Desire von abgemeldet (Kapitel 9 in Arbeit) ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Als er schließlich vor Ryu's Haustür anhielt, zitterten seine Hände. Warum war er jetzt so aufgewühlt? Nur, weil Ryuichi sauer auf ihn war? Nein, das allein konnte es nicht sein. Tatsache war, dass Ryu ihm wichtiger war als jeder andere Mensch. Ebenfalls Tatsache war, dass er es sich nicht wirklich bewusst gemacht hatte. Er hatte Ryuichi immer wie einen guten Freund und Kollegen behandelt. Umgekehrt war es genauso. Der Sänger sah in ihm nicht mehr als einen Freund. Normalerweise konnte er damit umgehen. Aber es gab auch hin und wieder Momente, in denen er sich sehr einsam fühlte. Die gelegentlichen Affären halfen ihm zwar nicht dauerhaft, ließen ihn aber für kurze Zeit seine Einsamkeit verdrängen, wenn schon nicht vergessen. Es gab nur einen Menschen, der ihm dieses dumpfe Gefühl nehmen konnte. Und den durfte er auf gar keinen Fall verlieren! Zögernd stieg er aus und ging zur Haustür. Für einen Moment stand er unschlüssig dort herum, bis er dann schließlich doch endlich klingelte. Es dauerte nicht lange, und die Tür wurde geöffnet. Ryuichi stand nur mit einem halb geöffneten Hemd, einer schwarzen Jeans bekleidet und barfuß vor ihm. Einfacher ging es also nicht, und doch hatte es in Sugizo's Augen etwas Ästhetisches. Auch wenn er es nicht erklären konnte. "Was willst du?", brummte der Sänger mürrisch. "Mit dir reden?" "Worüber denn noch? Hat es dir mit Hitomi nicht gefallen?" "Jetzt werd nicht unfair! Sie hat dir nichts getan!" "Du verteidigst sie..." Sein Tonfall schwankte zwischen verletzt und abwertend. Es war nicht abzusehen, was davon letztendlich die Oberhand gewinnen würde. Am besten keins von beidem, dachte Sugizo. "Sie war am Boden zerstört! Du hättest sie wirklich nicht so fertig machen müssen! War das denn unbedingt nötig?" War es Reue, was sich in den Augen des Sängers spiegelte? "Ich habe ihr gesagt, dass es mir Leid tut. Ich werde mich auch noch mal bei ihr entschuldigen. Das hätte nicht sein müssen. Ich wusste einfach nicht, was ich tat..." "Du wusstest nicht..." Sugizo zog die Augenbrauen hoch. "Hättest du aber besser. Du kannst dir wahrscheinlich gar nicht vorstellen, wie fertig sie danach war!" "Nein... ich weiß, dass ich zu weit gegangen bin, dass ich übertrieben reagiert habe..." Ryuichi seufzte. "Mehr als mich bei ihr entschuldigen kann ich nicht. Ich kann es weder rückgängig machen noch wiedergutmachen..." "Allerdings bist du zu weit gegangen! Was hast du dir nur dabei gedacht?" "Ich war völlig außer mir... Ich sagte doch, dass es mir Leid tut!" "Es tut dir also Leid, ja? Kannst du mir mal verraten, was zum Teufel mit dir los ist?" Ryuichi zog die Augenbrauen zusammen. "Das ist nicht dein Ernst..." "Was?" "Du willst mir nicht ernsthaft weismachen, dass du es nicht weißt!" "Woher soll ich denn wissen, warum du auf einmal so durchdrehst?" "Nach allem, was war... da weißt du es nicht?" Die Augen des Sängers füllten sich mit Tränen. "Du willst mich auf den Arm nehmen!" "Wieso sollte ich?" "Hat sie dir schon so den Kopf verdreht, dass du es immer noch nicht merkst?" "Jetzt lass doch Hitomi endlich mal in Ruhe, sie hat doch jetzt überhaupt nichts damit zu tun!" Sugizo ballte die Hände zu Fäusten. "Was sollte ich denn merken? Dass du sauer auf mich bist, weiß ich. Auch wenn ich keine Ahnung habe, warum. Trotzdem hättest du das nicht an Hitomi auslassen müssen. Wenn du ein Problem mit mir hast, dann mach mit mir, was du willst, aber halte sie da raus!" Ryu taumelte einen Schritt rückwärts. "So sieht das also aus..." "Was denn jetzt schon wieder?" "Du... du...", stammelte der Sänger. "Dann geh doch zu deiner Hitomi!" "Sag mal, spinnst du jetzt völlig?" Langsam wurde es ihm wirklich zu bunt. Er ging auf Ryuichi zu, doch der wich vor ihm zurück. "Wäre ich jetzt hier, wenn sie mir wichtiger wäre als du?" Ryu stutzte. "Das hat nichts zu sagen... Du wärst sonst sofort gekommen... Du warst bei ihr, als ich dich angerufen habe..." "Weil sie jemanden zum Reden brauchte! Außerdem waren wir in einem Cafè! Ich wollte ihr gegenüber nur nicht..." In dem Moment schlug Ryuichi ihm die Tür vor der Nase zu. "Ich brauchte auch jemanden, deswegen habe ich dich angerufen! Aber statt bei mir warst du bei ihr!" Sugizo verzog das Gesicht. "Ryu!" "Lass mich in Ruhe!" "Warum?" "Ich will dich nicht sehen!" Kraftlos lehnte sich der Sänger an die Tür und ließ sich langsam daran hinab auf den Boden gleiten. "Hitomi... es ist immer dasselbe... Wie hieß die Letzte?" "Letzte? Ryu! Mach die Tür auf!" "Nein! Für was denn noch? Ich meinte die Affäre vor Hitomi..." Sugizo schlug mit der Faust an die Tür. "Hitomi ist nicht meine Affäre! Wie oft muss ich dir das denn noch sagen?" "Und wenn schon...", meinte Ryuichi. "Das spielt doch jetzt eh keine Rolle mehr..." "Was... natürlich spielt es eine Rolle!", rief Sugi. "Für wen denn noch?" Nun konnte er die Tränen nicht mehr zurückhalten. "Für mich! Natürlich ist es mir wichtig, dass du das weißt!" "Und warum?" "Jetzt mach keinen Quatsch und lass mich rein!" Sugizo's Stimme klang verzweifelt. "Nein! Ich sagte doch, ich will dich nicht sehen!" "Aber was hab ich dir denn Schlimmes getan?" Der Gitarrist schlug mit beiden Händen gegen die Tür. Dann lehnte er seinen Kopf dagegen und ballte wieder die Hände zu Fäusten. "Ich habe mich doch wirklich nur mit ihr unterhalten... mehr nicht..." Er wusste nicht mehr weiter. "Sie bedeutet mir nicht mal was..." "Und was war, als ich dich angerufen habe?" "Sie hatte heulend draußen rumgesessen... Du weißt doch, dass ich niemanden weinen sehen kann! Ich wollte ohnehin zu dir... aber ich hatte gehofft, dass du dich ein bisschen abregst, wenn ich noch ein wenig warte..." "Um die Zeit dann lieber mit Hitomi zu verbringen..." "Jetzt halt dich doch nicht dauernd daran auf! Was soll das eigentlich? Machst du das mit Absicht?" "Tut mir Leid... aber... ich weiß es auch nicht..." Ryuichi kramte in seiner Hosentasche nach einem Tempo. "Ich kann nichts dagegen machen..." "Macht es dir Spaß, mich zu verletzen?" Sugizo war langsam mit seiner Geduld und seinen Nerven am Ende. "Weswegen bist du eigentlich so sauer auf mich? Ich verstehe es immer noch nicht... Alle anderen haben es verstanden. Auch Hitomi... Als du mich angerufen hast, wollte sie es mir gerade erklären, weil ich einfach nicht dahinter komme... aus welchem Grund auch immer... ich verstehe es einfach nicht!" Er holte tief Luft. "Natürlich macht es mir keinen Spaß, dich zu verletzen!" "Warum tust du es dann? Aus Rache? Für was?" "Du scheinst es tatsächlich nicht bemerkt zu haben, wie sehr du mich verletzt hast..." "Womit, verdammt?!" "Wie viele Frauen hast du in der letzten Zeit gehabt?" "Was soll diese Frage denn jetzt? In den letzten Monaten vielleicht zwei... nicht mehr als drei... Was hat das damit zu tun?" "Das hat sehr viel damit zu tun!" "Und was, bitte? Mein Gott, ich wollte doch nur nicht so einsam sein!" Ryuichi schluckte. "Einsam?" Er drehte sich zur Tür um, wagte aber nicht, sie zu öffnen oder auch nur aufzustehen. "Wieso fühlst du dich denn einsam?" Sugizo ging zwei Schritte zurück. Er hielt es hier nicht mehr aus. Er wollte sich nicht mit Ryuichi streiten. Er wollte ihm nicht wehtun... Womit hatte er ihn nur verletzt? Was war der Grund, warum der Sänger ihn nicht reinlassen wollte? Er musste hier weg. Sich durch die geschlossene Tür mit Ryu zu streiten war eindeutig zu viel für ihn. Diese Situation war unerträglich. "Sugi?" Nun stand er doch auf, öffnete die Tür aber immer noch nicht. "Sag doch was!" "Was soll ich denn noch sagen, damit du mir endlich glaubst? Was kann ich noch tun? Statt mir Vorhaltungen zu machen, solltest du vielleicht mal lieber darüber nachdenken, was du mir antust! Gut, ich hatte vielleicht ein paar Affären! Aber daran bist doch nur du schuld!", rief Sugi verzweifelt. Nun war es raus. Jetzt konnte er erst recht nicht bleiben. Er hatte es ihm gesagt... Ihm liefen die Tränen die Wangen hinunter. Ryuichi sollte ihn so nicht sehen. Schnell drehte er sich um und lief zu seinem Wagen, stieg ein und fuhr sofort los. "Ich bin schuld?", murmelte Ryuichi. "Wieso bin ich denn jetzt daran schuld? Sugi? Hey, antworte mir!" Zitternd legte er eine Hand auf die Türklinke. Warum sagte der Gitarrist nichts mehr? Er schluckte und schloss die Augen, holte kurz tief Luft. "Sugi?" Noch immer erhielt er keine Antwort. Zögernd drückte er die Türklinke runter und öffnete die Tür einen Spalt. Er lugte hindurch - niemand zu sehen. "Sugi?" Vorsichtig steckte er den Kopf zur Tür heraus. Es war tatsächlich niemand da. Kein Sugizo weit und breit zu sehen... "SUGI!", schrie der Sänger aus vollem Hals, doch vergebens. Der Gitarrist war nicht mehr da... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)