Beyond the Veil von abgemeldet (Kap 10 ist am Hochladen (Hey, ich war *fast* pünktlich!^^)) ================================================================================ Kapitel 1: Manche Wunden heilen nicht ------------------------------------- Titel: Beyond the veil Teil: I Autor: Aya Malfoy Fandom: Harry Potter Rating: PG-13 Warnings: slash, depressiiiiiv ohne Ende, OOC (?) Kommentar: Hier 'ne Fortsetzung zu "A dream comes true?" (<<< man kann die als eine Art Prolog ansehen). Musikmäßig passt hier (wieder mal) total gut Evanescence dazu. Harry tut mir sooo leid! T-T *schnief, taschentuch zück* Aber Quälerei muss nun mal sein... ^^ (<<< *psycho-sadistin bin*) Wieder mal hab ich größtenteils die englischen Namen verwendet. Die gefallen mir einfach besser (und teilweise kenne ich die deutsche Übersetzung davon gar nicht!). Disclaimer: Wenn HP mir gehören würde, wären Sirius und Draco sich ihres Lebens nicht mehr sicher... *evil snicker* - Aber da dem nicht so ist... -_- *seufz* Die englischen Zeilen zwischendrin stammen aus "My immortal" von Evanescence. @Lina-Chi: Ich weiß, ich bin die nervigste, langsamste, unproduktivste FF-Autorin, die es gibt und ich hab dich als Beta-Leserin gar nicht verdient! XD Hab Geduld mit mir, dieses Mal bin ich sogar richtig motiviert! BEYOND THE VEIL I I: Manche Wunden heilen nicht "Kann ich sein Zimmer haben?" Hermine, Ron und seine Mutter tauschten überraschte Blicke. Ron schielte nervös zu Hermine, die nur ratlos mit den Achseln zuckte, während Mrs. Weasley ihn mitleidig ansah. "Oh Harry, er muss dir sehr fehlen, oder?" Ehe er es sich versah, fand sich Harry in einer mütterlichen, tröstenden Umarmung wieder. So gut das auch gemeint war, die Arme um seinen Oberkörper drückten ihn für seinen Geschmack etwas zu sehr. "Mrs. Weasley, ich bekomme keine Lu-" "Harry, wenn du uns brauchst, musst du es nur sagen, hörst du? Wir sind für dich da... Auch wenn wir Sirius nicht ersetzen können." Harry zuckte kaum merklich zusammen, als er den Namen hörte. Er hatte es sich in all der Zeit abgewöhnt den Namen seines Patenonkels auszusprechen, wenn von ihm die Rede war. Ihn jetzt wieder zu hören war... ungewohnt. Als er ein leises Schniefen von der rothaarigen Frau vernahm, musste er leicht lächeln. Mrs. Weasley war einfach zu gutherzig. "Es ist in Ordnung, Mrs. Weasley", nuschelte er in die Falten ihres Umhangs. "Ich will doch nur Siri- sein Zimmer, weil... naja, einfach so." Vorsichtig schob er sich von ihr weg, damit er wieder frei atmen und seine Freunde ansehen konnte. Ron wirkte etwas unsicher, während Hermine ihn skeptisch musterte. "Glaubt mir, das hat nichts weiter zu bedeuten", versicherte er und zwang sich zu einem schiefen, unbeholfenen Lächeln. Er wusste, dass er sie damit nicht täuschen konnte, aber darum ging es ihm auch nicht. Es war vielmehr seine höfliche Art zu sagen: "Lasst mich in Ruhe. Ihr könnt mir sowieso nicht helfen." ...I'm so tired of being here Suppressed by all of my childish fears... Unverwandt griff er nach seiner Truhe und Hedwigs Käfig und sah Rons Mutter fragend an. Diese seufzte, bevor sie schließlich sagte: "Einfach die nächste Treppe rechts, das erste Zimmer im obersten Stock." Harry nickte und machte sich, den Instruktionen von Mrs. Weasley folgend, auf den Weg durch die düstere Eingangshalle von Grimmauld Place Nummer Zwölf. Nichts hatte sich verändert: die mottenzerfressenen Vorhänge, der merkwürdige Schirmständer, sogar der Staub schien noch an der selben Stelle zu liegen. Und das verhüllte Portrait von Sirius' Mutter, dem er - unbemerkt von den anderen - im Vorbeigehen einen kurzen, schmerzvollen Blick schenkte. * "Ob es die richtige Entscheidung war, ihn für den Rest der Sommerferien hierher zu holen?", murmelte Mrs. Weasley, als sie alle dastanden und in die Richtung starrten, in der Harry verschwunden war. Hermine war die erste, die sich wieder in Bewegung setzte und zu der Treppe ging, die zu den anderen Schlafzimmern führte. "Machen Sie sich keine Gedanken", sagte sie, indem sie ihren Fuß auf die erste Stufe setzte. "Harry ist froh über jede Sekunde, die er nicht in Privet Drive verbringen muss..." Dann drehte sie sich um und ging nach oben, dicht gefolgt von Ron. "Du denkst doch nicht, Harry geht es noch um seine nervigen Verwandten?", wandte Ron ein wenig ärgerlich ein. "Wie sollte er froh sein, nicht mehr dort bleiben zu müssen? Das hier ist schließlich Sirius' Haus!" "Es mag Sirius' Haus sein", gab das braunhaarige Mädchen nachdenklich zu. "Aber ich rede nicht von seinen Verwandten. Oder glaubst du vielleicht, Harry hat es in Privet Drive alleine ausgehalten...?" * Mit einem leisen Klicken schloss Harry die Tür hinter sich. Er seufzte, da nun endlich die merkwürdige Anspannung nachließ, die von ihm Besitz ergriffen hatte. Achtlos ließ er die Truhe an Ort und Stelle stehen, doch Hedwigs Käfig trug er hinüber zu dem alten Tisch. Nachdem er die Eule sich auf seinen Arm setzen ließ, strich er durch das weiche, weiße Gefieder und sah sich dabei um. Abgesehen von dem Tisch stand in einer Ecke lediglich ein einfaches Bett, ein zierloser Schrank befand sich auf der entgegengesetzen Seite. Die Wände schmückten keinerlei Bilder oder Wandteppiche wie sonst überall im Haus. Typisch Sirius: Er hatte sich noch nie etwas aus glamourösen Zimmereinrichtungen gemacht. (Wie auch, wenn man vierzehn Jahre in einem Gefängnis oder auf der Flucht verbrachte?) Behutsam setzte Harry seine Schneeeule wieder in den Käfig und sank dann mit einem schweren Seufzer aufs Bett. Das Bett von Sirius. Wie eine zähe Welle schwappten die Erinnerungen an den letzten Sommer und das letzte Weihnachten, die er beide hier bei seinem Patenonkel verbracht hatte, über den schwarzhaarigen Jungen herein. Die Bilder aus der besseren Zeit (einer Zeit mit Sirius) schnürten ihm den Brustkorb zu, ließen die Luft schwerer zum Atmen werden. ...your presence still lingers here And it won't leave me alone... Dennoch genoss er das Gefühl von seinen Eindrücken überwältigt zu werden - auf eine fast schon selbstverletzende Weise. Nach langer Zeit wurde Harrys inneres Bild von Sirius' Gesicht endlich wieder klarer und es kam ihm so vor, als könnte er sogar dessen Stimme in seinem Kopf hören. Denn das war einer der Gründe, warum er ausgerechnet dieses Zimmer haben wollte: Die Erinnerungen an Sirius waren hier viel intensiver. In seinen einsamen Nächten bei den Dursleys hatten ihn wiederholt Alpträume heimgesucht. Immer wieder musste er Sirius sehen... immer wieder dessen Tod. Er konnte schon gar nicht mehr zählen, wie oft er den Körper seines Patenonkels wie in Zeitlupe durch den Torbogen mit dem schwarzen Vorhang hatte fallen sehen und es nicht hatte verhindern können... ...Your face, it haunts my once pleasant dreams Your voice, it chased away all the sanity in me... Aber mit jeder schlaflosen Nacht waren die Gesichtszüge seines Patenonkels verschwommener, unklarer geworden. Die Tatsache hatte Harry in Panik versetzt. Er vermisste Sirius sehr, doch ihn zu vergessen - das war ein Gedanke, der ihm mehr Angst machte, als irgend ein Dementor. Außerdem hatte er sich für dieses Zimmer entschieden, weil er so alleine schlafen konnte. Harry hatte Angst, dass seine schweißgebadeten, Alptraum-heimgesuchten, verweinten Nächte sich auch hier wiederholen könnten. Und weder Ron noch sonst jemand sollte davon erfahren. Sein Schmerz war etwas, was er für sich behielt; so war er schon immer gewesen. ...These wounds won't seem to heal This pain is just too real There's just too much that time cannot erase... "Sirius, du verdammtes Arschloch...! Warum bist du jetzt nicht hier? Ich brauch' dich doch... Auch wenn ich dir das nie sagen konnte..." Wieder einmal spürte er das inzwischen so vertraute Gefühl von nassen Tränen auf seinen Wangen, ohne dass er wusste, wann es angefangen hatte. "Bitte nicht jetzt", murmelte Harry beinahe ärgerlich zu sich selbst. Die anderen saßen bestimmt schon unten in der Küche und warteten mit dem Abendessen auf ihn. *Oder vielleicht auch nicht...*, dachte er frustriert, als er merkte, dass die Tränen nicht so schnell wieder aufhören würden. Seine grünen Augen blickten in Richtung Käfig, während er sich mit dem Rücken auf das Bett fallen ließ. "Wetten, dass sie mich aus Rücksicht nicht holen kommen? Die denken bestimmt, ich heule mir die Augen aus..." Hedwig klickte als Antwort mit ihrem Schnabel. "Und das Schlimme daran ist... sie haben Recht." * Harry verbrachte die meiste Zeit bei Buckbeak. Auf dem Boden sitzend und mit dem Rücken an die Wand gelehnt, sah er dem Hippogreif beim Verschlingen von Ratten zu oder brütete still vor sich hin. Manchmal hatte er auch das Hochzeitsfoto seiner Eltern bei sich, auf dem ihm ein junger, fröhlich grinsender Sirius entgegenwinkte und das er dann stundenlang anstarrte. Er hasste sich dafür, dass er sich so offensichtlich - so verletzlich - verhielt, aber ertrug die Nähe der anderen einfach nicht. Alleine in Privet Drive war es zwar auch nicht besser, doch hier fürchtete er die wissenden, mitleidigen Blicke seiner Freunde, die ihn noch miserabler fühlen ließen als zuvor. An seinem vierten Tag in Grimmauld Place Nummer Zwölf war er abermals in Buckbeaks Zimmer zu finden. Er strich gerade über das silbergraue, langsam in Fell übergehende Gefieder und dachte daran, wie Sirius damals mit dem Hippogreif von Hogwarts geflohen war, als leises Klopfen Harry aus seinen Erinnerungen holte. Ein zaghaftes "Harry?" verriet ihm, dass Hermine draußen stand. Leise knarrend öffnete das braunhaarige Mädchen die Tür und blickte ihn unsicher an. "Darf ich reinkommen?" Harry nickte. Langsam näherte sie sich ihm und Harry konnte sehen, dass sie etwas nervös wirkte. Wahrscheinlich würde jetzt ein "ernsthaftes Gespräch" kommen, in dem sie mit ihm über Sirius reden wollte, und dessen Inhalt sie vorher mit den anderen abgesprochen hatte. "Wir sind für dich da", "Wir verstehen dich" (Oh, wie er diesen Satz hasste) und "Sieh nach vorne" - Harry konnte Hermines Sätze in Gedanken jetzt schon hören. Und tatsächlich begann sie: "Harry... Ich- Wir glauben, es wird Zeit, dass du wieder nach vorne siehst... Sirius' Tod..." - Ihr Blick musterte ihn rasch, doch als Harry keinerlei Reaktion zeigte, fuhr sie fort - "...hat uns alle getroffen und keinen so sehr wie dich. Aber du solltest dich nicht in deiner Trauer vergraben... Sirius hätte das nicht gewollt." Harry biss sich wortlos auf die Unterlippe. Der Blick seiner smaragdfarbenen Augen lag irgendwo in der Ferne. "Es war nicht deine Schuld. Das weißt du", flüsterte Hermine. "Oh nein, natürlich nicht", erwiderte er endlich, seine Stimme triefend vor Sarkasmus. Mit einem bitteren Lächeln meinte er: "Harry Potter, der Junge der lebt, - der Junge, der nur lebt, weil mittlerweile drei Menschen für ihn gestorben sind! - ist *natürlich* nicht schuld!" Hermine zuckte leicht zusammen, doch dann meinte sie überzeugt: "Deine Eltern und auch Sirius haben ihre Leben gegeben, weil sie dich *beschützen* wollten! Keiner von ihnen würde dir die Schuld an ihrem Tod geben." "Woher willst du's wissen?", fuhr Harry sie plötzlich an. "Du kannst sie schlecht gefragt haben, denn sie sind schließlich *tot*!" Das letze Wort hatte beinahe geschrieen. "Wenn ich nicht so verdammt bescheuert gewesen wäre und nicht den Helden gespielt hätte, könnte er heute vielleicht noch leben! Und du sagst, es wäre nicht meine Schuld? Oh, du hast ja keine Ahnung, Hermine! Du bist nicht diejenige, die jede Nacht *sein* Gesicht sieht... ihn *verschwinden* sieht. Jeder Tag ohne ihn ist die Hölle... Manchmal wünschte ich sogar, ich könnte mit ihm tauschen..." Hermine sah ihn erschrocken an. "Harry", wisperte sie. "Das solltest du nicht sagen." Harrys Augen weiteten sich, als ob er erst jetzt verstanden hatte, was er gerade gesagt hatte. Die sonst so funkelnden Smaragde wurden auf einmal verräterisch glasig. "Sorry- ich- das hab' ich nicht ernst gemeint... Aber..." Seine Beine gaben nach, sodass er an Ort und Stelle auf die Knie sank. "Hermine, ich- ich..." Und dann passierte das, was er die ganzen letzten Monate hatte vermeiden wollen: Er begann zu weinen. Bis jetzt hatte er sich in Gegenwart anderer immer zusammenreißen können, doch dieses Mal konnte er nichts dagegen machen. Die Tränen kamen wie von selbst, brannten auf seinen Wangen, verschwommen seine Sicht. Hermine war - um es einmal so zu sagen - geschockt: Damit hatte sie nicht gerechnet. Es war das erste Mal, dass Harry seinen Schmerz so direkt vor einem seiner Freunde zeigte. Im ersten Augenblick wusste sie nicht, wie sie damit umgehen sollte, doch dann kniete sie sich ebenfalls hin und drückte den schluchzenden Harry an sich. "Oh Harry..." Hermine hielt ihn im Arm, schaukelte ihn wie ein kleines Kind langsam vor und zurück und strich ihm beruhigend über den Rücken. "Ich weiß doch, dass er dir fehlt..." ...I've tried so hard to tell myself that you're gone And though you're still with me I've been alone all along... "Ich... will ihn wiedersehen...", brachte Harry mit erstickter Stimme hervor. "Ich will ihn wiedersehen... Zumindest noch einmal... damit ich ihm sagen kann, was ich ihm nie sagen konnte..." Sie saßen lange so da. Ab und zu murmelte Harry leise vor sich hin. "Wiedersehen... Ich will dich wiedersehen..." - Es klang wie eine verzweifelte Bitte, von der sie beide wussten, dass sie nicht erfüllt werden würde. * Man sollte meinen, dass es von da an zumindest ein bisschen aufwärts ging. Doch im Gegenteil: Es war, als ob das Ausweinen bei Hermine eine Blockade in Harry niedergerissen hatte, die ihn bisher vor dem Schlimmsten geschützt hatte. War er zuvor depressiv gewesen, so konnte er gar nicht mehr sagen, was er jetzt war. "Seelisches Wrack" traf es vielleicht noch am besten. Er verbarrikadierte sich regelrecht in Sirius' Zimmer und setzte kaum noch einen Fuß davor. Die Tage waren die Hölle - die Nächte noch schlimmer. Harry weinte meistens bis zur totalen Erschöpfung. Ron und Hermine versuchten wiederholt zu ihm durchzudringen, mit ihm zu reden, aber ohne Erfolg. Oft hörten sie sein gedämpftes Schluchzen, das bis in die Nacht anhielt, durch die Tür. Dies ging drei Tage lang so, bis jemand völlig Unerwartetes in Erscheinung trat. Harry lag auf dem Bett, die Augen mit leerem Blick an die Decke gerichtet. Es war eine der seltenen Stunden, in denen er einmal nicht weinte. Es klopfte, die Tür ging auf und eine Person betrat den Raum. "Ron, Hermine oder wer auch immer, lasst mich einf- ...Professor Dumbledore?" Überrascht richtete er sich auf, als er den Schulleiter von Hogwarts erblickte. Dieser nickte ihm zu und betrachtete ihn durchdringend durch seine halbmondförmigen Brillengläser. "Mir wurde gesagt", begann er mit ruhiger Stimme. "..., dass es dir sehr schlecht ergeht. Offenbar fällt es dir schwerer, den Tod deines Patenonkels zu verkraften, als wir anfangs alle angenommen haben." Harry wandte seinen Blick ab und fühlte sein Gesicht heiß werden. Nun wusste Dumbledore also von seinem hysterischen Verhalten... Etwas Schlimmeres hätte ihm kaum passieren können. Er schämte sich für sein Gejammere und dass er es nicht einmal verbergen konnte. War Dumbledore vielleicht sogar extra wegen ihm hierher gekommen? Oder war er nur zufällig in London? "Ich weiß, was du denkst, Harry." Dumbledore trat ein wenig näher. "Aber Trauer zu zeigen ist keine Schwäche - auch nicht für einen Griffindor. - Dennoch... bereitet es mir und auch deinen Freunden Sorgen, dich so zu sehen." Harry sah ihn stumm an. Diesen alten Mann, der bisher immer alles irgendwie wieder in die richtige Richtung gelenkt hatte, immer eine Lösung parat gehabt hatte. Nur dieses Mal war wohl auch Albus Dumbledore machtlos. "Harry..." Die Stimme des Schulleiters nahm einen merkwürdigen Unterton an. Was würde jetzt kommen? "Ich muss morgen zum Zaubereiministerium. Du könntest mich begleiten und noch einmal zu dem Torbogen gehen, durch den Sirius verschwunden ist." Beyond the veil I, Ende OK, zugegeben, hier passiert gerade nicht so viel, abgesehen davon, dass Harry ständig heult (Ich bin so gemein und melodramatisch...) Aber ich arbeite dran! KOMMENTARE; BÜDDE?!?!? *ANGRINS* ^-^ Kapitel 2: Schwarz und weiß --------------------------- Titel: Beyond the veil Teil: II Autor: Aya Malfoy Fandom: Harry Potter Rating: PG-13 Warnings: slash, depressiiiiiv ohne Ende, OOC (?) Kommentar: Dumbledore kommt hier 'n bissel wie ein Psychologe rüber... -_-' Wie auch immer... Hier kommen Ausdrücke und Textstellen aus dem 5. Band vor, die ich nur in Englisch kenne und frei übersetzt habe. Falls sie mit der deutschen Ausgabe nicht übereinstimmen, kann ich nix dafür. Sirius 4 life! Und immer fleißig Evanescence beim Lesen hören! Disclaimer: Alle Figuren gehören J.K. Rowling, auch wenn ich finde, dass sie sie überhaupt nicht verdient hat. *schmoll* (WARUM?!?! Warum hast du Sirius gekillt???? Warum gerade SIRIUS???? *hysterisch die Faust in der Luft schüttel*) Danke an Bussi_Mausi und Tamaryn12 (hoffe, ich habe die Namen richtig geschrieben ^^°) für ihre Kommentare! Schreibt mir auch diesmal eure Meinung! /.../ Erinnerungsfetzen, die immer wieder in Harrys Kopf auftauchen BEYOND THE VEIL II "Zaubereiministerium? Zum... Torbogen?" Harry erstarrte zur Salzsäule. Warum wollte Dumbledore, dass er ihn dorthin begleitete? Noch einmal den schwarzen Vorhang sehen, vielleicht sogar dieses Wispern hören... Allein der Gedanke drehte ihm den Magen um. "Versteh mich nicht falsch, du *musst* nicht mit. Wenn du diesen Ort nicht wiedersehen willst, kann ich dich nicht zwingen. Aber..." Dumbledore beäugte Harry erneut durch seine Brille hindurch. "Bedenke: Es könnte ein erster Schritt sein, deine Trauer zu bewältigen." Verkrampft versuchte der schwarzhaarige Junge, seine Gedanken zu ordnen. Der Ort von Sirius' Tod... Der schwarze Vorhang... Dieses Etwas, dass schon so oft Teil seiner Alpträume gewesen war, sollte er noch einmal sehen...? Wollte er das überhaupt? Wie viel würde das bringen? "Lassen... lassen die mich überhaupt noch einmal dorthin? Ich meine, es ist immerhin eine geheime Abteilung und..." "Oh, mach dir keine Gedanken", erwiderte der Schulleiter und lächelte ein wenig. "Nach all den, nun ja, Unannehmlichkeiten, die im vergangenen Jahr vorgefallen sind, schuldet Zaubereiminister Fudge mir noch einen Gefallen." "So..." Harry senkte nachdenklich seinen Kopf. "Du kannst noch ein wenig darüber nachdenken, ich bleibe bis morgen hier." Dumbledore wandte sich zum Gehen. Mit wenigen lautlosen Schritten war er bei der Tür, wurde jedoch von Harry aufgehalten. "Ich komme mit." Der Schulleiter von Hogwarts drehte sich um, wollte Harry in die Augen sehen, doch dieser wich seinem Blick aus. Der alte Magier schien noch etwas sagen zu wollen, beließ es dann aber bei einem verständigen Nicken. "Gut." Damit verließ er das Zimmer und ließ Harry mit seinen wirren Gedanken alleine zurück. * Die Telefonzelle gab ein leises Surren von sich, als sie darin gemeinsam nach unten sanken. Harry nahm die Besucher-Anstecknadel von Dumbledore entgegen, ließ sie jedoch nachlässig in die Tasche seines Umhangs gleiten. Obwohl er sich dafür entschieden hatte mitzukommen, wusste er noch immer nicht, was er von der ganzen Sache halten sollte. Was versprach Dumbledore sich davon, dass er den Torbogen noch einmal wiedersah? Harry hatte letzte Nacht zum ersten Mal seit langer Zeit nicht geweint, aber auch kein einziges Auge zugetan. Die Ungewissheit hatte viele Fragen in ihm aufgeworfen, die Angst, die Erinnerungen könnten bei dem Besuch erneut und noch stärker hochkommen, hatte ihm schlaflose Stunden eingebracht. Goldenes Licht flutete von unten in die Telefonzelle und der Ausblick auf die Empfangshalle des Zaubereiministeriums wurde nach und nach frei. Es herrschte reges Treiben, noch mehr als das letzte Mal, als er tagsüber hier gewesen war. Damals war Mr. Weasley bei ihm gewesen. (Damals war 'er' noch am Leben gewesen.) Harry beobachtete, wie mehrere Zauberer unter ihnen vorbeihuschten, bis die Telefonzelle mit einem leichten Zittern auf dem Boden aufkam. Dumbledore öffnete die gläserne Tür und ließ Harry den Vortritt. Unsicher krallte er eine Hand in den Stoff seines Umhanges, verließ das enge Telefonhäuschen und ließ seinen Blick durch die weitläufige Empfangshalle schweifen. /SIE HAT SIRIUS GETÖTET! SIE HAT IHN GETÖTET! ICH WERDE SIE UMBRINGEN!/ Die blaue Decke mit den sich bewegenden Runen, der Gang am Ende der Halle, die Kamine, aus denen ständig Zauberer mit einem "Ploff" auftauchten, der goldene Torbogen zu den Lifts - alles sah so aus wie immer. Harrys Blick fiel auf den Brunnen der Magischen Bruderschaft. Die goldenen Statuen der zwei Magier, des Centauren, des Kobolds und des Hauselfen waren in der Zwischenzeit wieder erneuert worden und versprühten Wasser wie zuvor. Wenn man nicht davon wusste, hätte nichts darauf hingedeutet, dass der Brunnen einmal größtenteils zerstört war. /Komm raus, komm raus, kleiner Harry! Warum bist du mir sonst gefolgt? Ich dachte, du wolltest Rache für meinen teuren Cousin nehmen?/ Nichts schien sich verändert zu haben und Harry wurde abermals an seinen Besuch mit Mr. Weasley erinnert. (Als 'er' noch gelebt hatte.) Es war erstaunlich, wie wenig sich sowohl hier als auch in Grimmauld Place geändert hatte, wohingegen für Harry die ganze Welt anders geworden war. Dunkler. Kälter. Leerer. "Ah, Dumbledore! Harry!" Die Stimme kam vom anderen Ende der Halle. Cornelius Fudge, in einem limonengrünen Umhang und einem eisblauen Anzug, hob eine Hand zur Begrüßung und um auf sich aufmerksam zu machen. Er machte einige Schritte auf sie zu, wartete dann aber doch, bis sie ihn erreicht hatten. "Dumbledore, Harry", begrüßte er sie noch einmal. "Schön Sie beide zu sehen! Ich hoffe in Hogwarts läuft alles bestens?" "Es sind Ferien, Cornelius", erwiderte der Schulleiter nüchtern. "Oh... natürlich..." "Aber unsere Armee zu Ihrer Stürzung ist selbstverständlich immer noch am Aufrüsten - falls sie das meinen", fügte Harry zynisch lächelnd hinzu, gleichgültig ob diese Bemerkung äußerst peinlich oder gar beleidigend für den Minister war. Seit dem letzten Schuljahr war seine Meinung von diesem Mann erheblich gesunken. Fudges Gesichtszüge entgleisten zu einer überrumpelten Grimasse. Grüne Smaragde funkelten ihm provozierend entgegen, als wollten sie fragen: "Und? Was wollen jetzt Sie darauf antworten?" Der Mann in dem limonengrünen Umhang lachte nervös, wobei seine Hand ein wenig hektisch über die Stirn wischte. "Ähem, ja, Harry... Da sprichst du natürlich ein sehr - wie soll ich sagen? - heikles Thema an, das natürlich keinem unangenehmer ist als mir. Die Ereignisse des vergangenen Jahres waren eine unglückliche Häufung von Missverständnissen... Ein Mangel an Kommunikation zwischen zwei wichtigen Stellen. - Aber ich versichere Ihnen" - er wandte sich nun direkt an Dumbledore, um weiteren schneidenden Kommentaren von Seiten Harrys zu entgehen - "dass dies in Zukunft nicht mehr vorkommen wird. Sehen Sie, es ist so, dass..." Harry hörte nur mit halbem Ohr hin, wie Fudge Dumbledore beteuerte, wie sehr sich das Ministerium nun im Kampf gegen Voldemort rüstete. Was für ein Narr. Fudges Einsicht kam in Harrys Augen zu spät, schließlich war der ignorante Zaubereiminister einer der Gründe, warum im letzten Schuljahr so vieles außer Kontrolle geraten war. Hätte er von Anfang an auf Dumbeldore gehört, wäre wohl einiges anders gekommen. ('Er' könnte vielleicht noch leben?) Der Blick seiner Augen hing gedankenverloren an der rauschenden Fontäne, die aus der Pfeilspitze des goldenen Centauren spritzte. /Aaaaah... hast du ihn *geliebt*, kleines Potter-Baby?/ Die Gruppe setzte sich auf einmal in Bewegung, angeführt von Cornelius Fudge, der immer noch auf den Schulleiter einredete. Harry musste sich vom Anblick des Brunnens losreißen, bevor er in einigem Abstand den beiden Männern folgte. /*Crucio*!/ Sie ließen die Empfangshalle hinter sich und bestiegen einen der Aufzüge, der sie in das unterste Stockwerk des Ministeriums bringen sollte. Zu der Tür, die in die Geheime Abteilung führte. * Einen Augenblick lang blieb Harry vor der steinernen Plattform stehen und sah nach oben. Jetzt war er also da. Fudge und Professor Dumbledore hatte er nach einer Weile einfach stehen lassen. Die beiden Zauberer waren ausgerechnet direkt vor der schwarzen Tür zur Geheimen Abteilung abermals in ein Gespräch versunken, sodass er nicht eingesehen hatte noch länger zu warten. Sein Verschwinden war nicht bemerkt worden, auch wenn Harry das Gefühl hatte, dass Dumbledore ihn vielleicht absichtlich nicht beachtet hatte. Damit er alleine gehen konnte. - Den Weg hierher kannte er ohnehin besser, als ihm lieb war. /SIRIUS!!!/ Wenige Meter vor Harry stand der Torbogen mit dem verhassten, schwarzen Stück Stoff. Ein Stück Stoff... Wieder einmal musste er beinahe lachen über die Absurdität, dass er den Menschen, den er am meisten auf dieser Welt geliebt hatte, an ein Stück Stoff verloren hatte. Und sein krankes Bedürfnis zu Lachen wurde noch größer, als ihm klar wurde, dass er nun schon so weit war, einem leblosen Etwas zumindest teilweise die Schuld an Sirius' Tod zu geben. /Holt ihn da raus, rettet ihn, er ist nur durchgefallen!/ Er kletterte nach oben und näherte sich dem schiksalhaften Torbogen bis auf einen halben Meter. Von der Nähe aus betrachtet wirkte der Bogen noch unheimlicher, als vor dort, wo Harry gerade noch gestanden hatte: Der schwarze Vorhang hing keineswegs lose herunter, sondern wellte und wölbte sich nach vorne, als ob ein eisiger Lufthauch, den Harry nicht spüren konnte, dahinter entlangstreifte. Kaum hörbare, wispernde Stimmen drangen an sein Ohr. /-Es ist zu spät, Harry...- Wir können ihn immer noch erreichen...!/ Vorsichtig, mit klopfendem Herzen streckte Harry seine zitternde Hand aus und das Wispern wurde lauter. Aufgeregter. Nur wenige Zentimeter und er könnte ihn berühren... /-Du kannst nichts mehr tun, Harry... nichts... er ist verschwunden...-/ ...doch im letzten Moment zog er seine Finger wieder zurück. Das Getuschel hinter dem Vorhang wurde wieder zu einem nur schwer wahrnehmbaren Flüstern. Nein, er konnte wirklich nichts mehr tun. Sirius war verschwunden. Und irgendwie hatte Harry das Gefühl, dass er gar nicht mehr wissen wollte, was dahinter war. "Sirius?", wisperte er leise. "Kannst du mich hören...?" Der Vorhang wölbte sich unter einem weiteren, nicht spürbaren Windstoß. Sein Herz klopfte noch immer noch schmerzhaft gegen seine Brust und eine Beklemmung, die ihm die Kehle zuschnürte, hatte sich in ihm breitgemacht. Es war bizarr: Er kam sich vor, als würde er ein Grab besuchen. Sirius' Grab. Harry seufzte, ließ sich dann im Schneidersitz auf dem nackten Steinpodest nieder. Eine halbe Ewigkeit saß er einfach vor dem Torbogen, starrte den schwarzen Vorhang an, schwieg. Seine Emotionen brannten quälend in seiner Seele. Überdeutlich konnte er an diesem Ort die Leere spüren, die Sirius damals hinterlassen hatte und die niemals mehr gefüllt werden könnte. "Warum?" Eine simple Frage, an der schon so viele Menschen, die einen geliebten Menschen verloren hatten, verzweifelt waren. Eine simple Frage, auf die er keine Antwort wusste und auch nie eine erhalten würde. "Es ist so einsam ohne dich..." So leer. So sinnlos. Abermals herrschte lange Zeit Stille. Harry erinnerte sich an den Kampf, der hier stattgefunden hatte, als sie in jener bewussten Nacht ins Ministerium gekommen waren. An die Erleichterung, als er Dumbledore erblickt und gedacht hatte, dass mit dessen Erscheinen jeder einzelne von ihnen gerettet war. Doch für einen war selbst Dumbledore zu spät gekommen... Fahrig wischte er sich mit der Hand über die smaragdgrünen Augen, als sich das Bild eines rückwärts fallenden Körpers in seine Gedanken drängte. Nein, nicht schon wieder! Reichte es denn nicht, wenn er es jede Nacht im Traum sah? Harrys Sicht wurde unscharf, sodass er mehrmals blinzeln musste. Dennoch wollte der Schleier vor seinen Augen nicht verschwinden und er stand augenblicklich wieder auf. Lieber würde er gehen, bevor er auch nur eine einzige Träne an diesem Ort vergießen würde. Überall, nur nicht hier. Einen Moment lang starrte er erneut den steinernen Torbogen an, unsicher, was er noch sagen sollte. Doch dann holte er tief Luft, um trotzdem so leise, wie es nur ging, zu flüstern: "Ich liebe dich." Die Worte schienen drückend in der Luft zu stehen, dennoch fühlte er sich ein wenig besser, erleichterter. Es war vielleicht nicht Sirius selbst, aber immer noch besser als wenn er es nur in seinen Träumen oder überhaupt nicht sagen konnte. Harry fuhr sich mit der Hand durch die rabenschwarzen Haare und wandte sich ab. Er sprang das Podest hinunter, erklomm Stufe für Stufe der kolosseumsähnlichen Steingrube und drehte sich nicht ein einziges Mal um, bis er am Ausgang angelangt war. Mehrere Sekunden blieb er stehen. Schließlich, kurz bevor der erste salzige, kristallene Tropfen seine Augen verließ und sich einen Weg über seine Wange bahnte, durchschritt er die Tür. "Leb wohl." * Schluchzend durchquerte Harry den Raum mit den Gehirnen, ohne genauer darauf zu achten, ob er vielleicht gegen etwas laufen könnte. Dieser Besuch war ganz anders geworden, als er anfangs angenommen hatte... Schlimmer, beruhigender, schmerzvoller und heilender zugleich. Noch nie war der Abend von Sirius' Tod so schneidend scharf aus seinem Gedächtnis geholt worden. Harry gelangte in den Hauptraum, von dem die vielen, schwarzen Türen abgingen. Blind vor Tränen und immer noch völlig aufgewühlt ließ er seinen Blick von einer Tür zur nächsten wandern. Er hatte vorhin vergessen, die Tür aus der er gekommen war zu markieren. Nun hatte er keine Ahnung, welchen Ausgang er nehmen musste. Wahllos ging der schwarzhaarige Junge auf eine beliebige Tür zu, öffnete sie und war schon mehrere Schritte in den unbekannten Raum hineingegangen, bevor er wie vor den Kopf gestoßen stehenblieb. In seinem tränenverschleierten Sichtfeld konnte er einen quadratischen Raum, mit völlig glatten, grauen Wänden und einer niedrigen Decke ausmachen. Der vielleicht fünf mal fünf Meter große Raum war vollkommen leer. Bis auf... Bis auf einen steinernen Torbogen in der Mitte. Er wirkte uralt, denn der Stein war von unzähligen, nicht gerade feinen Rissen durchzogen, sodass es schon erstaunlich war, dass er nicht auf der Stelle in sich zusammenfiel. Ein Vorhang flatterte darin wie in einem seichten Sommerwind. "Was...?" Harry schluckte. Was zur Hölle war das? Der Torbogen sah genauso aus, wie der, in dem Sirius verschwunden war... Einziger Unterschied war die Farbe des Stoffes: weiß. Atemlos näherte er sich dem steinernen Bogen, umkreiste ihn und musste feststellen, dass - wie auch bei dem anderen - nichts dahinter zu finden war. Dabei hielt Harry bewusst einigen Abstand, denn die Erfahrung hatte ihn schmerzhaft gelehrt, worin eine zu große Nähe zu so einem Tor enden konnte. Er spürte, wie sich eine Gänsehaut auf seinem ganzen Körper ausbreitete, als er auch hier ein schwaches Wispern vernehmen konnte. Dennoch wirkte dieser Torbogen nicht halb so bedrohlich und unheimlich wie der andere. Eher... irreal, bizarr. "...ry?" Dumbledores beunruhigte Stimme hallte von draußen herein. "Harry?" Schritte näherten sich und der schwarzhaarige Junge wirbelte mit einem erschrockenen Gefühl des Erwischtwerdens herum. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass er hier nicht sein dürfte... Professor Dumbledores Statur erschien im Türrahmen und seine blauen Augen weiteten sich überrascht, als er Harry vor dem Torbogen stehen sah. "Harry, was tust du hier?", fragte er alarmiert. "Ich- Professor, ich wollte nicht..." Harry wich nervös nach hinten. Er bemerkte dabei nicht, dass er mit dem Rücken nur noch wenige Zentimeter von dem weißen Vorhang entfernt war. "Ich hab die falsche Tür genommen und..." Der Schulleiter machte einen Schritt vorwärts, was Harry dazu veranlasste, einen weiteren nach hinten zu machen. Leider war dies genau ein Schritt zuviel gewesen. Sein Fuß glitt durch den weißen Vorhang, sodass er nur ins Leere trat. Harry verlor seinen Halt und taumelte rückwärts. "Harry, nein!" Er fiel. * Als sein Kopf den weißen Stoff des Vorhangs durchdrang, war es, als ob er in eisiges Wasser eintauchen würde. Sein Körper wurde von einem unvorstellbaren Sog erfasst, der ihn durch die Luft wirbelte, dass er bald keine Vorstellung mehr von oben oder unten hatte. Ein Wirbel aus Farben zischte mit Lichtgeschwindigkeit an seinen Augen vorbei. Harry wollte schreien, doch seine Stimme klang seltsam gedämpft, wie in einem bizarren Traum. Dann, so schnell wie es angefangen hatte, hörte es plötzlich wieder auf. "Ugh!" Unsanft prallte Harry auf harten Grund. Augenblicklich spürte er einen Übelkeit erregenden Schwindel hinter seiner Schädeldecke rumoren, sodass er seine bereits geschlossenen Augen noch fester zusammenkniff. Vorsichtig tastete mit seinen Händen die nähere Umgebung ab und konnte zwischen seinen Fingern feuchtes Gras fühlen. Vielleicht war es auch Moos. "Hey, hast du das gehört?" Stimmen... "Was? Nein, da war nichts..." Weiter weg, aber dennoch hörbar... Da waren Stimmen! "Doch! Ich hab's gehört... Ich geh nachsehen..." Diese Stimme kam ihm irgendwie bekannt vor... Aber das konnte nicht sein... Er hörte das Knacken, Knistern und Rascheln von Ästen und Blättern näher kommen. "Hier irgendwo war es doch", murmelte die vertraute Stimme. Nein... unmöglich... das konnte nicht sein... Endlich öffnete Harry die Augen, nur um festzustellen, dass um ihn herum nächtliche Finsternis herrschte. Er schob seine schiefsitzende Brille zurecht und setzte sich langsam auf. Das Rascheln hörte auf. Zwei kräftige Hände packten ihn plötzlich stützend an den Schultern, drehten ihn um und Harry konnte einen Schatten über sich ausmachen. "Hey du, geht es dir gut? Was machst du hier mitten in der Nacht?" Schon wieder diese Stimme. Harry blinzelte, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Der Schatten über ihm wurde klarer, nun eindeutig als Gesicht eines Jungen, der ihn erstaunt musterte, erkennbar. "Wow, du siehst James zum Verwechseln ähnlich!", meinte er. Doch Harry antwortete nicht. Seine Kehle war wie zugeschnürt und der Schock ließ seinen Herzschlag für einige Momente völlig aussetzen. Dann endlich, mit unglaublich zitternder Stimme, fragte er: "Si-Sirius?!" Beyond the veil II, Ende Das war's erstmal. Weiter geht's in Teil 3. War das jetzt ein Cliffhanger? Bin mir nicht sicher, ob das spannend genug war, um einer zu sein... Kommentare herzlich erwünscht! Kapitel 3: Padfoot, Moony & Prongs ---------------------------------- Beyond the veil III: Padfoot, Moony & Prongs Autor: Aya Malfoy Rating: PG-13 (?) Warnings: slash, nicht mehr ganz so depressiv wie vorher, OOC (?) Also erstmal ein ganz dickes "Sorry", weil ich solange nichts hochgeladen habe! *japanese-like verbeug* Das Kapitel ist eigentlich schon lange fertig, aber ich hatte leider keine Möglichkeit, ins Internet zu kommen. ( Will eigenes I-Net! T-T ) Senania, Wasserhexe, Deedochan, noire_hiver, Tamaryn12, fireang1234 - viiieelen Dank für die Kommentare, die spornen wirklich an und bauen auf! (Konstruktive Kritik ist natürlich auch gern gesehen!) Übrigens müsst ihr das mit dem weißen Torbogen und dem jungen Sirius (noch) nicht verstehen, die Erklärung dafür gibt's später! (Genaugenommen ganz am Ende der Fic... *unheilvolles Gesicht macht*) Zum Kapitel: Jepp, hier ist endlich Sirius dabei. Und James und Moony... >_< *alle drei mal knuddält* Das Gespräch zwischen ihnen und Harry ist mir furchtbar schwergefallen, weil die Reaktionen und Gefühle (vor allem die von Harry) so durcheinander und dadurch kompliziert zu schreiben waren... *seufz* Überhaupt ist das ganze Chapter etwas verwirrend... Ich hoffe, es gefällt euch trotzdem so gut wie das letzte Kapitel. Disclaimer: Rhabarber, blubb, Parsel, blubb, Butterbier. Alles nicht meins. (Draco, Sirius, verlasst die olle Rowling und kommt zu mir!!! XD) >...< Gedanken *...* betonte Wörter BEYOND THE VEIL III: Padfoot, Moony & Prongs "Si-Sirius?!" Harry fühlte einen luftabschnürenden Knoten in seinem Hals und seine Hände begannen zu zittern, als er den Jungen über sich anstarrte. Es konnte nicht sein - und doch bestand kein Zweifel: Die dunklen Haare, zwar kurz geschnitten und elegant ins Gesicht hängend, die markanten Züge, wenn auch ungleich jünger, und die tiefe Stimme, die ihm vorhin schon so vertraut gewesen war... das alles gehörte unweigerlich zu Sirius. "...Sirius...", krächzte Harry erneut und klang dabei so ungläubig, so entsetzt, als blickte er in das Antlitz eines Todesengels. "Das kann nicht sein... Du bist- du bist..." Seine Stimme versagte. Es war *unmöglich*! Trotzdem... Die zwei Hände an seinen Schultern, die ihn im Moment davor bewahrten, einfach in sich zusammenzubrechen, waren real! Er konnte *fühlen*, wie sie ihn festhielten! "Woher kennst du meinen Namen?", wollte Sirius wissen, der Harrys Reaktion bisher nur verwirrt beobachtet hatte. Aber Harry antwortete nicht. Er war noch immer wie paralysiert und das Zittern, das anfangs nur von seinen Händen ausgegangen war, ließ mittlerweile seinen ganzen Körper wie bei einem schweren Fieber beben. "He, geht's dir gut?" Sirius zog beunruhigt die Augenbrauen zusammen. "Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen! - Ah, was...?!" Ohne Vorwarnung stürzte Harry sich dem Jungen, der wie Sirius aussah - nein, der Sirius sein *musste* - , entgegen und schlang seine Arme um ihn. Schluchzend verbarg Harry seinen Kopf in Sirius' Halsbeuge. Der Körper in seinen Armen... So real, warm und lebendig... Er war wirklich da... Sirius wiederum war knallrot angelaufen, während er dem zitternden, aufgelösten Jungen unbeholfen den Rücken tätschelte. Er war mit der Situation restlos überfordert, zumal er keine Ahnung hatte, was eigentlich vorging. "Ähm... Ist schon gut..." Als würde sein Leben davon abhängen, klammerte sich Harry an Sirius fest und krallte seine Hände in dessen Umhang. Er hatte Angst, wieder schweißgebadet in Grimmauld Place zu erwachen oder dass Sirius' Körper sich auflösen würde, wenn er auch nur einen Augenblick losließ. Es war egal, ob das hier eine Lüge, ein Irrtum oder ein makabrer Traum war - er wollte es nicht wissen... Denn wenn er wieder einmal der grausamen Wahrheit gegenüberstehen müsste... Harry wusste nicht, ob er das noch einmal ertragen könnte. >Er müsste tot sein! ...Aber er ist hier... bei mir... < "Äh, hör' mal", begann Sirius erneut und packte ihn nun fest an den Schultern. "Ich weiß zwar nicht, was los ist, aber wir können hier nicht bleiben! Die Sonne geht bald auf und wir müssen zurück ins Schloss... Also wenn du mich vielleicht loslassen könnt-" Doch wieder einmal wurde er überrumpelt. Der Griff an seinem Umhang lockerte sich und auch das Schluchzen in seinem linken Ohr erstarb. Der Kopf des schwarzhaarigen Jungens sackte von seiner Schulter und rutschte auf seine Brust, als er bewusstlos in sich zusammenknickte. [1] * Mehrere Augenblicke starrte Sirius überrascht auf den Jungen, der nun ohnmächtig in seinen Armen hing. Da tauchte mitten im Wald auf einmal ein Fremder auf, sah einen an als wäre man Voldemort persönlich, warf sich einem an den Hals und dann klappte er auch noch zusammen! "Wo bin ich da nur wieder hinein geraten?", murmelte er resigniert vor sich hin. Seufzend hob er den schlanken Körper auf seine Arme, damit er ihn aus dem Wald tragen konnte, wo James auf ihn wartete. Während er sich durch das dichte Unterholz des Verbotenen Waldes arbeitete, musterte er das Gesicht des Jungen genauer. Das fahle Halbmondlicht, das ab und an durch die allmählich lichter werdenden Baumkronen flutete, ließ das schmale Gesicht gespenstisch bleich aussehen. Sirius hatte den Jungen noch nie in der Schule gesehen, obwohl er ungefähr in seinem Alter sein musste. Getrocknete Spuren aus Tränen, die dennoch leicht glitzerten, zogen sich über die Wangen. Für einen kurzen Moment wirkte der Unbekannte dadurch auf ihn wie jemand, der schon viel Tränen und Schmerz hatte ertragen müssen. Er sah wirklich fast aus wie James. Nur zwei Dinge unterschieden sich: Die runde Brille und die blitzförmige Narbe, die mitten auf der Stirn prangte. "Wer bist du?", flüsterte Sirius leise, als er schließlich den Wald verlassen hatte, und die Ländereien von Hogwarts betrat. "Wer bist du nur...?" Dieser Junge würde einiges zu erklären haben... * Etwas kitzelte in Harrys Nase. Sein Nasenrücken kräuselte sich unbewusst im Dämmerschlaf, als er versuchte das Gefühl zu ignorieren, doch es half nichts. Das Kitzeln wurde immer stärker, bis... "Hatschi!" Auf einen Schlag war er wach und verfluchte alle Staubpartikelchen der Welt, die nichts besseres zu tun hatten, als in der Luft herumzuwirbeln und seine Nase zu traktieren. Wie er es hasste, auf diese Weise aus dem Schlaf gerissen zu werden! Genervt öffnete er die Augen und blinzelte in gleißenden, goldenen Morgensonnenschein. Es dauerte eine Weile, bis sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten und er feststellte, dass er in einem Himmelbett im Griffindorschlafsaal lag. Harry rieb sich die Nase und versuchte sich zu erinnern, wie er hierher gekommen war. Er hatte einen absolut verqueren Traum gehabt... Mit einem Torbogen, der einen weißen Vorhang hatte... Er war hindurchgefallen... und dann war da ein zwanzig Jahre jüngerer, quicklebendiger Sirius gewesen... "Sirius...", flüsterte er atemlos und plötzlich war es ihm, als würde ihm ein Eimer mit eiskaltem Wasser über den Kopf geschüttet werden. "Verdammt, das war kein Traum!" Wie elektrisiert schoss er hoch, krallte seine Hände in die dunkelrote Bettwäsche und sah sich um. "Sirius?", fragte er leise in den Raum hinein, doch er war allein. Der Blick seiner grünen Augen wanderte durch den Schlafsaal und zum ersten Mal stellte er fest, dass dies nicht wirklich sein Schlafsaal war. Da waren Unterschiede, zwar nur geringe, aber für das Auge eines Griffindor deutlich erkennbar: Die Betten - sechs und nicht fünf -, standen in einer anderen Anordnung, die Sicht aus dem Fenster sagte Harry, dass er sich wahrscheinlich einen Stock höher über seinem üblichen Schlafsaal befand und die feinen Verzierungen auf den Stoffen der Bettwäsche und Himmelbetten wirkten irgendwie... altmodischer als sonst. "Sirius?", murmelte er noch einmal, obwohl er eigentlich wusste, dass er keine Antwort erhalten würde. Seufzend fuhr er sich durch das wirre Haar und schwang die Beine aus dem Bett. Wenn er hier sitzen blieb, würde er wohl kaum herausfinden, was passiert war. Mit etwas unbeholfenen Schritten tapste er barfüßig (jemand hatte ihm Schuhe und Umhang ausgezogen) zum Fenster, nur um festzustellen, dass sich unter ihm das sanft hügelige, grasbewachsene Gelände von Hogwarts erstreckte. >Tatsächlich... Ich bin in Hogwarts...< Seine Stirn runzelte sich in verständnislose Denkfalten. >Aber warum lande ich in Hogwarts, wenn ich im Zaubereiministerium durch einen Torbogen falle? Was geht hier vor? - Und warum habe ich 'ihn' hier gesehen...?< Ruckartig wandte er sich vom Fenster ab und ging zur Tür. Er musste es wissen. Er brauchte Antworten. Und vor allem: Er musste es *sehen*! Für ihn bestand im Grunde kein Zweifel mehr, dass die Ereignisse vom Vortag wirklich passiert waren. Dennoch würde er erst dann völlig überzeugt sein, wenn er Sirius noch einmal mit eigenen Augen gesehen hatte. Für einen kurzen Moment kam ihm die Frage in den Sinn, was er dann eigentlich tun wollte. Wie sollte er ihm gegenübertreten? Was würde er sagen? Seit Wochen wünschte er sich nichts sehnlicher, als Sirius noch einmal sehen zu können. Er hatte mit all seiner Verzweiflung zu jedem erdenklichen Gott gebetet. Doch nun... Das Wunder war geschehen, aber die Euphorie blieb aus. Vielmehr noch: Es fühlte sich nicht richtig an. Irgendetwas war falsch. Es war nichts Greifbares, aber Harry spürte es bei jedem Schritt, den tat, bei jedem Atemzug, der seine Lungen füllte. Während er seinen Gedanken nachhing, tapste er lautlos die steinerne Wendeltreppe hinunter und an mehreren weinroten Wandteppichen vorbei (die seltsamerweise nicht mehr so alt wirkten wie sonst und auch weniger zerschlissen waren). Als er an der Treppe ankam, ließen ihn aufgeregte Stimmen abrupt stehenbleiben. Vorsichtig lugte er mit dem Kopf um die Ecke und konnte drei Gestalten ausmachen, die in großen, gepolsterten Sesseln vor dem Kamin des Griffindor-Gemeinschaftsraumes saßen. Harrys Smaragdaugen weiteten sich. "Unmöglich...", wisperte er. Ein weiteres Mal in kurzer Zeit ging eine eisige Welle des Schocks über ihn. Da saß tatsächlich Sirius, heftig gestikulierend, und sprach gerade mit Remus Lupin und... seinem Vater. War der Anblick von Sirius für Harry fast schon mehr, als er verkraften konnte, so fegte diese Aussicht seinen Kopf absolut leer. Wenige Meter von ihm entfernt saß James Potter, praktisch das Ebenbild seiner selbst mit den rabenschwarzen, wirren Haaren und den schmalen Gesichtszügen! Und nicht nur das war es, was ihn überrumpelte. Sowohl Sirius, als auch Lupin und sein Vater waren *jung*! Genau genommen: Sie waren gerade einmal in seinem Alter! Etwas Vergleichbares hatte Harry bisher nur einmal erlebt: Im fünften Schuljahr, als er durch Snapes Pensieve [ Frage: WIE heißt das Ding auf Deutsch? O.o ] in dessen Erinnerungen gelangt war. Dennoch war es vollkommen anders gewesen... In Snapes Erinnerungen war er nur ein passiver Beobachter gewesen. Jemand, der wie unsichtbar für die Figuren um ihn herum war und nicht in das Geschehen eingreifen konnte. Aber hier war es nicht so... Mit einem seltsamen Gefühl erinnerte Harry sich an seine Umarmung mit Sirius. War er vielleicht in die Vergangenheit gereist? Bevor er sich eine mögliche Antwort auf seine unzähligen Fragen zusammenreimen oder sich in wilden Spekulationen verwickeln konnte, riss ihn die aufgebrachte Stimme von Sirius in die Wirklichkeit zurück. (Wirklichkeit? Vielleicht war es das ja gar nicht... Vielleicht war er auch einfach verrückt geworden. ) "*Nein*, Moony, wir können ihn nicht zu Dumbledore bringen! Was willst du ihm denn sagen? 'Sorry, wir haben einen Doppelgänger von James gefunden, als wir uns nachts unerlaubterweise in den Verbotenen Wald geschlichen haben!' ?" "Beruhige dich, Padfoot!" James fuhr sich seufzend mit einer Hand durch die Haare. "Moony hat Recht. Wir können es Dumbledore nicht verschweigen." Sirius bedachte seinen Freund einen Augenblick mit einem empörten Blick, setzte zu einem Kommentar an und schwieg dann aber. "Und was wollt ihr sagen?", fragte er schließlich brummig. "Wir werden so nah an der Wahrheit bleiben wie möglich, aber diejenigen Fakten verändern, die uns in in Schwierigkeiten bringen können", schaltete sich nun auch Remus ein. Sein Gesicht wirkte blass und erschöpft. (War vielleicht bald Vollmond?) "Was mich viel mehr interessiert", begann der Werwolf nun und sein Ausdruck wurde nachdenklich. "*Wie* ist dieser Kerl unbemerkt auf das Hogwartsgelände gekommen? Und dann noch in den Verbotenen Wald! Findet ihr das nicht auch merkwürdig?" Die beiden anderen Griffindor nickten. "Wir werden ihn wohl fragen müssen...", meinte Sirius schulterzuckend. "Ich habe gestern nichts von ihm erfahren können. Aber..." James sah ihn fragend an. "Was?" Einen Moment lang wollte Sirius sagen, dass der Fremde seinen Namen gewusst hatte. Viel mehr als das: Der Fremde hatte ihn gekannt. Das hatte er deutlich in dessen Augen sehen können - und noch deutlicher an dessen Umarmung gespürt. Aber der Animagus hatte das unbestimmte Gefühl, dass es besser wäre, das zu verschweigen. "...nichts." Abermals fuhr Prongs sich mit einer Hand durch die Haare. Über die Jahre hinweg war dies zu einer Macke von ihm geworden, die er nicht nur dann ausübte, wenn er Mädchen beeindrucken wollten, sondern auch wenn er unsicher oder in Gedanken versunken war. "Sag mal, Padfoot", fragte Remus plötzlich. "Sieht er wirklich aus wie James?" Sirius antwortete nicht sofort, sondern bedachte James mit einem seltsamen Blick. Schließlich nickte er. "Die Ähnlichkeit ist unglaublich. Er könnte sein Doppelgänger sein... Aber du kannst dich auch selbst davon überzeugen, denn er steht da drüben." Damit zeigte er hinüber zur Treppe, wo er Harry entdeckt hatte. * Harry schluckte, als sich drei Augenpaare plötzlich auf ihn richteten. Zögernd trat er aus dem Schatten der Treppe heraus und wurde bei jedem Schritt aufmerksam beobachtet. Er konnte sehen, wie sich Lupins Augen verblüfft weiteten, während Sirius ihn mit einem schwer deutbaren Funkeln in den Augen musterte. "Äh... Hi.." James war, obwohl er den fremden Jungen schon in der Nacht zuvor gesehen hatte, abermals sprachlos. (Beim ersten Mal hatte er einen mittleren Schock erlitten!) Diesem so-gut-wie Ebenbild von ihm gegenüberzustehen, war das Seltsamste, das er je erlebt hatte. Er kam sich vor, als würde er in einen Spiegel schauen, und sein Spiegelbild winkte ihm plötzlich entgegen. >Wirklich verrückt...<, dachte er. Das "Spiegelbild" dagegen stand im Augenblick äußerst unbeholfen einen Meter vor der Sitzgruppe, mit dem Gefühl, als ob sein Magen am laufenden Band Saltos schlug. Harry wusste nicht so recht, ob Weinen oder Lachen gerade angebrachter war. Er trat gerade zwei Menschen gegenüber, von denen er gedacht hatte, er hätte sie für immer verloren! Für den Bruchteil einer Sekunde echote das wahnsinnige Gelächter Voldemorts durch seinen Kopf. Dieses Lachen, das der Schwarze Lord beim Tod seiner Eltern von sich gegeben hatte, und das Harry stets in der Nähe der Dementoren hörte... Dann blitzte auch noch das Bild eines Torbogens, eines rückwärts fallenden Körpers vor seinem inneren Auge auf. Beides verdrängte er sofort wieder. Sie waren beide tot, ja, aber dennoch saßen sie nun vor ihm... und das war für Harry das einzige, was zählte. Und ganz gleich, ob sich diese Welt falsch anfühlte: Er war plötzlich froh, hier zu sein. >Sirius...< Abermals verspürte der Schwarzhaarige das Bedürfnis, seinen Patenonkel zu umarmen, doch dieses Mal hielt er sich zurück. Dieser Sirius war jung und kannte ihn somit nicht. Es war wahrscheinlich nicht angebracht, sich so zu verhalten, auch wenn Harry sich danach sehnte... "Hi", durchbrach James als erster das etwas unangenehme Schweigen. "Geht es dir wieder besser? Du bist letzte Nacht einfach zusammengeklappt!" Da er zu überrascht und verwirrt war um zu antworten, nickte Harry einfach. Das war das erste Mal in seinem Leben, dass er mit seinem Vater sprach! "Dann ist ja gut... Na los, komm doch hier 'rüber und setz dich!" James deutete lächelnd auf einen der leeren Sessel und Harry setzte sich mit klopfendem Herzen dazu. "Ich bin James, James Potter. Der mürrische Kerl neben mir heißt Sirius Black" -Er zeigte mit einem Kopfnicken in Richtung Sirius- "und dieser nachdenklich dreinblickende Schönling hier ist Remus Lupin." Sein Kopf nickte zu Remus hinüber. Die beiden Vorgestellten begrüßten Harry lächelnd mit einem "Hi", was ihn abermals erst an der Echtheit dieser Situation, dann an seinem Verstand zweifeln ließ. >Ich glaub's einfach nicht... Ich unterhalte mich hier mit meinem toten Vater, meinem toten Patenonkel und meinem Ex-Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste! Das ist verrückt!< Remus Lupin rückte mit seinem Sessel etwas näher heran. "Wir haben ein paar Fragen an dich", meinte er ruhig. "Aber als erstes würde ich gern wissen, wie du heißt." "Harry P...arker." Harry wandte den Blick ab und hoffte, dass sie ihm glauben würden. In seinem Kopf war plötzlich lautstark wiedergehallt, was Hermine ihm einmal über Zeitreisen gesagt hatte: Niemand durfte die Vergangenheit ändern, niemand durfte ihn sehen... Zauberern, die mit der Zeit spielten, passierten schreckliche Dinge... Wenn er wirklich in der Vergangenheit gelandet war, dann musste er gut überlegen, was er sagen wollte. Dass er James Potters Sohn war, gehörte nicht unbedingt dazu. "Parker?" Lupins Augenbraue hob sich grübelnd. "Der Name sagt mir nichts... Woher kommst du?" "I-ich... weiß nicht." Hinter Harrys Stirn arbeitete es fieberhaft. Inzwischen war seine Begeisterung einer kribbeligen Anspannung gewichen und seine Ohren fühlten sich verräterisch heiß an. >Denk nach, Harry! Denk nach!< "Du weißt es nicht? Wie kannst du das nicht mehr wissen?", wollte James wissen. "Ich- ich kann mich nicht erinnern." Ha, das war es! Er konnte sich einfach nicht erinnern! Amnesie war schon immer eine gute Ausrede gewesen. Damit konnte er so ziemlich alle Fragen auf einmal beantworten und konnte sich sicher sein, sich nicht in irgendwelchen Lügennetzen zu verstricken. "Du hast dein Gedächtnis verloren?!", fragte Sirius ungläubig. "Uhm... ja." Zwei Münder klappten vor Verblüffung synchron herunter, während der dritte (Lupins) Mund sich erstaunt verzog. Er war auch der erste, der sich wieder fing. "Das heißt, du kannst dich nicht daran erinnern, woher du kommst?" "Nein." "Wie du nach Hogwarts gekommen bist?" "Nein." "Wer du bist?" Harry schüttelte verneinend den Kopf und war innerlich froh über seinen Einfall. Ja, Amnesie war wirklich die *perfekte* Antwort auf alle Fragen... Unbeholfen fuhr sich James durch die Haare, bevor er seufzte: "OK, das verkompliziert die Dinge natürlich etwas... Woran *kannst* du dich denn erinnern?" "Ähh..." ... Naja, vielleicht doch nicht die perfekte Antwort auf *alle* Fragen. An was er sich erinnern konnte...? Bei Merlin, was sollte er diesen drei denn erzählen?! Vor allem: Was *konnte* er ihnen erzählen, ohne sich zu verraten? "...naja, ich weiß, dass mein Name Harry -äh, Parker ist..." Er machte eine längere Pause und wurde erwartungsvoll angestarrt. "... und dass ich in Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei, bin..." Abermals eine Pause. Leider schien dies den anderen noch nicht zu reichen, denn sie starrten ihn immer noch gespannt an. "...und, ähm..." Sein Blick fiel auf Sirius. Er hatte den Animagus in der Nacht mit seinem Namen angesprochen. Wenn er ihnen nicht verraten würde, dass er Sirius - warum auch immer - kannte, dann würde es dieser selbst tun. Und das würde vielleicht seiner Amnesie-Geschichte die Glaubwürdigkeit rauben... Trotzdem beschloss Harry, es darauf ankommen zu lassen, denn eigentlich war dies eine Sache allein zwischen Sirius und ihm. "... und sonst weiß ich nichts mehr." Wie erwartet warf Sirius ihm einen zweifelnden Blick zu. Harry schluckte und erwartete jeden Moment einen Einwand von dem dunkelhaarigen Griffindor - doch es kam keiner. Sirius schwieg. "Sonst nichts?" Remus klang nicht sehr zufrieden. "Das ist nicht gerade viel... Ich denke mal, es ist auch überflüssig, dich zu fragen, was letzte Nacht passiert ist?" "Ich kann mich erst ab dem Zeitpunkt erinnern, an dem ich aufgewacht bin." Der Junge, der lebte, versuchte entschuldigend dreinzuschauen. Seine Ohren glühten noch immer. "Tut mir leid." "Schon gut, du kannst ja nichts dafür", winkte James ab und grinste aufmunternd. "Vielleicht kann Dumbledore mehr über dich herausfinden!" "Dumbledore?", fragte Harry beunruhigt. Auf einmal äußerst nervös rutschte er in seinem Sessel herum. Sein "Vater" ( Irgendwie erschien ihm diese Bezeichnung nicht mehr ganz passend... ) schien das jedoch falsch verstanden zu haben, denn er erklärte: "Ja, der Direktor unserer Schule. Genialer Mann, auch wenn er für meinen Geschmack etwas zu gut über alles informiert ist. Manchmal frage ich mich wirklich, woher er immer alles weiß...? - Aber egal. Auf jeden Fall: Dumbledore kann dir bestimmt weiterhelfen." Harry dagegen bezweifelte, dass ihm dieser Besuch weiterhelfen würde. Dumbledore würde vielleicht tatsächlich etwas über ihn herausbekommen, nur: Das wollte er gar nicht! Der Schulleiter von Hogwarts schien, wie James schon erwähnt hatte, immer über unzählige Dinge Bescheid zu wissen. Da würde es ihn auch nicht überraschen, wenn er Harry womöglich erkannte! "Außerdem ist es unsere Pflicht zu melden, was passiert ist", fügte Remus nach einer Weile besonnen hinzu. "Es gibt da nur ein klitzekleines Problem, Harry!" James wirkte auf einmal verlegen und fuhr sich erneut durch die Haare. "Sirius und ich, wir... ähm, dort, wo wir dich gefunden haben - im Verbotenen Wald - haben Schüler wie wir eigentlich keinen Zutritt. Und schon gar nicht nachts..." "Verstehe", erwiderte Harry bedeutungsvoll und konnte nicht anders, als nun selbst zu grinsen. Sich mitten in der Nacht in den Verbotenen Wald schleichen... Das war wirklich typisch für seinen Vater und Sirius! "Und jetzt wollt ihr mich bitten, euch zu decken!" "So in der Art", gab Lupin zu. "Wenn herauskommt, dass die beiden gegen die Schulregeln verstoßen haben, könnte das eine Menge Ärger geben. Deshalb wäre es besser, wenn du die brisanten Teile deiner Geschichte etwas abändern würdest, wenn du sie Dumbledore erzählst... Würdest du das tun?" Harry nickte lächelnd. "Ihr habt mir geholfen, da werde ich euch nicht in Schwierigkeiten bringen!" Der Werwolf sah deutlich erleichtert aus, während Prongs seinen "Sohn" anerkennend angrinste: "Du bist echt in Ordnung, Harry!" Nur Sirius blieb schweigsam. Er hatte sich die letzten zehn Minuten nicht mehr zu Wort gemeldet, sondern Harry nur nachdenklich beobachtet. Etwas an der ganzen Sache störte ihn gewaltig... Dieser Harry Parker - wenn er denn so hieß - mochte vielleicht nicht gefährlich sein, doch er verbarg etwas vor ihnen. Etwas Wichtiges. Soviel war sich Sirius sicher. Unerwartet sah Parker ihn an, nachdem er den Blick auf sich endlich bemerkt zu haben schien. Zum ersten Mal trafen Sirius' dunkle, fast schwarze Augen auf die grünen, funkelnden Smaragde dieses fremden Jungen, und es bereitete ihm unwillkürlich eine Gänsehaut. Parker ähnelte James auf eine Weise, die beinahe schon unheimlich war. Es war nicht nur das Aussehen, sondern auch die Ausstrahlung, die beide gemeinsam hatten, und wenn Padfoot es nicht besser wüsste, dann hätte er Harry für James' verschollenen Zwillingsbruder erklärt. Dieser fuhr sich gerade ein letztes Mal durch die Haare (Sie hatte mittlerweile einen "Stundenlanges Besenfliegen mit Höchstgeschwindigkeit"-Look erreicht), bevor er energisch von seinem Sessel aufstand und Harry zuzwinkerte. "Na gut. Dann bringen wir dich jetzt zu Dumbledore." Beyond the veil III, Ende [1] ANMERKUNG: Da eine meiner Beta-Leserinnen (Laix) das unlogisch fand, nenne ich hier noch den Grund, warum Harry zusammenklappt: Also hauptsächlich wegen dem Fall durch den Torbogen (ihm war ja danach auch ziemlich schwindelig). Vielleicht kommt da auch ein wenig der Schock Sirius wiederzusehen dazu... Ich hoffe, das reicht als Erklärung... ^^° Ist zugegeben etwas komisch. Kapitel 4: Ganze Lügen und halbe Wahrheiten ------------------------------------------- Beyond the veil Teil IV: Ganze Lügen und halbe Wahrheiten Autor: Aya Malfoy Rating: PG-13 (?) Warnings: slash, OOC (?) Danke an Wasserhexe (danke für die Übersetzung von Pensieve) und Shiruy (bist du nicht die, die zusammen mit Khana "Leben und Leiden der Miss HP" schreibt?)für eure tollen Kommis! *blush* Das hab ich gar nicht verdient... ^^° Ich hoffe dieser Teil gefällt euch ebenfalls... Zu diesem Teil gibt's eigentlich nicht viel zu sagen... Mir gefällt die Szene mit dem Hut irgendwie. Ich glaube, ich hab 'ne Sympathie für das Ding entwickelt! ^^° Disclaimer: Ich hab sie zwar tagelang belagert, bedroht und angebettelt, mir Harry Potter und alles drumherum zu überlassen, aber J.K. Rowling wollte irgendwie nich. Hat sie denn nicht schon genug Geld?! Die Frau sollte etwas sozialer sein und armen, bescheidenen FF-Autoren auch mal was gönnen... *grin* Special Thx für's Beta geht an Laix und Lina-Chi! ~~+++~~ WERBUNG: Lest auch meine anderen Fics! Im Speziellen gemeint ist "Das Chaos-Jahr", eine Harry/Draco-Fic, die in Richtung Humor angesiedelt ist! "Triumphierend sah ich Potter in den Zug verschwinden. Das war ja noch amüsanter, als ich erwartet hatte. Wer hätte je gedacht, dass ich den großen Harry Potter einmal so in der Hand haben würde? - Wohl nicht einmal ich." ~~+++~~ BEYOND THE VEIL IV: Ganze Lügen und halbe Wahrheiten "Mr. Black, Mr. Potter, würden Sie mich und Mr. Parker bitte einen Moment alleine lassen?" Dumbledores blaue Augen betrachteten die drei Jungen durch seine halbmondförmigen Brillengläser und es war schwer zu sagen, was er gerade dachte. Aber das war man vom Schulleiter von Hogwarts ja schon gewohnt. James und Sirius sahen sich gegenseitig fragend an. Es schien, als würden sie lautlos miteinander kommunizieren und abwägen, ob sie Dumbledores Bitte nachgeben sollten. Schließlich zuckte James mit den Schultern. Er stand von seinem Stuhl auf, gefolgt von Sirius, der es ihm erst nach einigem Zögern gleichtat. Der Animagus warf Harry noch einen verschwörerischen Blick zu, bevor er mit einem leisen "Klick" die Tür zum Büro des Direktors hinter sich schloss. "So, Harry, nun da wir unter uns sind, möchte ich Sie gerne etwas fragen." Dumbledore lächelte. Blaue Augen funkelten Harrys grünen geheimnisvoll entgegen. >Meine Güte, er war also schon damals so undurchschaubar...<, ging es Harry durch den Kopf. Mit einem raschen, musternden Blick stellte er fest, dass sich der Schulleiter auch äußerlich nicht von dem Dumbledore aus der Gegenwart unterschied. Seine Haare waren genauso schneeweiß, seine Brillengläser dieselben, sein Gesicht schon damals (/jetzt) alt und dabei doch zeitlos. "Was ist wirklich geschehen?" "Bitte?" "Oh, ich denke, Sie wissen wovon ich spreche!" Der alte Magier schien amüsiert. "Was ist letzte Nacht wirklich geschehen?" >... und er hat schon damals alle Leute durchschaut!< Harry schluckte. Nun ja, ganz offiziell hatten Sirius und sein Vater ihn heute Morgen am Rande des Verbotenen Waldes gefunden, als sie auf dem Weg zu Hagrid gewesen waren. Nichts Verbotenes, keine in Schwierigkeiten bringende Uhrzeit. So war es abgemacht, so hatte er es erzählt, und war damit sogar relativ nahe an der Wahrheit geblieben. Dennoch schien Professor Dumbledore kein Bisschen seiner Geschichte zu glauben. Aber was hatte er erwartet? Immerhin war das hier *Dumbledore*, den er zu beschwindeln versuchte, und der Ruf seines Vaters und der von Sirius sprach ohnehin für sich. "Letzte Nacht?", fragte der Schwarzhaarige scheinbar verständnislos. "Ich sagte doch, dass Sirius und James mich heute morgen gefunden haben." Erneut trafen sich ihre Blicke, dieses Mal jedoch zu einem unsichtbaren Kräftemessen, bei dem sie ihre Willens- und Überzeugungskraft gegeneinander ausspielten. Dumbledore wollte offensichtlich die Wahrheit, Harry dagegen wollte, dass man seine "Wahrheit" glaubte. Unnachgiebig stierte der Griffindor in das Eisblau vor sich. Ihm kam die Zähmung eines Hippogreifs in den Sinn und er stellte fest, dass dies seiner momentanen Situation sehr ähnelte. Vielleicht würde der Schulleiter ihm ja glauben, wenn er nicht blinzelte...? Minuten des Schweigens vergingen, bis Dumbledore schließlich tief durchatmete. Er faltete seine Hände, stützte sein Kinn darauf und seine Augen sahen den Jungen, der lebte, durchdringend an. "Sie brauchen keine Angst zu haben, Harry. Mir geht es nicht darum, Ihre beiden Retter für ihre Regelverstöße zu bestrafen. Wenn ich das wollte, gäbe es höchstwahrscheinlich genug andere Dinge, die Mr. Black und Mr. Potter angestellt haben, und für die sie vermutlich schon in ihrem ersten Schuljahr von Hogwarts verwiesen worden wären." Der alte Schulleiter lächelte verschmitzt und auch Harry konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. "Sie sollten wissen, dass ich sie um Ihretwillen nach der Wahrheit gefragt habe. Ich möchte nur so viel wie möglich über die Situation wissen, damit wir Ihnen bestmöglichst helfen können." "Ich verstehe", erwiderte Harry nickend, sagte dann einige Augenblicke lang gar nichts. Er wusste, dass er Dumbledore vertrauen konnte, aber konnte er ihm auch von dem Torbogen erzählen? Oder gestehen, wer er wirklich war? Würde das nicht bedeuten, dass er sich in Geschehnisse aus der Vergangenheit einmischte? ( Wenn er das nicht schon längst getan hatte... ) "Ich verstehe, dass Sie es gut mit mir meinen, Professor Dumbledore", begann er letztendlich. "Aber abgesehen von Zeitpunkt und Ort, an dem ich gefunden wurde, ändert sich nichts an meiner Geschichte. James und Sirius haben mich nur zufällig aufgelesen. Ich bin auf dem Gelände von Hogwarts gelandet, ohne zu wissen, warum oder woher ich kam. Ich habe keine Erinnerungen mehr, außer der an meinen Namen... Das einzige, was ich Ihnen noch sagen kann, ist, dass mir diese Schule nicht fremd zu sein scheint." Wieder wandte er seine Hippogreif-Taktik an und bemühte sich, nicht ein einziges Mal zu blinzeln. >Mann, ich muss unbedingt ein besserer Lügner werden, wenn ich hier noch länger bleiben soll!<, stöhnte er innerlich. Dumbledore schwieg eine Weile, dann seufzte er auf. "Gut... Sie werden vorübergehend in Hogwarts bleiben und den Unterricht besuchen, bis wir mehr über ihre Herkunft herausfinden können. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen?" Harry schüttelte den Kopf. "In Ordnung." Damit stand der Direktor von seinem lederbezogenen Stuhl auf und ging zu einem der unzähligen Regale in seinem Büro. Dort angelte er vom obersten der Bretter zu Harrys Überraschung einen schäbigen, alten Hut herunter. Was wollte er denn mit dem Sprechenden Hut? Auf seinen fragenden Blick hin, meinte der alte Magier: "Das ist der Sprechende Hut. Er teilt unsere Schüler in die passenden Häuser ein. Ich muss schließlich wissen, in welchem Haus ich Sie unterbringen kann! Allerdings habe ich bei Ihnen bereits eine Ahnung, wo Sie landen werden..." Dumbledore zwinkerte dem schwarzhaarigen Jungen amüsiert zu. "Aha", machte er und versuchte dabei so zu klingen, als hätte er das gerade zum ersten Mal in seinem Leben gehört. Er griff nach dem zerfledderten Hut, der ihm entgegengehalten wurde und stülpte ihn sich langsam über. Obwohl der Griffindor inzwischen um einiges gewachsen war, rutschte ihm der übergroße Hut noch immer über die Augen. >>Hhmm...<< Die grübelnde Stimme des Sprechenden Hutes brummte in seinem Kopf. Wie auch schon beim ersten Mal schien er sich ziemlich schwer mit der Auswahl von Harrys Haus zu tun. >>Ja... Viel Talent... Eine Menge Grips... Aber auch ziemliche Ignoranz, wenn es um Regeln geht... Ich würde sagen, in Slytherin würdest du gut zurechtkommen!<< >Slytherin?< Unwillkürlich musste Harry schmunzeln. Dieser Hut würde wohl nie damit aufhören! Er konnte ihn aufsetzen, wann er wollte, der Sprechende Hut sah immer wieder den Slytherin in ihm. Zum Glück war er über die Phase hinaus, in der ihm dies zu Denken gegeben hätte. Er gehörte nicht in dieses Haus, das wusste er mittlerweile. >Ich glaube nicht, das Slytherin etwas für mich wäre!< >>Sicher? Glaub mir, das Haus ist nicht so schlecht, wie alle sagen! Und du würdest hervorragend dort hineinpassen!<< >Eher nicht... Tut mir leid, aber ich fürchte, du musst für mich etwas anderes aussuchen!< >>Na wenn du meinst... Dann vielleicht eher...<< "Griffindor!" Obwohl keiner außer Harry und Dumbledore anwesend war, verkündete der Hut Harrys zukünftiges Haus in einem so lautstarken und tragenden Ton, als handle es sich dabei um das alljährliche Einteilen in der Großen Halle. "Ja... Das überrascht mich nicht", meinte Dumbledore gedankenverloren, indem er den alten Hut von Harrys Kopf nahm. "Sie haben etwas an sich, das mich sehr an einen Griffindor erinnert..." >Einen sehr *bestimmten* Griffindor...<, setzte der alte Magier in Gedanken hinzu. Natürlich war ihm die Ähnlichkeit zwischen Harry Parker und James Potter nicht entgangen, vor allem, da die zwei bis eben noch direkt nebeneinander gesessen waren. Bis auf geringe Unterschiede waren sich die beiden wie aus dem Gesicht geschnitten, von den Haaren ganz zu schweigen. Selbst die Art, wie sie sich bewegten und ausdrückten, schien sich zu ähneln, und das war es, was dem Schulleiter am meisten zu denken gab. >Es wäre möglich, dass...< "Professor Dumbledore? Ist etwas?" Harry beobachtete den Schulleiter mit einem fragenden Blick, als dieser beim Verstauen des Sprechenden Hutes nachdenklich vor dem Regal stehen geblieben war. Allmählich wurde er unruhig, denn die Nähe des alten Magiers gab ihm das Gefühl, bis in den hintersten Winkel seiner Gedanken durchleuchtet zu werden. "Nein, Harry. Es ist nichts." Abermals bedachte ihn Dumbledore mit einem undurchsichtigen Lächeln. "Sie können jetzt gehen, wenn Sie wollen. Ich denke, Mr. Potter und Mr. Black werden sich gerne bereiterklären, Ihnen die Schule und die umliegenden Ländereien zu zeigen. Vielleicht erinnern Sie sich dabei ja an etwas - schließlich sagten Sie, dass Hogwarts Ihnen nicht fremd ist." "Hmm", nickte Harry und war froh, endlich gehen zu dürfen. Er wusste zwar nicht, wieweit Dumbledore ihn durchschaute oder wie viel er ahnte, aber der Griffindor war sich sicher, dass es bestimmt mehr war, als ihm lieb war. Je eher er hier weg kam, desto besser für die Geheimhaltung seiner Identität! Er bedankte sich, stand auf und war schon fast bei der Tür, als der Direktor von Hogwarts ihn noch einmal aufhielt. "Harry, noch eine Frage." Harry hielt inne. "Ja?" "Erinnern Sie sich auch nicht an Ihre Eltern?" Harrys Herz rutschte augenblicklich in seine Hose, seine Hände ballten sich verkrampft zu Fäusten. Woher wusste dieser Mann nur immer, welche Fragen er stellen musste, um einen bloßzustellen? >Von wegen 'Hippogreif'... Die Viecher verhalten sich zumindest vorhersehbar!<, korrigierte der schwarzhaarige Junge seine vorherige Theorie aufgebracht. "Nein...", antwortete er schließlich mühsam beherrscht und versuchte, dabei gleichgültig zu wirken. "Wie ich schon sagte: Keine Erinnerungen." Dumbledore ließ nicht erkennen, ob er ihm glaubte. "Verstehe. Entschuldigen Sie die Frage." "Keine Sorge, das macht mir nichts aus." Unsicher fuhr sich Harry mit der Hand durch seine wirren, rabenschwarzen Haare, sodass sie danach noch zerzauster wirkten. Dann wandte er sich schnell um und verließ das Büro. Noch eine ganze Weile betrachtete der Schulleiter nachdenklich die Tür, durch die Hogwarts' mysteriöser Neuzugang verschwunden war. Vor seinem geistigen Auge sah er immer wieder diese einfache, aber charakteristische Geste: Harry, wie er sich durch das Haar fuhr. Der junge Mr. Potter musste es auch schon bemerkt haben. Wahrscheinlich hatte er jedoch den Gedanken sofort verworfen, weil er ihm zu abwegig erschien. Dabei war es nicht zu übersehen... * Harrys Herz raste noch immer vor Aufregung, als er die letzte Stufe der Wendeltreppe hinunterstieg und der riesige, steinerner Wasserspeier, der den Eingang zu Dumbledores Büro verbarg, hinter ihm wieder an seinen angemessenen Platz hüpfte. Das war wirklich knapp gewesen! Dumbledore hatte ihn mit seinen Fragen ziemlich in die Enge getrieben und es hätte nicht viel gefehlt, bis er ganz von alleine gestanden hätte, wer er war. Obwohl Harry nicht bezweifelte, dass ihn der Direktor ohnehin schon durchschaut hatte... Er musste sich zusammenreißen! Wenn er sich tatsächlich in der Vergangenheit befand - und darauf deutete einiges hin -, dann musste er alles daran setzen, unerkannt zu bleiben. Und wer konnte schon sagen, wie lange er noch hier bleiben musste? >... oder eher: Wie lange ich hier bleiben *darf*.< Nachdenklich blieb er stehen. Wäre es denn wirklich so schlimm, in dieser Welt - mochte es nun die Vergangenheit sein oder nicht - zu bleiben? Sein Vater war hier... und Sirius. ~Harry...~ Harrys Kopf ruckte herum beim Klang der Stimme.. kaum hörbar, verzerrt und hauchend. Das Rufen war von rechts gekommen, doch dort erstreckte sich nur ein verlassener, in blasses Tageslicht getauchter Gang. ~Harry...!~ Schon wieder! Diesmal lauter, aber immer noch vage, wie das leise Echo in einer Schlucht. Und noch immer war niemand zu sehen... Sein Herzschlag, der sich gerade wieder etwas beruhigt hatte, begann erneut unregelmäßig gegen seinen Brustkorb zu hämmern. ~...ry! Kannst du... mich... hören...? Wir...~ In einigen Metern Entfernung begann die Luft zu flirren und zu flimmern, wie über einer geteerten Straße bei Hochsommertemperaturen. "Ist da wer?", fragte er leise, sodass es eigentlich niemand außer ihm selbst hören konnte. Das Flimmern wurde etwas stärker - für einen Augenblick schien ein großer Schatten darin aufzuflackern - dann verschwand es. Überrascht kniff Harry die Augen zusammen, doch das Flimmern kehrte nicht zurück. Nichts deutete mehr darauf hin, dass bis vor einigen Sekunden an jener Stelle etwas gewesen war. Der Gang war (wieder?) verlassen, bis auf die kleinen Staubteilchen, die einsam im Sonnenlicht tanzten. Er machte einige Schritte hinein, obwohl er wusste, dass er nichts finden würde. "Merkwürdig..." Das Pochen in seiner Brust beruhigte sich, schlug allmählich wieder in einem harmonischen Rhythmus, doch ein flaues Gefühl in seinem Bauch blieb. Was war das nur gewesen? Beunruhigt strich er sich einige Strähnen des rabenschwarzen Haars aus der Stirn. Sein Verdacht, dass etwas nicht in Ordnung war, flammte erneut in ihm auf, noch brennender und unheilvoller als am Morgen. Harry verdrängte jedoch dieses Gefühl im selben Moment, in dem es an seinen Gedanken zu nagen begann, und er beschloss, sich nicht weiter darum zu sorgen. Solange er bei Sirius war, konnte es ihm eigentlich egal sein... oder? Seufzend machte er kehrt, um zum Griffindorturm zurückzukehren. Sein Vater und Sirius waren nirgends zu sehen. Wenn er wirklich Amnesie gehabt hätte, dann wäre er nun ziemlich verloren in dem riesigen Schloss gewesen, doch so nahm er zielstrebig den Gang, der genau in der entgegengesetzten Richtung lag. Er war nur wenige Meter im wärmenden Sonnenlicht gegangen, hatte zwei Ritterrüstungen passiert, die ihm mit einem rostigen Quietschen die Hand zur Begrüßung hoben, als er aufgehalten wurde. "Hey." Sirius saß, die Beine bequem von sich gestreckt, auf einer kleinen, steinernen Bank, die am Rande des Ganges stand. Er war durch eine breite Säule verborgen, sodass Harry ihn beim Näherkommen nicht hatte sehen können. "Hey...", begrüßte Harry seinen gleichaltrigen Paten unsicher. "Hast du auf mich gewartet?" "Hmm...", brummte der Animagus auf eine Weise, dass es sowohl als "Ja", aber auch als "Nein" verstanden werden konnte. "James ist schon gegangen. Er wollte noch ein paar Leute suchen, die er dir vorstellen möchte." "Aha." Einige Sekunden herrschte knisterndes Schweigen, Harry stand dem Jungen auf der Bank ratlos gegenüber. Er spürte den forschenden Blick geheimnisvoller, dunkler Augen auf sich, bis Sirius plötzlich die Beine wieder an die Bank heranzog. "Setz dich." Die Bitte war nicht unfreundlich geäußert worden, dennoch fühlte sich Harry unwohl, als er auf der Steinbank neben dem anderen Platz nahm. Abgesehen von letzter Nacht war es das erste Mal, dass er mit Sirius alleine war und abermals verspürte er den Drang ihn zu berühren, zu umarmen, nur um sicher zu sein, dass er real war. >Halt dich zurück, Harry! Er kennt dich nicht... er kennt dich nicht...< "Wie war es bei Dumbledore?", wollte der Animagus wissen. Seine Frage kam halbherzig, beinahe gleichgültig daher, so als habe er nur ein beliebiges Thema gesucht, mit dem er eine Unterhaltung beginnen konnte. Harry konnte spüren, dass Sirius etwas anderes im Sinn hatte, dennoch antwortete er: "Unsere Geschichte hat ihn nicht überzeugt. Er wollte wissen, was wirklich passiert ist." Sirius' Augenbraue hob sich fragend. "Keine Angst", versicherte Harry schnell. "Ich habe zwar zugegeben, dass ich bei Ort und Uhrzeit geschwindelt habe, aber ihr bekommt keinen Ärger." "Na ja, eigentlich war es klar, dass Dumbledore nicht zu täuschen ist." In einer simplen Geste zuckte der Animagus mit den Schultern. "Wahrscheinlich hat er den Rest auch nicht geglaubt." " 'Den Rest' ?" Der Junge, der lebte, horchte auf. "Na, von wegen 'Amnesie' und 'keine Ahnung, wo du herkommst'... *das* meine ich mit 'Rest'!" Herausfordernd funkelte Harrys Pate ihn an und machte somit deutlich, dass auch er nicht überzeugt war. Harry war nicht wirklich erstaunt, dass der dunkelhaarige Animagus ihm nicht glaubte. Schließlich hatte er Sirius' Namen gekannt und es hinterher bewusst geleugnet. Er beschloss, auch jetzt den Ahnungslosen zu spielen. "Ich weiß nicht, was du meinst." "Oh doch, das weißt du! Du hast gelogen!", stellte der andere eisern fest und Harry zuckte überrascht zusammen, ob der Heftigkeit, mit der er gesprochen hatte. "..." Schweigend versuchte er dem bohrendem Blick standzuhalten. Wie sollte er nur reagieren? Er hatte zwar irgendwie schon darauf gewartet, dass Sirius ihn darauf ansprechen würde, doch nun war er ratlos. Er konnte er ihm nicht erzählen, was wirklich geschehen war... oder *wer* er wirklich war... "Sirius, ich-" Eine Hand wurde zur Unterbrechung gehoben. "Bevor du weiterredest, solltest du wissen: Auch wenn du vermutlich keine bösen Absichten hast, Remus und James gehören zu den cleversten Jungs der Schule. Sie werden ziemlich bald merken, dass du nicht die Wahrheit gesagt hast - wenn sie es nicht schon längst wissen. Aber sie werden dich auch nicht darauf ansprechen, denn sie werden denken: 'Er hat seine Gründe.'" Sirius machte eine kleine Pause, in der er Harry eindringlich ansah. "Doch sie waren auch nicht dabei, als ich dich gefunden habe. *Ich* kann nicht einfach darüber hinwegsehen, dass du gelogen hast. Denn du scheinst mich gekannt zu haben." Harry schluckte schwer und sah auf den Boden. >Wenn du wüsstest, warum...< Oh ja, wenn der andere nur wüsste! Wüsste, was es für ihn bedeutete, jetzt neben ihm zu sitzen. Wüsste, wie der Schmerz, der ihn all die Wochen erfüllt hatte, nun einer verzweifelten Sehnsucht wich. Eine Sehnsucht, die ihn beinahe noch mehr quälte, weil er wusste, dass sie nicht gestillt werde könnte. >Mein Wunsch ist Wahrheit geworden, aber ich kann es ihm wieder nicht sagen...< Er durfte Sirius nicht die Wahrheit sagen. Das Risiko, dabei die Vergangenheit zu beeinflussen, war viel zu hoch. Es könnte sonst etwas geschehen, ganz abgesehen davon, dass der jetzige Sirius wahrscheinlich kein Verständnis für seine Gefühle haben würde. Wie auch? Für ihn war Harry "Parker" ein Fremder. "Du... hast mich an jemanden erinnert", begann der schwarzhaarige Junge letztendlich, jedes Wort mit Bedacht ausgesprochen. "An jemanden, den ich einmal kannte. Es war so dunkel... und du sahst ihm plötzlich ähnlich." Harry vermied es, ihm dabei in die Augen zu schauen, doch Sirius umfasste behutsam sein Kinn und zwang ihn somit, ihn anzusehen. "Wer ist dieser jemand?", fragte er leise, aber bestimmt. Harry konnte seinen Blick nicht abwenden, schien in den dunklen Augen vor sich zu ertrinken. Seine Lippen öffneten sich leicht, schienen eine Antwort zu formen, doch er blieb stumm. Hinter Sirius' Stirn wirbelte unterdessen ein Sturm wirrer Gedanken und Gefühle herum. Er wusste einfach nicht, was er von Harry Parker halten sollte. Seine rätselhafte Herkunft, die offensichtlichen Lügen, die er ihnen aufgetischt hatte und - was ihn am meisten durcheinander brachte - diese erschreckende Ähnlichkeit mit James... Für den Bruchteil einer Sekunde gewährten ihm die unbeschreiblichen, grünen Augen Einblick direkt in Harrys Seele. Was der Animagus dort entdeckte, konnte er nur als unglaubliche Sehnsucht und zerreißenden Schmerz beschreiben, so stark, dass es ihn beinahe selbst mitzureißen schien. Aber so schnell, wie der Augenblick gekommen war, war er auch wieder vorbei, ließ ihn fast glauben, dass es nur eine Täuschung gewesen war. >Was hat er erlebt, dass er so leidet...?<, fragte Sirius sich und wunderte sich umso mehr darüber, dass man Parker seinen Schmerz äußerlich kein Bisschen ansehen konnte. "Wer ist dieser jemand?", wiederholte er, diesmal ruhiger. Noch immer war Harry unfähig zu antworten. Er kämpfte erneut gegen den Wunsch an, sich in Sirius' Armen zu verlieren und ihm endlich zu sagen, was er für ihn empfand. Es war so hart... So lange hatte er geglaubt, dass sein Pate tot wäre, und nun saß er ihm gegenüber! "Woher kanntest du meinen Namen? Wo kommst du wirklich her?" Auch diesmal keine Antwort. Sirius' Hand glitt von seinem Kinn und der plötzliche Verlust an Hautkontakt war es, der Harry dazu brachte, sich wieder zusammenzureißen. Der dunkelhaarige Animagus seufzte. "Ich seh schon... Ich werde wohl nicht mehr aus dir herausbekommen, oder?" "Wirst du es James und Remus sagen?" Harrys Stimme hörte sich rau an. Kopfschütteln begleitet von einem weiteren Seufzen waren die Antwort. "Nein, ich habe ja nichts davon, wenn ich dich verrate. Und wie ich schon sagte: Sie werden es wohl selbst merken." Der Junge, der lebte, nickte dankend. Abermals herrschte längeres Schweigen. Dann meinte er auf einmal völlig aus dem Zusammenhang: "Ich bin jetzt auch in Griffindor!" "Hä?" Perplex starrte Sirius sein Gegenüber an. Wegen dem plötzlichen Themenwechsel und der scheinbaren Heiterkeit des anderen wusste er im Moment nichts mit dieser Aussage anzufangen. "Ich bin jetzt in Griffindor", wiederholte Harry, wobei er in gespielter Ungeduld die Augen verdrehte. "Wie...?" Er stand von der Bank auf und zog seinen Paten dabei mit sich. "Der Sprechende Hut... Aber das erzähle ich dir auf dem Weg zurück in den Turm, ja? Du sagtest, James wollte mir noch jemanden vorstellen?" "Öh... ja..." Verdattert ließ er sich von Harry mitziehen und vergaß darüber sogar sich zu wundern, dass dieser den Weg auch ohne seine Hilfe fand. Beyond the veil IV, Ende Lalala... irgendwie lass ich den armen Harry noch immer leiden, obwohl er jetzt bei Sirius ist! (Keine Angst, es wird auch wieder besser... und dann kommt das *richtige* Elend!!! *muahahaha*) Und keiner will ihm seine Lügenstory abkaufen... *tätschelt Harrys Kopf* Was war das für eine Stimme? Wen wird Harry denn jetzt kennen lernen? Antworten gibt's nur, wenn ihr fleißig weiterlest! ^^ (und Kommis schreibt...? *schleim, Hundeblick*) Kapitel 5: Begegnungen ---------------------- Beyond the veil Teil V: Begegnungen Autor: Aya Malfoy Rating: PG-13 (?) Warnings: slash, OOC (?) Erstmal: Gaaaaaanz fettes GOMEN für die lange Zeit, in der ich nicht geupdatet habe! *japanese-like verbeug* Ich weiß, ihr musstet lange warten, aber eine Physikklausur ( x_x ), mein verdrehtes Hirn (soll heißen: zu viele andere FF-Ideen) und meine eigene Faulheit ( T-T ) haben mich davon abgehalten, in irgend einer Weise produktiv zu sein... Obwohl ich die Story dieser Fic komplett auf Konzept habe, fällt es mir viel schwerer zu schreiben als bei "Chaosjahr"! *heul* Jetzt, nach ein wenig Ferien, hab ich zum Glück endlich ein neues Kapitel für euch parat! Und extra lang (-weilig ^^°). Vielen Dank für die lieben Reviews! *sich mächtig freu* Das baut echt auf! Ich hoffe, ihr bleibt auch weiterhin bei der Stange, auch wenn ich mir immer schrecklich viel Zeit lasse... Antworten zu den Kommentaren gibt's am Kap-Ende. Disclaimer: Nope, not mine, no money. Muss ich mehr sagen? Special Thx für's Beta geht an Laix und Lina-Chi! BEYOND THE VEIL V: Begegnungen "Sag mal Sirius, habt ihr denn keinen Unterricht? Es kann nicht später als zehn oder elf Uhr sein." Harry, der gemächlich neben Sirius herging, blickte seinen Paten neugierig an. "Unterricht?" Sirius lachte leicht vergnügt. "Es ist *Sonntag*, Harry." "Oh...", machte dieser und kam sich etwas dumm dabei vor. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er im Grunde tatsächlich nicht viel über die gegenwärtige Situation wusste. "Was für einen Monat haben wir überhaupt?" Sirius lachte noch etwas mehr, schien sich sichtlich über den anderen Jungen zu amüsieren. "Vielleicht hast du ja doch nicht so sehr gelogen, wie ich angenommen habe! Du hast ja *wirklich* keine Ahnung!", spöttelte er. "Vor zwei Wochen haben die Sommerferien aufgehört und der Unterricht hat wieder angefangen. Heute ist ein Sonntag - der 14. September, um genau zu sein." "So? ...Erzähl mir mehr", verlangte Harry. Die Unterhaltung vorhin hatte ihn ganz schön aus der Bahn geworfen und ihm mehr zugesetzt, als er sich mittlerweile eingestehen wollte. Doch jetzt, da er sich wieder ein wenig im Griff hatte, fiel es ihm deutlich leichter, mit Sirius zu reden und ein halbwegs "normales" Verhalten an den Tag zu legen. Sein Interesse und seine Verwunderung waren nicht einmal gespielt und er war froh, dass er seinem Paten zumindest in dieser Hinsicht nichts vormachen musste. Sie stiegen eine marmorne, leicht gewundene Treppe hinauf, die sie - wie er wusste - direkt in den Gang bringen würde, in dem das Portrait der Fetten Dame hing. Mittlerweile hatte der Animagus wieder die Führung übernommen. "Was willst du denn wissen?" "Na ja, zum Beispiel: In welchem Jahr seid ihr? Du, Remus und James?" >Nur um mich zu vergewissern...< Der "frischgebackene" Gryffindor hatte seinen Vater und dessen Freunde zwar in seinem Alter geschätzt, aber vollkommen sicher war er sich nicht. "Im sechsten. Haben unsere OWLs [1] endlich hinter uns... Eine nervige Angelegenheit diese Prüfungen - nicht, dass es wirklich schwer gewesen ist... James hat in fast jedem Fach ein 'Outstanding' bekommen. Bei mir lief's auch nicht schlecht..." Sirius hielt inne, als er den merkwürdig perplexen Blick auf dem Gesicht des anderen bemerkte. "Was? Weiß du nicht, was OWLs sind?" "Doch... Es ist nichts", murmelte Harry, konnte aber nicht das stille Kichern unterdrücken, das sich seinen Weg an die Oberfläche bahnte. Es war ungemein komisch, Sirius dabei zu beobachten, wie er in seiner selbstsicheren, fast überheblichen Art über die Hogwarts-Prüfungen schwelgte. Der Junge, der lebte, wurde unweigerlich an seine Erlebnisse in Snapes Denkarium erinnert, wo sich sein Patenonkel ganz ähnlich verhalten hatte. Auch wenn es ihn beim ersten Mal erschreckt hatte, welch arrogante Züge dieser als Jugendlicher gehabt hatte, so wirkte es jetzt irgendwie faszinierend auf Harry. Es verlieh dem jungen Sirius eine sorglose, ausgelassene Seite, die dem älteren Sirius über die harten Jahre hinweg leider abhanden gekommen war. "Was gibt es da zu lachen?", hakte der Animagus beleidigt nach und zog in spielerischer Manier einen Schmollmund. Harry entzog sich einer Antwort, indem er die letzten paar Stufen in mehreren Sätzen hocheilte, sich umdrehte und am Treppenabsatz grinsend auf den dunkelhaarigen Animagus wartete. "Meine Güte, bist du lahm... Also ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass *du* auch nur ein einziges 'Outstanding' bei den OWLs bekommen hast", feixte er. "Du wagst es?" Auch Sirius grinste nun. Er überwand den letzten Rest der Stufen ebenfalls mit behender Geschicklichkeit und zog seinen Zauberstab. Er stupste mit der Spitze mitten auf Harrys Brust. "Soll ich dich vom Gegenteil überzeugen?" Der schwarzhaarige Junge machte ein paar Schritte rückwärts, grinste aber noch immer vor sich hin. Sirius folgte ihm, den Zauberstab weiterhin herausfordernd auf sein Gegenüber gerichtet. Sie gingen mehrere Meter auf diese Weise den Gang entlang bis Harry schließlich stehen blieb. "Es ist nicht erlaubt, in den Gängen zu zaubern", beantwortete er endlich gelassen Sirius' Frage. Dunkle Augen funkelten ihm entgegen und der Zauberstab wanderte weiter zu seinem Hals, unter sein Kinn, seinen Kiefer entlang. "Woher willst du das wissen?" Harry zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es eben", meinte er trocken. "Lass mich raten: Du wirst mir nicht sagen, woher. Hab ich Recht?" In Harrys Magen rumorte abermals das schlechte Gewissen, doch die Situation war viel zu unbekümmert, als dass es ihn im Moment wirklich hätte erreichen können. Obwohl er erst einige Stunden hier war und es sich eigentlich nicht erlauben konnte - sollte -, war er bereits im Begriff zu verdrängen, dass er jemals den Tod seines meistgeliebten Menschen erlebt hatte. Sirius' Gesicht kam ein wenig näher. "Soll ich vielleicht nachhelfen, damit du mir die Wahrheit sagst?" Es war keine Drohung, dafür klang seine Stimme viel zu lässig und belustigt. Anscheinend hatte er sich ziemlich schnell damit abgefunden, dass aus Harry "Parker" nichts herauszubekommen war. "Sagittarius!", kam es von ihm mit klarer, lauter Stimme. Grüne Smaragde wurden bei dem einzigen Wort überrascht zusammengekniffen. Erst einige Sekunden später realisierte Harry - der gedacht hatte, sein Pate würde ihm doch noch einen kleinen Fluch aufjagen - was der andere bewirkt hatte. Neben ihm war das Portrait der Fetten Dame aufgeschwungen und offenbarte das runde, große Loch, durch das man in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors gelangte. Der Animagus grinste überlegen bei Harrys leicht verdattertem Gesicht und packte seinen Zauberstab wieder ein. "Was? Hast du gedacht, ich verhexe dich?" Harrys Verwirrtheit wich einer halb gespielten, halb ernst gemeinten Empörtheit. "Also echt, du hättest ruhig-" "Wenn ihr bitte reingehen würdet?", unterbrach ihn die Stimme der Fetten Dame, von der er nur die Rückseite des Gemäldes sehen konnte. "Ich habe keine Lust, hier ewig offen zu stehen!" Beide Jungen sahen sich an, dann begannen sie erneut zu grinsen. Harry zuckte die Achseln, während Sirius ein "Ist ja gut" brummte und sie beide durch das Portrait-Loch in den Gemeinschaftsraum verschwanden. * Harry sah sich fragend im Gemeinschaftsraum um, der völlig Gryffindor-leer vor ihnen dalag. "Keiner da?", wollte er wissen, während er sich in einen der rotgepolsterten Sitze schmiss. Sirius' Blick schweifte ebenfalls über die leeren Lehnsessel und das Feuer, das verlassen im Kamin vor sich hinprasselte. "Sieht wohl so aus...", zuckte er mit den Schultern. "Ich dachte, James wollte mir jemanden vorstellen?" "Ach, der wird schon wieder auftauchen..." Abermals zuckte der Animagus mit den Schultern und ließ sich mit einem leisen Seufzen ebenfalls in einen Sessel sinken. Einige Minuten herrschte ein den ganzen Raum einnehmendes Schweigen. Keiner wusste, wie er die Stille unterbrechen sollte, noch verspürte einer von ihnen den Drang dies überhaupt zu tun. Die dunkelhaarigen Jungen saßen einander einfach gegenüber, begannen nach einer Weile damit, wahlweise auf ihre Hände, in die Luft, aneinander vorbei zu schauen oder die Fusseln auf dem roten Teppichboden zu zählen. Harry fühlte sich dabei etwas unwohl in seiner Haut, denn er traute sich nicht, Sirius direkt ins Gesicht zu sehen. Die Situation machte ihn nervös. Gerade eben hatten sie noch völlig unbefangen herumgealbert und jetzt schwiegen sie sich an... Vorsichtig blinzelte unter seinen Ponyfransen nach vorne zu seinem Paten - und fühlte sein Herz einen überraschten Hüpfer machen, als er sich Auge in Auge mit dem Animagus wiederfand. Sirius inspizierte ihn - augenscheinlich äußerst fasziniert - genauestens von oben bis unten und machte dabei aus seiner Neugier keinen Hehl. Irritiert sah Harry nun ganz auf. "Äh... Sirius...?" Der Angesprochene schreckte aus seinen Betrachtungen hoch. "...Hm? - Oh, sorry, ich wollte dich nicht so anstarren... aber ich war nur wieder einmal erstaunt, wie sehr du James ähnelst! Das ist echt unglaublich!" Der Schwarzhaarige fühlte, wie er rot wurde. Argh, nicht schon wieder dieser Vergleich mit seinem Vater! Hatte er mit Dumbledore heute nicht schon genug Ärger gehabt? Bisher war er immer stolz darauf gewesen, mit seinem Vater verglichen zu werden, doch nun wusste er, dass ihn das ihn das ganz schön in Schwierigkeiten bringen konnte. Wie lange würde er so geheim halten können, dass er James' Sohn war? >Niemand darf wissen, wer du bist!<, hämmerte es erneut in seinem Kopf. "Ich schätze, du hast dafür auch eine Erklärung!", bemerkte Sirius. "Wofür?", fragte Harry verständnislos. Wegen seiner Gedanken hatte er völlig den roten Faden des Gespräches verloren. "Für deine Ähnlichkeit mit James!" Der Junge, der lebte, war kurz davor sich genervt die Haare zu raufen. Warum stellten ihm heute nur alle die falschen Fragen? Dumbledore und Sirius hätten sich doch nach der Farbe seiner Socken erkundigen können, seinem Lieblingsessen oder Sonstigem... aber nein, sie mussten sich ja *unbedingt* für seine Identität interessieren! Allmählich kam sich Harry wie bei diesem Kinderspiel "Topfschlagen" vor... Er selbst war der Topf und mit jeder heiklen Frage zischte der Löffel immer näher an ihm vorbei - bis es ihn irgendwann einmal erwischen würde. Interessiert beobachtete der Animagus, wie es hinter Harrys Stirn arbeitete. Er hatte noch immer keine Antwort erhalten, doch das Schweigen verriet ihm mehr als genug: Parker hatte zwar eine plausible Erklärung für sein Aussehen, würde ihm diese aber bestimmt nicht geben. Abermals musterte Sirius sein Gegenüber genauer, abermals war er überwältigt von dessen Gemeinsamkeiten mit seinem besten Freund. Der Anblick verwirrte ihn, doch langsam begann er zu glauben, dass diese Ähnlichkeit nicht unbedingt schlecht war. >Es kann eigentlich nur von Vorteil sein!<, stellte er für sich fest. Wenn Parker auch charakterlich wie James war, genauso regelmissachtend und abenteuerlustig, dann wäre sein Erscheinen definitiv eine Bereicherung für ihre Clique. Praktisch ein zweiter Prongs - der Gedanke war amüsant und reizvoll zugleich. Endlich zuckte der andere ausweichend mit den Achseln und wurde noch ein Stückchen röter, sodass Sirius in einer "Ich-habe-ja-eh-nichts-anderes-erwartet"-Manier die Augen verdrehte. "Schon gut", meinte er, bevor er sich mit einem schwungvollen Ruck aus seinem Sessel drückte und zum Mitteilungsbrett der Gryffindors schlenderte, um sich dort die neuesten Bekannmachungen anzusehen. Harry verfolgte jede seiner Bewegungen und wurde sich erst jetzt wirklich bewusst, wie *jung* sein Pate eigentlich war. Bisher war er einfach zu durcheinander gewesen, um genauer darauf zu achten, doch Sirius war jung... >... und wahnsinnig gutaussehend<, wie er verlegen bemerkte, als die Augen des Animagus gedankenverloren über die ausgehängten Zettelchen huschten und er sich mit seiner Hand durch das Haar fuhr. Harry konnte nicht genau sagen, wann oder warum er sich in Sirius verliebt hatte - wer konnte so etwas schon begründen? -, doch das Äußerliche seines Paten war durchaus einer der vielen Gründe, warum er sich schon immer zu ihm hingezogen gefühlt hatte. Nun, da Harry sich der 16-jährigen Version seiner heimlichen Liebe gegenübersah, wurde dieses Gefühl nur noch stärker. Alles an Sirius wirkte durch seine Jugendlichkeit irgendwie... noch attraktiver und unwiderstehlicher als zuvor. Die dunklen Haare, die ihm ein ganzes Stück über die Ohren gingen, hingen ihm in eleganten Strähnen in die Stirn. Seine markanten Gesichtszüge waren natürlich jünger, frischer... aber auch unbeschwerter, denn dieser Hauch der Verbitterung fehlte. Eine Verbitterung, die Harry beim älteren Sirius schon oft aufgefallen war. Die schwarzroten Gryffindorroben gaben zwar nicht sonderlich viel von Sirius Körper preis, verliehen aber jemandem, der etwas genauer hinschaute, trotzdem eine gute Ahnung davon, wie er gebaut war: Hochgewachsen - wahrscheinlich sogar der Größte unter den Marauders - und ziemlich kräftig, aber immer noch weit davon entfernt, als "Muskelprotz" durchzugehen. Kurz: Der junge Sirius Black war der ultimative Mädchenschwarm (oder auch Jungenschwarm). Harry konnte sich gut vorstellen, wie fast die gesamte weibliche Belegschaft Hogwarts' seinem Paten hinterherschmachtete, wenn er durch die Gänge spazierte. Sirius' prahlerische Art würde dazu wohl ihr Übriges tun... "Was grinst du so?" Die Stimme des Animagus riss ihn aus seinen Überlegungen. "Ich grinse doch gar nicht..." "Ja klar, das sehe ich!" Höhnisch stemmte er die Arme in die Seiten und legte den Kopf schief. "Und wie soll ich es sonst nennen, wenn mir deine kompletten Zahnreihen entgegenblitzen?" Der schwarzhaarige Junge grinste noch ein wenig breiter, setzte gerade zu einer schlagfertigen Entgegnung an, doch dann hörten sie beide ein gedämpftes "Ploff" aus der Richtung des Portrait-Lochs. Aus der runden Öffnung war gerade ein weiterer Gryffindor herausgestolpert und strich sich unbeholfen die Roben glatt, die seinen untersetzten, kurzen Körper einhüllten. Seine hellbraunen Haare standen wirr von seinem kleinen Kopf ab und verliehen dem jungen Magier den Eindruck eines zerstreuten, nervösen Tieres. Einen Moment lang sah er sich um, bis er schließlich Sirius zu bemerken schien. "Padfoot, da bist du ja! James sucht dich schon die ganze Zeit - dich und irgendeinen Harry..." Ungläubig weiteten sich Harrys Augen, als er den kleinen Magier anstarrte. Das hatte er nicht erwartet... Er war so sehr mit Lupin, Sirius und James beschäftigt gewesen, dass er nicht einmal einen Gedanken an ihn verschwendet hatte. Doch eigentlich war es nur selbstverständlich... Padfoot, Moony, Prongs... und Wormtail. Die vier Freunde, die die Marauder's Map geschrieben hatten, waren vollzählig. * "Peter!" Aufgebracht wandte Sirius sich vom Mitteilungsbrett ab und ging auf den anderen Animagus zu. "Wo hast du heute morgen nur gesteckt? Du hast eine Menge verpasst, das kann ich dir sagen!" "Ich musste dringend in die Bibliothek", meinte Pettigrew schüchtern. "Sirius, was ist eigentlich los? James ist ganz aus dem Häuschen und sogar Remus ist irgendwie nicht normal!" "Ist ja mal wieder typisch, dass du nichts mitbekommst!" Augenverdrehend packte der dunkelhaarige Animagus den Kleineren an den Schultern und drehte ihn so, dass er in Richtung Harry schauen musste. "Siehst du ihn? *Das* ist passiert, Wormtail!" Die nun schon fast obligatorische Überraschung, die bisher jeden bei Harrys Anblick gepackt hatte, trat in Peters Augen. "Aber... Wer...? Wieso...?" "Harry. Wieso, wissen wir auch nicht." "Wie...?" Abermals verdrehte Sirius die Augen. Manchmal konnte Peter mit seiner Begriffsstutzigkeit wirklich nerven! Widerwillig begann er mit einer Kurzfassung der Geschehnisse von voriger Nacht und dem darauffolgenden Morgen, da er wusste, dass er sonst keine Ruhe vor dummen Fragen haben würde. Harry hörte nur mit halbem Ohr, wie Sirius seine Geschichte erzählte, von seiner und James' spontanen, nächtlichen Tour durch den Verbotenen Wald und ihrem überraschenden Fund. In seinen Ohren pochte es auf einmal, er musste seine Hände zu Fäusten ballen, um ein aufkommendes Zittern zu unterdrücken. Dieser... Verräter... Diese miese, kleine Ratte! Hier... keine drei Meter von ihm entfernt! Allein schon der Anblick, wie er mit Sirius sprach, war unerträglich. In Harry schäumte immer wieder die Vorstellung hoch, wie dieser Junge - gerade einmal so alt wie er selbst - nur wenige Jahre später seine Seele an Voldemort verkaufen würde... Wie er Harrys Eltern verraten und sie damit dem Tode weihen würde... Wie er seinen eigenen Tod vortäuschen und Sirius damit eine zwölfjährige Hölle in Askaban aufbürden würde... Wenn er nicht wie gelähmt vor Wut gewesen wäre, hätte Harry sich wohl ohne weiter nachzudenken auf Pettigrew gestürzt. In Snapes Denkarium hatte er diesen Drang nicht so sehr verspürt - aber das lag wohl auch daran, dass er da keinen Einfluss auf die Geschehnisse gehabt hatte... "...ry? Huhu! Harry!" Padfoot - der anscheinend mit seinem Bericht geendet hatte - und Wormtail waren näher getreten und standen nun direkt vor Harry. Etwas verwundert wedelte der Hunde-Animagus vor dessen Gesicht herum, bis er schließlich aus seiner Trance hochschreckte. "Harry! Was ist los?" "...uhm, nichts..." "Sicher?" Skeptisch betrachtete Sirius den auf einmal ziemlich verstörten Jungen, der vor ihm saß. "...ja...", murmelte dieser, seinen Blick wie festgefroren auf Wormtail gerichtet. "Harry, ich möchte dir Peter Pettigrew vorstellen", begann Sirius noch immer etwas irritiert. Er deutete neben sich, wo der plumpe Junge seine Hand aufgeregt dem Sitzenden entgegenstreckte. "Hi Harry, nett dich-" "Fass mich nicht an!", zischte Harry, die Smaragdaugen zu funkelnden Schlitzen verengt. Er erntete ein erschrockenes Keuchen von Peter und einen verständnislosen Blick von Sirius. Es überraschte ihn selbst, dass er sich zu so einer impulsiven Reaktion hatte hinreißen lassen. Doch der Gedanke, Pettigrew auch nur anzufassen, hatte ihn mit plötzlichem Ekel erfüllt. "Äh... tja... hehe..." Peter stammelte nervös vor sich hin, während Sirius sich zum bestimmt hundertsten Male an diesem Tag über Harry Parker wunderte. Da dachte man, man hätte ihn zumindest ein klein wenig verstanden, und dann benahm er sich wieder so... so... unberechenbar! Es war, als wüsste er über irgendwelche Dinge Bescheid, die ihn immer wieder in seinen Handlungen beeinflussten. "Harry, was soll das?" >Was das soll...? Was das soll?!< Für den Bruchteil einer Sekunde stand der Schwarzhaarige davor, die Kontrolle zu verlieren. Wie konnte Sirius nur mit Wormtail reden? Wie konnte er ihn nur als Freund ansehen? Die Fragen bohrten sich in seinen Brustkorb, hinterließen wütenden Schmerz. Aber nur kurz darauf musste er sich selbst die Antwort darauf geben: >Weil er noch unschuldig ist. Weil er es noch nicht getan hat.< Noch nicht. Aber er *würde* es tun. Und Harry hätte in diesem Moment alles dafür gegeben, um Sirius warnen zu können. Aber da war er natürlich wieder, dieser Satz, der ihm schon seit heute morgen keine Ruhe mehr ließ und alles nur komplizierter machte: 'Niemand darf wissen, wer du bist.' Wenn er nicht auffallen wollte, dann musste er sich mit der Vergangenheit arrangieren - selbst wenn das bedeutete, sich mit Peter Pettigrew zu arrangieren. Es war zum Ausrasten! "Ich... sorry, er hat mich nur erschreckt...", brachte er schließlich unter geknirschten Zähnen hervor. >Erschreckt? Das glaubst du doch selbst nicht!<, ging es Sirius durch den Kopf, aber er verkniff sich einen Kommentar. Einen Moment lang ließ er seinen Blick zwischen Harry und Peter wandern, unsicher ob er einen neuen Versuch starten sollte. Schließlich stupste er seinen Kumpel mit dem Ellenbogen in die Seite, bedeutete ihm, sich noch einmal vorzustellen. Wormtail schien nicht sonderlich begeistert, räusperte sich erst mehrere Male, bis er endlich hervorbrachte: "Hallo Harry, ich bin Peter." Ein wackeliges Lächeln lag auf seinen Lippen, während er es diesmal tunlichst vermied, Harry die Hand anzubieten. "...Hallo." Wieder eisiges Schweigen. Harry wusste, dass er sich netter verhalten sollte. Doch die Vorstellung, sich mit dem Verräter seiner Eltern anzufreunden, war nicht wirklich reizvoll - und bevor er womöglich wieder etwas Falsches sagte, sagte er lieber gar nichts. "In welche Klasse wird er gehen?", startete Wormtail vorsichtig den Versuch ein Gespräch anzufangen. Offenbar hatte Sirius ihm bereits erzählt, dass der Fremde von nun an Hogwarts' Unterricht besuchen würde. Padfoot sah den sitzenden Schwarzhaarigen daraufhin fragend an. Ihm fiel auf, dass er noch immer nicht wusste, wie alt Parker eigentlich war. "Bin sechzehn", brummte dieser kurz angebunden. "Also wird er wohl in unsere Klasse kommen", vermutete Sirius achselzuckend. Er verstand noch immer nicht, was in Parkers Hirn vorging, aber er machte sich keine Hoffnungen, dies in näherer Zukunft zu erfahren. Die wenigen Male, die er ihn darauf angesprochen hatte, hatten es ihm mehr als deutlich gemacht: Harry Parker war ein Mysterium. Und das würde er wohl auch bleiben... "AU, das hat WEHGETAN!" Drei Paar Augen richteten sich leicht geschockt auf das Portrait-Loch, von dem soeben ein empörter Schmerzensschrei hergedrungen war. "Oh! Sorry, Darling!" Das Gemälde der Fetten Dame war abermals aufgeklappt, um weiteren Gryffindors Einlass zu gewähren. Ihren Stimmen nach zu urteilen waren es zwei: Ein Mädchen - diejenige, die geschrieen hatte - und ein Junge - derjenige, der sich bei seinem "Darling" entschuldigt hatte. Harry brauchte nicht lange, um zumindest die letztere der beiden Stimmen zuzuordnen. Das war eindeutig... "James, jetzt hör endlich auf, an mir herumzuzerren", wetterte das Mädchen weiter. "Warum bist du so wild darauf, mir diesen Kerl zu zeigen? Ich-" "Reg dich nicht so auf, Sweetheart! Glaub mir, das *willst* du sehen!" "Ach ja?", kam es herausfordernd zurück. "Was ist, wenn ich *nicht* will?" "Dir macht es Spaß, mich zu ärgern, oder?" In diesem Augenblick krabbelte ein grinsender James aus dem Portrait-Loch, dicht dahinter an seiner Hand das Mädchen, mit dem er gesprochen hatte. Triumphierend blickte er in die Runde und schien äußerst erfreut darüber, dass er Harry endlich aufgespürt hatte. "Hab ich's doch gewusst... Früher oder später kommt jeder hier vorbei..." "Soll das heißen, du hast ihn endlich gefunden?", wollte das Mädchen mürrisch wissen. Mit einem Ruck zog sie ihre Hand aus James' Griff, schüttelte sie ein wenig, so als wären die Finger taub oder eingeschlafen. Mit der anderen Hand kämmte sie sich ihr langes, rotes Haar hinters Ohr. "So, und jetzt zeig mir bitte diesen ach-so interessan-" Mittlerweile hatte sie aufgesehen und so blieb ihr der Rest des Satzes im Halse stecken. Völlig verblüfft starrte sie den schwarzhaarigen Jungen mit der Brille an, der seinerseits kreidebleich geworden war. Zwei Paare grüner, überrascht geweiteter Smaragde trafen aufeinander. James ignorierte die Sprachlosigkeit des Mädchens, zog es kurzerhand wieder an dessen Hand hinter sich her in Richtung des Kamins. "Harry, das ist Lily Evans, meine Freundin." [2] * In seiner kurzen Zeit, die er in der Vergangenheit war (er hatte sich irgendwann darauf festgelegt, es als Vergangenheit zu bezeichnen, selbst wenn er damit falsch liegen konnte), hatte er es sich unbewusst angewöhnt, jeden Augenblick mit einer neuen Überraschung zu rechnen. Er war sich darüber im Klaren, dass die große Wahrscheinlichkeit bestand, an jeder Ecke einem "neuen alten Bekannten" gegenüberzustehen, "neue alte Dinge" zu entdecken. Trotzdem war er jedes Mal genauso unvorbereitet wie letzte Nacht, als er Sirius getroffen hatte. Mit Wormtail hatte er nicht gerechnet. Mit seiner Mutter noch weniger. Harrys Bauch war eine einzige Achterbahn, als er das 16 Jahre alte Ich von Lily Evans auf sich zukommen sah. Bei Merlin... Wieviele solcher Begegnungen würde er heute denn noch haben? Er wusste nämlich nicht, ob er das noch oft mitmachen konnte, ohne irgendwann einen Nervenkollaps zu bekommen. Von seinem Magen ganz zu schweigen... >Mom...< Er fühlte, wie immer nervöser wurde. >Das ist...< "...Unglaublich!", hauchte Lily und blieb direkt vor Harry stehen. Sie war hübsch. Keine von diesen aufgetakelten Mädchen, die Harry kannte, sondern natürlich. Ihr Gesicht war eben, hatte jedoch kaum eine Ähnlichkeit mit seinem eigenen. Nur die Augen waren identisch. Genauso grün, genauso mandelförmig - und im Augenblick genauso erstaunt geweitet. In einer Mischung aus Neugier und Faszination musterte Lily jeden Inch seines Gesichtes. "Er... er sieht ja fast genauso..." "Jepp", machte James. "Fast wie ich." "Aber nicht ganz..." Ihr Finger deutete auf die Brille, wanderte nach oben um den schwarzen, zerzausten Pony ein wenig beiseite zu schieben. Die blitzförmige Narbe wurde sichtbar, die sie nachdenklich fixierte. Einen Moment sah sie so aus, als wollte sie Harry dazu eine Frage stellen. Doch als ihr sein angespannter Blick auffiel, lächelte sie entschuldigend und ließ ihre Hand wieder sinken. "Hallo! Ich bin Lily Evans - die Freundin von dem Großmaul da hinter mir!" (James' Mund klappte empört nach unten.) "Aber das hat er ja gerade schon lauthals herausposaunt..." In gespielter Genervtheit richtete sie die Augen zur Decke. Dann strahlte sie ihn erneut an und hielt ihm dabei ihre Hand entgegen. "Du bist also Harry?" "Äh, j-ja...", sagte Harry schüchtern. "Hi. Nett dich kennenzulernen..." Mit gehobener Augenbraue beobachtete Sirius, wie Parker nach kurzer Unsicherheit die Hand entgegennahm. So so... Seltsamerweise hatte es bisher nur Wormtail fertiggebracht, Harry dermaßen zu "erschrecken", dass dieser ausrastete. >Wieder eines von diesen Rätseln...<, dachte er. >Von Parker bekomme ich irgendwann noch Kopfschmerzen!< Harry war so aufgeregt, dass er die Hand seiner Mutter länger als nötig schüttelte und noch dazu einen zu festen Druck an den Tag legte. Als sie schmerzhaft durch die Zähne zischte, ließ er erschrocken los. "Oh Gott, tut mir wirklich Leid! Hab ich dir sehr wehgetan?", fragte er besorgt. Lily sah ihn einige Sekunden merkwürdig an. "Du bist ja niedlich!", konstatierte sie schließlich völlig begeistert und gab dem überrumpelten Harry einen kleinen Kuss auf die Wange. "Lily!" James plusterte sich scheinbar aufgebracht auf, während seine Zweitausgabe rosa anlief. Das rothaarige Mädchen grinste nur frech, streckte seinem Freund die Zunge heraus und meinte: "Vielleicht sollte ich lieber mit Harry ausgehen, oder was meinst du? Immerhin sieht er aus wie du, aber er ist um Welten höflicher! - Er entschuldigt sich zumindest, wenn er einem die Hand einquetscht!" "Was?!", kreischte Prongs und seine Hand sprang wie automatisch zu seinen Haaren, um das obligatorische Zerstrubbeln durchzuführen. "Ich glaube es ja nicht! Untreues Weib! Du verlässt mich für meinen Doppelgänger? Oh diese Schmach!" Er täuschte eine Ohnmacht vor und sank gegen Sirius' Brust. Dieser griff reflexartig nach den Schultern seines Freundes, hielt ihn fest und machte dabei ein seltsames Gesicht. Die gegenwärtigen Lage schien ihn irgendwie zu verwirren und so sah er James abwartend an, bis dieser endlich wieder aus seiner "Ohnmacht" erwachte. Lily hatte das Ganze nur mit verdrehten Augen beobachtet und Harry heimlich symbolisiert, dass die beiden schlichtweg einen Vogel hatten. Sie setzte sich in den nächstgelegenen Polstersessel, anschließend blickte sie abwartend in die Runde. "So, nachdem mein geliebter 'Gemahl' wieder unter den Lebenden weilt, erzählt mir mal bitte jemand, wo und wie ihr Harry aufgegabelt habt!" Sirius und James sahen sich gegenseitig mit wenig Begeisterung an, bevor sie schließlich widerwillig zu berichten begannen. Harry verstand diese Blicke erst nicht, doch nach einer Weile begann er amüsiert zu grinsen. Als Lily hörte, dass Sirius und James aus Langeweile beschlossen hatten, sich in den Verbotenen Wald zu schleichen, warf sie ihrem Freund einen ärgerlichen, rügenden Blick zu. Der schwarzhaarige Animagus zuckte daraufhin unwillkürlich zusammen und schrumpfte um mehrere Inches. >Interessant<, stellte Harry für sich fest. >Dad stand also unter Moms Fuchtel - und das schon in ihren Jugendtagen!< Ein merkwürdiges Glücksgefühl ging von dieser Erkenntnis aus, sodass er den Ausführungen der beiden Animagi nicht mehr wirklich folgen konnte. (Wozu auch? Er hatte diese Geschichte heute schon oft genug gehört und war immerhin auch selbst dabei gewesen.) Er hatte etwas Neues über seine Eltern erfahren und die Aussicht auf weitere Dinge, die er noch entdecken konnte, stimmte ihn fröhlich. Das rothaarige Mädchen lauschte den Ausführungen interessiert, stellte nur ab und zu eine Zwischenfrage, und als die zwei Freunde bei der Stelle angelangten, an der Harrys angebliche Amnesie erwähnt wurde, schenkte sie ihm einen teils mitfühlenden, teils ungläubigen Blick. Nach einer Weile tauchte auch Remus im Gemeinschaftsraum auf, einen gefüllten Korb unter den Arm geklemmt. Darin befanden sich Berge von Brötchen, kalten Hähnchenkeulen und mehrere Flaschen Kürbissaft, die er sich allesamt von den Hauselfen aus der Küche hatte geben lassen. "Ich habe mir gedacht, dass bestimmt niemand zum Mittagessen kommt", sagte er schulterzuckend. Beim Anblick des Essens fiel Harry erst auf, wie hungrig er eigentlich war. Bisher hatte er einfach zu viel Aufregung gehabt, aber im Grunde hatte er fast einen Tag lang noch nichts gegessen. "Na los, iss!" Sirius hatte sich eine Hähnchenkeule geschnappt und hielt sie Harry direkt unter die Nase. "Du bist ja nur Haut und Knochen!" >Das ist nur wegen dir so<, antwortete der schwarzhaarige Junge in Gedanken, als er das Essen entgegennahm. Tatsächlich war sein Pate indirekt Schuld dafür, dass Harry so ausgemergelt wirkte. Nach dessen Tod hatte er nur noch sehr unregelmäßig gegessen, sich von allem und jedem abgekapselt und die ständigen durchweinten Nächte hatten ihr Übriges getan. Er konnte nicht sagen, wie viel er insgesamt abgenommen hatte, doch es war beängstigend viel gewesen. Sie verbrachten den Rest des Tages im Gryffindorgemeinschaftsraum. Harry war das Zentrum allgemeiner Aufmerksamkeit. Alle bemühten sich, ihm das Leben und die Sitten in Hogwarts näherzubringen. Allerdings gingen die Ansichten darüber, was als "wissenswert" galt, dabei schwer auseinander. Während Harry von Lily (gelegentlich mit Lupins Unterstützung) einiges über die Hausregeln, Stundenpläne, Schulaktivitäten, Unterricht und Lehrer erfuhr, hielten es James und Sirius für äußerst wichtig, ihren neuen "Schützling" darin einzuweihen, wo man das beste Butterbier bekam, was in Zonkos Scherzartikelladen am kaufenswertesten war oder wie man sich nachts am besten aus dem Turm schleichen konnte. Zu Beginn hielt sich Harry noch zurück, denn die Situation war einfach zu unglaublich. Obwohl er sich mittlerweile etwas an die Gesichter gewöhnt hatte, wanderte der Blick seiner Augen immer noch fasziniert zwischen Lily, James und Sirius hin und her. Irgendwann konnte er jedoch gar nicht anders, als lauthals mitzulachen, wenn Lily wieder einmal ihren Freund niederschimpfte, der irgendwelchen Unsinn von sich gab. Die Marauders waren ein chaotischer, liebenswerter Haufen, in dem man sich einfach wohlfühlen musste. Peter Pettigrew, der sich etwas abseits saß und nur selten einen Beitrag zu dem Thema von sich gab, war vergessen - oder wurde zumindest nicht mehr von Harry beachtet. Natürlich legten Padfoot und Prongs noch immer eine ungewöhnlich große Überheblichkeit an den Tag, die Harry oft einen Stich versetzte. Es erinnerte ihn daran, dass in den beiden auch eine andere Seite steckte. Eine Seite, die Gefallen daran gefunden hatte, Severus Snape zutiefst zu demütigen. Nichts und niemand konnte dies entschuldigen. Dennoch... Hatte nicht Lupin selbst gesagt, dass James sich gebessert hatte, nachdem er mit Lily zusammengekommen war? Harry hoffte, dass der Werwolf Recht hatte. Nach und nach kreuzten weitere Gryffindorschüler auf, die den Neuankömmling staunend beäugten (darunter glaubte Harry die jüngere Ausgabe von Nevilles Mutter zu erkennen). Einige gesellten sich für eine Weile dazu, andere begrüßten Harry Parker nur flüchtig und verschwanden bald wieder. Nicht wenige erkannten sofort die Ähnlichkeit zu James, doch bevor Harry in die Verlegenheit kam, eine Erklärung abzuliefern, wurde er stets als "Potters Cousin" ausgegeben. Sirius war es, der diese Flunkerei als erster aufbrachte, und es wurde von den anderen stillschweigend übernommen. Auch sonst brachte keiner mehr Harrys Gedächtnisverlust zur Sprache. Niemand schien sich dafür zu interessieren, oder eher: Jeder schien soviel Diskretion zu besitzen, um seiner Neugier nicht nachzugeben. Wahrscheinlich war es so, wie Sirius bereits gesagt hatte: "Sie werden ziemlich bald merken, dass du nicht die Wahrheit gesagt hast. Aber sie werden dich auch nicht darauf ansprechen, denn sie werden denken: 'Er hat seine Gründe.'" Und Harry war sehr dankbar dafür. * Irgendwann nach Mitternacht stand Lily gähnend auf, verkündete, dass sie ins Bett gehen würde, und scheuchte mit einem mahnenden Blick auch den Rest der Marauders in ihren Schlafsaal. Harry war den anderen einfach gefolgt, obwohl er sich nicht wirklich sicher darüber war, wo er schlafen würde. "Du bleibst bei uns", meinte Sirius entschieden. "Sie haben bestimmt schon ein Bett für dich reingestellt... und wenn nicht, dann schläfst du eben bei mir!" James kicherte daraufhin nur zweideutig, während Harry tiefrot wurde. Padfoot dagegen schien gar nicht realisiert zu haben, was er da gerade gesagt hatte, und glotzte die beiden daher nur verständnislos an. Zum Glück - oder auch nicht? - musste Harry nicht auf das Angebot seines Paten zurückkommen, denn statt der sechs Himmelbetten füllten nun sieben den Schlafsaal. Am Fußende seines Bettes stand eine große Truhe, in der Schulmaterial und einige Kleidung bereitgelegt worden war. Daneben war über einen Stuhl sein neuer Schulumhang gehängt (er variierte nur geringfügig von seiner "alten" Uniform). Der Junge, der lebte, lag noch lange Zeit wach. Unruhig wälzte er sich hin und her, genauso wie die zahllosen, ungeordneten Gedanken in seinem Kopf es taten. Ihm fiel der weiße Torbogen wieder ein. Die fremde Stimme und das seltsame Flimmern. (Auf beides konnte er sich keinen Reim machen.) Sirius, der sich wegen einer Bemerkung von James kaputtlachte. Dumbledores stechender Blick. (Dumbledore... was hatte der Schulleiter aus der Gegenwart getan, als er ihn in dem Bogen verschwinden sah? Versuchte er bereits ihn zu retten? - Auch wenn es das nicht sollte: Diese Vorstellung gefiel ihm überhaupt nicht.) Sirius, der sein Kinn anhob. Seine Eltern, die wie zwei Kinder miteinander zankten. Pettigrew, diese falsche Ratte. Sirius, der ihn angrinste. Der Sprechende Hut, der ihn nach Slytherin stecken wollte. Lupin, der ihn misstrauisch über seine Amnesie befragte. Sirius, der... Irgendwann driftete er mit seinen Überlegungen in den Schlaf hinüber, ohne dass er sagen konnte, wann oder wie. Plötzlich saß er mit Sirius auf der steinernen Bank, bis seine Eltern und Lupin vorbeikamen und ihn fragten, ob er nicht Lust hätte, mit auf Rattenjagd zu kommen. "Der Beste gewinnt das hier", sagte James begeistert und hielt den zerfledderten Sprechenden Hut hoch. Ehe Harry sagen konnte, dass er doch eigentlich nach Slytherin gehörte, ergriff Sirius seine Hand. Der Animagus zog ihn in schnellem Tempo hinter sich her. Neben ihnen liefen Remus, Lily und James und als er über sich blickte, war da Dumbledore, der auf einem Hippogreif flog. Riesige weiße Vorhänge bauschten sich auf Harrys Weg auf, sodass er Probleme hatte, mit den anderen mitzuhalten. Doch er rannte immer weiter. Es kümmerte ihn nicht, warum oder wohin. Das einzige, was zählte, war, dass er bei seiner Familie war. Dass Sirius seine Hand hielt. Und dass es seit langem die erste Nacht war, in der er nicht von schwarzen Torbögen träumte. Beyond the veil V, Ende [1] OWL = Im deutschen... ähh... UTZ???? *am Kopf kratz* [2] Ich weiß, dass James und Lily erst ab dem 7. Jahr miteinander gegangen sind, aber ich habe das einfach mal um ein Jahr vorgezogen. Anmerkungen zum Kapitel: So das war's. Der Teil ist lang und ohne viel Handlung, aber... sowas muss es ja auch mal geben, oder?Der Traum am Schluss ist... äh, na ja, seltsam, aber das war auch so beabsichtigt. Einfach drüber weglesen! Inhaltlich fängt jetzt ein neuer Abschnitt an, und zwar der, in dem Harry sich mit den Marauders anfreundet. Der ist 1. deutlich fröhlicher/unbeschwerter und 2. auch ziemlich lange. Nur mal so zur Info. (Und als Warnung für alle, die eine durchweg dramatische Story erwartet haben.) Wird danach aber auch wieder dramatisch! Ich habe lange mit mir gekämpft, ob ich Wurmschwanz auftauchen lassen soll, weil ich den Chara absolut nicht ausstehen kann! *grrr* (Merkt man in dem Teil wohl auch...) Bin dann aber zu dem Schluss gekommen, dass er drin vorkommen muss, sonst wäre es ja nicht die "Vergangenheit"! Lily dagegen hat eine Menge Spaß gemacht! ^-^ Was mich jetzt mal interessieren würde: Wie findet ihr meine Beschreibungen von den Marauders und Lily? Sind die überzeugend? Oder habt ihr euch die ganz anders vorgestellt? Ich habe mich echt bemüht, aber bei den wenigen Anhaltspunkten im Buch ist das trotzdem schwierig. Sagt mir eure Meinung! Aya ^_^V Antworten zu den Kommis: @ Mione89: Schön, dass ich dich für "Rumtreiber"-Fics begeistern konnte!^^ Ich *liebe* diese Truppe (und auch Lily) einfach! *jungen Sirius, Remus und James anschmacht* (Das mit der Grabschändung musst du mir mal genauer erklären... *nicht ganz durchblick*) @ Shiruy: Ehrlich gesagt weiß ich gerade nicht, welche Anspielungen du meinst... Ô.o Aber Harry liebt Sirius (siehe auch Vorgeschichte "A dream comes true?"), das war von Anfang an so gegeben. (War es das, was du gemeint hast?) @ Senania: Ob Harry und Sirius zusammenkommen, verrat ich doch nicht! *gemein grins* Sonst liest ja niemand mehr weiter... ^_~ @ Tamaryn12: Pshh... Verrat doch nicht alles! ^_~ Es ist echt schrecklich, wenn die Leser so gut sind und schon alles im Voraus erraten... *lol* (Oder schreibe ich zu offensichtlich?) Auf jeden Fall liegst du mit deiner Vermutung, was die fremden Stimmen betrifft, richtig... Kapitel 6: Konfrontationen -------------------------- Beyond the veil Teil VI: Konfrontationen Autor: Aya Malfoy Rating: PG-13 (?) Warnings: slash, etwas Snape-OOC Puhhh... *schnauf* Das ist mal ein ECHT langer Teil! Der längste von allen bisher! (Und natürlich wieder mit furchtbarer Verspätung... -_-° *gomen*) Die erste Hälfte von dem Teil mag ich gar nich... die ist einfach "bäh", richtig scheiße und chaotisch geschrieben. T-T Gegen Ende wird's dann besser, da hat's auch mehr Spaß gemacht... Und schön, dass ihr alle Wormtail hasst! Ich rufe hiermit zu einer offiziellen "Anti-Wormtail-Kampagne" auf! *eg* Yay! Vielen, viiiiiiiieeeelen Dank geht wieder einmal an die Kommischreiber! Macht weiter so, das hilft mir immer sehr! (Antworten am Kap-Ende) Disclaimer: Sehe ich so aus, als wäre ich eine der reichsten Frauen der Welt und hätte einen der geilsten Charas in meinem Roman gekillt? - Wohl eher nicht. Deshalb: Nix gehört mir. (Bin auch nicht scharf drauf, wie JKR auszusehen... Aber gegen ihr Geld hätte ich nichts einzuwenden...) Special Thx für's Beta geht wie immer an Laix und Lina-Chi! Vor allem diesmal an Laix, die mir beim Formulieren von zweideutigen Eindeutigkeiten geholfen hat! ~_^ *knüff* BEYOND THE VEIL VI: Konfrontationen "Sirius, ich liebe dich." Merlin, er hatte es gesagt! Er hatte es Sirius tatsächlich gesagt! Harrys Wangen wurden tiefrot, sein Herz hämmerte unkontrolliert gegen seine Brust. Unsicher beobachtete er die Reaktion des anderen. Sein Pate fuhr sich mit der einen Hand überrascht durch die dunklen Strähnen, während er mit der anderen am Ärmelsaum seiner Schuluniform nestelte. "Wow...", brachte der Animagus hervor. "Das... Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll..." "Du-du musst auch nicht gleich etwas dazu sagen", wandte Harry hektisch ein und gestikulierte dabei abwehrend herum. "Ich brauche nicht sofort eine Antwort!" "Hm... Ich weiß nicht, ob ich dir darauf überhaupt eine Antwort geben kann..." >Was?< Für einen Moment vergaß Harry zu atmen. >Warum ist er so ernst? Soll das etwa heißen...?< "Ich hab's nicht so mit Worten, ich bin ein Mann von Taten. Lieber sage ich gar nichts, bevor ich jemanden verletze oder ein Missverständnis erzeuge." Sirius seufzte schwer. "Es tut mir leid, Harry." Der Junge, der lebte, senkte betroffen den Kopf. "Es tut mir wirklich leid", raunte Sirius und umfasste fürsorglich Harrys Kinn. "...Aber ich muss dir leider auf andere Weise zeigen, dass ich dich ebenfalls liebe..." >Öhm... -hä?< Überrascht weiteten sich seine smaragdfarbenen Augen, als Harry mit sanfter Gewalt dazu gezwungen wurde, sein Gegenüber anzuschauen. Der Animagus lächelte ihn liebevoll aber auch neckend an, weil er den schwarzhaarigen Jungen soeben erfolgreich zum Narren gehalten hatte. "Du... du...?", stammelte dieser, wobei er wieder rot wurde. "Jepp", grinste Sirius. Seine Hand wanderte Harrys Hals entlang, gelangte zum Nacken, zog ihn näher an sich. "Ich sagte doch: Ich bin ein Mann von Taten..." Damit senkte er langsam seinen Kopf und kam Harry immer näher. Kurz vor dessen Lippen machte er jedoch noch einmal halt, öffnete seinen Mund und brummte: "...Aufwachen." Harry blinzelte. "Was?" "Aufwachen, sage ich! Los, beweg deinen Hintern, du Schlafmütze", polterte eine Stimme und Sirius verschwand aus seinem Blickfeld. Zurück blieb die gedämpfte Dunkelheit seiner geschlossenen Augenlider, durch die er die Helligkeit der Sonne wahrnehmen konnte. "A...ufwachen?" Verwirrt wälzte er sich herum, bis er schließlich auf dem Bauch liegen blieb. Er hatte geschlafen? Er hatte nur geträumt? "Mensch Ron, lass mich noch schlafen...!" Die Stimme grunzte missbilligend. "Erstens: Ich werde mir jetzt gar nicht erst die Mühe machen und fragen, wer zum Teufel 'Ron' ist... Und zweitens: Nein! Ich werde dich nicht weiterschlafen lassen!" Die Tatsache, dass diese ominöse Stimme ihn einfach nicht in Ruhe lassen wollte und ihn auch noch zum Aufstehen zwingen wollte, erfüllte ihn mit der lächerlichen Verzweiflung eines Morgenmuffels. Er war so besessen von dem Gedanken im Bett zu bleiben, dass ihm nicht einmal auffiel, dass es gar nicht Ron war, der ihn da wachquälte. "*Accio Decke*!" Mit einem Zischen wurde die warme, kuschelige Decke auf magische Weise von ihm heruntergezerrt. "Bitte-heee... Ich will schlafen", nuschelte er aus seinem Kissen hervor. "Haaach, jeden Morgen dasselbe Theater! Du bist ja noch schlimmer als James und Remus zusammen", wetterte die Stimme aufgebracht. "Na gut, wenn's nicht anders geht: *Rictusempra*!" "Waaaaaahhhhhhh!!!" Ein markerschütterndes Kreischen schallte durch den Schlafsaal der Sechstklässer als der Kitzelfluch Harry traf. Jeder, der noch geschlafen hätte, wäre spätestens jetzt wach (und halb taub) gewesen - doch Harry war der einzige, der es um diese Uhrzeit noch nicht aus den Federn geschafft hatte. "Wahaha... Ich... ich bin höllisch kitzlig... haha... Aufhören - BITTE!" "Nur wenn du aufstehst!" "Hihi... Ja! Ich tue *alles*..." Augenblicklich wurde der Fluch von Harry genommen, sodass er sich keuchend wieder auf den Rücken rollte. Seine Augenlider flatterten nach oben. Zuerst konnte er überhaupt nichts erkennen, denn das morgendliche Sonnenlicht stach grell in seinen Augen. Allmählich wurden die Konturen der Person, die an seinem Bettende stand, klarer. Grinsend, den Zauberstab in der rechten Hand, ein süffisantes Funkeln in den dunklen Augen, betrachtete sie ihn von oben herab. "Immer wieder nett anzusehen, wie hilflos du bei diesem Fluch bist! Das nächste Mal, wenn ich dich zu etwas überreden will, werde ich dir einfach einen 'Rictusempra' aufjagen!" Wütend richtete sich Harry in seinem Bett auf. "Sirius!" "Genau der bin ich! Ich an deiner Stelle würde mich jetzt endlich einmal in Bewegung setzen - oder willst du zu spät kommen?" >Zu spät...?< Harry zog einen verwirrten Flunsch. Wenn man ihn so abrupt aus dem Schlaf riss, dann war er meistens für die kommende halbe Stunde nicht ganz zurechnungsfähig. Zumal ihn der Anblick seines Patenonkels noch zusätzlich durcheinander brachte. Sirius schien seine verständnislose Miene richtig gedeutet zu haben, denn er verdrehte leicht die Augen und meinte: "Wir kommen zu spät zum Unterricht!" Unterricht... Unterricht! Mit einem Schlag war Harry hellwach. "Ach du Sch...! Wieviel Uhr ist es?" "Fast zu spät, würde ich sagen. Also beeil dich!" Grinsend ließ der Animagus seinen Zauberstab in seiner Schulrobe verschwinden. "Und zieh dir etwas mehr an!" Mit wackelnden Augenbrauen deutete er auf Harrys Boxershorts, die momentan dessen einziges Bekleidungsstück waren. Der Junge, der lebte, errötete und zog blitzschnell die Beine an sich heran, um die Arme darum zu schlingen. "Elender Spanner", knurrte er verlegen. "Ich und ein Spanner? Nie im Leben!" Sirius winkte ihm amüsiert zu, während er sich zum Gehen wandte und gut gelaunt flötete: "Ich warte unten!" * "Puuhh..." Noch immer saß Harry regungslos auf seinem Bett und legte seufzend den Kopf in den Nacken. Er wusste, dass er damit ein Zuspätkommen riskierte, aber einige Minuten der Orientierung musste er sich einfach gönnen. Obwohl es ihm mittlerweile mehr als bewusst war, konnte er nicht anders, als es sich jedes Mal nach dem Aufwachen von Neuem klar zu machen. Wo war er? >In der Vergangenheit von Sirius und meinen Eltern.< Was für ein Tag war heute? >Freitag.< Wie lange saß er jetzt schon in der Vergangenheit fest? >Sechs Tage.< Wie lange würde er wohl noch hier bleiben? >...< Sein inneres Frage-Antwort-Spiel, das morgens zur Routine geworden war, nahm an diesem Punkt stets ein schweigsames Ende. Er wusste darauf einfach keine Antwort (und ehrlich gesagt hoffte er auch, dass er darauf so bald keine finden würde). Abermals seufzte er, hob den Kopf wieder an. Er hatte tatsächlich schon eine knappe Woche hier verbracht! Dabei kam es ihm so vor, als wäre sein erster Tag im Hogwarts der Vergangenheit gerade gestern gewesen... [1] Nicht wenige hatten ihm neugierige Blicke zugeworfen, als er am Montag das erste Mal die Große Halle betreten hatte. Dumbledore hatte ihn in einer kurzen Ansprache der Schülerschaft vorgestellt und verkündet, dass Harry "Parker" von nun an als Gryffindor den Unterricht besuchen würde. Von der Amnesie und den mysteriösen Umständen, unter denen er aufgetaucht war, wurde kein Wort verloren. Stattdessen hatte der Schulleiter ihn dabei als James Potters Cousin bezeichnet (Woher er das schon wieder gewusst hatte?), was den meisten als Erklärung für die unübersehbare Ähnlichkeit auch genügte. Harry hörte bei dieser kurzen Rede jedoch nur mit halbem Ohr zu. Sein Blick streifte nervös durch die gesamte Halle, ließ seinen Magen ab und zu sich überrascht zusammenziehen, wenn er ein bekanntes Gesicht zu sehen glaubte. (Meistens waren es die jüngeren Versionen der Eltern von seinen Freunden, die er einmal auf King's Cross gesehen hatte.) Doch von einer Person konnte er seine smaragdfarbenen Augen nicht so schnell lösen: Severus Snape. Harry wurde mulmig zumute, als er das blasse, missmutige Gesicht seines zukünftigen Zaubertranklehrers wiedererkannte. Er hoffte, dass ihm eine Konfrontation mit dem schwarzhaarigen Slytherin so lange wie möglich erspart bleiben würde, und er hoffte noch viel mehr, dass Sirius und James ihn in Ruhe lassen würden. Harry hatte Glück. In den folgenden Tagen kam er noch nicht einmal in die Nähe von Snape. Sie hatten bisher noch keinen Unterricht mit den Slytherins gehabt, und ansonsten hielt Snape immer gehörigen Abstand zu ihnen - wahrscheinlich mit Absicht. Dafür hatte er einige "Konfrontationen" der ganz anderen Art. Zum einen war da Madam Pomfrey, zu der im Laufe der Woche gerufen wurde. Um einige Jahre jünger und frischer, aber keineswegs weniger fürsorglich, bestand sie darauf, ihn auf seine Amnesie hin zu untersuchen. Selbstverständlich war Harry wahnsinnig "begeistert" von dieser Idee, sodass eine Diskussion vom Zaun gebrochen wurde, die sich über eine viertel Stunde dahinzog. Schließlich drohte Madam Pomfrey damit, Professor Dumbledore zu rufen und sich notfalls die Anweisung direkt von ihm zu holen. Das brach Harrys Widerstand. Dumbledore oder Amnesietest - beides konnte ihn ja nur in die Enge treiben. Doch wenn er die Wahl hatte, dann würde er dem Schulleiter lieber aus dem Weg gehen. So machte er eine handvoll Tests mit, ließ mehrere Diagnosezauber über sich ergehen und musste sich Antworten für unzählige heikle Fragen zu seiner Erinnerung ausdenken - nur damit Madam Pomfrey zu einem einzigen Ergebnis kommen konnte: "Die Amnesie ist nicht durch Magie verursacht worden." Natürlich war da keine Magie im Spiel! Die einzige Ursache für Harrys Amnesie war seine eigene Phantasie gewesen. Im Grunde hätte er ihr das von vorneherein schon sagen und ihnen damit eine Menge Arbeit ersparen können. Doch da ihm das leider nicht vergönnt war, nickte bei der Feststellung der Krankenschwester einfach nur milde interessiert. Wie sich herausstellte, gehörten Amnesien, die auf "natürlichem Wege" zustande gekommen waren, zu den wenigen Krankheiten in der Zaubererwelt, die nicht durch Magie zu heilen waren. Soweit er Madam Pomfreys endlosen Vortrag richtig auslegte, lag dies wohl an der zu hohen Komplexität des menschlichen Gehirns. Gedächtniszauber waren in solchen Fällen eine riskante Sache, und so blieb der Magierschaft nichts anderes übrig, als es wie die Muggel zu machen: Abwarten, bis die Erinnerungen von selbst wiederkehrten. Etwas besseres hatte Harry nicht passieren können. Man konnte ihn nicht heilen - und freiwillig würde er bestimmt nicht "genesen". So konnte er sicher sein, dass er niemals gezwungen war, die Wahrheit oder eine erfundene Wahrheit erzählen zu müssen. Mit diesem Bewusstsein im Hinterkopf fühlte er sich gleich viel entspannter und konnte auch seinen neuen Freunden unbefangener gegenübertreten. Nicht, dass die Marauders und Lily es ihm irgendwie schwer machten, sich einzuleben. Im Gegenteil: Harry wurde von den fünf Gryffindors aufgenommen, als wäre er wirklich James' Cousin. Diese Tatsache überraschte ihn ein wenig, denn er wusste, wie unnahbar und geschlossen der Freundeskreis der Marauders gewesen war. Der erwachsene Lupin hatte ihm einmal selbst erzählt, dass sie zwar sehr beliebt gewesen waren, doch niemanden wirklich nahe an sich herangelassen hatten. Sie waren also eine Art V.I.P.-Club mit gerade einmal fünf Mitgliedern. Nichtsdestotrotz bemühten sich Lily und Remus, die beide Prefect waren, ihn so gut es ging in schulische Dinge einzuweisen. Der Werwolf gab ihm sogar bereitwillig seine Notizen der letzten Wochen, damit er den Unterrichtsstoff aufarbeiten konnte. Überhaupt waren die beiden die "Stimmen der Vernunft" unter den Marauders, während Sirius und James den kompletten Gegenpol bildeten und nur Unsinn im Kopf hatten. Mehrfach wurde Harry von dem Chaos-Duo schlicht und ergreifend mitgeschleppt, wenn sie wieder einmal einen Streich geplant hatten, um Argus Filch in den Wahnsinn zu treiben. Nach sechs Stinkbombenattacken, drei Toilettenflutungen, sieben Ausflügen in die Küche und einem Einbruch in Filchs Büro hatte Harry innerhalb einer knappen Woche mehr in seinem Strafregister angesammelt, als in seiner gesamten Schullaufbahn. Und Peter... nun ja, Harry konnte ihn nicht leiden. Das war schon immer so gewesen und das würde sich auch nicht ändern. Oft geriet er scheinbar grundlos mit dem Ratten-Animagus aneinander, weil er einfach dessen Gegenwart nicht ertrug. (Remus schob ihn dann meistens einfach mit sanfter Gewalt davon, ohne weiter darauf einzugehen.) Allmählich hatte er jedoch eine Taktik entwickelt, die ihm ganz gut dabei half, mit Wormtail umzugehen: Ignorieren. Das Leben mit den Marauders war also ziemlich verrückt - wenn nicht noch schlimmer. Vor allem eine Sache wurde Harry in diesen Tagen wirklich bewusst: James und Sirius hatten in Hogwarts den Status von Popstars (und waren wohl in gewisser Weise genauso selbstherrlich). Jeder, der näher mit ihnen zu tun hatte oder ihnen sogar ähnlich sah, wurde unweigerlich von diesem Glorienschein mitbeschienen. Da Harry sogar beide Kategorien zugleich vertrat, musste er sich bereits an seinem zweiten Tag einer Horde hingerissener Mädchen stellen. Diese waren nämlich hellauf begeistert, dass - nachdem James leider schon vergeben war - auf einmal ein "zweiter Potter" aufgetaucht war. Sirius und James beobachteten das Spektakel nur von weitem, amüsiert und auch ein wenig schadenfroh grinsend, Remus las desinteressiert in einem Buch, während Harry seine liebe Mühe und Not hatte. Schüchtern, wie er nun einmal war, konnte er sich kaum vor Fragen über sein Lieblingsessen, seine Vorstellungen von seiner Traumfrau, aber auch über seinen "Cousin", retten. Erst Lily setzte dem ein Ende, indem sie wütend angestiefelt kam, die Mini-Versammlung um Harry auseinanderscheuchte und offiziell verkündete, dass er von nun an unter ihrem persönlichen Schutz stehe. "Der Arme! Kaum hier, und schon wird er von allen Seiten belästigt! Jeder, der ihm unnötig auf die Nerven geht, bekommt es jetzt mit mir zu tun!" Herausfordernd funkelte Lily in die Runde, von der sich niemand ernsthaft widersetzen wollte. Evans war bekannt für ihren Gerechtigkeitssinn und ihr Temperament, welches, wenn man sie reizte, durchaus unangenehm für einen werden konnte. Nur eine engere Freundin der Rothaarigen meinte beleidigt: "Das ist gemein! Du hast doch sowieso schon James, da kannst du uns zumindest Harry überlassen..." "So ein Unsinn! Das hat doch nichts damit zu tun. Ich fühl mich eben verantwortlich für ihn." Daraufhin brummte sie etwas, das verdächtig nach "wie ein kleiner Bruder" klang, während Harry vor Verlegenheit wieder einmal rot wurde. [1*] Soweit also zu seiner ersten Woche in der Vergangenheit. Abgesehen von den kleinen Patzern mit Mme. Pomfrey, Wormtail und den Fan-Girls, hatte er sich relativ gut mit seinem neuen Leben abgefunden. Wobei "abfinden" eigentlich schwer untertrieben war... "Genießen" traf es da wohl eher, wenn er nicht schon begann, es zu *lieben*. Er hatte auf einmal all das, was er niemals gehabt oder verloren hatte: Er konnte Zeit mit seinen Eltern verbringen, sie endlich näher kennenlernen... >...und ich habe Sirius wieder...< Der Schwarhaarige lächelte in sich hinein, während er noch immer auf seinem Himmelbett im wärmenden Licht der Morgensonne saß. "HARRYYY! WIR KOMMEN ZU SPÄT!" Sirius' ungeduldiges Brüllen dröhnte von Gemeinschaftssaal zu ihm nach oben und sorgte dafür, dass er innerhalb weniger Sekunden wieder aktiv wurde und mit einem schnellen Satz vom Bett sprang. >Dieser Kerl ist einfach unmöglich...< "Bin schon unterwegs!", rief er genervt zurück, doch auf seinem Gesicht machte sich ein glückliches Grinsen breit. * "...Zaubereiministerium... Torbögen... Parallelwelt... Vergangenheit... Komm schon... Gib mir *irgendetwas*..." Harry schritt langsam die Regalreihe hinunter, sein Finger fuhr mit leichtem Druck die unzähligen Buchrücken entlang. Titel wie "Kräuterkunde der Vergangenheit" oder "Transfiguration-Lernhilfe - Durchschreiten sie das Tor zum Erfolg" enthielten zwar die gesuchten Worte, waren es aber nicht einmal ansatzweise Wert stehenzubleiben. Obwohl er erst seit einer halben Stunde in der Bibliothek war, begann er es bereits zu ahnen: Keines dieser Bücher würde ihm weiterhelfen. Mit einem resignierten Brummen ließ er sich auf eine der Holzbänke fallen. Die Bibliothek war verlassen. Nur ein Mädchen, das an einem der vielen, länglichen Tische in einem gigantischen, verstaubten Buch las, saß ein paar Meter von ihm entfernt . Die meisten der Schüler befanden sich gerade in der Großen Halle, denn es gab Mittagessen. Harry hatte heute jedoch extra darauf verzichtet, um in Ruhe - und vor allem *alleine* - über seine gegenwärtige Situation zu recherchieren. Der schwarzhaarige Junge hatte es zwar die ganze Woche lang zu ignorieren versucht, doch die Dringlichkeit des Ganzen hatte ihn inzwischen eingeholt. Er konnte nicht einfach blauäugig in der "Vergangenheit" weiterleben, ohne zu wissen, was es damit auf sich hatte. - Er wusste ja nicht einmal, ob er tatsächlich in der Vergangenheit war. Der weiße Torbogen. Das war sein einziger Anhaltspunkt, der ihn aber bisher zu keinem nennbaren Ergebnis geführt hatte. >Was habe ich auch anderes erwartet? Der weiße Torbogen steht bestimmt nicht ohne Grund in der Mysteriumsabteilung des Ministeriums.< Harry dachte daran, was er in dieser Abteilung alles für seltsame Dinge gesehen hatte: Gehirne, Prophezeiungen und - er konnte sich nicht gegen ein leichtes Schauern wehren - der schwarze Torbogen. Diese Abteilung stand unter so strenger Geheimhaltung, dass ihre Mitarbeiter sogar die "Unsäglichen" [2] genannt wurden... Diese Abteilung erforschte nicht nur Mysterien, sie war selbst eines. Sehnsüchtig starrte Harry zum abgesperrten Türbogen, über dem in goldenen Lettern "Verbotene Abteilung" prangte. Unter den normalen Büchern war vielleicht nichts zu finden, aber dort... Natürlich wäre es selbst im verbotenen Bereich ungewöhnlich, tatsächlich Bücher über die geheimste Abteilung des Zaubereiministeriums aufzufinden - doch die Chancen standen auf jeden Fall besser, als in dem Bereich, der allen Schülern zugänglich war. Abgesehen davon würden Informationen über Vergangenheitsreisen dort sicher zu aufzustöbern sein. Ein Jammer, dass es seinen Tarnumhang in dieser Welt nicht gab. Das hieß: Es gab ihn schon, nur gehörte er Harry nicht. Vielleicht würde er James fragen, ob er ihm den Umhang einmal lieh... ~...rry!~ Flimmern. ~Harry!~ Schlagartig richtete Harry sich kerzengerade auf und starrte zwischen die Regalreihen. Die Luft dort schien dichter zu werden, sich in unsteten Wellen zu schlängeln. ~...ry, bitte! Wenn du ... hörst, ... antworte...!~ Ein Schatten... ein *menschlicher* Schatten... ~... du bist... wir... keine Zeit verlieren...~ Für die Dauer eines Herzschlages wanderte der Blick von Harrys Smaragdaugen zu dem Mädchen in seiner Nähe. Die Stimme war geisterhaft, heiser, schwer verständlich, jedoch nicht unbedingt leise. Die Schülerin müsste sie doch auch hören - aber das tat sie augenscheinlich nicht. Als er wieder auf die voherige Stelle blickte, war das Flimmern verschwunden. Wie beim letzten Mal, als er die Stimmen gehört hatte, deutete nichts mehr auf die seltsame Erscheinung hin. "Was...?" Als das Flimmern erschienen war, hatte er sich vollkommen angespannt, doch nun fühlten sich seine Beine weich wie Butter an. Kraftlos ließ er sich wieder auf die Bank sinken. >Schon wieder ist es passiert... Genau wie an meinem ersten Tag...< Was war das nur gewesen? *Wer* war das gewesen? Denn dass es ein Mensch gewesen war, hatte er diesmal genau erkennen können. Ein Mensch, groß, wahrscheinlich in dunkelrote Roben gehüllt, mit etwas Weißem... Ein Bart? Dumbledore... Das Bild seines Schulleiters kam ihm in den Sinn und er musste feststellen, dass gewisse Dinge durchaus übereinstimmten. Versuchte er womöglich mit ihm, Harry, Kontakt aufzunehmen? Harry hatte bis jetzt nicht oft an seine richtige Welt gedacht. Zum einen, weil er schlichtweg zu abgelenkt gewesen war, zum anderen, weil er nicht wollte. Sich Gedanken um die Realität zu machen bedeutete, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, was er dort hinterlassen hatte. Chaos? Besorgte Menschen, die nicht wussten, was ihm zugestoßen war? (Unwillkürlich blitzte die Vorstellung von Hermione, Ron und einer aufgelösten Mrs. Weasley in seinen Gedanken auf.) Oder... Trauer? Weil er vielleicht ebenso unwiderruflich verschwunden war wie Sirius? Er schluckte. >Ich bin aber nicht tot... Ich glaube kaum, dass Totsein sich so lebendig anfühlen würde!< Sirius und sein Vater sahen allerdings auch eher quicklebendig aus, als nach irgendetwas anderem... Also was war nun wirklich mit ihm geschehen? Wo, bei Merlin, war er? In seinem Kopf begann es zu pochen, als er in seinem Kauderwelsch aus Gedanken wieder am Anfang angelangt war. Er musste endlich herausfinden, ob dies die Vergangenheit war oder nicht, sonst würde er nicht weiterkommen! Seufzend beschloss er, die Recherche auf sich beruhen zu lassen. Er wusste, dass er heute nicht mehr viel erreichen würde, zudem würde der Unterricht bald weitergehen. Sie hatten Zaubertränke - zusammen mit den Slytherins. Der Gedanke an die bevorstehende Doppelstunde verstärkte das Pochen in seinem Schädel. Zum ersten Mal würde er dem jungen Severus Snape von Nahem gegenübertreten. Wie würde er reagieren? Würde er überhaupt reagieren? Und... würden Sirius und James den Slytherin in Ruhe lassen? Harry hatte ein ungutes Gefühl. Und das zu Recht. * "Wo bleibt Harry nur?" Schmollend verschränkte Sirius die Arme hinter dem Kopf, während er neben James in die Kerker hinuntertrottete. Remus war mit Peter noch in der Großen Halle geblieben, weil er dem Ratten-Animagus etwas in Verwandlung erklären musste, das dieser nicht verstanden hatte. "Warum? Sehnsucht?", fragte Prongs neckend und stieß seinem Freund einen Ellenbogen in die Seite. Ein ironischer "Haha, wie witzig"-Blick traf ihn, bevor Sirius achselzuckend antwortete: "Der Unterricht fängt schließlich gleich an, da kann man sich schon fragen, warum er so lange braucht. Vielleicht hat er sich ja verlaufen?" Natürlich glaubte Sirius nicht, dass Harry sich tatsächlich verlaufen könnte. Im Laufe der Woche hatte ihr neuer Freund mehrmals unbeabsichtigt gezeigt, dass er sich in Hogwarts auskannte: Er hatte Stolperstufen übersprungen, von denen er eigentlich nicht wissen konnte, dass sie da waren, er fand Klassenzimmer ohne nach der Richtung zu fragen, und er wusste, wo die Bibliothek war, obwohl sie ihm diese noch gar nicht gezeigt hatten. Sirius hatte es inzwischen aufgegeben, sich darüber zu wundern und es als gegeben genommen. Woher Parker das alles wusste, interessierte ihn allerdings immer noch... "Harry und Verlaufen?" Skeptisch wanderte Prongs' linke Augenbraue nach oben. Auch ihm war Harrys problemlose Orientierung im Schloss nicht entgangen. "Das glaubst du doch selbst nicht! Du willst doch nur von den Tatsachen ablenken!" "Welche Tatsachen?" James begann zu grinsen, während sie in einen den Gang einbogen, der zum Zaubertränke-Klassenzimmer führte. "Dass dir langweilig ist, weil dein neues Spielzeug nicht da ist!" "Spielzeug?!", stieß der Hunde-Animagus empört hervor. "Du meinst jetzt aber nicht Harry, oder?" "Doch", lachte Prongs. "Deine liebste Beschäftigung letzte Woche war es, Harry auf Trab zu halten und ihn bei unseren 'Ausflügen' mitzuzerren. Du gönnst ihm ja kaum eine Verschnaufpause... Und jetzt, wenn er einmal nicht da ist-" Der Schwarzhaarige Gryffindor schnippte mit den Fingern. "-ist dir langweilig!" "Das-ist-nicht-wahr!", maulte Padfoot. "Ist es wohl. Du hast dich diese Woche ja noch nicht einmal mit Snivelly angelegt!" Ein triumphierendes Lächeln breitete sich auf James' Gesicht aus. Er wusste, dass er seinen besten Freund damit ausgestochen hatte. Sirius ließ normalerweise keine Gelegenheit aus, einen Streit mit Severus Snape anzufangen. Die Tatsache, dass er es seit fast einer Woche doch nicht getan hatte, bestätigte seine "Spielzeug-Theorie". Es war im Übrigen keine Abschätzigkeit, die ihn Harry als Spielzeug bezeichnen ließ. Er wollte damit nur zeigen, wie sehr Sirius offenbar einen Narren an ihrem neuen Freund gefressen hatte. "..." Padfoot holte Luft, setzte zu einer Antwort an, brach dann aber wieder ab. Er seufzte geschlagen. "Ich bin eben ein Mensch, der Unterhaltung braucht...", brummte er zur Verteidigung. "Und irgendwer muss sich ja um Harry kümmern. - Und mit 'kümmern' meine ich nicht diese Strebererziehung, die Moony und deine hochgeschätzte Freundin veranstalten!" James konnte daraufhin nur noch mehr lachen. "Wer weiß...? Vielleicht ist es ja noch etwas mehr als Unterhaltung, das du bei Harry suchst?", mutmaßte er, seine Augenbrauen wackelten anzüglich auf und ab. Das war ein Fehler. Er wusste es sofort, als Sirius' Gesicht innerhalb eines Sekundenbruchteils verschlossen wurde, und er verpasste sich in Gedanken eine Ohrfeige dafür. Wie hatte er so unsensibel sein können? "Du weißt, dass das lächerlich ist", antwortete Sirius plötzlich mit bissiger Kälte, die aber mehr an sich selbst gerichtet schien. "Ich interessiere mich bestimmt nicht auf *diese* Art für ihn... das weißt du genau..." >Ja, das weiß ich<, dachte Prongs bedrückt. >Besser wie jeder andere...< Schweigend bogen sie in einen weiteren Gang. Er hatte erwartet, dass der Hunde-Animagus nun schlecht gelaunt bleiben würde, doch kaum waren sie um die Ecke gebogen, stahl sich ein unheilvolles Grinsen auf dessen Gesicht. "Sieh an, wen haben wir denn da?" Sirius nickte mit dem Kinn in Richtung eines schwarzhaarigen, bleichen, hageren Jungen der in die Lektüre einer leicht zerfledderten Schriftrolle vertieft zu sein schien. "Da Harry ja nicht da ist, um meine Langeweile zu vertreiben, muss ich mich wohl mit *ihm* zufrieden geben", murmelte er aus dem Mundwinkel zu James. Sein Grinsen wurde noch ein wenig breiter und Prongs hatte das Gefühl, dass sein Freund das mit Absicht tat, um die vorherige Situation zu überspielen. "Hey , Snivellus!" Severus Snape zuckte beim Klang der frotzelnden Stimme leicht zusammen, doch er fing sich schnell wieder. "...Black. Natürlich. Ich hatte schon 'Sehnsucht' nach dir." Er rollte die Pergamentrolle zusammen, packte sie sorgsam zurück in seine Schultasche, bevor er mit einem zynischen Lächeln knurrte: "Eine Woche... Was hat dich so lange aufgehalten, mich mit deiner Existenz zu belästigen? - Oder sollte ich eher fragen wer?" Der Slytherin wandte sich den beiden völlig zu. Er wollte keinem von ihnen auch nur ansatzweise den Rücken kehren, weil das ein Risiko bedeutete. Eine mögliche Schwäche. Eine potentielle Chance für seine Gegner, ihn zu demütigen... "Das hat dich nicht zu interessieren, Schleimbeutel", erwiderte Sirius bissig grinsend. "Die Hauptsache ist doch, dass ich mich jetzt wieder 'um dich kümmere', oder? Wie wäre es, wenn wir mal wieder nachsehen, wie es unter deiner Uniform aussieht? Ich hoffe, du hast deine Unterhosen inzwischen gewaschen..." Ein paar der umstehenden Schüler kicherten. "Ich habe gesehen, eure arrogante Weltverbesserer-Bande hat Zuwachs bekommen", sagte Snape, die vorige Bemerkung ignorierend, doch in seinem Innern spannte sich jeder Muskel an. "Falls du von Harry redest... Ja, er gehört jetzt zu uns." "Ich nehme mal an, dass er auch der Grund ist, dass du in der vergangenen Woche so beschäftigt warst, Black? Du musstest dem Neuen bestimmt zeigen, wie man sich am besten in den Mittelpunkt stellt... oder wie man Ärger macht und trotzdem ständig davonkommt..." Sirius knirschte verärgert mit den Zähnen. Wollte er anfangs von seinem unangenehmen Gespräch mit James ablenken, so war er jetzt schon wieder beim selben Thema angelangt. Die Tatsache, dass Snape ungewollt genau diesen Nerv getroffen hatte, weckte die Streitsucht in ihm. "Ich wüsste nicht, was dich das anginge, Snivelly", mischte sich James nun ein. Er bedachte den Slytherin mit einem kühlen Blick. "Außerdem solltest du nicht solche dreckigen Worte über uns oder Harry in den Mund nehmen, sonst müssen wir dir wieder einmal den Mund ausspülen!" Wieder murmelten und kicherten einige der Beobachter, denn jeder dachte daran, wie Sirius und James am Ende des vergangenen Schuljahrs aus Snapes Mund Seifenschaum hatten quellen lassen. Dieser schluckte wütend und unangenehm berührt, konnte sich eine abfällige Antwort jedoch nicht verkneifen. Er wusste nicht einmal, warum er so sehr in die Offensive ging, denn das konnte nur in Schwierigkeiten für ihn enden. Auch wenn die Attacken der Marauders abgenommen hatten, seit Potter mit Evans ausging, war James (in Kombination mit Sirius) für ihn noch immer ein Übel der schlimmsten Sorte. Vielleicht lag seine Aggressivität einfach daran, dass ihn das Erscheinen eines zweiten Potter-Verschnitts in leichte Panik versetzt hatte - auch wenn er das nie offen zugeben würde. "Doppelt Potter" assoziierte er mit doppeltem Terror, doppelter Demütigung, doppelter Misere. "Dein Cousin hat es ebenso verdient wie du, Potter, wenn ich schlecht über ihn rede! Er ist doch kein Stück besser als du! Wie er durch die Gänge stolziert... genauso arrogant, genauso falsch, genauso selbstverliebt!" "Wage es ja nicht, schlecht über Harry zu reden!!!" Sirius hatte seinen Zauberstab gezogen, noch bevor James überhaupt reagieren konnte. "Ja, dass *du* dich für Parker einsetzt, wundert mich nicht...", schnarrte Snape boshaft. "Na, Black? Du müsstest eigentlich froh sein, dass jemand wie er aufgetaucht ist!" Er machte eine kurze, theatralische Pause, in der er James mit einem öligen Lächeln bedachte. Dieser sog kaum merklich die Luft ein, als er erkannte, was dahintersteckte. Alarmiert schaute er zu Padfoot, der die Augen inzwischen zu Schlitzen verengt hatte. "Pass auf, was du sagst, Snivellus...", zischte der Hunde-Animagus mit einem Mal gefährlich. Snape allerdings achtete nicht darauf sondern fuhr im gleichen Tonfall fort: "Was denn? Immer noch nicht darüber hinweg? Na ja, dann hast du ja Glück. Vielleicht klappt es diesmal besser. Oder hast du tatsächlich vor, dein ganzes Leben lang deinen alten Illusionen nachzujagen? - Pff... du bist so erbärml-" Der schwarzhaarige Slytherin kam nicht dazu, weiterzureden, denn ein lautstark gebellter Schleuderfluch riss ihn von den Füßen. Er wurde mehrere Meter weit durch die Luft gewirbelt, bis er mit dem Rücken an die steinerne Kerkerwand prallte. Mit einem dumpfen Stöhnen sank er in sich zusammen. [3] Keuchend stand Sirius noch immer mit erhobenem Zauberstab da, hatte Snape mit loderndem Blick fixiert. Er hatte offensichtlich eine Menge Kraft in diesen Fluch gesteckt und wohl auch ganz bewusst so gezielt, dass der schwarzhaarige Slytherin derartig schmerzhaft aufkommen würde. Nicht wenige sahen ihn erschrocken an. Sirius Black war dafür bekannt, dass er mit Snape auf Kriegsfuß stand und ihn auch schon mehr als einmal in aller Öffentlichkeit gequält hatte. Doch er wurde nie brutal. Demütigungen, Beleidigungen, erniedrigende Zaubersprüche... Das war man von ihm gewöhnt, aber verletzende Angriffe direkt auf den Körper von anderen hatte man bei ihm noch nie erlebt. "Padfoot..." James legte beruhigend eine Hand auf die Schulter seines Freundes, als dieser sich noch immer nicht rührte. Snape lag ächzend am Boden. "*Sirius*... Komm... Lass uns gehen..." Prongs verstärkte seinen Druck auf Sirius' Schulter, zog ihn langsam vom Geschehen fort. In dieser Situation war es besser, wenn sie Zaubertränke schwänzten. Remus würde sich schon irgendeine passende Ausrede für sie einfallen lassen. "Komm..." Sein bester Freund hatte die Nerven verloren und er konnte es ihm nicht wirklich verübeln. Snivellys Bemerkung war weit unter der Gürtellinie gewesen. Padfoot quälte sich schon so lange damit, und hätte James es gekonnt, dann hätte er es ohne zu zögern beendet. Es wäre viel besser - für sie beide... "Potter, Black, passt auf!", rief plötzlich ein Mitschüler. Kurz darauf hörten sie hinter sich ein mit schwerer Stimme geknurrtes "*Stupefy*!". Ein leichtes Prickeln im Nacken hatte ihn bereits gewarnt, dass es noch nicht vorbei war. James spürte den Schockzauber von hinten auf sie zurasen, hatte innerhalb eines Augenschlags seinen eigenen Zauberstab gezogen und war noch nicht einmal halb umgedreht, als er zu einem Gegenfluch ansetzte. "*Prot-*" "*Protego*!" Der Schockzauber zerstob in einem roten Funkenmeer, als er auf eine unsichtbare, kuppelförmige Barriere traf, die ihn und Padfoot einhüllte. Eine zweite Stimme war ihm mit dem Schildzauber zuvorgekommen - und es war definitiv nicht Sirius, denn der war noch immer so aufgewühlt, dass er sich erst jetzt umgedreht hatte. James hatte jedoch nicht die Zeit, sich nach der anderen Person umzusehen, denn Snape, nun wutentbrannt, hatte bereits einen neuen Zauber auf den Lippen. Der Gryffindor musste schnell handeln, wenn sie innerhalb der nächsten Sekunden nicht ebenfalls von den Beinen gefegt werden wollten. "...*EXPELLIARMUS*!!!", schrie er aus voller Kehle, im Hinterkopf registrierte er noch, dass die andere Stimme es ihm gleichtat. Die Wucht der kombinierten Zaubersprüche riss den schwarzhaarigen Slytherin zum zweiten Mal in Folge vom Boden, ließ ihn abermals durch die Luft schleudern. Zwar landete Snape nicht ganz so hart an der Wand, trotzdem verlor er diesmal das Bewusstsein. "Sirius! James! Ist euch etwas passiert?" Die zweite Stimme klang aufgeregt, Schritte hallten näher. "Harry!", brachte James erstaunt hervor, als er feststellte, dass es sich um ihren neuen Freund handelte. "Was machst du hier?" Sirius betrachtete den Jungen mit der Brille ebenfalls ziemlich überrascht, doch in seinen dunklen Augen lag noch etwas anderes, das schwer zu deuten war. Eine Mischung aus Verwirrung, Anerkennung und dem Eindruck, als hätte er soeben etwas Außergewöhnliches erkannt. "Ich habe Unterricht, falls du das vergessen hast", erwiderte Harry ein wenig außer Atem. "Was ist passiert? Warum wollte Snape euch hinterrücks angreifen?" Plötzlich schien er unsicher zu werden. "Ihr... habt ihn doch nicht - äh, provoziert...?" "Wie kommst du darauf...?" James' Stirn kräuselte sich in Falten. Nicht, dass diese Frage abwegig gewesen wäre - sie entsprach schließlich den Tatsachen -, doch woher konnte der andere das wissen? Harry hatte bisher noch nichts von der Feindschaft zwischen ihnen und dem schwarzhaarigen Slytherin mitbekommen. Dennoch hatte er die Frage so gestellt, als hätte er damit gerechnet, dass sie den Streit angezettelt hatten... "Parker! Potter! Black! *Was* zum Teufel ist hier passiert?!" Eine hochgewachsene Frau mittleren Alters in nachtblauen Roben eilte auf sie zu. "Professor Storm!" >Oh nein, nicht auch noch *die* ...< Genervt fuhr sich Prongs durch das schwarze, wirre Haar, bevor er Harry aus dem Mundwinkel zumurmelte: "Du bist still, ich regle das alleine..." Harry nickte widerstandslos. Er hatte Professor Viola Storm, die Lehrerin für Zaubertränke, bereits einige Male am Lehrertisch oder auf den Gängen von Hogwarts gesehen, doch er konnte nicht einschätzen, wie ihre Einstellung zu ihren Schülern war. Einerseits umgab sie eine Aura der Strenge, andererseits hatte er sie noch nie sinnlos Punkte abziehen sehen. Der Junge, der lebte, hoffte nur, sie wäre nicht so wie Snape, denn dann hätten sie definitiv ein Problem. Die Lehrerin kniete kurz neben dem bewusstlosen Slytherin, stellte fest, dass er ohnmächtig war, und wandte sich dann mit blitzenden, bernsteinfarbenen Augen an die drei Gryffindors. "Was haben sie mit Snape angestellt?" "Eine..." James' haselnussbraune Augen wanderten kurz unsicher zu seinem Freund, der noch immer vor unterdrückter Wut zitterte. Sirius hatte den Streit zwar begonnen, doch er würde ihn bestimmt nicht in die Pfanne hauen. Jetzt und auch sonst nie. "...eine Meinungsverschiedenheit, Professor. Meine Schuld." Storms Augen verengten sich zu misstrauischen Schlitzen bei James' Antwort. Ihr Blick wanderte kritisch zu Sirius, der verbissen auf einen Punkt an der Wand starrte und scheinbar gar nichts dazu sagen wollte. Sie war natürlich mit den Feindlichkeiten zwischen Black, Potter und Snape vertraut und sie konnte sich nicht vorstellen, dass Potters bester Freund bei einem Streit nicht mitgemischt hatte. "Ganz allein Ihre Schuld, Potter...? Sind Sie sich da sicher?" "Ja", log er ohne mit der Wimper zu zucken. "A-aber...!" Prongs und Professor Storm starrten Harry beide gleichermaßen scharf an, als er stotternd zu einem Widerspruch ansetzte. Er war zwar nur beim Ende der Auseinandersetzung dabei gewesen, aber an Snapes K.O.-Schlag war er zu 50% mitschuldig. Er würde das garantiert nicht alleine auf seinem Vater sitzen lassen! Doch dieser blickte ihn gerade mit einer solch warnenden Eindringlichkeit an, dass er nicht weitersprach. "Mister Parker?" Die Zaubertränkelehrerin räusperte sich ungeduldig. "Wollen Sie mir etwas sagen?" "Äh- ich... " Harry fuhr sich nervös durch die Haare. "Also, ich... wollte nur sagen, dass zu einem Streit immer zwei gehören. Ja, genau... zwei. Also sollten Sie die Schuld nicht nur bei James alleine suchen." >Das war im Grunde die umständliche Ausdrucksweise für: 'Snape muss auch bestraft werden!'<, dachte James und konnte sich ein leises Schmunzeln nicht verkneifen. "Das lassen Sie einmal meine Sorge sein, Mister Parker... Und nun zu Ihnen, Mister Potter" - Storm richtete ihre bernsteinfarbenen Augen verärgert auf James - "Ich möchte gar nicht die genaueren Umstände wissen. Sie dürfen allerdings heute bei mir Nachsitzen, wenn Sie darauf bestehen, alleine Schuld an diesem Vorfall zu haben. Nach dem Unterricht sehe ich sie bei mir in den Kerkern. Und natürlich fünfzig Punkte Abzug für Zaubern auf dem Gang und Verletzen eines Schülers." Harry schluckte, aber sein Vater wandte gleichgültig den Blick zur Kerkerdecke. "*Mobilcorpus*." Storm deutete mit der Spitze ihres Zauberstabes auf den bewusstlosen Severus Snape, der sich daraufhin wie von Geisterhand in die Luft erhob, als läge er auf einer unsichtbaren Trage. "Mister Parker, bringen Sie ihn bitte zu Madam Pomfrey. Wissen Sie, wo der Krankenflügel liegt?" Harry nickte benommen und übernahm die Kontrolle über den schwebenden Snape. Er warf noch einen letzten Blick hinter sich zu den zwei anderen Gryffindors, doch sein Vater hatte Sirius schon am Handgelenk gepackt und zog ihn schweigend zum Unterrichtsraum. Gedankenverloren dirigierte der Schwarzhaarige mit seinem Zauberstab Snape durch Hogwarts' Gänge. Er wusste nicht, was er von diesem Vorfall halten sollte. Irgendwann hatte es so kommen müssen, das war ihm klar. Auseinandersetzungen zwischen Sirius, James und Snape waren praktisch vorprogrammiert. Doch Harry hatte es sich nicht *so* vorgestellt. Er hatte nicht erwartet, einen Snape zu beobachten, wie dieser seinen Vater und seinen Paten unfairerweise von hinten angriff. Es mochte vielleicht seltsam klingen, aber er hatte eher mit der umgekehrten Situation gerechnet. >Sirius und Dad haben sich in ihrer Jugend schließlich ziemlich mies verhalten...< Natürlich kannte er nicht die genauen Umstände des Streites und das verunsicherte ihn. Er hatte beinahe reflexartig eingegriffen, als er seine beiden Freunde in Gefahr gesehen hatte. Doch vielleicht war das ein Fehler gewesen? Zwei gegen einen war immerhin auch nicht sehr fair. Und Severus Snape hatte die beiden bestimmt nicht grundlos angreifen wollen... Harry musterte seinen bewusstlosen, jungen Zaubertränkelehrer. In dem schwarzen, halblangen Haar glänzte es dunkel und feucht und er wurde den Verdacht nicht los, dass es sich dabei um Blut handeln könnte. Mit einem unangenehmen Ziehen im Magen konzentrierte er sich wieder auf die Gänge und warf auf dem ganzen Weg zum Krankenflügel keinen einzigen Blick mehr auf den schwebenden Slytherin. Beyond the veil VI, Ende Argh, dieser Streit war schwierig... Snape ist viel zu angriffslustig (im Vergleich zu Buch 5/Snape's worst memory!), aber irgendwie konnte ich es nicht anders hinbiegen... Nehmen wir einfach mal an, er hat sich in die Enge getrieben gefühlt oder so, ja? Ich glaube, allmählich werden meine Andeutungen bezüglich Sirius deutlicher, oder? *geheimnisvoll grins* Im letzten Teil ist es ja niemandem aufgefallen, aber jetzt müsstet ihr eine Ahnung haben... Ihr dürft euch übrigens auf das nächste Kapitel freuen (denke ich)... Da wird es witzig werden... *hihi* [1] und [1*] Hier beginnt eine Art Rückblende; Harry lässt die Geschehnisse der Woche noch einmal Revue passieren. Beim Sternchen ist die "Rückblende" zu Ende. [2] Stimmt das? Sorry, aber wenn's um die deutschen Ausdrücke geht, bin ich immer ziemlich ratlos. [3] Wenn ihr Snape-Fans seid: Tut mir leid, dass er diemal so schlecht davonkommt! *bows* Aber irgendwann wird sich das Blatt auch noch wenden, versprochen! Antworten zu den Kommis: @ Wasserhexe: Macht nix, dass du dir Zeit gelassen hast (ich kann's verstehn, wenn man viel zu tun hat!), hauptsache, du bist jetzt wieder dabei! *g* Schön, dass ich deinen Geschmack wieder getroffen habe, aber die Lösung des Torbogen-Rätsels wird wohl erst gaaaaanz am Schluss kommen! (*evil grin* Muss doch die Leser hinhalten!) @kusakabe_marron: Und noch ein neuer Leser! *quietsch* ^^ Es ist toll, wenn ich die Charas so hinbekommen habe, wie du sie dir vorgestellt hast! *g* @ shiningxdragonXD: Yuppie! Ein neuer Leser! Schön, dass dir meine Fic gefällt und danke für den Hinweis (wegen ZAG und UTZ)! ^^ Bei deutschen Begriffen steh ich etwas auf dem Schlauch, weil ich nur noch die engl. Ausgaben lese! @ Blader-Ray: Wow, ich habe einen männlichen Leser! *jubel* Das freut mich jetzt aber! Toll, dass dir meinen Fic gefällt, ich hoffe, das bleibt auch weiterhin so! ^^ @ Senania: ^__________^ Danke für den Ansporn! Ich bemühe mich! @ Tamaryn12: Harry und Sirius in einem Bett? Ja, nette Vorstellung... ^^ Da kommt sogar etwas in der Art im nächsten Chap! *grins* @ Mione89: OK, ich denke jetzt habe ich deinen Gedankengang verstanden... ^^ Ich bin in solchen Dingen eigentlich ähnlich eingestellt wie du: Respekt vor den Toten, auch wenn's "nur" Buchcharas sind! Die Frage ist eben nur, wo man die Grenzen zieht... und ich glaube, eine Geschichte über Harrys junge Eltern zu schreiben fällt noch nicht unter Grabschändung. Wobei... *an das geplante Ende denkt* Ich frage mich gerade, ob das Ende für dich unter Grabschändung fallen würde... ^-^° Kapitel 7: Diskussionen und Ideen --------------------------------- Beyond the veil Teil VII: Diskussionen und Ideen Autor: Aya Malfoy Rating: PG-13 Warnings: slash, OOC (?), dieser Teil ist LANGWEILIG! ICH BIN SPÄT DRAN - wieder mal!!! T-T Ich hoffe, ihr könnt mir nochmal verzeihen! *tief verbeug* Ihr dürft mir übrigens gratulieren: Ich habe es mal wieder geschafft, mich selbst zu übertreffen! Ich habe noch nie so wenig Handlung auf so viele Seiten gepackt! -_-° (Mein Schreibstil wird immer gedehnter... Ich sollte mir das abgewöhnen!) Wieder mal VIELEN DANK für die lieben Kommis, ihr seid die BESTEN! Ich habe eure Geduld gar nicht verdient! *blush* Und keiner hat rausbekommen, was hinter den Andeutungen gesteckt hat! *diebisch freu* Na ja, im nächsten Teil sind wieder eine Menge neuer Anspielungen... vielleicht dann? Disclaimer: Nope. Nix mir. Beta-Leser: Laix und Lina-Chi! Besonders an Laix diesmal ein Special Thx, denn sie hat mir die Idee für die Party gegeben. BEYOND THE VEIL VII: Diskussionen und Ideen Als Harry wieder in die Kerker zurückkehrte, war der Zaubertränkeunterricht schon in vollem Gange. Professor Storm hatte die Instruktionen für einen äußerst komplizierten Heiltrank an die Tafel gezaubert und die Schüler waren bereits damit beschäftigt, die ersten Zutaten kleinzuschneiden und in die Kessel zu geben. Da James bereits mit Sirius, und Remus mit Peter zusammen arbeitete, gesellte sich Harry zu Lily. Er hätte zwar gerne mit seinem Vater oder seinem Paten über den Vorfall mit Snape gesprochen, doch darauf musste er wohl bis nach der Stunde warten. Zum Glück war Lily - was schulische Dinge betraf - Hermione ziemlich ähnlich, und so ließ sie ihm nicht viel Zeit, seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Sie erklärte ihm ausführlich, worum es bei diesem Trank ging, scheuchte ihn immer wieder nach vorne, um frische Zutaten zu besorgen, und natürlich ermahnte sie ihn, sich nebenbei alles Wichtige für eine spätere Wiederholung zu notieren. Als eine Stunde später der Schulgong ertönte, war Harry regelrecht froh darüber, dass der Unterricht damit beendet war. Seine Mutter mochte ja eines der nettesten Mädchen sein, das er kannte, aber Gruppenarbeit? Nie wieder! Lily war in dieser Hinsicht genauso stressig wie Hermione mit ihren Pauk-Abenden! Achtlos schmiss der Schwarzhaarige Pergament und Feder in seinen Kessel, verabschiedete sich mit einem kurzen "Bis später" bei Lily und beeilte sich anschließend zu James zu gelangen. Er war nur noch wenige Schritte von seinem Vater entfernt, als er plötzlich von hinten am Kragen gefasst wurde. Mit sanfter Bestimmtheit wurde er an James vorbei aus dem Klassenzimmer geführt und erst draußen wieder losgelassen. "Sirius, was soll denn das?", meckerte Harry, als er erkannte, dass es sein Pate gewesen war. "Ich wollte noch mit James reden!" "Sorry, aber Prongs hat jetzt erst mal keine Zeit! Du hast doch gehört, was die alte Schachtel gesagt hat: Nachsitzen!" "Aber-" "Und Nachsitzen heißt bei Storm nicht nur sinnlos Rumsitzen und Löcher in die Luft starren", unterbrach ihn der Animagus. "Meistens muss man ihren Zutatenraum ausmisten, wieder auffüllen und neu sortieren - und das ist 'ne *Menge* Arbeit, das kannst du mir glauben!" "Spricht da der erfahrene Nachsitzer?", fragte Harry mit einem spöttischen Grinsen. "Ich, ein Nachsitzer? Was denkst du nur von mir?" Sirius wandte theatralisch den Blick ab, scheinbar tief in seiner Ehre gekränkt. Aber nachdem er von Harry einen Knuff in die Seite erhalten hatte, wechselte er wieder in einen normalen Ton über. "James ist erst einmal für die nächsten drei Stunden beschäftigt. Aber vielleicht könnten wir's nach dem Abendessen einmal versuchen..." Smaragdaugen warfen ihm einen fragenden Blick zu, doch Padfoot grinste nur verschmitzt und schleppte Harry in die Große Halle. * "Sagst du mir jetzt endlich, was vorhin passiert ist?! Ich habe Snape nämlich nur ungern gegen die Wand geschleudert. Noch dazu, ohne den Grund dafür zu kennen... - Sirius! Hörst du mir überhaupt zu? Was machst du da eigentlich?" Der Angesprochene reagierte nicht, sondern fuhr fort, die einzelnen Klassenzimmertüren aufzustoßen und kurz hineinzulinsen. Harry, der ihm bis eben noch leicht ungeduldig in den Ohren gelegen hatte, dackelte ihm blindlings hinterher und beobachtete ihn dabei. Sie waren gerade mit dem Abendessen fertig geworden, während dem er wie auf glühenden Kohlen gesessen war. "Hm... ja, das hier geht in Ordnung", murmelte der dunkelhaarige Animagus mehr zu sich selbst, als er das nächste Klassenzimmer inspiziert hatte. Er stieß die Tür ganz auf, griff Harry am Handgelenk und zog ihn hinter sich in den leeren Raum. Mit einem leisen Klicken schloss er die Tür und versiegelte sie mit einem Zauber. "So, jetzt sind wir ungestört... Niemand kann hereinplatzen. Nur wir zwei." "Äh... ach ja?" Harry strich sich ein wenig nervös durch das Haar. >Woran denkst du nur wieder, Harry?<, ermahnte er sich in Gedanken. >Das ist jetzt wirklich der Falsche Augenblick dafür!< Er schüttelte energisch den Kopf und konzentrierte sich wieder auf das, was ihn schon den ganzen Nachmittag beschäftigte: die Auseinandersetzung mit Snape. "Sirius", begann er erneut, diesmal fest entschlossen sich nicht noch einmal ablenken zu lassen. "Ich habe jetzt lange genug gewartet! Ich habe Fragen, du die Antworten!" "Ach nein..." Sirius, der bis eben noch geschäftig in seiner Schultasche gekramt hatte, blickte auf und schenkte Harry ein süffisantes Grinsen. "Mr. 'Meine Identität ist sooo geheim' kann es nicht ertragen, wenn seine Fragen nicht beantwortet werden? Das ist ja witzig! Jetzt weißt du zumindest einmal, wie es mir ständig geht." Smaragdaugen funkelten ihm herausfordernd entgegen. "...Schon gut, schon gut, Kleiner!" Der Animagus hob kapitulierend die Hände und lachte. "Ich rede ja schon! Was willst du wissen?" Er setzte sich auf das Pult und schaute den anderen abwartend an. "*Was* ist vor Zaubertränke zwischen euch und Snape passiert? Ich meine, er wird euch ja kaum grundlos angegriffen haben?" "Wir haben uns gestritten", seufzte Padfoot achselzuckend. "Ich beleidige Snivellus, er beleidigt mich, mir platzt der Kragen - und voilà: Snivelly liegt am Boden. Als er dann versucht hat, uns doch noch eine reinzuwürgen, wollte James das verhindern. Aber du hast das ja zum Glück übernommen - gute Arbeit, übrigens!" >Ja, 'wahnsinnig gut'<, dachte der Junge, der lebte, bitter. Ihm wurde noch immer flau zumute, wenn er daran dachte, dass er seinen zukünftigen Zaubertränkelehrer KO gezaubert hatte. Skeptisch zog er eine Augenbraue hoch. "Warum nennst du ihn eigentlich 'Snivellus'?" "Na, weil es zu dieser Slytherin-Memme passt", antwortete Sirius, als wäre das selbstverständlich. "Er benimmt sich immer so jämmerlich, wenn James und ich uns ein wenig um ihn 'kümmern'... dabei hat er es doch nicht anders verdient!" [1] Harry zuckte zusammen. >Ich kann nicht glauben, dass er so redet!< "Soll das heißen, ihr habt öfter Streit mit Snape?", fragte er, auch wenn er die Antwort bereits wusste. Padfoot zuckte abermals gleichgültig die Achseln. "Na ja, es ist nun einmal seine bloße Existenz, die mir gegen den Strich geht - wenn du verstehst, was ich meine!" Nein, Harry verstand nicht. Er stand lediglich da, die Hände beherrscht zu Fäusten geballt, und in seinen Ohren begann es zu klingeln. Diese Arroganz bei seinem Patenonkel zu sehen war unerträglich und enttäuschend. Es gab noch eine Sache, die er wissen wollte, und er fürchtete, dass die Antwort darauf ähnlich überheblich ausfallen würde. "Warum? Weswegen habt ihr euch gestritten?" "..." Dieses Mal schien Sirius einen Augenblick lang zu zögern, so als würde er die Wahl seiner Worte erst abwägen müssen. Schließlich entgegnete er gleichgültig: "Mir war langweilig und Snivellus stand gerade so praktisch vor meiner Nase. Da konnte ich einfach nicht widerstehen!" Harry klappte die Kinnlade vor Unglauben herunter. "Was?!" "Mir war langweilig, also habe ich mir Snivelly vorgeknöpft!" "Dir war *langweilig*? *Das* reicht dir, um einen arglosen Schüler anzugreifen?" "Arglos?" Sirius begann amüsiert zu grinsen, was Harrys Ärger noch mehr aufwiegelte. "Der gute, alte Snape ist alles andere als arglos, Harry! Dem geschieht es ganz recht, wenn er mal gründlich durch die Gegend geschleudert wird!" >Verdammt, und ich habe den beiden auch noch geholfen!< Zitternd vor Wut wandte Harry seinen Kopf ab und schwieg. Er wusste im Moment nicht, wie er sich verhalten sollte - wie er reden sollte, ohne seinen Paten unwillkürlich anzubrüllen und zurechtzuweisen. Es war ihm schleierhaft, wie so ein großer Hass zwischen Sirius und Severus Snape entstehen konnte. (Nicht einmal Draco Malfoy konnte Harry mit so viel Verachtung behandeln!) Sirius beobachtete Parker und war überrascht zu sehen, dass dieser mit einem Mal sehr angespannt wirkte. Seit sie das Thema "Snivellus" angesprochen hatten, war der andere immer ruhiger geworden, obwohl der Animagus sich nicht vorstellen konnte, warum. [2] "Harry... Bist du etwa wütend auf mich?" Irgendwie gefiel ihm diese Vorstellung nicht. "...Was wäre, wenn ja?" Wahrscheinlich hätte nicht mehr viel gefehlt und Harry hätte sich auf eine Auseinandersetzung eingelassen, wenn nicht plötzlich eine Stimme aus dem Nichts die beiden Gryffindors abgelenkt hätte. "...Padfoot!" Harry und Sirius stutzten beide gleichermaßen. War das nicht James' Stimme? "Padfoot, bist du da?" Der Junge, der lebte, sah sich im Klassenzimmer um, doch es war noch genauso leer wie zu Beginn. Außerdem war die Tür verschlossen, also konnte sich eigentlich niemand - geschweige denn sein Vater -unbemerkt hereinschleichen. Doch woher kam dann diese Stimme? Sirius bedachte Harry noch mit einem missmutigen Blick, bevor er seine Tasche vom Boden aufhob, kurz darin herumwühlte und einen kleinen, quadratischen Spiegel hervorholte. "Padfoot! Hier Prongs, bitte melden", ertönte abermals James' Stimme. Der dunkelhaarige Animagus blickte auf die glänzende, silberne Oberfläche, begann kurz darauf erfreut zu grinsen. "Prongs! Hat dich Storm alleine gelassen?" "Jepp. Sie kommt in ein, zwei Stunden wieder, um zu sehen, wie weit ich bis dahin gekommen bin." Harry beobachtete zuerst verwirrt, wie sein Pate mit dem Spiegel sprach und die Stimme seines Vaters antwortete. Doch dann weiteten sich seine Augen und Erkennen begann darin zu dämmern. Er erinnerte sich an einen alten, schmutzigen Spiegel, den er einst aus zerknittert darum gewickeltem Packpapier gezogen hatte. /Benutz ihn, wenn du mich brauchst, einverstanden? ... James und ich haben sie benutzt, wenn wir getrennt nachsitzen mussten./ >Natürlich... der Spiegel!<, dachte er aufgeregt. >Der Spiegel, den Sirius mir auch einmal geschenkt hat! Den hatte ich ganz vergessen!< Zögernd trat er näher, bis er selbst in die reflektierende, glatt polierte Oberfläche hineinsehen konnte. Gestochen scharf erblickte er das Gesicht eines grinsenden James. Links und rechts von seinem Vater konnte er einen kleinen Ausschnitt des Raumes dahinter ausmachen: Alte Regale, vollgestellt mit noch älteren Gläsern und gedämpftes Licht, das anscheinend von einem Kerkerfenster kam. "Wow...", murmelte er, sein Beinahe-Streit mit Sirius war vergessen. Der Schwarzhaarige im Spiegel schien das gehört zu haben, denn er stutzte und sah sich um. "Ist Harry bei dir?" Statt einer Antwort schwenkte Sirius den Spiegel zu Harry hinüber, sodass dieser direkt hineinblicken konnte. "Hi Harry!" James winkte ihm lässig zu. "Äh... Hi..." Harry fuhr sich etwas verwirrt durch das Haar, während Padfoot den Spiegel wieder zurück zog. Der Animagus setzte sich nun wieder auf das Pult und führte seine Unterhaltung mit James fort. "Wie weit bist du mit Aufräumen?" "Ich brauche noch ein ganzes Weilchen. Die alte Schachtel hat mir den Zauberstab abgenommen, damit ich keine Magie verwenden kann." Sirius runzelte mitfühlend die Stirn. "Brauchst du Hilfe?" "Nein, nein, ich mach das schon. - Ist ja nicht das erste Mal!" Der Schwarzhaarige zwinkerte verschmitzt. "Aber du könntest etwas anderes für mich erledigen!" "Und das wäre?" Nun klang der Hunde-Animagus neugierig. Wie er James kannte, hatte dieser wieder irgend etwas geplant. Höchstwahrscheinlich etwas Verbotenes, für das sie mindestens fünfzig Punkte abgezogen bekämen - wenn sie sich erwischen lassen würden. Aber dafür waren sie inzwischen einfach zu gut und zu geübt. >Und den Rest erledigt James' Tarnumhang<, dachte er schmunzelnd. Stille war im Raum entstanden, denn Harrys Vater hatte eine Pause gemacht, um die Spannung zu erhöhen, und grinste sie nun mit bedeutungsschwangerer Miene an. Er holte tief Luft. "...Ich habe mir gedacht, wir könnten eine kleine Willkommensparty für Harry schmeißen! Immerhin ist er schon eine Woche bei uns!" Abermals überraschte Stille. Harry starrte verblüfft in den Spiegel, dann fühlte er, wie seine Wangen heiß wurden. Eine Party? Für ihn? Mit einem kleinen Lächeln blickte Sirius zu ihm herüber, dann meinte er zum Spiegel gewandt: "Gute Idee, Prongs! Ich werde alles Nötige besorgen. Wo, dachtest du, könnten wir feiern? Im Gemeinschaftsraum?" James schüttelte den Kopf. "Da würde es sofort jeder mitbekommen und die 'kleine Feier' würde innerhalb kürzester Zeit zu einer großen Hausparty ausarten! Lily würde mich köpfen!" "Also nur wir?" Sirius schien kurz zu grübeln. "...Wie wär's dann mit einem Klassenzimmer?" "Ein Klassenzimmer? Nein, bloß nicht! Filch rennt immer noch wie ein abgerichteter Wachhund durch die Gänge, weil wir die Toiletten geflutet haben..." "Nordturm oder Astronomieturm...?" "Zu kalt!" "Aber wo dann...?" "Keine Ahnung, Padfoo-" Harry sah, wie James mit den Achseln zuckte und dann mitten in der Bewegung aufhorchte. "Moment, ich höre etwas... Mist, ich glaube, Professor Storm kommt zurück! OK, ich überlasse dir die Sache mit der Party. Denk dir was aus!" Sie konnten noch sehen, wie James den Spiegel bereits hastig wegpacken wollte. Dann flackerte das Bild einige Sekunden grün auf, bis schließlich nur noch Sirius' nachdenkliches Gesicht auf der reflektierenden Oberfläche zu sehen war. Zum wiederholten Male wurde es still in dem verlassenen Klassenzimmer. Sirius grübelte schweigend, während Harry noch immer etwas verblüfft war. Obwohl der Schwarzhaarige bereits seit mehreren Jahren in der magischen Welt lebte, konnten ihn manche neue Gegenstände oder Bräuche noch immer ziemlich überraschen. Der Spiegel war einer davon. Es war, als hatten Sirius und James über ein magisches Bildtelefon miteinander geredet. "Woher habt ihr diese Spiegel?" "Hm?" Der Animagus blickte etwas abwesend auf. Erst schien es, als habe er gar nicht gehört, was Harry gesagt hatte, doch dann breitete sich Verstehen in seinem Gesicht aus. "Oh - ach so... Praktische Dinger, nicht? Ich habe sie vom Dachboden unseres ach-so altehrwürdigen Hauses mitgehen lassen." Grinsend kämmte er sich einige dunkle Haarsträhnen hinters Ohr, bevor sein Gesicht wieder nachdenklich wurde. "Aber das hilft mir im Moment leider auch nicht weiter... Wir müssen einen Ort für deine Party finden! Wenn ich doch nur einen Ort im Schloss wüsste, den Filch nicht kennt... Irgendetwas verstecktes..." Diese letzten Worte ließen Harry aufhorchen, denn sie hatten etwas in ihm ausgelöst. Es war ihm, als hätte er diesbezüglich etwas Wichtiges vergessen und sein Verstand arbeitete auf Hochtouren, um herauszufinden, was das war. >Versteckt... versteckt? Moment mal...< "Einen Ort im Schloss, den Filch nicht kennt...", murmelte er aufgeregt vor sich hin. "Aber natürlich...!" Er kannte tatsächlich einen solchen Ort! Einen Ort, den Filch mit Sicherheit nicht kannte, und der so versteckt war, dass er ihn unter keinen Umständen finden würde! >Aber...< Konnte er Sirius und den anderen diesen Ort wirklich einfach so zeigen? Würde das nicht viel zu viel von ihm und seinem Wissen preisgeben? Die Vernunft in seinem Denken sträubte sich, dieses Geheimnis zu verraten, doch der Wunsch, nicht nur seinem Paten, sondern auch seinen neuen Freunden zu helfen, hielt dagegen an. Er rang einige Sekunden mit sich selbst, bis er sich schließlich räusperte. Sirius, der ihn während der ganzen Zeit neugierig beobachtet hatte, sah ihn fragend an. "Ähm... Wenn ich das richtig verstanden habe, sucht ihr einen Raum, in dem man ungestört eine kleine Party feiern kann - oder?" Der Animagus nickte, die dunklen Augen interessiert auf ihn gerichtet. "Also... versprich mir, dass du mich nicht fragst, woher ich das weiß..." Harry brach ab, seine Finger nestelten nervös an seiner Gryffindorrobe, die smaragdgrünen Augen musterten die Decke. "Harry...?" "Versprich es!" "...Na gut!" Der schwarzhaarige Junge riss seinen Blick von der Decke. Ein letztes Zögern spiegelte sich in seinen Zügen wider, dann öffnete er die Lippen. "... Kennst du den Raum der Wünsche?" Beyond the veil VII, Ende In diesem Kapitel passiert nicht wirklich viel, aber das hat auch seinen Grund: Als ich die ersten vier Seiten fertig hatte, ist mir aufgefallen, dass das noch nicht einmal die Hälfte des geplanten Kapitels darstellte! X_x *kreisel* Letztendlich wurde mir das zu blöd, und ich habe beschlossen, immerhin den ersten Teil hochzuladen, damit ihr zumindest die ersten vier Seiten zum Lesen habt. Die Party kommt dann im nächsten Teil. [1] Aaaaaaaargh! *brüll* Ihr glaubt ja nicht, wie unglaublich SCHWER es mir fällt, Sirius so fies sein zu lassen! *snif* T-T Aber leider war er in seiner Jugend (was Snape betraf) ein kleines A****loch. Immerhin hat er in meiner Fic eine halbwegs anständige Entschuldigung dafür... *geheimnisvolle Andeutung* [2] Ach, wirklich nich'? *ts,ts* Siri, du kleiner Trampel... Kommi-Antworten: @ Coco15: Öhöm... wir werden sehen, ob und wann Sirius Harrys Herkunft erfährt/herausfindet! Bleib am Ball!^^ @ yami456: Naja, das mit dem "schnell" ist leider nix geworden... ^^° Aber immerhin gibt's jetzt einen neuen Teil. Was Sirius betrifft, siehe Antwort an Coco15! @ Blader-Ray: Woah... Ô_Ô *BLUSH* Es könnte deiner Meinung nach so im Buch stehen?! *nicht glauben kann* Das ist das Coolste, was bis jetzt in meinen Kommis stand! (Wobei es natürlich eher unwahrscheinlich wäre, dass Harry im Buch plötzlich schwul würde... auch wenn ich mir das sehnlichst wünschen würde! *ggg*) @ Momochan: Sirius => siehe Coco15 und yami456. Du darfst noch eine ganze Weile gespannt bleiben... *hehe* @ Mione89: Tjajaaa... meine Antwort musste geheimnisvoll sein! *evilgrin* Wenn ich mehr gesagt hätte, dann könntest du ja was ahnen und das Ende ist noch TOP SECRET! ^^ (Bin jetzt schon ganz nervös, wenn ich dran denke... Waaahh... *hibbel*) @ kusakabe_marron: Danke für dein Lob! Aber viel zu schreiben ist auch nicht immer das Gelbe vom Ei... wie man an diesem Teil sieht: vier Word-Seiten und nix passiert! -_-° Und was SiriusxHarry betrifft... nun ja, da soll es auf jeden Fall drauf hinauslaufen, aber es gibt auch einen Haken an dieser Sache... *unschuldig pfeif, 'gar nicht' geheimnisvoll tu* @ Tamaryn12: Jupp, James brummt seine Strafarbeit bei Storm in diesem Teil ab. Das, womit er Sirius unbeabsichtigt aufgezogen hat, ist vorerst noch ein Geheimnis. Aber es spielt eine relativ zentrale Rolle in dieser Fic, deshalb bin ich gespannt, ob und wer von euch Lesern drauf kommt! *g* Übrigens: Snape wollte sich für den Angriff rächen, da wäre es doch sinnlos, wenn er ihnen vorher noch zurufen würde. Dann könnten sie sich ja rechtzeitig wehren. Kapitel 8: Alles nur der Alkohol -------------------------------- Beyond the veil Teil VIII: Alles nur der Alkohol Autor: Aya Malfoy Rating: PG-13 Warnings: slash, OOC (?) A/N: Yay, ein neuer Teil, ein neues Abenteuer! Dass so bald ein neues Kap rauskommt, war eigentlich nicht geplant, aber aufgrund bestimmter Wünsche (siehe Widmung) ist es dann doch anders gekommen. Bedankt euch also bei Laix-chan, dass es so schnell weitergeht! ^^ Disclaimer: Lasst uns das wohlbekannte Disclaimer-Lied singen! Alle miteinander: Gar nix gehört mir, Denn alles gehört ihr, Der JK Rowling, Die in Millionen ertrinkt! WIDMUNG: Für meine schnuffi-verrückte, liebenswürdige, knuffige, supi-liebe, absolut tolle Beta-Leserin Laix, die Geburtstag hatte! *tröööt, Konfetti schmeiß* *'Cumpleanos feliz' sing* Du wolltest ein neues Chap von BtV? Kannste haben! *breit grinz* Ich hoffe, es ist zu deiner Zufriedenheit! *verbeug* Ich hatte zwar nur zwei Tage, um es fertig zu stellen, aber was tut man nicht alles für seine besten Freunde? ^_^v Für dich mach ich das Unmögliche möglich, schlag mir die Nächte um die Ohren und lass die ollen Gmk.-Hausaufgaben sausen! *yay!* Viel Spaß mit diesem Teil - du hast es dir verdient! Hab dich überkosmos-megamäßg-hyperduper-supi-arg LIIIIIEEEEB! *stürmisch umarm à la Effi/Keffi/Steffi* Happy Birthday! Aya^^ PS: Hab dich liiiiieeep, hab ich das schon erwähnt? =^.^= ~~**@ WERBUNG @**~~ Mögt ihr HarryxDraco? Mögt ihr das Geblubber, das ich fabriziere? Wollt ihr meine langen Wartezeiten überbrücken? Dann schaut doch mal bei meinen anderen HP-Fics vorbei! *frechgrins* Vor allem meine neue Serie möchte ich euch dabei ans Herz legen: "Das Weltenfenster"! Zusammenfassung: Habt ihr euch jemals gefragt, was Harry und Co. so angestellt hätten, wenn sie keine Zauberer, sondern Muggel gewesen wären? Harry, Hermine und Ron finden es heraus - und erleben dabei mehr als nur eine Überraschung... Interessiert? Dann schaut doch mal rein! (Gott, ich sollte bei einem Shopping-Sender zu arbeiten anfangen... ^^°) ~~**@ WERBUNG ENDE @**~~ BEYOND THE VEIL VIII: Alles nur der Alkohol Es war erstaunlich, wie viele Personen unter einen Tarnumhang passten, wenn man es nur richtig anstellte. Im Augenblick waren es genau vier, die sich unter dem dünnen, silbrigen Stoff vorwärts bewegten: Sirius und James an der Spitze, dahinter Harry, dicht gefolgt von Peter, der das Schlusslicht der kleinen nächtlichen Expedition bildete. Die Glocken des Schlossturms hatten soeben zehn Uhr geschlagen und somit den Beginn der Ausgangssperre für Sechstklässler angekündigt. Keiner hatte mehr auf den Gängen zu sein, doch die vier Jungen interessierte das wenig. Sie arbeiteten sich weiter ihren Weg durch den siebten Stock, stets darauf bedacht, dass jeder von ihnen gut unter dem Tarnumhang versteckt blieb. Harry schwirrte bereits der Kopf deswegen, denn unter dem Umhang war es verdammt eng. Der Junge, der lebte, musste sich dicht an Sirius drängen, damit alle genug Platz hatten. Als wäre das nicht schon verwirrend genug für ihn, schob ihn Peter, der immer wieder nervös nachrückte, unfreiwillig immer näher an seinen Paten heran. >Elende, unfähige Ratte...< Harry schnaubte, auch wenn er sich diesmal nicht wirklich über den plumpen Jungen aufregen konnte. Dazu war Sirius' Nähe einfach zu überwältigend. Direkt vor seiner Nase erstreckte sich der breite Rücken des Animagus, eingehüllt in ein weinrotes Hemd, das noch leicht nach Waschpulver roch. Zu diesem Geruch gesellte sich der von Sirius' Haaren (eine Mischung aus Honig und Melonen) und seinem Körper (unbeschreiblich... etwas, das an Freiheit, raschelnde Blätter und Herbstwind erinnerte). Harry schnappte erst aus seinen Gedanken heraus, als James, der die Karte des Rumtreibers in der Hand hielt, mit Padfoot zu flüstern begann. "Die Schülersprecher haben gerade ihre Rundgänge beendet und Filch ist im vierten Stock. Also keine Schwierigkeiten für uns... - Wo müssen wir nochmal genau hin?" "...uhm..." Der Animagus brummelte zögernd vor sich hin, während seine Schritte ein wenig langsamer wurden. Harry, der ihm deswegen beinahe gegen die Fersen lief, reagierte geistesgegenwärtig und zupfte an dessen linken Hemdärmel. Sirius verstand. "Der nächste Gang links... denke ich." "So..." James, der von dem ganzen Vorfall nichts mitbekommen hatte, fuhr den Weg auf der Karte mit erleuchtetem Zauberstab nach. "'Raum der Wünsche'... Dass wir davon noch nie gehört haben! Ich meine, wir haben schließlich schon das gesamte Schloss mitsamt Gelände auf den Kopf gestellt!" "Geheimtipp", meinte Sirius ungerührt. "Von-" "Von den Hauselfen!", schoss Harry eilig dazwischen. Sirius warf ihm einen halb irritierten, halb belustigten Blick über die Schulter zu, der zu fragen schien: "Hauselfen? Was ist denn *das* für eine Ausrede?" Harry zuckte nur unschuldig die Achseln. Immerhin *hatte* er das Geheimnis des Raumes von einem Hauselfen erfahren! "Wo ist Remus eigentlich?", meldete sich Wormtail hinter ihm zu Wort. "Der kommt nach. Er ist in der Küche und zwingt die Hauselfen, den Alkoholvorrat der Lehrer wieder einmal für uns auszuplündern", antwortete Sirius amüsiert. "Was ist mit Lily? Kommt sie auch nach?" James grinste Harry schief an. "Oh nein, *sie* nicht. Sie hat was dagegen, wenn ich trinke, deshalb habe ich ihr nichts davon erzählt. - Oh, ich glaube wir sind da, oder?" Der schwarzhaarige Gryffindor war an einem blanken Wandabschnitt stehen geblieben, dem gegenüber ein geschmackloser Wandteppich hing. Sirius nickte. "Jetzt müssen wir - äh, dreimal daran vorbeigehen und-" "-uns auf das konzentrieren, was wir brauchen", ergänzte Harry für ihn. Und genau das taten sie. "Da!", quiekte Wormtail aufgeregt, als in der vorher noch leeren Wand eine glattpolierte, dunkle Tür erschienen war. Staunend blieben sie davor stehen, Harry jedoch trat unbeeindruckt vor und drückte entschlossen die Klinke hinunter. Nacheinander traten sie ein. Vor ihnen offenbarte sich ein mittelgroßer Raum (Harry schätzte ihn auf die Größe eines Klassenzimmers), dessen Boden mit weinrotem, flauschigem Teppich ausgelegt war und vier breite Glasfenster Ausblick auf den nächtlichen Sternenhimmel gaben. In einer Ecke waren Sofas, Sessel, ein kleiner Tisch und etliche Sitzkissen, an der rechten Wand stand ein Plattenspieler und daneben ein Regal voller Schallplatten. In der Mitte des Raumes war alles frei - wahrscheinlich sollte es als Tanzfläche gedacht sein -, doch auf der linken Seite ragte überraschenderweise ein einladend großes Himmelbett in die Höhe. "Irgendwer von uns hat wohl noch an etwas anderes, als eine Party gedacht", meinte James mit einem Schmunzeln auf den Lippen, als sein Blick über das mit weinroter Bettwäsche bezogene Bett glitt. Sirius grinste daraufhin undurchsichtig, Harry blickte unschuldig zur Seite und Peter hatte die Anspielung noch nicht einmal verstanden, sondern machte sich über das kleine Snack-Büffet her, das unter den Fenstern aufgestellt war. "Fresssack", murmelte Harry missbilligend, wandte sich dann aber an Sirius und raunte triumphierend: "Und? Hab ich dir zu viel versprochen?" "Nein!" Sein Pate wirkte ehrlich beeindruckt. "Dieser Raum ist wirklich der Hammer! Danke für den Tipp, Harry!" Er wuschelte dem Jungen, der lebte, übermütig durch die rabenschwarzen Haare, legte seinen Arm um dessen Schultern und zerrte ihn gut gelaunt zu den Snacks hinüber. "Na los, lass uns auch etwas essen, bevor alles in Peters Gierschlund verschollen ist!" * "Was macht das Bett hier?" Remus blieb stutzend im Eingang des Raumes der Wünsche stehen, als er eine halbe Stunde später zu ihnen stieß. Die Gruppe hatte inzwischen eine der Platten aufgelegt, etwas gegessen und es sich danach in der Sitzecke bequem gemacht. "Frag nicht", grinste Sirius und stand auf. "Zeig uns lieber mal, was du den Hauselfen alles abluchsen konntest!" Moony stieß mit dem Fuß die Tür hinter sich zu, denn seine Hände und Arme waren beladen mit einer riesigen Tasche, in der sich anscheinend seine "Beute" befand. Mit wenigen Schritten war er bei ihnen, wuchtete die Tasche mit einem dumpfen 'Wumm' auf den Tisch und begann, wie ein anpreisender Werbeverkäufer seine "Ware" auszupacken. "Butterbier - die Erwachsenen-Version natürlich -, Honigwein, Sekt, Kirsch- und Lemon-Wodka und..." Er machte eine gedehnte, spannungsvolle Pause in der er eine weitere Flasche hervorwühlte. "...Feuerwhisky." Sirius und James, die das ganze mit leuchtenden Augen verfolgt hatten, stießen anerkennende Pfiffe durch die Zähne. "Nicht schlecht", grinste Padfoot unheilvoll. "Wirklich, wirklich nicht schlecht", grinste Prongs zurück. Wie auf ein vereinbartes Stichwort packten sie Harry, der hinter ihnen gestanden war, drückten ihn in einen der Sitze hinein und begannen bedeutungsvoll zu kichern. "Dann kann das Wetttrinken ja losgehen!" "B-bitte was?!", stotterte Harry überrumpelt und nicht sonderlich begeistert. "Wetttrinken?" James schien überrascht, ob gespielt oder ernsthaft konnte Harry nicht erkennen. "Ja, klar, was hast du denn gedacht?" "Äh, tja..." Was er gedacht hatte? Nun, er hatte zwar schon mit Alkohol gerechnet, aber dass daraus ein potentielles Saufgelage wurde, bei dem er sich auch noch in Form eines Wetttrinkens beteiligen sollte, war dann doch fern seiner Vorstellungskraft gelegen. - Und vor allem fern seiner Begeisterung. Vielleicht lag es auch daran, dass er in seinem Leben bisher noch nie wirklich viel getrunken hatte. Bei den Abschieds- oder Siegesfeiern der Gryffindors ging zwar immer wieder eine Flasche von diesem oder jenem herum, aber zu einem richtigen Vollrausch fehlte da noch einiges. "Tjaa...", murmelte er noch immer unschlüssig. "Ich bin gespannt, wer gewinnt", rief Peter dazwischen, griff sich eine Butterbierflasche und ließ sie mit einem Wink seines Zauberstabes zischend aufschnallen. Auch Remus griff - zu Harrys Überraschung - nach einer Weinflasche, entkorkte sie und stieß gemeinsam mit Wormtail an. "Ich auch", verkündete der Werwolf mit einem für ihn untypisch verschmitzten Lächeln, nachdem er einige Schlucke getrunken hatte. "Moooment mal!" Harry hob abwehrend die Hände. "Noch mal zum Mitschreiben, bitte: Macht ihr nicht alle mit? Und wer tritt hier gegen wen an?" "Ich", meldete sich Sirius mit einem leichten Augenbrauenwackeln. "...trete gegen *dich* (Harry schluckte nervös) an! Die anderen achten darauf, wie viel wir trinken. - Und irgendwer muss uns schließlich anfeuern!" Harry fühlte sich, als hätte man ihn in seinem Pyjama aus dem Bett gezerrt und erwarte jetzt, dass er in der Großen Halle vor versammelter Schülerschaft einen Tanz aufs Parkett legte. "Aber- aber... das ist nicht fair! Muss das denn sein?" Padfoot und Prongs warfen sich ein paar wenige, aber aussagekräftige Blicke zu. Kurz nickten sie sich zu. "Stimmt", meinte James gespielt nachdenklich an Harry gewandt. "So ein großer Kerl wie unser Padfoot trinkt dich wahrscheinlich locker unter den Tisch... So ein armes, zartes Dingelchen wie du verträgt bestimmt nichts!" "Oh ja... gegen mich hat er ja eh keine Chance", stichelte Sirius weiter und zwinkerte seinem Freund wissend zu. "Harry wirkt immer etwas schwächlich auf mich..." "Dingelchen? Zart? Schwächlich?!", wiederholte Harry empört und schleuderte eines der Kissen gegen Sirius' Kopf. Er traute seinen Ohren kaum, auch wenn irgendwo in seinem Hinterkopf eine kleine Alarmglocke läutete. Sirius lachte nur. "Och, damit hast du mir jetzt aber *wehgetan*, Kleiner! Hoffentlich hast du dir dabei keinen Fingernagel abgebrochen?" OK, was genug war, war genug! Inzwischen fühlte sich Harry schwerwiegend in seiner Ehre angegriffen und wollte diese weit hergeholten Anschuldigungen nicht auf sich sitzen lassen. Er richtete sich in seinem Sitz auf, schlug mit der Faust auf den Tisch und blickte entschlossen in die Runde. "Na, gut! Ich werde euch zeigen, was ein 'Dingelchen' wie ich vertragen kann!" "Hört, hört!", spöttelte sein Pate, während Remus amüsiert hinter seiner Weinflasche grinste. Harry bemerkte gar nicht das zufriedene Grinsen auf dem Gesicht seines Vaters, der mit seinen Worten genau das erreicht hatte, was er wollte. Der Animagus griff nach zwei der Whisky-Flaschen, stellte jeweils eine vor Sirius und Harry auf den Tisch und sah sie abwartend an. Padfoot griff sofort nach seiner Flasche, doch Harry (dem allmählich dämmerte, in was für eine Falle er getappt war) blickte etwas zögernd in die Runde. Erst nach einigen Augenblicken tat er es seinem Paten gleich und öffnete den Verschluss. "Auf die Plätze..." James hob die Hand, während sich Remus und Peter gespannt näher an den Tisch heranschoben. "...Fertig..." >Du und dein verdammter Gryffindor-Stolz, Harry<, meckerte er sich in Gedanken selbst an, als er und Sirius die Flaschen gleichzeitig an die Lippen setzten. >Nächstes Mal werde ich jegliche Art von Beleidigungen einfach hinnehmen, selbst wenn sie behaupten sollten, ich ziehe gerne Frauenklamotten an!< "...Los!" * "Oh Goooott..." Keuchend donnerte Harry seine zweite Butterbierflasche neben die anderen leeren Flaschen auf den Tisch und schüttelte energisch den Kopf, so als wäre er gerade aus einem See aufgetaucht. "I-ich... wennich noch einen Schluck machen muss b-binnisch tot..." Er hing ächzend mit seinem Oberkörper halb auf der Tischplatte, den Kopf in den Armen verborgen. Mit einem weiteren 'Klonk' landete auch Sirius' Wodkaflasche auf dem Tisch. "Dito...", nuschelte der Animagus und ließ sich in seinem Sessel zurückfallen. "Du has' dich ziemlich gut geschlag'n, Kleiner... Würd' mal sagen unentschied'n, oder...?" Harry schnaufte nur und machte eine Handbewegung, die alles oder nichts bedeuten konnte. Ihm war relativ egal, wer von ihnen gewonnen hatte, solange er nur nicht weitertrinken musste. Hinter seinen Schläfen pochte es, als würde sein Gehirn eine eigene Privatparty feiern und hätte die Musik zu laut aufgedreht. "K... kümmert ja eh niemann mehr, wer Sieger is...", murmelte er in seine Arme hinein. Da hatte er allerdings Recht. Sirius, dessen Schädel sich im Gegensatz zu Harrys noch relativ lebensfähig anfühlte, ließ seinen Blick einmal durch die Runde schweifen und musste feststellen, dass sich inzwischen niemand mehr für ihren kleinen Wettkampf interessierte. Nachdem Harry und Sirius jeweils die erste Hälfte ihres Feuerwhiskys intus hatten, hatten die restlichen Marauders genug vom Zusehen gehabt. James hatte Peter ebenfalls zu einem Trinkduell herausgefordert [1], während Remus sich mit Hingabe seinem Honigwein gewidmet hatte. Harry und Sirius hatten sich nicht wirklich daran gestört, sondern hatten einfach weitergemacht, jedoch ihr Tempo ein ganzes Stück gedrosselt. Wenn schon niemand zusah, dann konnte man das Ganze auch gemütlich angehen, oder? So hatte sich ihr Wettbewerb, der nun mehr einem gemächlichen Saufgelage ähnelte, bis nach Mitternacht ausgedehnt, bis Harry schließlich ächzend nachgegeben hatte. Die Musik dudelte noch immer, doch keiner im Raum schien weder Lust noch Kraft zu besitzen, sich dazu zu bewegen. Peter rollte sich inzwischen manisch kichernd über die Tanzfläche, Remus hockte am Boden und ging - eine Flasche Honigwein neben sich - interessiert die einzelnen Plattentitel durch. James war überhaupt nicht zu sehen, denn er hatte vor einigen Minuten den Raum verlassen, um "einmal kurz auszutreten", wie er verkündet hatte. >Bei Merlin, wir sind alle sooo voll<, dachte Sirius grinsend, als er den Rest seiner Freunde beobachtete. Selbst Remus, der normalerweise die Coolness in Person war, hatte gerötete Wangen und ein grundloses Grinsen auf den Lippen. Doch von ihnen allen war Harry derjenige, auf den der Alkohol am meisten Wirkung gezeigt zu haben schien. Sirius fand es unglaublich amüsant zu beobachten, wie Parker eher hilf- und erfolglos gegen die Tücken des Vollrausches zu kämpfen versuchte. Harry hatte seine Brille heruntergenommen und neben sich auf den Tisch gelegt. Jede Bewegung, die er ausführte, schien irgendwie zu schnell für ihn zu sein, weshalb er es vorgezogen hatte, sich überhaupt nicht mehr zu regen. Lediglich ein regelmäßiges Schnaufen und gelegentliches Ächzen verrieten, dass er noch wach war. "...wieda..." "Hn?", brummte Sirius. "NIE. WIEDA.", erklang Harrys Stimme gedämpft zwischen seinen Armen. "Erinner mich daran, NIE WIEDA 'was ansurühr'n, das auch nur nach Alkohol aussiehd..." "Du has' jetz' schon genug? Wart ers'mal ab bis morgen..." Ein unverständliches Grummeln war die Antwort. Sirius kicherte. "Na los, beweg dich 'n Bisschen... nich einschlafen! Die Nacht is noch sooo jung..." Mit einem Ruck stemmte er sich aus seinem Sessel, kam leicht schwankend auf die Füße, bevor er energisch an Harrys Ärmel zu zerren begann. Der betrunkene Gryffindor jammerte gepeinigt vor sich hin und machte keinerlei Anstalten, sich auch nur einen Inch von seinem Platz zu rühren. "Lass mich!" "Nö!" Breit grinsend verstärkte der Animagus sein Zerren am Ärmel, bis Harry letztendlich keine andere Wahl hatte, als sich von ihm nach oben ziehen zu lassen. Mit einem leisen "Woah" und einer zu großen Portion Schwung taumelte er vom Tisch direkt in Sirius' Arme und krallte sich dort reflexartig an dessen Hemd fest. "Hey, hey, ganz ruhig", sagte Sirius, wobei er automatisch Parkers Schultern ergriff, um ihn abzustützen. Offensichtlich hatte sich Harry einen wirklich schweren Rausch angetrunken, wenn er noch nicht einmal in der Lage war, eigenständig zu stehen. Ein Blick in sein Gesicht bestätigte Sirius' Vermutungen: Schwarze Strähnen klebten an seiner verschwitzten Stirn, die Smaragdaugen waren nur halb geöffnet und wirkten leicht glasig, die Wangen glühten regelrecht... ...und er sah im Augenblick absolut göttlich aus. Ohne die Brille erinnerte er ihn noch mehr an James - so sehr, dass es fast schon verboten gehörte. Dann noch dieser niedlich orientierungslose Blick, der halb geöffnete Mund... Der Animagus schluckte seine Gedanken hinunter. Stattdessen strich er Harry die feuchten Strähnen aus der Stirn und lächelte. "Du siehst aus, als wärst du total hinüber... Vielleicht solltest du dich hinlegen, Kleiner", schlug er vor. "Geht nich..." Harry lehnte den Kopf gegen seine Brust. "...ich kann doch keinen Schritt mach'n, ohne umzukippen..." "Och, wenn's nur das ist..." Grinsend schlang er sich die Arme des alkoholgeschädigten Jungen um seinen Hals, ging etwas in die Knie und griff nach den Beinen des anderen. Ehe Harry wusste, was vor sich ging, wurde er von Sirius Huckepack genommen. "Siriuuus!", quietschte er überrascht. "Was soll'n das werden?!" "Na, was wohl? Ich trage dich zum Bett!" [2] Lachend taumelte Padfoot zur anderen Seite des Raumes und ignorierte dabei die halbherzigen, zappelnden Versuche des anderen, wieder von seinem Rücken herunterzukommen. Nach einer Weile wurden sie ganz aufgegeben - wahrscheinlich wollte Harry nicht riskieren, aus Versehen herunterzufallen oder er war schlichtweg zu erschöpft. Es überraschte Sirius, wie leicht Parkers Körper zu tragen war. Der Neuzugang ihrer Clique machte ja allein schon beim Betrachten einen sehr hageren und schmächtigen Eindruck, doch auf seinem Rücken schien er kaum etwas zu wiegen - ja, er wirkte regelrecht zerbrechlich. Wieder einmal fragte sich der Animagus, was wohl der Grund dafür sein konnte und was dieser Junge wohl schon alles mitgemacht hatte (irgendwie zweifelte er nicht daran, dass Parkers Zustand mit seinen Erlebnissen zusammenhing). Behutsam setzte er seine Last auf dem weichen Himmelbett ab. Harry ächzte wieder einmal gequält, krabbelte aber noch weiter zur anderen Seite des Bettes, bevor er sich bäuchlings auf die weinroten Laken plumpsen ließ. "Argh", lallte er. "Habbich schon erwähnt, dassich NIE WIEDA-" "Ja, hast du!" Kopfschüttelnd ließ sich auch Sirius bäuchlings auf das Bett fallen, stützte jedoch seinen Kopf auf seiner Hand auf. "Sag mal, wie oft warst du eigentlich schon betrunken?", wollte er wissen. Zuerst kam keine Antwort und er vermutete schon, dass Harry eingeschlafen war, bis dieser sich auf einmal auf die Seite rollte, damit er ihn ansehen konnte. Seine Lider waren noch immer halb geschlossen und auf dem besten Wege, ganz zuzufallen. "...null Mal...", nuschelte der Schwarzhaarige. "Was?! Noch nie?" Sirius fiel aus allen Wolken. Dieser Junge wollte ihm ernsthaft weismachen, dass er noch nie einen Vollrausch hatte? Wo hatte Parker denn gewohnt? In einem Kloster? "Dann wundert mich gar nix... Kein Wunder, dass du nix verträgst!" Wahrscheinlich wäre jetzt Protest gekommen, wenn Harry nur in der Lage dazu gewesen wäre. Da er momentan jedoch mehr unter den Toten als unter den Lebenden weilte, war seine einzige Erwiderung ein schwaches "Hmp". Seine Augenlider sanken endgültig nach unten und verbargen die funkelnden Smaragde vor Sirius' Blick. Der Animagus seufzte. Harry war schon eine Sache für sich... Ausgiebig betrachtete er das Gesicht des anderen, studierte jede einzelne Linie, die sich darauf abzeichnete. Abermals war er fasziniert von den entspannten Zügen, den über alle Maßen zerstrubbelten Haaren und diesem leicht geöffneten Mund, der- Energisch schüttelte er seinen Kopf, wodurch er einen kleinen Schwindelanfall provozierte. >Das muss am Alkohol liegen<, überlegte er. >Dass ich so komisches Zeug denke...< Ja, genau, der Alkohol war Schuld daran. Und nicht diese Ausstrahlung, die von Parker ausging und Sirius regelrecht zu blenden schien... Und nicht dieses süße, kleine Lächeln, das gerade um diese Lippen zuckte... Und nicht- Verdammt... Harry sah James so *ähnlich*! In Sirius' Kopf schien etwas einzurasten bei diesem Gedanken. Es war eine absurde Idee, dennoch... Er kam mit seinem Gesicht ganz nahe an Harry heran, bis sich fast ihre Nasenspitzen berührten. "Gib's zu, du bist aus 'nem Paralleluniversum!" * Harrys Herz machte einen dreifachen Flickflack, bevor es schließlich ganz den Geist aufzugeben schien. Er war kurz davor gewesen einzuschlafen, doch nun flatterten seine Augenlider augenblicklich nach oben. "W-w-was?!", fiepte er. Hatte er gerade richtig gehört? *Paralleluniversum*?! War er etwa schon aufgeflogen? Dabei hatte er doch nichts getan, das ihn verraten könnte! Sirius grinste ihn triumphierend an, so als hätte er eines der geheimsten Mysterien dieser Welt gelüftet. "In Wirklichkeit-", nuschelte er bedeutungsvoll. "-bist du der James aus irgendeinem Paralleluniversum, nur mit Brille und Narbe! Gib's zu!" Die Worte brauchten eine Menge Zeit, um durch den zähen Brei, der einmal Harrys Gedanken dargestellt hatte, zu ihm durchzudringen. Sirius glaubte, er wäre aus einem Paralleluniversum... Er glaubte, dass er der James Potter einer anderen Welt war... aber er glaubte *nicht*, dass er Harry Potter, der *Sohn* von James, war... Also... war er doch nicht aufgeflogen, oder? >Anscheinend nicht<, stellte er verwirrt fest. Sein Pulsschlag beruhigte sich wieder ein wenig, doch seine Gedanken flossen wie Sirup dahin. Schließlich fiel ihm auf, dass sein Pate noch immer auf eine Antwort wartete. "Wie kommst du auf so einen Unsinn?", brachte er fertig zu fragen und der irritierte Ton war noch nicht einmal gespielt. Padfoot zuckte die Achseln. "Ihr seid euch so *verdammt* ähnlich, dass es schon unnatürlich is'! Wie du heute Snivelly angegriffen hast... Du hättest dich sehen sollen: Deine Bewegungen, dein Timing - du hast sogar die gleichen Sprüche wie James benutzt!" Demonstrativ zappelte er mit seinen Händen herum und wirbelte einen imaginären Zauberstab durch die Luft. "Genau so!" "Sirius, du bis' *stock*betrunken!", kommentierte Harry das Gefuchtel grinsend. Er war erleichtert, dass sein Pate offensichtlich nur ins Blaue geraten hatte und diese Idee nicht allzu ernst zu nehmen schien. Trotzdem saß ihm der Schreck noch immer in den Knochen. >Ich glaube, ich könnte jetzt was zu Trinken gebrauchen<, beschloss er, seine vorherige "Nie wieda"-Ankündigung bereits wieder vergessend. Gemächlich rollte er sich auf den Rücken, richtete sich mit seufzend wieder auf und fixierte mit zusammengekniffenen Augen eine Flasche auf der gegenüberliegenden Seite. Einen Augenblick später hatte er seinen Zauberstab hervorgenestelt. "A-Accio... Whisky!", lallte Harry, doch aus seinem Zauberstab stoben lediglich vereinzelte, ärgerliche Funken, die in der Luft verglühten. Der Feuerwhisky blieb unbewegt auf dem Tisch stehen. Verwundert hob sich Harrys linke Augenbraue an. Das war... seltsam. Ein weiteres Mal versuchte er, den Alkohol zu beschwören, doch nichts geschah. Die Funken wurden sogar noch weniger, bis sie schließlich ganz ausblieben. Sirius kicherte, was ihm einen ungnädigen Blick einbrachte. "Das is' nich' komisch!" "Isses wohl!" "Isses nich'", widersprach Harry, aber auf seinen Lippen lag ein resignierendes Grinsen. Eigentlich fand er es schon beunruhigend, dass auf einmal seine Magie verrückt spielte. Andererseits... Was kümmerte es ihn im Moment? Er konnte auch ganz gut auf den Feuerwhisky verzichten und spätestens morgen würde wieder alles in Ordnung sein - hoffte er zumindest. Wahrscheinlich lag es einfach nur am Alkohol... Genau. Der Alkohol. Das schien ihm in jenem Augenblick eine plausible Erklärung zu sein. Später - viel später - würde er jedoch darauf zurückblicken und erkennen, dass dies die ersten Anzeichen gewesen waren. Es hatte bereits in jenem Moment begonnen, nur konnte - wollte - er es nicht sehen. Und er würde sich später fragen, warum es ihm so lange nicht aufgefallen war, obwohl er es doch hatte spüren müssen. Diese *Veränderung*... So allerdings zuckte er gleichgültig die Achseln und verstaute seinen Zauberstab wieder in seinem Pullover. Seine Arme fühlten sich ohnehin bleiern und schwerfällig an und er war so müde... "Tja, dann eben kein Feuerwhisky", meinte er an Sirius gewandt, ein unschuldiges, entrücktes Grinsen im Gesicht. Sein Pate antwortete nicht, sondern brummte nur vor sich hin. Er hatte Harry nicht wirklich zugehört, sondern war viel zu beschäftigt gewesen, nicht ständig auf dessen Mund zu starren. - Was ihm natürlich kläglich misslungen war. Aber was sollte er auch dagegen tun? Diese Lippen sahen so... so... Er fand nicht einmal einen Vergleich dafür, *wie* anziehend Harrys Mund momentan auf ihn wirkte... Wie es in seinem Magen eine mittlere Explosion auslöste, wenn er beim Lächeln den rechten Mundwinkel ein klein wenig weiter nach oben zog als den linken... >Das tut James auch immer, wenn er lacht<, dachte Sirius und biss sich auf die Unterlippe. Ohne, dass er es richtig wahrnahm, hatte er sich auf alle Viere begeben und kroch langsam zu dem anderen Jungen hinüber. Parker schien ihn wortlos aus halb geschlossenen Augen zu beobachten. >Was, bei Merlin, mache ich hier eigentlich?<, fragte er sich in Gedanken, als er bei Harry angelangt war. Er hatte sich leicht über ihn gebeugt, einen Arm jeweils neben dessen Gesicht gegen das Kopfende des Bettes gestützt. Mit schwachem Interesse legte Harry seinen Kopf schief und blickte ihn fragend an. Warum konnte er nicht aufhören, sich Parker immer weiter zu nähern? Lag das etwa auch am Alkohol? Was tat er bloß? Was...? Sirius' Gedanken drehten sich im Karussell und mit jedem Inch, den er näher kam, rotierten sie ein Stückchen schneller. Er hatte den Versuch, sein Handeln zu verstehen, aufgegeben - wollte es auch gar nicht mehr wissen. Alles was in dieser Sekunde zählte, war dieser Mund, dieser Atem, den er inzwischen sanft und gleichmäßig auf seiner Wange spürte, dieses - Schnarchen? Der Animagus hielt blinzelnd inne. Hatte er sich verhört, oder hatte Harry gerade ein leises Schnarchen von sich gegeben? "Harry?" Ein leises Seufzen und der Angesprochene kuschelte sich in das Kissen, gegen das er lehnte. Seine Augen waren abermals geschlossen, doch diesmal war definitiv ein regelmäßiges Schnarchen zu vernehmen. - Harry war eingeschlafen. Ungläubig betrachtete Padfoot den selig schlummernden Gryffindor. Er war gerade dabei gewesen ihn zu... - und dieser Kerl schlief einfach ein! Erst wusste er nicht, ob er sich nun darüber aufregen oder erleichtert sein sollte... Doch letzten Endes begann er leise in sich hineinzulachen. Diese Situation war einfach zu absurd! Kichernd ließ er seine Arme nachgeben, sodass er mit dem Kopf auf Harrys Oberkörper liegen blieb. Diesen schien das nicht allzu sehr zu stören, denn er schlang im Schlaf einen Arm um Padfoots Nacken und nuschelte etwas Unverständliches vor sich hin. Sirius ließ es sich gefallen, kicherte noch ein bisschen mehr, bis er sich allmählich beruhigte. Die Musik des Plattenspielers war kratzend zu einem Ende gekommen, stattdessen ging nun ein beständiges Knistern und Rauschen durch den Raum. Niemand schien Anstalten zu machen, eine neue Platte aufzulegen und auch Sirius kümmerte sich nicht darum. Dafür war Harry einfach zu bequem... Die Brust, die Sirius als Kissen missbrauchte, hob und senkte sich in einem sanften Rhythmus, der ihn mit der Zeit in den Schlaf zu wiegen begann. Auch er spürte allmählich die Müdigkeit. Immerhin war es ein langer, ereignisreicher Tag gewesen und der Feuerwhisky hatte noch sein Übriges getan... Tief ausatmend drängte er sein Gesicht in Harrys weichen Pullover und schloss die Augen. Sein Arm wanderte ganz automatisch um die Taille des anderen und ehe er es sich versah, war er in einen tiefen, traumlosen Schlaf gedriftet. * "Oh Goooott..." Stöhnend griff sich Harry an seinen Kopf und verzerrte das Gesicht. War er tot? War er an übermäßigem Suff gestorben und das hier war die Hölle? Auf jeden Fall fühlte es sich so an. "Oh Goooott...", wiederholte er und versuchte dabei sich die Schläfen zu massieren. Er war ja - "dank" seiner Narbe - an zerreißende Schmerzen hinter seiner Stirn gewöhnt, doch diese Art von Brummschädel war noch einmal eine ganz andere Dimension... Dieses Pochen und Ziehen direkt unter seiner Schädeldecke war einfach unmenschlich! Blinzelnd kämpfte er gegen das grelle Sonnenlicht in seinen Augen an, das den Schmerz noch intensivierte. Eine Zeit lang erkannte er nichts außer goldenen Lichtstrahlen und tanzenden Staubteilchen, dann wurden die Umrisse eines Himmelbetts und hoher Fenster klar sichtbar. Stimmt ja... Der Raum der Wünsche. Die Party. Das Wetttrinken. >...Der Kater. Der Schmerz<, ergänzte er in Gedanken sarkastisch. Unter verzweifelten Bemühungen hob er den Kopf an, um sich noch weiter umzusehen. Wäre Harry ein Ordnungsfanatiker gewesen, dann hätte ihn nun vermutlich der Schlag getroffen: Vor ihm erstreckte sich ein Meer aus geleerten Alkoholflaschen, halb gegessenen Snacks und überall verstreuten Schallplattenhüllen. Ein dezenter Biergeruch lag in der Luft, der bei Harry nur einen bitteren Geschmack im Mund hervorrief. Irgendwo zwischen dem Partychaos lag Wormtail zusammengerollt am Boden. Remus schlief auf einem der Sofas, allerdings begraben unter einem Berg von flauschigen Kissen. Wer diese auf den Werwolf gestapelt hatte, konnte Harry nur raten. James hatte sich zwei Sessel zusammengestellt und sich auf seltsame Art und Weise (es sah verdammt unbequem aus) darüber ausgestreckt. Und Sirius... Ja, genau! Wo war eigentlich Sirius? "Uhh..." Ein ähnlich gequältes Stöhnen, wie er es noch wenige Augenblicke zuvor selbst von sich gegeben hatte, lenkte seine Aufmerksamkeit in seine unmittelbare Nähe. Erst jetzt fiel ihm das beschwerende Gewicht auf, dass gegen seinen Bauch drückte. Und tatsächlich: Auf seinem Bauch lag Sirius, mit dem attraktivsten Out-of-bed-Look, den man sich wünschen konnte. Unter normalen Umständen hätte Harry seine helle Freude an den zerzausten Haaren und dem verpennten Schlafzimmerblick seines Paten gehabt - doch da im Moment nichts auch nur ansatzweise normal war, würdigte er diesen Anblick gerade einmal zweieinhalb Sekunden lang. Danach begann die Welt sich ohne Vorwarnung um ihn zu drehen, als Sirius - der ebenfalls wach geworden war - sich ächzend in eine sitzende Position stemmte. Leider hatte er nicht darauf geachtet, *wo* er sich dabei abstützte und Harry mit vollem Gewicht in den Bauch gedrückt. Verschlafen grinste der Animagus ihn an. "Morgen." Oh nein. Ganz schlecht, wirklich, wirklich ganz schlecht...! - Und zwar buchstäblich! "Urgh." Sofort klatschte Harry sich eine Hand vor den Mund und kroch auf dem schnellsten Weg aus dem Bett. Sirius, der noch immer halb auf ihm lag, wurde unfreiwillig mitgerollt und landete mit einem unsanften Plumpsen am Boden. "Au!" Nun hellwach rieb sich der Animagus das Hinterteil. "Womit hab ich das verdient?", rief er empört, doch Harry riss bereits die Tür auf, um sie gleich darauf wieder hinter sich zuzudonnern. Perplex saß Sirius am Boden und starrte auf den Fleck, an dem bis vor einer halben Sekunde noch Harry gewesen war. Er hatte zwar nur einen kurzen Blick auf ihn erhaschen können, doch die leicht grünliche Farbe in seinem Gesicht verriet mehr als deutlich, wohin der Schwarzhaarige verschwunden war. Das Knallen der Tür hatte auch die anderen letztendlich geweckt, sodass ein kollektives Ächzen durch den Raum ging. "Ich weiß jedes Mal, wie es enden wird und kann trotzdem nie die Finger davon lassen", hörte er James murmeln. Remus knurrte bestätigend und Peter verkündete, der allgemeinen Katerstimmung zum Trotz, dass er Hunger habe. Es vergingen noch einige Augenblicke, dann begann Sirius plötzlich schallend zu lachen. * "Du bist ziemlich schadenfroh, das ist dir doch bewusst, oder?", wollte Remus von Sirius wissen. Ein paar Meter vor ihnen schlurften James und Peter nebeneinander her. Sie waren alle auf dem Weg zum Frühstück in der Großen Halle, denn auch wenn sie am Vortag beschlossen hatten, eine Party zu feiern, änderte sich an den Stundenplänen leider gar nichts. Heute war Samstag, was bedeutete, dass sie noch einen halben Tag Unterricht über sich ergehen lassen mussten. "Harry auszulachen, nur weil ihm kotzübel ist!" Der Werwolf schüttelte lächelnd den Kopf. "Darf ich dich an deine eigenen Anfänge erinnern? Das eine Mal, nach dem du zwei Tage lang nichts essen konntest?" "Oh, *das*." Sirius legte die Stirn in nachdenkliche Falten. "Hatte ich schon fast vergessen." Einige Minuten schwelgte er in den Erinnerungen an seinen ersten, ausgewachsenen Kater, bevor er wieder zu grinsen begann. "Aber das hat trotzdem nichts mit Schadenfreude zu tun... Es war einfach nur wahnsinnig komisch! Du hättest sein Gesicht sehen sollen, als ich aufgewacht bin! Ein Anblick für die Götter!" "Ich nenne so etwas Schadenfreude", meinte Remus unbeeindruckt. "Ist doch auch egal...", winkte der Animagus ab. "Der Kleine wird schon ein bisschen Spaß verstehen! Er hat sich schließlich freiwillig auf das Wetttrinken eingelassen - und wer sich mit Sirius Black anlegt, muss eben damit rechnen, dass ihm hinterher der Magen zum Hals heraushängt!" Abermals brach er in schallendes Gelächter aus (Remus fragte sich ernsthaft, wie Padfoot nach solch einer Nacht noch die Energie dafür aufbrachte), doch eine heisere Stimme zog ihre Aufmerksamkeit auf sich: "Danke, ich werd's mir für das nächste Mal merken." Am Eingang zur Großen Halle stand Harry, umgezogen und den Kopf an die kühle Mauer gelehnt, und bedachte Sirius mit einem sarkastischen Blick. Er wirkte wie ein Häufchen Elend, das man zusammengefegt, durch den Müllschlucker geschickt und anschließend auf den Kompost geworfen hatte. "Harry!", begrüßte ihn James grinsend. "Du siehst aus wie das blühende Leben." "Bitte nicht so viele Komplimente am frühen Morgen", erwiderte der Junge, der lebte, ironisch. "Man könnte ja regelrecht größenwahnsinnig werden." "Oho..." James pfiff durch die Zähne. "Sieht so aus, als würde aus Harry ein richtiger Zyniker werden, wenn er einen Kater hat. Interessant..." "Mach dir nichts draus, Harry", warf Remus dazwischen und griff den Schwarzhaarigen Jungen mit sanftem Druck an den Schultern. "Sie wollen dich nur sticheln... Geht es dir besser?" Harry warf ihm einen skeptischen, mit dunklen Augenringen unterlegten Blick zu, der jedem als Antwort genügt hätte. "OK, das bekommen wir schon wieder hin." Bestimmt schob ihn der Werwolf durch die Türen der Großen Halle. "Ein bisschen Tee, ein Stückchen Zwieback..." "Uh-oh. Sie kommt." James war zwischen den Tischen stehengeblieben, als wäre er gegen eine unsichtbare Mauer gerannt. In seinen haselnussbraunen Augen herrschte eine Mischung aus Resignation und purem Horror. Harry sah sich verwundert um. "Wer?" "*Sie*", erklärte Remus und deutete auf ein rothaariges Mädchen, das mit energischen Schritten auf sie zuhielt und ziemlich aufgebracht wirkte: Lily Evans. "War nett, dich gekannt zu haben, Prongs", meinte Sirius schadenfroh, klopfte seinem Freund auf die Schultern und drängelte sich an ihm vorbei zum Tisch der Gryffindors. Remus und Peter folgten ihm dicht auf dem Fuße. Nur Harry blieb etwas verwirrt stehen und beobachtete, wie seine junge Mutter vor James zum Stehen kam. "James Harrold Potter!", zischte sie mit strenger Stimme, die schwer an Prof. McGonagall erinnerte. "Ich glaube es einfach nicht! Hast du dich etwa schon wieder betrunken? Und dann auch noch den armen Harry-" Sie bedachte den halbtoten Harry mit einem kurzen, mitleidigen Blick. "-dazu anstiften! Du bist einfach unglaublich!" "Ja, nicht wahr?", grinste James dümmlich. Harry vermutete, dass es am Restalkohol liegen musste, denn sonst hätte er es wohl kaum gewagt, Lily zu widersprechen. "Sei nicht so eingebildet! Hast du nicht gesagt, dass du dir das abgewöhnen willst?" Damit packte sie James an seinem linken Ohr und zog ihn hinter sich her. "Auauauauauau...!" "Und was habe ich noch gehört?! Du hast gestern wieder einen Streit mit Snape angefangen!" "Aber das war doch nur..." Ein leichtes Lächeln zuckte um Harrys Mundwinkel, als er seinen jungen Eltern hinterhersah. >Jepp, Mom hat ihn wirklich völlig unter ihrer Fuchtel.< Seufzend schlurfte er ebenfalls zum Tisch der Gryffindors, wo er sich zwischen einen kaffeetrinkenden Remus und einen noch immer hämisch lachenden Sirius setzte. Nachdenklich glitten sein Finger über das Holz seines Zauberstabes, der in den Taschen seiner Robe steckte. Er konnte noch immer nicht zaubern, ohne dass seltsame, ungewollte Funken dabei durch die Gegend stoben. >Wenn das tatsächlich am Alkohol liegt, dann habe ich schon zwei Gründe, dieses Zeug *nie* wieder anzurühren<, dachte er genervt und goss sich eine Tasse Fencheltee ein. Beyond the veil VIII, Ende Yupp, das war's für diesen Teil. Wie war's? Ich kann diesmal überhaupt nicht einschätzen, ob er mir gefällt... Nur die Szene mit Lily mag ich! *g* Ein paar Anspielungen waren auch wieder dabei. Ich fürchte, sehr viel länger kann ich Sirius' kleines Geheimnis nicht geheim halten... *seufz* [1] Wir wissen alle, wer dieses Duell gewonnen hat... Go, James, go!!! *Pon-Pons wirbel* [2] Haach... Haben wir jetzt nicht alle Hintergedanken? *snicker* - Hab ich schon erwähnt, dass es ein Doppelbett ist? *evil grin* @ Mione89: Hier haste dein neues Chap! (Ob's schnell war, kann ich nicht sagen...) @ Koshikawa: Your wish has been granted! *bows* ... ^^ @ Coco15: Neuer Teil, mit hoffentlich mehr Handlung! @ steff-chan: Jaja, hab eine Vorliebe dafür, den süßen Harry sich abmühen zu lassen... *hehe* @ Tamaryn12: In der Kammer des Schreckens??? *LOL!!!* Das wär ja witzig gewesen! Harry singt eine Runde Karaoke auf Parsel, dann tanzt Remus eine Runde mit dem Basilisken und Siri und James spielen in den Gängen verstecken! *g* @ yami456: Wann er es rausbekommt? Oh, tja... *unwissend tu* Abwarten! @ Blader-Ray: Abi? Oh, BITTE, frag nicht... *urgh* *dringendes Kotzbedürfnis unterdrück* Kennst du das Gefühl, wenn man vor einem aufgeschlagenen Bio-Buch sitzt und denkt: "Ich könnte jetzt Millionen Dinge tun, die ungefähr eine Milliarde mal sinnvoller und interessanter wären... z.B. FF lesen/schreiben"? (Ich kann Bio nicht ausstehen!) Und wenn man sich dann mal doch ans FF schreiben setzt, packt einen sofort das schlechte Gewissen? - Dann weißt du, wie es mir momentan geht!*argh* Kapitel 9: Mondschein --------------------- Beyond the Veil Teil IX: Mondschein Autor: AyaScythe Rating: PG-13 Einstufungen: slash, OOC (?), diesmal vielleicht etwas fluff ^^ Beta: Laix *umflausch* Disclaimer: Nein, ich bin immer noch nicht blond, habe immer noch keine Millionen auf dem Konto und heiße auch bestimmt nicht JK Rowling. Noch Fragen? A/N: Lang, lang ist's her... ne? Ich will mich auch nicht großartig mit Entschuldigungen aufhalten und einfach mal so vermerken: I'm bäääääck! *g* Das Kap ist ziemlich lang und vielleicht mal wieder etwas "breitgeschrieben" (soll heißen: relativ viel Gelaber auf relativ wenig Handlung), aber ich musste mich erst wieder ein bissel einschreiben. Außerdem denke ich, ich kann mit stolz behaupten, dass die Handlung endlich einen Schritt weiter ist.^^ Widmung: An meine herzallerliebste Laix, weil sie meine größte Unterstützerin und Dränglerin hinsichtlich dieser Fic ist und weil sie bald wegzieht und ich sie gaaaaanz dolle vermissen werd. T-T Großes Danke für die Kommis geht an: Tamaryn, Taen, Mione89, Blader-Ray (Und du wartest und wartest - und es hat sich gelohnt! ^_~), xXLuchiaXx, despaired_fighter, LorddesWestens, Asuka, SailorStarPerle, Angel_Ayane, Der-nicht-Mensch, arfin, MistkindChrissy BEYOND THE VEIL IX: Mondschein //...wenn auch heutzutage hochumstritten, waren derartige Methoden damals gängiger Alltag. Die Art und Weise des Todes wurde bis heute nie öffentlich bekannt gegeben. Was jedoch bekannt ist, ist dass die Vollstreckung der Urteile stets im Ministerium für Zauberei stattfand und eine große Anzahl an Ministeriumsarbeitern dabei anwesend war - böse Zungen behaupten, die Hinrichtungen seien vor allem unter den Auroren ein beliebtes Spektakel gewesen. Grausame Schwarzmagier wie Aabuwa il Saan fielen der Exekution genauso sehr zum Opfer wie Angeklagte geringerer Verbrechen. Noch heute wird das Ministerium für diese offensichtliche Willkür und seine zahlreichen Fehltritte schwer kritisiert. Kurz nach dem Sieg über den dunklen Magier "Grindeloh der Schreckliche" beschloss man jedoch sich vollkommen auf andere Bestrafungsmöglichkeiten zu konzentrieren. Grindeloh war der letzte Magier, der in England hingerichtet wurde. Seitdem dient die Hinrichtungsstätte angeblich zu Forschungszwecken, über die nichts genaueres bekannt...// "Bei Merlin, ich hab genug!" Genervt schmiss Harry seine "Geschichte der Zauberei"-Hausaufgabe auf den Tisch, direkt neben das Buch, in dem er bis eben noch geblättert hatte. Es war an einer Stelle aufgeschlagen, die in verschnörkelten Lettern mitteilte: "Todesstrafen in der Zaubererwelt". Darunter begann das Kapitel, das sich in ebenso verschnörkelten Buchstaben über mehrere Seiten erstreckte und über die Geschichte der Todesstrafe ausließ. Im Grunde ein spannendes Thema, vielleicht sogar das erste und *einzige* interessante Thema, das sie jemals in Geschichte der Zauberei hatten durchkauen müssen. Aber 46 Seiten in Millimeterschrift, davon 13 Seiten überdetaillierte Statistiken und Daten? - Harry ächzte und bettete seinen Kopf frustriert auf der Tischplatte, als er daran dachte, dass noch knappe drei Viertel der Seiten ausstanden. Wie jedes Mal, wenn er in der Bibliothek lernte, schielte er hinüber zum Eingang der Verbotenen Abteilung. Noch immer wünschte er sich die Möglichkeit dort einmal ungestört nach dem weißen Torbogen forschen zu können und noch immer war ihm diese Möglichkeit nicht vergönnt worden. Er wagte es nicht James nach dem Tarnumhang zu bitten, denn das würde unweigerlich zu neugierigen Fragen führen, warum er ihn brauchte. Oder wie er seinen Vater inzwischen kannte, würde dieser sich womöglich sogar noch als freiwillige Hilfe anbieten, wenn er wüsste, dass Harry in die Bibliothek wollte. Der Schwarzhaarige schauderte und grinste zugleich, als er sich das Szenario vorstellte, das sich dabei wohl ergeben könnte: 'Du willst mir helfen etwas über den mysteriösen Torbogen herauszufinden, wegen dem ich jetzt in der Vergangenheit festsitze? Aber klar, James! Warum nimmst du nicht auch noch Sirius mit? - Und übrigens: Ich bin dein Sohn!' ... Nein, wirklich *keine* gute Idee. Er musste sich wohl oder übel eine andere Möglichkeit einfallen lassen in die Verbotene Abteilung zu kommen. Vielleicht konnte er die Unterschrift eines Lehrers bekommen. Oder er konnte sich einfach "zufällig" dort hineinverirren und dann behaupten, er hätte es nicht besser gewusst. Wenn da nicht dieses gigantische Schild mit VERBOTEN gehangen hätte, wäre er vielleicht sogar damit durchgekommen - immerhin war er immer noch relativ neu hier. >Na ja, drei Wochen sind wohl nicht mehr so ganz 'neu'<, dachte er schmunzelnd, während er sich die Augen rieb. Die Überdosis an Leserei hatte dafür gesorgt, dass sie höllisch juckten und brannten. Und dann war da ja auch noch diese ständige Müdigkeit... Schon seit einiger Zeit fühlte Harry sich permanent ausgelaugt, erschöpft und müde, müde, *müde*... Dabei war es nicht so, dass er ständig mit seinen Augenlidern auf Halbmast herumlief. Im Gegenteil: Sirius und die Marauders hielten ihn auf Trab und Harry hatte keinerlei Probleme mitzuhalten. Aber die Müdigkeit war dennoch da, immer präsent, wie ein Ziehen in seinem Schädel oder eine dumpfe Decke über seinen Gedanken. Und egal wie viel Schlaf er bekam, es schien nie zu helfen, es schien nie genug zu sein... [1] "Nicht einschlafen! Madame Pince wird dich köpfen, wenn sie dich dabei erwischt, wie du im Schlaf auf eins ihrer Bücher sabberst!" Warmer Atem kitzelte in seiner Ohrmuschel, verweilte dort noch einige - plötzlich rasante - Herzschläge lang, bis er schließlich wieder verschwand. Unvermittelt stellten sich Harrys Nackenhaare auf, seine Lider schnellten nach oben. Der Klang der tiefen Stimme vibrierte noch immer in seinem Kopf. Der Junge, der lebte, hätte sich nicht erst umdrehen müssen um zu wissen, wer ihm da gerade amüsiert ins Ohr geraunt hatte, aber tat es trotzdem. "Sirius!", wirbelte er herum und fand sich Nase an Nase mit eben jenem wieder. "Ich habe nicht geschlafen!" Nun ja, zumindest hatte er das nicht beabsichtigt... Auch wenn er nun zugeben musste, dass er in den letzten Minuten gefährlich weit ins Traumland abgedriftet war ohne es zu merken. Der Animagus grinste amüsiert, ohne einen Inch davonzuweichen. "Klar, das hab ich gesehen! Du warst nur *intensiv* am Überlegen, was du in den Aufsatz für Binns schreiben wolltest!" "Ja! War ich tatsächlich", empörte sich Harry. "Zumindest bis gerade eben..." "Scheint dich aber nicht weit gebracht zu haben..." Sirius deutete mit einem leichten Kopfnicken zum Tisch, wo eine kaum beschriebene Pergamentrolle lag. Sein Grinsen wurde noch etwas breiter und er hob in rechthaberischer Manier die Augenbrauen an. Harry brachte darauf keine Antwort zustande. Die plötzliche Unterbrechung seiner Döserei war allein schon Grund genug für ihn ein wenig neben sich zu stehen. Aber die Tatsache, dass das Gesicht seines Paten und sein eigenes keine zwei Inches voneinander entfernt waren, war ihm gerade mit voller Wucht bewusst geworden. Der warme - ganz eindeutig *nicht* sein eigener - Atem, der bedrohlich nah über seine Lippen tänzelte, war daran nicht ganz unschuldig. Seine Gedanken überschlugen sich. >Mist, warum weicht er nicht zurück? Was guckt er mich so an? Warum kommt er überhaupt so nah an mich heran, wenn er doch eh nicht...< Er blinzelte verwirrt, als sich Sirius' Hand auf einmal unter seinen Pony schob und dann schwer gegen seine Stirn ruhte. In den tiefdunklen Augen spiegelte sich ein Anflug von aufrichtiger Besorgtheit. "Sag mal, hast du Fieber?", wollte er wissen. "Du bist irgendwie nicht ganz bei der Sache und dein Gesicht ist rot..." "Uhhm... Nein, das... es ist nichts - ich war nur etwas überrascht..." Sirius schenkte ihm einen kurzen skeptischen Blick, bevor er seine Hand wieder sinken ließ. Ganz zufrieden schien er mit dem Gestammel nicht zu sein. Während er sich neben Harry auf die Bank fallen ließ, musterte er seinen selbsternannten Schützling deswegen noch einmal gründlich. "Mal ehrlich, du wirkst in letzter Zeit ziemlich erschöpft. Ist irgend etwas mit dir?" "Wirklich, es ist nichts." Kopfschüttelnd bemühte sich Harry zu einem möglichst überzeugenden Lächeln. So angenehm der Gedanke auch war, dass sich sein Pate Sorgen um ihn machte, er musste nicht unbedingt wissen, dass er den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Diese mysteriöse Müdigkeit war nur eines von vielen Rätseln, um die sich Harry alleine kümmern musste. "Na dann... wie sieht's aus? Bist du fit genug für einen Ausflug?" "Wieso? Was habt ihr vor?" Das unheilvolle Grinsen, das sich über Sirius' Gesicht stahl, machte klar, dass die Marauders wieder einmal etwas geplant hatten. Dass dies (wie immer) mit großer Wahrscheinlichkeit gegen ungefähr ein Dutzend Schulregeln verstoßen würde, verstand sich von selbst. "Wir dachten daran, Hogsmeade einen kleinen nächtlichen Besuch abzustatten... Ein paar kleine 'Privateinkäufe' im Honeydukes erledigen und so - wenn du verstehst, was ich meine..." "Ihr wollt den Honeydukes beklauen?!", fuhr es ungläubig aus Harry heraus. "Pssht!" Blitzschnell flog Sirius' Hand vor seinen Mund. "Bist du verrückt? Madame Pince hat Ohren wie ein Luchs! Wenn die Wind davon bekommt, können wir den Ausflug vergessen!" "Ihr wollt den Honeydukes beklauen?", wiederholte Harry etwas leiser, nachdem sein Mund wieder freigegeben wurde. "Noch dazu mitten in der Nacht?" "Na ja, tagsüber wäre es wohl etwas auffällig, meinst du nicht?", zwinkerte der Animagus frech. "Außerdem sind wir gute und zahlungsfreudige Kunden, da ist es doch nur fair, wenn wir einen kleinen Bonus bekommen." Abermals schüttelte Harry den Kopf und rollte die Augen zur Decke. Tolle Logik... Für jemanden mit so viel kriminellem Potential wie Sirius mochte das sogar tatsächlich einleuchtend klingen. "Kein Wunder, dass sie dich nach Askaban gesteckt haben...", murmelte er vor sich hin. "Was hast du gesagt?" "Oh, äh, nichts", winkte er hastig ab. "Nach Hogsmeade also? Diese Nacht?" Sirius nickte und begann mit gedämpfter Stimme ihren Plan zu erläutern, doch Harry hörte nur mit halbem Ohr hin. Er war sich sicher, dass er wieder rot angelaufen war. >Verdammt, so ein dummer Versprecher darf mir nicht noch einmal passieren!< Mit scheinheiliger Geschäftigkeit widmete er sich seinen unvollendeten Hausaufgaben zu, klappte Bücher zusammen, räumte Pergamentrollen beiseite. Da er diesen Mittag nicht nur Geschichte der Zauberei angegangen war, hatte sich ein beachtlicher Stapel an Schulkram auf dem Büchereitisch angesammelt. Darunter befand sich auch eine Rolle mit seinen Astronomie-Hausaufgaben. Als sein Blick die tabellarischen Berechnungen streifte, hielt er unvermittelt inne. "Uhm, Moment - *diese* Nacht?", unterbrach er Sirius' Gerede. Dieser hielt ebenfalls inne und sah ihn irritiert, beinahe schon schmollend, an. "Ja, wieso? Hast du etwa schon etwas vor?" "Nicht direkt, nein..." Verlegen fuhr der Junge, der lebte, sich durch die rabenschwarzen Haare. Vorhin bei seinen Hausaufgaben war ihm aufgefallen, dass im monatlichen Zyklus bereits morgen der Vollmond erreicht sein würde. Normalerweise interessierte er sich nicht für solche Dinge, doch mit einem Werwolf im Freundeskreis begann man ganz unwillkürlich darauf zu achten. Er kannte sich zwar nicht aus, doch der Gedanke, dass sich Remus bereits morgen in eine reißende Bestie verwandeln würde, bereitete ihm Unbehagen. War es in Ordnung, sich so kurz davor noch nachts hinauszuschleichen? "Also, weißt du...", druckste er herum, obwohl er nicht wirklich wusste, was er eigentlich sagen wollte. Er konnte Sirius ja schlecht auf die Nase binden, dass er sich wegen Lupins Werwolfverwandlungen Sorgen machte! "Ah, Mister Black! Mister Parker!" Zwei dunkle Haarschöpfe drehten sich synchron in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Die junge Madame Pomfrey eilte auf sie zu, unter den linken Arm hatte sie eine hellbraune Akte geklemmt. Die Hogwarts-Krankenschwester außerhalb ihres Krankenflügels anzutreffen war ebenso selten wie ungewöhnlich, weswegen beide Jungen relativ überrascht waren. "Gut, dass ich Sie treffe", meinte Sie noch auf halbem Wege und leicht außer Atem. "Sie sind doch oft mit Mister Lupin zusammen. Haben Sie ihn zufällig gesehen?" "Nein", antwortete Harry. Madame Pomfrey machte ein langes Gesicht. "Und- ...und Sie wissen auch nicht, wo er gerade ist?" "Nein, tut uns Leid." "Wieso denn?", wollte Sirius neugierig wissen. "Hat er irgendetwas angestellt?" "Das hat Sie nicht zu interessieren, Black", schnappte die Krankenschwester unvermittelt und fuchtelte mit der Akte vor seiner Nase herum. "Sagen Sie ihm einfach, dass ich ihn suche und dass er sich umgehend bei mir melden soll!" So gestresst, wie sie aussah, war es gut möglich, dass sie Remus bereits den ganzen Nachmittag gesucht hatte. Schnaubend stemmte sie die rechte Hand in die Hüfte, während sie die andere dazu benutzte sich mit dem hellbraunen Ordner Luft zuzuwedeln. Ein Blick in Richtung Fenster brachte jedoch wieder in Bewegung in sie. "Bei Merlin, die Sonne geht ja schon unter...!" Kopfschüttelnd klemmte Madame Pomfrey sich die Akte wieder unter den Arm, warf ihnen noch einen letzten mahnenden Blick der Marke "Wehe ihr vergesst, es auszurichten!" zu, bevor sie mit wehendem Rock wieder davonrauschte. Ein kurzer Blickwechsel mit Sirius zeigte Harry, dass dieser genauso irritiert war wie er. Der dunkelhaarige Animagus konnte sich wohl auch keinen Reim auf das merkwürdige Verhalten der jungen Krankenschwester machen. Schließlich zuckte er die Achseln. "Frauen! Die soll mal einer verstehen", bemerkte er theatralisch und grinste sein Gegenüber an. "Kann uns doch egal sein, was sie von Remus will! Hauptsache ist, dass er heute Abend mit dabei ist! - Und du natürlich auch!" Damit schlang er einen Arm um Harrys Schulter, lehnte sich kumpelmäßig an ihn, bedachte ihn mit einer Mischung aus Hündchen-Bettelblick und "Ich dulde ohnehin keine andere Antwort als Ja!". Harry konnte daraufhin nichts anderes tun als zu schlucken. Seine Bedenken waren zwar noch immer vorhanden, doch mindestens genauso präsent war der Geruch von Wald und Freiheit, der von Sirius ausging. Und der machte es ziemlich schwer jegliche Art von Widerstand aufrecht zu erhalten. >Ich weiß schon jetzt, dass ich das noch bereuen werde, aber...< "Okay." * "Karte?" "Check!" "Tarnumhang?" "Check!" "Taschen für die Beute?" "Check!" James hielt die genannten Gegenstände nacheinander und für alle deutlich sichtbar in die Höhe. Als keine weitere Inspektionsfrage kam, sah er auf und blickte Padfoot erwartungsvoll an. Stumme Unterhaltungsfetzen flogen zwischen ihnen her, wie es nur zwischen zwei Menschen ging, die sich gegenseitig besser kannten als ihre Mütter es taten. Wormtail wippte aufgeregt auf seinen Fußsohlen, Harry sah etwas verwirrt von einem zum anderen, Remus verdrehte lediglich die Augen über so viel Melodramatik. Die beiden Köpfe der Marauders ignorierten das jedoch geflissentlich, funkelten sich stattdessen noch ein wenig länger an. James' Augenbrauen schnellten nach oben. Ein kleines Lächeln zuckte um Sirius' Mund, bevor er ihn zu einem beunruhigenden Grinsen verzerrte. "Dann kann es ja losgehen!" * "Uhhm... also, sicher, dass ihr das tun wollt?" Etwas betreten stand Harry mitten im Lagerraum des Honeydukes und verfolgte, wie die Marauders an den verschiedenen Regalen entlangspazierten, als befänden sie sich auf einem Einkaufsbummel. Immer wieder griffen sie irgendwo hinein, um eine Handvoll Erbeutetes in ihre mitgebrachten Beutel zu stopfen, nur um dies beim nächsten Regal zu wiederholen. Selbst Remus schien seine Rolle als besonnenes Vernunftbeispiel für den Augenblick vergessen zu haben und machte eifrig mit. Auch Harry hielt einen Beutel in der Hand, doch im Gegensatz zu denen der anderen, war seiner noch immer leer. Der Junge, der lebte, war höchst irritiert. Dass Sirius und James sich als Langfinger entpuppten war irgendwie nicht wirklich überraschend. Peter war der geborene Mitläufer und neben seinem späteren Verrat erschien die Klauerei doch recht harmlos. Aber Remus...? "Harry..." James klang etwas genervt. "Sieh dich doch mal um! Das hier ist das *Lager*! Bei dem ganzen Zeug, das hier liegt, merken die doch nicht, wenn ein paar Bonbons fehlen!" "...Oder 'chokofwöche", nuschelte Wormtail dazwischen, der sich gerade an einem Schokofrosch gütlich tat. "Außerdem sind wir schon mitten in Hogsmeade", meinte Remus leichthin. "Wenn du schon hier bist, kannst du genausogut das beste daraus machen..." Stirnrunzelnd beobachtete Harry, wie der Werwolf weitere Süßigkeiten mitgehen ließ. Das irritierende Gefühl wurde stärker. Er kam sich vor, als hätte er gerade herausgefunden, dass McGonagall zum Spaß gelegentlich einen Joint rauchte. Plötzlich wurde jedoch seine Hand, die den Beutel hielt, umfasst. Sirius zog ihn bestimmt hinter sich her und steuerte dabei eines der vielen Regale an. Erst vor einer Reihe mit unzähligen Schachteln von Bertie Bott's Bohnen, Lakritzkäfern und Hypersauren Zitronendrops blieb er stehen, ohne dabei jedoch Harrys Hand loszulassen. "Harry!", begann er im Plauderton. "Na, was isst du denn gerne?" "Sirius, nein... ich-" Harry war mit einem Mal ziemlich unwohl zumute. Ob das an der warmen Hand um sein Handgelenk lag, oder an der Tatsache, dass Sirius ihn schlichtweg zum Klauen zwingen wollte, konnte er nicht genau sagen. Seinen Paten schien auf jeden Fall beides nicht sonderlich zu stören, denn er laberte einfach munter weiter. "...Schokofrösche vielleicht? Bertie Bott's Bohnen in allen Geschmacksrichtungen? Hochexplosive Kirschlutscher? Von den Zitronendrops würde ich allerdings abraten - die sind so sauer, dass es einem die Eier zusammenzieht!" "Siriuuus, ich will nicht...!" "...Tja, was nehmen wir denn da? - Ach, ich weiß! Nehmen wir doch ein paar Lakritzkäfer!" Mit sanfter Bestimmtheit führte der Animagus die Hand des Jungen zur vierten Regalreihe, wo kleine schwarze Käfer aus Lakritz in einem Korb herumwuselten. "Mensch, Sirius!", jammerte Harry, wehrte sich aber nur halbherzig gegen Sirius' Korruptionsversuche. "Hörst du mir überhaupt zu? Ich hab keine Lust auf sowas!" Padfoot hielt in seiner Bewegung inne. Seine dunklen Augen richteten sich groß und mit gespieltem Ernst auf seinen Schützling, während er mit beiden Händen die von Harry umfasste. "Harry... ich weiß, dass es das erste Mal für dich ist, aber vertrau mir einfach, ja? Lass mich einfach machen. Ich werde auch ganz zärtlich sein..." "Äh - was?!" Hinter ihnen prustete James laut los. Er begann ungehalten zu kichern, wobei ihm beinahe der Beutel mit Süßigkeiten aus der Hand rutschte. "Sirius, lass den armen Jungen in Ruhe", meinte Remus genervt. "Klappe, Moony! Ich bin beschäftigt!", warf Sirius grinsend zurück. "Ich muss hier jemandem die kriminelle Jungfräulichkeit nehmen!" Der Werwolf ließ ein resigniertes "Oh mein Gott"-Stöhnen vom anderen Ende des Raumes verlauten, mischte sich jedoch nicht weiter ein. Harry verfolgte den Dialog mit heißen Ohren und schwirrendem Kopf. Auch wenn die ganze Zeit eindeutig vom Süßkram-Stehlen die Rede war, musste er sich heftig den Kopf zurecht rücken, um nicht zu viel über die unterschwellige Zweideutigkeit nachzudenken. >Verdammt, Sirius ist nur wieder am herumblödeln!<, versuchte er sich einzuhämmern. >Das ist nur einer seiner 'total geistreichen' Scherze... nichts weiter...< Doch der Junge, der lebte, fand daran inzwischen gar nichts mehr lustig, sondern wollte nur noch im Erdboden versinken. Er wehrte sich nicht einmal, als sein Pate schließlich seine Hand zum Korb mit den Lakritzkäfern führte. Mechanisch schlossen sich seine Finger um eine Handvoll wuselnder, kleiner Käfer und genauso mechanisch öffneten sie sich wieder, nach dem sie sich über der Beutelöffnung befanden. "Na siehst du? Geht doch... Und hat noch nichtmal wehgetan!" Zwinkernd legte Sirius einen Arm um seine Schulter, während Prongs erneut loskicherte. Aber was zu viel war, war zu viel. So angenehm die Nähe seines Paten auch war, selbst Harry vertrug nur ein gewisses Maß davon, ohne dabei den Kopf zu verlieren. >Wenn ich hier nicht sofort wegkomme, sterbe ich entweder an Blutstau im Kopf oder mache noch etwas sehr, seeehr Dummes!< Unvermittelt schob er seinen Beutel in die Hände des Hunde-Animagus, schlängelte sich aus der Umarmung und stapfte schnellen Schrittes aus dem Lagerraum des Honeydukes. Padfoot blickte ihm verständnislos hinterher. "Äh... hab ich was gemacht?" * Unruhig schritt Harry auf und ab, fuhr sich mit fahrigen Händen durch die permanent zerzausten Haare. Er befand sich in dem kleinen Abschnitt zwischen dem Lager und der Treppe zum Verkaufsraum. Da selbst dort noch Kisten, Körbe und Schachteln bis unter die Decke stapelten, musste er aufpassen nicht einen der gefährlich wackeligen Türme zum Umkippen zu bringen. "Na toll, Harry! Klasse gemacht", murmelte er giftig vor sich hin. Warum war er gerade hinausgerannt? Was hatte er sich eigentlich gedacht? Erst stellte er sich so dermaßen an, dann lief er auch noch davon, sobald sein Patenonkel ihm zu nahe kam! Das den anderen zu erklären ohne seine Gefühle für Sirius dabei zu erwähnen dürfte recht lustig werden... Seufzend kam er zum Stehen. Aber was sollte er auch machen? Sirius war einfach zu viel für ihn. Alles an ihm, vom Scheitel bis zur Schuhspitze, sein ganzes Wesen. Sirius' Präsenz war wie eine gigantische Welle, die über einem zusammenschlug und einen einhüllte, von innen wärmte und gleichzeitig so alles einnehmend war, dass man zu ersticken drohte. - Und so, wie Harry sich im Augenblick vorkam, war er kurz vorm Ertrinken. Die ganze Zeit, die er bereits hier mit seinem Paten verbringen durfte, hatte das lediglich verschlimmert. Nur... Würde das nun immer so weiter gehen? >Nein, verdammt! Ich darf mich nicht so gehen lassen!< Mit einem Kopfschütteln setzte er sich wieder in Bewegung. Er merkte nicht, wie dicht er an eine der Kisten gekommen war, bevor er sich an einer besonders schweren den Fuß anstieß, stolperte und schwungvoll... - in ausgebreitete Arme fiel, die sich reflexartig um seinen Oberkörper schlossen. "Sachte, Junge", meinte Sirius lächelnd. "Oh! Äh, ich, sorry! Also-", stammelte Harry, unfähig zwei sinnvolle Wörter hintereinanderzureihen. >Soviel also dazu, dass ich mich zusammenreißen wollte...!< "Schon gut, schon gut!" Sirius' kehliges Lachen ertönte, als er den etwas kopflosen Harry wieder freigab. Für einige Momente beobachtete er, wie sein Gegenüber an seinen Klamotten herumzupfte, sich mit einer Hand durch den rabenschwarzen Wischmopp auf seinem Kopf fuhr und im Großen und Ganzen einfach nur ein planloses Bild abgab. "Hör mal", begann der Animagus besänftigend. "Ich wollte dich da drin nicht ärgern, ich wollte nur, dass du auch Spaß hast." "Ich weiß, es ist nur..." "Ich mach's nie wieder, okay? Heiliges Marauder-Ehrenwort!" Seine rechte Hand erhoben, setzte er eine gespielt feierliche Miene auf. Das trieb Harry ein kleines, spöttisches Grinsen ins Gesicht. Sein Pate brachte ihn zwar oft genug aus dem Gleichgewicht, doch er weckte auch nicht selten die Spielernatur in ihm. "Ach? Sowas gibt es? Na ja, so wie ich euch kenne, kann man sich da wohl nicht sonderlich drauf verlassen!", triezte er. "Hey! Sag sowas nicht!" Empört stemmte Padfoot seine Arme in die Hüften. "Wir sind zwar der Schrecken aller Lehrer und des Hausmeisters und noch dazu chaotisch, selbstverliebt, unheilstiftend..." "...illegal...", warf Harry schmunzelnd ein. "...aber auf unser Wort kann man sich verlassen! Wir haben auch unsere Ehre, weißt du?" "Soso... Na, wir werden ja sehen!" "Wie? Glaubst du mir etwa ni-" "Hey, ihr zwei!" Remus steckte seinen Kopf durch die Tür herein. Seine Züge wirkten im fahlen Licht, das durch ein kleines Kellerfenster hereinflutete, etwas kränklich und eingefallen. Harry war sich sicher, dass das vorhin noch nicht so gewesen war. "Seid ihr hier drin fertig?", fragte der Werwolf, während er mit einem Kopfnicken hinter sich deutete. "Die anderen wollen noch eine kleine Tour durch Hogsmeade machen - Harry ein bisschen herumführen und so..." Padfoots Gesicht erhellte sich. "Eine Stadttour? Gute Idee! - Du warst doch noch nie in Hogsmeade, oder?", meinte er an Harry gewandt. "Uhm ...nein?", log dieser überrumpelt. "Dann komm!" Voller Elan wurde der Junge, der lebte, abermals an der Hand gepackt und mitgeschleift, bevor er sich in irgendeiner Form wehren konnte. * Wenige Minuten später tauchten Harry und die Marauders von der Hinterseite des Honeydukes auf. Sie waren durch ein kleines Kellerfenster im Lagerraum nach draußen geklettert, um die Alarmzauber oben im Laden nicht auszulösen. Das Kopfsteinpflaster schimmerte feucht und in der Luft hing der Geruch von frischem Regen. Trotz herannahendem Vollmond war es recht düster auf den nächtlichen Straßen in Hogsmeade: Dunkle Wolken wallten am Nachthimmel und ließen nicht einmal einen kurzen Blick auf die blassrunde Scheibe dahinter zu. Nach Mitternacht lagen gewöhnlich alle in ihren Betten, deswegen brannten zu dieser Zeit auch keine Straßenlaternen mehr. Lediglich an vereinzelten Häuserecken leuchteten kleine Laternen zur Orientierung. Die Marauders fanden sich allerdings auch ohne große Beleuchtung problemlos in dem kleinen Städtchen zurecht. Voller Eifer schleppten sie Harry durch das Zaubererdorf, der versuchte großes Interesse vorzugeben für all die Sehenswürdigkeiten, die er schon seit Jahren kannte und nicht mehr ganz so sehenswürdig fand. James hatte dabei die Rolle als Reiseführer übernommen und gab bereitwillig Auskunft über alles, wonach nicht gefragt wurde, während Peter gelegentliche Kommentare dazwischen warf. "Da drüben ist Zonko's Scherzartikelladen." "-Der Verkäufer kennt uns alle beim Namen! Wir sind da Stammkunden-" "Und da drüben sind die 'Drei Besen'... "-Da gibt's den besten Apfelstrudel weit und breit-" "Und da hinten ist die Post!" Harry wandte seinen Blick in die Richtung, in die James deutete, und nickte in halbherzigem Interesse. "Wirklich schade, dass wir nicht tagsüber hier sind, aber das nächste Hogsmeade-Wochenende ist erst in einem knappen Monat!" "Tja, man kann nicht immer Glück haben...", meinte Harry leichthin, ein schiefes Lächeln im Gesicht. Remus und Sirius liefen neben ihren Freunden her, beide recht schweigsam. Abwesend musterte der Hunde-Animagus Harry und James, wie sie nebeneinander hergingen, plauderten, scherzten, lachten. Wieder einmal stach ihm die niederschmetternde Ähnlichkeit der beiden ins Auge, rührte etwas tief in ihm, das er seit Jahren lieber zu vergessen versuchte. - Aber Vergessen fiel unter solchen Bedingungen leider schwer. Nie hätte er gedacht, dass es jemanden geben würde, der an James heranreichen konnte, aber was er gerade sah, belehrte ihn eines besseren. Die Ähnlichkeiten waren beinahe zu stark, zu extrem, als dass er es auszuhalten war. Wie sie sich bewegten, die Haare aus dem Gesicht wischten... Wie Geschwister, wie... Er blinzelte. Ja, wie was eigentlich? Auf was genau wollte er hinaus? Der Gedanke entschlüpfte ihm, noch bevor er seinen Geist darum wickeln und irgendeine Form ausmachen konnte. Verwirrt blinzelte er noch ein wenig mehr. Erst als ihm bewusst wurde, dass der Gedanke wohl so bald nicht mehr wieder auftauchen würde, ließ Sirius das Thema fallen. Manchmal war es ohnehin besser, nicht zu viel über alles nachzudenken... Bei ihrem kleinen Rundgang waren sie ein ganzes Stück weit gekommen und befanden sich nun bereits etwas außerhalb von Hogsmeade. Kühler Herbstwind zog an ihnen vorbei, nun da der Schutz der kleinen Fachwerkhäuser lückenhafter wurde und sie stattdessen vermehrt auf Bäume und freies Feld stießen. Sirius hatte schon eine gewisse Ahnung gehabt, wo James sie hinführte, trotzdem blickte er bei den Worten seines Freundes auf. "Und hier, Harry, ist Englands meistheimgesuchtes Spukhaus: die Heulende Hütte!" Remus zuckte unangenehm berührt zusammen, als er James' Stimme hörte. Mit einem resignierten Seufzen schüttelte er den Kopf. "Wenn man ihn so hört, könnte man fast meinen, dass es eine tolle Sensation wäre. Dabei..." Es war nur ein leises Murmeln, aber Sirius hörte es dennoch. Verstohlen schielte er hinüber zu Harry, doch der war vollkommen von Prongs' Geschwafel eingenommen. Offenbar hatte er nichts mitbekommen. Beruhigt wandte Sirius seinen Blick wieder ab - und hielt inne, als er über das blasse Gesicht von Remus bemerkte. Der Werwolf war noch nie ein quirliges Energiebündel gewesen, aber kurz vor dem Vollmond wurde es meist so schlimm, dass er den ganzen Tag lang nur schlapp und wortkarg auf einer Couch hing und auf das Unvermeidliche wartete. Doch selbst das wurde heute noch übertroffen. Remus wirkte mit seinen bläulich unterlaufenen Lippen, als wäre er seekrank, und mit einem Mal fragte sich der Animagus, ob ihr Ausflug so kurz vor dem totalen Vollmond doch keine so gute Idee gewesen. Besorgt zupfte er an Remus' Ärmel, sorgte damit, dass der Werwolf sein Tempo verminderte und sie dadurch etwas hinter die anderen zurückfielen. "Alles in Ordnung, Moony?", meinte er gedämpft. "Du siehst scheiße aus - ist es...?" Remus schüttelte den Kopf und lächelte etwas missglückt. "Nein, schon gut. Du weißt doch, dass 'es' gar nicht vor Morgen passieren kann." "Sicher?" "James' Begeisterung hat mich nur etwas aus der Bahn geworfen..." Stirnrunzelnd musterte Sirius seinen Freund eine Weile, dann legte er eine Hand auf dessen Schulter. "Nimm es ihm nicht übel! Du kennst doch unseren James, der denkt sich nichts dabei!" "Ich weiß, ich weiß. Ich hab ja selbst einmal gesagt, dass ihr mich wegen meinen Verwandlungen nicht wie ein rohes Ei behandeln sollt - und das gilt noch immer. Es ist nur so... irritierend." "Er wollte Harry nunmal alles zeigen, was es hier zu sehen gibt. Und ob es dir gefällt oder nicht, deine Hütte hinterlässt einen bleibenden Eindruck!" "Ja, das weiß ich leider nur zu gut...!" Der Werwolf seufzte, wirkte fast noch ein wenig blasser, auch wenn Sirius bezweifelte, dass das überhaupt möglich war. Mit dem Versuch seinen Freund etwas abzulenken, nickte er hinüber zu dem Trio, das vor ihnen ging. "Sieh sie dir an...", sagte er lächelnd. "James bricht sich ja regelrecht einen Ast ab, um Harry zu beeindrucken. Sogar Wormtail hat seinen Spaß daran sich bei ihm beliebt zu machen... Es ist irgendwie witzig, wenn man bedenkt, dass er von Harry meistens ignoriert wird. - Aber ich kann es auch verstehen. Harry kann man sich nur schwer entziehen. Man möchte seine Aufmerksamkeit um jeden Preis." Nachdenklich beobachtete Remus, wie Sirius leise vor sich hinlachte. "Du scheinst dich ja ziemlich gut mit Harry zu verstehen...", begann er vorsichtig. Der Animagus grinste nur geheimnisvoll und zuckte die Achseln. "Möglich." Langsam trotteten sie den anderen hinterher und fielen dabei noch ein Stück weiter zurück. Das Gras zu ihren Füßen war etwas rutschig, der Boden weich vom Regen, als sie den kleinen Hügel zur Heulenden Hütte erklommen. Remus verzog widerstrebend das Gesicht, nachdem ihm klar wurde, dass sie noch näher an sein spezielles Gefängnis herangingen. Erst nach einigen Sekunden brachte er seine Aufmerksamkeit wieder zu ihrer Unterhaltung zurück. Noch immer eine Grimasse ziehend sagte er: "Wenn ich ehrlich sein soll, dann gefällt mir das überhaupt nicht..." "Die Heulende Hütte?" "Nein - doch! Nein, ...also... *auch*. Aber ich meinte eher dich - euch. Du und Harry." Einen Moment herrschte Stille. Padfoot wirkte verwirrt, sogar etwas genervt. Plötzlich aber hoben sich die Augenbrauen des Dunkelhaarigen und seine Kinnlade klappte in so übertriebener Verblüffung nach unten, dass es eigentlich nur gespielt sein konnte. "Waaas? Du bist doch nicht etwa eifersüchtig? - Und ich dachte immer, du findest nichts an Kerlen!" Er schnappte sich die Hand des anderen, tätschelte sie mit grober Zärtlichkeit und säuselte: "Remi, warum hast du denn nicht schon viel früher gesagt, dass du so für mich empfindest?" Der Werwolf verdrehte die Augen. "Nimm mich gefälligst ernst!" "Also bist du echt eifersüchtig?" "Nein! Aber ich mache mir Gedanken... um euch zwei. Vor allem um Harry." Ein verständnisloser Blick ruhte auf Remus, brachte ihn zum Seufzen, so als wüsste er nicht ganz, wie er es ausdrücken sollte. Schließlich meinte er behutsam: "Es... Mir scheint, du vergisst allmählich, wer er ist... oder eher, wer er *nicht* ist." Die dunklen Augen des Animagus weiteten sich langsam, als er zu verstehen begann, worauf sein Freund hinauswollte. Das Grinsen war aus seinem Gesicht gewischt, zurück blieb ein ärgerlicher Schatten, der seine Miene verfinsterte. "Halt dich da raus", erwiderte er kühl und ließ die Hand seines Freundes achtlos fallen. "Das kann ich nicht, Padfoot! Du bist drauf und dran, denselben Fehler noch einmal zu wiederholen." "Gar nichts wird sich wiederholen!", schnappte er. "Oh, ich denke schon", kam es ihm energisch entgegen. "Sirius, ich habe euch *gesehen*! Merkst du eigentlich nicht, wie du dich Harry gegenüber verhältst? Vorhin im Lagerraum, neulich auf der Party - eigentlich so gut wie die ganze Zeit! Du tust so, als wäre er-" "Glaubst du vielleicht, ich kann keinen klaren Unterschied mehr machen?!" "Ja!" Sirius funkelte seinen Freund bei dieser eindeutigen Ansage zähneknirschend an, doch ansonsten schwieg er. Zu groß war das Risiko etwas zu sagen, dass er hinterher bereuen könnte. Das Thema war ein rotes Tuch für ihn und selbst bei jemandem wie Remus musste er sich zusammennehmen, um nicht einfach auszuticken. Auch der Werwolf schien das zu bemerken, denn er lenkte etwas versöhnlicher ein: "Ich möchte dich doch nur davor bewahren verletzt zu werden - und Harry ebenso. Er ist ein aufrichtiger Kerl, auch wenn er manchmal ein einziges lebendes Geheimnis ist. Im Grunde ist es toll, wenn ihr beide euch gut versteht. Aber ich will nicht, dass du dich in etwas verrennst, nur weil du die Vergangenheit nicht hinter dir lassen kannst. Du weißt nicht einmal, ob Harry das gleiche will wie du." Es entstand eine kurze Pause, in der er seine Worte auf Sirius einwirken ließ. Dann, etwas leiser: "...Pass einfach auf, okay?" Sirius antwortete noch immer nicht. Stand einfach nur da und wusste nicht, ob er den Rat annehmen oder ausrasten sollte. Moonys Worte waren ein harter Schlag in die Magengegend, selbst wenn jedes einzelne davon gut gemeint war. Denn - und das war das wirklich Bittere daran - er hatte Recht. "Moony-" Sein Mund klappte wieder zu, nachdem er bemerkte, dass er alleine war. Moony hatte ihn seinen eigenen Gedanken überlassen - ob aus Taktgefühl oder Angst vor einer Anfuhr ließ sich nicht sagen - und trabte zu den anderen hinauf. Er war nur noch wenige Fuß hinter ihnen, als "es" plötzlich passierte. Von einem Moment auf den anderen und ohne ersichtlichen Grund erstarrte Remus mitten in seiner Bewegung, wurde so stocksteif als wäre er mit einer Ganzkörperklammer belegt worden. Ein Beben ging durch seinen schmalen Körper, das so stark war, dass selbst Sirius es noch von Weitem erkennen konnte. "Moony?", murmelte er verwundert vor sich hin. "Was...?" Er schnappte überrascht nach Luft, als er beobachtete, wie sein Freund sich unvermittelt vornüber krümmte, die Hand in seine Brust krallte und allem Anschein nach darum kämpfte auf den Beinen zu bleiben. Augenblicklich blitzte der Gedanke an einen Schwächeanfall in seinem Kopf auf. Sirius wollte loseilen, dem anderen eine Stütze bieten, wenn nötig einen Beruhigungszauber sprechen. Dann blickte er nach oben... und erstarrte ebenfalls. Am Nachthimmel, der den ganzen bisherigen Abend düster geblieben war, hatte sich ein fast voller, blass strahlender Mond hinter dem dunklen Wolkenmeer hervorgekämpft. "Oh mein Gott...", wisperte Sirius. Voller Unglauben schüttelte er den Kopf. >Aber - nein! Das kann nicht sein! Nicht *heute*!< Er war noch immer wie gelähmt und wollte nicht glauben, was für ein schreckliches Szenario sich ihm da möglicherweise anbot. Sein Verstand, seine Vernunft appellierten dagegen, doch sein Instinkt wusste, dass es nur das sein konnte. Sein Blick eilte zurück zu Remus und - tatsächlich, er konnte bereits die Krallen und den dunklen Flaum auf den Handrücken sehen. Ein behaarter Schwanz brach durch den Stoff von Moonys Robe und sein Rückenkreuz schien unter schmerzhaften Nebenwirkungen rapide breiter zu werden. Fassungslos verfolgte Sirius, wie sich sein Freund innerhalb weniger Sekunden zu einem Werwolf wandelte. Doch es war keine *richtige* Verwandlung. Fell und die Hinterläufe hatten sich nicht vollständig ausgebildet, ein Ohr fehlte, das Gesicht steckte fest in einer grotesken Mischung aus Wolf und Mensch. Offensichtlich war nicht nur der Zeitpunkt falsch, sondern auch mit der Verwandlung selbst ging etwas nicht mit rechten Dingen zu. Das gab Sirius allerdings Hoffnung, dass sich vielleicht auch Remus' Verstand noch nicht verflüchtigt hatte. Die anderen standen noch immer mit dem Rücken zu ihnen und bewunderten die Heulende Hütte. Der ganze Vorfall hatte sich in wenigen Augenblicken abgespielt, sodass keiner von ihnen etwas bemerkt hatte. Peter war etwas weiter an das baufällige Haus herangegangen und befand sich nicht in unmittelbarer Gefahr. James und Harry jedoch standen keine fünf Fuß von dem halb verwandelten Remus entfernt und schienen zu vertieft in ihre Unterhaltung um etwas mitzubekommen. >Warne Sie, du Idiot! Schrei, verdammt nochmal! *Tu* irgendetwas!<, brüllte der Hunde-Animagus sich in Gedanken an, doch seine Augen klebten abermals wie hypnotisiert an dem Wesen, das normalerweise einer seiner Freunde war. Torkelnd und merkbar orientierungslos richtete sich das Mischwesen - >Remus<, erinnerte sich Sirius selbst - auf und schüttelte den Kopf. Nüstern weiteten sich, die zu menschlich für ein Tier waren, aber zu animalisch aussahen, um einem Menschen zu gehören. Schnüffelten, nahmen den Geruch der Nacht in sich ein. Ein Funkeln trat in die bernsteinfarbenen Augen, als es James, Harry und Peter bemerkte und Sirius wusste sofort, dass die Verwandlung zumindest in Hinsicht auf Remus' Geist keine Ausnahmen gemacht hatte. Das war auch der Augenblick, in dem sich seine Starre löste. "JAMES! HARRY! PASST AUF!" Beyond the Veil IX, Ende Oioioi... Cliffhääängeeeer! *sadistische Grinse* Eigentlich wollte ich noch ein wenig weiterschreiben, aber dann dachte ich mir: "Das Kap ist eh schon so lang... und warum nicht ein wenig fies sein?" *hehe* Aber keine Angst, diesmal dauert es auch kein Jahr bis zum nächsten Update - großes Marauder-Ehrenwort!^^ Ach ja, noch was... Die Unterhaltung zwischen Sirius und Remi... Hm... ich denke einige von euch werden jetzt wohl den Braten gewittert haben, aber wenn nicht ist auch gut - dann hab ich das Geheimnis noch ein wenig länger für mich! *g* [1] Das Lustige ist, ich weiß *genau* wie es Harry geht! Seit ich auf der Uni bin, bekomme ich nur noch ca. 5h Schlaf täglich -egal wie ich es anstelle, ich lande immer zu spät im Bett. 7h am Stück sind schon richtiger Luxus. Was größtenteils auch mein Fehler ist => PC-JUNKIE ^____^ Kapitel 10: Gegen jede Regel ---------------------------- Beyond the Veil Teil X: Gegen jede Regel Autor: AyaScythe Rating: PG-13 Einstufungen: slash, OOC (?) Update-Info: siehe Stecki/Weblog Disclaimer: Nein, ich bin immer noch nicht blond, habe immer noch keine Millionen auf dem Konto und heiße auch bestimmt nicht JK Rowling. Noch Fragen? Beta: ist nicht ganz astrein, aber da meine Betameisterin (Laix-chaaaan^^) keine größeren Einwände zum Kap hatte, lad ich es einfach mal hoch A/N: Yeehaw, ich hab das 10. Kap erreicht! Das hab ich bisher bei keiner meiner deutschen Serien geschafft! *rumhüpf* Tut mir leid, dass es z.Z. so schleppend vorangeht, aber die Uni hält mich vom Schreiben ab. Die Kommis zum letzten Kap haben mir im Übrigen zwei Dinge offenbart: 1. Ca. 80% meiner Leser leidet ebenfalls unter Schlafmangel. *g* 2. So ziemlich alle haben Sirius' kleines Geheimnis herausgefunden. Ich geb zu, es wahr nicht wirklich verschleiert dargestellt! *lol* Aber im vorletzten Kap gab es ja auch schon einige Anspielungen und da scheint es auch niemand (außer einer Person!) bemerkt zu haben, deswegen dachte ich... hach ja, is ja auch egal - ihr habt's rausgefunden, freut euch!^^ BEYOND THE VEIL X: Gegen jede Regel "JAMES! HARRY! PASST AUF!" Harry spürte den eisigen Schauer seinen Rücken hinunterlaufen, noch bevor er den Schrei hörte. Wie in Zeitlupe drehte er sich um. Jeder einzelne seiner Muskeln protestierte, wie ungeölte Scharniere, die jahrelang dem Rost überlassen worden waren. "...Remus?" Seine Stimme klang klein und so ganz und gar nicht nach ihm selbst, als er sich Angesicht zu Angesicht mit dem wiederfand, das bis eben noch einer seiner Freunde gewesen sein musste. Unglaube und Fassungslosigkeit bahnten sich ihren Weg nach oben. Irgendwo weit hinten in seinen Gedanken wusste er, dass er reagieren, handeln musste - und das sofort. Doch das erste, was ihm in den Sinn kam, war: >Das kann nicht sein.< Aus den Augenwinkeln nahm er gerade noch so wahr, dass es James kaum anders ging. Harry blinzelte versteinert. Das Remus/Wolf-Mischwesen ebenfalls. Augenblicke vergingen, die sich ins Endlose dehnten, und in denen sie sich einfach nur anstarrten, bis Harry so weit war zu glauben, dass es den Rest der Nacht so weitergehen würde. Dann jedoch explodierte der rote Blitz eines Stupefy-Zaubers in Remus' Rücken und setzte der grotesken Szene ein unvermitteltes Ende. Ein überraschtes Jaulen zerriss die Stille, Remus geriet ins Straucheln und torkelte benommen auf der Stelle. Mit seinen Armen schlug er blindlings um sich, aber die Nachwirkungen des Zaubers machten es unmöglich für ihn bewusst etwas zu treffen. Sirius' donnernde Stimme brachte wieder Leben in alle Anwesenden: "Bewegt euch, verdammt! Der Schockzauber hält nicht lange!" Harrys Verstand klinkte sich endlich wieder ein. Ganz automatisch fischte er seinen Zauberstab aus seinen Roben hervor und James tat es ihm gleich. Hinter sich hörte er Peter erschrocken aufquietschen, dann ein leises "Woosh". Er war sich ziemlich sicher, dass der untersetzte Junge sich soeben in seine Rattengestalt geflüchtet hatte und wohl zum ersten Mal in seinem Leben, konnte er es ihm nicht wirklich verübeln. Gehetzt suchte er in seinen Erinnerungen nach einem Zauber, der stark genug war, um ein so hochgradig magisches Wesen wie einen Werwolf in Schach zu halten. Doch bevor er nur eine einzige Silbe hervorbringen konnte, donnerte ihm einer von Remus' wild schlagenden Armen in den Unterleib. Alle Luft wich aus seinen Lungen, als er von seinen Füßen gerissen wurde. "Harry!" James eilte zu ihm. "Alles okay?" Harry nickte hustend, während er hektisch wieder auf die Beine gezerrt wurde. "Na los, du musst weg hier!" Er spürte ein unsanftes Schubsen in seinem Rücken, das ihm signalisierte schleunigst vom Hügel zu verschwinden. Zu verwirrt um etwas zu erwidern, tat er was ihm gesagt wurde. Erst als er einige Fuß weiter unten am Hügel zum Stehen kam, fiel ihm auf, dass sein Vater ihm nicht gefolgt war. "James! Was machst du da noch?" Doch James hörte nicht, denn er hatte ihm und selbst Remus den Rücken zugewandt. Er schien die unmittelbare Nähe der Heulenden Hütte abzusuchen, dann in die Dunkelheit des angrenzenden Waldes zu spähen. "Komm raus, Peter", rief er. "Jetzt ist echt nicht die Zeit, den Angsthasen raushängen zu lassen!" "James! Beweg dich!" "Verdammt, Peter, wo bist du? Ohne dich können wir Moony nicht in Schach halten!" "*James*!" Harry war nahe der Verzweiflung, weil Prongs ihm nicht zuhörte. Was kümmerte er sich ausgerechnet jetzt um Wormtail? Die Ratte würde schon klarkommen - war vielleicht schon über alle Berge - doch wenn *sie* sich nicht schleunigst davon machten... Drängend rief er ein weiteres Mal nach James, bekam jedoch auch diesmal keine Beachtung. Nun gut, wenn nicht so, dann eben mit Magie! Fest entschlossen seinen Vater von hier fortzuschaffen, erhob er seinen Zauberstab. "*Petrificus totalus*!" Einige erbärmlich kleine Funken stoben aus der Spitze seines Zauberstabes. "*Petrificus totalus*!", wiederholte er. Nichts passierte. Harry ächzte, während all sein Blut aus seinem Gesicht wich. Das konnte doch nicht sein...! Ausgerechnet jetzt musste seine Magie wieder spinnen! Es kam sogar noch schlimmer, denn ausgerechnet jetzt war auch der Moment, in dem der Stupefy aufhörte zu wirken. * Sirius sah, wie Remus ein letztes Mal seinen Kopf schüttelte und danach wieder ruhig dastand. Das aufgebrachte Schnaufen der Kreatur echote durch die Nacht und es schien ihm unmöglich, wie man dieses Geräusch überhören konnte. Harry und James taten jedoch genau dies. Beide waren abgewandt und schienen von was auch immer abgelenkt - Merlin allein wusste, was für die beiden im Moment wichtiger sein konnte, als eine reißende Bestie direkt in ihrem Rücken. Sirius hätte sich die Haare gerauft, hätte er nur die Zeit dazu gehabt. Doch der halb verwandelte Werwolf hatte nicht nur die Kontrolle über seinen Körper zurückgewonnen, sondern ließ den Blick seiner bernsteinfarbenen Augen unruhig umherschweifen. Das Glühen darin wurde bedrohlicher, als sie zwischen Harry und James hin und herpendelten. "Verdammte Scheiße...!" Sirius' Instinkt übernahm, bevor sein Kopf irgendwelche Entscheidungen treffen konnte. Ein Strom warmer Magie durchfuhr ihn und einen Augenblick später war er auf allen Vieren, hatte dichtes, schwarzes Fell und hechtete in großen Sätzen den Hügel hinauf. Es war nur noch eine Frage von Sekunden, bis Remus einen der beiden angreifen würde, doch er war zu weit entfernt, als dass Sirius ihn rechtzeitig hätte erreichen können. Die einzige Chance des Animagus war es, Remus Ziel aus der Schusslinie zu bringen. >Ich muss ihn da wegholen... Remus darf ihn nicht erwischen!< Das war der einzige Gedanke, der Sirius' Gedanken beherrschte und seine Pfoten in Windeseile weiter nach oben trieb. Er bemerkte wie Remus' Körper sich wie kurz vor einem Angriff anspannte und beschleunigte sein Tempo noch weiter. Er war gerade auf Harrys Höhe angelangt, als Remus zum Sprung ansetzte. >NEIN!< Ein kehliges Knurren entwich ihm in einer Mischung aus Wut und Panik, während er ebenfalls absprang. James rief ein überraschtes "AH!" aus, als Padfoots Pfoten sich ihm mit Wucht in den Rücken pressten und ihn ohne Vorwarnung mit zu Boden rissen. Mit einem dumpfen Knall landete er auf dem feuchten Gras und alle Luft wich aus seinem Brustkorb. "Ugh..." Über ihm ächzte Sirius, der - inzwischen wieder als Mensch - ebenfalls etwas benommen halb auf seinem Rücken hing. "Bist du okay, Prongs?", raunte er atemlos, noch bevor er sich daran machte wieder aufzustehen, noch bevor er sich nach Remus umsah, noch bevor er auch nur einen einzigen Gedanken an etwas anderes verschwendete. James musste in Ordnung sein - alles andere war zweitrangig. "Hgn... ja, ich denke schon... das soll heißen, sobald du von mir runter bist, Padfoot!" "Sorry." Eilig krabbelte er von James' Rücken. Dann wurde er sich wieder ihrer Situation bewusst und sein Blick schnellte in die Richtung, in die Remus gesprungen sein musste. Aber alles was er sah, war ein leeres Stück Wiese. Sirius zog die Augenbrauen zusammen. Wenn das Wolfsmischwesen James angegriffen hatte, dann musste es direkt an ihnen vorbeigeschossen sein und nun eigentlich hier irgendwo zu sehen sein. Es sei denn... Sirius fühlte einen eiskalten Blitz der Erkenntnis durch sich schießen. Er war so fixiert auf James gewesen, dass es ihm nur wahrscheinlich erschienen war, dass dieser das Opfer der Attacke sein würde. Immerhin war er auch näher bei Remus gestanden. Aber der Werwolf hatte gar nicht James attackieren wollen. Blitzschnell wandte Sirius den Kopf in die entgegengesetzte Richtung, gerade rechtzeitig um zu sehen, wie sich Remus in der Nähe des Waldrandes über einen reglos daliegenden Körper beugte. "HARRY!!!" * Hätte Harry im Nachhinein jemandem genau schildern müssen, was passiert war, dann hätte er wohl lediglich Fetzen davon wirklich ins Gedächtnis rufen können. Alles ging unglaublich schnell und folgte hart aufeinander, so dass er im Grunde nicht die Ereignisse, sondern nur deren *Resultate* realisierte. Er begriff nicht wirklich wie Sirius in seine Hundegestalt wechselte, an ihm vorbeijagte und James zu Boden riss. Alles was er mitbekam war, wie Sirius und James danach beide benommen am Boden lagen. Er begriff auch nicht wirklich, wie Remus mit einem Mal direkt hinter ihm stand, ihn tief anknurrte und mit einem Arm ausholte. Er bekam lediglich den erneuten, noch heftigeren Stoß gegen seinen Brustkorb mit, der ihn von den Beinen riss, und wie nach einem Sekundenflug der Schmerz in seinem Rücken und Kopf explodierten, als er gegen einen nahe gelegenen Baumstamm prallte. Danach wurde es schwer für ihn *überhaupt* etwas mitzubekommen, an das er sich später erinnern konnte. Ein pochender Schmerz durchzog nicht nur seinen Kopf sondern auch seinen Rücken hinab, seine Gedanken drehten sich, seine Sicht verschwamm. Ihm war so schwindelig, dass er nicht wusste, was seinen Körper eher überwältigen würde: Übelkeit oder Ohnmacht. Wie durch einen Schleier konnte er einen dunklen Schatten ausmachen, der sich über ihm aufbaute. Dunkles Grollen hallte in seinen Ohren, machte eindeutig, wessen Gestalt in seinem Blickfeld schwebte. Die Hand um seinen Zauberstab - es grenzte an ein Wunder, dass er ihn noch nicht verloren hatte und noch mehr, dass er ihn noch halten konnte - schloss sich etwas fester um das glatt geschliffene Holz. *Stupefy!* Er konnte nicht sagen, ob er es tatsächlich laut ausgesprochen oder nur gedacht hatte, doch das Ergebnis blieb dasselbe: Sein Zauberstab spuckte ein, zwei blasse Funken aus und erlosch dann wieder. >Das war's dann wohl<, fuhr es ihm durch den Kopf und er brachte den Wahnwitz auf in diesem Moment zu lächeln. Remus' Körper schien größer zu werden, als sich sein deformiertes Gesicht immer weiter auf ihn herabsenkte. Von Weitem hörte er Sirius' Aufschrei, der von nackter Panik durchsetzt war. Dann wurde alles schwarz. * [1] //"Harry...? Hast du dir je gewünscht, die Zeit anzuhalten?" "Schon möglich." Genau jetzt, genau hier, jedes mal wenn ich bei dir bin! "Weißt du... als ich noch in Hogwarts war, zusammen mit deinem Vater und unseren Freunden, da hatte ich manchmal diese... Momente. Augenblicke, in denen mir bewusst wurde, was für ein verdammtes Glücksschwein ich eigentlich war für das, was ich hatte. Mein Leben war damals perfekt." "Kein Leben ist perfekt." "Natürlich nicht, aber wer will das schon? Wahre Perfektion ist unglaublich stumpfsinnig, meinst du nicht auch? Mein Leben in Hogwarts war bestimmt nicht makellos, aber gerade die kleinen oder auch größeren Makel machten es zu dem, was es war. Und *dadurch* war es perfekt." "Verstehe." Und wo passe *ich* in dein perfektes Leben? "Wenn ich heute so daran zurückdenke, dann wünschte ich mir, ich hätte die Zeit damals anhalten können. Denn weißt du... Manchmal kommt es mir vor, als ob die Zeit in Hogwarts die beste meines Lebens gewesen ist." [2] "..." Ja, aber was ist mit *unserer* Zeit?// * "Lass das Essen verschwinden, Pete, oder willst du, dass Poppy uns köpft?" "Aber ich habe Hunger!" "Wie kannst du im Moment überhaupt ans Essen denken? Zwei unserer Freunde liegen hier bewusstlos in ihren Betten!" "Essen hält Leib und Geist zusammen." "Von wem hast du denn *den* bescheuerten Spruch? Einer Hauselfe?" "Uuugh...!" "Harry!" Die drei zankenden Stimmen riefen unisono seinen Namen aus, als er ein gequältes Ächzen von sich gab. Harry öffnete die Augen nicht, noch nicht. Er hatte geträumt. Es war ein Gespräch gewesen, das er einst mit Sirius geführt hatte - damals, in den Weihnachtsferien seines fünften Schuljahres. Der festliche Trubel war ihnen beiden auf die Nerven gegangen und so hatten sie sich beide in eines der vielen, leerstehenden Zimmer verkrochen und den Nachmittag verplaudert. Eigentlich kein schlechter Traum, trotzdem konnte er nicht sagen, ob es ihm gefallen hatte oder nicht. Die vagen Bilder, die ihm davon noch in Erinnerung hingen, hinterließen neben einem Gefühl der Vertrautheit auch einen bitterbösen Nachgeschmack. >Ich gehöre nicht zu seiner Vorstellung von einem perfekten Leben.< Die Erkenntnis war hart und damals genau wie heute schob er sie sofort in die hintersten Winkel seiner Gedanken, um sich nicht damit auseinander setzen zu müssen. Im Moment beschäftigte ihn ohnehin eine andere Frage. >Was ist passiert?< "Um es kurz zu machen: Remus hat dich k.o. geschlagen und wir haben wiederum Remus k.o. geschlagen", kam die unvermittelte Antwort und Harry wurde bewusst, dass er seine Frage laut ausgesprochen hatte. Endlich kämpfte er gegen die Trägheit an, die seine Augenlider noch immer geschlossen hielt, blinzelte widerwillig in das fahle Sonnenlicht eines frischen Herbstmorgens. In sein Sichtfeld traten drei etwas unscharfe Umrisse, die er auch ohne Brille sofort als Sirius, James und Peter erkannte. Als ob jemand einen Schalter umgelegt hatte, kamen die Erlebnisse der letzten Nacht wieder in sein Gedächtnis zurück: der Hogsmeade-Trip, die Heulende Hütte, Remus' plötzliche Verwandlung - und dann die Schwärze, die ihn in sich aufgenommen hatte. Mit einem Schlag war er hellwach. "Wo ist Remus?" James nickte mit dem Kopf über die Schulter. Am entgegengesetzten Ende des Krankenflügels war ein weißer, wallender Vorhang um eines der Betten gezogen. "Er ist ganz schön ramponiert... Sirius und ich sind nicht ganz unschuldig daran. Aber er wird schon wieder auf die Beine kommen. Im Vergleich zu dem, was heute Nacht los sein wird, war das noch harmlos." "Heute Nacht?" Für einen Moment war Harry ehrlich verwirrt. "Heute Nacht ist *Vollmond*, Harry", erklärte James ernst. "Remus wird sich wieder verwandeln, aber dieses Mal vollständig." "Oh." Natürlich, wie hatte er das vergessen können? Prongs seufzte, während eine seiner Hände durch seinen schwarzen Mopp an Haaren fuhr. "Ich schließe daraus, dass dir das Konzept eines Werwolfes bekannt ist. Ja, Remus ist einer und es tut uns Leid, dass wir dir das vorenthalten haben. Doch bevor du ihn verurteilst, hör dir zumindest seine - unsere Geschichte an. Es ist eigentlich nicht unsere Aufgabe sie dir zu erzählen, aber nach dem Vorfall letzte Nacht schulden wir dir eine Erklärung. Und Remus wirst du wohl vor Morgen früh nicht mehr bei Sinnen antreffen..." Schweigend lauschte Harry, während James zu erzählen begann. Es war eine Geschichte, die er bereits lange kannte. Davon ließ er sich jedoch nichts anmerken, sondern hörte geduldig zu, wie die Marauders auf Remus' Geheimnis gestoßen waren und daraufhin alles getan hatten, um Animagi zu werden. "...nur so können wir ihn unter Kontrolle halten und nur so konnten wir dir gestern noch den Hintern retten. Es war verdammt knapp." "Ich habe gestern gesehen, wie Sirius sich verwandelt hat", meinte Harry ausdruckslos und nickte. Er wusste nicht recht, wie er sich verhalten sollte, um so zu wirken, als ob dieses Wissen für ihn komplett neu war. So wie er die Marauders kannte, würden sie ihn ohnehin bald wieder durchschauen. "Als er mich umgeworfen hat, nicht wahr?", nickte James. "Auch das haben wir vor dir geheim gehalten, es tut mir leid. Aber die Sache mit unseren animagischen Fähigkeiten ist ziemlich brisant. Wir hätten lebenslangen Ärger mit dem Ministerium, wenn das herauskäme." "Aber immerhin hat Padfoot dir als Hund das Leben gerettet, Harry", meldete sich nun Peter zu Wort. "Tatsächlich?" Überrascht hob Harry eine Augenbraue. Das hatte er gar nicht mehr mitbekommen. Er wandte seinen Kopf , ließ seinen Blick auf Sirius ruhen. Mit einem Mal fiel ihm auf, dass der dunkelhaarige Animagus ihn während der ganzen Zeit, in der James geredet hatte, nicht ein einziges Mal wirklich angeschaut hatte. Auch jetzt starrte sein Pate versonnen vor sich hin und machte keine Anstalten seinen Blick zu erwidern. "Er hat Moony einen weiteren Schockzauber aufgejagt - natürlich hilft der beim zweiten Mal nicht mehr viel, aber zur Ablenkung hat's gereicht. Sirius hat sich verwandelt und keine drei Sekunden später war er bei Remus. Die beiden haben sich eine Rauferei geboten, die ich selbst in den schlimmsten Vollmondnächten noch nicht erlebt habe. Das hättest du sehen müssen!" Peter fuchtelte aufgeregt herum, bis James ihm eine Kopfnuss verpasste. "Du hast leicht Reden, immerhin hast du dich die ganze Zeit über versteckt!" "Aber James! Ich hab doch nur..." Wormtails quengelnde Stimme verblasste für Harry im Hintergrund, als er Sirius noch einmal genauer musterte. Tatsächlich konnte er Spuren eines Kampfes erkennen: Kratzer und Schrammen, kleinere Prellungen an den Armen und ein länglicher Schnitt entlang des Schlüsselbeins, der leidlich unter Sirius' Hemdkragen verschwand. Harry schluckte hart, als er all das bemerkte. "Danke", meinte er schließlich leise. Für einen Moment sah Sirius wieder auf, schenkte ihm endlich seine Beachtung. Der Blick seiner tiefdunklen Augen war unlesbar und Harry fragte sich unwillkürlich, was wohl in seinem Kopf vorging. Dann aber verengten sich die Augen seines Paten. "Was ich getan habe, tut doch jetzt überhaupt nichts zur Sache", grollte er verstimmt, hievte sich aus seinem Stuhl und begann mit schweren Schritten auf und ab zu marschieren. "Was mich viel mehr beschäftigt", fügte er eilig hinzu, nachdem er sich der verwirrten Blicke bewusst wurde, die auf ihm ruhten. "Was ich mich *wirklich* beschäftigt, ist vielmehr die Frage, wie es überhaupt so weit kommen konnte!" Prongs warf Sirius ob seines Verhaltens einen kurzen kritischen Blick zu, ging dann aber mit einem Nicken auf dessen Frage ein. "Du hast Recht. So etwas wie letzte Nacht hätte nicht geschehen dürfen, niemals. Wenn ein Mensch sich in einen Werwolf verwandelt, wird er unberechenbar, aber auf *eine* Sache kann man kann sich verlassen: Dass es nur bei dem einen Mal im Monat bleiben wird." "Hm..." Gedankenverloren stierte Harry auf den weißen Trennvorhang, hinter dem Remus liegen musste. An den Worten seines Vaters war etwas dran: Er hatte noch nie gehört, dass die Verwandlungen eines Werwolfes außer Kontrolle gerieten. Andererseits hatte er ebenfalls noch nie erlebt, dass Zauberkräfte einen einfach grundlos im Stich ließen. Trotzdem war beides letzte Nacht geschehen. Gab es da möglicherweise einen Zusammenhang? Hatte es vielleicht mit seinem unfreiwilligen Sturz durch den weißen Torbogen zu tun? >Beeinflusse ich etwa die Vergangenheit? Bewirkt mein Dasein all diese Zwischenfälle...?< Er dachte einige Augenblicke über diese Möglichkeit nach, kam jedoch zu keinem befriedigenden Ergebnis. Er wusste einfach zu wenig - über sich, über den Torbogen, über diese Welt. Und solange er nichts wusste, war alles möglich. * "Mann, guck doch nicht so auffällig! So merkt er doch sofort was!" "Wie soll ich das denn sonst machen, wenn ich nicht seinen Kessel im Auge habe?" "Benutz deine Superhundkräfte!" "Ha. Ha. Selten so gelacht, Prongs. Jetzt halt einfach die Klappe und lass mich machen!" Ein unterdrücktes Kichern ertönte, dann wurde das verschwörerische Getuschel wieder eingestellt. Harry linste neugierig, aber auch etwas verstimmt zu Sirius und James hinüber, die beide ein Team in Zaubertränke bildeten, während er selbst mit Peter zusammen arbeiten musste. Normalerweise hatten er und Sirius in den letzten Wochen fast immer eine Gruppe gebildet, doch heute hatte sich der Hunde-Animagus ohne Umschweife an James gewandt. Der Junge, der lebte, fragte sich ernsthaft, was er getan haben könnte, um sich Sirius' Gleichgültigkeit zu verdienen. Bereits gestern hatte er sich frühzeitig und ohne ein Wort aus dem Krankenflügel verabschiedet, während die anderen Harry noch Gesellschaft geleistet hatten. Als er diesen Morgen von Madam Pomfrey entlassen worden war, ging es genauso schweigend weiter. >Er ignoriert mich!<, war die simple, aber verwunderte Feststellung. Er wusste nicht, ob er deswegen verärgert oder verletzt sein sollte. Aber vor allem hatte er keine Ahnung, was den plötzlichen Sinneswandel seines Paten verursacht haben könnte. >Und was, bei Merlin, haben sie jetzt wieder vor?<, fragte er sich genervt. Unauffällig folgte er den Blicken der zwei Marauders, bis er deren vermeintliches Objekt der Aufmerksamkeit entdeckt hatte. Seine Augen weiteten sich überrascht, bevor er sie resigniert gen Kerkerdecke rollte. Typisch! Drei Tische links von ihnen stand der junge Severus Snape mit dem Rücken zu ihnen, schnitt konzentriert eine seiner Zutaten, während neben ihm ein halbfertiger Zaubertrank in seinem Kessel blubberte. Das an sich wäre ja keine spektakuläre Sicht, wäre da nicht das kleine Fledermausherz gewesen, das unbemerkt und langsam - regelrecht schleichend - durch den Raum glitt. Ab und zu, wenn ein Schüler in die Richtung des Herzens blickte, verschwand es kurzweilig unter den Tischen, nur um darauf wieder seinen Kurs aufzunehmen. Direkt auf Snapes Kessel zu. Harry verstand sofort, was Sirius und James vorhatten - und es gefiel ihm überhaupt nicht. Der heutige Stärkungs-Trank war zwar nicht unmittelbar gefährlich, war aber in Kombination mit einigen bestimmten Zutaten hochexplosiv. Das Fledermausherz war eine dieser Zutaten. Kurzerhand beschloss Harry dazwischenzugehen. Diese Aktion konnte Snape nicht nur viel Ärger, sondern womöglich auch Verletzungen einbringen, und Harry fühlte sich noch immer, als stehe er in der Schuld des Slytherinjungen. Nach seinem gemeinsamen Angriff mit James hatte er ständig das Gefühl gehabt etwas wieder gut machen zu müssen. "*Impedimenta*", murmelte er, dann: "*Finite Incantatem*." Sofort begann das Herz kurz, aber heftig zu schlingern an, so als wäre es bei seinem Flug über etwas Unsichtbares gestolpert, blieb dann einige Augenblicke in der Luft hängen und fiel zu Boden. Enttäuschtes Ächzen kam vom Tisch neben Harry. "Mist!" "Du hast es vermasselt!" "Mach's doch besser!" "Würde ich gerne, aber wir hatten nur ein Herz übrig. Und das hast du gerade mit Staub vom Kerkerboden paniert!" "Ich war das nicht, da war plötzlich so etwas Komisches... so als ob sich etwas dazwischen gestellt hat - oder jemand..." Hastig wandte sich Harry wieder seinem eigenen Trank zu und half Wormtail beim Schneiden der Alraunen-Wurzeln. Er spürte Sirius' bohrenden Blick von der Seite, doch bevor der Animagus ihn auf den Vorfall ansprechen konnte, ertönte ein schwaches Klopfen an der Kerkertür. "Herein", sagte Professor Storm. Die Tür öffnete sich langsam und herein trat die Gestalt eines mageren, erschöpft wirkenden Jungen mit sandbraunen, kurzen Haaren und bleichem Gesicht - Remus. "Ah, Mister Lupin. Ich weiß Bescheid. Mister Snape hat noch keinen Partner, Sie können mit ihm zusammenarbeiten." Die Zaubertranklehrerin nickte Remus kurz zu, der das Nicken erwiderte. Wortlos ging er durch die Reihen hindurch und pflanzte sich ohne Umschweife auf den unbesetzten Stuhl neben Severus. Immer noch schweigend begann er seine Zaubertrankutensilien auszupacken. Jede seiner Bewegungen wurde von seinen Freunden genauestens beobachtet, denn die ließen ihn seit seiner Ankunft nicht aus den Augen. Harry schnitt blind an den Alraunen herum und konnte froh sein, dass sein Finger noch unbeschadet war. Peter lutschte nervös an seiner Unterlippe. Padfoot und Prongs tauschten bedeutungsvolle Blicke. Das Fledermausherz war längst vergessen. * "Harry, kann ich mit dir reden?" Der Angesprochene blickte auf und sah sich direkt Remus' blassem, müdem Gesicht gegenüber. Harry stopfte das letzte Buch in seine Tasche, säuberte seinen Kessel mit einem kurzen Wink seines Zauberstabs, bevor er meinte: "Worum geht's denn?" Die bernsteinfarbenen Augen des Werwolfes kreisten kurz durch den Kerkerraum, in dem noch immer einige Schüler am Zusammenpacken waren. "Nicht hier", murmelte er. Seine Stimme klang seltsam heiser, so als wäre er bei einem Quidditchspiel gewesen und hätte stundenlang Anfeuerungsrufe gebrüllt. Er nickte zur Tür und bedeutete Harry ihm zu folgen. Dieser tat wie ihm geheißen, jedoch nicht ohne die intensiven Blicke zu spüren, die ihnen die anderen Marauders zuwarfen. Keiner der drei machte Anstalten mit ihnen zu kommen, so als wüssten sie, dass ihr Freund einen Moment allein mit Harry brauchte. Sie erreichten einen verlassenen Seitengang, in dem Remus abrupt Halt machte, sich umdrehte und zaghaft räusperte. Seine Bernsteinaugen musterten Harry, der zum ersten Mal die unverhohlene Nervosität, Reue und - ja, tatsächlich *Angst* darin erkannte. "Ich schätze, die anderen haben dir schon meine Geschichte erzählt, oder?" Harry nickte. Remus wurde noch nervöser. "Also... Dann weißt du ja, was vorgestern und gestern Nacht mit mir los war. Es ist vollkommen verständlich, wenn du wütend auf mich bist... Ich habe dich belogen, ohne Nachzudenken einer unglaublichen Gefahr ausgesetzt und letzten Endes sogar angegriffen." Er rieb sich unbeholfen mit der Hand über den Nacken, der geschunden und voller Kratzer war. Sein Gesicht nahm einen leicht verzweifelten Ausdruck an. "Auch wenn du mich jetzt hassen solltest, musst du wissen, dass mir das alles unendlich Leid tut. Ich wollte dich da nicht mit hineinziehen und schon gar nicht in Gefahr bringen. Ich habe das alles bestimmt nicht mit Absicht getan. Es tut mir so Leid!" Betreten ließ er den Kopf hängen. Harry hatte den Kopf schief gelegt und sich Moonys Entschuldigung schweigend angehört. "Natürlich hast du das nicht mit Absicht getan", sagte er nun mit einer Selbstverständlichkeit, die den Werwolf perplex aufsehen ließ. "Wenn doch, dann müsste ich mir wohl ziemliche Sorgen machen, oder?" Der Junge, der lebte, zwinkerte belustigt und ließ ein strahlendes Grinsen sehen. Seine Mundwinkel wanderten noch ein Stück weiter nach oben, als er Moonys vollkommen entgeisterte Miene sah. "Du kannst doch nichts dafür, Remus! Was hast du gedacht? Dass ich dich von jetzt an für Abschaum erkläre und nie wieder ein Wort mit dir wechsle?" "Es wäre nicht das erste Mal, dass so etwas passiert...", kam die leise, verlegene Antwort zurück. "Aber dass Harry nicht so einer ist, hätten wir dir gleich sagen können, Moony", meinte plötzlich eine weitere Stimme. Hinter ihnen kamen die restlichen drei Marauders in den verlassenen Gang, jeder einzelne mit einem aufmunternden Lächeln im Gesicht. James trat vor und zog den Werwolf für eine kräftige Umarmung zu sich. "Schön, dich wieder heil zurückzuhaben, Kumpel!" "Ja, du hast uns wirklich eine Heidenangst eingejagt", meldete sich Sirius zu Wort und schloss seinen Freund ebenfalls in die Arme. Dessen konnte sich Harry nur anschließen. Noch immer liefen ihm kalte Schauer über den Rücken, wenn er daran dachte, wie knapp er dem Biss eines Werwolfs entgangen war... oder eines Halb- Werwolfs? Er war sich da nicht sicher, doch wenn er seinen Erinnerungen trauen konnte, dann war Remus zu jenem Zeitpunkt weder wirklich Mensch noch wirklich Wolf gewesen. "Was ist mit Madame Pomfrey?", wollte er deshalb wissen. "Weiß sie nichts Genaueres?" "Sie weiß nicht, dass ich mich vor dem Vollmond verwandelt habe", gestand Remus. "Die anderen haben ihr das verschwiegen, als sie mich in den Krankenflügel gebracht haben." "Was? Aber wieso? Sie könnte dir doch helfen!" "Nein, das könnte sie mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nicht! Das Wissen über Werwölfe ist auch so schon spärlich, aber über Abweichungen oder ungewöhnliche Fälle ist so gut wie nichts vorhanden. Das einzige, was ich davon hätte die Wahrheit zu sagen, wäre ein Untersuchungsverfahren des Ministeriums. Glaub mir, es ist besser so!" "Ja, aber... Dann habt ihr keine Ahnung, wie es zu diesem Vorfall kommen konnte?" Remus zuckte die Achseln. "Ich habe nur Vermutungen... Poppy hat mich heute darüber informiert, dass der Werwolfanteil in meinem Blut vor Kurzem unglaublich schnell und hoch angestiegen ist [3]. So etwas kann vorkommen - wenn auch normalerweise nicht in diesem Ausmaß. Meistens führt es zu Schwächeanfällen kurz vor Vollmond und verstärkt die Verwandlung in einen Werwolf." >Deswegen hat sie ihn so dringend gesucht!<, schoss es Harry mit einem Mal durch den Kopf. Ihm war wieder eingefallen, wie die Schulkrankenschwester Remus vorgestern dringend gesucht hatte. Offensichtlich hatte sie ihn vorwarnen wollen, damit er sich auf eine besonders heftige Verwandlung einstellen konnte. "Und jetzt?", fragte Harry unsicher. "Wie geht es weiter? Wird der Werwolfanteil in deinem Blut wieder sinken und alles wie bisher? War's das?" "Wohl kaum", erwiderte Remus missmutig. Er hob die Hände, an denen sich noch immer überdurchschnittlich lange, feste Fingernägel - Krallen - befanden, wie Harry verblüfft feststellte. "Die hier hätten schon seit heute Morgen verschwunden sein müssen... Ich kann die Schokofrösche in Peters Tasche riechen, wenn ich mich darauf konzentriere... Meine Sinne sind immer noch überscharf. Ist dir klar, was das bedeutet? Mein Körper ist nicht mehr berechenbar, *ich* bin nicht mehr berechenbar. Verdammt, so wie es aussieht, könnte es sogar sein, dass ich heute Nacht einen weiteren ungeplanten 'Anfall' habe!" Es war klar erkennbar, dass ihn diese Tatsache mit einer Furcht erfüllte, die ihm durch Mark und Bein ging. Die einzige Konstante in seinem monatlichen, chaotischen Wüten war ihm vorletzte Nacht genommen worden und jetzt gab es augenscheinlich nichts mehr, auf das er sich verlassen konnte. "Dann müssen wir nächstes Mal eben besser aufpassen!", brummte Sirius, ohne Moonys Besorgnis wirklich ernst zu nehmen. Der jedoch schüttelte eindringlich den Kopf. "Es wird kein nächstes Mal geben - zumindest für Harry nicht!" "WAS?", kam es nun sowohl von Harry als auch Sirius entsetzt zurück. "Ihr habt mich schon richtig verstanden", sagte der Werwolf zerknirscht. "Die nächsten paar Nächte werde ich ohnehin erstmal außerhalb des Schlosses verbringen, für den Fall dass es wieder zu irgendwelchen Schwierigkeiten kommt. Aber auch danach will ich Harry lieber nicht dabei haben. Solange sich meine Situation nicht wieder einpendelt, kann ich das nicht verantworten." "Aber-" "Ihr habt selbst als Tiere manchmal Probleme mich unter Kontrolle zu halten", unterbrach er Padfoot, der gerade widersprechen wollte, mit ungewohnter Bestimmtheit. "Wie wollt ihr da Harry beschützen?" Der Hunde-Animagus blickte betreten drein und auch Harry wirkte enttäuscht. "Dann kann ich nachts gar nicht mehr mit euch mitkommen?" So sehr es Harry selbst überraschte, aber die Aussicht die Marauders nicht mehr auf ihren Streifzügen begleiten zu dürfen, dämpfte seine Laune beträchtlich. Er hatte sich zwar oft darüber beschwert, wenn sie ihn mitgeschleift hatten, nichtsdestotrotz hatte es Spaß gemacht. Abermals schüttelte der Werwolf den Kopf. "Verstehst du denn nicht? Für einen Nicht-Animagus wäre das viel zu gefährlich!" "Dann muss Harry eben auch ein Animagus werden!", kam es ganz unvermittelt von Wormtail. Die anderen sahen ihn für einige Momente einfach nur perplex an, aber dann verpasste Sirius dem Kleineren eine Kopfnuss. "Au! Wofür war das denn?" Harrys Pate warf ihm einen ungnädigen Blick zu, der deutlich machte, wie einfältig er diesen Vorschlag fand. "Dafür, dass du nicht nachdenken kannst! Harry ein Animagus? Mensch, wie stellst du dir das denn vor? Wir haben *Jahre* dafür gebraucht und er soll das einfach mir nichts, dir nichts lernen?" "Aber-" "Nix 'Aber'!" Sirius rollte die Augen. James dagegen zog die Augenbrauen zusammen. Hinter seiner Stirn schien es zu arbeiten. Gedankenverloren fuhr er sich mit einer Hand durch das wirre Haar, kaute auf seiner Unterlippe herum und musterte Harry dabei eindringlich. Schließlich entfuhr ihm ein einziger, gemurmelter Satz. Er war leise, unbewusst, aber klar genug, so dass jeder der Anwesenden ihn deutlich verstehen konnte: "Warum eigentlich nicht?" Beyond the veil X, Ende [1] Ahhh, der Traum... Er war ein spontaner Einfall, aber mittlerweile ist es meine Lieblingsszene vom gesamten Kap. Es steckt unglaublich viel von der Story in diesem kleinen Abschnitt, sogar Aspekte, die ich bisher noch nie angeschnitten habe und vielleicht auch nie werde. - Man beachte, wie schrecklich unsensibel Sirius doch sein kann. [2] Ich war mir nicht sicher, ob ich Sirius diese Worte in den Mund legen konnte, ohne dass er hochgradig ooc wird. Ich stelle mir vor, dass der junge Sirius sehr zukunftsorientiert war und immer nach vorne geschaut hat. Dass der alte Sirius dagegen komplett auf die Vergangenheit fixiert ist, mag dagegen eher unglaubwürdig erscheinen. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass er nach all der Scheiße in seinem Leben etwas(?) verbittert ist und Hogwarts wahrscheinlich *tatsächlich* die beste Zeit seines Lebens darstellt, bin ich einfach mal das Wagnis eingegangen. [3] Werwölfe müssen unter strikter, medizinischer Beobachtung stehen... So hab ich mir das zumindest gedacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)