Lost in Nothingness von abgemeldet (Kai x Rei) ================================================================================ Kapitel 1: Changes ------------------ Beta: Taji-Nami - Vielen Dank dafür! Disclaimer: Ich verdiene weder Geld mit dieser Geschichte, noch gehört (außer der Idee) irgendetwas davon mir. ~*~ Es regnet. Unaufhörlich. Seit Tagen schon. Depressiv sehe ich aus dem riesigen Panoramafenster unseres Hotelzimmers und lasse lustlos meinen Blick über die mit Autos überfüllten Straßen Londons schweifen. Doch nachdem meine Augen den tiefschwarzen Himmel erblickt haben, der sich wohl sobald nicht aufklaren wird, seufze ich und lenke meine Aufmerksamkeit wieder ins Innere des riesigen Gebäudes. Mizuhara sitzt im Schneidersitz vor dem Kamin in unserem gemeinsamen Wohnzimmer und liest ein Buch. "Am Abgrund - die Chronik der Unsterblichen" heißt es. Von Wolfgang Hohlbein. Woher ich das so genau weiß? Es ist mein Buch und ich habe es ihm ausgeliehen. Schon seltsam... Früher hätte ich niemandem so einfach irgendetwas von mir überlassen. Wenn es auch nur geliehen ist. Ich habe mich verändert... Und das ist wohl auch gut so. Takao klickt sich derweil gelangweilt durch die vielen verschiedenen Fernsehkanäle und ärgert sich bestimmt darüber, dass er im Englischunterricht nicht besser aufgepasst hat. Selbst Schuld. Kurz nippe ich an meinem noch ziemlich heißen Kakao. Der Kaffee in diesem Hotel ist nicht zu genießen gewesen... Kyōju sitzt wie immer vor seinem Laptop. Manchmal beneide ich ihn darum. Wenigstens langweilt er sich nie. Aber wenn ich es mir recht überlege... Wie er will ich auch wieder nicht sein. Der Junge ist mir irgendwie suspekt. Vielleicht deshalb, weil ich mir einfach nicht vorstellen kann Tage und vor allem Nächte lang vor dem Laptop zu hocken und irgendwelche Techniken zu verbessern. Und Rei? Der liegt mit geschlossenen Augen ausgestreckt auf dem Sofa und hat die Kopfhörer seines MP3-Payers im Ohr. Überhaupt, in letzter Zeit hört er nur noch Musik. Ich kann es ihm nicht verübeln. Schließlich ist seit Wochen nichts Interessantes mehr passiert. Keine Herausforderungen, keine anstehenden Turniere... Nur Langeweile und ab und zu ein bisschen Training um nicht aus der Form zu kommen. Zum wiederholten Male nehme ich einen Schluck aus meinem, jetzt nicht mehr ganz so heißen, Kakao. Draußen fängt es zu allem Überfluss auch noch an zu gewittern. Ein kurzer Blick aus dem Fenster sagt mir, das es ebenfalls zu hageln begonnen hat. Und dabei wollten wir uns doch hier ein wenig von der Weltmeisterschaft erholen, wo wir ja sonst nichts zu tun haben. Sogar ich habe nichts dagegen wenn wir ab und zu etwas anderes machen als zu trainieren – auch wenn viele das Gegenteil glauben. Im Flur klingelt das Telefon. Mizuhara sieht Takao an, Takao sieht mich an. Grummelnd erhebe ich mich. Faul wie die Sünde. Aber was beschwere ich mich? Mir geht es ja nicht anders. "Ja? Kai Hiwatari hier." "Ah Kai du bist es, gut gut..." Die nervöse und zittrige Stimme von Daitenji erschallt aus dem Hörer. Leicht verwirrt lehne ich mich gegen die Wand. Was mag den sonst immer so unnatürlich ausgeglichen Mann so aus der Ruhe gebracht haben? "Ist Rei da? Ich muss ihn persönlich sprechen... obwohl, na ich weiß ja nicht… Am Telefon ist vielleicht der falsche Weg... Aber anders, nein so geht es nicht..." Zögerlich halte ich den Hörer etwas von mir weg. "Takao? Tipp mal Rei an. Ist für ihn." Während sich der Angesprochene umständlich von seinem Sessel aus zu Rei rüber lehnt, weil er zu faul ist um aufzustehen, brabbelt Daitenji weiter vor sich hin. Gähnend setzt der schwarzhaarige Chinese sich auf und blickt fragend zu Takao der sich einfach wieder dem Fernsehapparat widmet, statt ihm zu erklären was los ist. Er war wohl eingeschlafen. Ein kurzes aber warmes Lächeln umspielt meine Lippen. Ich hebe den Hörer leicht in die Höhe, um zu signalisieren, dass das Gespräch für ihn ist. "Für dich. Es ist Daitenji-san." Als ich mich wieder auf meinen alten Platz setze, ertönt von draußen her ein lautes Krachen, sodass Rei sich mit einer Hand das zweite Ohr zuhalten muss, um seinen Gesprächspartner verstehen zu können. Das Gewitter müsste nun fast über uns sein. Unbewusst beobachte ich den kleinen Chinesen und fange erneut an zu lächeln. Er sieht einfach niedlich aus wenn er so verwirrt guckt. Ja, richtig süß... Ich weiß schon lange, dass ich Rei auf eine gewisse Art und Weise anziehend finde. Ach, was mache ich mir hier schon wieder vor: Ich bin ihm hoffnungslos verfallen. Das hört sich jetzt vielleicht so daher gesagt recht bedeutungslos an. Als würde es mir nichts ausmachen in einen Jungen verliebt zu sein. Aber so ist es nicht. Inzwischen habe ich es akzeptiert und damit leben gelernt. Aber in der Zeit, in der ich meiner Gefühle langsam klarer geworden bin, war es alles andere als leicht. Das Schlüsselerlebnis war wohl, als ich vor drei Monaten unter der Dusche regelrecht zusammengebrochen bin. Es hat mich fertig gemacht, ihn jeden Tag zu sehen, seiner Stimme lauschen zu können und doch so weit von ihm entfernt zu sein. Das alles, diese ganzen Gefühle haben mich an diesem Abend regelrecht erdrückt. Ich konnte einfach nicht mehr... Meine Hand beginnt leicht zu zittern. Es macht mich immer noch ziemlich fertig wenn ich über dieses Thema zu intensiv nachdenke... Aber an jenen Abend hatte ich beschlossen, dass mein Leben auch ohne Zuneigung von Reis Seite aus weiter gehen muss. Ich habe beschlossen auf ihn aufzupassen und sein bester Freund zu werden. Mehr kann ich für ihn und mich nicht tun. Ich will unsere Freundschaft einfach nicht aufs Spiel setzen, in dem ich ihm meine Gefühle gestehe. Sicher, verurteilen würde er mich nicht, dafür kenne ich ihn gut genug. Doch könnte ich ihm nie wieder in die Augen sehen, ohne die Gewissheit zu haben, dass er mich kennt, mich durchschaut. Ich weiß, dass ich lernen sollte anderen zu vertrauen. Doch das ist leichter gesagt als getan. Meine Lippen ziert ein bitteres Lächeln, als ich erneut zu ihm sehe. Doch Reis Blick lässt es gefrieren, lässt meine ganzen Gedanken umschlagen: Von Selbstmitleid in Sorge. So habe ich ihn noch nie gesehen. Seine Hand zittert unaufhörlich und alle Farbe ist aus seinem Gesicht gewichen. Und obwohl ich nicht Lippenlesen kann, so weiß ich doch, das sein Mund immer und immer wieder das gleiche Wort formt...nein. Dabei schüttelt er obendrein langsam den Kopf. Wie in Zeitlupe sehe ich, wie ihm der Hörer langsam aus der zittrigen Hand gleitet und am Telefonkabel baumelnd unsanft gegen die Wand schlägt. Und während ich gehetzt aufstehe, zu ihm laufe, und gerade noch verhindern kann, dass er Bekanntschaft mit dem Parkett des Flures machst, hört man nur noch ein panisches und zugleich besorgtes "REI?" aus dem Hörer schallen. Draußen hört man es immer wieder Donnern und helle Blitze zucken durch den schwarzen Abendhimmel. Rei liegt halb in meinen Armen und sein Blick ist starr und leblos auf seine eigenen Hände gerichtet. Seine bernsteinfarbenen Augen sind von seinen zerzausten Haaren verborgen. Nervös versuche ich ihn wieder ins Hier und Jetzt zu holen indem ich ihn leicht schüttle und leise seinen Namen rufe. Mizuhara indessen hat nun den Hörer in der Hand und erklärt Daitenji was hier passiert ist und Takao steht, nicht so richtig wissend, was er tun soll, daneben. Doch das kümmert mich in Moment wenig. Ein leichtes Zucken geht durch Reis gekrümmten Körper und ich spüre wie etwas Nasses auf meine linke Hand trifft. Rei weint. Und zwar nicht zu wenig. Immer stärker schüttelt sich sein Körper unter einem heftigen Heulkrampf. Und ehe ich mich versehe haben sich Reis Hände in mein T-Shirt gekrallt und er schluchzt nun hemmungslos in mein Oberteil. Etwas zögerlich lege ich meine Arme um seinen Oberkörper und streiche ihn beruhigend über den Rücken. Was mag passiert sein, dass der Kleine so aus der Fassung gerät? Takao und Kyōju, der inzwischen auch dazu gestoßen ist, sehen mich hilflos an als ich aufblicke. Sie sind mit der Situation restlos überfordert. Ich kann sie verstehen. Ich weiß ja auch nicht was ich tun soll. "Oh mein Gott." Verwirrt sehe ich zu Mizuhara, der nun langsam den Hörer auflegt. Er schluckt und sieht ziemlich traurig und irgendwie mitleidig zu Rei, der immer noch weinend in meinen Armen liegt. "Was...?" Mizuhara atmet einmal tief ein und sieht mich nun an. Fast flüsternd beginnt er zu sprechen. "In Reis Heimatdorf gab es ein schweres Erdbeben…" Der sonst so fröhliche Blondschopf muss sich eine aufkommende Träne aus dem Augenwinkel wischen..." Reis Familie, Mao, Rai...alle sind ums Leben gekommen." Nun begann auch Mizuhara still zu weinen. Takao und Kyōju müssen sich setzen und sehen sich jetzt hilflos und geschockt an. Auch sie können die Tränen nicht mehr zurück halten... Stumm laufen sie über ihre Wangen. Ich schäme mich beinahe, dass ich fähig bin so ruhig zu bleiben. Auch wenn es mir sehr schwer fällt. Unbewusst schließe ich Rei fester in meine Umarmung und vergrabe meinen Kopf in seinen dichten Haaren. ~*~ Warum trifft solch ein schwerer Schlag ausgerechnet ihn? Das ist nicht fair… Jetzt ist es umso wichtiger, dass ich mich um ihn kümmere. Auch wenn ich nie einen ähnlichen Schicksalsschlag erleben musste, denn meine Eltern sind so früh gestorben, dass ich es nicht bewusst mit bekommen habe, so denke ich doch, dass ich mich ein wenig in ihn hineinversetzen kann. Seit dem Anruf von Daitenji sind einige Stunden vergangen. Wie viele weiß ich nicht. Wir saßen lange auf dem Boden im Flur. So lange, bis Rei vor Erschöpfung eingeschlafen war. Trotz dessen hatte er sich weiterhin in mein Oberteil gekrallt. Wie ein Ertrinkender an einen Rettungsreifen... Und auch als ich ihn sanft auf seinem Bett ablegen wollte, hatte er nicht losgelassen. Ich musste etwas umständlich mein T-Shirt ausziehen um ihn hinlegen zu können. Nun sitze ich neben ihm im abgedunkelten Zimmer und lausche dem Unwetter das draußen weiterhin tobt. Seine unregelmäßigen Atemzüge werden von leisem Wimmern und Gemurmel unterbrochen, das ich nicht verstehen kann. Normalerweise redet er nicht im Schlaf. Das weiß ich, da ich mir meistens ein Zimmer mit ihm teile. Wie auch dieses mal. Abwesend streiche ich über seine Wange. Man spürt dass er geweint hat und seine getrockneten Tränen sind auch jetzt unübersehbar. Reis blasses Gesicht steht nun in einem heftigen Kontrast zu seinen roten und geschwollenen Augen und seinem schwarzen langen Haar, welches sich größtenteils aus seinem Zopf gelöst hat. Würde er sich nicht andauernd im Bett hin und her wälzen, könnte man ihn für tot halten... Aber was denke ich hier? Leicht, von meinen eigenen Gedanken entsetzt, den Kopf schüttelnd setze ich mich von meinem Stuhl aus zu ihm aufs Bett. Was die anderen jetzt wohl machen? Ich hatte sie, nachdem ich ihn hier abgelegt hatte, nach draußen geschickt. Immer noch krallen sich Reis Finger in mein Oberteil. Würde die Situation nicht so erst sein, würde ich jetzt wohl lächeln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)