand hört mich… Ich gehe immer weiter… Immer weiter weg… Weg von Zuhause… Ich habe gezeigt… Gezeigt, wer ich bin… Doch jetzt ist niemand mehr da… Sie haben angst… Angst vor mir… Ich weine… Niemand könnte es jedoch sehen… Tropfen verstecken meine Tränen… Doch es kann sie auch so niemand sehen… Denn niemand ist da… Niemand ausser die Dunkelheit… Die Dunkelheit ist für mich da… Sie ist die einzige für mich… Sie sieht mich so… So, wie ich bin… So und nicht anders… Aber sie ist nicht da… Sondern auch weit weg… Ich erreiche sie nicht… Ich kann sie nicht erreichen… Weil ich nicht fliegen kann… Ich habe Flügel aber ich kann nicht fliegen… Auch wenn ich fliegen könnte… Wäre die Dunkelheit unerreichbar… Aber ich kann es nicht… Ich kann nicht fliegen… Ich habe es nie gelernt… Ich kann sie nicht erreichen… Sie ist zu weit entfernt… Die Dunkelheit… Auch sie mag mich nicht… Auch sie kann mich nicht in ihre Arme nehmen… Auch sie will mich nicht haben… Auch sie hat mich nicht lieb… Ich wurde verlassen… Warum nur… Nur weil ich mir wehgetan habe?... Ich wollte nur zeigen, wer ich bin… Dabei wollte ich doch nur geliebt werden… Ich gehe immernoch die Strasse entlang… Ich komme dann in eine Gasse… Ich setze mich dann hin… Weine leise, still und heimlich weiter… Niemand sieht es… Also ist es nicht schlimm… Es regnet immernoch… Meine Flügel und Kleider sind nass… Es ist kalt… Nichts da, um ich zu wärmen… Ich schaue nur gerade aus… Ich sehe alles nur getrübt… Erkenne trotzdem niemand… Diesmal ist keiner da… Diesmal nimmt mich niemand in den Arm Diesmal tröstet mich keiner… Ich weine immernoch… Warum wurde mir das angetan?… Weil ich anders bin… Anders als die anderen… Ich bin ein Engel… Ein Engel auf Erden… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)