Hogwarts Coupling von Ley (written by Sheena & Ley) ================================================================================ Episode drei - Fred und Hermine ------------------------------- A/N: Ja, wir leben auch noch! ^^ Und präsentieren hiermit das nächste Ergebnis nächtelanger Gemeinschaftsarbeit zweier HP-infizierter FF-Autorinnen. Episode drei hat endlich den Weg aus unseren Köpfen heraus und hierher gefunden. Für einige mag das Pairing diesmal keine Überraschung sein, aber nun ja, wir haben ja in Episode eins und zwei auch genug Andeutungen gemacht *grins* An dieser Stelle einen Schokofrosch an Gwen von fanfiction.net, die als einzige ihre Vermutung bezüglich des Pairings offen genannt hat - und voll richtig lag ^^ Dieses Mal geht es wieder rund - es wird gelacht, gestritten, geschlagen und natürlich geliebt XD Freut euch also auf ein neuerliches (Gefühls-)Chaos in Hogwarts! Viel Spaß beim Lesen wünschen euch Sheena und Ley ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Episode drei - Fred und Hermine Als die Schule dann wieder losging, fühlten Ron und Hermine sich zusehends von Harry vernachlässigt. Sie freuten sich zwar darüber, dass ihre Freunde so verliebt und glücklich waren, aber das alles sah schon ganz anders aus, wenn man selbst Single war und es vermisste, wieder das alte Trio zu sein. Da allerdings durch die Erlebnisse als Verkuppler neue Freundschaften entstanden waren, störte es Hermine und Ron nicht allzu sehr, dass Harry nun sein Leben als Hälfte eines Paares fristete. Wenn die beiden Turteltäubchen also mal wieder einige Stunden zu zweit verbringen wollten, hingen Hermine und Ron mit den Weasley-Zwillingen und Lee Jordan zusammen. An diesem Abend hatten sie gerade ihre lautstarke Runde 'Exploding Snap' unterbrochen, damit Lee und George noch ein wenig Butterbier aus der Küche organisieren konnten und Ron Gelegenheit bekam, Pigwidgeon zu füttern. Hermine und Fred blieben allein am Kamin zurück und lachten immer noch über einen Witz, den George vor seinem Abgang in die Küche gemacht hatte. "Harry und Martha könnten langsam auch mal vom Quidditchfeld kommen, sind schon ziemlich lange da unten." bemerkte Hermine, als die beiden sich wieder beruhigt hatten. Die beiden waren nun schon seit gut drei Stunden dort. "Stimmt. Wir hätten das besser lassen sollen, wenn sie noch mehr zusammenhängen, wachsen sie zusammen." Hermine lachte: "Tja, so ist das wohl, wenn man verliebt ist." ""Wohl"? Warst du noch nie verliebt?" Er sah sie an, als hätte sie ihm gerade eröffnet, dass sie in Zukunft Quidditch für die Nationalmannschaft spielen wolle. Sie rutschte unbehaglich auf ihrem Sessel herum: "So richtig verliebt? Nein. Nur kleine Schwärmereien, so wie für Viktor." "Also... das ist echt n Hammer." "Was denn?" fuhr sie ihn ungewollt gereizt an: "Ich bin 15, ich hab mein ganzes Leben noch vor mir." Fred hob abwehrend die Hände: "Schon okay. Ich dachte halt nur, dass ein hübsches Mädchen wie du tausende Verehrer hat und von daher schon dem ein oder anderen interessanten Jungen begegnet ist." Hermine merkte, wie sie rot wurde. Das Thema behagte ihr nicht - oder wurde sie einfach nur rot, weil Fred sie hübsch genannt hatte? "Ihr Chaoten haltet ja alle auf Abstand..." erklärte sie mehr weniger gekonnt die Tatsache, dass sie bis jetzt noch keinen Jungen wirklich interessant gefunden hatte. Sie wusste ja selbst nicht, woran es lag. Aber der Richtige war bis jetzt eben noch nicht dabei gewesen. Entweder waren sie ihr zu ernst oder zu aufgekratzt. Sie wollte jemanden, der sie zum Lachen brachte, aber auch jemanden, mit dem man ernst reden konnte, wenn einem danach war. Und sowas war an dieser Schule eben doch schwerer zu finden als gedacht. Freds gab es eben nicht zuhauf... Sie erstarrte. Hatte sie wirklich gerade Fred mit ihrem Bild von einem perfekten Freund gleichgestellt? Maß sie etwa alle Jungs in Hogwarts an ihm und wurde deswegen keiner ihren Ansprüchen gerecht? "Auf Abstand? Etwa doch unglücklich verliebt?" scherzte der Rotschopf. "Nein... ich glaube nicht." Ehe Fred dieses "glauben" näher hinterfragen konnte, kamen George und Lee wieder in den Gemeinschaftsraum. Am nächsten Tag waren Harry, George und Fred nach dem Unterricht sofort von Angelina auf das Quidditchfeld bestellt worden. Die Klassenkameradin der Zwillinge entwickelte sich langsam zu einem weiblichen Oliver Wood und schindete ihr Team bis zum ging nicht mehr. Als das Team von Gryffindor nach einigen Stunden kaputt das Feld verließ, wurde Fred von Angelina am Arm festgehalten. "Jetzt sag bitte nicht, dass ich heute so schlecht gespielt habe, dass ich nachsitzen muss." wimmerte er. Bei Angelinas neuer Einstellung zu dem Spiel, seit sie Kapitän der Mannschaft war, würde er ihr das locker zutrauen. Doch sie wank einfach ab: "Red keinen Unsinn. Ich wollte dich fragen, was du am nächsten Hogsmeade-Wochenende machst.." Fred war zugegeben ein wenig verdutzt. Völlig auf eine Strafpredigt wegen schlechten Spiels eingestellt, hatte er mit sowas nun wirklich nicht gerechnet. "Ähm..." machte er daher zunächst nur, dann überlegte er. George und er wollten neue Scherzartikel bei Zonkos kaufen und dann ein Butterbier trinken. Also eigentlich... "Noch nichts...wieso?" antwortete er schließlich. "Na ja..." Sie lächelte verlegen: "Ich dachte mir, also... wir könnten ja vielleicht irgendwas zusammen unternehmen?" Er hatte zwar damit gerechnet, dass jetzt sowas kommen würde, aber etwas schockiert war er schon. Klar, er und Angelina hatten sich immer sehr gut verstanden, vielleicht sogar besser als platonische Freunde es meistens taten, aber jetzt so von ihr gefragt zu werden... Aber warum denn nicht? Sie sah gut aus, sie hatten die gleichen Interessen und sie lachte viel. Langweilig würde es also sicher nicht werden. "Klar, gerne." antwortete er also und Angelina konnte ihre Freude kaum verbergen. Er hatte also ein Date... Ein Date mit Angelina... Irgendwie wurde ihm erst jetzt, wo er schon zugesagt hatte, klar, was das hieß. Und natürlich verbreitete sich die Nachricht, dass Fred am nächsten Wochenende mit Angelina nach Hogsmeade gehen würde, wie ein Lauffeuer. Es verging kein Tag, an dem nicht irgendwer eine Bemerkung in der Richtung machte, und Fred fürchtete schon, dass er bei seinem Date mit Angelina von einer ganzen Horde Neugieriger verfolgt werden würde. Am Abend vor dem besagten Wochenende ließ er sich seufzend in einen der Sessel vor dem Kamin im Gryffindor-Turm fallen, die inzwischen eine Art Stammplatz von George, Lee, Ron, Hermine und ihm geworden waren. "Meine Güte...." beschwerte er sich bei seinen bereits anwesenden Freunden. "Was zur Hölle ist denn so aufregend daran, dass ich mit Angelina ausgehe? Das nervt ja..." George grinste nur breit. "Weißt du, Bruderherz..." begann er zu erklären und Lee setzte fort. "Ihr beide wurdet eben schon immer als Kandidaten für ein Pärchen gehandelt - und nun scheinen ja alle Hoffnungen eurer Fans bestätigt - is doch klar, dass da alle aus dem Häuschen sind." Fred schnaubte abfällig. "Deswegen müssen sie ja nicht gleich jeden unserer Schritte beobachten - mein Gott, es ist nur ein Date!" "Stimmt und es ist ja nicht mal dein erstes." merkte Ron an: "Ich meine, wenn Hermine hier zum Beispiel mit einem Jungen ausgehen würde, das wäre ja wohl die Nachricht des Jahrhunderts." Hermine, die der Unterhaltung bis dahin keine Beachtung geschenkt und sich in einem Buch vergraben hatte, blitzte ihn wütend an. "Ich gehe schon mit Jungs aus." "Ach ja. Wann?" "Zum Beispiel der Ball letztes Jahr. Falls du dich an Viktor Krum erinnerst," schnappte sie. Ron brach in lautes Gelächter aus: "Das ist doch kein Junge, das ist der Glöckner von Notre Dame auf Drogen!" Sie knallte ihr Buch zu und beugte sich ein Stück in ihrem Sessel vor: "Ich muss dich nicht daran erinnern, mit was für einem hirnlosen Schminkladen von Mädchen du da warst, oder? Und da du nicht einmal sie zufrieden stellen konntest, solltest du jetzt mal ganz schnell ruhig sein." Diesmal waren es die Zwillinge und Lee, die ich Gelächter ausbrachen. Hermine hingegen fand das ganze nicht sonderlich lustig, stand auf und stürmte aus dem Gemeinschaftsraum. Ohne es wirklich mitzukriegen, hatte sie innerhalb von fünf Minuten den gesamten Weg durch das Schloss ins Freie und zum See hinter sich gebracht. Erstaunlich, wie schnell man sein konnte, wenn man vor Wut praktisch überkochte. Missmutig ließ sie sich ins Gras fallen. Ron hatte wirklich ein seltenes Talent dafür, sie zur Weißglut zu treiben; nicht einmal Malfoy schaffte das so schnell. Halt, schalt sie sich selbst. Das ist nicht mehr Malfoy, sondern Draco, Ginnys Freund. Seufzend dachte sie an das Weasley-Mädchen, das in letzter Zeit fast überschäumte vor Fröhlichkeit. Ginnys Beziehung zu Draco schien gut zu laufen - von den Ravenclaws, Hufflepuffs und Slytherins traute sich dank Draco keiner, etwas gegen diese Beziehung zu sagen, und in Gryffindor - nun, man jubelte nicht, aber man war tolerant genug, es zu dulden. Inzwischen schien überhaupt keiner mehr groß Anteilnahme an den beiden zu nehmen - man hatte sich schlicht und einfach daran gewöhnt, dass Ginny und Draco ein Paar waren. Und bei Harry und Martha...nun, da sie beide aus Gryffindor waren, war es natürlich für alle in Ordnung. Wieso zum Teufel also wurde es ihr, Hermine, nun nachgetragen, dass sie keinen Freund hatte? Oder dass sie mit Viktor auf dem Ball gewesen war? Wütend riss sie ein Büschel Gras aus dem Boden. Es wurmte sie ja selber manchmal - welches Mädchen in ihrem Alter sehnte sich denn nicht nach einem netten Freund mit dem man lachen und alles teilen konnte? - aber neuerdings immer so mit der Nase auf die Tatsache gestoßen zu werden, dass sie eben keinen Freund hatte, das war schon....hart. Hermine wischte sich eine kleine Träne aus dem Augenwinkel. Herrgott nochmal, wie lächerlich... "Hey, Mine!" Erschrocken fuhr sie herum und sah sich zu ihrer Überraschung Fred gegenüber, der sich nun neben sie setzte. "Fred??" fragte sie überrascht. Der grinste. "Jupp, richtig geraten..." Nunja, Hermine hatte nicht geraten - auch wenn es dunkel war, so hatte sie Fred doch an der Stimme von George unterscheiden können. "Was machst du denn hier?" "Ich wollte nach dir sehen - Sahst so aus, als wärst du echt sauer." Hermine schwieg. Sauer war sie nicht wirklich. Sie konnte Ron nie lange böse sein. Eher war sie...verletzt. Fred fuhr sich durch die Haare und sah dem Kraken zu, der langsam durch das Wasser kraulte. "George und Lee erklären Ron grade, warum man sowas nicht sagen sollte..." grinste er und sah dann wieder Hermine an. "Hey...hast du geweint?!" Mist! Hermine wurde rot und wandte sich schnell ab. "Nein, quatsch..." Doch Fred ließ nicht locker. Er griff nach vorne, nahm Hermines Kinn zwischen die Finger und drehte ihren Kopf sanft aber bestimmt wieder zu sich herum. "Klar hast du geweint! Oh warte, ich reiße Ron den Kopf ab!" Hermine machte sich rasch los und war froh, dass man ihre roten Wangen in der Dunkelheit nicht sehen konnte. "Red keinen Scheiß - er ist dein Bruder.." "Und ein Volltrottel!" konterte Fred. Hermine lachte. Ja, manchmal war Ron schon ein wenig trottelig - aber auf eine liebenswerte Art. Fred grinste. "Seine beste Freundin zum Weinen zu bringen gehört sich nicht - dafür werd ich ihm einen Bonbon geben - und den anderen kriegt...hm... Millicent Bulstrode..." "Millicent?! Um Gottes Willen!" Hermine lachte noch mehr, als sie sich an die chaostische Bonbon-Geschichte erinnerte, mit der sie Harry und Martha vor den Ferien hatten zusammenbringen wollen. Fred nickte zufrieden. "Schon viel besser..." "Was?" "Du lachst wieder..." "Du bist eben eine Lachnummer." stellte Hermine mit todernster Stimme fest. "Autsch." lachte Fred. "Du hast heute deinen freundlichen Tag, was?" Zur Antwort warf sie ihm eine Handvoll Gras ins Gesicht, das sie gerade rausgerissen hatte. Erneut in Gelächter ausbrechend wich sie seinem Arm aus, ehe er sie packen konnte und sprang auf. "Vergiss es!" rief sie über die Schulter hinweg und rannte zurück in Richtung Schloss. "Das hätte sie wohl gerne," murmelte Fred, ehe er sich ebenfalls aufmachte und die Verfolgung aufnahm. Während die beiden erst über das Schlossgelände und dann das Schulgebäude selber hetzten, fragte Fred sich ernsthaft, ob Hermine gedopt war, denn sie schien kein Problem damit zu haben, diese lange Strecke über zu sprinten und sie machte es ihm auch nicht leicht, sie einzuholen. Das hätte er von so einem "Bücherwurm", der selten das Tageslicht zu sehen schien, nicht gerade erwartet; sie wusste den Vorsprung, den sie hatte, wirklich zu nutzen. Als sie jedoch am Portrait der Fetten Lady ankam, musste sie kurz anhalten, um ihr das Passwort zu nennen. Hermine wollte eigentlich in den Gemeinschaftsraum stürzen und Fred aussperren, doch die kleine Pause, die sie hatte einlegen müssen, schien zu lang gewesen zu sein. Kaum war das Portrait zur Seite geschwungen, rannte Fred praktisch in sie rein und legte seine Arme um ihren Oberkörper, damit sie nicht noch einmal fliehen konnte. Allerdings schien er den Schwung, den er drauf hatte, unterschätzt zu haben: Er und Hermine stolperten mehr oder weniger elegant in den immer noch gut besuchten Gemeinschaftsraum. Als die beiden mit lautem Gepolter und einem Aufschrei in den Gemeinschaftsraum polterten, wurden sie natürlich binnen Sekunden der Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit - sie hatten sich ja auch nicht grade bemüht, leise und unauffällig zu sein. George fand als erster der Freunde seine Fassung wieder. "Fred - alter Schwerenöter!" grinste er und stand auf, um seinen Bruder von Hermine runter zu ziehen. "Das nenne ich mal 'sich an ein Mädel ranschmeißen' " feixte Lee. "Ja, nur hat er sie auch gleich umgeworfen..." kommentierte Ron eher trocken und hielt Hermine hilfreich die Hand hin. Deren Wangen glühten in schönstem Rot. "Danke..." George war indessen so nett und klopfte kräftig den nicht vorhandenen Staub von Freds Umhang, bis dieser seine Hände festhielt. "Hey! Willst du mich totschlagen?" Auch er war leicht rot und die ganze Situation war doch mehr als peinlich. Auch wenn er es nun wirklich nicht gerade als unangenehm empfunden hatte, Hermines schlanken Körper unter dem eigenen liegen zu haben.... Rasch wischte er den Gedanken beiseite und wandte sich dem Mädchen mit den braunen Locken zu. "Bist du okay?" Hermine nickte. "Ja...nichts gebrochen.... Aber das nächste Mal bitte weniger stürmisch..." Lee grinste noch breiter. "Ich sage es doch - die Mädels stehen mehr auf die sanfte Tour. Warum ist Fred überhaupt über dich hergefallen?" "Er konnte einfach nicht mehr anhalten, als er auf den Gemeinschaftsraum zugerannt ist," murmelte Hermine und verließ den Kreis, den ihre Freunde um sie und Fred gebildet hatten, um sich in einen der Sessel von dem Kaminfeuer zu setzen. Harry, der von seinem Sessel aus das Schauspiel beobachtet hatte, hob fragend eine Augenbraue, da er merkte, dass irgendetwas mit seiner besten Freundin nicht zu stimmen schien. Ihn ließ das Gefühl nicht los, dass Hermine anders reagiert hätte, wenn Fred sie einfach zufällig umgenietet hätte. Hermine, die aufgrund seiner stummen Frage irgendwie wütend wurde, funkelte ihn an. "Was ist? Wo ist deine zweite Hälfte?" "Woah." Harry hob abwehrend die Hände. "Sie ist in ihrem Zimmer, mit ihren Freundinnen. Irgendson Mädchenkram. Hab ich dir was getan, oder warum gibst du mir den Malfoy-Blick?" "Unsere Mine ist einfach nur beschämt, weil Freddy sich nicht beherrschen kann, sobald er sie sieht." lachte Lee, der inzwischen hinter Hermines Sessel getreten war und tätschelte beruhigend den Kopf der Brünetten. "Nenn mich nicht Mine." stieß sie wütend hervor. "Hermeline?" schlug Lee vor. Hermine hätte ihn jetzt zu gern angeschrieen, doch sie konnte einfach nicht anders, als in Lachen auszubrechen. "Wenn ich dich Liane nennen darf, gerne!" "Hey, Fred, pass besser auf! Lee und Hermine geben sich schon Kosenamen!" rief George theatralisch aus. "Ihr spinnt doch," brummte Fred, der immer noch etwas verloren an der Stelle stand, an der er eben von Hermine weggehievt worden war. Lee schenkte ihm ein schelmisches Grinsen. "Wer zuerst kommt, malt zuerst." Dann trippelte er um den Sessel herum, beugte sich runter und fiel Hermine juchzend um den Hals. "Oh, Hermeline!" Fast alle im Gemeinschaftsraum kugelten sich vor Lachen. Hermine und Lee natürlich eingeschlossen. Einzig Fred grinste eher halbherzig vor sich hin. Nichts desto trotz wurde das Herumgeturtel zwischen dem Quiddtich-Kommentator und dem Lockenkopf binnen kürzester Zeit zum Running Gag. Nach zwei Wochen waren die Schüler der untersten Stufen bereits felsenfest davon überzeugt, dass die beiden wirklich ein Paar waren und auch die Älteren waren sich manchmal nicht mehr so sicher, ob es nur Spaß oder inzwischen doch Ernst war. Als sie nach einem neuerlichen Hogsmeade-Wochenende abends wieder einmal die Sesselgruppe vor dem Kamin beschlagnahmten, staunte Fred nicht schlecht, als Lee ihn kurzerhand um seinen Stammplatz auf Hermines Sessellehne brachte. "Noch einen Bonbon, Hermeline-Schatz?" säuselte er und knisterte mit einer Tüte herum, die er im Süßigkeiten-Laden des Zaubererdorfes erstanden hatte. Hermine lachte und schüttelte den Kopf. "Nein, lieber nicht Liane, ich erinnere mich da dunkel an ein grausiges Erlebnis..." Lee, Hermine, George und Ron lachten, als sie sich an den Zwischenfall mit den "magnetischen" Bonbons erinnerten. Fred hatte plötzlich noch schlechtere Laune als ohnehin schon und ließ sich in einen freien Sessel fallen. Seit Tagen schon waren seine Nerven bis zum Zerreißen gespannt und er blökte jeden an, der mit ihm sprechen wollte. So war auch das Date mit Angelina nicht ganz so verlaufen, wie er es sich vorgestellt hatte. Er war nicht wirklich gesprächig gewesen und obwohl er sicher gewesen war, dass sie praktisch nur darauf wartete, dass er sie küsste, hatte er es nicht getan. Dieses Date spukte ihm nun schon länger im Kopf rum. Er hatte Angelina eigentlich schon immer sehr gern gehabt. Er war zwar nicht verliebt in sie, aber er hatte sie immer mehr gemocht als zum Beispiel Katie oder Alicia, die einfach "Kumpel" für ihn waren. Also eigentlich sollte er sich freuen, dass sie anscheinend auch endlich Interesse an ihm hatte. Aber statt dessen führte er sich auf wie der Elefant im Porzellanladen. Sein Blick heftete sich auf Hermine, die gerade über irgendeinen Scherz lachte, den Lee gerissen hatte. Warum nervte ihn dieser Anblick so? Er hätte Lee am liebsten von der Sessellehne runtergetreten. Das ganze hier lief gerade verdammt falsch. Eigentlich sollte er derjenige sein, der neben Hermine saß und sie zum Lachen brachte, aber... Was dachte er da eigentlich? Hermine spürte, wie sie jemand beobachtete. Sie sah sich unsicher um und ihre Augen trafen die von Fred. Er sah wütend aus... sehr wütend sogar. Hatte sie ihm irgendwas getan? Wahrscheinlich hat er nur Streit mit Angelina, ging es ihr durch den Kopf, er ist ja immerhin schon seit Tagen so drauf. Das war es bestimmt. Er hatte Probleme mit seiner Freundin. Ohne es richtig zu bemerken, funkelte sie genauso wütend zurück und wandte sich wieder an Ron, der gerade dabei war, zu erzählen, wie er Harry darüber ausgefragt hatte, wie "weit" er und Martha schon waren. Fred erschrak. Warum schaute sie ihn denn jetzt auf einmal so böse an? Und dann wandte sie sich auch noch einfach ab. Welchen Grund hatte ausgerechnet sie bitte, wütend zu sein? Andererseits... welchen Grund hatte er denn schon? "Draco, hör auf mit solchen Scherzen!" Ginny schlug dem Slytherin spielerisch auf den Arm und lachte. Die zwei standen während der Mittagspause in einem der vielen Gänge von Hogwarts. "Das war kein Scherz." erklärte Draco mit einem schiefen Grinsen im Gesicht. "Wir haben kaum Ruhe, andauernd sind andere Schüler anwesend. Selbst in der Bibliothek finden wir kaum mehr eine stille Ecke." "Das könnte daran liegen, dass das hier eine Schule ist und die O.W.L. und N.E.W.T.-Schüler langsam Bammel kriegen und anfangen, zu lernen. Aber deswegen gleich den Raum der Wünsche vorzuschlagen..." Sie lief rot an. "Ich will doch nur mal in Ruhe mit meiner Freundin reden, ohne, dass andere drumherum sind!" rief Draco gefrustet aus und sorgte somit dafür, dass die Schüler, die den Gang durchquerten, ihn erschrocken ansahen. "Reden, klar." brummte Ginny und wurde mit einem Schlag noch röter im Gesicht. Draco lachte leise und beugte sich zu ihr hinunter, um sie zu küssen, schrak jedoch hoch, als er jemanden rumbrüllen hörte. "Verdammt nochmal, Fred, jetzt bleib stehen!" Lee und Fred waren gerade in den Gang eingebogen und Lee packte seinen Freund am Arm. Doch dieser lief einfach weiter und zog Lee so mit sich. "Du redest seit zwei Tagen kein Wort mehr mit mir, jetzt sag mir, was du hast!" "Ich hab gar nichts!" donnerte Fred zurück. "Ach ja und warum hast du heute meinen Kessel in Brand gesetzt während Zaubertränke?!" "Das war ein Versehen! Und ich rede doch mit dir, hörst du nicht?! Jetzt lass mich los, ich will zum Essen!" Fred riss sich los und stampfte weiter. "Toll wie du mit mir redest!" rief Lee ihm hinterher und trat genervt gegen die Wand, an der Ginny lehnte. "Was war das denn?" fragte diese und sah ihrem Bruder hinterher, als er davonstürmte. "Ich hab keine Ahnung, er ist aus irgendeinem Grund wütend auf mich!" Mit einem letzten Tritt stürzte auch Lee davon. "Siehst du?" fragte Draco mit genervter Stimme. "Genau wegen solchen Zwischenfällen der Raum der Wünsche." "Na meinetwegen...." stimmte Ginny schließlich zu. Lee indes machte sich wieder an die Verfolgung von Fred. Er fragte sich inzwischen ernsthaft, was um alles in der Welt er wohl verbrochen haben musste, dass einer seiner besten Freunde ihn bei jeder Gelegenheit anschrie. Vielleicht lief es ja bei Fred und Angelina nicht so, wie Fred sich das gedacht hatte? Gut, das wäre eine Erklärung. Aber doch noch lange kein Grund, ihm dafür das Leben zur Hölle zu machen... Schließlich entdeckte er den Rotschopf in der Menge der Schüler, die zum Mittagessen in die Große Halle strebten. Diesmal würde er sich nicht so einfach abschütteln lassen. "Jetzt warte endlich Fred!" Energisch fasste er den Weasley-Jungen erneut am Arm. "Was ist los? Läuft es bei dir und Angelina nicht? Das ist doch kein Grund, mich dauernd anzumachen!" Verärgert wartete er die Reaktion des anderen ab. "Hach ja, es läuft ganz und gar nicht....sie will einfach nicht mit mir ins Bett..." seufzte er Rotschopf und wandte sich grinsend zu Lee um. "Mann Lee, hast du Tomaten auf den Augen?" lachte George. "Müsst ihr auch so gleich aussehen?!" fuhr Lee ihn an. "Nicht noch jemand mit so schlechter Laune, das halte ich nicht aus." Hermine trat zu den beiden. "Ihr habt heute also auch schon mit Fred gesprochen," stellte George amüsiert fest. "Jaja, meinem lieben Bruder scheint eine riesige Laus über die Leber gelaufen zu sein." "Er redet nicht mehr mit mir!" beschwerte Lee sich. "Oder besser gesagt, er schreit mich nur an!" "Mich ignoriert er." Hermine zuckte die Schultern. "Mir hat er heute Morgen ein Buch an den Kopf geworfen." vervollständigte George die Liste von Freds Übeltaten. Lee zog einen Schmollmund. "Ihr habt gut reden. Fred ist dein Bruder, George, er muss irgendwann zwangsläufig wieder normal mit dir reden und Hermelinchen ist die beste Freundin von Ron, also wird er auch mit ihr spätestens in den nächsten Sommerferien wieder klarkommen müssen, wenn sie im Fuchsbau ist. Mich wird er bis in alle Ewigkeit traktieren können." "Armes Baby." Hermine tätschelte ihm kichernd den Arm. "Wie weit würdest du in deinem Mitleid gehen?" fragte Lee mit unschuldiger Miene. In diesem Moment tauchte das Ebenbild von George hinter Hermine auf. "Habt ihr Spaß?" fragte er mit fast schon zu ruhiger Stimme. Bevor Lee oder George etwas sagen konnten, wirbelte Hermine herum. "Was willst du? Wenn du wieder deine Laune an uns auslassen willst, geh besser gleich wieder!" Fred richtete seinen Blick auf das Mädchen. Zu sehen, wie sie hier mit Lee und George eine Front bildete, machte ihn gleich nochmal so wütend. "Störe ich das glückliche Paar und ihren Schoßhund etwa?" Hermine kniff die Lippen zusammen, als wolle sie sich davon abhalten, etwas bestimmtes zu sagen, doch dann erwiderte sie doch noch etwas. "Warum gehst du nicht zu deiner Freundin? Sie vermisst dich sicher schon." "Gute Idee." zischte Fred zurück. "Wenn ich mir dein Gezicke hier noch länger anhören muss, vergeht mir am Ende noch die Lust auf alle Mädchen und ich mach mich an Harry ran. Du kannst einem echt die Lust nehmen." Lee und George starrten Fred nach diesem eindeutig zweideutigen Kommentar mit offenen Mündern an. Sie alle hatten - in den guten alten Zeiten, als Fred sie noch nicht umbringen wollte - zwar schon öfter Gespräche geführt, die besser zensiert hätten werden sollen, doch das Fred ausgerechnet zu Hermine so etwas sagte war doch ein Schock. Dazu kam noch, dass dieser Kommentar eine offene Beleidigung gewesen war. Hermine erstarrte kurz. Dann drehte sie sich um und rannte Gott-weiss-wohin. "Musste das sein?" fragte Lee aufgebracht. "Renn deiner Freundin halt hinterher und tröste sie." Mit einem angewiderten Gesichtsausdruck verschwand Fred in der Großen Halle. "Die beiden mit ihrer Eifersucht." murmelte George und ging seinem Bruder hinterher. Lee kniff die Augen zusammen. Eifersucht? ... Da hätte er auch von alleine drauf kommen können. Zum ersten Mal an diesem Tag machte sich ein Lächeln auf Lees Gesicht breit. Er würde in den nächsten Tagen sicher eine Menge Spaß haben... Hermine war unterdessen auf dem Weg in den Gryffindor-Gemeinschaftsraum. Ihr war der Appetit gründlich vergangen, und das war nicht zuletzt Freds Schuld. Seit er mit Angelina ausging hatte er sich total verändert, und das nicht grade positiv, wie sie fand. Seine bissige, feindseelige Art wurde langsam unerträglich. Ob er sie auf einmal nicht mehr leiden konnte, weil sie neben Angelina kein so gutes Bild abgab? Aber warum giftete er dann auch George und Lee so an? Grübelnd ging sie die Treppe zu den Schlafsälen der Mädchen hoch und in ihr Zimmer. "Hermine - gehst du nicht zum Essen?'" "Oh..Amber, hi! Nein...ich habe keinen Appetit..." Mit einem Seufzen ließ sie sich auf ihr Bett fallen. Amber runzelte die Stirn und stellte ihre Tasche neben ihr Bett. "Liebeskummer?" Das Mädchen mit den braunen Locken setzte sich kerzengerade auf. "Quatsch - wie kommst du denn auf Liebeskummer?!" Die Blonde lächelte und setzte sich auf ihr eigenes Bett. "Na allein dein Gesicht spricht ja schon Bände. Wer ist es?" "Ich habe keinen Liebeskummer, Amber. Ich habe mich bloß über Fred geärgert. Er ist mal wieder unausstehlich heute. Seit er mit Angelina zusammen ist, wird das immer schlimmer...." "Aha...die beiden sind also zusammen?" Amber lächelte immer noch. "Naja, er schwarwenzelt doch ständig bei ihr herum und sie bei ihm und ich habe gehört, dass sie sich für das nächste Hogsmeade-Wochende wieder verabredet haben..." "Oh, na dann sind sie ja ganz sicher zusammen..." kicherte das blonde Mädchen und stand auf. "Lass dich doch nicht so an der Nase herumführen, Hermine..." sagte sie und verließ dann das Zimmer - offenbar war ihr der Appetit auf ein Mittagessen nicht vergangen. Hermine ließ sich wieder aufs Bett fallen und starrte an den Himmel darüber. An der Nase herumführen? "Das war wirklich gemein und das weißt du auch!" George starrte seinen Bruder, der ihm gegenüber neben Angelina saß, wütend an. "Was ist denn mit dir plötzlich los? Habt ihr ne Dreiecksbeziehung, oder was?" gab Fred zurück. "Red keinen Unsinn und... warum bist DU eigentlich plötzlich so gut drauf?" fragte George Lee, der seelig grinsend auf seinen Teller starrte. "Es ist ein schöner Tag, das ist alles." gab Lee zurück. "Was war gemein?" meldete Angelina sich zu Wort. "Ich hab mich nur mit Hermine gekabbelt." brummte Fred. "Ach ja. Beleidigt hast du sie! Und das nicht zu knapp! Ich weiss ja nicht, ob dir das schon mal aufgefallen ist, aber auch andere Menschen außer dir haben Gefühle!" George war inzwischen so wütend wie sein Zwilling schon seit Tagen. Das Fred sich so komisch benahm und er keine Ahnung hatte, warum, ging ihm gehörig auf die Nerven. "Was hat er gesagt?" fragte Angelina mit einem Seitenblick zu Fred. "Das sie ein Lustkiller ist." sagte Fred. "Und das stimmt auch. Immer ihr Gezicke." "Das arme Hermelinchen weint sich jetzt bestimmt die Augen aus dem Kopf. So ein Kommentar würde wohl jedes Mädchen schaffen." sinnierte Lee. Fred, der gerade einen Schluck Saft trinken wollte, hielt in seiner Bewegung inne. "Warum sollte sie wegen so etwas weinen?" fragte er unsicher. "Na ja... Ich an ihrer Stelle würde jetzt wahrscheinlich für den Rest meines Lebens immer einen Knacks weghaben und denken, ich sei hässlich..." überlegte Angelina laut. Dann schüttelte sie den Kopf und richtete ihren Blick, der vorher durch die Große Halle geschweift war, auf Fred. Oder besser gesagt die Stelle, an der er eben noch gesessen hatte. Nach einigen Minuten war Hermine zu dem Schluß gekommen, dass es nichts brachte, weiter über Ambers Bemerkung nachzugrübeln. Statt dessen überlegte sie nun, ob sie nicht doch in die Halle und etwas essen gehen sollte. Ihr Magen schien jedenfalls dafür, denn er meldete sich inzwischen hörbar zu Wort, und wenn sie so daran dachte, dass sie noch einen ganzen Nachmittag Unterricht vor sich hatte, ehe es wieder etwas zu essen gab, erschien er der Gedanke, sich nur wegen Freds schlechter Laune vom Essen abhalten zu lassen, doch reichlich dumm. Also stand sie wieder auf und ging nach unten in den Gemeinschaftsraum. Zu ihrer Überraschung kam dort gerade Fred durch das Porträt geklettert. Der hatte ihr noch gefehlt. Hier, wo keiner außer ihnen beiden anwesend war, war sie doch auf jeden Fall Ziel Nummer eins. Als der Weasley-Zwilling Hermine im Gemeinschaftsraum sah, war er irgendwie erleichtert. Er hatte schon überlegt, wie er es zu den Schlafsälen der Mädchen hoch schaffen sollte, wenn sie nicht unten war. Denn immerhin ließ die Treppe keinen männlichen Schüler zu den Mädchen nach oben. Scheinbar wollte Hermine seine Kletterkünste aber doch auf die Probe stellen, denn als sie ihn entdeckte machte sie kehrt und ging wieder zurück auf besagtes Ungetüm von Treppe zu. "Hermine! Warte bitte!" Fred machte einen Satz nach vorne und fasste Hermine am Arm, hielt sie so davon ab, wieder nach oben zu gehen. "Was willst du?!" Der Lockenkopf wirbelte herum und blitzte Fred wütend an. Wenn er gekommen war um ihr noch eine Beleidigung an den Kopf zu werfen, konnte er sich auf was gefasst machen! Umso überraschter war sie, als sie in Freds Gesicht zum ersten Mal seit Tagen keinen Zorn sondern....ja, geradezu Besorgnis erkannte. "Es tut mir leid, ich wollte dich nicht beleidigen." sagte er schnell, ehe ihn doch noch der Mut verließ. Hermine sah ihn skeptisch an. "Lass gut sein." Dann fügte sie mit bitterer Stimme hinzu: "Du hast mir nur deine Meinung gesagt. Jetzt lass meinen Arm los, ehe ich dir noch vollends die _Lust_ nehme." Fred fluchte leise. Wie lange würde ihm dieser saudumme Spruch wohl hinterherhängen? "Ich hab das nicht so gemeint." murmelte er. "Ach." Hermine sah nicht so aus, als würde sie ihm glauben. "Das hat sich aber anders angehört, so feurig wie du es vorgetragen hast." Jetzt wurde Fred wieder wütend. Sie glaubte also, er hatte das im vollen Ernst gesagt? Sie glaubte wirklich, er sah sie als "Lustkiller"? Und er hatte immer gedacht, sie wäre schlau. "Hör mir mal zu," stieß er hervor. "DAS ist nicht die Meinung, die ich von dir habe." "Ist doch egal, was der zickige, männervernichtende Buchwurm denkt!" gab sie hitzig zurück. Jetzt reichte es! Wenn eines Fred wirklich wütend machte, dann war es die Tatsache, dass man ihm nicht glaubte. Und Hermine glaubte ihm nicht, dass er das Gesagte nicht im Ernst gemeint hatte. Und so wie es aussah, würde er ihr nur mit Reden auch nicht das Gegenteil beweisen können. Ehe Hermine noch einen bissigen Kommentar nachschieben konnte, hatte Fred sie noch fester gepackt und zog sie enger an sich heran. Ihr Kinn mit der freien Hand umfassend wandte er ihr Gesicht dem seinen zu. Hermines Augen weiteten sich überrascht, als der Rotschopf seine Lippen auf die ihren drückte. Jetzt wagte er es auch noch, sie zu küssen?! Der Weasley konnte unterdessen auch kaum glauben, was er da eigentlich tat. Eben hätte er dem zickigen Lockenkopf noch am liebsten den Hals umgedreht und jetzt war er vielmehr damit beschäftigt, von seinen Lippen zu kosten. Und er musste eines zugeben: Sie schmeckten wirklich gut. Irgendwie süß, und zudem waren sie ganz weich und warm. Es war wirklich angenehm. Dasselbe dachte auch Hermine. Zuerst war sie sehr versucht gewesen, ihre freie Hand zwischen ihrem und Freds Körper herauszuziehen und ihn kräftig zu ohrfeigen, doch bereits den Bruchteil einer Sekunde später hatte sie diesen Gedanken schon wieder vergessen. Obwohl Freds Kuss auf seine Art schon regelrecht fordernd war, kam Hermine nicht umhin zu bemerken dass der Rotschopf dennoch sehr viel Zärtlichkeit in ihn hineinlegte. Gerade als sie schon versucht war, sich einfach fallen zu lassen und den Kuss zu erwidern, hörte sie von draußen Gepolter. Auch Fred entging der Lärm nicht und sich bewusst werdend, was er da eigentlich tat, löste er den Kuss und brachte rasch wieder Abstand zwischen sich und Hermine. Nicht zu spät, denn in diesem Augenblick polterten Lee und George durch das Porträt der Fetten Lady und in den Gemeinschaftsraum. "Fred!" "Hermine!" Mit wenigen Schritten hatten beide den Raum durchquert. "Lass sie los...!" Lee hatte einen regelrechten Befehlston aufgesetzt und funkelte seinen Freund an. Fred funkelte zurück. "Oh, entschuldige, dass ich deinen Schatz berührt habe!" zischte er und ließ Hermines Arm los, den er auch nach dem Kuss noch umfasst gehabt hatte. "Wenn du ihr wehgetan hast, dann...." "Hab ich nicht, Superlover..." Freds Tonfall ließ deutlich hören, dass er schon wieder auf Hundertachtzig war. "Lee..." versuchte Hermine die Situation zu retten, doch der ließ sie gar nicht erst zu Wort kommen. "Das will ich auch für dich hoffen, Superekel!" "Ich zeige dir gleich mal, wie eklig ich sein kann!" Fred ballte die Fäuste und sah so aus, aös würde er jeden Moment auf Lee losgehen. "Hey hey hey, ruhig Blut Jungs!" George fasste seinen Bruder bei den Armen und hielt ihn fest. "Hat Fred dir was getan Hermine?" Diese schüttelte stumm den Kopf. "Na also, dann regen wir uns doch am Besten alle wieder ab und gehen was essen, okay?" Fred riss sich wütend los. "Geht doch alleine was essen!" Damit verschwand er die Treppe zu den Jungenschlafsälen hinauf. "Wirklich alles okay?" fragte Lee Hermine nach einer kurzen Pause. Nochmals nickte sie, aber da sie knallrot im Gesicht war, konnte sie den Quidditchkommentator nicht gänzlich überzeugen. "Puh..." George fuhr sich seufzend durch die Haare und sah die Treppe rauf. Mit seinem Bruder schien in letzter Zeit wirklich nicht gut Kirschen essen. Und wenn er daran dachte, dass er die Nacht mit ihm UND Lee in einem Zimmer verbringen musste, wurde ihm ganz flau im Magen. "Ich glaube, einer von euch schläft heute nacht besser auf dem Flur..." "Mädel... du bist in wirklich großen Schwierigkeiten." murmelte Hermine am nächsten Tag auf dem Weg über die Felder Hogwarts' zurück zum Schloss. Sie hatte gerade Pflege magischer Geschöpfe gehabt und lief ein Stück hinter Harry und Ron, um etwas Zeit zum Nachdenken zu haben. Nachdenken. Genau das war das Problem. Sie dachte jetzt schon viel zu lange über diesen Kuss nach. Sie sollte den Zwischenfall einfach vergessen, oder einfach wütend auf Fred sein, oder ihm bei der nächstbesten Gelegenheit eine Ohrfeige verpassen. 'Ich hätte sofort zuschlagen sollen', ging es Hermine durch den Kopf. 'Das habe ich bei Victor immerhin nicht anders gemacht. Und Neville... und Dean... später jedenfalls. Eigentlich ist Fred der Einzige bis jetzt, der ohne Ohrfeige davon gekommen ist.' Ah, da! Sie tat es schon wieder. Entschlossen schüttelte sie den Kopf und ging schneller, um ihre besten Freunde einzuholen und sich von ihnen irgendwie ablenken zu lassen. Ihr schien im Moment sogar ein Gespräch über Quidditch wie die Aussicht aufs Paradies. Zwischen Fred und Lee herrschte absolute Funkstille. Entgegen Georges Befürchtungen hatten sie sich zwar nicht umgebracht, aber so wie die Lage jetzt zwischen ihnen aussah, wäre wohl sogar ein Mordversuch eine Verbesserung gewesen. Fred war - aus Eifersucht, wie George bei jeder Gelegenheit herausposaunte - wütend auf Lee und Lee betete auch nicht gerade den Boden an, auf dem Fred wandelte. Als einzige Erklärung hierfür fand George die Theorie, dass Lee wirklich auf Hermine stand und er Fred als Nebenbuhler sah. Da Frauen es aber nie wert waren, dass richtige Männerfreundschaften daran kaputt gingen, versuchte George verzweifelt, zu vermitteln. Lee hingegen hatte fast ein schlechtes Gewissen. Aber auch nur fast. Die Zwillinge hatten in den letzten Jahren einfach zu sehr auf ihn abgefärbt, als das er jetzt nicht die Chance nutzen würde, Fred eins auszuwischen. Manche Leute muss man eben zu ihrem Glück zwingen und Fred schien nicht gerade der Typ zu sein, der von allein aus der Hüfte kam. Sollte er ruhig weiterhin glauben, dass Lee ihn hasste und heimlich hinter Hermine her war... es konnte der Sache nur dienlich sein und selbst wenn nicht: Es war verdammt lustig, mit anzusehen, wie Fred und Hermine es schafften, sich ständig aus dem Weg zu gehen. Beim Essen hatten sie fast einen stummen Zeitplan vereinbart, sodass sie nie gleichzeitig in der Großen Halle waren und Fred mied alle Gänge in der Nähe der Bibliothek plötzlich wie die Pest. Hermine hingegen hatte inzwischen einen Weg entwickelt, möglichst mit mehreren Kilometern Entfernung das Quidditchfeld zu umrunden, um zu Hagrids Unterricht zu kommen, ohne zu spät da zu sein. Sollte es mal dazu kommen, dass beide gleichzeitig im Gemeinschaftsraum waren - Gott behüte - fiel ihnen stets irgendetwas ganz wichtiges ein, das sie noch erledigen mussten. Alles in allem hatte Lee sehr viel zu lachen und das sollte erst der Anfang sein. "Oh mein Gott, hast du Filchs Gesicht gesehen, als er all den Schleim an den Wänden entdeckt hat?" George hielt sich lachend die Seiten, während er und Fred auf das Portrait der Fetten Lady zugingen. "Ja, ihm sind fast die Augen raus gefallen..." Fred grinste schief und winkte der Fetten Lady guten Abend, als er vor dem Bild zu stehen kam. "Big spender." Sie winkte verschlafen zurück, nickte und schwang auf. "Hm... Wir haben wohl total die Zeit vergessen." kommentierte George den gähnend leeren Gemeinschaftsraum. Dann sah er auf seine Armbanduhr. "Oh, tatsächlich schon halb zwölf... Ich hau mich hin, sonst komm ich morgen wieder nicht hoch. Noch einmal zu spät zu Zaubertränke und Snape kocht mich." Er ging auf die Wendeltreppe zu, die zu den Schlafsälen führte und erklomm die ersten Stufen. Fred wollte ihm gerade sagen, dass er sich auch hinlegen würde, als etwas vor dem Kamin seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Da lag jemand. "Ich komm gleich nach." murmelte Fred. George nickte halbherzig, ohne sich umzudrehen, während er weiter die Treppe hochlief. Fred ging auf den Kamin zu. Das Feuer war schon fast erloschen und er musste sich etwas anstrengen, um die Person, die da auf dem Teppich zusammengerollt lag, zu erkennen. Kastanienbraunes, krauses Haar, ein aufgeschlagenes Buch als improvisiertes Kopfkissen... keine Frage wer das war. Hermine war offenbar während ihrer Studien in dem dicken Wälzer - Fred fragte sich ständig, wie die ganzen zierlichen Mädchen diese Totschläger überhaupt heben konnten - eingeschlafen und nun lag sie immer noch vor dem Kamin. Mist verdammter! Und nun? Wo waren denn bitte ihre Freunde Harry und Ron? Eine geschlagene Minute lang stand Fred einfach nur da und blickte auf den schlanken Körper am Boden vor ihm. Er konnte sie ja nun schlecht einfach hier liegen lassen. Zwar war es nicht grade kalt im Gemeinschaftsraum, aber unbequem war es da auf dem Boden sicher allemal... Wenn er sie allerdings weckte, würde sie ihn sicher wieder anschreien. Seit er sie geküsst hatte - was zur Hölle ihn auch dazu bewegt hatte - war Hermine ihm rigoros aus dem Weg gegangen. Er war sich ziemlich sicher, dass sie ihn ihr Leben lang dafür hassen würde. Und irgendwie verstimmte ihn dass derart, dass nicht einmal ein richtig gut gelungener Streich ihn längerfristig aufheitern konnte. Der Lockenkopf auf den Boden murrte vor sich hin und bettete seinen Kopf ein wenig komfortabler auf den aufgeschlagenen Seiten. Soweit das möglich war... Einen tiefen, resignierten Seufzer ausstoßend ging Fred neben der schlafenden Hermine in die Knie. Er streckte die Hand aus und fasste sie nach kurzen Zögern - während dem er feststellte, dass sie so im flackernden Licht der letzten Kaminflammen noch hübscher aussah als sonst - an der Schulter, um sie leicht zu rütteln. "Hey....Hermine..." Sie hob abwehrend einen Arm und versuchte, ihn, immer noch im Land der Träume, abzuschütteln. Er rüttelte etwas fester. "Steh auf, Schlafmütze..." Nach einigen Augenblicken wurden seine Versuche doch noch von Erfolg gekrönt: Dornröschen öffnete endlich ihre Augen. Fred wünschte sich jedoch sofort, sie hätte einfach weitergeschlafen. Durch das schwache Licht, das vom Kamin ausging, warfen ihre Wimpern lange Schatten auf die leicht rosigen Wangen. Ihre haselnussbraunen Augen funkelten, als sie langsam den Kopf wandte und verschlafen zu ihm aufblickte. Er hätte es nicht für möglich gehalten, aber sie schien wirklich von Sekunde zu Sekunde schöner zu werden... und er immer weibischer. Er schüttelte leicht den Kopf, fest entschlossen, sich nicht weiter zu solchen Gedanken hinreißen zu lassen. Inzwischen war Hermine vollends in die Realität zurückgekehrt. Fred... Fred hatte sie geweckt! Sie setzte sich rasch auf und sah ihn verwirrt an. "Du bist... eingeschlafen." Erklärte der Weasley unnötigerweise. "Oh... ehm... ja. Danke fürs ... danke." Sie griff nach dem Buch und sprang auf. Fred schien dieselbe Idee gehabt zu haben, denn kaum dass sie stand, sah Hermine sich Freds breitem Brustkorb gegenüber. OK, das war... schlecht. "Ich wollte mich entschuldigen." Platzte Fred heraus. Jetzt hatte er endich Gelegenheit, die Sache zu Bereinigen, also würde er sie auch nutzen, ehe Hermine flüchten konnte. "Der Kuss war eine Kurzschlussreaktion und ich übernehme die volle Verantwortung dafür." Warum eigentlich? "Also bitte... geh mir nicht mehr aus dem Weg." Bei seinem verzweifelten Tonfall hob Hermine überrascht den Kopf und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Auch ihm viel auf, wie er sich angehört hatte, also fügte er hastig hinzu: "Immerhin bist du die beste Freundin meines jüngeren Bruders und in den Sommerferien wohl wieder im Fuchsbau, also sollten wir uns schon vertragen. Eben wegen Ron... und so." Oh..natürlich, wegen Ron. Hermine senkte den kopf wieder und starrte zu Boden. Hatte sie wirklich geglaubt, dass Fred sich wieder mit ihr vertragen wollte, weil ihm etwas an ihr lag? Langsam wurde sie wirklich naiv. Schließlich nickte sie langsam. "Okay...ich...war ja auch keine große Sache..." Gott, sie hatte nie gedacht, dass sie so lügen konnte. Keine große Sache! Wenn sie nur daran dachte, wie Freds warme Lippen die ihren berührt und umfangen hatte, dann wurde ihr noch jetzt ganz schwindelig. Eine Weile herrschte Schweigen zwischen den beiden. Freds Blick hing an Hermines braunen Locken. Keine große Sache... Er hatte sich nie für einen begnadeten Küsser gehalten, auch für keinen Supertypen, dem die Mädchen zu Füßen lagen, aber...dass Hermine so über seinen Kuss dachte... Er räusperte sich und fuhr sich durch die roten Haare. "Nun, ehm...dann sollten wir mal ins...in die Betten kriechen. Sonst müssen uns die Lehrer morgen Streichhölzer spendieren..." sagte er und wandte sich ab, um die Stufen zu den Jungenschlafsälen hinaufzugehen. "Hm...ja..." Hermine drückte das Buch an sich und machte sich - ohne Fred noch einmal anzusehen - ebenfalls auf den Weg zu ihrem Zimmer. "Gute Nacht..." sagte sie noch, ehe sie die Stufen hinauf verschwand. "Gute Nacht...Mine.." antwortete Fred, aber sie hörte es nicht mehr. In den nächsten Tagen musste George sich keine Sorgen mehr machen, dass Fred Hermine einen gemeinen Spruch an die Ohren knallte, aber so ganz zufrieden war er dennoch nicht. Die Art wie die beiden miteinander umgingen war immer noch nicht dieselbe wie vorher und alles in allem wirkte es doch ziemlich frostig. Zudem schien Fred, wenn auch nicht mehr sauer auf Hermine, immer noch stinkwütend auf Lee zu sein. Wusste der Geier warum. Der Kommentator zog es daher vor, seinem Freund aus dem Weg zu gehen und gesellte sich mehr zu Ron, Harry - und Hermine. Was Fred irgendwie ganz und gar nicht passte. Er wusste nicht warum, aber die Art, wie Lee um Hermine herumscharwenzelte und mit ihr scherzte, nervte ihn gehörig. Als sie an einem Nachmittag der folgenden Woche wieder einmal alle im Gemeinschaftsraum der Gryffindors saßen, musste Fred schon an sich halten, um nicht einfach zu Lee hinüberzugehen und ihm eine zu verpassen. George war diese Stimmung seines Bruders natürlich alles andere als verborgen geblieben. "Was ist los, Fred? Warum zum Henker bist du so wütend auf Lee?" George stützte sich auf dem Tisch ab und sah seinen Bruder mit einem Blick an, der diesem klar machte, dass er ohne eine ehrliche, vernünftige Antwort nicht wieder aus diesem Verhörspiel herauskommen würde. Seufzend ergab er sich also in sein Schicksal. "Seine Art nervt mich einfach. Findest du es etwa nicht nervtötend, dieses Hermelinchen-Liane-Getue?" Er wandte seinen Blick von der Gruppe um Harry ab und sah seinen Bruder fragend an. George zuckte die Schultern. "Ich finde es lustig - nebenbei tun das alle außer dir. Und außerdem ist das schon immer Lees Art gewesen, warum also stört es dich jetzt? Als er das letztes Jahr mit Katie gemacht hat, wars doch auch okay für dich..." Katie. Es stimmte, Anfang letzten Jahres hatte Lee mit Katie auch so in der Art gescherzt. Und dann...dann waren sie sieben Monate zusammen gewesen. "Bist du etwa eifersüchtig?" grinste George und zog im nächsten Moment die Augenbrauen hoch, als Fred ihn wütend anblitzte. "Quatsch! So ein Schwachsinn, also wirklich, manchmal brennt bei dir da oben auch kein Licht, eh?" Fred presste die Kiefer aufeinander und sah aus dem Fenster. Pah, eifersüchtig, er? Auf Lee? Nur weil der mit Hermine scherzte? So eine schwachsinnige Idee! Hermine war schließlich bloß die Freundin seines jüngeren Bruders. Sicher, sie hatte sich, wie er in den letzten Tagen immer öfter feststellte, ganz schön gemausert, seit er sie das erste Mal gesehen hatte, aber trotzdem... Sie war doch einfach viel zu sehr der Kumpeltyp, oder nicht? Dann schon eher ein Mädchen wie Angelina... Wie gerufen tauchte die junge Quidditch-Spielerin neben den beiden Twins auf. "Hey ihr zwei - darf ich?" Sie deutete auf den noch freien Tisch am Stuhl und setzte sich lächelnd, als George nickte. Sie lud ihre Pergamentrollen und Federn auf dem Tisch ab, schien aber keine Hausaufgaben machen zu wollen, da sie beides unberührt ließ und sich statt dessen an Fred wandte. "Du Fred...ich..." Fred sah sie fragend an. Dabei verglich er Angelina unbewusst mit Hermine. Sie war größer, und da sie älter war auch schon ein wenig fraulicher. Nicht, das Hermine nicht viel zu bieten hätte! Und Hermines Haare gefielen ihm auch besser. Sie waren länger, lockiger und weicher...Energisch wischte er das Bild von der schlafenden Hermine aus seinem Kopf und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Angelina. "Ja?" "Also..." Die Jägerin wurde leicht rot und straffte die Schultern. "Wegen nächstem Wochenende..." Ach so, da lief der Hase. Das nächste Wochenende war ein Hogsmeade-Wochenende. Fred bekam unter dem Tisch einen Tritt von George verpasst, der sicher in einen enormen blauen Fleck ausarten würde. Sollte wohl soviel heißen wie 'Frag sie schon, Depp!'. Und warum nicht? Angelina war süß, er stand schon länger auf sie und sie nun offenbar auch auf ihn. Er wäre wirklich zu dämlich, wenn er diesen heißen Feger wegen einem zickigen Lockenkopf ausschlagen würde. Zumal er und Hermine ja nichts voneinander wollten... sie waren eben Freunde.... "Ja...ich wollte dich noch fragen - willst du mit mir hingehen?" brachte er also schließlich hervor und zauberte damit ein Strahlen auf Angelinas Gesicht. "Ja, sehr gerne!" nickte sie und stand wieder auf. "Dann sehen wir uns also?" Fred nickte und lächelte auch. "Klar!" Ja, so lief das richtig. Angelina nickte wieder. "Okay... ich freue mich!" sagte sie und ging wieder hinüber zu Katie und Alicia, die schon an der Treppe nach oben auf sie gewartet hatten. George nickte zufrieden. "So ists richtig. Mann ich dachte schon du versaust es!" grinste er und beugte sich wieder über sein Pergament, um seinen Aufsatz zu Ende zu bringen. Fred sah wieder aus dem Fenster. Irgendwie war er sich in diesem kurzen Moment nicht sicher, ob er es nicht doch versaut hatte... Lee saß im Gemeinschaftsraum - wie neuerdings üblich - auf der Armlehne von Hermines Sessel. Die sonst eigentlich fast immer freundlich lächelnde Fünftklässlerin schien heute allerdings etwas zu bedrücken. Lee wusste zwar genau, worum es sich bei diesem 'etwas' handelte, aber er stellte es sich lustiger vor, sie einfach auszufragen. Er beugte sich etwas zu ihr herunter. "Geht es dir nicht gut?" Sie sah kurz zu ihm auf und rang sich ein halbherziges Lächeln ab. "Nein, nein. Ich bin nur müde." "Oh, mein armes Hermelinchen ist müde...?" Fragte Lee mit erhobener Stimme. Hermine ahnte schon, dass er erneut irgendeine Witzeinlage zur Belustigung der anderen plante und zuerst dachte sie auch, dass sie sich vielleicht so von ihren Stumpfsinnigen Gedanken ablenken könne. Doch dann bemerkte sie, dass Lee seinen Blick ungewöhnlich lange auf einen bestimmten Punkt fixiert hielt. Zu lange, um es als einfaches Umsehen abzutun. Sie folgte seinem Blick und ihr blieb fast das Herz stehen: Fred hatte sich von seinem Platz neben seinem Bruder erhoben und kam in ihre Richtung. Anscheinend wollte er zu den Schlafsälen, da musste er zwangsläufig an ihr und Lee vorbei. Hermine wusste nicht warum, aber sie hatte das ungute Gefühl, dass sie Fred lieber von ihren Scherzen verschonen sollten; er war in letzter Zeit sowieso schon so schlecht drauf. Sie warf Lee einen bittenden Blick zu und schüttelte beschwörend den Kopf, doch der tollkühne Stadionsprecher strahlte sie einfach an, als sei alles in bester Ordnung. Dann tat er es. Gerade als Fred an dem Sessel vorbeiging, in dem die beiden saßen, fing Lee - lauter als nötig - an, zu sprechen. "Was machen wir denn da? Sollte ich dich vielleicht... ins Bett bringen?" Plötzlich war eine Art Krachen zu hören und sofort herrschte Stille im Gemeinschaftsraum. Normalerweise hätten alle über Lees Witz gelacht - waren er und Hermine doch bereits das "beliebteste Paar" der Schule. Normalerweise wären sie aber auch nicht durch Fred Weasley zur Ruhe gebracht worden, der gerade die erste Stufe zur Treppe erklommen und nach dem Kommentar Lees wütend gegen die Wand neben sich geschlagen hätte. Lee zog seine Stirn kraus und starrte auf den Rücken seines ehemaligen Freundes, der wie zur Salzsäule erstarrt auf der Treppe stand. "Mensch Fred, tut das nicht weh? Die Wände sind hieraus Stein, weißt du?" Fred drehte sich langsam um und funkelte Lee an. Dies sorgte dafür, dass dem Scherzkeks ein hämisches Lächeln in die Züge kroch. "Lee..." Hermine sah bittend zu dem Kommentator auf. Ihr gefiel es ganz und gar nicht, dass er Fred - offenbar mit Absicht - so zur Weißglut trieb. Inzwischen war so ziemlich allen klar, dass er in diesem Zustand unberechenbar werden konnte und sie machte sich wirklich Sorgen, dass er Lee etwas tun könnte. Doch Lee schien sich nicht im Geringsten darum zu kümmern. "Nana, mach dir mal keine Sorgen mein Schatz, es heißt ja immer der Klügere gibt nach - Fred wird schon nichts passiert sein..." Lee grinste breit und tätschelte Hermines Arm. Das war zuviel - nicht nur, dass Lee ihm schon die ganzen letzten Wochen auf die Nerven fiel, nein, jetzt musste er ihn auch noch vor Hermine als Trottel darstellen! Und ausgerechnet ihn hatte er einmal für seinen besten Freund gehalten. Langsam kam Fred wieder die Stufe hinunter, die er schon heraufgestiegen war und schritt durch den Gemeinschaftsraum auf Lee zu. Er war hoch aufgerichtet, den Blick fest auf Lee gerichtet. Als er vor ihm und Hermine zum stehen kam, fühlte Hermine, wie ihr das Herz bis zum Hals schlug - so hatte sie Fred noch nie gesehen. Und ehe sich einer versah oder es ahnen konnte, hatte Fred schon ausgeholt und Lee treffsicher und mit ordentlicher Wucht eine verpasst. Ginny kreischte erschrocken auf, Martha und Amber holten hörbar Luft, George, Harry und Ron sprangen auf und Lee - Lee lag auf dem Boden und hielt sich das Gesicht. Unter den Händen zog sich bereits eine kleine Blutspur über die Wange dem Boden entgegen. "Oh mein Gott Lee!!" Hermine sprang auf und kniete neben dem Kommentator nieder. "Schon gut..." nuschelte dieser unverständlich unter seinen Händen hervor, aber allen war klar, dass gar nichts gut war. George hatte Fred gepackt, damit dieser nicht weiter auf ihren gemeinsamen Freund losgehen konnte. Aber Fred schien dieser eine Volltreffer zu genügen. Er starrte nur wütend auf Lee herunter. "Überleg dir besser was du sagst, Jordan!" Damit hatte er Lee wohl endgültig von der Freundesliste gestrichen. "Überleg du dir lieber was du tust!!" schrie Hermine ihn an und funkelte zu ihm auf. Fred wandte den Blick von Lee zu ihr. Ja, jetzt war sie wieder wütend auf ihn. Aber da war noch etwas anderes. Tränen... Ah, jetzt spielte sie also diese Karte aus. Er hatte schon oft genug gesehen, wie Mädchen aus allen möglichen und unmöglichen Gründen in Tränen ausbrachen - meist nicht zuletzt, um die Situation unter ihre Kontrolle zu kriegen. Sicher wollte sie ihn mit ihren Tränen nur dazu bringen, Lee in Ruhe zu lassen und ihm nicht noch einen Schlag zu versetzen. Genau, das musste es sein. Aber... Warum sahen diese Tränen dann so echt aus? Und warum fühlte er sich plötzlich wie der mieseste Hund, weil er Verursacher dieses Schmerzes in ihren Augen war? "Ich bringe ihn ins Krankenzimmer," murmelte Harry und verließ seinen Platz neben Martha. Er half dem Verletzten, der Kinn und Wange immer noch bedeckt hielt, auf die Beine und führte ihn aus dem Gemeinschaftsraum. Einige Minuten herrschte Schweigen und niemand bewegte sich. Bis Hermine langsam aufstand. Sie richtete ihren Blick unverwandt auf Fred, der sie etwas unsicher ansah. Sie bemerkte kaum, dass ihr immer noch Tränen über das Gesicht liefen. Alles woran sie denken konnte, war, dass sie falsch gelegen hatte. Nach dem Kuss war sie zu dem Entschluss gekommen, dass Fred ... zärtlich war. Doch dieses Bild von ihm musste sie nun wohl gründlich überdenken. Die Vorstellung, dass dieselbe Hand, die vor noch gar nicht so langer Zeit, so sanft ihr Kinn umfasst hatte, Lee heute so zugerichtet hatte, war einfach... schmerzlich. Sie wollte eigentlich noch irgendetwas zu ihm sagen, ihm klar machen, wie verabscheuungswürdig sie sein Verhalten fand, doch sie brachte es einfach nicht übers Herz. Das verwirrte sie noch mehr und sorgte auch nicht gerade dafür, dass die Tränen schneller trockneten. Was er getan hatte war absolut falsch gewesen, warum konnte sie ihm also nicht sagen, dass sie ihn hasste, nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte, oder sonst etwas, um ihrem Schmerz Luft zu machen? Fast blind vor Tränen stürmte sie auf die Treppe zu, auf der vor wenigen Minuten alles angefangen hatte. Sie wollte ihm nicht länger ins Gesicht schauen müssen. "Das war wirklich nobel von dir... und seltsam." Harry schüttelte den Kopf. "Ich meine, ich mag Fred trotz allem noch, mir hat er ja nichts getan, aber... dass du Madam Pomfrey und auch McGonagall nicht gesagt hast, wer dich geschlagen hat..." Lee - bereits am nächsten Tag wieder sein strahlendes Selbst - winkte ab. "Das hätte nichts gebracht und ich habe ihn ja wirklich provoziert. Ich kenne ihn schon so lange, manchmal vergesse ich einfach, was für ein Kraftpaket er ist und dass er ordentlich zulangen kann." Er lachte. Sein Gehirn jedoch arbeitete fieberhaft und suchte nach einer Lösung für diese Miesere. Von Anfang an hatte er nichts anders vorgehabt, als Fred etwas zu ärgern, damit er merkte, dass er Hermine mochte, doch das alles schien gehörig aus den Rudern gelaufen zu sein. "Wie auch immer," Lee erhob sich von dem Tisch im hinteren Teil der Bibliothek, an dem er mit Harry, Ron und Hermine gesessen hatte. "Ich gehe dann mal." Er zwinkerte Hermine zu. "Bye, Hermeline." "Mann Fred, wie konntest du nur?" George war bei seinem Bruder im gemeinsamen Zimmer und verstand die Welt nicht mehr. Seit dem ersten Schuljahr waren er und Fred nun schon mit Lee befreundet und dann das! Er kapierte einfach nicht, was seinen Bruder dazu brachte, Lee auf einmal so zu hassen. Fred saß am Fenster und starrte hinaus, wobei er versuchte, den durchs Zimmer tobenden George zu ignorieren. Er verstand es ja selbst nicht. Lee benahm sich kaum anders als sonst - wenn man von der gestrigen Provokation absah - und er hatte ihm nichts getan. Einzig und allein neu war, dass er nun schon seit gut einem Monat mit Hermine scherzte. Aber war es wirklich das, was ihn so auf die Palme brachte? "Lee ist unser Freund verdammt! Gut, er hat einen dummen Spruch gemacht, aber seit wann schlagen wir uns dafür die Köpfe ein?" George blieb kurz stehen und sah seinen Bruder an, der seit den letzten zwanzig Minuten wie ein Denkmal aus dem Fenster starrte. "Hörst du mir überhaupt zu?" "Mh..." war alles, was zur Antwort kam. Allerdings schien es für George genug zu sein, um weiter um Zimmer auf und ab zu hasten. "Ich meine...was zur Hölle versprichst du dir eigentlich von deinem Verhalten? Lee hast du wohl vergrault, Ginny hat sich die Augen aus dem Kopf geheult gestern, Ron ist sauer auf dich, Harry, Martha und ich sitzen in der Zwickmühle, weil wir immer noch Lee und dich gleichermaßen mögen, Angelina sah mehr als geschockt aus und Hermine verschanzt sich in ihrem Zimmer und will keinen mehr von uns sehen... Super, wie du alles kaputt machst!" George warf die Arme in die Luft und seufzte resigniert. Fred regte sich kein bisschen. Aber in seinem Kopf schossen die Gedanken nur so umher. Jetzt, wo die Situation dermaßen eskaliert war, erkannte er, was er aufs Spiel gesetzt und vielleicht für immer verloren hatte. Er dachte daran zurück, wie sie noch vor gar nicht allzu vielen Wochen alle lachend im Gemeinschaftsraum gesessen hatten, wie sie versucht hatten Martha und Harry zu verkuppeln, wie sie einfach ihren Spaß gehabt hatten. Er, George, Lee, Ron, Ginny und Hermine. Wie sie nebeneinander gesessen hatten, er stets auf der Lehne von Hermines Sessel - heute Lees Platz - und wie sie über seine Witze gelacht hatten. Wie er und Lee Filch Streiche gespielt hatten... Sollte das alles nun wirklich vorbei sein, nur weil er...ja...weil er was überhaupt? Hermine war wieder dazu übergegangen, Fred aus dem Weg zu gehen. Und George. Wenn sie ihn sah, musste sie nur andauernd an Fred denken. Es war ja klar, dass wenn es eine Person gab, die sie wirklich meiden wollte, diese gleich zwei mal herumlief. Glück musste man haben. Somit hatte sich ihr 'aktiver' Freundeskreis erneut verändert. Aus Harry und Ron waren Ron, Fred, George und Lee geworden - nun mehr nur noch Ron und Lee. Von Gastauftritten Harry's einmal abgesehen. Sie kam sich vor wie in einer dieser übertrieben theatralischen Soaps, die ihre Mutter immer schaute. Lee hatte sie bereits einige Male gefragt, warum sie so wütend auf Fred war. Er war es immerhin nicht, auch wenn der Weasley immer noch nicht mit ihm sprach. Einige Male war sie bereits kurz davor gewesen, ihm von dem Kuss zu erzählen und darüber, wie enttäuscht sie war, weil sie sich anscheinend in Fred getäuscht hatte, aber sie brachte die Worte einfach nicht heraus. Wie es aussah, würde es also so bleiben. Sie würde Fred weiterhin aus dem Weg gehen und alles in sich hineinfressen, bis es irgendwann nicht mehr weh tat. Als Hermine jedoch an einem Dienstagabend spät, nach einer ausgiebigen Hausaufgabenorgie in der Bibliothek, den Gemeinschaftsraum betrat, musste sie sich eines Besseren belehren lassen. Vor dem Kamin, im sonst leeren Zimmer, saß kein anderer als Fred Weasley. Sie konnte ihn so leicht von seinem Zwilling unterscheiden, da sie spürte, wie ihr ein Schauer über den Rücken lief - etwas, dass George nie bei ihr hervorrufen würde können. Was jetzt? Vorbeischleichen und hoffen, dass er seinen Blick einfach weiterhin auf das prasselnde Feuer gerichtet hielt? Rennen? Ihm ein Buch an den Kopf werfen? Zu spät. Noch während sie nachdachte, hatte Fred den Kopf gehoben und sah zu ihr herüber. Doch rennen? Aber irgend etwas ließ sie wie angewurzelt dort stehen bleiben, wo sie war. War es dieser unendlich traurige Blick, mit dem er sie ansah? Fred rührte sich nicht, er saß einfach nur da und blickte zu Hermine. Sie hielt ihre Bücher im Arm und das Licht des Kaminfeuers tanzte zum zweiten Mal für ihn sichtbar über ihre schlanke Gestalt. Sie hatten sich nun seit etwas über eine Woche nicht angesehen, geschweige denn miteinander gesprochen. Hermine mied Fred und er mied sie. Er wollte sie nicht wieder mit seiner Art verletzen. Und er schämte sich für das, was er getan hatte. "Es tut mir Leid...." sagte er schließlich in die Stille hinein. Er wusste nicht wieso, ob sie ihm überhaupt zuhörte oder ob es sie interessierte, aber er musste es loswerden. "Ich habe mich benommen wie der letzte Trottel. Ich..weiß auch nicht warum...es tut mir leid..." Er sank nach vorne und stützte die Stirn und die Handflächen, während er auf den Boden vor ihm starrte. "Lee war immer mein bester Freund und ich hätte ihn niemals schlagen dürfen - nicht wegen sowas...und..und du warst immer meine Freundin. Ich hätte niemals so gemein zu dir sein dürfen, ich habe alles kaputt gemacht...es tut mir so leid..." Er brach ab, da er glaubte, seine Stimme müsse jeden Augenblick versagen. Hermine stand nur da und sah ihn überrascht an. Fred war ein kleines Häufchen Elend auf dem großen roten Sofa, er wirkte so verletzlich und so...sanft. Absurd, aber so wie sich jetzt benahm, was er sagte, wie er es sagte, dass erinnerte sie nicht mehr an den Fred, der seinem besten Freund die Nase gebrochen hatte. Das war wieder der Fred, der sie geküsst hatte. Der Fred, dem es Leid tat, wenn er etwas falsch machte, wenn er zu weit ging. Der Fred, den sie so mochte, mit dem sie so viel gelacht hatte, mit dem sie soviel erlebt hatte... Hermine legte die Bücher auf den Tisch neben sich und ging zu ihm herüber. Er sah nicht auf, als sie sich neben ihm auf das Sofa sinken ließ. Er traute sich nicht. Sicher würde sie ihm nun sagen, wie dämlich und unverzeihlich er sich benommen hatte. Doch nichts dergleichen... Statt dessen legte sich ihre schmale Hand auf seine kräftige Schulter. "Ist okay..." Überrascht sah er nun doch auf und sie an. Hermine lächelte schwach und sah ihn direkt an. "Wir...wir machen alle Fehler...Erinnerst du dich, als Ron und ich uns im dritten Jahr so wegen Krätze und Krummbein gestritten haben, dass wir nicht mehr miteinander geredet haben, außer wenn wir uns gezofft haben?" Fred nickte. Daran erinnerte er sich. Hermine holte leise Luft, ehe sie weitersprach. "Ich meine, das war doch fast so wie jetzt - gut, er hat mich nicht geschlagen...", sie lächelte aufmunternd, als sie sah, das dieser Kommentar Fred zu schaffen machte, "..aber es war doch schon sehr ähnlich. Und wir haben uns wieder gefangen...Weil wir gemerkt haben, dass einer von uns im Unrecht war." Dass es Ron gewesen war, erwähnte sie nicht. "Wir haben darüber geredet...Also..." sie zögerte "...warum versuchst du nicht mit Lee über den Grund eures Zerwürfnisses zu sprechen? Ich bin sicher, dass euch das beiden hilft..." Fred war sich da nicht so sicher. Aber es war ihm im Moment egal. Was zählte war, das Hermine hier neben ihm saß, dass sie wieder mit ihm redete, dass sie so nett zu ihm war, obwohl er sich so unmöglich aufgeführt hatte.... Sein Blick hing an ihrem und auf einmal wurde ihm bewusst, wie nahe sie ihm doch war... Hermine wurde leicht rot, als Fred sie so ansah. Es löste ein Kribbeln in ihrem Bauch aus, dass sie sich nicht erklären konnte, aber als sich der Rotschopf nun leicht vorneigte, wich sie nicht zurück. Auch nicht, als sich seine warmen Lippen auf ihre legten. Sein Kuss war anders als der erste, den er ihr in Rage gegeben hatte. Er war fordernd gewesen, trotzdem zärtlich, aber dieser hier war einfach nur....sanft. Er forderte nicht, suchte nichts, er drückte einfach nur sanft seine Lippen auf ihre und liebkoste sie sachte. Aus dem Kribbeln im Bauch war ein Schwarm Schmetterlinge geworden, der wie wild geworden in seinem 'Gefängnis' umherschwirrte. Hermine schloss die Augen. Diesmal erwiderte sie Freds Kuss, schüchtern, zart, aber sie erwiderte. Als es hinter ihnen auf der Treppe polterte, fuhren sie erschrocken auseinander. Ihre Blicken hingen den Bruchteil einer Sekunde aneinander, dann sprang Hermine auf und verschwand nach oben zu den Mädchenschlafsälen. Fast im selben Moment, in dem sie die eine Treppe hinaufhuschte, kam George schlaftrunken die andere heruntergetappst. Er rieb sich müde mit dem Ärmel seines Pyjamas über die Augen und blinzelte dann Fred an, der immer noch auf dem Sofa saß, den Blick nun allerdings nicht mehr ins Feuer, sondern auf den Punkt gerichtet, an dem Hermine soeben verschwunden war. "Kommst du heute auch nochmal ins Bett oder willst du hier versauern?" Am nächsten Tag beschloss Fred, sich Hermines Rat zu Herzen zu nehmen. Er wollte die Sache mit Lee wieder in Ordnung bringen, also würde er sich auch bei ihm entschuldigen. Schlimmer konnte es sowieso nicht mehr werden. Er ergriff die erstbesten Chance, die sich ihm bot, mit Lee alleine zu sprechen und zog ihn nach Verwandlung zur Seite, als die anderen Schüler ihrer Klasse sich in die Flure verteilten. "Lee, ich-" Setzte Fred an, kam jedoch nie dazu, mit seiner Entschuldigung herauszurücken, denn Lee klopfte ihm auf die Schultern. "Ist schon gut, ist schon gut." Fred sah ihn verwirrt an. "Wie?" "Du musst dich nicht entschuldigen, ich hatte mindestens genauso viel Schuld wie du. Vergessen wir die Sache einfach, sind ja keine bleibenden Schäden bei entstanden." Der Rotschopf konnte sich gerade noch verkneifen, zu fragen, ob das auch für Lees Hirn galt. Da kam er, Fred Weasley, schon mal fast von alleine zu ihm, um sich zu entschuldigen und er wollte es nicht?! Lee sah ihn grinsend an. "Du hast mich geschlagen, ich habe dir nicht die Wahrheit gesagt. Wir sind quitt." Er wollte sich gerade davon machen, als Fred ihn am Arm festhielt. "Wie meinst du das?" Langsam kam Fred sich vor, wie in einer Stunde Zaubertränke: Er verstand nur Bahnhof. "Ach na ja..." Lee druckste herum. "Wegen Hermine... du weißt schon." Fred zog fragend eine Augenbraue hoch. "Ich glaube, ich weiß nicht." "Na, ich mag sie eben... ich hätte es dir und George gleich sagen sollen. Dieses ganze 'Herumgescherze' ist von meiner Seite aus gar nicht so spaßig gemeint.... es ist so ähnlich wie mit Katie damals... Ich hätte euch sofort die Wahrheit sagen sollen, immerhin hat George nie einen Hehl darum gemacht, dass er auf Alicia abfährt und du... na, die Sache mit dir und Angelina war ja auch immer alles andere als geheim. Aber..." Er strahlte von einer Wange zur anderen. "Jetzt bin ich froh, dass das raus ist. Wo ich es dir gesagt habe, kommt es mir gleich viel leichter vor, vielleicht zu ihr zu gehen und ihr meine Gefühle zu gestehen... Danke, Mann." Lee klopfte seinem wiedergewonnenen Freund erneut auf die Schulter und machte sich dann davon, ohne aufgehalten zu werden. "Uh huh..." War alles, was Fred herausbrachte. Verdammt.....verdammt verdammt verdammt. Das war so ziemlich das einzige Wort, das Fred nach Lees Geständnis im Kopf rum ging. George wünschte sich inzwischen inbrünstig, für jedes Mal, wenn dieses Wort den Weg über Freds Lippen nach draußen fand, einen Sickel zu bekommen. Dann wäre er längst reich und hätte dreimal das Startkapital für ihren geplanten Scherzartikel-Laden beisammen. Fred fühlte sich einfach elend. Er schrie nicht mehr herum, er tobte nicht mehr, aber er fühlte sich so elend wie noch nie. Wenn er Lee mit Hermine scherzen sah, dann fühlte er sich total komisch. Und manchmal würde er seinen Freund am liebsten wieder von der Sessellehne hauen. Aber nein. Er hatte eingesehen, wie falsch er sich benommen hatte, und er wollte sich nicht wieder aufführen wie ein Tollwütiger, wenn er doch eigentlich keinen Grund dazu hatte. Fred und Lee waren wieder Freunde, Hermine und er auch...Also ging es ihm lieber schlecht, als dass er diese Freundschaften erneut aufs Spiel setzte. Hatten vorher Lee und Hermine es lieber gemieden, dem stinkwütenden Fred zu nahe zu kommen, mied dieser es nun, den beiden auf einmal zu begegnen. Dieses Gescherze nagte sowieso an ihm - jetzt auch noch die Gewissheit, dass es bei Lee ernst war. Was er aber absolut nicht verstand, war, warum überhaupt? Eigentlich konnte es ihm doch egal sein. Er stand nicht auf Kerle, also fiel Lee eh raus, und Hermine..... Hallo? Hatte er vielleicht vergessen, dass Angelina Johnson, eines der begehrtesten und süßesten Mädchen der Schule, offensichtlich hinter ihm her war? Komischerweise half es ihm aber auch nicht, sich daran zu erinnern. Egal wie süß und begehrt Angelina war, sie war einfach... Angelina. Warum zum Henker fiel ihm erst jetzt, nachdem er so lange vermeintlich hinter ihr her gewesen war, auf, dass sie eigentlich nur ein Kumpel war? Warum setzte nicht das Kribbeln im Bauch ein und das hochfliegende Glücksgefühl, wenn er mit ihr redete und sie ihn anlächelte oder umarmte? Da lief irgendwas absolut falsch. Wiedereinmal schlich sich das Bild von Hermine, wie sie im Gemeinschaftsraum vor dem Kamin geschlafen hatte, in seine Sinne. Sie hatte so hübsch ausgesehen.... Nein. Er schüttelte den Gedanken ab. Da stand er schon tausendmal lieber auf Lee, als diese gefährlichen Gedankengänge fortzusetzen. Genau. Fred Weasley war schwul. So einfach war das. Problem gelöst. Wo stand der Champus? Darauf musste man doch anstoßen. "Hey, wie war das Training?" Die Gryffindor-Hausmannschaft kam gerade durch das Portraitloch gepoltert und wurde von Lee in Empfang genommen. George schüttelte den Kopf und warf seinem Kapitän einen vorsichtigen Seitenblick zu. "Gut eigentlich, Angelina hat uns mit ihren halsbrecherischen Taktiken heute nur drei Mal fast umgebracht, das ist ne Verbesserung." "Halt die Klappe," gab Angelina zurück. Dann wandte sie sich an Fred, der neben ihr stand. "Unser Date nächstes Hogsmeade Wochenende steht also?" Fred nickte. "Klar." "Schön." Sie lächelte ihn freudig an und machte sich dann mit Alicia und Katie auf den Weg zu den Schlafsälen. George und Harry ließen sich auf ein Sofa fallen und streckten die schmerzenden Glieder von sich. "Ich schwöre es euch, sie will den Job beenden, den Oliver hier angefangen hat. Noch so ein Training und ihr könnt mich einbuddeln." jammerte George. Harry gähnte. "Da können wir gleich eine Doppelbeerdigung draus machen." Fred schmunzelte. Im Übertreiben waren die Beiden wirklich gut. Er wollte gerade seinen Kommentar abgeben, als Lee plötzlich etwas ausrief. "Hermeline! Da bist du ja!" Der Lockenkopf war gerade ebenfalls durch das Portraitloch getreten, einen dicken Wälzer unter einem, Pergamentrollen unter dem anderen Arm. Sie grinste. "Ja, da bin ich." "Lass mich dir helfen!" Lee eilte zu ihr und nahm ihr das Buch ab. "Was ist das denn? Krieg und Frieden?" Fragte er scherzhaft, als er den Klotz zu einem der Tische nahe dem Kamin trug. "Nur etwas Extralektüre für Verteidigung gegen die dunklen Künste." Hermine ging hinter ihm her und ließ dann die Pergamentrollen zu dem Buch auf den Tisch fallen. Lee sah sie aus großen Augen an. "Das liest du also als Extralektüre? Wenn man alle Bücher, die ich in meiner Zeit hier gelesen hab, aufeinander legen würde, wäre der Stapel nicht so dick wie dieser Klopper!" "Was bei deinen Lesegewohnheiten ja nichts heißen will," rief George von seinem Sitzplatz aus. Lee grinste verlegen und rieb sich den Hinterkopf. "Naja, so ein Quidditch-Heft ist nunmal nicht so dick..." "So ein Playboy halt auch nicht..." kommentierte Fred trocken. Im nächsten Moment hätte er sich am liebsten selbst erwürgt. Jetzt war er schon wieder drauf und dran, Lee vor allen schlecht zu machen. Dabei hatten sie sich doch wieder vertragen. Zur Überraschung aller lachte Lee. "Aber da stehen eben gute Witze drin!" Nach dem Vorfall im Gemeinschaftsraum wich Fred Lee aufs Neue aus. Warum benahm er sich eigentlich in der letzten Zeit immer so selten dämlich? Erst stritt er sich mit seinem besten Freund, dass beleidigte er Hermine, mit der er sich immer so gut verstanden hatte, dann schlug er Lee fast das Gesicht ein nur wegen einer Bemerkung, brachte Hermine zum weinen und letztendlich versaute er es sich mit Angelina, indem er ihr am Wochenende, kurz bevor sie sich doch endlich beinahe geküsst hätten, erklärte, dass er in ihr mehr den guten Kumpel als die Freundin sah. Super, echt! Und warum alles? Fred saß unten am See und starrte in das Wasser. Ja warum? Als der Krake seinen Arm aus dem Wasser schnellen ließ, um das Brot eines Schülers zu erhaschen, das dieser ihm zugeworfen hatte, zuckte plötzlich genauso schnell wie diese Bewegung die Erkenntnis in Freds gemartertes Hirn. Er war eifersüchtig. Gottverdammt, auch wenn er es geleugnet hatte, er war es. Er war eifersüchtig auf Lee, wegen Hermine. Er mochte Angelina, weil sie ihn an Hermine erinnerte. Es ging ihm schlecht, weil er Hermine traurig gemacht hatte. Er mochte sie...er mochte sie sehr. Deswegen vermisste er es so, wieder neben ihr auf ihrer Sessellehne zu hocken, sie zum Lachen zu bringen und sich ihre Belehrungen bezüglich seiner Einstellung zu Hausaufgaben anzuhören. Ihr Lachen, ihre Stimme, ihr funkelnden Augen, ihr Enthusiasmus, ihren Lockenkopf, einfach alles vermisste er. Fred seufzte tief. Und wie sollte er das nun allen anderen und vor allem Hermine selbst klar machen? Er musste wohl erst einmal Prioritäten setzen. Wer sollte es zuerst wissen? .... OK, die Antwort war nicht schwer. Aber, wenn er ganz ehrlich mit sich selbst war, starb er bei der Vorstellung, mit Hermine zu sprechen, fast vor Angst. Also beeilte er sich auch nicht gerade damit, ihr seine Gefühle zu gestehen. Die Gelegenheit würde schon kommen. Immerhin hatte es sich bis jetzt auch schon zwei Mal ergeben, dass sie sich küssten... oder er sie... wie auch immer. So eine Situation sollte man nicht erzwingen. Sowas sollte von alleine kommen. Und wenn man zwei Monate darauf warten müsste, was machte das schon? Vielleicht würde der rechte Moment auch nie eintreten, aber was sollte er machen? Warten. Das konnte er am besten. Einfach warten und in der Zwischenzeit einmal mit Lee sprechen und vorsichtig antasten, ob er wirklich SO verrückt nach Hermine war, wie er tat. "Soll das ein Scherz sein?" Lee lachte. Er und Fred standen am Quidditchfeld. Fred hatte ihn hierher beordert, weil er über irgendetwas sprechen wollte. Natürlich ging es um Hermine und natürlich wollte Fred nur eines wissen: Wie ernst war es Lee mit ihr? "Ich steh total auf sie... merkt man das etwa nicht?" Fragte Lee und das Lachen aus seinem Gesicht verschwand. "Wirklich. Ich mag sie. Sehr." Ob man das 'nicht merkte?' fragte Fred sich. Wer das nicht merkte, musste schon blind sein, aber es gab ja irgendwie immer einen rothaarigen, weichbirnigen Weasley, der allem Anschein zum Trotz an einer anderen Theorie festhielt. Er war wirklich dämlich. "Oh... OK." Nicht gerade das, was er Lee antworten wollte, aber na ja. Lee sah ihn misstrauisch an. "Warum willst du das wissen? Du..." Dann weiteten seine Augen sich, "Du doch nicht etwa auch... oder?" "Nein!" Fred schrie diese Antwort fast heraus. "Ich frage nur, weil... na ja... du weißt, sie ist auch eine Freundin von mir, du bist ein Freund und ich will halt nicht, dass..." 'du sie auch nur einmal berührst' "... es so endet wie mit Katie. Ich will nur das Beste für euch." Fred machte sich eine mentale Notiz, um sich später daran zu erinnern, sich zu seinem Können als Lügner zu beglückwünschen. Lee indes klopfte sich gedanklich auf die Schulter. Das was er hier schauspielerisch ablieferte war wirklich geradezu professionell. Er atmete tief durch. "Gut, dann bin ich echt froh... Aber alleine schon der Gedanke, dass sich einmal ein Mädchen zwischen uns stellt, ist lächerlich, oder?" "Klar, lächerlich..." Fred wälzte sich in seinem Bett herum. Er konnte nicht schlafen, weil ihm ständig sein Gespräch mit Lee durch den Kopf ging. So konnte er Hermine nichts erzählen. Wenn Lee sie wirklich so sehr mochte - und da bestand ja wohl kein Zweifel dran - durfte Fred nichts unternehmen. Das war der oberste Ehrenkodex unter besten Freunden - abgesehen von 'Breche deinem besten Freund nie die Nase.' Den Letzten beißen die Hunde, Lee hatte zuerst Interesse an ihr angemeldet, also hatte er Vorrecht... Gott, diese Regeln waren so zum kotzen. Fred war gerade dabei, zu überlegen, ob er sich wohl selbst k.o. schlagen konnte, als die Vorhänge seines Himmelbettes ein Stück aufgezogen worden. Zuerst dachte er, George oder Lee wollten irgendetwas von ihm, doch dann musste er bestürzt feststellen, dass er eine Mädchenstimme vernahm. Sie flüsterte zwar nur, aber er erkannte sie sofort. "Lee?" Hermine. Sie erstarrte... Falsches Bett. Genau das hatte sie befürchtet und dann auch noch ausgerechnet das von Fred! Sie hatte nicht schlafen können und eigentlich mit Lee ÜBER Fred sprechen wollen... Jetzt hatte sie den Salat. Das kam dabei heraus, wenn man sich nachts in das Zimmer älterer Jungs schlich. Einen Moment lang starrte Fred Hermine einfach nur an. Sie trug einen dunkelroten Morgenmantel und ihr Haar war irgendwie süß zerzaust. Die Lippen leicht geöffnet, sah sie wohl mindestens genauso überrascht auf ihn herunter wie er zu ihr hinauf. "Falsches Bett..." flüsterte er und setzte sich auf. Dann nickte er mit dem Kopf nach links. "Lee schläft dort...was willst du mitten in der Nacht von ihm?" Gut, eigentlich war es ihm klar. Er war nicht mehr so klein, dass er nicht checkte, was ablief, wenn ein Mädchen - noch dazu ein so hübsches - in Hermines Alter sich nachts gegen alle Regeln in das Schlafzimmer einen älteren Jungens schlich. "Ich..." Hermine war feuerrot geworden und froh, dass es ihm Raum so dunkel war, dass Fred dass nicht sehen konnte. "...mit ihm reden..." Ahya - Reden nannte man das also heutzutage. In der Körpersprache, hm? Fred zuckte die Schultern. "Nur zu..." Er legte sich wieder hin und drehte ihr den Rücken zu. Hermine schien kurz zu zögern, dann aber hörte er, wie sie zurück durch den Raum Richtung Tür tappste und das Zimmer wieder verließ. War wohl nicht so wichtig, ihr 'Gespräch' mit Lee, wenn er wach im Bett daneben lag... 'Wach' war das Stichwort für den Rest der Nacht. Hermine war noch lange wach und starrte an den Himmel ihres Bettes. Das war gründlich schief gelaufen. Fred erging es ähnlich. Nachdem Hermine gegangen war, hatte er vergebens versucht, wieder Schlaf zu finden, aber das schien bei all den Gedanken, die er hatte, unmöglich. Scheinbar wollte ihn sein Hirn nicht eher wieder schlafen lassen, bis er zu einer Lösung gekommen war. Lee stand auf Hermine, dass wusste Fred ja nun aus erster Hand. Was ihn schon ziemlich gewurmt, ihm aber immer noch die Hoffnung gelassen hatte, dass Hermine im Gegenzug vielleicht nicht an Lee interessiert war und er selbst somit wieder ins Rennen kam. Jetzt aber war diese schöne Seifenblase geplatzt. Dieser nächtliche Besuch hatte mehr verdeutlicht als ihm lieb war. Hermine stand auch auf Lee, und er war raus... Als die Sonne aufging, ergab er sich resigniert in sein Schicksal als ewiger heimlicher Verehrer.... "OK, Fred... WAS sollte das?" George sah seinen Zwilling mit weit aufgerissenen Augen an, als sie zusammen mit Lee aus Snapes Klassenzimmer traten. "Was soll schon sein?" gab Fred genervt zurück. "Ich hab nicht geantwortet und muss nächste Woche nachsitzen. Kommt öfter vor." "Ja, aber sonst legst du es auch drauf an. Als er dich heute angesprochen hat, hast du nur wie ein Psychopath geistesabwesend aus dem Fenster gestarrt..." George schüttelte den Kopf. "Na, ich geh dann mal, mich mit Hermeline treffen. Halt die Ohren steif, Fred." Lee klopfte seinem Freund auf die Schulter und machte sich davon, sich den Kopfschmerzen, die er dem Rotschopf bereitete, nur allzu sehr bewusst. Er war aufgewacht, als Hermine am Vorabend ins Zimmer gekommen und aus Versehen an Freds Bett gelandet war. Jetzt wollte er natürlich wissen, was sie gewollt hatte. "Hermelinchen!" Lee lief auf den Lockenkopf zu, der anscheinend gerade auf den Weg zur Großen Halle war. "Hey, Liane." Hermine winkte und blieb mit fragendem Ausdruck im Gesicht stehen, als er bei ihr angelangt war. "Ich hab gehört, du warst letzte Nacht in unserem Zimmer und hast mich gesucht." Er grinste. "Wolltest du etwas... Bestimmtes?" Fred hatte es ihm also erzählt. Da Leugnen so nichts mehr nützte, musste sie wohl mit der Sprache herausrücken. Auch wenn sie im Schutze der Nacht irgendwie mutiger gewesen war. "Na ja..." Sie sah sich um und zog Lee dann in einen anderen Gang, in dem keine Schüler unterwegs waren. "Es geht um Fred." flüsterte sie. Lee nickte. "Was ist mit ihm?" "Ich..." Oh Gott, sie konnte das nicht. "Du...?" "Ich... ich..." "Du und du?" "Verdammt, ich..." "Du magst Fred?" "Genau, ich... Moment mal. Woher weißt du das?!" Lee brach in schallendes Gelächter aus. "Als ob... als ob man das übersehen könnte!" Hermine war nicht wirklich zum Lachen zumute. Wenn Lee es längst wusste, wussten es wahrscheinlich auch schon andere. Womöglich sogar Fred... war er deswegen immer so kurz angebunden mit ihr in letzter Zeit? ... Das wäre absolut furchtbar. "Du musst es ihm sagen!" rief Lee plötzlich aus, als die letzten Lachwellen verebbten. "Bist du wahnsinnig?! Dann verderbe ich es mir für immer mit ihm, wir könnten nicht einmal mehr befreundet sein!" Lee schüttelte den Kopf. Manche Menschen waren wirklich superblind. Von Hermine hatte er allerdings irgendwie etwas mehr Durchblick erwartet, wo sie sonst immer so schlau war. "Erzähl mir nicht, dass du nicht weißt, wie verrückt Fred nach dir ist, denn das glaube ich einfach nicht." Diesem geschockten Gesichtsausdruck nach zu urteilen, wusste sie es tatsächlich nicht. Er seufzte. "Weißt du was? Wir überlegen uns jetzt etwas und morgen um diese Uhrzeit schon werden du und Fred glücklich vereint sein!" "Oh... oh! N... Nein, du musst nicht, ich meine..." stotterte Hermine panisch los, doch Lee war nicht mehr von der Idee abzubringen. George trat wütend auf dem Boden auf. "Lee! Ich glaube einfach nicht, dass wir wegen dir SCHON WIEDER in dieser Lage sind!! Und wo ist überhaupt diese tolle Sache, die ich unbedingt sehen sollte?!" Lee hielt sich die Ohren zu. "Die muss irgendwie weggekommen sein..." George atmete tief durch und ballte seine Hände zu Fäusten. "OK, kein Problem... Harry wird wissen, was zu tun ist, wenn wir nicht zurückkommen, er hat es sicher noch nicht vergessen. Und die anderen auch nicht." Lee nickte mit einem gequälten Grinsen. Ja, da stand er wieder. In dem kleinen Raum, am hintersten Ende Hogwarts, wo außer Peeves nie jemand vorbei kam und würde sich die ganze Nacht über Georges Geschrei anhören müssen. Bis Hermine dann anfing, Lee und George plötzlich zu 'vermissen' und natürlich ganz zufällig an diesen Raum denken und sie raus lassen würde. Oh, dafür war sie ihm wirklich etwas schuldig. Fred drehte sich im Bett erneut von einer Seite auf die andere. Dass Lee und George immer noch nicht von ihrem kleinen Ausflug zurückgekehrt waren, war ihm kaum bewusst. Seine Gedanken waren mal wieder auf ein bestimmtes Mädchen gerichtet... Hermine konnte nicht glauben, was sie da tat. Es war halb zwölf und sie schlich über den Gang, in dem die Jungs ihre Zimmer hatten. Schon wieder. Sie war bis eben noch im Gemeinschaftsraum gewesen, da Ron sie nicht eher hatte gehen lassen, bis sein Aufsatz fertig war. Als sie noch unten gesessen hatte, hatte sie es kaum erwarten können, endlich zu Fred zu gehen, der sich bereits um neun in sein Zimmer zurückgezogen hatte. Doch jetzt wo es so weit war, kam ihr die Idee reichlich bescheuert vor. Sie lief doch praktisch ins offene Messer... trotzdem würde sie jetzt nicht umdrehen. Sie hatte die Tür im Visier und ging darauf zu... Er hörte, wie sich die Zimmertür erst öffnete und kurz darauf wieder schloss. George und Lee lebten also doch noch. Doch die leisen Schritte, die dem Klicken des Türschlosses folgten, hörten sich nicht wirklich wie die seines Bruders oder Lees an. Er richtete sich im Bett auf und wollte gerade seinen Kopf zwischen dem Vorhang hervorstrecken, um zu sehen, wer da gekommen war, doch schon beantwortete sich seine Frage: Der Vorhang wurde ein Stück zur Seite gezogen und er sah sich Hermine gegenüber. Sie hatte immer noch den kurzen Rock und die Bluse an, die zu ihrer Schuluniform gehörten, also musste sie direkt aus dem Gemeinschaftsraum oder sonstwo her gekommen sein. Aber was wollte sie hier? Ah... dumme Frage. "Lee ist nicht da." stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. "Ehm... ich... ich wollte auch... zu dir." stammelte Hermine. Ja, sie hatte noch ihre Schuluniform an, aber ER?! Schlief er immer so? Alles was er anhatte war eine Boxershorts, warum war ihr das nicht schon gestern aufgefallen? Bei den kräftigen Armen und der breiten Brust... Lieber nicht weiterdenken. "Zu mir? Warum?" Irgendwie hörte er sich grober an, als er wollte. Er konnte seine Bitterkeit wohl doch nicht so gut verstecken. "Hm..." Sie sah ihn an, wie er da auf seinem Bett kniete, da er anscheinend gerade drauf und dran gewesen war, selbst nachzusehen, wer das Zimmer betreten hatte. Dann sah sie zur Seite und ihr Blick traf seinen Nachttisch. Sie tippte gegen eine der Kerzen, die darauf standen und sie entflammte sich. Ihr war erst jetzt aufgefallen, dass es trotz des Mondscheines doch etwas dunkel war. Dann setzte sie sich etwas zögerlich auf die Bettkante. "Ich wollte dir was sagen." murmelte sie und sah auf ihre Hände hinab, die im Schoß gefaltet waren. Fred starrte sie überrascht an. Was sollte sie ihm schon sagen wollen? Wie toll sie es fand, dass sie dank ihm Lee besser kennen gelernt hatte? Wunderbar. "Ich..." Sie sah jetzt schon einen erneuten Stotteranfall mit Blockade auf sich zukommen. "Du...?" "Verdammte Scheiße, ich kann das nicht." flüsterte sie und bedeckte ihr Gesicht mit ihren Händen. Fred rutschte etwas heran und beugte sich zu ihr, so dass er näher an ihr Gesicht herankommen konnte. "Wie war das? Ich versteh kein Wort. Ist irgendwas passiert? Geht es dir nicht gut? Oder Lee?" Sie überlegte, was sie jetzt machen sollte. Der Sinn stand ihr gehörig nach weglaufen, aber dann würde sie später nur umso mehr erklären müssen. Warum war es immer so verdammt schwer, das zu sagen, was man fühlte? Langsam ließ sie die Hände wieder sinken und sah ihn an. Sein feuerrotes Haar, das besonders jetzt im Kerzenschein zur Geltung kam, war total zerzaust, seine Augen die reinsten Fragezeichen und die Augenbrauen leicht angehoben. Ihr Blick wich über seine breiten Schultern. Da wurde ihr plötzlich klar, dass sie vorher wohl noch länger mit Lee hätte reden sollen, denn nun hatte sie all ihr Mut verlassen. Also tat sie das Einzige, dass ihr in diesem Moment logisch erschien: Sie holte sich den Mut einfach. Fred staunte nicht schlecht, als Hermine ohne Vorwarnung noch näher an ihn heranrutschte und ihn in eine Umarmung zog. Doch schnell war der erste Schreck verflogen und alles woran er noch denken konnte war Hermines Körper an seinem und wie richtig es sich anfühlte. Da... da war es das Bauchkribbeln und das Glücksgefühl, dass ihm bei Angelina gefehlt hatte. Er schlang seine Arme um ihre Taille und drückte sie fest an sich. Hermine hatte Lavender und Parvati oft über Jungs und die Gefühle, die sie in einem auslösen konnten, kichern gehört. Sie hatte das stets als maßlose Übertreibung und Unsinn abgetan. Das war aber auch zu der Zeit gewesen, in der Fred sie noch nie geküsst hatte und sie sich nicht nachts in sein Zimmer schlich. In diesem Moment, als er sie so an sich drückte, hätte sie auf der Stelle schmelzen können. Sie spürte die Hitze die von Freds nacktem Oberkörper ausging auch noch durch ihre dünne Bluse hindurch und als sich seine Arme so um sie legten, wusste sie, dass sie genau das immer gewollt hatte. Sie fühlte sich sicher bei ihm. Sie wusste, dass er sie absichtlich niemals verletzen würde, egal was alles in den letzten Wochen geschehen war. Sie wusste ebenfalls, dass sie es ihm sagen musste. Sonst würde sie es ewig bereuen. "Lee hat mir erzählt, dass er meinte, er würde auf mich stehen... Das stimmt nicht." flüsterte Hermine an seinem Ohr. "Hmmm...?" Fred war viel zu sehr damit beschäftigt, keinen Freudenschrei auszustoßen, weil er sie hier in seinen Armen hatte, als dass er ihr großartig zugehört hätte. Zumindest, bis sie nun wieder sprach. "Ich... Ich habe mich in dich verliebt, Fred..." Sie hielt gespannt den Atem an. Was würde jetzt kommen? Die Abfuhr? Würde er es nett machen? Oder ... lachen? Jetzt wünschte sie doch, sie hätte es nie gesagt. Fred hielt ebenfalls seinen Atem an. Allerdings aus Angst, er könnte sich verhört haben... "Sag das nochmal," raunte er heiser. Sie lehnte sich ein Stück zurück, um ihn ansehen zu können. Wenn sie sich schon blamierte, wollte sie es wenigstens mit allem Gryffindor-Mut tun, den sie zusammenkratzen konnte. "Ich habe mich in dich verliebt." Fred sah sie einfach nur stumm an. Hermine fand das schon nicht wirklich ermutigend, aber das Grinsen, dass nach einigen Augenblicken um seine Mundwinkel spielte, gefiel ihr noch viel weniger. Doch entgegen ihrer Erwartungen lachte er nicht. Er richtete seinen Blick einfach nach oben - als wolle er sich an Gott wenden - und .... schrie fast schon. "JA! DANKE!" Dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf das Mädchen in seinen Armen und presste seine Lippen auf ihre. Hermine lachte gegen seine Lippen. Schließlich musste sie ihren Kopf dann wegziehen, um auch sicherzugehen, dass sie hier nichts falsch verstand. "Du... freust dich also?" "Soll das ein Scherz sein?" fragte Fred, genau wie Lee einige Stunden zuvor. "Seit Wochen kann ich an kein anderes Mädchen mehr denken als dich, ich bin fast wahnsinnig geworden immer wenn du mit Lee herumgescherzt hast und ich habe mir nichts mehr gewünscht, als dich einfach zu packen und dich so lange zu küssen, bis du endlich merkst was los ist. Natürlich freue ich mich!" Hermine lächelte ihn an. "Geh lieber sicher... küss mich nochmal, vielleicht hab ich ja noch nicht richtig verstanden, was los ist..." Fred lachte leise und beugte sich erneut zu ihr herunter, um ihr genauestens zu zeigen, wie sehr er sich freute... Endö! An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle Leser, die sich auch diesmal tapfer bis zum Ende durchgequält haben ^^ Wir hoffen sehr, es hat gefallen. Kommentare sind gern gesehen und wir nehmen auch wieder Mutmaßungen über Pairing Nummer vier an - wobei wir hoffe, dass das diesmal ein wenig schwerer zu erraten ist *g* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)