O Brothers, where art thou?? von abgemeldet (How to enter the Grand Line in a Nutshell) ================================================================================ Prolog: Splintering Wood ------------------------ Es war ein sonniger Morgen (vielleicht sogar der selbe...^^). Ein milder Wind wehte über das ruhige Meer und ein paar gierige Möwen kreisten am Himmel, immer auf der Suche nach etwas essbarem. Und da waren sie nicht die einzigen... "Sanji, Huuuuuuunger!!!!", schallte es vom Deck der Flying Lamb, die gerade in diesen Gewässern dahinschipperte, immer auf der Suche nach neuen Abenteuern. Der junge Smutje war gerade aber nicht wirklich in der richtigen Stimmung um seinem gefräßigen Kapitän dessen sehnlichsten Wunsch zu erfüllen. "Klappe halten, Fresssack! Ich bin beschäftigt.", brüllte er entnervt zurück und wendete sich dann wieder seinem anderen Problem zu. "Und jetzt zu dir, Buschaffe. Du hast heute Spüldienst und wenn du nicht sofort deinen faulen Hintern hochkriegst, werde ich ihn eigenhändig in die Küche befördern!", knurrte er und warf Lorenor Zorro einen bösen Blick zu. Der Schwertkämpfer lag mal wieder gemütlich dösend an Deck und war alles andere als erfreut darüber, dass dieser nervige Koch ihm jetzt direkt in der Sonne stand und ihn dazu auch noch blöde von der Seite anmachte. "Hey, beweg dich mal ein Stück nach rechts und wenn du schon dabei bist: Halt's Maul, Karottenschäler!", zischte er, wobei er es schaffte seinen Mund gerade so wenig wie gerade nötig zu bewegen. "Saaanjiiiiiiiiiiiiiiiiiii!!!" Erneut drang Monkey D. Ruffy's wehleidiger Ruf an sein Ohr. "AAAARRRRRRGGGGGGH, MACHT EUREN DRECK DOCH ALLEINE, VERDAMMT!!!!, brüllte Sanji wütend und Zorro fragte sich ein weiteres Mal wie er es schaffte so zu schreien, ohne dass ihm der verdammte Glimmstängel aus dem Mund fiel. Der Blondschopf hatte sich bereits umgedreht und war schon auf dem Weg hinunter in die Kombüse. Er würde sich einfach nicht mehr von diesen Schwachmaaten provozieren lassen. Wozu sollte er sich unnötig den Kopf darüber zerbrechen, dass seine Crewkollegen nichts als heiße Luft in der Birne hatten, wenn er doch in der selben Zeit ein Festmahl für Nami-Mausi zaubern konnte, das ihn in ihrer Gunst noch ein bisschen höher steigen lassen würde?? Er beglückwünschte sich in Gedanken schon selbst zu diesem reifen Entschluss, doch so leicht wollte Zorro ihn nicht davonkommen lassen. Dafür, dass dieser eitle Fatzke ihn geweckt hatte, würde er büßen müssen. "Gibst du etwa schon auf?", fragte er scheinheilig und ein fieses Grinsen legte sich auf seine Lippen. "Hey Leute, Prinz Suppengrün kriegt weiche Knie. Sollten wir uns nicht einen Koch suchen, der ein bisschen mehr Mumm hat???", rief er lauthals übers ganze Deck und lockte damit die gesamte Mannschaft herbei. "Wer ist dumm?", fragte Ruffy verwirrt und mit immer noch knurrendem Magen. "Mumm, nicht dumm, du Doofi! ....Sanji scheint wohl auf seine alten Tage etwas weichlich zu werden...", kicherte Lysop hinter vorgehaltener Hand, doch auch in fortgeschrittenem Alter hatte das Gehör des Kochs anscheinend noch nicht nachgelassen und so funkelte er Lysop giftig an. "Hast du was zu sagen, Langnase? Sprich dich ruhig aus!", raunte er mit einem Unterton in der Stimme, der Lysop so gar nicht geheuer war. "E....er war's!!", stammelte dieser in Panik und zeigte schnell auf den ahnungslosen Chopper bevor er sich im Eiltempo davon machte und nur eine kleine Staubwolke hinterließ. Der kleine Elch sah ihn schon mit ängstlichen Augen an, doch Sanji's Ärger hatte schon längst ein anderes Ziel gefunden. Seine Augen verengten sich und seine geschwungenen Augenbrauen zogen sich bedrohlich zusammen. "So, es reicht, Grasschädel. Mach dein Testament!", fauchte er und brachte sich in Angriffsstellung. Zum Teufel mit den guten Vorsätzen... "Du hast also genug vom Leben... Soll mir recht sein. Dich filetier ich!", grinste Zorro zufrieden und erhob sich langsam. Er wollte jeden Moment genießen. Genüsslich legte er die Hand an sein Yubashili. Es war doch jedes Mal wieder ein gutes Gefühl seine geliebten Schwerter in der Hand zu halten. Nur ein echter Schwertkämpfer konnte sich seiner Waffe so verbunden fühlen. Ruffy beobachtete den Verlauf der Dinge in freudiger Erwartung. "Au ja klasse, endlich mal wieder'ne Schlägerei!!", jubelte er händeklatschend. Und die beiden Streithähne ließen sich nicht lange bitten. Sanji holte mit einer grazilen Bewegung zum Tritt aus während Zorro seine Klinge geschickt aus der Scheide zog und sie auf den Koch zuschnellen ließ. Allerdings waren die Kontrahenten im Kampf mehr als schnell, so dass beide Angriffe ins Leere gingen. Das hielt sie aber nicht davon ab es wieder und wieder zu versuchen. "Juhu, weiter so. Und noch eine Rechte. Ja, Zorro nimm noch ein Schwert!!", feuerte der Kapitän die beiden fröhlich an und hatte in seiner kindlichen Begeisterung seinen Heißhunger schon völlig vergessen. "Du hast gehört, was der Chef gesagt hat.", knurrte Zorro und fletschte teuflisch die Zähne. Auch sein Kitetsu könnte mal wieder ein bisschen Übung vertragen... Jetzt bereits mit zwei scharfen Klingen bewaffnet, ging er erneut auf den verhassten Smutje los. "Hey, auf wen setzt du, Chopper? Ich glaub ja, dass Zorro ihn diesmal mit seiner Schwertertechnik platt macht. Wollen wir wetten?? Einmal extra Küchendienst für den Verlierer!", flüsterte Lysop zu Chopper gewand, der mit ihm zusammen hinter einer der Vorratskisten hockte und sich das Spektakel aus sicherer Entfernung ansah. "Meinst du? Ich tipp ja auf Sanji. Der wird Zorro heute mit seinen Superkicks einen K.O. Treffer verpassen! ...Und ich setze einmal Deckschrubben, dass sie wieder was kaputt hauen!", raunte Chopper und die Wette hatte er schon so gut wie gewonnen, denn genau in dem Moment duckte sich der Koch unter einem Doppelschlag des Schwertkämpfers hinweg und Zorro's Angriff raste ungebremst in die Wand hinter ihm. Das Holz zersplitterte lautstark und hinterließ ein klaffendes Loch. "WUHU, klasse Aktion!!", krähte Ruffy und führte einen kleinen Freudentanz an Deck auf. "Von wegen "klasse Aktion". Ihr dämlichen Primitivlinge!!", drang eine Stimme von hinten an ihre Ohren, doch bevor sich die Jungs umdrehen konnten um nach der Geräuschquelle zu schauen, hatten sie sich alle eine schmerzhafte Kopfnuss eingefangen. Nami war durch den Krach und die ständigen Erschütterungen wieder mal beim Kartenzeichnen gestört worden. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man annehmen, dass die Flying Lamb des öfteren von Erdbeben heimgesucht würde, doch Nami kannte ja ihre Jungs nur zu gut. Leider... Nun stand sie wutentbrannt vor den Übeltätern, die sich murrend die Hinterköpfe rieben. "Hirnlos beschreibt euren Zustand nicht annähernd. Wo bin ich hier nur gelandet?? Repariert das gefälligst, oder es setzt was!!", seufzte sie mit müder Stimme doch ihr Blick sprach Bände. "Ja sofort, Nami-Schätzchen! Ich tu doch alles für dich!!!", flötete Sanji und es war als wenn kleine, rosa Herzchen wie Seifenblasen aus seinen Augen sprudelten als er seine rothaarige Traumfrau anstrahlte. "Das kannst du schön alleine machen, verliebter Topflappen...", knurrte Zorro und versuchte sich dann unauffällig aus der Affäre zu ziehen. "Zorro, du willst dich doch wohl nicht vor der Arbeit drücken, oder? Und vergiss nicht, dass du noch Schulden bei mir hast...", säuselte Nami, der sein Versuch keineswegs entgangen war. Zorro hielt inne und drehte sich dann vor Wut bebend um. "Arr, ich hab dir längst alles zurückgezahlt, du blödes Weib! Lass mich endlich mit dem Scheiß in Ruhe!!", brüllte er und ballte die Fäuste. "Hey, so spricht man nicht mit einer Lady! Hat dir denn keiner Manieren beigebracht, du Neandertaler? Komm her, ich les dir mal ordentlich die Leviten!", fauchte Sanji und war bereit seine Angebetete mit allen Mitteln zu rächen. "Hier wird nicht gelesen sondern gearbeitet!", keifte die Navigatorin und ihr Gesichtsausdruck nahm immer gruseligere Formen an. Fast hätte man sie für eine Rolle aus einem Psychothriller halten können, wenn ihre linke Augenbraue so wie jetzt unkontrolliert zuckte und die kleine Ader an ihrem Hals anfing zu pulsieren. Doch anstatt ein Küchenmesser hinter dem Rücken hervorzuziehen, verpasste sie den beiden Idioten lieber noch einen Satz heiße Ohren. Diese Maßnahme wurde mit lauten "Nami Nami!!" Anfeuerungsrufen aus Richtung Vorratskisten quittiert. "Ich hab doch gleich gesagt, dass Nami die beiden fertig macht! Du musst spülen!", wendete sich Lysop mit einem triumphierenden Grinsen an Chopper. "Aber... du hast doch gesagt...", stammelte der blaunasige Elch und sah seinen Freund mit seinen Kulleraugen verwirrt an. Der Schlag auf den Hinterkopf hatte Ruffy wieder an etwas erinnert, das er erst gar nicht hätte vergessen dürfen. "Sanjiiiiii, wann krieg ich endlich was zu spachteln??", begann er ein weiteres Mal seinen Klagegesang nach Nahrung und erntete damit nur ein allgemeines Aufstöhnen. "Siehst du nicht, dass ich keine Zeit habe, du Nervbacke? Stell dich doch selbst in die Küche wenn du so'nen Kohldampf hast!", brummte Sanji während er sich daran machte ein paar Bretter zu besorgen um das Loch in der Wand wieder abzudichten. Den letzten Satz bereute er allerdings sehr schnell wieder als er sah, dass sein Kapitän diese Einladung durchaus wörtlich zu nehmen schien und sich pfeifend auf seine geliebte Kombüse zu bewegte. Der Smutje wusste leider nur zu genau, dass Ruffy im Umgang mit Küchengeräten mehr als nur zwei linke Hände hatte. Ihm war noch schmerzhaft in Erinnerung geblieben, dass es der Gummimann fast einmal geschafft hatte seinen früheren Arbeitsplatz, das Restaurantschiff "Baratié", komplett auseinander zu nehmen als ihn Küchenchef Rotfuß Jeff zum Tellerwaschen verdonnert hatte. Er musste unter allen Umständen verhindern, dass so eine Katastrophe noch einmal passierte. "Oh...oh halt Ruffy, warte. Das war doch nicht so gemeint. Du bist hier schließlich der Kapitän und es ist meine ehrenvolle Aufgabe als Schiffskoch dich zu bekochen. Mach's dir doch solange bequem und ich brat dir gleich ein leckeres Steak, okay?", rief er schnell um das drohende Unheil doch noch abzuwenden. Zu seiner Erleichterung stellte er fest, dass Ruffy anscheinend nichts gegen diesen Vorschlag einzuwenden hatte. "Fein! Aber bitte gut durch und mit ganz viel Fleisch!!", lachte der Strohhutjunge und ließ sich rücklings aufs Deck fallen um die vorbeiziehenden Wolken am Himmel zu beobachten. Das Leben als Kapitän auf einem Piratenschiff war wirklich fabelhaft. "Komm sofort, der Herr...", grummelte Sanji missmutig unter seiner Reparaturarbeit, doch da er einen ganzen Satz Nägel im Mund stecken hatte, verstand ihn eh keiner. Manchmal fragte er sich ernsthaft ob es die Suche nach dem legendären All Blue wirklich wert war, mit dieser Chaostruppe auf Reisen zu gehen. Lysop war immer noch in ein Streitgespräch mit Chopper vertieft, da der Elch immer noch nicht einsehen wollte, dass er, der ehrenwerte Kapitän Lysop, niemals bei einer Wette schummeln würde. "Glücksspielregel 67 besagt eindeutig, dass auch Wetteinsätze, die vom Gegner mutwillig überhört wurden, in einer offizielle Wettsituation volle Gültigkeit haben!", rief die Langnase aufgebracht und versuchte sein Gegenüber mit ausschweifenden Gesten zu beeindrucken. "Ach ja? Und wo steht das geschrieben??", fragte Chopper, der von der Sache nicht gerade überzeugt zu sein schien. Er war zwar ein sehr gutgläubiger, kleiner Elch, aber man konnte ihm auch nicht jeden Mist auftischen. "Du lügst doch!!", sagte er und stemmte wütend die Hufe in die Hüfte. "Ach... ich lüge also? Das hätte ich wirklich nicht von dir erwartet. Und ich dachte wir wären Freunde...", keifte Lysop theatralisch, stolzierte beleidigt hinüber zum Hauptmast und kletterte dann hinauf zum Aussichtskorb. Von oben konnte er sehen, wie Chopper nach dieser preisverdächtigen Showeinlage völlig bedröppelt dastand und sich verwirrt am Geweih kratzte. Geschah diesem Ungläubigen ganz recht! Zufrieden ließ er seinen Blick über das blaue Meer schweifen. Von hier aus konnte er meilenweit sehen und mit seinen Adleraugen war er wirklich der perfekte Späher. Und auch als Scharfschütze war er unschlagbar genau wie sein Vater Yasopp, der Mitglied in der Piratenbande des Roten Shanks war und ihn und seine Mutter verlassen hatte, als Lysop noch ganz klein gewesen war. Die Erinnerungen an seinen Vater waren nur noch sehr vage, aber Lysop vergötterte ihn trotzdem und war fest davon überzeugt, dass er ihn eines Tages wiedersehen würde. Bis dahin wollte er ein mutiger Krieger der Meere werden, auf den sein tollkühner Vater stolz sein konnte. Dieses Ziel hatte er allerdings noch nicht ganz erreicht, denn er nahm immer noch sofort Reißaus wenn er auch nur die kleinste Gefahr witterte. Aber mit so starken Freunden im Schlepptau musste er sich darüber bis jetzt noch nie ernsthafte Sorgen machen. So eine clevere Strategie konnte auch nur einem Superhirn wie ihm einfallen... Während er noch selbstzufrieden in sich hinein lachte, wurde er plötzlich auf einen dunklen Fleck am Horizont aufmerksam, der sich ihnen schnell näherte. Das war das Ende! "HILFE!! Wir werden angegriffen! Die Marine will uns holen! Alle Mann von Bord! Rette sich wer kann!!", kreischte er panisch und rannte wie ein aufgescheuchtes Huhn im Aussichtskorb im Kreis herum, wodurch er die Aufmerksamkeit der restlichen Crew auf sich zog. "Was faselt du da wieder, du Spinner?", knurrte Zorro in Richtung Ausguck. "AAAHHH!! Nein ehrlich. Guck doch selber!", schrie der Angesprochene und hielt sich ängstlich die zitternden Hände vors Gesicht. Lysop's "Entdeckungen" waren zwar zu neunundneunzig Prozent nichts als Hirngespinste, aber trotzdem blickten die anderen jetzt auch hinauf aufs Meer und mussten erstaunt feststellen, dass er diesmal wirklich recht hatte. Von Westen näherte sich ihnen etwas mit hoher Geschwindigkeit. Noch konnte man allerdings nicht ausmachen ob es sich um ein fremdes Schiff oder etwas anderes handelte. "Los Lysop, mach dich gefälligst mal nützlich und sag uns was das ist!", rief Nami, die immer noch angestrengt in die Ferne starrte. War das wirklich die Marine? Sie hatte wirklich keine Lust schon wieder in einen Kampf verwickelt zu werden. Ihr Kapitän schien das allerdings etwas anders zu sehen. Wie ein Stehaufmännchen sprang er auf die Füße und spurtete hinüber zur Reling um sich selbst ein Bild der Lage zu machen. "JUHU, endlich mal wieder ein bisschen Action! Die werden wir mal ordentlich verdreschen! Auf geht's Jungs!!", jubelte er Zorro und Sanji zu. "Klar Boss!", riefen die beiden grinsend, denn ihnen war jetzt alles recht was sie von ihrer Arbeit ablenken könnte. "Männer....", zischte Nami unwirsch. Diesen unreifen Kerlen ging es wirklich immer nur ums Kämpfen und Saufen. Eine echte Zumutung für eine kultivierte Frau wie sie. "Wenn ihr euch schon unbedingt kloppen wollt, dann macht das gefälligst da drüben. Ich will nicht, dass ihr wieder unser schönes Schiff zertrümmert!", fauchte die Navigatorin und marschierte dann wutschnaubend in ihre Kabine. "Kein Problem. Festhalten Leute...", grinste Ruffy und dann ging alles sehr schnell. "Hey Ruffy, was zum Teufeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee.....", war das einzige was Zorro noch hervorbringen konnte, als der Kapitän seinen rechten Arm wie ein übergroßes Gummiband dehnte, ihn blitzschnell übers Wasser sausen ließ um sich dann an dem Objekt in der Ferne festzukrallen. "Gum-Gum-Schleuder!", schrie der Gummimensch, klemmte sich seine beiden Crewmitglieder unter den noch freien Arm und noch bevor sie etwas dagegen unternehmen konnten, flitzten sie zusammen in einem Affenzahn übers Meer wobei sich ihre Gesichter unter der hohen Geschwindigkeit auf skurrilste Weise verformten. "Da! Ich kann es sehen. Es ist ein Schiff!", brüllte Ruffy gegen den enormen Fahrtwind. Während sie dem angepeilten Objekt immer näher kamen, konnten sie bald erkennen, dass dieses Schiff viel kleiner war, als sie es zuerst vermutet hatten und auch eher Ähnlichkeit mit einem etwas zu groß geratenen Surfbrett hatte. Auch Ruffy hatte sich dadurch in seinen Berechnungen leicht vertan und so schossen sie im hohen Bogen über ihr Ziel hinaus. "WAAAAHH! Ich kann doch nicht schwimmen!", kreischte Ruffy außer sich und seine zwei Beifahrer fürchteten bereits, dass der Strohhutbengel sie vor lauter Schreck mitten über dem Ozean fallen lassen könnte, doch dann erreichten sie plötzlich die berechneten Koordinaten und wurden ohne Vorwarnung wie an einem Jojo zurückgeschleudert. Mit voller Wucht prallten sie gegen den Mast des fremden Schiffs, der dem Aufprall auf wundersame Weise standhielt, doch das kleine Boot kam dadurch dermaßen ins Wanken, dass Zorro und Sanji gleich über Bord gingen. Als sie prustend und vor Wut schäumend wieder auftauchten, sahen sie wie ihr Kapitän ohnmächtig auf dem Boden des Schiffes lag, seinen rechten Arm immer noch um den Mast gewickelt. Und sie sahen noch eine weitere Person, die sich auf dem Boot befand und sich jetzt langsam über Ruffy beugte. "Pfoten weg, Dreckskerl oder du kriegst es mit uns zu tun!", rief Sanji und es hätte wie eine Drohung geklungen, wenn er dabei nicht Wasser geschluckt und einen mittelschweren Hustenanfall erlitten hätte. Zorro war bereits wieder zum Schiff geschwommen und zog sich jetzt mit einiger Mühe daran hoch. Er würde auch alleine mit dem Typ fertig werden. "Hey Zorro, schön dich zu sehen. Das nenn ich'ne Begrüßung!", sprach ihn der Fremde an. Moment, woher kannte ein Fremder denn seinen Namen?? Zorro blickte auf und sah in das Gesicht eines großen Kerls mit pechschwarzen Haaren, der ihn jetzt frech angrinste. "Ace!", rief der Schwertkämpfer verblüfft. "Was zum Teufel machst du denn hier??" "Mce??...", drang es dumpf vom Boden des Schiffs hinauf. Anscheinend hatte Ruffy seine Ohnmacht bereits überwunden, denn jetzt rappelte er sich langsam auf und strahlte seinen großen Bruder mit leuchtenden Augen an. "Hey Ace!. Das ist ja vielleicht ein cooler Zufall.", lachte er und klopfte dem Älteren ausgelassen auf die Schulter. "Allerdings. Hätte auch nicht erwartet euch so bald wiederzusehen und vor allem nicht so...", erwiderte Puma D. Ace lachend und entblößte dabei seine makellosen Zähne. "Und was machst du jetzt hier?", klinkte sich Zorro wieder in das Gespräch ein. "Erzähl ich euch gleich. Lasst uns erst mal zur Flying Lamb fahren. Da ist es doch etwas gemütlicher als hier.", winkte Ace ab und warf mit seiner Feuerkraft, die er einst durch eine Teufelsfrucht erlangt hatte, den Motor seines kleinen Speedboots an. "Auf geht's!", jubelte Ruffy als sie über die Welle rauschten und die Gischt neben ihnen hochspritzte. "Hey, ihr Vollidioten! Nehmt mich gefälligst mit!!", drang Sanji's Schrei von hinten zu ihnen hinüber. Vor lauter Wiedersehensfreude hatten sie doch glatt vergessen ihn wieder an Bord zu nehmen. Ace war schon kurz davor zu wenden, doch sein jüngerer Bruder schüttelte energisch den Kopf. "Ich mach das schon.", rief er und wieder setzte er seine Gum-Gum-Power ein, fuhr seinen Arm aus und packte Sanji am Kragen. Nun sauste der Smutje wie eine Rakete an ihnen vorbei und aus der Ferne hörte man nur ein langgezogenes: "Ich haaaaaaaaaaaaaaaaasse diiiiiiiiiiiiiiiiich, Ruuuffyyyyyyyyyyyyyyyyyy!!" "War das jetzt wirklich nötig, Ruff?", fragte Ace skeptisch. Manchmal taten ihm die Mannschaftskameraden seines Bruders wirklich leid. "Wieso?? Jetzt ist er sogar noch eher da als wir und kann sich schon mal ums Essen kümmern.", erwiderte Ruffy und bei dem Gedanken an das bevorstehende Mittagsessen lief ihm schon das Wasser im Mund zusammen. Ace und Zorro schüttelten nur resigniert die Köpfe. Als die drei endlich die Flying Lamb erreichten, war Sanji zwar schon dort, doch anstatt mit der Zubereitung eines Viergänge- Menüs hatte er seine Zeit damit verbracht gegen die Schiffswand geklatscht dazuhängen während er sich Nami's Gezeter anhören musste, weil er die gerade reparierte Wand schon wieder zerlegt hatte. "Ja Namilein.... Natürlich, Liebling...", brabbelte er wirr vor sich hin und versuchte, die vielen kleinen Sterne, die um seinen Kopf kreisten, zu zählen. Trotz höllischer Kopfschmerzen hatte er es dann aber doch geschafft das Mittagessen zu kochen, während es sich der Rest der Crew an Deck gemütlich gemacht hatte. Ace war natürlich der Mittelpunkt ihres Interesses und bald wurde er von allen Seiten mit Fragen gelöchert. "Nun spann uns nicht weiter auf die Folter und erzähl was du hier machst!", rief Ruffy und sprach damit zur Abwechslung mal allen aus der Seele. "Okay, Okay, keine Panik!", grinste Ace und legte den Kopf schief. "Also, ich hab euch doch erzählt, dass ich auf der Suche nach Blackbeard bin...", setzte er an. "Ist das nicht der Kerl, der mal in deiner Bande war?", unterbrach ihn Lysop. "Genau, wir waren beide in Whitebeard's Piratenbande und Blackbeard war sogar der Vize vom Boss, doch dann hat er einfach kaltblütig einen seiner eigenen Männer umgelegt und ist abgehauen. Jetzt bin ich auf der Suche nach dem Kerl um ihm das heimzuzahlen.", antwortete Ace grimmig. Allein bei dem Gedanken an so einen miesen Piraten lief Lysop ein kalter Schauer über den Rücken. Hoffentlich würde ihm dieser Typ nie über den Weg laufen... "Ich bin ihm schon seit über einem Monat auf den Fersen und vor zwei Tagen war ich wirklich kurz davor ihn zu schnappen. Ich hatte einen Tipp gekriegt, dass er sich inkognito auf der Ferieninsel versteckt halten soll. Also bin ich dort hingefahren, doch da hat man mir erzählt, dass er gerade am Tag vorher kurzfristig abgereist wäre. Muss wohl Wind von der Sache gekriegt haben. Leider konnte mir keiner sagen wohin er sich verdrückt hat, aber sehr weit kann er ja noch nicht sein. Dass du dann so unangemeldet bei mir aufgetaucht bist, war auch für mich überraschend.", sagte er an Ruffy gewand und knuffte seinen Bruder in die Seite. Nach einem üppigen Mahl und einigen Krügen Bier saßen immer noch alle im Kreis an Deck und unterhielten sich ausgelassen miteinander. Mittlerweile war bereits der Abend angebrochen und die untergehende Sonne tauchte den Himmel in ein angenehmes orangerot. Chopper und Lysop hatten die Köpfe zusammengesteckt und brüteten wahrscheinlich an der Idee für eine neue verrückte Erfindung. Zorro hatte sich mit prallgefüllten Bauch in eine Ecke verzogen und schnarchte leise und Sanji versuchte von seiner Angebeteten jedenfalls ein bisschen Mitleid für die dicke Beule an seinem Kopf zu erhaschen. "Sag mal Ruff, was ich dich letztes Mal schon fragen wollte...", begann Ace nachdem er seinen vierten Krug in einem Zug geleert hatte und sah seinen Bruder an, der gerade mal wieder versuchte sich ein paar Essstäbchen zwischen Nase und Mund zu klemmen und dabei kindisch kicherte. "Hör doch mal auf mit dem Scheiß, du Kleinkind!", rügte ihn Ace in gespieltem Ernst und versuchte Ruffy die Stäbchen aus dem Gesicht zu ziehen, was gar nicht so einfach war, da sich Ruffy's Gummihaut sehr weit dehnen ließ. Dann überlegte er es sich anders und ließ die Stäbchen einfach los, was dazu führte, dass sie gegen Ruffy's Nase knallten und dieser rücklings auf den Boden kippte. "Wehr witzisch!", nuschelte Ruffy und pflückte sich das letzte Stück Holz aus der Nase. "Waff, äh... was wolltest du mich letztes Mal schon fragen?", fragte er neugierig. Ace schwieg für einen Moment doch dann fragte er: "Hast du in letzter Zeit was von Bunny-chan gehört?" "Bunny??", wiederholte Ruffy und sah seinen Bruder überrascht an. "Seit ich aus dem Windmühlendorf weg bin, hab ich sie nicht mehr gesehen, aber wie kommst du denn jetzt darauf?", hakte er nach. "Ach, ich musste nur vor einer Weile an sie denken. Es ist schon so lange her seit ich sie das letzte Mal gesehen hab. Die Kleine fehlt mir richtig!", sagte Ace und fuhr sich nachdenklich durch sein schwarzes Wuschelhaar. Es war jetzt schon über drei Jahre her seit er sein Heimatdorf im East Blue verlassen hatte um Pirat zu werden und auf die Grand Line zu segeln. Sein ganzes Leben hatte er diesem Abenteuer entgegengefiebert doch der Abschied war ihm auch nicht leicht gefallen. Ruffy schien nicht sehr traurig darüber gewesen zu sein, dass sein älterer Bruder die Familie verlassen wollte, da er ja selber fest entschlossen war ihm so schnell wie möglich nachzueifern, und außerdem hatte Ace seinen kleinen Bruder sowieso noch nie wirklich traurig erlebt. Seine Unbeschwertheit kam ihm manchmal sogar schon ein bisschen unnormal vor... Aber seine kleine Schwester Bunny D. Kate war untröstlich gewesen, als er ihr von seinem Vorhaben erzählt hatte. Mit ihren sechzehn Jahren war sie ein Jahr jünger als Ruffy und vier Jahre jünger als er selbst. Es versetzte ihm jedes Mal einen Stich ins Herz wenn er daran dachte, wie sich ihre großen, blauen Augen mit Tränen gefüllt hatten, als er ihr das letzte Mal zum Abschied zugewinkt hatte. "War sie auch so traurig also du gegangen bist?", fragte er Ruffy und versuchte dieses Bild aus seinen Gedanken zu verscheuchen. "Traurig?? Pah, eher sauer. Sie hat mir in den Hintern getreten.", knurrte Ruffy und zog eine beleidigte Schnute. Bei der Vorstellung musste Ace unweigerlich grinsen. Genauso hatte das Verhältnis zwischen Ruffy und Bunny schon immer ausgesehen. Die beiden waren sich einfach zu ähnlich und lagen sich ständig wegen jeder Kleinigkeit in den Haaren. Obwohl sie zwei totale Sturköpfe waren, wusste er aber genau, dass sie sich in Wahrheit sehr gern hatten. "Mir wär's auch lieber gewesen sie hätte mir nachgeweint, aber schließlich bist du ja ihr Lieblingsbruder. Dich hat sie ja vergöttert!", maulte Ruffy. "Ach hör doch auf. Gib's zu: Du vermisst sie doch genauso wie ich!", erwiderte Ace und gab Ruffy eine kleine Kopfnuss. "Aua....mmh....ja...", murmelte dieser und rieb sich den Kopf. "Was sie wohl gerade macht???" ------------------------------ Backstage: So, da bin ich wieder * wink * Naaaa, habt ihr mich vermisst?? Ich hab euch ja eine One Piece Geschichte versprochen und das hier ist der erste Teil. Ich hoffe es gefällt euch soweit und auch diejenigen unter euch, die keine OP Fans sind, können mit der Story was anfangen. Für Nachfragen steh ich natürlich immer gerne zur Verfügung.^^ Dies ist eigentlich nur eine Einleitung für die eigentliche Geschichte, die sich dann hauptsächlich um Bunny D. Kate und ihre Abenteuer dreht. Aber damit ihr nicht so lange auf eure heißgeliebten OP Charaktere verzichten müsst, hab ich diesen (etwas länger ausgefallenen) Prolog eingeschoben. So, auf den richtigen Start der Geschichte müsst ihr jetzt allerdings noch ein bisschen warten, weil ich bis zum Ende des Monats im Prüfungsstress bin und wohl erst danach wieder zum Schreiben komme. Aber schreibt mir schon gerne nette Kommies, damit ich weiß wie die Story so ankommt. Bis die Tage Eure Bunny^^ PS: Wer den Insider im ersten Satz entdeckt, kriegt eine nigelnagelneue Kaffeemaschine * rofl * Kapitel 1: Lesson No. 1 ----------------------- Dieser Geruch... Buster kannte ihn genau. Es war der Geruch von "Snickles", seinen Lieblingshundesnacks. Allein beim Gedanken an diese kleinen Köstlichkeiten lief ihm das Wasser im Maul zusammen. Langsam öffnete er die Augen. Im ersten Moment stutzte er ein bisschen über die seltsame Farbe des Himmels über ihm. Er blickte sich um und sah, dass die gesamte Umgebung irgendwie einen Tick zu rosa für seinen Geschmack war. Aber die Farbe war nicht das Außergewöhnlichste an der ganzen Sache. Alles um ihn herum war irgendwie nicht ganz normal. Er erblickte große Bäume, die man auf den ersten Blick für Äpfelbäume hätte halten können, doch bei näherer Betrachtung trugen sie anstelle von Früchten wunderbar duftende Würstchen an ihren Ästen. Und wenn er sich nicht täuschte, hatte die große rosa Wolke, die gerade über seinen Kopf hinweg schwebte, gewisse Ähnlichkeit mit einem Knochen... Was ihn aber am meisten verwirrte, war die Tatsache, dass er nicht mehr in seinem gemütlichen Hundekörbchen sondern auf einer Art Floß lag, das in gemächlichem Tempo über einen schmalen Fluss glitt. Bevor er sich ernsthaft fragen konnte wo zum Teufel er sich befand und wie er hierher gekommen war, stach ihm noch etwas ins Auge. Dort am rechten Ufer des Flusses unter einem besonders großen Baum mit Ästen, die fast bis ins Wasser ragten, saß jemand. Buster erkannte sie sofort. Es war Susie, die schärfste Pudeldame der ganzen Stadt und seine Ex-Freundin. Für alle anderen Hunde in der Gegend war eine Welt zusammengebrochen als sich dieses Prachtexemplar ausgerechnet für einen Mischlingsrüden wie ihn entschieden hatte. Leider hatte diese Verbindung nicht sehr lange gehalten. Susie war einfach zu anspruchsvoll gewesen. Während Buster schon auf Wolke sieben schwebte wenn sie zusammen aus dem selben Napf fraßen, hatte sie darauf bestanden, dass er gefälligst jeden Tag ein Bad nehmen sollte. Baden! Wenn er dieses Wort schon hörte, wurde ihm ganz anders. Immer öfter hatten sie sich deshalb in die Wolle gekriegt und eines Tages hatte Susie trotzig verkündet, dass sie jetzt mit Winston, dem Hund des Bürgermeisters zusammen wäre. Das kränkte Buster's Stolz besonders, denn Winston war ein kleiner, eingebildeter Pekinese, der sich auf Grund seines langen Stammbaums für einen ganz tollen Hecht hielt, obwohl Buster genau wusste, dass er sogar Angst vor seinem eigenen Schwanz hatte. Jedes Mal wenn Buster die beiden zusammen sah und ihn dieser Schnösel wieder einmal so herablassend angrinste während Susie ihn keines Blickes würdigte, versetzte es ihm einen Stich ins Herz. Doch genau diese Hundedame saß dort im Schatten des Baumes und lächelte ihn verführerisch an. Ihr weißes Fell schimmerte wie Seide, was auch kein Wunder war, wenn man bedachte wie viel Geld ihr Besitzer im Jahr beim Hundefrisör ließ. Und diese Beine.... Buster musste sich schwer zusammenreißen um nicht sofort auf sie zuzustürmen, aber auch er hatte seinen Stolz. Sie hatte ihn eiskalt sitzen gelassen. Nein, er würde standhaft bleiben! Als sie allerdings ihr wohlgeformtes Schnäuzchen öffnete und mit ihrer lieblichen Stimme seinen Namen rief war es entgültig um ihn geschehen. Seine Pfoten entwickelten plötzlich ein Eigenleben und trugen ihn mit einem gekonnten Satz vom Floß über den Fluss und in Windeseile hinüber zu seiner Angebeteten. Diese sah ihn mit ihren tiefgründigen Augen an und beugte sich dann zu ihm hinüber. Buster schloss die Augen und spitze die Lippen. Ja, er hatte immer gewusst, dass sie eines Tages zur Vernunft und wieder zu ihm zurückkommen würde. Sie waren sich jetzt ganz nah und Buster konnte schon ihren süßen Atem auf seinem Gesicht spüren. Von irgendwoher hörte er ein dumpfes Klopfen. Das musste sein Herz sein, das ihm gerade bis zum Hals schlug. Wie lange hatte er sich danach gesehnt!... "BUNNY!! Verdammt, steh endlich auf oder du kommst schon wieder zu spät zur Schule!!", dröhnte eine furchtbar laute Stimme an sein Ohr und riss ihn auf grausame Weise aus seinem Traum. Bunny's Mutter hatte ihren Kopf ins Zimmer gesteckt und versuchte jetzt schon zum zweiten Mal an diesem Morgen ihre Tochter aus dem Bett zu kriegen. Das Mädchen lag allerdings immer noch in den Federn und machte keinerlei Anstalten aufzustehen. "Na los Buster, vielleicht schaffst du es ja diesem Siebenschläfer Beine zu machen.", rief sie dem schwarz-weiß gefleckten Mischling zu, der sie mit verschlafenen Augen anstarrte. Wenn sie es nicht besser wüsste, hätte sie schwören können eine Spur Feindseligkeit in seinem Blick zu entdecken. Eigentlich lag Buster seine Familie sehr am Herzen, aber in diesem Moment hätte er alles für einen großen Knochen gegeben, den er dieser Frau an den Kopf werfen könnte. Das Leben war einfach unfair! Und das alles nur weil sein Frauchen so ein verdammter Morgenmuffel war. Missmutig erhob er sich aus seinem Körbchen, sprang aufs Bett und knuffte dessen Insassin ein wenig heftiger als eigentlich nötig in die Seite. Für diese Aktion erntete er ein genervtes Knurren bevor er mit einem Tritt wieder auf den Boden befördert wurde. Das war jetzt wirklich zuviel! Mit erhobenem Haupt stolzierte er aus dem Zimmer, allerdings nicht ohne der Frau an der Tür noch einen bösen Blick zuzuwerfen. "Du solltest deine Laune wirklich nicht an dem armen Hund auslassen, junge Dame!", rügte die Mutter ihre Tochter. "Zieh dich jetzt gefälligst an und komm runter! Dein Frühstück ist schon längst kalt.", schimpfte sie während sie zum Fenster lief und die Gardinen aufzog um das strahlende Sonnenlicht ins Zimmer zu lassen. "Jaha.... ich bin ja schon wach. ", brummte Bunny und krabbelte mühselig unter der Decke hervor. "Außerdem hab ich doch noch ewig Zeit!", fügte sie gähnend hinzu und streckte ihre müden Glieder. "Hast du mal auf die Uhr gesehen?", fragte ihre Mutter. Bunny folgte ihrem Rat und warf einen Blick auf den Wecker auf ihrem Nachttisch. Es war 7:55 Uhr und das hieß, dass ihr noch knapp 5 Minuten blieben bevor die erste Stunde anfing. "Verdammt, ich hab verschlafen! Das schaff ich doch nie! Warum hast du mich denn nicht früher geweckt, Mama??", kreischte Bunny aufgebracht und sauste ins Bad. "Dieses Kind macht mich fertig...", seufzte ihre Mutter und schüttelte resigniert den Kopf. Nachdem Bunny sich im Eiltempo gewaschen und angezogen hatte und danach hastig ein Stück kalten Toast hinuntergeschlungen hatte, rannte sie nun den gesamten Weg zur Schule als wenn der Teufel höchstpersönlich hinter ihr her wäre. Und in gewisser Weise stimmte das auch... Trotz der ganzen Rennerei war sie mittlerweile schon eine halbe Stunde zu spät dran und leider kam das in letzter Zeit häufiger vor. Die Bulldogge würde sie killen. Völlig außer Atem kam Bunny in die Klasse gestürmt und hätte dabei fast ihre Lehrerin über den Haufen gerannt. Im letzten Moment schaffte sie es noch ihren Lauf abzubremsen, was jedoch dazu führte, dass sie über ihre eigenen Beine stolperte und sich mit einem dumpfen Knall auf den Hosenboden setzte. Mit hochrotem Kopf und schmerzendem Hinterteil rappelte sie sich auf und blickte direkt in das dicke Gesicht ihrer Englischlehrerin Miss Bullworth, eine stämmige, ältere Dame mit einem etwas merkwürdigen Modegeschmack, die von allen Schülern nur "Die Bulldogge" genannt wurde. Außerdem verströmte sie irgendwie den Geruch von Mottenkugeln... "How very kind of you to join us after all, Miss Bunny. Would you please stop disturbing the class with your jokes and sit down quietly...NOW!!", zischte Miss Bullworth und ihr vornehmer, englischer Akzent schaffte es kaum ihren Zorn zu verbergen. Bunny murmelte eine flüchtige Entschuldigung und setzte sich so schnell sie konnte auf ihren Platz. "Na, wieder verpennt?", kicherte ihre Sitznachbarin Hina leise, doch Bunny nickte nur stumm. Sie war mal wieder in Gedanken. Ihr ging dieser ganze Mist so auf die Nerven! Sie hatte sich noch nie viel aus Schule gemacht, aber in letzter Zeit war es wirklich unerträglich. Als ihre beiden Brüder noch zu Hause waren, hatte sie jedenfalls nach dem Unterricht was zu lachen gehabt und Ace hatte es sogar irgendwie geschafft sie dazu zu bringen ihre Hausaufgaben zu machen. Aber nachdem sich vor einem halben Jahr auch Ruffy verabschiedet hatte um Pirat zu werden, kam Bunny ihr eigenes Leben wie leergefegt vor. Die Leute aus der Schule waren zwar nett, aber sie hatten einfach andere Interessen. Während die anderen Mädchen aus ihrer Klasse sich für schicke Klamotten und süße Jungs interessierten, träumte Bunny schon seit ihrer frühsten Kindheit davon zur See zu fahren und Pirat zu werden. Den Floh hatten ihr natürlich auch ihre großen Brüder ins Ohr gesetzt, wovon ihre Eltern alles andere als begeistert waren. Ihrer Meinung nach sollte ihr kleines Mädchen eine gute Ausbildung bekommen und später einmal eine angesehene Ärztin werden. Bunny liebte ihre Eltern und es tat ihr weh ihre enttäuschten Gesichter zu sehen wenn sie wieder mal eine schlechte Note nach Hause brachte, aber sie konnten ihren Wunsch einfach nicht nachvollziehen. Eines Tages würde es soweit sein. Dann würde sie ihrer Heimat den Rücken kehren um selbst Abenteuer zu erleben und ihre Eltern würden es nicht schaffen sie davon abzuhalten. Und dieser Tag lag nicht mehr in allzu weiter Ferne. Ganz im Geheimen war Bunny schon seit Wochen dabei ihre Reise zu planen. Ein Ereignis war dabei besonders ausschlaggebend gewesen. Vor etwa einem Monat war ein mysteriöser Fremder im Hafen ihres Dorfes vor Anker gegangen. Er schien allein zu sein und er wechselte auch nicht viele Worten mit den Dorfbewohnern, doch Gerüchte gingen um, dass er nur auf der Durchreise war um eine geheimnisvolle Fracht zu einer der Nachbarinseln zu transportieren. Niemand wusste worum es sich dabei handelte und es traute sich auch keiner danach zu fragen. Bunny war ihm auf dem Nachhauseweg unauffällig gefolgt als er in die Taverne eingekehrt war um neue Vorräte zu kaufen und um sich ein üppiges Mahl zu genehmigen bevor er weiterzog. Dieser Mann ängstigte und faszinierte sie gleichermaßen. Er war ungewöhnlich groß und trug einen dunklen Umhang mit einer Kapuze, die fast sein gesamtes Gesicht verdeckte. Von ihrem Platz in der Ecke konnte sie hören wie er mit rauer Stimme ein weiteres Bier bestellte, das ihm der eingeschüchterte Barkeeper auch sofort vorsetzte. Nach einem Schluck wendete sich der Fremde erneut an den Mann. "Das Bier ist warm. Habt ihr kein Eis?", knurrte er und dem armen Kerl wich sofort jegliche Farbe aus dem Gesicht. "Es tut mir schrecklich leid, mein Herr, aber leider ist der Kühlschrank gerade heute morgen kaputtgegangen und der Reparaturdienst war immer noch nicht da.", stotterte er ängstlich. "Sie müssen es auch nicht bezahlen. Das geht auf's Haus. Ich hole Ihnen auch gleich noch ein bisschen Reis wenn Sie wollen.", fügte er hastig hinzu und eilte hinüber in die Küche. Nachdem der Kellner verschwunden war, sah sich der Fremde kurz um als wenn er sich beobachtet fühlen würde und Bunny verkroch sich halb unter dem Tisch damit er sie nicht entdeckte. Vielleicht war er ja in Wirklichkeit ganz harmlos, aber um ehrlich zu sein, hatte sie gerade gar keine Lust das auszutesten. Er schien sie wirklich nicht gesehen zu haben, denn er wendete sich nun wieder seiner Mahlzeit zu. Bunny entfuhr ein erleichterter Seufzer doch kurz darauf stockte ihr erneut der Atem. Der Mann hatte sein Bierglas erhoben und führte es langsam zu Mund, doch anstatt daraus zu trinken, schien er es nur kurz anzuhauchen. Sofort bildete sich eine dünne Eisschicht um das Glas und dann leerte er den Inhalt mit einem Schluck. War das gerade wirklich passiert? Bunny rieb sich verwundert die Augen und schaute ein weiteres Mal hinüber. Es schien als wenn sogar die Lippen des Mannes von einem Hauch Eis bedeckt waren. Er besaß also Teufelskräfte. Das hätte sie sich bei so einem unheimlichen Typen auch gleich denken können. Wieder kamen ihr die Gerüchte der Dorfbewohner in den Sinn. Eine geheimnisvolle Fracht... Es waren doch nicht etwa...?? Die Küchentür schwang auf und der Barkeeper stellte eine weitere Schüssel dampfenden Reis auf den Tresen. "So, bitte schön, der Herr. Oh, sie haben Ihr Bier also doch aufgetrunken. Ich versichere Ihnen, das kommt bei uns sonst wirklich nie vor...", sagte er eifrig als er das geleerte Bierglas erblickte. "Kein Thema...", brummte der Angesprochene, wischte sich mit einer unauffälligen Bewegung über den Mund und machte sich gierig über den Reis her. Das war ihre Chance. Der Kerl würde sicher noch eine Weile mit essen beschäftigt sein. So leise wie möglich schlich sich Bunny aus der Bar. Sobald sie auf der Straße war beschleunigte sie ihren Schritt und schlug den direkten Weg zum Hafen ein. Auch wenn sie die anderen Schiffe nicht gekannt hätte, hätte sie sofort gewusst welches von ihnen dem Fremden gehörte. Es verströmte die gleiche unheimliche Atmosphäre wie sein Besitzer. Es war wendig und nicht sehr groß und aus einem dunklen Holz gefertigt. Die Segel bestanden aus einem dunkelroten Stoff und Bunny fiel auf, dass dieses Schiff keine Flagge trug. Unsicher sah sie sich um. Sie konnte in der Nähe niemanden entdecken. Sogar der Steg war ausgefahren. Also, wenn das keine Einladung war... Schnell schlüpfte Bunny auf das fremde Schiff. Wo sollte sie nur anfangen zu suchen? An Deck war nichts auffälliges zu sehen und so öffnete sie die Tür zum Unterdeck und stieg langsam die schmale Treppe hinunter. Sie betrat eine kleine Kajüte, die durch den Schein einiger kleiner Fackeln erhellt wurde. Der Fremde schien sich hier wirklich nicht lange aufhalten zu wollen, wenn er sogar das Licht hatte brennen lassen. Aber dieser Umstand kam ihr im Moment ganz gelegen. Im Dunkeln hätte sie sich in diesem Durcheinander niemals zurechtgefunden. Auf einem schweren Eichentisch langen unzählige Aufzeichnungen und Seekarten verstreut und auch die danebenstehende Kommode quoll vor lauter Schriftrollen und Pergamentfetzen fast über. Irgendwo musste doch eine Truhe oder so was stehen. Bunny blickte sich um und entdeckte die Flagge, die sie vorhin vermisst hatte, rechts neben sich an der Wand hängen. Es war eine Totenkopfflagge, doch war der Schädel nicht weiß wie auf gewöhnlichen Piratenflaggen sondern hatte eine bläulich schimmernde Färbung, so dass er aussah wie aus Eis gemeißelt. Außerdem war er von einigen Eiskristallen umgeben. Er war wirklich ein Pirat. Kein Wunder, dass sie dieser Mann von Anfang an fast magisch angezogen hatte. Wäre er ihr nicht so unheimlich gewesen, hätte sie glatt in Versuchung geraten können ihn zu fragen ob sie ihn begleiten dürfte. Neben der Flagge hing ein Bild. Das Foto war schon recht verblichen, aber man konnte darauf zwei Männer erkennen, die offensichtlich gut befreundet waren. Der linke von beiden war sehr groß und kräftig und Bunny war sich sicher, dass es sich bei ihm um den mysteriösen Eigentümer dieses Schiffes handelte, auch wenn er auf diesem Bild keinen Umhang trug und durch das breite Grinsen auf seinem Gesicht richtig fröhlich aussah. Ohne die Kapuze vor seinem Gesicht konnte man erkennen, dass jeweils drei blaue Streifen seine Wangen zierten. Ob sie durch die Kraft der Teufelsfrucht entstanden waren? Bunny's Blick fiel nun auf den anderen Mann, der seinen Freund gerade scherzhaft in die Seite knuffte und dabei aussah als wenn er lauthals lachte. Er war fast einen Kopf kleiner als der Fremde, hatte leuchtend rote Haare und trug einen gelben Strohhut. Bunny kannte diesen Hut... Ja, und sie kannte auch den Mann, der ihn trug. Er war zwar etwas jünger als sie ihn in Erinnerung hatte, aber es war ganz eindeutig der rote Shanks. Der Pirat, der sich mit seiner Bande für eine Weile in ihrem Dorf niedergelassen hatte. Bunny war zu der Zeit noch ziemlich jung gewesen, aber sie konnte sich noch genau daran erinnern, wie vernarrt Ruffy in diesen Kerl gewesen war. Ständig hatte er mit den Jungs in der Taverne rumgehangen und hatte sie mit seinen Späßen mal erheitert und manchmal auch nur tierisch genervt. Shanks hatte ihm einmal sogar das Leben gerettet und Ruffy war todtraurig gewesen als die Piraten ihre Zelte nach ein paar Wochen wieder abbrachen um weiterzuziehen. Zum Abschied hatte Shanks dem kleinen Jungen seinen Strohhut anvertraut, den Ruffy seitdem wie seinen Augapfel hütete. Grinsend erinnerte sich Bunny daran wie sie ihm früher oft seinen Schatz vom Kopf geklaut hatte während er schlief und ihn damit zur Weißglut getrieben hatte. Und es war auch zu der Zeit gewesen, als Ruffy von der Gum-Gum-Frucht genascht hatte. Bunny war einerseits begeistert von den neuen Fähigkeiten ihres Bruders gewesen, andererseits hatte immer die Eifersucht an ihr genagt, wenn sie mitansehen musste wie er sie ständig weiter trainierte und dadurch immer stärker wurde. Stolz hatte er damit geprahlt, dass er es jetzt endlich mit Ace aufnehmen könnte, der auch ohne die Hilfe von Teufelskräften ein extrem harter Gegner war. Bunny war immer gut mit ihren Brüdern ausgekommen, aber sie war ihnen körperlich einfach unterlegen. Wie sehr hatte sie sich deswegen manchmal gewünscht auch ein Junge zu sein, aber wenn sie die beiden dann mal wieder bei einem ihrer Rülpswettbewerbe beobachtete, schien ihr das ganze doch nicht so ein toller Einfall zu sein. Aber wenn sie jetzt auch so eine Teufelsfrucht finden würde, hätte sie endlich genug Kraft um ihren langgehegten Traum wahr werden zu lassen. Ohne weiter über die möglichen Verbindungen von Shanks und dem Fremden nachzudenken, suchte sie hastig den Boden der Kajüte ab. Hier musste einfach etwas zu finden sein! Und tatsächlich entdeckte sie nach scheinbar endloser Wühlerei unter einem Stapel dicker Bücher, die achtlos unter den vollgepackten Tisch geworfen worden waren, eine hölzerne Kiste. Die Ernüchterung folgte sogleich als Bunny feststellen musste, dass sie mit einem Schloss verriegelt war. Doch so leicht würde sie nicht aufgeben, und als sie neben dem Tisch ein breites Schwert liegen sah, kam ihr eine Idee. Sie schnappte sich die Waffe und nach einigen Fehlschlägen, bei denen sie jedes Mal zusammenzuckte und ängstlich nach möglichen Geräuschen von draußen horchte, hatte sie es fertiggebracht das Schloss zu knacken. Mit zittrigen Fingern öffnete sie den Deckel der Kiste und schaute hinein. Es war wie in einem Traum. Im Inneren lagen fünf merkwürdig aussehende Früchte in den verschiedensten Farben. Volltreffer!! Jetzt musste sie sich nur noch für eine entscheiden. Die gelbe Frucht, die gewisse Ähnlichkeit mit einer etwas gezackten Banane hatte, stach ihr sofort ins Auge. Bunny nahm sie in die Hand und betrachtete sie von allen Seiten. Ein wenig mulmig war ihr jetzt schon. Woher sollte sie wissen ob das hier wirklich echte Teufelsfrüchte waren? Und was wenn einige dieser Dinger schreckliche Nebenwirkungen hatten?? Vielleicht würde sie auch solche Streifen im Gesicht bekommen, oder schlimmer... vielleicht würde ihr plötzlich ein Schwanz oder so was wachsen... Doch so nah am Ziel durften sie solche Horrorvorstellungen nicht abschrecken. Schnell ließ sie die gelbe Frucht in ihrer Jackentasche verschwinden und versuchte das kaputte Schloss wieder so zu befestigen, dass man nicht sofort sehen konnte, dass es bereits einmal geknackt worden war. Vorsichtig schob sie die Kiste wieder an ihren alten Platz zurück und schlich sich wieder langsam die Treppe hinauf an Deck. Glücklicherweise war immer noch niemand zu sehen. Fast wundert es Bunny, dass sie der Fremde bei dieser Aktion nicht überrascht hatte. Vielleicht war er nach seiner Mahlzeit noch woanders hingegangen... Dies war der Tag gewesen an dem Bunny ihre Teufelskräfte erhalten hatte. Wie sich herausstellte, handelte es sich bei dem seltsamen gelben Obst um eine Donnerfrucht, die dem Mädchen die Fähigkeit verlieh Elektrizität zu erzeugen. Anfangs hatte sie es nur geschafft winzige Blitze aus ihrer Hand schießen zu lassen doch mit ein wenig Übung hatte sie die Stromstärke um einiges steigern können und war jetzt sogar in der Lage ihre Blitze gezielt einzusetzen. Außerdem hatte sie herausgefunden, dass es ihr möglich war Gegenstände durch elektrische Aufladung zu magnetisieren, was in manchen Situationen wirklich hilfreich war. Wie gerne hätte sie ihren Brüdern ihre neuen Fähigkeiten vorgeführt, aber die beiden waren jetzt schon eine ganze Weile weg und hatten sich seitdem auch nicht gemeldet. Wahrscheinlich waren sie viel zu beschäftigt damit spannende Abenteuer zu erleben und dachten überhaupt nicht mehr an sie. Aber Bunny war sich ganz sicher, dass sie die Jungs schon ziemlich bald wiedersehen würde... Ein Stoß in die Rippen riss sie unsanft aus ihren Gedanken. "Hey Bunny, hör auf zu pennen. Die Bulldogge guckt dich schon wieder ganz giftig an.", flüsterte Hina und versuchte unauffällig am Arm ihrer unaufmerksamen Freundin zu rütteln. "Since you are paying no attention to my teaching whatsoever I assume you already know everything I've been talking about in the last sixty minutes. Would you mind telling your classmates about the different functions of the stream of consciousness in modern English literature?", zischte Miss Bullworth und warf Bunny über den Rand ihrer großen Brille einen Blick zu, der bei einem sehr sensiblen Menschen bestimmt schwere psychische Störungen verursacht hätte. Da die arme Bunny kein Wort von dem gerade Gesagten verstanden hatte, geriet sie ganz schön ins Schwitzen und auch ein verstohlener Blick zu ihrer Nachbarin brachte ihr nur ein hilfloses Schulterzucken ein. "Okay,.... I would say that...äh... there is always very bad weather in England.... and because of that....mmhh... a lot of people wrote many books to have something to do when they can't go outside...", stammelte sie verzweifelt und spürte dabei wie sie sich mit jedem Wort nur noch mehr in Schwierigkeiten brachte. Scheinbar hatten Bunny und Miss Bullworth nicht die gleiche Vorstellung von Humor, denn nach einer lautstarken Standpauke und einer saftigen Strafarbeit fand sich die Schülerin vor der Tür des Klassenzimmers wieder. Da die Bulldogge dem Direktor sowieso von ihrem "unerhörten Verhalten" berichten würde, schien es Bunny völlig unnötig sich an diesem Tag noch weiter zu quälen und so entschloss sie sich den Rest des Tages zu schwänzen. Man konnte seine Zeit schließlich viel besser nutzen... Backstage: Puh!! Endlich hab ich alle Klausuren hinter mir und komme mal wieder dazu angenehme Dinge zu Papier zu bringen^^ Dieses Kapitel ist für meine Verhältnisse wieder mal ziemlich lang geworden. Ich scheine mich jedenfalls quantitativ zu steigern. Über die Qualität lasse ich dann mal mein geneigtes Publikum entscheiden... Wie bereits irgendwann mal erwähnt existiert für den Anfang dieser Geschichte auch eine gezeichnete Version, an die ich mich bis jetzt aber noch überhaupt nicht gehalten habe. Wie hab ich es nur geschafft fast 20 Seiten zu schreiben ohne auch nur ein einziges Bild des Doji zu beschreiben?? Naja, aber ab dem nächsten Kapitel hab ich fest vor endlich mit dem eigentlichen Plot der Geschichte anzufangen.^^ Es hat mir viel Spaß gemacht die Englischstunde in den Anfang der Story einzubauen. Eigentlich hätte ich lieber Französisch genommen, weil mich diese Sprache viel mehr nervt, aber es wäre vielleicht seltsam gewesen, wenn die Lehrerin selber so viele Grammatikfehler in ihre Sätze eingebaut hätte...XD Irgendwann werde ich vielleicht noch mal eine ganze FF auf Englisch schreiben. Man soll ja immer nach neuen Herausforderungen suchen^^ Okay, genug geschwafelt. Ich hoffe die Geschichte gefällt euch bis jetzt und ich kriege ein paar Kommies, die mein Ego ein bisschen aufbauen^^ VLG & Tausend Knutscher an meine liebsten Leser RoronoaZoro & Super-Inu Eure Bunny *wink* Kapitel 2: Making Friends ------------------------- Mittlerweile war es schon Mittag. Bunny hatte ihre freie Zeit damit verbracht ein bisschen durch die Gegend zu stromern ohne dabei von irgendwelchen Bekannten gesehen zu werden, die ihren Eltern von ihrem kleinen Ausflug erzählen könnten. Das erwies sich als relativ schwierig, da sie im Dorf eigentlich fast jeder kannte. Wieder dachte sie daran, dass ihre Eltern früher oder später sowieso davon erfahren würden, aber trotzdem fühlte sie sich unwohl bei der Sache. Ihre Schritte lenkten sie zu dem kleinen Park, der in der Nähe des Hafens lag. Dort waren um diese Zeit zwar bestimmt viele Mütter mit ihren kleinen Kindern, aber es war nun einmal ihr Lieblingsplatz und so schoss sie alle Vorsicht in den Wind und ging hinein. Seit sie zu Hause alleine war, zog es sie oft hierher. Es waren immer Leute da, die sie kannte und das geschäftige Treiben und das Lachen der Kinder gaben ihr ein gutes Gefühl. Normalerweise war Buster jedes Mal bei ihr und tollte mit ihr oder den anderen Hunden über die Wiesen und planschte in dem kleinen Teich, auf dem immer ein paar weiße Enten schwammen, doch durch ihr launisches Verhalten am Morgen hatte sie es sich wohl erst mal mit ihm verscherzt. Jetzt tat es ihr richtig leid, dass sie ihn so geärgert hatte und sie beschloss ihm heute Abend als Versöhnungsangebot einen richtig fetten Knochen zu schenken. Ein Gewirr aus Stimmen und Gelächter ließ sie aufblicken. Nicht weit von ihr entfernt hatte sich eine Menschentraube gebildet, die über irgendetwas ziemlich amüsiert zu sein schien. Neugierig trat Bunny näher heran um besser sehen zu können. Nachdem sie sich an ein paar Leuten vorbeigeschlängelt hatte, konnte sie erkennen, dass in der Mitte des Kreises ein Junge mit Brille stand, der auf seinem strubbeligen, schwarzen Haar einen spitzen Hut mit gelben Sternen trug und vor sich einen kleinen Tisch aufgebaut hatte, auf dem eine mit Samt beklebte Kiste stand. In der Hand hielt er etwas, das verdächtig nach einem Zauberstab aussah. Jetzt begann der Junge zu sprechen. "Meine sehr verehrten Damen und Herren. Wenn ich jetzt um Ihre geschätzte Aufmerksamkeit bitten dürfte. Ich bin der große Joe-ini und ich werde Ihnen nun mit meinen magischen Tricks den Atem rauben. Als erstes werde ich aus dieser Kiste ein flauschiges, weißes Kaninchen zaubern. Und das alles ohne faule Tricks oder doppelten Boden. Sehen Sie selbst!", rief er seinem Publikum zu und hob die Kiste an um zu beweisen, dass sich auch wirklich nichts darin befand. Allerdings löste sich dabei eins der Scharniere und die Kiste klappte in sich zusammen. Anstelle von tosendem Applaus erntete er damit nur spöttisches Gekicher. Mit einem leichten Rotschimmer um die Nase baute er die Kiste hastig wieder zusammen und fuhr fort. "Wie Sie gesehen haben ist diese Kiste wirklich leer...ähm... ich werde dann jetzt mit der Magie beginnen...", stammelte er ein bisschen nervös und hob dann seinen Zauberstab. "Abrakazoo Abrakasitten...", setzte er mit theatralischer Stimme an, doch dann brach er ab und kratzte sich verwirrt am Kopf. "Ach nein, falscher Spruch...äähm,....also.... Eene meene Seifenblase; aus diesem Ding springt jetzt ein Hase!!" , rief er laut und schwenkte wie wild seinen Zauberstab. Im ersten Augenblick passierte überhaupt nichts, doch dann schoss aus der Spitze des Stabs eine weiße Plastiktaube hervor. Sie baumelte für einen Moment an einer ausgeleierten Metallfeder vor den Augen der Leute herum, bevor das Metall nachgab und die Taube auf den sandigen Boden plumpste. Es schien als wenn alle Umstehenden den Atem anhielten doch dann brach plötzlich ein brüllendes Gelächter los. Einige Leute hatten Lachtränen in den Augen, andere buhten den armen Kerl unverhohlen aus. Auf einmal sprang wie aus dem Nichts ein kleiner schwarzhaariger Junge in den Kreis hinein. "Hey Mopsi! Der Spinner hat ja überhaupt nix drauf! Jetzt mach ich hier mal'n bisschen Stimmung!!", quiekte er und stellte sich vor den völlig verdutzten Zauberer. Dann zog er ohne Vorwarnung seine knallgelbe kurze Hose herunter und begann munter mit seinem nackten Hintern zu wackeln. "Los Leute! Tanzt den Po-Boogie-Woogie!!", kreischte er lachend und versuchte ein paar hübsche junge Damen dazu zu animieren es ihm gleichzutun. Diese schienen von seiner Idee weniger entzückt und suchten schreiend das Weite. "GIFTZWIEBEL!!!! Was veranstaltest du da wieder für einen Mist??", brüllte plötzlich eine braunhaarige Frau, die nun mit weitaufgerissenen Augen auf den kleinen Tänzer zugestürmt kam und ihn kräftig an den Ohren zog. "Mit dir kann man wirklich nirgendwo hingehen, du kleines Monster!! Da hat Harry endlich mal eine Woche Urlaub und du musst wieder alles versauen. Los! Ab ins Hotel und dann hat dein freizügiger Hintern aber Hochzeit!!", zeterte sie weiter und zog den kleinen Kerl hinter sich her, welcher ihr jetzt wüste Beschimpfungen an den Kopf warf. Nun gab es wirklich kein Halten mehr. Mehrere Personen kugelten sich keuchend auf dem Boden und das Stimmengewirr nahm immer mehr an Lautstärke zu. Und mittendrin stand der Junge mit dem Zauberstab und sah aus als wenn er gleich in Tränen ausbrechen würde. Er tat Bunny wirklich leid, aber das Ganze war einfach zu komisch. "So, meine Herrschaften. Nach dieser kleinen Showeinlage werde ich Ihnen jetzt das große Finale meiner Vorstellung präsentieren", setzte er ein weiteres Mal an und versuchte dabei das allgemeine Gelächter irgendwie zu übertönen. Erstaunlicherweise schien ihm wirklich jemand zugehört zu haben, denn von irgendwo aus der Menge schallte ihm ein höhnisches "Was?? Willst du jetzt auch noch deine Hose runterziehen?" als Antwort entgegen. Wieder johlte das Publikum. "Äääh....nein....also, ich werde....ich werde jetzt gleich...", stotterte er hilflos. Der Schweiß stand ihm schon auf der Stirn und er hielt immer noch seinen Zauberstab gezückt. Bunny konnte das jetzt nicht mehr mitansehen und sie hatte auch schon eine Idee wie man diesem Jungen helfen könnte. Schnell checkte sie die Lage um sicherzugehen, dass sie niemand beobachtete und dann ließ sie einen kleinen Blitz aus ihrer linken Hand in die Mitte des Kreises schießen. Alles lief wie geplant und es sah wirklich so aus, als wenn der Blitz gerade aus dem Stab des Zauberjungen geschossen wäre. Die gewünschte Wirkung trat sofort ein. Eine plötzliche Stille stellte sich ein und alle sahen sich verdutzt an. Doch den verdutztesten Gesichtsausdruck hatte der Junge selbst, denn er konnte am allerwenigsten glauben was da gerade passiert war. Konnte er etwa doch zaubern?? Waren all die missglückten Versuche mit seinem Zauberkasten doch nicht umsonst gewesen??? Weitere Gedanken über dieses Mysterium konnte er sich aber nicht machen, denn nun brach ein tosender Applaus los. Die Leute klatschten begeistert und einige riefen ihm Sachen wie "Super gemacht, Kleiner!" oder "Du hast ja doch was drauf!" zu. Mit gesenktem Kopf und einem verlegenen Grinsen verbeugte er sich mehrmals. Nachdem er vernünftigerweise die Wünsche nach einer Zugabe abgeblockt hatte, indem er vorgab noch einen dringenden Termin beim Zahnarzt zu haben, zerstreute sich die Menschenmenge langsam. Bunny wartete bis ihm auch die letzten Zuschauer anerkennend auf die Schulter geklopft hatten und ging dann langsam auf ihn zu. "Hey großer Joe-ini! Super Show!", sagte sie grinsend. Der Junge hatte bis eben immer noch völlig fasziniert seinen Zauberstab angestarrt, doch nun schreckte er hoch und sah Bunny erschrocken an. "Oh,...mmh....danke...", murmelte er und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "Ich kenn dich aus der Schule. Du bist doch in der Parallelklasse. Joe Porter, oder?", versuchte Bunny das Gespräch in Gang zu bringen. "Ja stimmt.", erwiderte Joe und traute sich nun doch sie etwas genauer anzusehen. "Und du bist Bunny D. Kate. Die, die immer zu spät kommt...", fügte er mit einem schüchternen Grinsen hinzu. "Ach, meinen Ruf hab ich also schon weg...", lachte Bunny ausgelassen. "Und du wirst jetzt sicher bald als der große Hexenmeister bekannt werden!", fuhr sie glucksend fort. "Also, um ehrlich zu sein, hab ich keine Ahnung wie das eben passiert ist. Ich hab ja noch nicht mal einen Zauberspruch aufgesagt...", sagte Joe und wieder machte sich dieser extrem verwirrte Ausdruck auf seinem Gesicht breit. "Da kann ich dir vielleicht weiterhelfen..., aber nur wenn du versprichst dicht zu halten!!", kicherte Bunny und warf ihm einen verschwörerischen Blick zu. Joe willigte natürlich ein und so saßen die beiden wenig später zusammen auf einer der Parkbänke etwas abseits des Sees und Bunny erzählte ihm die ganze Geschichte über ihre Teufelskräfte und auch über ihre Pläne Pirat zu werden. Sie wusste selbst nicht warum sie diesem Jungen, den sie ja kaum kannte, ohne Grund ihre ganze Lebensgeschichte auftischte, aber Joe hörte mit offenem Mund zu und unterbrach sie nicht. Anfänglich wusste Joe wirklich nicht, was er von diesem Mädchen halten sollte. Vom Sehen in der Schule hatte er sie immer nur für ein leicht schusseliges aber trotzdem ganz normales Mädchen mit langen blonden Haaren und großen blauen Augen gehalten, doch mit ihren Erzählungen über Piraten und Teufelsfrüchte kam sie ihm jetzt eher wie ein weiblicher Lügenbaron vor. Als sie ihm dann allerdings ein paar Kostproben ihrer Kräfte gab, waren alle seine Zweifel beseitigt und er war restlos begeistert. Immer wieder ließ er sie kleine Blitze schießen und bald machten sie sich einen Spaß daraus ahnungslose Passanten damit ein bisschen zu erschrecken. Als dann ein paar Wochen später bei ihm zu Hause das Telefon klingelte und Bunny ihn fragte ob er nicht Lust hätte in ihrer Piratenbande mitzumachen, hielt Joe das für einen gelungenen Scherz und sagte spaßeshalber zu. Er erklärte sich sogar dazu bereit den Proviant mitzubringen, nachdem sie ihn gebeten hatte um punkt fünf Uhr am nächsten Nachmittag zum Hafen zu kommen. Mit dem was ihn da erwartete, hatte er allerdings nicht gerechnet.... Einen prallgefüllten Picknickkorb hinter sich herziehend, traf er am nächsten Tag am verabredeten Treffpunkt ein, wo Bunny bereits auf ihn wartete. Und sie war nicht allein. Auch ihr Hund Buster saß neben ihr am Anlegesteg. Joe wunderte sich ein wenig darüber, dass das Tier einen Piratenhut auf dem Kopf trug, aber dann fiel sein Blick auf etwas, das ihm fast die Augen aus dem Kopf fallen ließ. Direkt vor ihnen schwamm etwas auf dem Wasser, das man beim besten Willen nicht mehr als Boot sondern höchstens als "schwimmender Schrotthaufen" bezeichnen konnte. "Was zum Teufel ist denn das???", fragte Joe und sah Bunny geschockt an. "Na wonach sieht's denn aus??", gab Bunny die Frage verständnislos zurück. Ein weiteres Mal betrachtete Joe die wankende Nussschale, die an mehreren Stellen notdürftig mit Brettern geflickt war und nicht mal ein Segel geschweige denn einen Mast hatte und dann breitete sich langsam ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. "Wo hast du denn bloß dieses tolle Schiff her?? Ich bin begeistert! Lass uns am besten sofort die Segel setzen! Ach nein warte...das geht ja gar nicht. Diese Kiste hat ja nicht mal Segel...", gluckste er. Dieses Mädchen war wirklich für jeden Spaß zu haben.... "Ach, ich weiß, dass es nichts besonderes ist, aber für den Anfang wird es schon reichen. Ich hab's bei Ebay ersteigert. War ein echtes Schnäppchen. Naja, die Segel waren im Preis leider nicht inbegriffen, aber dafür gibt es Paddel. Mann, ich musste echt ganz schön aufpassen, dass meine Eltern das Teil nicht entdecken!! Die hätten mir ja sofort'nen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich freu mich ja so, dass du mitkommst!!", sprudelte es nur so aus Bunny heraus. Jetzt da sie endlich jemand gefunden hatte, der sie bei ihrem Vorhaben unterstützen wollte, war ihr Tatendrang beinah nicht mehr zu bremsen. Langsam schien es auch Joe zu dämmern, dass es sich hier vielleicht doch nicht bloß um einen harmlosen Scherz handelte. Mühsam wendete er den Blick von diesem schwimmenden Grab ab und sah direkt in Bunny's strahlendes Gesicht. Er konnte deutlich das Funkeln in ihren Augen erkennen. Das war wirklich ihr Ernst... "Also, hör mal, Bunny...", begann er stockend und fummelte dabei mit zittrigen Fingern an seinem Hemdkragen herum. Irgendwie fühlte er sich gerade, als wenn ihm jemand die Luft abschnürte. "Willst du das etwa wirklich so durchziehen??...Ich meine....das... das geht doch nicht...", stammelte er weiter, und dass sich Bunny's Miene jetzt schlagartig verfinsterte, machte die Sache auch nicht leichter. "Was soll das heißen? Du hast doch gesagt, dass du mitmachst.", unterbrach sie seine Stotterei barsch und auch ihr Hund sah plötzlich gar nicht mehr so friedlich aus... Allmählich geriet Joe ein wenig in Panik. Wie konnte er sich nur aus der Sache rausreden ohne wie ein totaler Feigling dazustehen und möglichst ohne von dem Hund zerfleischt zu werden?? Dann hatte er den rettenden Geistesblitz. "Nein, du hast das ganz falsch verstanden! Ich würde ja wahnsinnig gerne mitmachen, aber wir können doch nicht zu zweit losfahren. Eine Piratenbande braucht auf jeden Fall mehr Mitglieder. So ein...äh...Schiff... kann man doch mit nur zwei Personen überhaupt nicht führen.", erwiderte er und versuchte seine Stimme dabei so enttäuscht wie möglich klingen zu lassen. Ja, dagegen konnte sie nun wirklich nichts sagen. Er war aus dem Schneider! Doch da hatte er sich vielleicht ein wenig zu früh gefreut... "Ach so! Aber wir fahren doch gar nicht alleine!", rief Bunny lachend, woraufhin Joe sich suchend umsah und Ausschau nach weiteren Crewmitgliedern hielt. Wen hatte sie denn noch dazu gekriegt bei so einer Schwachsinnsaktion mitzumachen... "Buster kommt schließlich auch mit. Und so ein kleines Schiff kann man schon mit einer recht kleinen Besatzung steuern. Außerdem werden wir uns auf der Reise natürlich noch ein paar neue Mitglieder suchen! Also, kein Grund zur Panik.", fuhr das Mädchen fort und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. Das gab Joe nun wirklich den Rest. "Keine Panik?? Willst du etwa mit einem Hund als Navigator in See stechen?? Ich habe überhaupt keine Ahnung von der Seefahrt. Und was ist mit der Schule? Wir können doch nicht so einfach sagen: "Ach übrigens, wir kommen ab morgen nicht mehr zum Unterricht weil wir Piraten werden wollen.". Und unsere Eltern?? Die werden das nie zulassen! Hast du dir darüber eigentlich mal Gedanken gemacht?? Diese ganze Sache ist doch wirklich die totale Schnapsidee!!", rief er, wobei sich seine Stimme fast überschlug. Sein Kopf war jetzt knallrot und er ruderte so wild mit den Armen, dass Bunny sich ernsthaft fragte, wer von ihnen beiden denn jetzt wohl nicht mehr ganz dicht war. "Nun beruhig dich mal wieder, ja? Ich hab mir das alles ganz genau überlegt. Meinen Eltern hab ich einen Brief geschrieben, in dem ich ihnen alles erklärt habe. Es wird ihnen zwar nicht gefallen, aber sie müssen meine Entscheidung einfach verstehen. Meinen Brüdern haben sie's ja schließlich auch erlaubt. Und in der Schule lernen wir eh nichts nützliches. Wer braucht schon Potenzrechnung oder englische Grammatik? Auf See werden wir die wirklich wichtigen Sachen lernen! Ach ja, deinen Eltern hab ich vorhin übrigens auch einen Zettel in den Briefkasten geworfen, damit sie Bescheid wissen..." , begann sie zu erklären, doch weiter kam sie nicht. "DU HAST.... WAS????????? Du hast.... meinen Eltern...... oh Gott! Was ist wenn sie den Zettel schon gefunden haben?? Die werden die Polizei rufen! Ich muss nach Hause sonst verknacken die mich wegen Irreführung und böswilliger Täuschung!", unterbrach Joe sie kreischend und mittlerweile hatte seine Stimme eine beachtliche Tonhöhe erreicht. "Weißt du was? Wenn du so ein verdammter Schisser bist, dann hau doch ab! So einen kann ich in meiner Mannschaft echt nicht gebrauchen! Buster und ich schaffen das auch alleine!!!", schrie ihn Bunny wütend an und wendete sich schnell von ihm ab. Sie spürte wie ihr die Tränen in die Augen stiegen und das sollte dieser Idiot jetzt wirklich nicht sehen. Wie hatte sie sich nur so in ihm täuschen können? Sie war so glücklich darüber gewesen, dass sie endlich jemand gefunden hatte, der sie verstand und sie nicht für total durchgedreht hielt. Aber jetzt kam sie sich betrogen und einfach nur total dämlich vor. Trotzig stapfte sie hinüber zum Boot und sprang hinein. Der Kahn schaukelte gewaltig, aber Bunny ließ sich nichts anmerken. Buster sprang ihr hinterher und setzte sich neben sie. Sie streichelte ihm dankbar über den Kopf. Jedenfalls auf einen konnte sie sich immer verlassen. Bunny löste das Tau, mit dem das Boot am Steg befestigt war und schnappte sich dann die beiden Paddel. Man sah, dass ihr das Rudern Schwierigkeiten bereitete, aber langsam begann sich das Boot in die richtige Richtung zu bewegen. Joe stand ziemlich bedröppelt am Steg und sah ihr nach. Sie bluffte doch nur. Sie wollte doch nicht wirklich... so ganz ohne Mast, ohne Segel, ohne Proviant... es war wirklich einfacher die Sachen aufzuzählen, die ihr nicht fehlten. Doch je weiter sich die kleine Nussschale von ihm entfernte desto unsicherer wurde er. Er fühlte sich schuldig. Vielleicht hätte er ihr von Anfang an die Meinung sagen sollen. Dann wäre ihr so ein Hirngespinst erst gar nicht in den Kopf gekommen. Oder war das Ganze vielleicht doch gar nicht so eine verrückte Idee sondern er nur ein totaler Spießer, der Spaß nicht mal erkannte wenn er darüber stolperte?? Er musste es sich eingestehen. Sein Leben war bis jetzt nicht gerade spannend und abwechslungsreich gewesen. Joe hatte keine Geschwister und auch wenn ihn die Leute in der Schule nach seiner gelungenen Zaubershow jetzt nicht mehr so schief anguckten wie früher, war sein Freundeskreis doch eher klein bemessen. Wie glücklich war er gewesen als er Bunny kennen gelernt hatte und durch ihre verrückten Einfälle eine ganz andere Seite des Lebens entdecken konnte. Was sollte er denn jetzt ohne sie bloß anfangen? Wieder anfangen zu zaubern?? Ohne ihre kleinen "Nachhilfetricks" war seine Show sowieso keinen Pfifferling mehr wert und die Leute würden bestimmt wieder anfangen ihn auszubuhen oder ihn sogar mit faulen Tomaten bewerfen. Allein der Gedanke daran ließ ihn zusammenzucken. Nein, so was wollte er nie wieder erleben und so fasste er einen Entschluss. Seine Eltern würden sich bestimmt Sorgen machen und irgendwann würde er die Sache ganz bestimmt bereuen, aber noch mehr würde er sich später ärgern wenn er jetzt wieder kniff und wie ein Angsthase nach Hause lief. "Hey Bunny! Warte! Du kannst doch nicht ohne Proviant fahren!", brüllte er dem Boot hinterher, das jetzt schon eine beachtliche Strecke zurückgelegt hatte. "Ich hab gut gefrühstückt und außerdem bin ich ja nicht so'ne Memme wie du!", kam die weniger höfliche Antwort zurück. "Aber ich hab doch extra was mitgebracht oder willst du mich jetzt doch nicht mehr mitnehmen??", versuchte es Joe erneut. Jetzt hielt Bunny inne und sah ungläubig zurück zum Hafen. Hatte sie sich gerade verhört? Dieser Typ wollte sich wohl auch noch über sie lustig machen. "Sehr witzig! Ich kann keine Landratte gebrauchen, die sich wegen jeder Kleinigkeit an meinen Rockzipfel hängt! Geh schön nach Hause zu Mami und üb zaubern...", giftete sie und legte ihre Hände wie ein Sprechrohr um ihren Mund damit der Mistkerl sie auch wirklich verstand. "Hör zu, es tut mir leid. Ich hab's mir überlegt. Ich will nicht hier bleiben wenn du abhaust. Da geh ich ja vor Langeweile ein. Komm schon zurück und nimm mich mit!!", bettelte Joe und stellte insgeheim fest, dass er wohl tatsächlich wahnsinnig geworden war. "Wenn das ein Scherz sein soll und ich jetzt umsonst den ganzen Weg zurückgerudert komme, dann bring ich dich um!", rief ihm Bunny drohend zu doch an ihrer Stimme konnte Joe erkennen, dass sie sich freute. "Kein Scherz, versprochen!!", lachte er, doch die Bestätigung war überflüssig, denn Bunny war schon fast wieder am Steg angekommen und grinste ihn jetzt keuchend an. "Hey, du bist ja richtig schnell. Da brauchen wir ja vielleicht wirklich kein Segel...", feixte Joe und schon landete das Bootstau in seinem Gesicht. "Rand halten und einsteigen sonst holt dich der Klabautermann!", brummte Bunny immer noch völlig außer Atem und reichte ihm die Hand. Beim wackligen Einstieg kreischte Joe zwar noch wie ein Mädchen, aber auf eine seltsame Art und Weise beruhigte ihn Bunny's Anwesenheit. Sie schien sich wirklich überhaupt keine Sorgen zu machen. Oder sie konnte sie einfach viel besser verbergen als er... "Und du bist wirklich sicher, dass wir das hinkriegen??", setzte er noch einmal zögernd an als Bunny ihm eines der Paddel reichte. "Fängst du schon wieder damit an? Ich bin hier der Kapitän und wenn ich sage wir schaffen das, dann stimmt das auch, kapiert Matrose? Und jetzt wird gerudert!", erwiderte der selbsternannte Kapitän bestimmt. "Aye aye Chef. Zu Befehl!", gluckste Joe und salutierte scherzhaft vor seiner Vorgesetzten, bevor er sich das Paddel griff und anfing zu rudern. Es dauerte eine Weile bis sich die beiden eingespielt hatten und anstatt im Kreis in die richtige Richtung fuhren, aber dann schipperten sie einträchtig in den Sonnenuntergang hinein und nichts konnte sie mehr aufhalten. Außer vielleicht... "Sag mal, und du hast wirklich keine Ahnung von der Seefahrt? Nicht mal so ein bisschen Kartenlesen??" -"Nee, keinen Schimmer. Hast du denn überhaupt eine Karte dabei??" -"Auch wieder wahr..." -"Wie? Du hast echt keine Karte dabei? Und ist es nicht vielleicht eine blöde Idee gerade jetzt loszufahren wo doch schon bald die Sonne untergeht???" -"Joe...halt einfach die Klappe!" ---------------------------------- Backstage: Hey, ich bin fleißig!! *sich selbst auf die Schulter klopf* Na ja, ich hab mir schließlich fest vorgenommen ab nächster Woche wieder mit dem Lernen anzufangen (wer's glaubt...^^) und deswegen will ich bis dahin noch ein bisschen was zustande kriegen. Ach ja, endlich hab ich mit der eigentlichen Handlung angefangen. Wurde ja auch langsam Zeit. Ich hatte schon die Befürchtung, dass dieses Kapitel wieder viel zu kurz wird, aber irgendwie ist mir dann doch noch ein bisschen was eingefallen^^ Jetzt hat Bunny also ihren ersten Mitstreiter. Wenn ihr Ähnlichkeiten mit einem gewissen berühmten Zauberlehrling bemerkt haben solltet....kein Kommentar!^^ Aber ihr könnt euch freuen. Das war bestimmt nicht das letzte Crewmitglied^^ Und ich habe auch einen kleinen Gastauftritt eines anderen jungen Herrn eingebaut. Ihr habt ihn bestimmt gleich erkannt. Ja, Shin Chan's nackter Hintern ist mal kurz durchs Bild gewackelt^^ (nennt man das jetzt schon "Cross Over"?? *lol*) Und ich habe auch schon ein paar Ideen für weitere Gäste...^^ Ihr könnt mir aber auch immer gerne Vorschläge schicken, wenn euch was lustiges einfällt. So, es ist schon wieder viel zu spät, also verschwind ich jetzt ins Bettchen. Bis bald! Eure Bunny Kapitel 3: Fighting Pirates --------------------------- Joe sollte Recht behalten. Vielleicht hätte sich die Bande wirklich einen besseren Zeitpunkt für ihre Abreise aussuchen sollen. Zum Glück war es mitten im Sommer und deshalb gönnte ihnen die Sonne noch ein paar Stunden ihr Licht bevor sie sich dann entgültig vom Himmel verzog, doch dann wurde es langsam haarig und Joe dankte Gott auf Knien für die Erfindung des Leuchtturms, denn ohne den wären sie wohl nie im Hafen der nächsten Insel gelandet sondern zwischendurch an irgendeiner heimtückischen Klippe zerschellt. Am liebsten hätte Joe von dort sofort seine Eltern angerufen, damit sie ihn gleich am nächsten Morgen abholten, aber das wollte er Bunny nicht antun. Wenn er sie jetzt zum zweiten Mal versetzte, würde sie wahrscheinlich nie wieder ein Wort mit ihm wechseln. Trotzdem war er sich nicht ganz sicher ob ihm das nicht doch lieber war als auf See elendig zu verrecken. Seinem weiblichen Kapitän schien dieser erste Rückschlag nicht so sehr zugesetzt zu haben. Fröhlich pfeifend zog sie mit Buster durch die Gassen der Stadt um nach einer Unterkunft für die Nacht zu suchen. Sie erinnerte sich daran, dass ein alter Freund ihres Vaters auf dieser Insel lebte, aber den wollte sie nicht fragen, denn er würde bestimmt versuchen sie zu überreden wieder umzukehren und genau das hatte Bunny definitiv nicht vor. So klapperten sie gemeinsam einige der Gasthäuser ab. Allerdings ohne großen Erfolg, denn die meisten Leute hielten ihre Geschichte für einen dummen Kinderscherz oder wollten lieber ihre Eltern benachrichtigen als ihnen einen Schlafplatz zu geben. Erst als selbst Bunny kurz davor war aufzugeben und vorschlug doch irgendwo draußen am Hafen zu schlafen, wogegen Joe sich allerdings hartnäckig sträubte, kamen sie an eine kleine Pension nahe des Stadtrands. Die Besitzerin war eine herzensgute alte Dame, die mit ihrem schneeweißen Haar und einem gütigen Lächeln im Gesicht aussah als wenn sie geradewegs einem Märchenbuch entsprungen war. Bunny erzählte ihr eine etwas abgewandelte Version ihrer Geschichte, in welcher sich ihre Fahrt auf hoher See irgendwie mehr wie ein kleiner Tagesausflug anhörte und die Frau lud sie sofort zu sich ein und kochte ihnen sogar noch ein leckeres Nachtmahl. In dieser Nacht schlief Bunny friedlich und selbst Joe, dem so viele Sorgen durch den Kopf gingen, war von der ganzen Paddelei so erledigt, dass er sofort ohne Probleme einpennte. Seine Bedenken meldeten sich aber gleich nach dem Aufstehen zurück, als ihm wieder einfiel, dass sie so gut wie kein Geld hatten um die Dame für ihre Gastfreundschaft zu bezahlen. Diese zeigte sich allerdings gnädig und erließ ihnen die Schulden, nachdem Bunny ihr beim Abspülen geholfen hatte und Joe ihr Blumenbeet umgegraben hatte. Zum Abschied schenkte sie den Kindern sogar noch einen Korb mit Obst und selbstgebackenem Brot und ein paar Flaschen Limonade und so stachen sie am gleichen Tag mit neuem Proviant erneut in See. Die Futterration der netten Dame hielt die Bande für zwei ganze Tage über Wasser, während denen sie recht ziellos übers Meer paddelten ohne auf eine mögliche Anlaufstelle zu stoßen. Nachdem ihnen so langsam das Brot ausgegangen war, hatte Joe die glorreiche Idee gehabt sich doch ein paar Fische zu fangen, wo sie doch jetzt direkt an der Quelle saßen, aber leider hatte er auch bewiesen, dass er als Angler so gar kein Talent hatte. Nun war es an Bunny sich was einfallen zu lassen und so hatte sie versucht ihre ganz eigene Fangtechnik zu entwickeln. Immer wenn sie einen Fisch am Boot vorbeischwimmen sah, ließ sie einen kleinen Stromstoß ins Wasser schießen, was einen ähnlichen Effekt hatte, als wenn man einen eingeschalteten Fön in die Badewanne werfen würde. So hatte sie schon ein paar Fischlein erwischt und Joe hatte gemerkt, dass es eine ziemlich blöde Idee war während dieses Manövers seine Füße ins Wasser zu halten. Von der Aktion leicht "geschockt" hatte der arme Junge anfangs nicht mal mitgekriegt, dass Buster aus lauter Heißhunger schon damit begonnen hatte, an seinem Bein zu nagen. "Aua! Verdammt Buster, ich bin doch kein Hundeknochen!", quietschte er wenig später und rieb sich das schmerzende Bein. Man konnte sogar noch die Bissspuren des Hundes darauf erkennen. "Hey Joe, wenn du weiter so schaukelst, kannst du bald weiter schwimmen!", schimpfte Bunny und hielt sich vorsichtshalber am Boot fest, das durch Joe's plötzlichen Aufruhr bedrohlich ins Wanken geraten war. "Das kann auch nicht viel schlimmer werden als es jetzt sowieso schon ist. Wir sitzen hier auf dieser Nussschale fest und haben fast nix mehr zu futtern. Dein blöder Hund will mich zum Mittagessen verspeisen, aber am meisten Sorgen macht mir die gähnende Leere in unseren Trinkflaschen. Wenn wir nicht bald irgendwo frisches Wasser herkriegen, sind wir erledigt!", fluchte Joe. War er denn wirklich der einzige, der sich hier Sorgen machte?? Sein Gegenüber schien ihn nicht einmal zu beachten, sondern starrte einfach an ihm vorbei während er noch weitere Schwachstellen in ihrem ach so tollen Schlachtplan aufzählte. "Außerdem kann auf hoher See von einem Moment auf den anderen ein Unwetter aufziehen und dann bietet uns dieser Schrotthaufen wohl keinen sehr großen Schutz, und... Hey Bunny, hörst du mir überhaupt zu??", keifte er sie jetzt an und klang dabei immer mehr wie eine nörgelnde Ehefrau. Doch anstatt ihm zu antworten, sah Bunny ihn mit vor Verblüffung geweiteten Augen an und deutete dann mit dem Finger auf irgendetwas hinter ihm. Langsam drehte Joe sich um und dann erblickte er den Grund für ihr Verhalten. Ein anderes Schiff fuhr genau auf Kollisionskurs mit ihrem Boot. Es war ein relativ großes Schiff und kam im Gegensatz zu ihrem Fortbewegungsmittel schnell voran. In Kürze würde es bei ihnen eintreffen. Joe stockte der Atem. Was sollten sie jetzt tun? "Juhu, endlich ein Schiff. Wir sind gerettet Joe!! Hallo! Hier sind wir!!", jubelte Bunny ausgelassen, und begann wild mit den Armen zu winken ohne dabei auf das erneute Schwanken des Boots zu achten. "Wie kannst du bloß immer so naiv sein? Woher willst du wissen, dass die uns helfen wollen? Vielleicht wollen sie uns ausrauben!", erwiderte der Junge besorgt. "Oder sie wollen uns einfach nur rammen...", fügte er hinzu und seine Stimme nahm immer panischere Züge an. "Und warum musst du immer alles gleich so schwarz sehen? Dieses Ding sieht eigentlich nicht ganz wie ein typisches Kampfschiff aus. Meinst du nicht?", gab Bunny grinsend zurück. Okay, sein Kapitän war jetzt wohl entgültig übergeschnappt. Er würde sich ganz allein helfen müssen. Vielleicht würden sie ihn verschonen wenn er sich ihnen als Sklave anbot. Zitternd wendete er seinen Blick wieder dem Feind zu. Das Schiff war jetzt schon bedrohlich nah an sich herangekommen und endlich konnte Joe es näher in Augenschein nehmen. Seltsam... Bunny hatte Recht. So hatte er sich ein Kampfschiff wirklich nicht vorgestellt. So etwas hatte er überhaupt noch nicht gesehen. Das Schiff des vermeintlichen Feinds war in einem grellen pink gestrichen. Die Galionsfigur war eine Frau mit blonder Dauerwelle, einem rosa Ballkleid und auffälligen grünen Ohrringen und an die Backbordseite hatte jemand in verschnörkelten Buchstaben den Namen "Dainty Lady" gepinselt. Aber oben am Mast baumelte tatsächlich eine Piratenflagge. "Hey, willst du da unten Wurzeln schlagen? Komm endlich!", ertönte Bunny's Stimme über ihm. Joe sah nach oben und stellte fest, dass die Fremden eine Hängeleiter heruntergelassen hatten und Bunny mit Buster im Arm bereits dabei war hinaufzuklettern. "Bunny, hast du sie noch alle? Du kannst doch nicht... Wer weiß was die mit dir anstellen...", stammelte Joe völlig perplex. Er wollte sich lieber nicht vorstellen, was die Besatzung so eines Schiffes für Pläne mit ihnen hatte. "Du kommst jetzt auch hier rauf, du Miesmuschel, sonst komm ich runter und hol dich!", donnerte jetzt eine laute Stimme vom Deck des anderen Schiffes. Der bullige Kopf eines Mannes mit wilder roter Mähne und passendem roten Vollbart erschien an der Reling und sah ihn mit finsteren Augen an. Joe zog es vor diesem eindeutigen Befehl sofort Folge zu leisten und krabbelte umständlich die Strickleiter hinauf. Fast oben angekommen wurde er von dem Rothaarigen gepackt und auf Deck abgesetzt. Der Kerl schien Bärenkräfte zu haben und außerdem trug er einen Kilt... Nachdem seine Verwunderung über den extravaganten Modegeschmack des Mannes etwas abgeebbt war, drängte sich wieder die Panik in Joe's Gedanken. Dies war eindeutig ein wahnsinniger Killer! "Hallo, ich bin Kapitän Bunny D. Kate und das ist mein 1. Maat Joe Porter. Freut mich Ihre Bekanntschaft zu machen Herr....äh...", setzte Bunny zur Begrüßung an und streckte dem Killer freundlich die Hand entgegen. Joe sackte merklich in sich zusammen. Das war ihr entgültiges Ende. Bunny hatte den Psychopathen gereizt und wahrscheinlich würde er ihr gleich die Hand abbeißen. Dieser schien allerdings etwas anderes vorzuhaben, denn er nahm nun Bunny's Hand in eine seiner Riesenpranken und schüttelte sie kräftig. "Kapitän, wie? Herrlich...", gluckste er und stimmte dann ein schallendes Gelächter an, das Bunny ein wenig an den Weihnachtsmann erinnerte. "Und das da unten ist wohl euer Prachtschiff, was? Neuste Mode aus Übersee, he? Könnte vielleicht mal wieder'nen neuen Anstrich gebrauchen.", grölte der Riese und wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln. "Na ja, pink ist eben nicht jedermanns Fall...", gab Bunny frech zurück und ihr großes Gegenüber verstummte. War sie zu weit gegangen? Hatte sie seinen Geschmack beleidigt? Jetzt wurde es sogar Bunny ein bisschen mulmig. Dieser Koloss könnte sie mühelos mit einem Finger zerquetschen. "Hören Sie, das tut mir...", wollte sie sich schnell entschuldigen, doch die dröhnende Lache des Kerls übertönte sie komplett. Jetzt lachte er aus vollem Hals und sein dicker Bauch wackelte dabei im Takt. "Der war gut, Mädchen. Der war gut...", keuchte er und nachdem er sich wieder ein wenig beruhigt hatte, fuhr er fort: "Stimmt schon. Die "Dainty Lady" war auch nicht meine erste Wahl, aber man gewöhnt sich an die Farbe. Ist mal was anderes. Ach ja, mein Name ist Haggis. Haggis McMutton. Ich stamme aus einem alten schottischen Adelsgeschlecht.", fügte er hinzu, als er das große Fragezeichen in Bunny's Blick sah. "Also, Kapitän McMutton, wir....", begann Bunny erneut, aber wieder unterbrach sie der andere lachend. "Nee nee Kleine, ich bin hier nicht der Kapitän. Ich und meine Jungs gehören nur zur stinknormalen Besatzung.", kicherte er und zeigte mit einem seiner dicken Finger auf zwei weitere Männer, die etwas weiter rechts von ihnen an Deck standen und gerade in ein intensives Gespräch vertieft zu sein schienen. Der eine war dürr und hochgewachsen und trug eine schicke Uniform und der andere war klein und dicklich und hatte ein Holzbein. "Das sind meine Kumpels Edward van Helgen und Halsabschneider Bill. Hey Männer, begrüßt unsere Gäste.", rief er zu den beiden hinüber, die sogleich ihre Köpfe hoben und den Neuankömmlingen freundlich zuwinkten. "Ach, das ist aber ein süßes Hündchen! Und er trägt so einen schicken Hut!!", flötete Haggis begeistert. Er hatte Buster entdeckt und kraulte ihn nun hingebungsvoll hinter den Ohren, was dieser in vollen Zügen genoss. "Für einen Piraten hast du aber ein ziemlich ausgeprägtes Modebewusstsein.", giggelte Bunny. "Na ja, eigentlich sind die Jungs und ich ja auch Friseure auf Plunder Island, aber jetzt haben wir endlich einen neuen Kapitän und da haben wir uns entschlossen wieder zur See zu fahren und Abenteuer zu erleben.", erwiderte Haggis ausgelassen. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Joe kniff sich selber in den Arm um sicherzugehen, dass er nicht träumte. Er kam sich langsam vor wie in einer dieser "Versteckte Kamera"- Sendungen... Und dieses Gefühl verschlimmerte sich noch, als plötzlich die Tür zum Unterdeck aufging und ein weiterer Mann hinaustrat. Er war blass und schmächtig und trug sein blondes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sein Pony hatte er zu einer Tolle nach hinten gefönt. Auch er trug eine Uniform, die ihm allerdings nicht richtig zu passen schien. "Ahoi Kapitän. Wir haben Besuch. ", wendete sich Haggis an den Mann. Joe's Kinnlade klappte nach unten. Das war der Kapitän dieses Schiffes??? Nach dem ersten Eindruck zu urteilen, wäre ihm eher die Beschreibung "Spargeltarzan" in den Sinn gekommen. "Wen habt ihr mir denn da wieder angeschleppt, Jungs? Ist bei denen überhaupt was zu holen??", gab die Tolle zurück und sah die drei Neuen skeptisch an. "Hallo, ich bin Kapitän Bunny D. Kate und das...", begann Bunny ein weiteres Mal mit der Vorstellung doch zum wiederholten Mal an diesem Tag ließ man sie nicht ausreden. "Ein Mädchen als Kapitän? Das soll wohl ein Scherz sein!", rief der Chef der Dainty Lady abfällig. "Hey Threepwood, deine Alte hat dich schließlich auch ganz schön unterm Pantoffel, oder?", drang eine höhnische Stimme an ihr Ohr und dann rollte doch tatsächlich ein Totenschädel durch die offene Tür und kam aufrecht vor ihren Füßen zum stehen. Joe entfuhr ein entsetzter Schrei und auch Bunny machte einen Schritt zurück. Hatte dieses Ding gerade wirklich gesprochen? War das hier etwa ein Schiff der lebenden Toten?? "Halt's Maul, Murray! Verflixt, warum hab ich mich nur breitschlagen lassen diese Nervensäge mit an Bord zu nehmen?", seufzte der Mann und rieb sich entnervt die Schläfen. "Weil ich euch sonst furchtbar verflucht hätte. Schließlich bin ich Murray, ein mächtiger Geist der Unterwelt!!", rief der Totenkopf laut und ließ dabei seinen Kiefer klappern. "Murray, die quasselnde Hohlbirne würde wohl eher passen. Und du bist so furchteinflößend wie ein kaputter Turnschuh.", giftete der blasse Typ zurück und gab Murray einen Tritt, der ihn in hohem Bogen wieder durch die Tür beförderte. "Ich werde mich fürchterlich rä...", erhob sich Murray's Protestgeschrei, doch dann stieß Halsabschneider Bill die Tür mit seinem Holzbein zu und so wurde der Rest des Geschimpfes vom Holz verschluckt. "Also, wo waren wir?", fragte der Kapitän erschöpft und besah sich wieder seine Gegner. "Schön, da wir ja jetzt schon ausgiebig über mein Privatleben geplaudert haben, kann ich mich auch gleich vorstellen. Mein Name ist Guybrush Threepwood und ich bin ein mächtiger Pirat! Ich weiß nicht warum meine beschränkte Mannschaft euch eingesammelt hat, denn bei euch gibt's sicher keine sagenhaften Schätze zu holen, aber so kann ich jedenfalls mal wieder ein bisschen fechten üben. Du da! Lass uns kämpfen!", rief er an Joe gewandt und zückte einen Säbel, der an seinem Gürtel gehangen hatte. Dem armen Joe blieb fast das Herz stehen. Wie sollte er mit diesem Kerl kämpfen? Er hatte nie gelernt zu fechten und vor allem besaß er nicht einmal ein Schwert. "Sir,...ich....ich kann nicht... Sie....Sie...können alles von mir haben, was Sie wollen, aber bitte...verschonen Sie mich!!", bettelte er stockend und begann panisch in seinen Taschen zu wühlen. Er fand nur die kleine grüne Schildkröte aus Porzellan, die ihm seine Mutter vor ein paar Jahren zum Geburtstag geschenkt hatte. Sie war so eine Art Glücksbringer für ihn und er trug sie immer bei sich. Sie hatte sicher keinen großen materiellen Wert, aber sie bedeutete Joe sehr viel und so fiel es ihm unsagbar schwer diesen Besitz so einem fiesen Kerl zu überlassen. Aber er wollte weiterleben und so hielt er seinem Kontrahenten die Schildkröte mit zitternden Händen hin. Kapitän Threepwood trat näher an ihn heran und beäugte die mögliche Beute argwöhnisch. "Die ist doch nicht etwa aus...?", knurrte er. "Aus feinstem Porzellan, Sir!", vollendete Joe hoffnungsvoll seinen Satz. Vielleicht war der Typ ja ein Sammler und würde ihn aus lauter Freude über so ein schönes Stück einfach laufen lassen. "Urgh, ich hasse Porzellan! Nimm das Ding weg! Schnell! Ich krieg schon'ne Gänsehaut.", würgte Threepwood und zog eine angewiderte Grimasse. Schnell ließ Joe die Schildkröte wieder in seiner Tasche verschwinden. Okay, Freude sah irgendwie anders aus... "Lassen Sie gefälligst mein Crewmitglied in Ruhe! Ich bin der Kapitän, also müssen Sie's schon mit mir aufnehmen!", rief Bunny mutig und stellte sich schützend vor Joe, der sich durch diese Aktion zwar ein bisschen erniedrigt fühlte, denn schließlich musste er sich von einem Mädchen beschützen lassen, aber das war ihm jetzt lieber als aufgeschlitzt zu werden. "Jedenfalls hat die Kleine Mumm in den Knochen. Hast du denn überhaupt ein Schwert, Mädchen?", fragte Threepwood grinsend. "Äh,...also,...nein, aber...", erwiderte sie wenig schlagfertig. Jetzt geriet auch Bunny ins Stottern. Das hätte sie sich wirklich vorher überlegen sollen. Ihr loses Mundwerk brachte sie immer nur in Schwierigkeiten. "Ha, große Klappe und nichts dahinter! Hätte ich mir ja denken können. Aber ich will mal gnädig sein und dir einen Säbel leihen. Damit werde ich dir dann eine Lektion erteilen!", tönte der Kapitän und wies van Helgen an Bunny sein Schwert zu reichen. Sofort packte Bunny die Waffe und rannte entschlossen auf ihren Gegner zu, bereit sich zu verteidigen. Doch Threepwood wich ihr gekonnt aus und Bunny rammte den Säbel mit voller Wucht in die Tür. Ihn dort wieder herauszuziehen war weitaus schwieriger und so rüttelte sie eine Weile vergebens an dem Ding ohne es auch nur einen Zentimeter zu bewegen. "Hey, fuchtel damit nicht so unkontrolliert in der Gegend herum, sonst stichst du noch jemandem ein Auge aus! Du hast wohl keine Ahnung vom Beleidigungsfechten, was?", kicherte Threepwood belustigt. "Um Ihnen eins überzubraten reicht's allemal und außerdem...sagten Sie gerade Beleidigungsfechten???", stutzte Bunny und ließ kurz von ihrem Säbelproblem ab. "Ganz genau. Ich trainiere die hohe Kunst des Beleidigungsfechtens, bei dem es nicht nur um Muskelkraft sondern vor allem um Verstand geht. Man wirft seinem Gegner während des Kampfes fiese Beleidigungen an den Kopf und der Kontrahent muss versuchen eine möglichst treffende Antwort zu geben, die sich aber auf das Vorhergesagte reimen muss. Ganz schön ausgefallen, was?", erklärte Threepwood stolz. "Kann man so sagen. Aber da ich jetzt weiß wie's funktioniert, würde ich es gerne noch mal versuchen.", antwortete Bunny und zerrte erneut an ihrer indisponierten Waffe. Haggis kam ihr zur Hilfe und zog das Schwert mit einer lockeren Handbewegung aus dem Holz. "Hier. Versuch dein Glück, Kleine.", lachte er und reichte ihr das Schwert. "Also gut, ich gebe dir noch eine Chance. Ich fange an: Bis jetzt wurde jeder Gegner von mir eliminiert!", sprach Threepwood seine erste Beleidigung aus und zückte erneut seinen Säbel. Bunny's Gedanken rasten. Eine passende Antwort, die sich auch noch reimen sollte? Sie war zwar nicht auf den Mund gefallen, aber so auf die Schnelle fiel ihr einfach nichts ein. Ratlos blickte sie hinüber zu Joe, der es vorgezogen hatte, sich zu Haggis und den anderen zu gesellen als mitten im Kampfgeschehen zu stehen. Der überlegte einen Moment und formte dann lautlos das Wort "frittiert". "Mmh, ähm,... ich ... ich ess' meine Kartoffeln am liebsten frittiert!", gab Bunny in zögerlichem Ton zurück und versuchte Threepwood's Schlag zu parieren. "Pff, elende Anfängerbeleidigung und außerdem war das vorgesagt!", feixte der Blonde und Joe zuckte zusammen. "Okay, nächster Versuch, aber wenn du noch mal schummelst, schneide ich deinem Freund hier die Zunge ab! Beleidigung Nummer zwei: Warst du schon immer so hässlich oder bist du mutiert? ", setzte er zum nächsten Schlag an. Verdammt, Bunny's Kopf fühlte sich an wie leergefegt und sie traute sich nicht mehr zu Joe hinüberzuschielen. Diesem Verrückten traute sie jede Folter zu. Mit krauser Stirn stand sie da und überlegte fieberhaft. "Na mach schon. Ich hab noch'nen Friseurtermin!", nörgelte Threepwood ungeduldig. Das brachte Bunny auf eine Idee. "Können Sie die Beleidigung bitte noch mal wiederholen?", bat sie ihn scheinheilig. "Von mir aus: Warst du schon immer so hässlich oder bist du mutiert?", wiederholte Guybrush Threepwood sich widerwillig. "Ich hab's: Da hat sich wohl Ihr Spiegelbild in meinem Säbel reflektiert!", rief Bunny stolz über ihren genialen Einfall. Ihr Gegner war sichtlich überrascht. "Hey, nicht schlecht für einen Laien. Muss ich zugeben. Gut, jetzt bist du dran. Beleidige mich du Göre!", rief er herausfordernd. Eine Beleidigung zu parieren war die eine Sache, aber selber vorzulegen? Wieder wollte ihr partout nichts einfallen. "Äh,....mmh... ach ja: Ihre Mutter ist so fett,....", fing sie an. "Hey, so was gehört nun wirklich nicht hier her!", fauchte Threepwood erzürnt und Joe schlug sich seufzend die Hand vor die Stirn. Okay, blöde Idee, aber Bunny wollte sich nicht so schnell geschlagen geben. Dieser Typ sollte sie noch kennen lernen! Wieder verbrachte sie ziemlich viel Zeit mit dem Grübeln über passende Schimpfwörter und der Kapitän sah bereits kopfschüttelnd auf die Uhr, doch endlich schien ihr ein Geistesblitz gekommen zu sein. "Sitzt auf Ihrem Hals da Ihr Kopf oder doch nur ein behaarter Pickel?", brüllte sie und sah Threepwood entschlossen an. Jetzt war es an ihm zu überlegen und er schien sich damit recht schwer zu tun. Diese Beleidigung war ihm in seiner langen Laufbahn noch nie untergekommen und ihm wollte beim besten Willen nichts geistreiches darauf einfallen. Er spürte wie ihm die Zeit durch die Finger rann und wütend begann er sich die Haare zu raufen. Es konnte doch nicht angehen, dass er, der mächtige Piratenkapitän Guybrush Threepwood, in einem Beleidigungsduell von einem kleinen Mädchen besiegt wurde! "Wie angemessen. Sie kämpfen wie eine Kuh!", brachte er trotzig hervor, doch er wusste selber, dass er verloren hatte. "Ey, das macht ja überhaupt keinen Sinn und es reimt sich nicht mal!", beschwerte sich Joe bestürzt. "Ich weiß. Ich bin geschlagen. Was für eine Erniedrigung! Nehmt meinen Schatz und verschwindet! Ich hab Kopfschmerzen!", stöhnte Guybrush und ließ enttäuscht die Schultern hängen. Jetzt tat er Bunny leid. "Entschuldigung, aber einen Schatz können wir im Moment gar nicht gebrauchen. Dafür ist unser Schiff noch zu klein, aber mit ein bisschen Proviant und einer Seekarte würden Sie uns wirklich weiterhelfen, Kapitän Threepwood.", sprach sie ihn versöhnlich an. Verwundert blickte Guybrush dem Mädchen ins Gesicht. Wollte sie seinen Schatz wirklich nicht haben? Sie schien es wirklich ernst zu meinen. Er war sich nicht sicher ob er das unter "Güte" oder unter "totaler Blödheit" verbuchen sollte, aber es war ihm letztendlich nur Recht und deshalb nahm er ihr Angebot gerne an. Nachdem Bunny und ihre Bande mit allem Nötigen versorgt worden waren und sie noch ein bisschen mit Kapitän Threepwood und seinen Männern geplaudert hatten, hieß es langsam Abschied nehmen. Haggis vergoss sogar ein paar Tränchen als er sich von seinem neuen Hundefreund Buster trennen musste, doch Bunny versprach ihm, dass sie sich bestimmt bald wiedersehen würden. "Also Kapitän Bunny, ich habe mich wirklich in dir getäuscht. Du wirst bestimmt mal eine Spitzenpiratenbraut! Und viel Glück bei der Suche nach deinen Brüdern.", lachte Guybrush und klopfte ihr anerkennend auf die Schulter. "Und euch noch viel Erfolg bei der Jagd nach diesem fiesen LeChuck!", rief Bunny während sie die Strickleiter wieder hinunterkletterte. Buster, Joe und ein dicker Sack voller Proviant waren bereits an Bord. Sie winkten zum Abschied und ein paar Augenblicke später setzte die "Dainty Lady" wieder ihre Segel und fuhr mit ihrer Besatzung davon. "Wirklich nette Jungs. Und Joe? Kannst du was mit der Karte anfangen?", fragte Bunny als sie ihren Freund über dem Stück Papier brüten sah, das Guybrush ihm in die Hand gedrückt hatte. "Leider überhaupt nicht. Hier stehen Inseln drauf, von denen ich noch nie was gehört hab. Oder kennst du etwa Monkey Island???", gab er zurück und säuberte mit verwirrtem Blick seine Brille an einem seiner Hemdärmel. "Nee, nie gehört. Das scheint wohl keine Karte aus dieser Gegend zu sein. Dann sind wir also genauso schlau wie vorher. Na ja, jedenfalls haben wir jetzt wieder genug zu futtern. Also, Matrose, an die Ruder und weiter geht's!", rief Bunny gewohnt sorglos und so paddelten sie weiter ohne Plan übers Meer. -------------------------------------- Backstage: Wow, also diese Geschichte entwickelt sich wirklich zu einer Crossover-FF.^^ Ich hoffe es gibt ein paar Monkey Island-Fans unter euch, die mit diesen Gästen ein bisschen was anfangen konnten. Ich habe mich bei den Personen und bei den Beschimpfungen hauptsächlich bei "The Curse of Monkey Island" bedient. Ein paar der Beschimpfungen stammen aber auch von mir persönlich. Das merkt man wahrscheinlich...XD Mir wäre auch noch eine nette Antwort auf die letzte Beleidigung eingefallen (sehr passend wäre doch: "Jedenfalls hab ich nicht Zähne wie ein räudiges Karnickel" *lol*), aber sonst wäre dieses ganze Duell wohl noch total ausgeartet... Ach ja, die "Dainty Lady" taucht zwar eigentlich erst in "Flucht von Monkey Island" auf, aber ich fand sie so passend, dass ich sie einfach mal "importiert" habe^^ Ich hab mir schon ein paar Gedanken darüber gemacht wie ich in einem der nächsten Kapitel Shu-chan aus "Gravitation" einbauen kann, weil das ja als Vorschlag kam, also seid gespannt. Ihr könnt natürlich weiterhin Wünsche einreichen^^ Okay, man sieht sich im nächsten Backstagebereich XD Tschöööööööööö Eure Bunny Kapitel 4: The Monster ---------------------- Eine Woche auf hoher See und der erste Lagerkoller stellte sich auf der "M.S. Schrotthaufen" ein. Joe hatte ihr Boot heimlich so getauft, aber er würde den Teufel tun und Bunny davon erzählen. Allerdings musste er seinem aufgestauten Frust doch irgendwie Luft machen, bevor er noch ein Magengeschwür bekam. Diese "Einfach drauflos"-Taktik war so gar nicht sein Ding und eine Sache wurmte ihn besonders. "Ähm,...Bunny, da wir ja jetzt immer noch keine brauchbare Karte haben...woher wissen wir eigentlich, dass wir den richtigen Kurs eingeschlagen haben? Vielleicht fahren wir ja schon die ganze Zeit in die völlig falsche Richtung. Könnte doch sein, oder?", begann er zaghaft seine Beschwerde zu formulieren. "Mach dir darüber mal keinen Kopf. Wir haben zwar keine Karte aber immerhin einen Kompass. Mit dem kommt man ganz gut zurecht finde ich.", erwiderte Bunny und klopfte stolz auf das Navigationsgerät, mit dem sie schon als kleines Mädchen immer im Dorf auf Schatzsuche gegangen war. Sie hatte zwar nie einen richtig wertvollen Schatz gefunden, aber es hatte sie immer wieder sicher nach Hause geführt. "Ach ja? Und in welche Richtung fahren wir?", fragte Joe wenig überzeugt. "Na, das ist doch ganz einfach! Der Rivers Mountain liegt genau in der Mitte der vier Ozeane. Wir sind hier im East Blue. Um also das Tor zur Grand Line zu erreichen, müssen wir logischerweise nach Westen fahren. An diesen Kurs haben wir uns von Anfang an gehalten und deshalb werden wir früher oder später auch an unser Ziel kommen.", erklärte ihm Bunny in belehrendem Ton. Sie schien sich ihrer Sache so sicher zu sein und auch Buster sah so aus als wenn er seinem Frauchen/Kapitän blind vertrauen würde, aber Joe konnte und wollte sich mit dieser Erklärung einfach nicht zufrieden geben. "Früher oder später? Das sind ja tolle Aussichten! Wer weiß ob wir zu diesem eher ungenauen Zeitpunkt überhaupt noch leben... Bis jetzt haben wir wirklich Glück gehabt, aber es kommen bestimmt noch schwere Zeiten auf uns zu und darauf wäre ich gerne vorbereitet. Doch solche Nebensächlichkeiten interessieren unseren großen Kapitän ja nicht! Nur mit einer Himmelsrichtung im Kopf ohne genaue Fahrtroute werden wir nie zum Rivers Mountain kommen, verstehst du das nicht?", seufzte er, doch das war eher eine rhetorische Frage, denn er kannte Bunny mittlerweile lange genug um zu wissen wie sie darüber dachte. "Kannst du nicht einmal aufhören zu meckern? Wenn du mich für so einen hoffnungslosen Fall hältst, hättest du gar nicht erst mitkommen sollen! Deine blöden Belehrungen kannst du dir sonst wo hin stecken! Ich sollte dich einfach auf der nächsten Insel aussetzen. Dann kannst du sehen wo du ohne mich bleibst!!", fauchte Bunny ihn mit verschränkten Armen an. Dann wendete sie sich von ihm ab und starrte wütend aufs Meer hinaus. Das Problem war, dass Bunny sich keineswegs so sicher über ihr Abenteuer war. Sie musste sich eingestehen, dass ihre Planung wohl doch ein paar Lücken aufwies und so langsam wuchs ihr die Verantwortung über den Kopf. Gefangen in ihrer eigenen Unsicherheit konnte sie es einfach nicht ertragen immer wieder von Joe auf ihre Fehler aufmerksam gemacht zu werden und fuhr deshalb gleich jedes Mal aus der Haut und keifte ihn grundlos an. Doch sie war eben der Kapitän und durfte vor ihrer Mannschaft keine Schwäche zeigen. Wer würde schon so einem unsicheren Versager folgen?? "Ja klar, beachte mich einfach nicht. Dann wird sich das Problem sicher von ganz alleine lösen. Und das mit dem Aussetzen könnte schwierig werden in Anbetracht der Tatsache, dass wir NIE zur nächsten Insel kommen werden!!", brüllte Joe außer sich und trat dabei versehentlich Buster auf den Schwanz. Dieser jaulte vor Schmerz auf und stürzte sich kläffend auf ihn. An das dauernde Schwanken des Boots hatten sie sich mittlerweile schon gewöhnt, aber diese Rangelei schien das Fass zum Überlaufen zu bringen. Wie um stummen Protest anzumelden, kippte das Boot plötzlich zur Seite und die zankende Mannschaft ging über Bord. Prustend tauchte Joe wieder auf und schüttelte sich das Meereswasser aus den Ohren. Er sah sich um, doch außer ihm war niemand zu sehen. Wo waren die anderen? Sein Herz schien einen Moment auszusetzen. Bunny hatte Teufelskräfte und das bedeutete, dass sie nicht schwimmen konnte! Blitzschnell tauchte er wieder unter und suchte panisch den Meeresboden ab. Das Wasser war tief und dunkel. Er spürte wie ihm die Kälte die Lungen zuschnürte. Plötzlich sah er unter sich etwas weißes aufblitzen. Er schwamm tiefer hinab und erkannte Buster, der verzweifelt versuchte Bunny wieder an die Wasseroberfläche zu zerren. Aber auch wenn Bunny sicher kein Schwergewicht war, für einen kleinen Mischling wie ihn war die Last doch zu groß. Bunny's Augen waren geschlossen und ihr Mund stand offen. Die Angst ließ Joe's Körper sich noch stärker verkrampfen, doch er versuchte noch schneller zu schwimmen. Als er die beiden endlich erreicht hatte, packte er Bunny unter den Armen und begann sie gemeinsam mit Buster wieder nach oben zu ziehen. Langsam ging ihm die Luft aus. Er spürte den Druck auf seinen Ohren und kleine Lichter begannen vor seinen Augen hin- und herzuflackern wie bunte Schmetterlinge. Nach einer kleinen Ewigkeit stieß er keuchend und salzwasserspuckend an die Oberfläche. Joe wusste später nicht mehr wie er es geschafft hatte das Boot umzudrehen und Bunny an Bord zu hieven, aber schließlich lagen sie alle triefend und zitternd in der Nussschale. Bunny's Körper lag da, als wenn alles Leben ihn bereits verlassen hätte. Buster leckte ihr übers Gesicht und winselte dabei erbärmlich. Joe fühlte sich vollkommen hilflos und verlassen. Was sollte er bloß tun?? Er musste etwas tun!! Er durfte sie nicht sterben lassen! Wenn es nicht schon zu spät war... In der Schule und im Fernsehen hatte er schon oft von Erster Hilfe und Mundzumundbeatmung gehört, aber wie man diese Praktiken genau anwendete, wusste er nicht wirklich. Doch er musste es versuchen! Mit zittrigen Fingern hielt er Bunny die Nase zu. Dann beugte er sich über sie und umschloss ihren Mund mit seinen Lippen, die vom kalten Wasser schon leicht blau angelaufen waren. Vorsichtig ließ er seinen Atem in ihren Mund strömen und sah wie sich ihr Brustkorb dabei hob. Sie musste viel Wasser geschluckt haben. Wie sollte er das aus ihr herausbekommen? Er legte beide Hände auf die Region über ihrer linken Brust und begann mit etwas, das er für eine Herzrhythmusmassage hielt. In seinem Kopf rauschte es. Er konnte ihr Herz nicht spüren. Wieder versuchte er es mit Mundzumundbeatmung. Normalerweise war Joe was Mädchen anging sehr schüchtern und wenn er sich selbst bei dem beobachtet hätte, was er hier gerade veranstaltete, wäre er wahrscheinlich knallrot angelaufen, aber im Augenblick fühlte er nur die Angst. "Bunny, verdammt, mach die Augen auf! Ich werde auch nie wieder meckern. Ich versprech's!!", rief er und Tränen liefen ihm über die Wangen. Buster heulte jetzt wie ein Schlosshund und auch Joe's Körper schüttelte sich unter seinem Schluchzen. Er drückte den kleinen Hund an sich und vergrub sein Gesicht in seinem nassen Fell. Bunny war zwar eine Nervensäge und hörte nie auf seine gutgemeinten Ratschläge, aber ohne sie war er hier draußen verloren. Außerdem verlor er die beste Freundin, die er jemals hatte. Ein würgendes Geräusch ließ ihn hochfahren. Bunny hatte sich auf die Seite gerollt und spuckte nun Unmengen Wasser auf den Boden des Boots. "Du lebst!!", rief Joe mit krächzender Stimme und beugte sich ruckartig zu ihr hinüber, wobei er wieder neue Schwankungen auslöste. Sofort hielt er inne. So etwas wollte er nicht noch einmal durchmachen! Bunny hielt ihre Augen immer noch geschlossen. Nachdem sich ihr Magen dem restlichen Wasser entledigt hatte, streckte sie suchend ihre zitternde Hand aus und Buster schmiegte sich sofort an sie. "Geht's dir gut, mein Kleiner?", flüsterte sie ihm erschöpft ins Ohr. Als Antwort erhielt sie einen kleinen Stups mit seiner feuchten Hundenase. "Also, ich hab mir eher Sorgen um dich als um den Hund gemacht...", meldete sich Joe zu Wort. Endlich öffnete Bunny ihre Augen und sah ihn an. Ihr Blick war müde und traurig, so ganz anders als Joe es von ihr kannte. "Mir ist so kalt.", brachte sie hinter klappernden Zähnen hervor. Joe konnte ihr Gefühl sehr gut nachvollziehen. Auch ihm war in den nassen Klamotten nicht gerade wohl zumute. Zwar war es ein recht schöner Sommertag und die Sonne schien vom Himmel, doch trotzdem war das Wasser bitterkalt gewesen und jetzt blies ein kalter Wind übers Meer. Suchend sah Joe sich um. Ihre Decken hatten das Kentern natürlich nicht überstanden. Und auch der Rest ihres Inventars lag jetzt wohl irgendwo auf dem Meeresgrund verstreut. Und er hatte noch vor gar nicht allzu langer Zeit behauptet, dass es nicht mehr schlimmer kommen könnte... Aber er durfte jetzt nicht wieder anfangen sich zu beschweren. Viel wichtiger war es jetzt sich um seinen wiederbelebten Kapitän zu kümmern. Vorsichtig und auf jede seiner Bewegungen achtend rutschte er zu Bunny hinüber. "Ich kann dir leider keinen wärmenden Tee anbieten, aber wenn du willst, können wir uns ja gegenseitig wärmen. Auch wenn ich nicht weiß ob das viel bringt bei den nassen Sachen...". schlug er vor und brachte Bunny damit dazu sich ächzend aufzurichten. "Du willst mit mir kuscheln??", fragte sie und sah ihn dabei mit zusammengekniffenen Augenbrauen skeptisch an. Sofort nahm Joe's Gesicht die Farbe eines frischlackierten Feuerwehrautos an. "A...Also, so war das doch überhaupt nicht gemeint! Ich...ich wollte doch nur...", stammelte er peinlich berührt und hob abwehrend die Hände. Ob sie was von der Mundzumundbeatmung mitgekriegt hatte?... "Na ja, solange du nicht anfängst mich zu befummeln.", grinste Bunny schelmisch und trotz der extrem peinlichen Situation war Joe froh zu sehen, dass sie schon wieder ganz die Alte zu sein schien. "Komm her Buster. Dir ist doch sicher auch kalt.", sagte Bunny, schloss ihr Hündchen in die Arme und kuschelte sich dann an Joe, der immer noch einen leichten Rotschimmer um die Nase hatte. "Dann bist du heute wohl der Held des Tages. Du hast deinen Kapitän furchtlos aus den feuchten Klauen des Meeres gerettet. Hey, und wenn ich nächstes Mal nicht wieder aufwachen sollte und du kurz vorm verhungern bist, erlaube ich dir sogar mich anzuknabbern.", kicherte sie und gab ihm einen Stoß in die Rippen. "Das ist überhaupt nicht lustig. Ich hab in meinem ganzen Leben noch nie solche Angst gehabt!!", fauchte Joe aufgebracht und schob Bunny von sich weg. Erst jetzt sah er die Tränen in ihren Augen. "Ich weiß...Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass du dir wegen mir immer solche Sorgen machen musst. Es tut mir leid, dass ich so ein Dickkopf bin. Es tut mir leid, dass ich so ein verdammt schlechter Kapitän bin. Es tut mir leid, dass ich dich in diese Sache mit reingezogen hab. Ich weiß einfach nicht mehr was ich tun soll!", wimmerte Bunny und ließ den Kopf hängen. Ihre Schultern bebten. Wieder wusste Joe nicht wie er mit dieser Situation umgehen sollte. Sonst war Bunny es immer gewesen, die ihn wieder aufgebaut hatte, wenn er mal wieder Zweifel oder schlechte Laune hatte, aber jetzt schienen sie irgendwie die Rollen getauscht zu haben und er wollte ihr helfen. Also bezwang er seine Schüchternheit ein weiteres Mal an diesem Tag und zog Bunny vorsichtig an sich. "Hey, heulen bringt uns jetzt auch nicht weiter. Und so schlimm ist die Lage doch nun auch wieder nicht. Wenn wir zusammen halten und die Hoffnung nicht aufgeben, schaffen wir's bestimmt. Die Piraterie liegt dir schließlich im Blut, also kannst du als Kapitän gar nicht so ein Versager sein.", redete er beruhigend auf sie ein und strich ihr über die nassen Haare. Und sein Bemühen schien Wirkung zu zeigen, denn langsam wurde Bunny wieder ruhiger. "Das ist ganz schön sentimentaler Blödsinn, den du da verzapfst, aber trotzdem danke. Für alles...", murmelte sie in seinen Pullover hinein. Auch wenn Joe keine Ahnung von der Seefahrt hatte, war er als Freund doch unverzichtbar geworden und Bunny hoffte, dass ihre Brüder auch solche treuen Kameraden auf ihrer Seite hatten. Joe gefiel sich in seiner neuen Rolle als Schiffspsychologe schon ganz gut und das Gefühl ein Mädchen so im Arm zu halten, war auch nicht gerade unangenehm, aber plötzlich hielt er inne und starrte in die Ferne. Vor ihnen am Horizont zeichnete sich irgendetwas ab und er war sich ziemlich sicher, dass es diesmal kein anderes Schiff war. "Bunny, siehst du das auch? Ich glaube da hinten ist eine Insel.", rief er aufgeregt. "Ist ja nett, dass du mich aufmuntern willst, aber du solltest jedenfalls einigermaßen glaubwürdig sein...", brummte Bunny, die sich gerade wieder sehr wohl fühlte und keine Lust hatte sich wegen solchem Seemannsgarn auch nur einen Zentimeter zu bewegen. "Das ist kein Scherz! Hol dein Fernglas raus und guck selber nach!", quietschte er, packte Bunny an den Schultern und drehte sie in die richtige Richtung. Zuerst sah Bunny überhaupt nichts, aber als sie die Augen zusammenkniff und dabei fast ein bisschen schielte, konnte sie dort hinten tatsächlich etwas erkennen. Sie kramte in ihrer Hosentasche nach ihrem Fernglas und war selbst überrascht, dass es während ihres kleinen Tauchgangs nicht verloren gegangen war. Sie schüttelte das Wasser heraus und hielt es sich vor die Augen. "Ich glaube du hast wirklich Recht. Dort drüben ist eine Insel.", murmelte sie erstaunt und reichte Joe das Fernglas. Jetzt gab es kein Halten mehr. Die beiden durchnässten und frierenden Piratenanwärter legten sich ein letztes Mal tüchtig in die Riemen und so schafften sie es in einer knappen Stunde bis zum weißen Strand der ersehnten Insel. Dort zogen sie ihr Boot an Land und ließen sich erschöpft in den Sand fallen. Die Insel schien auf den ersten Blick recht klein zu sein, und hinter ihnen erstreckte sich ein dichter Wald aus Palmen und anderem Gewächs. Hier gab es keine Anzeichen für Häuser oder Straßen, keinen Hinweis auf Zivilisation. "Glaubst du die Insel ist unbewohnt?", fragte Joe und sprach damit Bunny's Gedanken laut aus. "Keine Ahnung. Vielleicht liegt hinter diesem Wald ja ein Dorf oder so was. Wir sollten die Insel erkunden und versuchen etwas Essbares aufzutreiben. Kannst du jagen?", erkundigte sich Bunny, doch Joe's entsetzter Gesichtsausdruck sagte alles. "Ich? Ich kann doch kein Tier umbringen!! Ich kann kein Blut sehen!", erwiderte er und verzog vor Ekel das Gesicht. "Auch gut. Dann suchen wir für dich eben ein paar Beeren.", lachte Bunny und raffte sich auf. Dann reichte sie Joe die Hand und zog ihn hoch. "Los Buster, deine Spürnase ist gefragt. Such uns ein feines Fressifressi!", fügte sie an den Vierbeiner gewandt hinzu und der machte sich sofort daran ihren Befehl auszuführen. So wanderten sie eine Weile durch das grüne Dickicht, wobei Bunny ihre Probleme mit dem dichten Laubwerk hatte und Joe sich mit den extrem aufdringlichen Stechmücken herumplagte. Außerdem hatte er schon die ganze Zeit das Gefühl, dass sie irgendjemand oder irgendetwas beobachtete. Unsicher blickte er sich immer wieder um und stolperte dabei einige Male über Steine und Baumwurzeln. "Hast du zwei linke Füße oder stehst du einfach nur auf blaue Flecken?", feixte Bunny als er erneut mit dem moosigen Boden in Kontakt trat. "Ich glaube wir werden verfolgt.", raunte er ihr zu. "Ach echt? Und wer ist der böse Unbekannte? Rübezahl vielleicht? Oder der Geist von Gold Roger höchst persönlich?? Womöglich liegt das legendäre One Piece ja gar nicht auf der Grand Line sondern irgendwo hier auf dieser Insel und nun will er uns einen Schrecken einjagen, damit wir bloß schnell wieder von hier verschwinden. Na komm schon her du Geisterheini. Vor dir hab ich keine Angst!", tönte Bunny lauthals und ihre Stimme halte durch den dichten Wald, doch der Geisterheini schien gerade keine Lust zu haben sich mit ihnen zu unterhalten, jedenfalls blieb alles ruhig. "Du hast selbst gesagt, dass wir nicht sicher sein können ob diese Insel bewohnt ist. Vielleicht leben hier Kannibalen oder gefährliche Raubtiere...", erwiderte Joe einerseits ängstlich andererseits beleidigt darüber, dass Bunny ihn wieder mal nicht ernst nahm. Und wie als eine Art Bestätigung teilte sich jetzt vor ihnen das düstere Unterholz und sie traten auf eine freie Lichtung, die durch das Fehlen der hohen Bäume vom Sonnenlicht durchflutet wurde. Auf der Lichtung stand eine kleine Bambushütte. Sie wirkte ein bisschen zusammengeschustert, aber dafür besaß sie sogar eine Terrasse und Gardinen vor den Fenstern, die aussahen wie Palmenblätter. Vor der Hütte war eine Feuerstelle aufgebaut und darüber brutzelte auf einem Spieß etwas, das wie ein Vogel aussah und einen köstlichen Geruch verströmte. Beiden stand für einen Moment der Mund offen, in dem ihnen aber beim Anblick dieses Gaumenschmauses schon das Wasser zusammenlief. Joe fing sich als erstes. "Ich hab's dir doch gesagt, aber du hörst ja nie auf mich. Du willst doch nicht etwa behaupten, dass dieses leckere Brathähnchen von ganz allein hierher geflogen ist und sich dann eigenhändig über dem Feuer aufgespießt hat, oder?", fragte er und warf Bunny einen triumphierenden Blick zu. "Schon gut, dann hast du also einmal in deinem Leben Recht gehabt, aber es interessiert mich jetzt weniger wie es da hin gekommen ist, sondern wie ich es am schnellsten in meinen leeren Magen bekomme.", sagte Bunny und stürmte hinüber zum Feuer. Buster, dem die Zunge schon aus dem Maul hing, war ihr direkt auf den Fersen, doch Joe zögerte. "Du kannst das doch nicht einfach so essen. Sein Besitzer könnte darüber eventuell ziemlich ungehalten reagieren und will dann als Ersatz vielleicht uns rösten.", gab er zu bedenken und sah sich erneut unbehaglich um. Hatte er da hinten in den Büschen nicht gerade ein paar Augen aufblitzen sehen? Oder spielte ihm sein Unterbewusstsein bloß einen Streich? "Dann bleib eben da stehen und guck uns beim Essen zu. Du stehst ja doch mehr auf Beeren. Mmh, ist das lecker!!", brabbelte Bunny mit vollem Mund und schob sich schon das nächste Stück von dem zarten Fleisch zwischen die Zähne. Joe fühlte sich bei diesem Mundraub immer noch unwohl, aber jetzt konnte er seinen knurrenden Magen nicht mehr länger ignorieren. Er setzte sich zu den anderen und ließ sich von Bunny ein knuspriges Hähnchenbein reichen. Ihm war als hätte er noch nie so etwas gutes gegessen. Er wollte jeden Bissen genießen, aber er war so ausgehungert, dass er gierig alles hinunterschlang. "MUAHAHAHAHA!!", ertönte plötzlich eine unheimliche Stimme hinter ihnen und Joe verschluckte sich erschrocken an seinem letzten Stück Fleisch. Hustend drehte er sich um und sah wie ein düstere Gestalt aus dem Gebüsch brach und sich auf sie stürzte. "Wer vergreift sich hier so unverfroren an meinem Mittagessen?", brüllte das Monster und kam bedrohlich näher. Joe sprang auf und rannte kreischend zurück ins Unterholz. Auch Bunny konnte einen Schrei nicht unterdrücken, aber irgendwie konnte sie nicht davonlaufen. Sie fühlte sich wie gelähmt. Buster hatte sich schützend vor ihr aufgebaut und fletschte knurrend die Zähne. Jetzt trat das Ungetüm ins Licht und Bunny traute ihren Augen nicht. Vor ihr stand ein gutgenährter Mann mittleren Alters, dessen braunes Haar auf dem Kopf schon etwas spärlich geworden war, dafür aber um so prächtiger in seinem Gesicht und auf seiner Brust wuchs. Er trug Sandalen und eine Sonnenbrille mit großen Gläsern, aber der wohl ungewöhnlichste Teil seines Outfits war eine Art Bikini, den er sich anscheinend selbst aus Blättern gebastelt hatte. Das ganze wurde mit einem Strohhut, der ebenfalls mit Blättern und Zweigen geschmückt war, abgerundet. Hätte ihr der Schreck nicht so tief in den Knochen gesteckt, hätte Bunny sich bei diesem merkwürdigen Anblick wahrscheinlich kaputt gelacht. Doch jetzt war es wichtiger diese Sache möglichst ohne Blutvergießen aufzuklären. "Äääh,...entschuldigen Sie,...wir,....", begann sie und schaute sich suchend nach Joe um, aber der war immer noch nirgends zu sehen. "...also, es tut uns schrecklich leid. Wir wollten Ihnen ganz bestimmt nichts wegessen, aber wir saßen eine ganze Weile ohne Proviant auf einem Boot fest und hatten deswegen einen mächtigen Kohldampf. Ich hoffe Sie können das verstehen und werden davon absehen uns im Gegenzug zu verspeisen...", fügte sie zögerlich hinzu. Der Mann zog seine Sonnenbrille mit einem Finger langsam etwas weiter nach unten und sah Bunny dann mit seinen kleinen, braunen Augen prüfend an. "Euch verspeisen? Ich bin doch kein Kannibale! Außerdem ist an euch kleinen Halunken ja fast kein Fleisch dran.", erwiderte er und begann dann laut zu lachen, wobei das Blätterröckchen um seinen dicken Bauch leise anfing zu rascheln. "Ich kann Ihnen gar nicht sagen wie erleichtert ich darüber bin. Mein Name ist übrigens Bunny D. Kate und das hier ist mein Hund Buster. Irgendwo da hinten in den Büschen treibt sich auch noch mein Freund Joe herum. Er ist ein bisschen...schüchtern.", sagte Bunny fröhlich. "Sehr angenehm. Ich heiße Norman und ich wohne hier.", gab ihr Gegenüber zurück und ergriff ihre Hand. "Ist das schön mal wieder Besuch zu haben! Dein kleiner Freund kann jetzt ruhig wieder rauskommen. Normalerweise beiße ich nicht.", rief Norman etwas lauter und nach ein paar Augenblicken wagte sich Joe mit zögerlichen Schritten wieder auf die Lichtung. Auch er wurde herzlich begrüßt und als Norman ihnen sogar noch einen leckeren Nachtisch anbot, war seine Angst größtenteils verflogen. Jetzt saßen sie gemütlich am Lagerfeuer und Bunny erzählte zum wiederholten Mal seit sie zu diesem Trip aufgebrochen waren ihre ganze Geschichte. "Ja, eure Nussschale hab ich am Strand gesehen. Und damit wollt ihr wirklich zur Grand Line fahren? Ihr seit entweder sehr mutig oder ziemlich naiv!", unterbrach sie Norman kichernd. "Das ist ja erst der Anfang. Wir werden uns natürlich noch ein größeres Schiff besorgen und dann brauchen wir auch noch ein paar Mitglieder für unsere Mannschaft. Du hättest nicht zufällig Interesse?", fragte ihn Bunny augenzwinkernd. "Also, wenn ich mich auch noch in dieses Bötchen zwänge, gehen wir unter, bevor du "Wackelpudding" sagen kannst. Nee nee, soweit kommt das noch. Außerdem hab ich mein eigenes Schiff. Das ist schon etwas besser ausgestattet also eures.", erwiderte Norman und kam einfach nicht mehr aus dem Kichern raus. "Du hast ein Schiff???", riefen Bunny und Joe wie aus einem Munde und sahen ihn ungläubig an. "Ja. Wieso? Was dagegen??", fragte Norman. Er hielt diese Tatsache nicht für besonders außergewöhnlich. "Ich dachte du wärst hier auf dieser Insel gestrandet und kämst nicht mehr weg, aber wenn du ein Schiff besitzt, hättest du doch schon längst verschwinden können.", sagte Bunny und sah dabei immer noch sehr verwirrt aus. "Das stimmt. Ich bin vor drei Monaten auf dieser Insel gestrandet. Ich bin zum Angeln in diese entlegene Gegend gefahren, weil es hier die größten Rotrückenhechte des ganzen East Blue geben soll, aber dann zog plötzlich ein furchtbares Gewitter auf und der Sturm hat mich dann an der anderen Seite der Insel angespült. Leider ist die Bucht dort um einiges felsiger und mein Schiff ist leckgeschlagen. Am Anfang hatte ich nicht die Möglichkeit es zu reparieren., also hab ich mich hier erst mal häuslich eingerichtet und mich auf einen längeren Aufenthalt gefasst gemacht. Aber vor ein paar Wochen wurden nach einem weiteren Sturm ein paar Kisten mit allerlei Werkzeug an dem Strand gespült und so konnte ich die Kiste endlich wieder flott machen. Jetzt ist sie fast wieder wie neu.", erzählte Norman und warf stolz sein schütteres Haar nach hinten, wobei ihm auch der Hut vom Kopf purzelte. "Aber warum bist du dann noch hier?", hakte Joe verwundert nach. "Gute Frage, was? Na ja, ich bin ja jetzt schon eine ganze Weile hier und ehrlich gesagt gefällt es mir ganz gut. Die Ruhe, die unberührte Natur, kein Stress. Das ist doch wie im Paradies, oder?", seufzte Norman und schloss genüsslich die Augen. "Also mir wäre das ja auf Dauer doch zu langweilig. Willst du's dir nicht doch noch mal überlegen und mit uns kommen? Wir könnten ja dein Schiff nehmen, jetzt wo es wieder seetüchtig ist.", wiederholte Bunny ihr Angebot noch mal. Ihrer Meinung nach war das einfach der perfekte Plan. "Also, ich muss ja zugeben, dass dieses Angebot wirklich verlockend klingt. Ruhe und Frieden sind ja gut und schön, aber so auf die Dauer hätte ich doch gerne mal wieder etwas Abwechslung. Aber so eine Entscheidung kann man nicht einfach übers Knie brechen. Da muss ich erst mal eine Nacht drüber schlafen. In meiner Hütte ist genügend Platz. Ich würde euch gerne einladen die Nacht in meinem bescheidenen Heim zu verbringen.", sagte Norman einlenkend und die drei Freunde nahmen seine Einladung natürlich gerne an. So hatten sie also wieder mal Glück gehabt und nicht nur einen Schlafplatz sondern auch einen neuen Freund gefunden. Ob er auch ein Mitglied ihrer Crew werden würde? Der nächste Tag würde es zeigen. ---------------------------------------- Backstage: JAAA, da hat euch die liebe Bunny wieder was feines mitgebracht^^ (interessiert das überhaupt jemand???) Wieder ein langes Kapitel mit einigen Streitigkeiten, einer dramatischen Rettungsaktion und einem dicken Mann im Blätterbikini. Also alles was eine gute Story braucht... XD Tja, wird der gute Norman als neues Crewmitglied zu Bunny's Piratenbande stoßen? Man weiß es nicht... Okay, ich weiß es *ätsch* ^^ Ich könnte ja eine demokratische Abstimmung durchführen. Wer ist dafür? Ich bitte um Handzeichen. Na ja, im Endeffekt werde ich das als allmächtiger Autor natürlich selber entscheiden, aber man soll seinen Lesern ja immer das Gefühl geben, dass einem ihre Meinung wichtig ist^^ Gut, es ist wieder spät geworden und Bunny hoppelt gleich ins Land der Träume. Bis zum nächsten Mal. *winke winke* Kapitel 6: Tears in Paradise ---------------------------- Es war Morgen. Das folgerte Joe jedenfalls aus der Tatsache, dass ihn die Sonne schon seit einer Weile an der Nase kitzelte. Und noch etwas anderes ließ sein Riechorgan auf Touren kommen. Er atmete tief ein und sog den köstlichen Geruch von gebratenem Speck ein. Dann setzte er sich auf und sah sich um. Nicht weit von ihm entfernt lag Bunny auf einer Strohmatte und schlief friedlich. Sie hatte einen Arm um Buster geschlungen, der andere lag auf ihrem Gesicht. Joe grinste. Sein Kapitän war wirklich ein Langschläfer. Aber er hatte jetzt keine Lust mehr sich noch mal hinzulegen. Mit knurrendem Magen stand er auf und folgte dem Duft nach Frühstück hinaus aus der Hütte. Vor der Tür fiel sein Blick sofort auf die Feuerstelle, über der in einer Pfanne ein paar Spiegeleier und ein paar Streifen Speck brutzelten. Wenn Norman ihnen dann immer so ein leckeres Mahl kochen würde, hatte Joe wirklich nichts dagegen, dass er vielleicht Mitglied in ihrer Bande werden könnte. Außerdem konnten sie jede Art von Verstärkung gut gebrauchen... Apropos, wo war Norman überhaupt? Er konnte doch das gute Essen hier nicht einfach so unbeaufsichtigt lassen. Doch ein Geräusch ließ ihn annehmen, dass Norman ganz in der Nähe sein musste. Joe lief um die Hütte herum und fand den Gesuchten, der gerade dabei war seine Wäsche aufzuhängen. An einem Seil, das zwischen zwei Palmen befestigt war, hingen bereits ein paar Shorts und einige verschiedenfarbige Hawaiihemden zum Trocknen. Ein knallgelbes Exemplar mit großen roten Blüten schmückte heute morgen Norman's fülligen Oberkörper und insgeheim war Joe sehr froh darüber, dass dieser Mann nicht jeden Tag einen Blätterbikini trug. Norman schien ihn noch nicht bemerkt zu haben, denn er war weiter fröhlich dabei Kleidungsstücke an die Leine zu knoten, wobei er rhythmisch mit dem Hintern wackelte. Joe sah, dass er Köpfhörer auf den Ohren hatte und mit einem Walkman wohl recht beschwingte Musik hörte. Jetzt begann er sogar laut zu singen und sein Zuhörer stellte überrascht fest, dass er eine sehr wohlklingende Bassstimme hatte, die ein wenig an Barry White erinnerte. Joe hielt es für keine gute Idee den Mann jetzt mitten im Lied zu unterbrechen und entschloss sich deshalb wieder zurück zu seinem Frühstück zu gehen um dort auf die anderen zu warten. Er war kurz davor sich schon mal einen Streifen Speck aus der Pfanne zu stibitzen, als Norman pfeifend um die Ecke geschlendert kam. "Hallo junger Freund. Auch schon wach? Der Hunger hat dich wohl aus den Federn getrieben, was?", rief er munter als er Joe erblickte. "Ähh,...ja...ich bin gerade erst aufgewacht. Hatte noch gar keine Zeit mich umzusehen...", stammelte Joe und beschloss spontan ihn nicht auf seine kleine Gesangeinlage anzusprechen. "Sollen wir noch auf die Kleine warten, oder hältst du es nicht mehr so lange aus?", fragte Norman und stocherte prüfend in der Pfanne herum. "Ach, das kann noch dauern. Bunny kann ewig pennen. Wir können ihr ja was überlassen.", erwiderte Joe schnell und wenig später stopfte er sich gierig die wirklich köstlichen Spiegeleier in den Mund. "Boar, hast du mal als Koch gearbeitet? Dein Essen schmeckt echt erste Sahne!!", schwärmte er mit vollem Mund und spuckte dabei versehentlich ein bisschen Eigelb durch die Gegend. "100 Punkte! Da liegst du goldrichtig. Bevor ich hier her kam, war ich Koch im "Chez Jacques". Dem besten Restaurant von ganz Tuvalu, der Insel von der ich komme. Unsere Küche ist berühmt für ihre ausgezeichneten Fischspezialitäten!", erzählte Norman stolz. "Hey, ich glaub von dem Laden hab ich mal was in der Zeitung gelesen. Echter Luxusschuppen. Meine Eltern wollten da auch unbedingt mal hin. Und da hast du gearbeitet? Was machen die denn jetzt ohne dich?", fragte Joe interessiert. "Ach, ich war da nie so ein großes Tier, weißt du. Hat mich gewundert, dass die mich überhaupt eingestellt haben. Ich pass da eben nicht so gut rein zwischen diese ganzen Lackaffen. Die wollten sogar, dass ich in der Küche'nen Anzug trage! Eigentlich hatte ich mehr drauf als alle diese Schnösel zusammen, aber ich hab meinen eigenen Stil und von dem lass ich mich auch nicht abbringen, egal was die sagen. Mit so einer Einstellung wird man bei denen natürlich nie zum Chefkoch. Aber die sollen mal sehen wie sie jetzt ohne mich zurecht kommen!", erwiderte Norman und Joe sah zum ersten Mal wie sich seine sonst so gutgelaunte Miene verfinsterte. Ehrlich gesagt hätte er sich einen Freigeist wie Norman auch nicht in so einem piekfeinen Restaurant vorstellen können. "Das klingt als wenn du da nie wieder hin willst...", versuchte er ein bisschen nachzubohren. "Tja, ich hatte drei Monate Zeit darüber nachzudenken und in dieses Gefängnis kriegen mich keine zehn Pferde mehr rein! Und wenn du damit auf meine Entscheidung auf euer Angebot anspielst... Ich glaube ihr habt ab jetzt ein neues Crewmitglied.", grinste Norman und schon leuchtete das Funkeln in seinen Augen wieder auf. "...und ein neues Schiff. Da wird Bunny sich aber freuen! Ich mich natürlich auch. Und endlich haben wir jemand, der sich um das leibliche Wohl der Besatzung kümmert. Immer nur trockenes Brot und matschiges Obst hingen mir auch schon langsam zum Hals raus. Hast du denn sonst noch irgendwelche verborgenen Talente? Ich hab nämlich die leise Befürchtung, dass unsere Mannschaft bis jetzt nicht gerade aus Nahkampfprofis besteht. Bunny's Teufelskräfte sind zwar klasse, aber...", begann Joe zu erläutern, doch Norman unterbrach ihn mit einem aufgebrachtem Schnauben. "Na hör mal! Schließ nicht von dir auf andere! Ich bin jedenfalls noch ganz gut in Schuss!", rief er und ging zur Demonstration über. Er krempelte einen seiner Hemdärmel nach oben und ließ stolz seinen Bizeps spielen. Joe schien immer noch etwas skeptisch zu sein, doch als Norman ihn aufforderte doch mal selber Hand anzulegen, musste er erstaunt feststellen, dass es sich hierbei nicht nur um Fettberge sondern um echte Muskeln handelte. "Das ist kein Pudding, Freundchen! Ich war früher mal Champion der Ringermannschaft. Ich hab den Titel dreimal in Folge geholt! Okay, ich geb zu, dass ich in meiner Zeit als Koch ein bisschen aus der Form gekommen bin, aber seit ich hier gelandet bin, hab ich aus lauter Langeweile wieder angefangen zu trainieren. Ich schwimme täglich und jogge sogar manchmal um die ganze Insel! Und mit so einer halben Portion wie dir nehm ich's locker auf.", lachte Norman und packte Joe an der Hüfte um ihn sich dann ohne Mühe auf die breiten Schultern zu setzen. Jetzt war auch der Skeptiker der Truppe überzeugt und vor allem positiv überrascht von ihrem Neuzugang. "Na dann kann ja jetzt nichts mehr schief gehen, Rambo", kicherte er und klopfte Norman anerkennend auf die Schulter. Die beiden tollten noch ein bisschen durch die Gegend und als sie wieder an der Hütte ankamen, waren auch Bunny und Buster endlich aufgestanden und hatten die Überbleibsel des Frühstücks schon restlos vertilgt. Wie erwartet, freute Bunny sich riesig über Norman's Zusage und schlug dann vor endlich ihr neues Schiff zu begutachten. "Wer weiß, ob du uns nicht was vorgelogen hast. Vielleicht ist dein Schiff ja die letzte Schrottmühle...", mutmaßte sie scherzhaft als sie sich auf den Weg durch den Wald zum anderen Ufer der Insel machten, wo das Boot vor Anker lag. "Schlimmer als unser letztes Modell kann's ja nicht sein...", raunte Joe hinter vorgehaltener Hand und fing sich einen bösen Blick von Bunny ein. Doch sie wurden nicht enttäuscht. Norman's Schiff war zwar nicht das größte, aber natürlich ein völlig anderes Kaliber als ihr vorheriges Fortbewegungsmittel. "Es hat einen Mast! Mit einem Segel!", jubelte Joe und diesmal erntete er einen schmerzhaften Tritt in die Kniekehle für seine Scherzchen. "Jawohl, außerdem hat sie zwei kleine Kajüten und natürlich eine vollausgestattete Kombüse. Fräulein Akyoo hat mir schon lange Zeit treue Dienste geleistet!", ergänzte Norman mit Stolz in der Stimme. "Fräulein Akyoo???", fragten Joe und Bunny wie aus einem Munde und Joe konnte sich ein Glucksen nicht verkneifen. "Ja, der Name ist doch sehr passend. Schließlich ist sie eine wahre Schönheit, oder etwa nicht?", erwiderte er mit etwas beleidigtem Unterton. Beide nickten zustimmend. Man konnte zwar genau sehen wo Norman das Boot vor kurzem wieder zusammengeflickt hatte, weil das Holz, das er für die Reparatur verwendet hatte, etwas dunkler als der Rest war und auch auf dem weißen Segel ein großer Flicken prangte, aber insgesamt war die "Fräulein Akyoo" wirklich ein hübsches Schiff und bestens geeignet um damit ihre Reise fortzusetzen. "Hat sie auch eine Kanone?", fragte Bunny nachdem sie auf den ersten Blick keine Waffen erkennen konnte. "Nein, das ist ja schließlich kein Kampfschiff. Dafür hat sie ein großes Schleppnetz. Damit kann man mindestens eine halbe Tonne Fisch fangen!", prahlte Norman und man konnte deutlich spüren wie sehr ihm sein Boot am Herzen lag. "Aber etwas entscheidendes fehlt!", sagte Bunny, woraufhin Norman sie so empört ansah als wenn sie ihn gerade persönlich beleidigt hätte. "Die Piratenflagge natürlich! Du hast nicht zufällig eine parat?", setzte sie schnell hinzu und grinste. "Ach so. Nee, so was brauchte ich bis jetzt noch nicht. Aber ich hab'ne schwarze Tischdecke und weiße Farbe. Die kannst du haben.", seufzte Norman erleichtert und wenig später saß Bunny mit einem Eimer weißer Farbe und einem Pinsel bewaffnet über ein schwarzes Stück Stoff gebeugt und malte eifrig vor sich hin. Man konnte sehen, dass sie hoch konzentriert war, denn ihre Augen waren zusammengekniffen und ihre Zungenspitze, die sie zwischen die Zähne geklemmt hatte, schaute ihr leicht aus dem Mund. "Und was soll das jetzt werden?", fragte Joe zum wiederholten Male und versuchte ihr neugierig über die Schulter zu schauen. "Das wirst du schon sehen wenn es soweit ist und jetzt lass mich in Ruhe arbeiten!", zischte Bunny genervt und verdeckte ihr Kunstwerk so gut es ging mit den Händen. "Künstler...", brummte Joe und ging wieder hinüber zu Norman, der am Strand ein kleines Lagerfeuer entfacht hatte und jetzt dabei war über den Flammen ein paar Marshmallows zu rösten. "Lass sie doch. Sie will uns eben überraschen.", sagte Norman beschwichtigend und reichte Joe einen Stock mit einem gebräuntem Marshmallow. Joe ließ sich die duftende Köstlichkeit auf der Zunge zergehen. Er war sich bereits jetzt sicher, dass Norman's Anwesenheit das Streitpotential der Mannschaft um einiges senken würde. Weisheit kommt eben doch mit dem Alter auch wenn man sie diesem Exemplar nicht sofort ansah. Diese Überlegung stellte er aber wieder in Frage als Norman plötzlich wie von der Tarantel gestochen aufsprang und begann wild auf der Stelle zu hüpfen. "Da hinten ist ein Schiff. Ich glaube es kommt hier her!", rief er aufgeregt und deutete hinaus aufs Meer. Joe und Bunny hoben verwirrt die Köpfe und stellten fest, dass Norman wirklich Recht hatte. Nicht weit von ihrer Insel entfernt war ein Boot aufgetaucht und es hatte tatsächlich den Anschein als wenn es in ihre Richtung steuerte. "Seltsam...Kommen öfter Boote in diese Gegend?", fragte Bunny skeptisch. "Nein, in den letzten drei Monaten ist hier kein einziges Schiff vorbeigekommen. Kein Wunder. Ich glaube diese Insel steht nicht mal auf irgendeiner Seekarte.", erwiderte Norman und starrte angestrengt in die Ferne. "Vielleicht haben sie sich verfahren...", überlegte Bunny laut. "Oder sie wollen uns ausrauben...", fügte Joe ängstlich hinzu. "Ach, wenn's nach dir geht, sind doch alle Leute in Booten brutale Verbrecher, die uns abmurksen wollen. Außerdem gibt's bei uns ja nun wirklich nichts zu holen.", erwiderte Bunny und verpasste ihm eine Kopfnuss. So standen nun alle drei wartend am Strand und sahen dabei zu wie das Schiff immer näher kam. Aus näherer Entfernung konnten sie erkennen, dass es sich um ein schneeweißes und ziemlich teuer aussehendes Motorboot handelte. "WOW, das ist ja'ne richtige Luxusyacht!", rief Joe mit hängender Kinnlade, als das Boot den Strand fast erreicht hatte. Jetzt trat eine Person aus dem Führerhaus an Deck und winkte ihnen zu. Es war ein junges Mädchen mit kinnlangem, pinkfarbenen Haar, das ein blaues Matrosenkleidchen trug. "Schau mal Yuki, da sind Leute auf der Insel!", ertönte jetzt ihre Stimme. Das Boot legte an und ein großgewachsener Mann mit blonden Haaren betrat das Deck. Er trug schwarze Shorts und unter seinem offenem weißem Hemd blitzte sein blasser aber muskulöser Oberkörper hervor. Ohne Vorwarnung sprang jetzt das Mädchen vom Boot ins flache Wasser und rannte auf Bunny und ihre Crew zu. Nach Luft schnappend und mit leuchtenden Augen schüttelte sie Joe, der ihr am nächsten stand, die Hand. "Musst du immer gleich alle Leute so anspringen, Shuichi?", brummte der blonde Mann, der jetzt auch langsam auf die anderen zugeschlendert kam. "Shuichi...?", murmelte Joe verwundert und betrachtete das Mädchen genauer. Dann dämmerte es ihm langsam. "DU BIST JA EIN JUNGE!!", quiekte er erschrocken und zog schnell seine Hand weg. "Ja, bin ich. Was dagegen?", fragte sein männliches Gegenüber und zog eine gekränkte Schnute. "A...aber du...du trägst doch ein Kleid!", stammelte Joe jetzt völlig durcheinander. Der Junge sah kurz an sich herunter und begann dann zu kichern. "Ach das. Normalerweise lauf ich ja nicht so rum, aber Yuki gefällt's...", gluckste er und warf einen schmachtenden Blick auf seinen Begleiter. "Das hab ich nie gesagt, Idiot...", zischte dieser und blickte zu Boden. "Doch, hast du, hast du, hast du!! Gestern Nacht. Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern! Mmmmmmh....", säuselte der Junge mit einem schelmischen Grinsen und strich mit seinem Finger spielerisch über die nackte Brust des anderen. "Willst du nicht gleich unser gesamtes Privatleben an die nächste Klatschzeitung verkaufen, du Tratschweib? Mir reicht's jetzt schon! Warum hab ich mich nur breitschlagen lassen mit dir einen ganzen Tag alleine zu verbringen, obwohl ich doch eigentlich an meinem Buch arbeiten müsste??", fauchte der Blondschopf entnervt und drehte sich wütend um. "Aber Yuki... Wir wollten doch einen schönen Bootsausflug und dann ein romantisches Picknick machen. Mein Manager K hat mir fast eine Kugel in den Kopf gejagt, als ich ihn um den einen Tag Urlaub gebeten hab. Ich müsste jetzt doch eigentlich auch mit Hiro und den anderen im Studio arbeiten. Schließlich wollen wir nächsten Monat unser neues Album rausbringen. Aber ich hab das Risiko auf mich genommen. Und zwar weil ich dich soooooooooo sehr liebe!! Und jetzt meckerst du schon den ganzen Tag an mir rum.", regte Shuchi sich auf und seine Unterlippe begann gefährlich zu zittern. "Du bist so gemein, YUKIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII!!", schluchzte er und nun flossen ihm ganze Tränenbäche über die Wangen. "Oh mein Gott, Sie sind es wirklich...Shuichi Shindou von der megaerfolgreichen Popband "Bad Luck"!", meldete sich jetzt zum Erstaunen aller Norman zu Wort. So plötzlich in seinem Heulkrampf unterbrochen, sah Shuichi ihn nun mit roten Augen überrascht an. "Ja, das stimmt.", sagte er weinerlich und zog lautstark die Nase hoch. "Hast du schon mal was von denen gehört??", flüsterte Joe Bunny zu, die nur stumm den Kopf schüttelte. Doch Norman schien so einiges von dieser Band gehört zu haben, denn er war völlig aus dem Häuschen und sprang nun aufgeregt um den verdutzten Jungen herum und überhäufte ihn mit Komplimenten. "Ich kann es gar nicht fassen, dass ich Sie wirklich hier treffe. Das ist der Wahnsinn!! Ich bin ja so ein großer Fan von "Bad Luck"!! Ihre Musik ist einfach Weltklasse!! "Spicy Marmalade" ist mein absoluter Lieblingssong! Danach hab ich sogar mal eins meiner Rezepte benannt. Würden Sie mir ein Autogramm geben??", sprudelte es nur so aus ihm heraus. Angesteckt von so viel Freude, grinste der Bengel schon wieder übers ganze Gesicht. "Aber klar doch. Wir von "Bad Luck" lieben unsere Fans. Ich glaube ich hab noch ein paar Autogrammkarten auf dem Boot... Yuki kannst du nicht mal schnell rüberflitzen und sie holen? Dann könntest du auch gleich den Picknickkorb holen.", strahlte er und legte seinem neuen Fan begeistert den Arm um die Schulter. "Rüberflitzen?? Bin ich dein persönlicher Butler? Reicht es nicht schon, dass ich jeden Abend für dich kochen muss, weil du bei deinen Kochkünsten wohl schon längst verhungert wärst? Hol dir deinen Mist gefälligst selber!!", zischte der Angesprochene, doch als er damit nur ein erneutes "BITTE YUKIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII!!!" auslöste, drehte er sich grummelnd um und schlurfte Richtung Yacht, wobei er etwas wie "Muss sowieso noch meinen Laptop holen..." vor sich hinbrummte. "Ist das dein Bruder??", mischte sich jetzt auch Joe zaghaft in das Gespräch ein, woraufhin Bunny sich nur seufzend an die Stirn fasste. "Das ist Eiri Yuki, der berühmte Romanautor! Er und Shuichi sind seit ein paar Monaten DAS Traumpaar. Die Zeitschriften sind voll von diesen Geschichten.", schwärmte Norman und es wurde deutlich, dass er nicht nur ein Fan von "Bad Luck" war. "Also, solche Zeitungen les ich nicht...", raunte Joe. "Ich auch nicht.", sagte Yuki, der gerade vollbepackt mit Picknickkorb und Laptop unterm Arm bei ihnen ankam, und warf Shuichi einen Stapel Autogrammkarten vor die Füße. "Danke Yuki-chan. So, was soll ich denn schreiben?", flötete Shuichi an Norman gewandt, welcher ihn immer noch fasziniert anstarrte. Ganz im Gegensatz zu Yuki, der sich jetzt mit seinem Laptop und einer äußerst düsteren Miene an einen Platz neben dem Lagerfeuer verzog. "Für Norman, bitte.", kicherte Norman und spielte verlegen mit seinen Fingern. "Für Norman, wird gemacht. Wollt ihr beide auch eins?", fragte Shuichi freundlich. Er war mal wieder völlig in seinem Element. Und auch wenn ihm der Rummel in den Medien und die aufdringlichen Paparazzi , die ständig versuchten Fotos von ihm und Yuki zu erhaschen, manchmal gehörig auf den Geist gingen, wusste er doch in Momenten wie diesen, dass er mit Leib und Seele ein Popstar sein wollte. Auch Bunny nahm dankend eins seiner Autogramme an. Schließlich würde ihr sonst bestimmt nie jemand glauben, dass sie so einen Star hautnah getroffen hatte. Dass sie selber noch nie etwas von "Bad Luck" gehört hatte, war dabei eher nebensächlich. Shuichi drückte auch Joe eine Karte in die Hand, welcher währenddessen schon überlegte wie viel Geld er für so was wohl bei Ebay bekommen würde. "Hach, ist das herrlich hier. Wie im Paradies! Wohnt ihr etwa hier??", schwärmte Shuichi und sah sich verträumt am Strand um. "Im Moment schon, aber nicht mehr allzu lange. Wir werden demnächst wieder in See stechen. Piraten sollten schließlich nicht sesshaft werden.", antwortete Bunny. "COOL! PIRATEN!! So richtig mit Totenkopfflagge und so?", quietschte der Junge im Kleidchen aufgeregt. "Ja genau. Willst du sie mal sehen? Sie ist fast fertig.", sagte Bunny und hob das Stück Stoff hoch, an dem sie den ganzen Nachmittag gearbeitet hatte. Auf dem schwarzen Hintergrund prangte jetzt ein weißer Totenkopf mit zwei langen Hasenohren. "Na toll. Wenn ich mir das mal angucken will, keift sie gleich rum, aber der...", begann Joe murrend, doch er wurde lautstark unterbrochen. "WAAAH, ein Häschen. Wie süüüüüüüüüß!! Fast wie das Plüschbunny von meinem Idol Ryuichi Sakuma. Oh, ich will auch bei euch mitmachen! Piraten brauchen doch schließlich auch Musikanten!", kreischte Shuichi begeistert und stimmte spontan die erste Strophe von "Wir sind Piraten, Jo-ho" an. Auch Norman stieg in den Gesang mit ein und bald drehten sie sich zusammen zweistimmig grölend im Kreis. "Hey, kennst du auch "YMCA"??", fragte Norman freudestrahlend als sie das erste Lied unter Bunny's Applaus beendet hatten. Shuichi nickte eifrig und dann begannen beide albern kichernd den dazu passenden Tanz einzuüben. Bunny setzte sich mit ihrer Flagge wieder rüber ans Lagerfeuer, an dem Yuki bereits tief versunken über seinem Laptop brütete. Auch sie machte sich wieder ans Werk und verzierte den Totenkopf mit ein paar großen Hasenzähnen. Für den Anfang war das schwarze Tuch ganz brauchbar, aber wenn sie erst mal auf der Grand Line waren, würde sie sich eine richtige Flagge kaufen. Schließlich mussten auch Piraten auf ihre Statussymbole achten. Sie spürte wie sich ein ungeheures Glücksgefühl in ihrem Bauch breit machte. Mittlerweile zählte ihre Crew mit ihr schon vier Mitglieder und endlich hatten sie auch ein vernünftiges Schiff. Sie war ihrem Ziel in den letzten zwei Tagen ein riesiges Stück näher gekommen und hätte deshalb am liebsten die ganze Welt umarmt. Die Person, die ihr gerade am nächsten saß, sah allerdings nicht wirklich so aus, als wenn sie sich über so einen Gefühlsausbruch freuen würde. "Ihr beide seid ganz schön verschieden...", bemerkte sie um jedenfalls ein Gespräch mit dem finsterdreinblickenden Mann in Gang zu bringen. "Und darüber bin ich sehr froh. Wenn ich auch so eine nervige Hupfdole wäre, würde ich mich selbst erschießen.", knurrte Yuki nach einer Weile ohne von seiner Arbeit aufzusehen. "Na ja, irgendwas muss du ja an ihm finden, sonst wärst du sicher nicht schon so lange mit ihm zusammen.", überlegte Bunny laut. "Ich hab ihm schon oft genug gesagt, dass er verschwinden soll, aber er haut einfach nicht ab. Taucht immer wieder vor meiner Tür auf und heult die ganze Nachbarschaft zusammen wenn ich ihn nicht reinlasse. Das Kind ist wirklich eine Klette!!", erwiderte er ohne eine Miene zu verziehen. Bunny seufzte und streckte sich ausgiebig. Von dem vielen krummen Sitzen tat ihr mächtig der Rücken weh. Sie ließ sich rückwärts in den weichen Sand fallen, sah hinauf zum Himmel und hörte zu wie der Wind die Blätter der Palmen rascheln ließ. Norman hatte Recht. Dieser Ort war wirklich idyllisch. Hoffentlich würden sie auf ihrer Reise noch viele solcher schönen Plätze entdecken. Wieder drang Gesang vom Ufer zu ihr herüber. Sie drehte ihren Kopf in die andere Richtung und sah, dass Norman und Shuichi Joe irgendwie dazu gebracht hatten sich ihnen anzuschließen und jetzt tanzten und sangen alle drei ausgelassen zu den Klängen der "Village People", wobei Buster bellend um sie herumsprang. Für Bunny's Geschmack klang Joe's Singstimme etwas sehr schräg, aber Norman hatte wirklich Talent und sie war froh einen Kerl mit so vielen verschiedenen Fähigkeiten in ihrer Truppe zu haben. Ihr Blick wanderte zurück zu Yuki, der jetzt nicht mehr auf den Bildschirm seines Computers starrte, sondern ebenfalls dem lustigen Treiben zuschaute. Bunny schaute genauer hin und erkannte tatsächlich ein Lächeln auf seinem Gesicht. Ihr Gefühl hatte sie also nicht getäuscht. Auch wenn er es nicht zugeben wollte, hatte er diese nervige Hupfdole doch sehr gern. Das Lied näherte sich dem großen Finale und als sich die drei Sänger keuchend und lachend zu ihnen gesellten, klatschte Bunny erneut begeistert Beifall. "Also, wenn das mit "Bad Luck" mal nicht mehr so gut läuft, könnt ihr ja'ne Boygroup gründen. An Joe's Gesang müsst ihr aber noch ein bisschen feilen.", feixte sie und klopfte ihrem Freund aufmunternd auf die Schulter, als dieser ihr einen gekränkten Blick zuwarf. "Ich kann richtig spüren wie sich gerade tausend Ideen für neue Songs in meinem Kopf zusammenfügen. Ich muss heute Abend dringend noch mal ins Studio!", rief Shuichi aufgekratzt und griff dann gierig nach dem bis jetzt noch unberührten Picknickkorb. "Und weil ihr so gastfreundlich gewesen seid, laden wir euch jetzt zu einem romantischen Picknick ein.", grinste er und begann eine Köstlichkeit nach der anderen aus dem Korb zu packen. Kurze Zeit später saßen alle im Kreis um das Lagerfeuer und ließen sich das üppige Mahl schmecken. Shuichi hatte sich an Yuki gekuschelt und flüsterte ihm kichernd etwas ins Ohr. Wenn er sich so wie jetzt nicht beobachtet fühlte, sah der sonst so kühl wirkende Blonde richtig entspannt und fast glücklich aus. Als er allerdings Bunny's Blick bemerkte, wendete er sich schnell ab und Bunny hätte schwören können, dass er sogar ein bisschen rot wurde. "Es fängt schon langsam an zu dämmern. Wir sollten uns wieder auf den Weg machen, sonst kommen wir nicht mehr bei Tageslicht nach Hause.", sagte er unwirsch und erhob sich so ruckartig, dass Shuichi zur Seite kippte. Shuichi zog eine Schmollmund, sah dann aber zum Himmel und nickte. "Du hast Recht, Yuki. Also, es war echt toll bei euch. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder. Ich besorg euch auch Freikarten für unser nächstes Konzert.", sagte er und Norman brach vor lauter Freude darüber fast zusammen. "Mach's gut.", brummte Yuki und machte sich mit Korb und Laptop bewaffnet wieder auf den Weg zum Boot. "Das heißt "Hat mich gefreut eure Bekanntschaft zu machen." Er ist nur manchmal ein bisschen schüchtern.", lächelte Shuichi und umarmte die drei noch einmal bevor auch er zurück zum Boot lief. Yuki half ihm an Bord zu kommen und ließ dann den Motor an. Langsam entfernte sich die Yacht und Bunny und die anderen winkten dem Traumpaar des Showbusiness zum Abschied hinterher. "Sachen gibt's...", murmelte Joe und runzelte die Stirn. "Jetzt kann ich glücklich sterben!", seufzte Norman, ließ sich in den Sand plumpsen und schloss zufrieden die Augen. "Und morgen fangen wir an das Schiff klarzumachen. Ich will in spätestens zwei Tagen wieder in See stechen.", erklärte Bunny bestimmt. Doch jetzt musste sie erst mal ein kleines Verdauungsschläfchen machen. --------------------------------- Backstage: So, da hat mich mal wieder die Muse geküsst (wenn's schon sonst keiner tut *schnief*) In diesem Kapitel geht es anfangs hauptsächlich um das neue Crewmitglied Norman. Ja, auf Grund des eindeutigen Ausgangs der demokratischen Abstimmung (mich eingeschlossen ganze 4 Stimmen und alle dafür XD) ist der liebe Norman jetzt Mitglied in Bunny's Piratenbande. *kleiner Applaus* Da sich doch tatsächlich jemand beschwert hat, dass diese Mannschaft nur aus Losern besteht, habe ich Norman eine Vergangenheit als erfolgreicher Ringer verpasst. Man soll eben nie nach dem ersten Eindruck urteilen, sonst kann der dir ganz schnell die Lichter ausknipsen.^^ Und kochen kann der Typ auch! Und singen!! Und außerdem sieht er in seinem Blätterbikini echt scharf aus... XD Also, die perfekte Bereicherung für das Team. Am besten gefällt er mir aber als verrückter "Bad Luck"-Fan...^^ Ach ja, und ich habe mal wieder einen kleinen Gastauftritt eingebaut. Hach, war das ein Spaß! *rofl* Den Gravitationsfans unter euch gefällt dieses Kapitel sicher genauso wie mir.^^ Alles was dazu gehört: Shu-chan heult, Yuki schmollt und natürlich jede Menge: "YUKIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII!!" Alle anderen finden diese Situation wahrscheinlich einfach nur merkwürdig ("Ein Typ im Kleid???").^^ Mal sehen was mir als nächstes einfällt.... Bis denne Eure Bunny *wink* PS: Wie euch vielleicht aufgefallen ist, hab ich den Titel der Geschichte geändert. Der erste Titel war mehr so eine Notlösung weil mir zu dem Zeitpunkt einfach nichts passendes einfallen wollte und er hat mir nie besonders gut gefallen. Der Neue ist viel lustiger^^ Kapitel 7: Stranded Goods ------------------------- Der nächste Tag war vollgepackt mit Vorbereitungen. Schließlich wollte unsere kleine Reisegruppe besser heute als morgen damit beginnen die Meere dieser Welt unsicher zu machen. Norman stand schon den ganzen Vormittag in der kleinen Kombüse der "Fräulein Akyoo" und war fleißig dabei Früchte einzukochen, Brot zu backen und Fleisch zu pökeln wobei er unentwegt die Hits von "Bad Luck" vor sich hinsummte. Seit der Begegnung mit seinem Idol Shuichi schwebte er nur so dahin und ein breites Dauergrinsen hatte sich in seinem Gesicht festgesetzt. Joe war währenddessen dazu verdonnert worden Norman's Trinkwasservorräte, die er in großen Holzfässern neben seiner Hütte gelagert hatte, aufs Schiff zu schaffen. Als er es endlich japsend und schnaufend geschafft hatte das letzte Fass über die Laderampe zu rollen und unter Deck zu verstauen, hatte Norman bereits die nächste Aufgabe für ihn parat. "Joe, sei ein Schatz und hol mir mein Kochbuch aus der Hütte. Ich kann mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern wie viel Zucker in die Erdbeermarmelade muss. Ich glaube ich werde alt...", seufzte er und leckte sich die verklebten Finger. Es dauerte einen Moment bis Joe wieder genug Luft zum Antworten hatte, aber sein missmutiger Gesichtsausdruck sprach bereits Bände. "Muss das sein? Ich glaub ich hab irgendwo unterwegs meine Lunge verloren...Das kann Bunny doch machen.", jammerte er und ließ sich demonstrativ auf den Boden plumpsen. Über soviel Faulheit konnte der Koch nur den Kopf schütteln. "Bunny ist mit Buster auf der Jagd, falls du das vergessen hast. Du warst ja zu feige dafür... Und wenn ich nicht gleich den Zucker dazugebe, kann ich den ganzen Kram wegschmeißen, also krieg mal deinen Hintern hoch!", rief Norman und scheuchte Joe mit einer Handbewegung auf die Beine. Dieser ergab sich widerwillig seinem Schicksal und trottete hinüber zur Hütte. Irgendwie wurde Joe das Gefühl nicht los, dass ihn alle Leute für einen Feigling hielten. Und das nur weil er keine unschuldigen, kleinen Tiere töten wollte. Gut, das war vielleicht nicht der einzige Grund... Manchmal schämte er sich sogar ein bisschen für sich selber wenn er sich mal wieder wie ein kleiner Schisser benahm, aber er konnte einfach nichts dagegen tun. Irgendwie hatte er so überhaupt keine Qualitäten, die ihn zu einem nützlichen Mitglied dieser Gruppe machten. Ob er den anderen vielleicht nur zur Last fiel? Aber im Moment konnten sie wahrscheinlich wirklich jeden gebrauchen. Als Joe die Hütte betrat, verbannte er diese trüben Gedanken fürs erste aus seinem Kopf und machte sich auf die Suche nach dem Kochbuch. Für einen Einsiedler auf einer einsamen Insel hatte es Norman geschafft erstaunlich viel Hausrat anzuhäufen. In einer Ecke des Raumes stand eine große Kiste mit allerlei Werkzeug und auf der gegenüberliegenden Seite lag tatsächlich eine alte Taucherglocke. Wahrscheinlich hatte das Meer in den letzten Monaten einiges an den Strand gespült und Norman hatte es dann bereitwillig in seinen Besitz genommen. Auf einem selbstgezimmerten Regal fand Joe endlich wonach er suchte. Allerdings stapelten sich dort gleich mehrere Bücher, von denen er keins schon auf den ersten Blick als Kochbuch identifizieren konnte. Seufzend nahm er den ganzen Stapel auf den Arm und hockte sich damit in eine Ecke, wo er begann die Exemplare einzeln durchzublättern. Das Buch mit dem Titel "Alles über Fisch" legte er schnell beiseite. Auf Marmelade mit Fischgeschmack hatte er nun wirklich keine Lust. Dann entdeckte er einen großen Atlas, der zwar für das aktuelle Problem auch keine Lösung bot, ihm aber in Sachen Navigationsprobleme schon mal einen kleinen Stein vom Herzen fallen ließ. Er schlug eine der Karten auf und versuchte sich in etwa vorzustellen wo sich vielleicht gerade befanden. Dort war allerdings außer Meer nichts weiter verzeichnet. Diese Insel musste wirklich ein ziemlich abgelegner Ort sein. Plötzlich packte Joe das Heimweh. Ob sich seine Eltern wohl Sorgen um ihn machten? Er hatte sich nicht mal richtig von ihnen verabschieden können. Bestimmt hätten die beiden nie gedacht, dass er vor seinem dreißigsten Lebensjahr von zu Hause ausziehen würde. Während er sich fragte ob er seine Erzeuger wohl noch in diesem Leben wiedersehen würde, fiel sein Blick auf das Buch, das er in den Händen hielt. Er hatte völlig in Gedanken darin herumgeblättert ohne weiter auf den Inhalt zu achten. Erst jetzt bemerkte er die verschnörkelte Schrift auf dem vergilbten Papier. Er blätterte weiter und entdeckte Schriftzeichen, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Das Buch schien sehr alt zu sein. Der Einband aus dunklem Leder sah sehr mitgenommen aus und an einigen Stellen schienen bereits ein paar Seiten zu fehlen. Es folgten lange Listen mit den verschiedensten Zutaten, aber Joe wurde schnell klar, dass es sich hierbei nicht um normale Kochrezepte handelte. "Zehennägel vom Warzenschwein?? Was soll denn das für ein widerliches Zeug sein?", stieß er angewidert hervor und schlug hastig die nächste Seite auf. Doch dadurch wurde es auch nicht besser. Eher noch merkwürdiger und unheimlicher. War das vielleicht so eine Art Voodoobuch mit Flüchen und Anleitungen wie man Leute in Schwanzlurche verwandeln konnte? Aber bevor er sich noch weiter in die Materie vertiefen konnte, schallte eine laute und leicht ungeduldig klingende Stimme an sein Ohr. "JOE!!! Du verdammte Trantüte!! Wegen dir ist meine Marmelade jetzt hinüber. Wenn du nicht sofort mit dem Kochbuch herkommst, muss ich rüberkommen und dir einen Knoten in deinen Zauberhut machen!", brüllte Norman, der seinen Kopf aus der Kombüsentür gesteckt hatte und fuchtelte drohend mit einem Kochlöffel an dem eine undefinierbare Masse klebte, die in ihrem früheren Leben eventuell einmal Marmelade gewesen war. Schnell raffte Joe sich auf und wickelte das geheimnisvolle Buch in eine Decke und versteckte es unter seiner Matte. Danach schnappte er sich das nächstbeste Buch und rannte damit hinüber zum Schiff. Zu seinem Glück handelte es sich dabei wirklich um das richtige Kochbuch denn sonst hätte der Koch wohl kurzen Prozess mit ihm gemacht. Als es bereits zu dämmern anfing und Bunny und Buster endlich von ihrer Jagdtour zurückgekehrt waren, hatte Norman immer noch miese Laune und sprach kein Wort mit Joe, der bedrückt in einer Ecke hockte und Löcher in die Luft starrte. "Was ist denn mit dem los?", raunte ihm Bunny zu und hielt ihm stolz ihren ersten Fang vor die Nase. Es war ein fettes, braunweiß geschecktes Kaninchen und Joe wollte sich lieber nicht vorstellen wie sie es erlegt hatte. "Ich hab seine Marmelade zerstört...", murmelte er und schob das tote Tier aus seinem Blickfeld. "Oh oh...Todsünde!", kicherte Bunny. "Ich hab mich schon tausend Mal bei ihm entschuldigt, aber er ignoriert mich einfach.", jammerte Joe und ließ den Kopf hängen. "Ach, der regt sich schon wieder ab. Ich glaube nicht, dass Norman sehr nachtragend ist.", erwiderte Bunny und klopfte Joe aufmunternd auf die Schulter. "Vom Jagen kriegt man echt mächtig Hunger. Gibt's bald was zu futtern??", fügte sie etwas lauter hinzu und wenig später saß jeder von ihnen über einer Schüssel mit köstlich riechendem Eintopf. "Wo ist eigentlich Buster?", fragte Joe nach ein paar Momenten der Stille und sah sich suchend um. Auch die anderen drehten die Köpfe doch von dem kleinen Mischling war nichts zu sehen. "Komisch. Vorhin war er noch da. Na ja, vielleicht hat ihn das Jagen so angestachelt, dass er danach noch ein bisschen auf Entdeckungsreise gegangen ist.", überlegte Bunny und widmete sich dann ihrem Nachschlag. "Der kommt schon wieder wenn er Hunger hat.", brummte Norman. Aber erst als Norman bereits das Geschirr abgeräumt hatte und Joe sich freiwillig für den Abwasch gemeldet hatte um damit einen Teil seiner Schuld abzuarbeiten, ließ sich Buster wieder auf der Lichtung blicken. Und er hatte Beute gemacht. "Da bist du ja wieder. Was hast du denn da?", fragte Bunny und beugte sich zu ihrem Hund hinunter um ihm das Fundstück abzunehmen. Buster legte es bereitwillig in ihre Hände und sah sie dann erwartungsvoll an. "Also essen kann man das wohl nicht...", sagte Joe, der nähergekommen war und ihr jetzt neugierig über die Schulter guckte. Tatsächlich handelte es sich hierbei nicht um ein erlegtes Tier sondern um ein längliches Stück schwarzen Stoffs, das an den Enden zusammengebunden war und wie eine Art Stirnband aussah. "Nur ein Stofffetzen. Was für 'ne Pleite.", maulte Joe, woraufhin Buster beleidigt knurrte und begann am Hosenbein des Jungen zu zerren. "Hey, sei doch nicht gleich beleidigt. Ja, hast du toll gemacht. Braver Hund. Aus!!", jammerte der Angegriffene doch Buster ließ nicht locker und zerrte ihn immer weiter von ihrer Lagerstelle weg. "Ich glaube er will dir was zeigen, Joe.", rief Bunny und wie aufs Stichwort entließ der Hund Joe's Hosenbein aus seinen Fängen und spurtete los in Richtung Strand. Die beiden rannten ihm nach und nur Norman blieb auf der Lichtung zurück. "Wenn das jetzt noch so ein Fetzen ist, werde ich aber böse!", keuchte Joe als sie endlich den Strand erreicht hatten. Wie gut, dass Norman vorsorglich ein paar Fackeln in den Sand gesteckt hatte, die in der nahenden Dunkelheit des Abends jedenfalls etwas Licht spendeten. Aus der Nähe konnten sie Buster winseln hören und liefen dem Geräusch entgegen. Bunny war als erstes bei ihm. "Und was wolltest du uns hier...", setzte sie an, doch dann fiel ihr Blick auf etwas, dass vor ihr im Sand lag und sie vor Schreck aufkeuchen ließ. Dort lag völlig regungslos ein Junge, dessen durchnässte Klamotten ihm in Fetzen am Körper hingen. Seine blauschwarzen Haare hingen schlaff herunter und trotz seiner Bräune wirkte er in diesem Zustand unnatürlich blass. Doch was Bunny am meisten Sorgen machte, war die Wunde, die an seinem rechten Bein klaffte. "Oh Gott, ist er tot??", flüsterte Joe, der jetzt auch hinzugekommen war und hinter Bunny's Rücken hervorlugte. "Ich hoffe nicht...", murmelte Bunny und kniete sich neben dem Jungen in den Sand. Dann legte sie vorsichtig ihren Kopf auf seine Brust um seinen Herzschlag zu prüfen. Ein erleichterter Seufzer entfuhr ihr als sie ein schwaches Schlagen wahrnahm. "Er ist nicht tot, aber er braucht dringend Hilfe. Er fühlt sich eiskalt an. Schnell, hol Norman und bringt Verbandszeug mit!", wies sie Joe an, der ihrer Bitte sofort Folge leistete und zurück zum Lager rannte. Es schien eine Ewigkeit zu dauern bis die beiden endlich wieder am Strand ankamen. Norman begann sofort damit den Jungen zu untersuchen. Er tastete ihn behutsam ab und besah sich die Verletzung genauer. "Sieht aus wie ein Biss. Muss aber ein ziemlich großes Tier gewesen sein... Wir müssen die Wunde säubern und schnell verbinden, damit er nicht noch mehr Blut verliert.", sagte er und ließ sich von Bunny das Desinfektionsmittel aus dem Erste Hilfe-Kasten geben. Nachdem sie dem Verletzten verbunden hatten, hob Norman ihn hoch und sie machten sich zusammen wieder auf den Rückweg. Wieder bei Norman's Hütte angekommen, legte der Koch den fremden Jungen auf einen freien Platz dicht neben das Lagerfeuer. "Glaubst du das reicht?", fragte Bunny besorgt. "Wer weiß wie lange er im Wasser war. Er hat Glück gehabt, dass er nicht ertrunken ist, aber er ist ziemlich unterkühlt. Hol ihm am besten noch eine Decke.", erwiderte Norman bevor er noch ein paar Holzscheite ins Feuer legte. Bunny tat wie ihr geheißen und wenig später hatte sie den menschlichen Eiszapfen wie ein kleines Baby in ihre Wolldecke gewickelt. "Was ihm wohl passiert ist?", grübelte Joe vor sich hin. "Und was das wohl für einer ist?? Sieht irgendwie gefährlich aus..." fügte er hinzu und setzte den ängstlichen Gesichtsausdruck auf, den er in den letzten Wochen schon fast perfektioniert hatte. "Deine Angst vor fremden Menschen solltest du vielleicht wirklich mal ärztlich behandeln lassen, Kleiner...", brummte Norman. "Wir sollten lieber eine Wache einteilen, damit wir den Jungen heute Nacht im Auge behalten können. Wir wollen ja nicht, dass er uns bis morgen früh abgekratzt ist. Ich übernehme gerne die erste Schicht.", schlug er vor und auch Bunny entschloss sich die Nacht am Lagerfeuer zu verbringen. Buster machte es sich zu ihren Füßen bequem und nach einigem Hin und Her blieb auch Joe lieber bei seinen Freunden, weil er sich nicht entscheiden konnte welche Situation das größere Risiko darstellte. Einige Stunden später prasselte das Feuer immer noch mollig warm vor sich hin, während Bunny und Norman sich eine heiße Partie Mau Mau lieferten und Joe über dem Atlas, den er aus der Hütte geholt hatte, eingenickt war. Das geheimnisvolle Buch, das eingewickelt unter seiner Matte versteckt lag, hatte er in der ganzen Aufregung völlig vergessen. Doch dann wurde die friedliche Atmosphäre plötzlich durch ein Rascheln unterbrochen, welches die beiden Kartenspieler aufblicken ließ. "Ich glaube unsere Frostbeule wacht auf.", raunte Norman und deutete mit dem Kopf auf die eingewickelte Person, in die nun langsam wieder Leben zu kommen schien. Jedenfalls drehte sie sich stöhnend auf die Seite und schlug kurz darauf die Augen auf. Zuerst schien der arme Junge nur völlig geschockt zu sein und starrte die beiden mit tellergroßen Augen an, doch angesichts seiner bewegungseingeschränkten Position geriet er langsam in Panik und versuchte sich mit ruckartigen Bewegungen aus seinem Gefängnis zu befreien. Bunny hastete zu ihm hinüber um ihm zu helfen, doch das hatte leider nicht den gewünschten Effekt, denn obwohl sie mit beruhigender Stimme auf ihn einredete, begann er sie laut anzubrüllen und schlug um sich. Bunny wich erschrocken zurück und auch Joe war mittlerweile von dem Lärm aufgeschreckt und rieb sich verwirrt die Augen. "Was ist denn hier...", setzte er an, konnte seinen Satz allerdings nicht vollenden, da der dunkelhaarige Junge es trotz seiner Beinverletzung geschafft hatte aufzuspringen um fluchtartig das Weite zu suchen. Leider machten ihm seine noch sehr wackeligen Knie dabei einen Strich durch die Rechnung und er rannte Joe über den Haufen, was zur Folge hatte, dass die beiden nun leicht verknotet übereinander lagen, wobei der verschreckte Junge wild auf den armen Joe einprügelte und dieser wie am Spieß schrie. Als Norman die beiden trennen wollte, biss ihm der Aufgetaute kräftig in den Arm und rannte dann stark humpelnd davon und verschwand in der Dunkelheit. "Was war denn das für ein Auftritt?", stöhnte Norman und rieb sich den Arm, auf dem sich jetzt eine deutliche Bissspur abzeichnete. "Bei den Zähnen hat er sich wahrscheinlich selbst ins Bein gebissen, der kleine Vampir...", grummelte er weiter während er Bunny ein bisschen auf die lädierte Stelle pusten ließ. "Er muss total in Panik geraten sein. Vielleicht dachte er wir wären Kannibalen, die ihn als kleinen Mitternachtssnack verspeisen wollten.", überlegte Bunny. "Das ist doch noch lange kein Grund mich fast zu Tode zu prügeln!", wimmerte Joe und erhaschte so jedenfalls ein mitleidiges Haarwuscheln von Bunny. "Ich hab doch gleich gesagt, dass man mit Fremden nichts als Ärger hat. Wir versorgen seine Wunden und tauen ihn wieder auf und das ist der Dank!", ereiferte er sich jetzt lauter. "Also ich glaube wirklich nicht, dass er das böse gemeint hat. Sollten wir nicht nach ihm suchen? Wer weiß was ihm da draußen nachts ganz alleine alles passieren kann.", unterbrach ihn Bunny und wendete sich dabei mehr an Norman als an ihren quengelnden Kollegen. Doch auch der erwachsenere Part ihrer Mannschaft schenkte ihr nur ein Stirnrunzeln. "Im Allgemeinen würde ich dir natürlich zustimmen, aber ich bin erst mal bedient. Der kleine Prinz Reißzahn kann sehen wo er heute Nacht bleibt. Das hat er sich selbst zuzuschreiben.", brummte er und trottete zurück zur Hütte. Joe folgte ihm in einigem Abstand, denn seine zahlreichen Verletzungen, an denen er seiner Meinung nach sicher bald sterben musste, erlaubten es ihm nicht sich schneller fortzubewegen. Bunny zögerte einen Moment. Sollte sie vielleicht zusammen mit Buster nach dem Jungen suchen? Einerseits konnte sie den Gedanken ihn dort ganz auf sich gestellt herumirren zu lassen kaum ertragen, andererseits hatte sie Angst vor seiner Reaktion, wenn sie ihn dann tatsächlich finden würde. Wahrscheinlich würde er wieder davonrennen oder sie vielleicht auch noch anknabbern. Also entschied sie sich gegen die nächtliche Suchaktion und für eine weitere Nacht auf ihrer Strohmatte in Norman's Hütte. Bevor sie zu Bett ging, stellte sie allerdings noch einen letzten Teller Eintopf am Rand der Lichtung auf. Wahrscheinlich würde sich später nur irgendein Tier darüber her machen, aber man konnte ja nie wissen... Eine ganze Weile passierte gar nichts und wenn man ganz genau hinhörte, konnte man sogar Norman's Schnarchen durch die Stille der nächtlichen Lichtung wehen hören. Doch auf einmal löste sich ein Schatten aus dem Dickicht und eine dunkle Gestalt huschte fast lautlos über das mondbeschienene Gras hinüber zu dem bereitgestellten Teller. Der fremde Besucher hätte wahrscheinlich überhaupt kein Geräusch verursacht, wenn ihn seine Beinverletzung nicht bei jedem Schritt dazu gebracht hätte leise aufzustöhnen. Er machte sich nicht einmal die Mühe mit seiner Beute wieder in die sichere Dunkelheit abzutauchen, sondern verputzte sie gierig an Ort und Stelle. Dass das Essen mittlerweile kalt geworden war, schien ihn nicht im Geringsten zu stören und nachdem er seine Mahlzeit beendet hatte, strich er sich zufrieden über seinen gesättigten Bauch und brummte anerkennend. Er hatte lange dort im Dunkeln an einen Baum gelehnt gestanden und mit sich gerungen. Er hatte sehen können wie seine Angreifer einer nach dem anderen von der Lagerstelle verschwanden und der Duft, den ihr Essen verströmte, hatte seine Nase gekitzelt, doch vielleicht war das alles nur eine Falle. Ein Trick um ihn aus seinem Versteck zu locken. Er konnte nicht wissen, was diese Leute mit ihm vorhatten. Er war lange nicht auf dieser Insel gewesen. Früher war sie unbewohnt gewesen und manchmal hatte er sich hier nach einem seiner langen Schwimmausflüge ausgeruht. Diese Fremden waren ihm nicht geheuer. Er wollte ihnen nicht trauen auch wenn der Verband an seinem Bein darauf hinweisen könnte, dass sie ihm vielleicht doch nichts böses wollten. Normalerweise wäre es für ihn kein Problem gewesen sich auf so einer Insel selber zu versorgen. Er war ein guter Jäger und Spurenleser und seinen Augen entging nur selten eine Bewegung, aber in seinem jetzigen Zustand blieb ihm einfach nichts anderes übrig als diese Almosen anzunehmen. Einerseits fühlte er sich schlecht als er denn Eintopf in sich hineinschlang und er blickte sich dabei ständig hektisch um, doch nach einer Weile siegte sein Heißhunger und der köstliche Geschmack seiner Beute gab ihm den Rest. Lag es daran, dass er nach all den Strapazen völlig ausgehungert war oder hatte er wirklich noch nie so etwas gutes gegessen? Kein Krümel blieb auf dem Teller zurück und er wischte sich den Mund gleich dreimal mit dem Handrücken ab um auch ja nichts zu vergeuden. Wie gerne hätte er sich jetzt wieder neben das Feuer gelegt und ein kleines Verdauungsschläfchen gehalten, aber so sehr waren seine Sinne dann doch noch nicht benebelt. Das war es doch, was sie wollten. Sie wollten ihn einlullen und in Sicherheit wiegen um ihm dann im Schlaf aufzulauern. Aber nicht mit ihm. Er würde sie ausspionieren und ihre Schwächen auskundschaften. Denn allzu schnell würde er von dieser Insel nicht wegkommen und solange er hier festsaß, musste er wissen womit er es zu tun hatte. Langsam schlich er auf die kleine Hütte zu, die auf ihn ziemlich windschief und zusammengeschustert wirkte. Diese Leute hatten wohl nicht wirklich viel Ahnung vom Überleben in der Wildnis. Andererseits war das vielleicht auch nur Teil ihres teuflischen Plans... Er schlug sich selber vor die Stirn um diese paranoiden Gedanken aus seinem Kopf zu verscheuchen und betrat so leise wie möglich die kleine Veranda. Als er vorsichtig durch eins der Fenster blickte, entdeckte er die drei Inselbewohner, die friedlich auf ihren Matten schliefen. Der Dicke mit den haarigen Armen lag auf dem Rücken. Aus seinem offenen Mund drang ein penetrantes Schnarchen und bei jedem seiner Atemzüge tanzte sein Bart munter auf und ab. Der kleine Kerl mit der Mädchenstimme hatte sich zu einer Kugel zusammengerollt und sah sogar im Schlaf noch furchtbar ängstlich aus. Und direkt neben dem Fenster schlief das Mädchen, wegen dem sein Magen endlich aufgehört hatte so einen Aufstand zu machen. Der Mond warf sein blasses Licht durchs Fenster und ließ ihre blonden Haare glänzen. Als sie vorhin versucht hatte ihn festzuhalten, hätte er sie auch fast gebissen, aber ihre Stimme und ihre Augen hatten ihn verunsichert. Er hatte wenig Erfahrung mit Mädchen. Zugegeben hatte er allgemein wenig Erfahrung beim Umgang mit anderen. Sein Kopf zuckte ruckartig Richtung Tür als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm. Der kleine gefleckte Hund, den er vorhin bei den anderen gesehen hatte, kam aus der Hütte spaziert und sah ihn jetzt prüfend an. Würde das Tier Alarm schlagen und ihn verraten? Hätte er dann noch genug Zeit um sich zu verstecken? Und warum zum Teufel trug dieser Köter einen Hut?? Beide starrten sich eine Weile lang an und keiner von ihnen rührte sich vom Fleck. Doch dann schien der Vierbeiner sich entschieden zu haben und kam langsam auf sein Gegenüber zu. Auch der Zweibeiner hatte sich gegen eine Flucht entschieden und wartete weiter ab. Erst jetzt bemerkte er, dass der Hund etwas im Maul trug, das er ihm jetzt bereitwillig vor die Füße legte. Der Junge beugte sich hinunter und hob das Fundstück auf. Es war ein schwarzes Stück Stoff. Ein Lächeln löste den erstaunten Gesichtsausdruck des Dunkelhaarigen ab. "Du hast mein Stirnband gefunden? Das hatte ich schon vermisst. Mir sind ständig die Haare ins Gesicht gefallen.", raunte er leise und mit einer routinierten Handbewegung knotete er sich das Tuch um den Kopf. Dann setzte er sich neben den ehrlichen Finder und kraulte ihm die Ohren. "Danke, Kumpel. Ich schulde dir was. Du heißt Buster, stimmt's? Ich hab vorhin gehört, dass sie dich so genannt haben. Ich bin übrigens Jaguchi. Freut mich, dass es jedenfalls einen anständigen Typen auf dieser Insel gibt...", fügte er hinzu und achtete dabei darauf seinen Lautstärkepegel so niedrig wie möglich zu halten. Buster gab ein wohlwollendes Gähnen von sich und legte seinen Kopf auf Jaguchi's Schoß. "Ich wusste gleich, dass du nicht so ein schlechter Kerl sein kannst...", ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihm und brachte Jaguchi dazu hektisch aufzuspringen. Sein Bein dankte es ihm, indem es einen stechenden Schmerz durch seinen Körper jagte, der ihm Tränen in die Augen trieb. "Solche Aktionen solltest du vielleicht für eine Weile bleiben lassen. Norman hat gesagt, dass die Wunde wohl etwas Zeit braucht um wieder richtig zusammenzuwachsen.", sagte Bunny und grinste ihn an. Irgendwie hatte sie geahnt, dass sie diesen Typen noch einmal wieder sehen würde. Aber das es so schnell gehen würde... "Woher willst du wissen, dass ich kein schlechter Kerl bin? Du kennst mich doch überhaupt nicht. Vielleicht bin ich ja gekommen um euch alle im Schlaf zu erwürgen oder vielleicht will ich deinen Hund hier als Geisel nehmen.", erwiderte Jaguchi grimmig, doch das Mädchen schien ihn nicht ernst zu nehmen. Ihr Grinsen machte ihn wütend und er konnte das Blut in seinem Kopf rauschen hören. Sie machte sich über ihn lustig. Dafür würde sie bezahlen müssen. Und ihre Freunde sowieso. "Naja, Buster hat eine ganz gute Menschenkenntnis und dich scheint er ja zu mögen. Hat dir das Essen geschmeckt? Mehr ist leider nicht da, aber morgen macht Norman dir sicher ein paar leckere Spiegeleier, wenn du dich bei ihm wegen deiner Bissattacke von vorhin entschuldigst.", kicherte Bunny. "Soll ich mir noch mal deinen Verband angucken. Der sieht ja schon ganz schön ramponiert aus...", fuhr sie fort und ging ein paar Schritte auf den Jungen zu. Als sie ihre Hand ausstreckte um den Verband genauer unter die Lupe zu nehmen, wurde es Jaguchi endgültig zu viel. Er schubste sie unbeholfen zurück, so dass sie nach hinten stolperte und vor Schreck auf ihrem Allerwertesten landete. Wortlos und mit großen Augen saß sie da und starrte ihn an als wenn er von einem anderen Stern kommen würde. Schon tat es ihm leid, aber jetzt konnte er nicht mehr zurück. "Ich brauche keine Almosen von euch Freaks, verstanden? Und ich werde mich auch ganz bestimmt nicht bei diesem Schwabbel entschuldigen. Schließlich hat er mich festgehalten und nicht umgekehrt. Und deine gespielte Fürsorge kannst du dir sonst wohin stecken. Darauf fall ich nicht rein! Lasst mich bloß in Ruhe, sonst muss ich hier ganz andere Seiten aufziehen!!", rief er aufgeregt und versuchte dabei durch Lautstärke die Unsicherheit in seiner Stimme zu verbergen. Schon drangen Stimmen aus der Hütte und Buster begann böse zu knurren und so trat Jaguchi hastig seinen Rückzug an. Irgendwie war das alles nicht so verlaufen wie er es geplant hatte... Nur ein paar Sekunden später kam Norman mit einem Fleischklopfer bewaffnet aus der Hütte gestürmt und blickte wild um sich. "Wo ist der Mistkerl? Den knöpf ich mir vor!!", brüllte er und wäre beinah über Bunny gestolpert, die immer noch völlig perplex auf dem Boden hockte. "Er ist schon weg...", murmelte sie leise und sah Norman fragend an. Ihr war klar, dass auch er ihr nicht erklären konnte, was hier gerade passiert war, doch selber konnte sie sich erst recht keinen Reim darauf machen. "Hat er dir was getan?", fragte Norman besorgt und half ihr auf. Auch Joe hatte sich jetzt nach draußen getraut, obwohl er sich immer noch nervös an die Hüttenwand drückte und ängstlich die Umgebung beobachtete. "Ich sag's ja nicht gerne, aber: Ich hab's euch ja gesagt! Der Kerl ist gefährlich! Wenn wir nicht bald von hier abhauen, wird er uns alle niedermetzeln und unsere Reste panieren und braten.", wimmerte er leise und sank langsam zu Boden. "Mir geht's gut. Aber Joe hat Recht. Wir sollten wirklich bald aufbrechen. Ich will keine Zeit mehr vergeuden. Schließlich wartet die Grand Line auf uns!", versuchte Bunny das Thema zu wechseln, doch ihr Lächeln war aufgesetzt und als sie wenig später im Dunkeln auf ihrer Matte lag, hatte sie ganz andere Dinge als Seekarten und Schätze im Sinn. Was war passiert? Was hatte sie getan, dass er auf einmal so reagiert hatte? Und warum suchte sie die Schuld bei sich? Schließlich hatte er sie jetzt schon zum zweiten Mal angegriffen. Vielleicht war Buster als Menschenkenner doch nicht so unfehlbar und dieser Kerl war doch nur ein Idiot... Es war völlig sinnlos und die reinste Zeitverschwendung weiter darüber nachzudenken und trotzdem wälzte sich der Kapitän unserer kleinen Piratenbande die ganze Nacht unruhig hin und her und schlief erst ein als der nächste Tag schon zu dämmern begann. Und so ging es nicht nur ihr... ________________________________________________________________________________ Backstage: Hallo?? *vorsichtig um die Ecke lug* Kennt ihr mich noch? Ich bin die, die das letzte Mal im September 2004 ein Kapitel dieser FF gepostet hat... Mein Gott, ich schäme mich! -.- Ich hatte keine Ahnung wie absolut ätzend so eine Schreibblockade sein kann!! Es hat mich so viel Mühe gekostet dieses Kapitel fertig zu schreiben und ich bin trotzdem nicht wirklich zufrieden damit. Und wenn es da draußen tatsächlich noch Leute gibt, die sich für meine kleine Geschichte interessieren und die jetzt die Hoffnung haben, dass ich meine Blockade endlich überwunden habe und von nun an wieder regelmäßig weiter schreiben werde, muss ich euch wohl leider enttäuschen, denn ich habe die ungute Befürchtung, dass es genauso weitergehen wird. Ich stecke zu diesem Zeitpunkt irgendwie in einer Sackgasse. Für den späteren Verlauf der Geschichte hab ich genug Ideen, aber ich hab leider keine Ahnung wie ich da hin kommen soll. Es ist zum Verrückwerden!! *haare rauf* Aber genug von meiner Frustration! Was kann ich über das Kapitel sagen? Ich habe einen neuen Charakter eingeführt: Jaguchi (ein japanischer Name, der zu deutsch "Wasserhahn" bedeutet. Okay, ich gebe zu, die Idee stammt nicht von mir... ^^") Wer die FAs meiner Schwester kennt, weiß auch schon wie er aussieht. Das war sozusagen der letzte Teil der Geschichte, der es noch ins Storyboard des geplanten Doujis geschafft hat, bevor es eingestampft wurde... Nach all den Gastauftritten brauchte ich einfach mal wieder einen ganz neuen Charakter um ein bisschen Schwung in die Geschichte zu bringen. Und da Joe und Norman ja beide ganz pflegeleichte Kerlchen sind, wollte ich mal jemanden vorstellen, der nicht ganz so nett ist (so scheint es jedenfalls ^^). Also, ich gebe euch die Erlaubnis ihn zu hassen. Ihr dürft ihm auch Hasspost schreiben, die ich dann an ihn weiterleiten werde XD. Außerdem ist mir aufgefallen, dass Joe immer mehr zum Angsthasen der Gruppe mutiert. Ich glaube bald hat er sogar Angst vor seinem eigenen Schatten. Aber keine Angst (XD), ich habe noch etwas besonderes mit ihm vor. (Wenn ich denn jemals so weit kommen sollte...) Okay, mehr fällt mir dazu jetzt nicht ein. Über ein paar aufmunternde oder sonst wie geartete Kommies würde ich mich riesig freuen! Von so was lebt der gebeutelte FF-Schreiber ^^ VLG Eure sich schämende Bunny *wink* Kapitel 8: Fly to the Rescue ---------------------------- Bunny blickte dem nächsten Tag mit geränderten Augen entgegen und ihre Verwirrung der letzten Nacht hatte sich nach einigen schlaflosen Stunden in miese Laune verwandelt. Nach dem Aufstehen machte sie sich sofort daran die letzten Vorbereitungen für die Abfahrt zu treffen. Joe und Norman versuchten anfangs noch sie auf die gestrige Situation anzusprechen doch Bunny blockte alles mit einem unverständlichen Grummeln und einem bösen Blick ab. Sie wollte von diesem Kerl nichts mehr wissen und damit basta! Bei diesem vorgelegten Tempo war die Truppe schon nach dem Mittagessen bereit zum Ablegen und so kam es, dass sich die "Fräulein Akyoo" an diesem Tag in der Hitze der Mittagssonne langsam vom Strand der Insel entfernte und aufs offene Meer hinaussegelte. Norman stand an der Reling und blickte sehnsüchtig auf den Ort zurück, der für einige schöne Monate sein Zuhause gewesen war. "Ich werde das alles vermissen.", seufzte er und wendete traurig den Blick vom weißen Sandstrand und den sich sanft im Wind wiegenden Kokospalmen ab. "Es war alles so ruhig und friedlich. Obwohl... hier ist ja im Moment auch nicht so viel los...", fügte er hinzu und sah sich suchend um. "Bunny sitzt oben im Ausguck. Sie wollte die Flagge aufhängen und ist seitdem noch nicht wieder runtergekommen.", beantwortete Joe seine ungestellte Frage. "Dieser Bursche muss ihr ja echt ganz schön zugesetzt haben. So hab ich sie noch nie erlebt. Vielleicht sollte ich ihr ein paar leckere Kekse backen um sie etwas aufzuheitern. Das lenkt mich auch ein bisschen ab.", überlegte Norman und begab sich in die Kombüse. Der Duft von frischem Gebäck schien wirklich seine Wirkung getan zu haben, denn kurze Zeit später gesellte sich auch der Kapitän zur Mannschaft in die Küche. "Schon gut. Ich hab mich abgeregt.", sagte Bunny mit einem verlegenen Grinsen als die anderen beiden sie besorgt musterten. "Riech ich hier etwa Kekse??", fragte sie, doch bevor überhaupt jemand antworten konnte, hatte sie sich schon auf die duftenden Plätzchen gestürzt. "Die schmecken einfach super. Wo hast du nur immer die Rezepte her?", wendete sie sich mit noch halbvollem Mund dem Meisterkoch zu. "Das Rezept ist von Claire...", erwiderte dieser mehr in Gedanken. Da Norman sich nicht anschickte weiter zu sprechen sondern es vorzog verträumt in die Gegend zu starren, bohrte Bunny weiter nach. "Und wer ist Claire? Deine Mutter??", machte sie ihrer Neugier Luft. "Meine Frau...", gab Norman knapp zurück, doch sah er sie dabei immer noch nicht direkt an. "Du bist verheiratet??", platzte Joe heraus und vor lauter Überraschung glitt ihm der Atlas, mit dem er sich in den letzten Tagen ständig beschäftigt hatte, aus den Händen und knallte auf den Küchentisch. Erst jetzt blickte Norman auf und lächelte. "Ist das so ungewöhnlich?", fragte er und Joe's Nasenspitze färbte sich rot. "Tut mir leid. So war das nicht gemeint. Aber warum willst du denn als Pirat zur See fahren wenn zu Hause deine Frau auf dich wartet?", stammelte er entschuldigend. Norman sah ihn einen Moment nachdenklich an bevor er antwortete. "Das hab ich nicht gesagt. Zu Hause wartet niemand auf mich." "Seid ihr geschieden?", erkundigte sich Bunny und Norman kam sich langsam ein bisschen vor wie bei einem Kreuzverhör. Wieder schwieg er eine Weile. Es fiel ihm schwer darüber zu reden, aber er wusste auch, dass er sich seinen neuen Freunden getrost anvertrauen konnte. Sie mochten noch keine Erwachsenen sein, aber sie waren sicher alt genug um seine Situation zu verstehen. "Nein, nie im Leben hätte ich mich von ihr scheiden lassen. Sie ist die tollste Frau auf der Welt. Ich hab sie auf einer meiner Reisen kennen gelernt. Sie betrieb ein kleines Restaurant auf einer Insel im South Blue. Ich habe mich sofort in sie verliebt. Und in ihre Kekse...", wieder umspielte ein verträumtes Lächeln sein Gesicht. "Ich blieb bei ihr auf der Insel und nur ein paar Monate später haben wir geheiratet. Ich konnte mein Glück gar nicht fassen. Ich hätte nie gedacht, dass sich so eine Frau mit einen Kerl wie mir abgeben würde. Doch das tat sie. Jedenfalls bis zu diesem einen Tag im Herbst vor zwei Jahren. Sie fuhr mit unserem kleinen Boot raus um wie gewöhnlich ein paar Besorgungen auf der Nachbarinsel zu machen. Als sie aufbrach strahlte die Sonne und am Himmel war keine Wolke zu sehen doch schon bald schwenkte das Wetter um und ein starkes Gewitter kam auf. Ich stand stundenlang am Hafen und wartete auf ihre Rückkehr, doch sie kam nicht zurück. Sie haben tagelang nach ihr gesucht. Und als sie die Suche aufgaben, habe ich alleine weiter nach ihr gesucht. Wochenlang bin ich jeden Tag raus gefahren und habe jeden Winkel nach ihr abgesucht. Ich hab mir die Seele aus dem Leib geschrieen, aber sie hat mir nicht geantwortet... Nach einigen Monaten hab ich die Insel verlassen. Ich konnte es nicht ertragen dort ohne sie zu sein. Aber ich denke jeden Tag an sie...", erzählte Norman mit leiser Stimme. Bunny spürte einen dicken Kloß in ihrem Hals. Sie kannte Norman zwar noch nicht sehr lange aber sie hätte nicht gedacht, dass sie ihn jemals so traurig erleben würde. Ihren sonst so munteren Kumpel so zu sehen, tat ihr weh und da sie nicht wusste was sie sagen sollte, rutschte sie wortlos zu ihm hinüber und umschlang den Umfang seines fülligen Bauches, den sie mit ihren Armen umspannen konnte. "Danke Kleines.", flüsterte Norman und drückte sie an sich. Auch Joe, der von der Situation ganz gerührt war, stand nun auf um sich an der Umarmung zu beteiligen, doch plötzlich machte das Schiff einen unerwarteten Ruck nach vorne und er legte sich stattdessen flach aufs Gesicht. "Was war das?", rief Bunny und sprang aufgeregt vom Tisch auf. Sie konnte sich gerade noch auf den Beinen halten als das Schiff erneut durchgeschüttelt wurde. Dann riss sie die Kombüsentür auf und rannte an Deck. Als sie nach den anderen rief, waren diese bereits an Deck getreten und starrten ungläubig nach draußen. Der Himmel, der vor kurzer Zeit noch wolkenlos gewesen war, hatte sich in eine Wand aus tiefgrauen Gewitterwolken verwandelt und ein starker Wind peitschte das Meer zu gewaltigen Wellen auf, die sich nun an ihrem Schiff brachen. Das Rauschen des Wassers und das Heulen des Windes, der unbarmherzig gegen die Segel blies, vermischten sich zu einem ohrenbetäubenden Lärm, gegen den Bunny jetzt anzubrüllen versuchte. "Wir müssen die Segel einholen oder der Wind bricht uns dem Mast ab!", schrie sie und sofort machten sie sich daran die Seile zu lockern um die arg gebeutelten Segeltücher hochzuziehen. Doch es gab ein Problem. "Da oben klemmt irgendwas. Jemand muss hochklettern und es losmachen.", rief Norman. Bunny hatte schon einen Fuß auf die Leiter am Mast gesetzt als Joe sie zurückhielt. "Ich hab keine Lust dich noch mal aus dem Wasser zu ziehen. Ich klettere da hoch!", brüllte er und der Wind übertönte das merkliche Zittern seiner Stimme. Bunny blickte ihn wie vom Donner gerührt an doch schon hatte er sie zur Seite geschoben und begann die Leiter hinaufzusteigen. Sie wollte ihm sofort hinterher klettern, doch Norman packte sie am Arm und schüttelte den Kopf. "Es hat keinen Zweck wenn ihr beide da hoch steigt. Lass ihn das machen! Hilf mir lieber die Kisten an Deck festzubinden.", rief er und zögernd kam Bunny seiner Aufforderung nach. Fast alle Kisten waren bereits sicher vertäut als beide von oben ein verzweifeltes Schreien hörten. Als sie aufblickten, sahen sie wie Joe kopfüber am Segel hing. Einer seiner Füße hatte sich im Seil verfangen und jetzt baumelte er hilflos und durch den Wind gefährlich hin- und hergeschaukelt in einigen Metern Höhe über ihren Köpfen. Selbst seine Brille hatte der Sturm bereits fortgerissen was seine Lage nicht gerade verbesserte. "Verdammt! Der kann auch nichts alleine!!", fluchte Bunny und hetzte hinüber zum Mast, den sie jetzt ohne Zögern empor kletterte. Als sie etwa auf gleicher Höhe angekommen war, versuchte sie sich langsam zu Joe hinüberzuhangeln. Mit aller Kraft krallte sie sich in den Maschen des Seils fest um bei dem Geschaukel nicht den Halt zu verlieren. Sie sah Joe's verschüchtertes Gesicht. Seine Augen waren starr vor Angst. Nach einigen erfolglosen Versuchen schaffte sie es endlich seine Hand zu packen und zog ihn zu sich heran. Joe klammerte sich an sie und sie konnte spüren wie sein ganzer Körper zitterte. "Halt dich gut an mir fest!", rief sie und begann vorsichtig seinen Fuß aus der Schlinge zu befreien. Gerade als sie es geschafft hatte den Knoten zu lösen und Norman nach unten zurief, er solle jetzt schnell das Segel einholen, erhellte ein gleißender Blitz die Umgebung, der von einer kräftigen Windböe begleitet wurde. Vielleicht war dieser Windstoß wirklich stärker als die bisherigen gewesen oder vielleicht hatten Bunny's Hände nach der ganzen Zeit auch einfach keine Kraft mehr gehabt. Jedenfalls schaffte es der Wind die beiden mit sich zu reißen und ließ sie durch die Luft fliegen um sie kurz darauf über der tobenden See wieder freizulassen. Immer noch krallte sich Joe an Bunny's Hand fest auch wenn das eiskalte Wasser ihm den Atem stocken ließ. Durch die über ihm kollidierenden Wellen versuchte er das Schiff auszumachen und er glaubte entfernt Fetzen von Norman's Rufen hören zu können. Doch er hätte genauso gut eine Augenbinde tragen können, denn selbst mit Brille hätte er hier nicht mal die Hand vor Augen sehen können. Also versuchte er blindlings Norman's Stimme entgegen zu schwimmen und zog dabei Bunny hinter sich her, deren Körper keine Eigenbewegung mehr erkennen ließ. Alles erinnerte ihn an seine letzte Rettungsaktion doch das hier war unendlich viel schlimmer. Aber er durfte jetzt nicht aufgeben. Er hatte sie in diese Situation gebracht und er musste alles dafür tun sie wieder hier rauszuholen. Plötzlich stieß seine Hand auf etwas festes, das vor ihm im Wasser schwamm und er hielt sich instinktiv daran fest. Sofort begann sich der Gegenstand zu bewegen und Joe spürte wie sie vorwärts gezogen wurden. Immer deutlicher hörte er jetzt Norman's Stimme, die ihm befahl sich am Rettungsring festzuhalten. Doch die nächste große Welle war bereits im Anmarsch und brach über Joe's Kopf zusammen. Eine große Menge Meerwasser fand den Weg in seine Luftröhre und der darauf folgende Hustenanfall schüttelte seinen Körper so sehr durch, dass Bunny's Hand aus seiner glitt und die Strömung sie davon trieb. Joe schrie entsetzt auf und versuchte verzweifelt nach ihr zu greifen doch er spürte nur wie das Wasser durch seine Finger rann. Selbst als Norman ihn an Bord gezogen hatte, konnte er nicht aufhören zu schreien obwohl er seine Stimme bereits fast verloren hatte. Doch sie antwortete ihm nicht. Norman stand wortlos neben ihm und starrte aufs Wasser hinaus. Er fühlte sich wie in einem Albtraum. Das Meer musste verflucht sein. Warum riss es jetzt schon zum zweiten Mal einen geliebten Menschen aus seinem Leben? *** "Da haben wir aber einen hübschen Fang gemacht, was Jungs?", dröhnte eine raue Stimme in ihrem Kopf, die von einem mehrstimmigen, dreckigen Lachen gefolgt wurde. "Aye Käpt'n. Ganz frische Beute...", ertönte jetzt eine weitere Stimme. Bunny versuchte die Augen zu öffnen, doch obwohl die Umgebung nur vom schummrigen Schein einiger Laternen erhellt wurde, brannte ihr das Licht in den Augen und so kniff sie sie schnell wieder zu. Das Schwindelgefühl ließ sich dadurch leider nicht beseitigen. Alles um sie herum schien sich zu drehen und ihr war wahnsinnig schlecht. Außerdem fror sie wie ein Schneider, der nachts im tiefsten Winter nackt beim Eisfischen sitzt und dabei gefrorene Himbeeren futtert. Doch ihre Regungen waren nicht unbemerkt geblieben. "Sieh an, unser Dornröschen kehrt zurück aus dem Reich der Träume. Da waren wohl zu viele Erbsen unter ihrer Matratze...", giggelte einer der Anwesenden. "Das mit der Erbse war nicht bei Dornröschen, du Trottel!", giftete jemand anders ihn an. Als Bunny sich dazu entschloss ein weiteres Mal die Augen zu öffnen, blickte sie direkt in das Gesicht eines Mannes, dessen Bart unterm Kinn zu zwei kleinen Zöpfen geflochten war. Die Enden hatte er sogar mit zwei Perlen fixiert. "Hallo Missy.", raunte er ihr zu und sein dreckiges Grinsen entblößte eine gehörige Portion Edelmetall, dass sich zwischen seinen Zähnen breit gemacht hatte. "Wie schön, dass du dich zu uns gesellst. Die Jungs und ich waren schon etwas einsam...", fuhr er in einem leicht lallenden Tonfall fort und aus so unmittelbarer Nähe stieg Bunny sein stark nach Rum riechender Atem in die Nase. "Hallo..." erwiderte Bunny zögerlich. Ihre Stimme krächzte bereits bei diesem einen Wort und machte ihr erst jetzt richtig bewusst wie sehr ihr Hals schmerzte. Wahrscheinlich hatte sie sich bei ihrem Bad im Meer eine Lungenentzündung geholt. Viel mehr wunderte es sie aber, dass sie überhaupt noch lebte. Wieder drangen ihr die Bilder der letzten Ereignisse ins Gedächtnis. Was war mit den anderen? Nachdem sie ins Wasser gefallen war, konnte sie sich an nichts mehr erinnern. Im Moment blieb ihr allerdings keine Zeit weiter darüber nachzudenken, denn der Rumtrinker verlangte wieder nach ihrer Aufmerksamkeit. Er kam mit seinem Gesicht noch ein Stück näher an sie heran und seine Augen sahen aus, als hätte er etwas zu tief in die Kiste mit den schwarzen Kajalstiften gegriffen. "Du zitterst ja, Liebes. Kein Wunder bei den nassen Klamotten. Soll ich dir beim Umziehen helfen?", fragte er immer noch grinsend und versuchte ihr am Körper klebendes T-Shirt hochzuziehen. Wie aus Reflex stieß Bunny seine Hand zurück und gab ihm obendrauf noch eine gepfefferte Ohrfeige. Die Umstehenden, die bis eben noch munter gegrölt hatten, verstummten plötzlich. Wie zur Salzsäule erstarrt glotzte der Kerl sie mit seinen Schwarzgeschminkten Augen überrascht an. Dann drehte er sich langsam um. "Hab ich die wirklich verdient?", fragte er und hielt sich die gerötete Wange. Einen Augenblick herrschte Schweigen und man sah viele verwirrte Gesichter. "Na auf jeden Fall, du Lustmolch!", platzte plötzlich eine dunkelhäutige Frau in der ersten Reihe heraus und erntete damit allgemeines Gelächter und anspornenden Applaus. "Ja, ich bin ein Flegel. Aber bei so hübschen, jungen Dingern kann ich mich einfach nicht zurückhalten...", erwiderte er gespielt verlegen und wendete sich dann wieder seinem Gast zu. "Und Manieren hab ich auch keine. Ich hab mich noch nicht mal vorgestellt. Na ja, einem Piraten kann man das verzeihen. Man kennt mich als den gefürchteten Kapitän Jack Sparrow. Dem Herrscher über die sagenumwobene Black Pearl samt ihrer verfluchten Besatzung. Und wer bist du, mein schönes Kind mit der Hammerfaust?", fragte er und wedelte dabei ein wenig unkoordiniert mit den Armen. Bunny überlegte einen Moment lang und sah ihr Gegenüber dabei forschend an. Den Piraten schien ihr Blick leicht zu irritieren und sein Grinsen wurde langsam kleiner. "Jack Sparrow? Nie gehört.", gab sie zu und dem berüchtigten Freibeuter der Meere fiel die Kinnlade runter. "KAPITÄN Jack Sparrow! Soviel Zeit muss sein! Und wieso hast du noch nie was von mir gehört? Hast du vielleicht die letzten zehn Jahre hinterm Mond gelebt?", fragte er mit leicht beleidigtem Unterton als er sich wieder gefangen hatte. "Tut mir leid. Eigentlich kenn ich mich mit Piraten ziemlich gut aus. Sind Sie denn wirklich so bekannt?", erwiderte Bunny und das Kichern aus dem Hintergrund wurde langsam immer lauter. Ohrfeigen war eine Sache, aber er würde sich doch nicht hier vor versammelter Mannschaft von so einem jungen Ding veralbern lassen. Dem musste schnellst möglich ein Riegel vorgeschoben werden. "Wer hat dich denn nach deiner Meinung gefragt? Halt gefälligst dein vorlautes Mundwerk oder ich schick dich gleich über die Planke! Und jetzt herrscht sofort Ruhe auf den billigen Plätzen, oder ich führe auf diesem Kahn die Prügelstrafe wieder ein, klar soweit?", fauchte Kapitän Sparrow aufgebracht und funkelte seine Crew böse an. "Aber die hast du doch nie abgeschafft, Chef!", warf ein kleinwüchsiger Kerl mit Augenklappe ein. "Ach ja? Na dann werde ich sie eben verschärfen. Und jetzt halt die Klappe oder ich fang gleich mit dir an!", zeterte sein Chef und man konnte förmlich sehen wie es in ihm brodelte. Der Zwerg schien das allerdings nicht bemerkt zu haben, denn er quasselte munter weiter. "Ui, da zittern mir aber schon die Knie. Wie gut, dass ich nicht so weit über den Fußboden rage. Da tut's nicht so weh wenn ich in Ohnmacht falle...", witzelte er und auch der Rest der Crew amüsierte sich köstlich. "Okay, Schluss mit lustig!", brüllte Sparrow und zog blitzschnell eine Pistole aus seiner Jacke, die er dem Witzbold jetzt bedrohlich nah an den Kopf hielt. "Du weißt wohl nicht wann es besser ist den Mund zu halten...", zischte er und legte genüsslich seinen Zeigefinger auf den Abschuss. Mit Genugtuung sah er zu wie dem Kerl der Schweiß ausbrach und auch die anderen ehrfürchtig verstummten. "'Tsch...'Tschuldigung B...Boss...", stammelte der Kleine und blickte ängstlich zu Boden. "So, jetzt tut es dir also leid... Wir rührend.", säuselte der Kapitän verächtlich und wollte gerade fortfahren den Missetäter weiter einzuschüchtern als er von einem lauten Niesen hinter sich unterbrochen wurde. Blitzschnell drehte er sich um und zielte mit seiner Waffe jetzt direkt auf Bunny, die sich die laufende Nase rieb und beim Anblick der Pistole einen spitzen Schrei ausstieß. "Ich hab doch gesagt, du sollst still sein, du dumme Göre!", brüllte er jetzt völlig außer sich und hielt sich die Ohren zu. "Es reicht!", zischte er und sein Flüstern klang in Bunny's Ohren noch viel bedrohlicher als sein Gebrüll. Dann packte er sie grob am Arm und zog sie mit sich an den anderen vorbei und aus der Kabine hinaus. Die völlig perplexe Bunny stolperte wortlos hinter ihm her. Als sie an Deck traten, konnte Bunny erkennen, dass das Unwetter in der Zwischenzeit nachgelassen hatte, obwohl immer noch ein eisiger Wind wehte, der bei ihr Zähneklappern verursachte. Sie wusste nicht einmal wie lange sie schon hier war. Aber da sie alleine im Meer nicht lange überlebt hätte und ihr Klamotten immer noch nass waren, konnte es noch nicht sehr lange her sein, dass sie über Bord gegangen war. Doch dieser Pistolenschwingende Pirat ließ ihr einfach keine Zeit über ihre Situation nachzudenken, denn schon schubste er sie in eine kleine Kajüte auf der anderen Seite des Schiffes und drückte sie in einen Sessel, der am Fenster stand. Wieder funkelte er sie mit seinen dunklen Augen an, die auf Bunny so unberechenbar wie die eines wilden Tieres wirkten. Wahrscheinlich würde er sie gleich anfallen... "Du willst dich also über mich lustig machen.", raunte Sparrow und wieder wehte Bunny seine Rumfahne entgegen. "Aber ich hab doch nur geniest!", versuchte sie sich zu rechtfertigen, doch ihr war schon vor seiner Antwort klar, dass ihn das nicht besänftigen würde. Und wieder hob er seine Pistole und ließ Bunny einen Blick in deren pechschwarzen Lauf werfen. Langsam aber sicher wurde ihr die ganze Sache zu ungemütlich. Sie könnte ihn zwar immer noch mit einem Stromstoß außer Gefecht setzen, aber sie zweifelte schon jetzt daran, dass so eine Aktion ihre Lage wirklich verbessern würde. Deswegen blickte sie Sparrow nun direkt in die Augen und versuchte mit so ruhiger Stimme wie gerade möglich auf ihn einzureden. "Es tut mir wirklich leid, wenn ich Sie irgendwie beleidigt haben sollte. Das war bestimmt nicht meine Absicht. Und dass ich noch nie von Ihnen gehört habe, muss ja nichts schlechtes heißen. Ich bin mir sicher, dass Sie ein sehr fähiger Pirat sind. Aber im Moment regen Sie sich wirklich grundlos auf. Ich will einfach nur wieder zu meinem Schiff zurück und dann ein langes, heißes Bad nehmen.", erzählte sie langsam und hielt dabei dem Blick des Piraten stand, der sie eine Weile nachdenklich ansah. "Jedenfalls bist du kein Feigling.", erwiderte Jack Sparrow und ließ seine Pistole langsam sinken. Bunny entfuhr ein erleichterter Seufzer gefolgt von einem weiteren Niesen. "Und du solltest doch deine nassen Sachen ausziehen.", wiederholte er seinen Vorschlag. "Pfoten weg!!", rief Bunny und verschränkte abwehrend ihre Arme vor der Brust. "Ja ja, tut mir leid wegen vorhin.", grinste Jack und hob beschwichtigend die Hände. "Ich sag den Jungs sie sollen das Wasser für den Waschzuber heißmachen und Maria soll dir ein paar von ihren Klamotten borgen, sonst holst du dir hier noch den Tod. Und bis dahin... Nimm die hier.", fügte er hinzu und zog seine Jacke aus um sie Bunny über die Schultern zu legen. Dann verschwand er aus der Kajüte und Bunny starrte ihm ungläubig hinterher. Dieser Typ war wirklich unberechenbar. Zuerst hätte er aus ihr fast Schweizer Käse gemacht und jetzt war er auf einmal die Freundlichkeit in Person. Aus Piraten wurde man einfach nicht schlau. Erst da fiel ihr wieder ein, dass sie ja mittlerweile selber zu dieser Zunft gehörte und sie musste unweigerlich grinsen. Dann machte sie es sich in dem Sessel gemütlich und kuschelte sich in die noch warme Jacke. Ein paar Stunden später war Bunny's Körper wieder einigermaßen aufgewärmt und ihre Klamotten hingen zum Trocken über der Feuerstelle in der Kombüse. Die dunkelhäutige Frau von vorhin, die sich als Maria herausstellte, hatte ihr eine abgewetzte Lederhose und ein weißes Hemd geliehen und die trug sie jetzt zusammen mit Jack's Jacke, deren Besitzer ihr gegenüber am Küchentisch saß und ihr aufmerksam zuhörte als sie ihm die Geschichte ihrer bisherigen Piratenlaufbahn bis hin zu ihrem ungewollten Bad im Meer erzählte. "Bis jetzt haben wir in der Nähe noch kein anderes Schiff gesichtet, aber wir halten natürlich die Augen offen. Allzu weit können deine Freunde ja bis jetzt noch nicht gekommen sein.", sagte Jack nachdem sie geendet hatte und schenkte ihr ein zuversichtliches Lächeln. "Obwohl ich natürlich schwer hoffe, dass du noch eine Weile bei uns bleibst. Wir haben so selten Damenbesuch.", fügte er hinzu und Bunny stimmte in sein Gelächter ein. Sie konnte es natürlich nicht abwarten ihre Freunde wieder zu sehen um herauszufinden wie es ihnen ergangen war, aber sie musste zugeben, dass sie wirklich Glück gehabt hatte hier zu landen und nicht als Wasserleiche irgendwo auf dem Grund des Ozeans zu enden. -------------------------------------------------------------------------------- Backstage: Was?? Schon zu Ende?? Skandal!!! Tja, dieses Kapitel ist ein bisschen kürzer als die anderen, aber eigentlich ist es ja auch noch nicht zu Ende. Ich fand nur diese Stelle ganz passend zum aufhören. Außerdem muss man mir einen enormen Bonus anrechnen, weil ich mich so beeilt habe. Ja, die lieben Kommies meiner treuen Fans haben mich ehrlich angespornt. ^^ Also, wo fang ich an? Dieses Kapitel ist irgendwie in zwei Teile geteilt. Der erste Teil ist für meinen Geschmack ein bisschen sehr dramatisch ausgefallen, aber als ich einmal damit angefangen hatte, konnte ich nicht mehr aufhören... XD Diese ganze Rettungsgeschichte hatten wir zwar schon mal in einem vorherigen Kapitel, aber sie passte mir gerade so gut ins Konzept. Man möge mir diese dreiste Wiederholung in ein und derselben Geschichte verzeihen. Der zweite Teil ist dafür wieder etwas lustiger und gefällt mir auch besser. Was natürlich nicht zuletzt am Gastauftritt von unserem allseits geliebten KAPITÄN Jack Sparrow liegt. Ich habe mir als Anschauungsmaterial sogar extra die "Fluch der Karibik" DVD gekauft (na ja, eigentlich auch weil ich diesen Film so liebe!! ^^). Wie gesagt, ist dieses Kapitel inhaltlich eigentlich noch nicht zu Ende, also könnt ihr euch auch auf ein Wiedersehen mit ihm freuen. (Ich freu mich auch schon sehr! XD) Leute, die sich in diesem Kapitel auf ein Wiedersehen mit dem paranoiden Herrn Wasserhahn gefreut haben, musste ich leider enttäuschen. Ich hatte am Anfang vor ihn wieder einzubauen, aber dann hab ich mich im Verlauf doch dagegen entschieden. Aber habt Geduld. Vielleicht taucht er demnächst mal wieder auf... So, und jetzt zu einer neuen Rubrik *trommelwirbel*: "Bunny beantwortet Fanfragen" 1. Frage: "Welche Schuhgröße hat Bunny?" Antwort: Also, Bunny ist nicht besonders groß (aber doch größer als Lukas Hilbert XDD) und hat daher auch nicht so große Füße. Ihre Schuhgröße liegt zwischen 37 und 38. Außerdem trägt sie am liebsten Turnschuhe, obwohl sie sich für ihren neuen Job als Piratenkapitän sogar extra ein paar Lederstiefel besorgt hat. Die sind bei starkem Seegang einfach praktischer. 2. Frage: "Hat Norman Geschwister?" Antwort: Ja, Norman hat einen jüngeren Brüder. Er heißt Stan und ist im Gegensatz zu seinem Bruder hochgewachsen und ziemlich dürr. Leider ist er dafür ein bisschen doof... XD 3. Frage: "Was für'ne Zahnpasta benutzt Jáguchi?" Antwort: Jáguchi schwört auf eine Zahnpasta mit echtem Meersalz. Ist zwar nicht nach jedermanns Geschmack, aber seine perlweißen Beißerchen beweisen, dass sie gut funktioniert. 4. Frage: "Wie spät geht Joe ins Bett?" Antwort: Tja, früher als Joe noch bei seinen Eltern wohnte, hat seine Mutter immer darauf geachtet, dass er pünktlich um 22 Uhr im Bett lag wenn er am nächsten Tag zur Schule musste. Am Wochenende durfte er dann schon mal'ne Stunde länger aufbleiben. ^^ Seit er Pirat ist, läuft das natürlich nicht mehr so geregelt ab und er kann froh sein, wenn er noch genügend Stunden für seinen Schönheitsschlaf bekommt. 5. Frage: Womit wird Buster gefüttert?" Antwort: Wie schon mal erwähnt, frisst Buster am liebsten "Snickles". (Den Namen hab ich übrigens aus irgendeiner Full House-Folge geklaut. Da waren das aber keine Hundekuchen XD) Das sind so kleine Fleischtaschen. Für Buster ist das wahrscheinlich so was ähnliches wie die Scooby Snacks für Scooby Doo oder Lasagne für Garfield... ^^ Ansonsten wird er meistens mit Trockenfutter oder mit Resten vom Mittagessen gefüttert. Und wenn er Glück hat, kann er manchmal auch ein paar saftige Knochen beim Metzger um die Ecke abstauben. So, das waren erst mal alle Fragen. Wenn das so weiter geht, kann ich bald ein ganzes Kapitel mit dieser Rubrik füllen ^^ Aber ihr dürft mir natürlich gerne neue Fragen oder sonstige Anregungen schicken. Ich greife so was immer gerne auf. Dann danke ich zum Schluss noch mal meine liebsten Lesern: RoronoaZoro, Chibi-Luzi, Super-Inu, Shorty & Silver-Dragon. Was wäre ich nur ohne eure Unterstützung? Tausend Dank!! *umknuddel* Und ich bin extrem gespannt wie es mit der 2. Version zum Douji dieser FF weitergeht. Ich bin ehrlich gerührt, dass es vielleicht doch noch zustande kommt. Aber ich bin sehr kritisch wenn es um meine Babys geht, also streng dich an, Luzilein!! XDD So, nun ist auch Schluss mit der ganzen nebensächlichen Laberei! Bis zum nächsten Mal! Eure Bunny *wink* Kapitel 9: Hellhole straight ahead ---------------------------------- "Bunny? Hey Bunny!! Hörst du mir zu, du taube Nuss??" Bunny schreckte aus ihren Gedanken hoch und sah Jack an. "Was ist denn?", fragte sie verwirrt. Jack seufzte. "Ach gar nichts... Außer dass ich schon eine Weile versuche mich mit dir zu unterhalten und du nichts besseres zu tun hast als Löcher in die Luft zu starren.", erwiderte er entnervt. "Tut mir leid. Mir gehen einfach so viele Sachen durch den Kopf. Ich frage mich wie's meiner Mannschaft geht und ob ich sie jemals wiedersehen werde. Außerdem fang ich langsam an daran zu zweifeln, dass wir es irgendwann mal auf die Grand Line schaffen. Wir haben nicht mal einen richtigen Navigator...", murmelte Bunny und ließ den Kopf hängen. Jack sah sie einen Moment lang an bevor er seinen Stuhl geräuschvoll zurückschob und aufstand. Er war kurz davor die Kombüse zu verlassen doch dann blieb er hinter Bunny stehen und legte ihr die Hand auf die Schulter. "Du solltest besser aufhören in Selbstzweifeln zu versinken und etwas dagegen tun. Wenn du was über Navigation lernen willst, solltest du mal Gibbs fragen. Der kennt sich damit aus. Ich muss jetzt wieder zu den anderen.", sagte er und schon war er verschwunden. Bunny sah ihm nach oder vielmehr starrte sie jetzt die geschlossene Tür an. Irgendwie hatte er wohl Recht. Sie durfte sich nicht so einfach mit ihrem Schicksal abfinden. Also beschloss sie sich auf die Suche nach diesem Mr. Gibbs zu machen um zu sehen ob der ihr wirklich helfen konnte. Sie begab sich an Deck und schaute sich suchend um. Sie hatte bis jetzt noch nicht die Zeit gehabt sich mit dem Schiff und seiner Besatzung vertraut zu machen. Woher sollte sie wissen wer dieser Gibbs war und wo sie ihn finden konnte? Hilfesuchend wendete sie sich an den ersten Menschen, der ihr über den Weg lief. Es war ein schon ziemlich ergrauter Pirat, auf dessen Schulter ein blaugelber Ara saß. "Entschuldigen Sie, Sir. Sind Sie Mr. Gibbs?", fragte sie ihn höflich. Der Mann schüttelte nur wortlos den Kopf. "Ach so... Können Sie mir dann vielleicht sagen wo ich ihn finden kann?", hakte Bunny weiter nach. Ihr Gegenüber schüttelte erneut den Kopf. "Nicht? Kennen Sie ihn überhaupt?" Diesmal nickte er und schenkte ihr dabei ein Lächeln, das aus ziemlich wenigen Zähnen bestand. Langsam wurde es Bunny echt zu bunt. Der Kerl wollte sie wohl für dumm verkaufen. "Und warum wollen Sie mir dann nicht sagen wo er ist? So groß ist dieses Schiff doch auch nicht!", fauchte sie ihn an. Als der Mann endlich den Mund öffnete, stieß sie einen erleichterten Seufzer aus, doch anstelle einer Antwort streckte er ihr seinen Kopf entgegen und riss seinen Mund dann noch weiter auf, bis er aussah als wenn er gerade einen Termin beim Zahnarzt hätte. Bunny warf somit unweigerlich einen Blick in seinen Mundraum, in dem sie nicht nur einen Haufen faule Zähne entdeckte sondern auch feststellen musste, dass er dieser Mann keine Zunge mehr hatte... "Oh... tut mir leid. Das wusste ich nicht...", stammelte Bunny verlegen und trat einen Schritt zurück, da sein schlechter Atem ihr fast die Sinne raubte. "Polly will einen Kräcker.", meldete sich plötzlich der Papagei zu Wort und Bunny's verwunderter Blick heftete sich sofort an ihn. "Was?" "Polly will einen Kräcker.", wiederholte das Tier bereitwillig seine Forderung. "Ich hab keinen...", gab Bunny immer noch völlig verdutzt zurück. Der Vogel schwieg für einen Moment und es sah ein bisschen so aus als ob er nachdachte. "Hast du einen wenn Polly dir sagt wo Gibbs ist?", fuhr er dann fort. Bunny hatte angenommen, dass sie nach all ihren Abenteuern nichts mehr überraschen konnte, doch da hatte sie sich anscheinend geirrt. "Du... weißt wo er ist? Und... du willst mir diese Information für einen Kräcker verkaufen?", fragte sie ungläubig nach. "Aye. Deal?" "...Deal.", erwiderte Bunny und strumpelte zurück in die Kombüse um dem Koch einen Kräcker oder etwas ähnliches abzuschwatzen. Der schien über ihren Wunsch wenig überrascht. Anscheinend machte dieser Vogel so öfter Geschäfte... Nur wenig später, nachdem sie die Kräcker-Gebühr bezahlt hatte und Polly ihr endlich die langersehnte Information anvertraut hatte, betrat Bunny Gibbs' Kabine. Er war ein etwas rundlicher Mann, mit einem ungewöhnlich geformten Backenbart und freundlichen Augen. "Du willst was übers Kartenlesen lernen? Na da bist du hier richtig.", lachte er nachdem sie ihm ihr Anliegen vorgetragen hatte und führte sie zu einem großen Tisch auf dem ein großer Stapel Seekarten ausgebreitet lag. "Haben Sie die alle gezeichnet?", fragte Bunny und ließ ihre Finger ehrfürchtig über die Papiere gleiten. "Alle?? Gott bewahre! Ich hab auch noch was anderes zu tun. Aber ein paar sind schon von mir.", antwortete Gibbs mit ein wenig Stolz in der Stimme und beugte sich dann über ein besonders großes Exemplar. "Dann lass uns mal mit der Lehrstunde anfangen...", grinste er und so begann eine mehrstündige Sitzung, in der Bunny eine ganze Menge über das Lesen und Erstellen von Seekarten, die verschiedenen Seewinde und das Navigieren mit Hilfe der Himmelkörper erfuhr. Gibbs war ein geduldiger Lehrmeister und Bunny war selber überrascht wie schnell sie alles begriff. "Du scheinst wirklich ein Naturtalent zu sein.", bemerkte Gibbs anerkennend als Bunny ihm einen ihrer ersten Zeichenversuche vorlegte. "Es macht auch richtig Spaß! Nicht so wie in der Schule...", erwiderte Bunny und dachte mit Unbehagen an die Bulldogge und ihre Strafarbeiten zurück. "Dass du überhaupt die Schule besucht hast, verschafft dir gegenüber den meisten anderen Piraten einen Vorteil. Das kann manchmal ganz nützlich sein. Ich weiß wovon ich rede.", lachte der Navigator. Dann nahm er seine Lesebrille ab und rieb sich die Augen. "Aber für heute haben wir erst mal genug studiert, oder? Du kannst mir gerne noch ein paar Fragen stellen wenn du willst, aber meine alten Augen sind vom vielen Kartenlesen schon ganz erschöpft.", fügte er hinzu und ließ sich auf einen Stuhl sinken. Das ließ Bunny sich natürlich nicht zweimal sagen und so zog sie sich ebenfalls einen Stuhl heran und setzte sich neben Mr. Gibbs. "Können Sie mir vielleicht etwas über die Grand Line erzählen?", sprudelte es sofort aus ihr heraus und es war ihr selbst ein bisschen peinlich, dass sie dem armen Mann nicht mal eine Minute zum Luftholen gab. Doch die Frage brannte ihr schon so lange auf den Nägeln, dass sie es einfach nicht mehr länger aushielt. Ihr Gegenüber hob eine Augenbraue und sah sie einen Moment lang schweigend an. "Ich hab schon von deinen Plänen gehört...Aber ich weiß nicht was ich davon halten soll. Du bist sicher ein pfiffiges Mädchen und Mut hast du auch, aber die Grand Line ist kein Kinderspielplatz! Sie hat schon die mächtigsten Piraten in die Knie gezwungen. Wenn du es überhaupt dorthin schaffst, erwarten dich dort Gefahren, die du dir im Moment nicht mal vorstellen kannst!", sagte Gibbs mit eindringlicher Stimme, doch Bunny war nicht in der Stimmung für solche Belehrungen. "Ich weiß selber, dass es auf der Grand Line gefährlich ist, aber ich habe mich für diesen Weg entschieden! Und sobald ich meine Mannschaft wiedergefunden habe, werden wir uns auf den Weg machen. Davon kann uns niemand mehr abhalten! Und wenn Sie statt Gruselgeschichten keine nützlichen Details parat haben, geh ich lieber und hol mir was zu essen...", erwiderte Bunny trotzig. Auf Gibbs' Gesicht breitete sich ein Schmunzeln aus. "Okay, ich habe verstanden. Keine Vorträge mehr. Aber da ich selber noch nie da war, kann ich dir leider nur erzählen, was ich bis jetzt von anderen gehört habe. Aber warum fragst du nicht Jack? Der war schließlich'ne ganze Weile dort.", schlug er vor. "Jack war auf der Grand Line??? Warum hat er mir nichts davon erzählt?", rief Bunny völlig außer sich. Da hatte sie dem Kerl die ganze Zeit die Ohren vollgejammert und er hielt es anscheinend nicht mal für nötig ihr von seinen eigenen Erlebnissen zu erzählen. Wahrscheinlich hielt er ihren Plan auch für eine Schnapsidee und wollte sie dabei nicht auch noch ermutigen. Warum hatten nur alle Leute so wenig Vertrauen in sie? Wütend ballte sie die Fäuste und war kurz davor aus Gibbs' Kajüte zu verschwinden, als dieser ihr antwortete. "Ja, bevor ich Jack kennen lernte, war er mit seiner alten Mannschaft für ein Jahr auf der Grand Line. Aber er spricht nicht gerne darüber... Die verlogenen Ratten haben eine Meuterei angezettelt, ihn auf einer einsamen Insel ausgesetzt und sind dann mit seinem Schiff abgehauen. Doch er hat es geschafft zu entkommen und die Black Pearl zurückzukriegen. Seitdem ist er vorsichtig geworden und bindet nicht gleich jedem alles auf die Nase." "Diese miesen Schweine!", zischte Bunny und ihre Hände verkrampften sich so sehr, dass schon das Weiße ihrer Fingerknöchel sichtbar wurde. Meuterei war eins der schlimmsten Verbrechen, das Bunny sich vorstellen konnte. Piraten waren zwar nicht gerade kultivierte Gentlemen, aber auch sie richteten sich nach einem Kodex und seinen eigenen Käpt'n zu hintergehen, verstieß in höchstem Maße dagegen. Plötzlich wurde die Tür der Kajüte aufgerissen und der kleinwüchsige Pirat, der vorher Bekanntschaft mit Jack's Pistole gemacht hatte, steckte den Kopf herein. "Höllenloch voraus! Wir legen gleich an.", rief er und war gleich darauf wieder verschwunden. "Was ist denn das Höllenloch?", fragte Bunny verdutzt. Der Name beunruhigte sie ein wenig. "Eine Piratenkneipe. Da kommt so gut wie jeder vorbei wenn er in der Gegend ist. Vielleicht kannst du da was über deine Freunde rausfinden.", antwortete Gibbs und erhob sich stöhnend. "Außerdem haben sie guten Rum. Den hab ich mir jetzt auch wirklich verdient!", fügte er hinzu und strich sich über den Bauch. "Ja, vielen Dank noch mal Mr. Gibbs. Ich geh dann mal gucken wo Jack sich rumtreibt.", erwiderte Bunny fröhlich und schüttelte seine Hand. Die Aussicht etwas über ihre Freunde in Erfahrung bringen zu können, hatte ihre Laune schlagartig wieder aufgehellt und so schlenderte sie pfeifend über das Deck, wo die Besatzung schon damit beschäftigt war das Schiff festzumachen. Mittlerweile war es schon recht dunkel geworden und so konnte Bunny außer dem von Fackeln beleuchteten Anlegesteg nicht viel von der fremden Insel erkennen. Während sie in die Dunkelheit spähte, wurde ihr plötzlich von hinten ein Arm um die Schulter gelegt und Jack Sparrow's Gesicht tauchte neben ihrem auf. "Na Schönheit? Fleißig gebüffelt?", fragte er grinsend und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Natürlich. Mr. Gibbs war sehr zufrieden mit mir.", gab Bunny stolz zurück und verkniff es sich Jack auf der Stelle über die Grand Line auszuquetschen. Wenn er nicht gerne darüber sprach, würde sie es langsam angehen müssen. Vielleicht konnten ein paar Krüge Rum seine Zunge ja ein bisschen lockern... "Ich wusste doch, dass da'ne Menge Grips in dem hübschen Köpfchen steckt. Dafür lad ich dich jetzt auf'ne ordentliche Buddel Rum ein, Mädchen. Lasst uns feiern, Leute!!", rief Jack seiner Mannschaft zu und schon war er von der Planke auf den Anlegesteg gesprungen. Bunny tat es ihm gleich und dann machten sich die beiden mit einem Großteil der Besatzung im Schlepptau auf den Weg zum Höllenloch. Sie folgten einem mit Laternen abgegrenzten Pfad, der sie vom Hafen durch die Dunkelheit bis zu einer großen Holzhütte führte, deren Fenster durch ein schummriges, rotes Licht erleuchtet waren. Die windschiefe Konstruktion erinnerte Bunny ein bisschen an Norman's Inselbehausung, doch dieser Ort verströmte irgendwie eine unheimliche Atmosphäre. Als sie nach oben blickte, entdeckte sie ein Schild, auf dem mit roten Buchstaben der Name "Highway to Hell" geschrieben stand. Bunny hatte das ungute Gefühl, dass es hier nicht um rote Farbe sondern um Blut handelte. Wollte sie da wirklich rein?? Vielleicht wurden in dem Schuppen Ziegen geopfert... "Jack, bist du sicher, dass das hier ein guter Ort zum Feiern ist?", versuchte sie ihre Bedenken in Worte zu fassen. "Keine Sorge. Von draußen sieht es vielleicht nicht gerade einladend aus, aber wenn man erst mal drin ist, kann man richtig Spaß haben!", antwortete Käpt'n Sparrow und wie auf Kommando schwang auf einmal die Tür der Kneipe auf und ein Mann segelte in hohem Bogen an ihnen vorbei. "Wer nicht bezahlen will, soll verrecken!!", drang eine schrille Stimme zu ihnen nach draußen und der hinausbeförderte Gast rappelte sich wieder auf um dann laut fluchend von dannen zu torkeln. "Definiere "Spaß"...", brummte Bunny doch Jack hatte sie schon an der Hand gepackt und zog sie mit sich in das Innere des Höllenlochs. Sofort drang der Klang von lauten Stimmen und Gesang und der starke Geruch von Alkohol auf Bunny ein und benebelte ihre Sinne. Auch ihre Augen mussten sich erst an das schummrige Licht gewöhnen, doch wenig später wünschte sie sich bereits, sie hätten es nicht getan. Denn nun entdeckte sie haufenweise Schrumpfköpfe mit hässlichen Fratzen, die überall von der Decke hingen und Totenschädel, die mit Kerzen ausgeleuchtet waren und so den Anschein erweckten als würden ihre Augenhöhlen in einem schaurigen gelb funkeln. Jack schien das Ganze alles andere als beängstigend zu finden. Genüsslich sog er die alkoholgeschwängerte Luft ein und strahlte übers ganze Gesicht, "Wie ich das vermisst habe!", rief er und breitete die Arme aus als wenn er am liebsten alle Gäste auf einmal umarmt hätte. "Jack Sparrow! Ich werd verrückt!!", ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihnen und sofort verschwand das Grinsen von Jack's Lippen. "Oh nein...", stöhnte er und verdrehte die Augen. Bevor er sich auch nur umdrehen konnte, wurde er bereits von hinten angesprungen und stürmisch begrüßt. "Ja ja, ich freu mich auch dich zu sehen, Luzi und jetzt geh runter von mir!", knurrte Jack und versuchte den menschlichen Rucksack abzuschütteln. Nachdem sie ihre Beute nur sehr widerwillig losgelassen hatte, konnte Bunny endlich einen Blick auf die Unbekannte werfen. Neben Jack stand ein Mädchen, dass ungefähr in ihrem Alter sein musste. Sie war fast komplett in schwarz gekleidet und nur unter ihrem Rock lugten ein paar schwarz-rot gestreifte Strümpfe hervor. Ihre kurzen braunen Haare standen ihr wild vom Kopf ab und ihr düsteres Make-up passte sehr gut zu dem silbernen Ring, der in ihrer Nase steckte. "Ich dachte schon du lässt dich gar nicht mehr hier blicken, nachdem du letztes Mal so beleidigt abgezogen bist...", feixte das Mädchen und kniff Jack in den Arm. Jack's Gesichtsausdruck wurde zunehmend grimmiger, doch dann zwang er sich ein schiefes Grinsen auf und erwiderte zwischen zusammengepressten Zähnen hindurch: "Ach, vergiss doch die alten Geschichten... wir sind nur hier um ein bisschen zu feiern." "Schon klar. Endlich wird der Laden mal wieder richtig voll. Lass mal sehen wen du alles mitgebracht hast...", erwiderte sie und sah sich suchend um. Als ihr Blick an Bunny hängen blieb, verdunkelte sich ihre Miene sofort. "Wer ist das denn?", knurrte sie. "Das ist Bunny...", setzte Jack an, doch dann hielt er mitten im Satz inne und strich sich nachdenklich über den Bart. Dann schien er einen Geistesblitz zu haben und sprang wie von der Tarantel gestochen an Bunny's Seite und zog sie stürmisch an sich. "Bunny ist meine...Verlobte! Und das muss schließlich ausgiebig gefeiert werden!", rief er und drückte der völlig perplexen Bunny ein Küsschen auf die Wange. "Sie ist was??", zischte das Mädchen in schwarz und wenn Blicke töten könnten, wäre die arme Bunny wohl genau in diesem Moment aus den Latschen gekippt. "Du willst mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass du so ein Küken heiraten willst! Ist das so'ne Art Midlifecrisis??", gab Jack's Gesprächspartnerin verächtlich zurück und bedachte auch Sparrow mit einem ihrer tödlichen Blicke. Langsam wurde es Bunny zu bunt. Sie befreite sich aus Jack's Umarmung und baute sich vor der anderen auf. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie beide ungefähr die gleiche Größe hatten... "Hör mal zu! Ich weiß ja nicht was hier läuft, aber ich bin 16 und sicher kein Küken und außerdem bin ich nicht seine Verlobte!! Wir kennen uns ja kaum!", rief sie und zog damit für einen kurzen Moment ein paar vereinzelte Blicke auf sich. Doch schnell wendeten sich die Gäste wieder spannenderen Dingen wie Prügeleien oder ihrem Krug Rum zu und so wurde sie jetzt nur noch von Jack und dem anderen Mädchen angestarrt. Jack sackte sichtlich in sich zusammen und murmelte etwas unverständliches in seinen Bart. Aber auf den Höllenlochnachwuchs schien ihr Ausbruch eine recht positive Wirkung zu haben denn schon grinste sie wieder von einem Ohr zum anderen. "16? Wie süß. Ja, damals war noch alles so einfach... Und ich wusste natürlich sofort, dass du nicht seine Verlobte bist! Ich bin Luzi. Willkommen im Höllenloch.", grinste sie und schlug Bunny freundschaftlich auf die Schulter. Bunny war von der ganzen Situation zwar noch immer ziemlich verwirrt, aber sie war froh nicht mehr direkt in der Schusslinie zu stehen. "Und ich bin Bunny. Luzi ist ein schöner Name. Ist das eine Kurzform für irgendwas?", fragte sie freundlich, in der Hoffnung ein bisschen gepflegte Konversation führen zu können. "Luzifer.", antwortete diese trocken und Bunny musste merklich schlucken. So jemand hatte sie wirklich noch nie getroffen, aber so schnell wollte sie noch nicht aufgeben. "Und...äh...wie kommst es, dass du in so einem...Laden rumhängst?", hakte sie weiter nach. "Sie ist hier Kellnerin. Aber sie hält sich auch für die Partnervermittlung...", warf Jack immer noch grimmig ein. "Du arbeitest hier?? Aber wie alt bist du denn??", entfuhr es Bunny und sie starrte Luzi an als wenn sie sich dadurch erhoffte irgendwelche versteckten Falten in ihrem Gesicht zu entdecken. Das konnte doch nur ein Scherz sein! "Ich bin fast 18 und als Mädchen auf dieser Insel hat man eigentlich eh nur die berufliche Wahl zwischen Kellnerin in diesem Laden oder menschliche Opfergabe am Höllenfürstgedenktag...", sagte Luzi gelassen und wendete sich dann wieder Jack zu. "Und jetzt erklär mir mal was der ganze Schwachsinn von wegen Verlobte und Heirat gerade sollte! Du kannst mich nicht verarschen, Jack Sparrow! Du bist ja nur noch sauer, wegen der Sache mit John. Ich versteh wirklich nicht, was dir an ihm nicht gepasst hat...", fuhr sie ihn an, doch Jack unterbrach sie. "Fledermausohr John ist'ne verdammte Fummeltriene und wie oft soll ich's dir noch sagen? ICH BIN NICHT SCHWUL!!!", brüllte er wütend und Bunny verstand mittlerweile wirklich nur noch Bahnhof. "Ach ja? Und was war dann mit dir und Will Turner??", setzte Luzi triumphierend nach. "Will?? Der Junge war wie ein kleiner Bruder für mich!", fauchte Jack. "Na und? Ich steh auf Liebe zwischen Brüdern!", konterte Luzi und ihre Augen wurden plötzlich ganz glasig. "Er hat Elisabeth geheiratet!!", keifte der Piratenkäpt'n und raufte sich die Haare. "Ach, deswegen bist du so mies drauf...", folgerte sein Gegenüber messerscharf und brachte Jack damit dazu einen verzweifelten Schrei auszustoßen. "Ich geb's auf! Ich geh mir jetzt einen ansaufen!", stöhnte er und schlurfte hinüber zur Bar. "Tz, armer Kerl. Noch so verdammt unreif für sein Alter...", seufzte Luzi und sah ihm mit einem mitleidigen Blick hinterher. "Ähm...glaubst du wirklich, dass Jack schwul ist? Ich kann mir das irgendwie gar nicht vorstellen.", ergriff Bunny das Wort. Irgendwie musste sie schließlich ein bisschen Ordnung in das Chaos in ihrem Kopf bringen. "Ich bitte dich! Die langen Haare, die geschminkten Augen, der wiegende Gang und wie er spricht! Das sind doch alles 1A-Beweise!! Du kommst wohl vom Dorf, was? Da kennt man sich eben mit solchen Sachen nicht so aus...", erwiderte Luzi fachmännisch. "Ja, ich komme aus dem Windmühlendorf und um ehrlich zu sein versteh ich gerade überhaupt nichts. Warum willst du Jack denn unbedingt davon überzeugen, dass er schwul ist?", fragte Bunny. "Na ich steh eben auf hübsche, schwule Jungs. Ist das so schwer zu verstehen??", gab Luzi zu verstehen und sah wieder hinüber zur Bar, an der Jack gerade seinen Frust in einem extra großen Krug Rum zu ertränken versuchte. Bunny stand einen Augenblick stumm da und man konnte förmlich sehen wie sie sich den Gedanken durch den Kopf gehen ließ. Dann schien sie endlich zu einem Ergebnis gekommen zu sein und öffnete langsam den Mund um es kundzutun. "Aber wenn die alle schwul sind, hast du doch selber nie eine Chance bei denen, oder? Also mir würden zugucken alleine nicht unbedingt reichen..." Normalerweise bedurfte es schon einem sehr strapazierfähigen Pflaster um Luzi's Redefluss zu unterbrechen, aber mit diesem Argument schaffte es Bunny tatsächlich sie für kurze Zeit sprachlos zu machen. Denkfalten begannen sich auf ihrer Stirn zu bilden. "Der Punkt geht wohl an dich, Landei... Na ja, dann müsste mein Traummann wohl bi sein um mich wirklich zufrieden zu stellen. Dann würde ich ihm sogar einen Seitensprung mit einem anderen Kerl verzeihen. Aber nur wenn er süß ist und ich dabei zugucken darf." Bunny wusste langsam echt nicht mehr was sie darauf antworten sollte und eigentlich hatte sie auch keine Lust mehr diese Diskussion fortzuführen, aber Luzi schien mit ihren Gedanken sowieso gerade ganz wo anders zu sein und Bunny wunderte sich, dass ihr dabei noch kein Sabber aus dem Mund lief. Wenn sie noch etwas über ihre Freunde in Erfahrung bringen wollte, musste sie handeln bevor ihre Informantin völlig in ihrer Traumwelt versank. "Also, eigentlich bin ich hier hergekommen weil ich jemand suche. Ich hab gehört, dass man hier gut an Informationen rankommen kann. Kannst du mir da vielleicht weiterhelfen?", versuchte Bunny das Thema zu wechseln doch erst nachdem sie Luzi einige Mal angestupst hatte, fokussierten sich deren Augen langsam wieder auf sie. "Was ist? Du suchst jemand? Warum hast du das denn nicht gleich gesagt?? Kann gut sein, dass ich dir da helfen kann. Um wen geht's denn genau?", fragte Luzi interessiert und führte Bunny zu einem kleinen Tisch in der hinteren Ecke der Kneipe, wo der Lautstärkepegel nicht ganz so hoch war wie im Rest des Ladens. "Ich wurde in dem Unwetter von meiner Mannschaft getrennt. Jack und seine Bande haben mich aus dem Wasser gefischt und jetzt muss ich unbedingt meine Freunde wiederfinden!", erklärte Bunny aufgeregt. "Ach so ist das also gewesen. Na da hast du wohl echt Glück im Unglück gehabt. Wie sehen deine Freunde denn aus? Sie da wenigstens ein paar knackige Jungs dabei?", hakte Luzi eifrig nach und ihre Augen begannen vor Neugier zu funkeln. Bunny seufzte. Das war anscheinend das einzige wofür sich dieses Mädchen interessierte... "Tja, ich würde sie nicht sofort beim Schönheitswettbewerb anmelden, aber bei Freundschaft geht's doch auch nicht um Äußerlichkeiten!" "Ja, so war das auch nicht gemeint. Aber ohne eine Beschreibung kann ich dir leider nicht helfen.", erwiderte Luzi versöhnlich und lächelte sie an. Bunny erwiderte das Lächeln dankbar und versuchte dann so gut wie möglich die besonderen äußeren Merkmale ihrer Freunde wiederzugeben. "Du suchst also nach einem gefleckten Hündchen, einem dicken Kerl mit Hawaiihemd und einer halben Portion mit Zauberhut?", fasste Luzi das Gehörte zusammen nachdem Bunny geendet hatte. "Ja genau! Hast du sie gesehen?", fragte Bunny hoffnungsvoll. Luzi dachte einen Moment lang nach, doch Bunny kam es vor wie ein paar Stunden. Ihr Herz klopfte so schnell als wenn es gleich zerspringen würde und ihr Hals war furchtbar trocken. Dann endlich bekam sie eine Antwort. "Wenn sie hier vorbeigekommen wären, hätte ich es wohl als erste mitgekriegt, aber leider hab ich von niemand gehört auf den deine Beschreibung passen würde. Tut mir wirklich leid." Es war ein Gefühl wie ein direkter Tritt in den Magen und einen Augenblick blieb Bunny die Luft weg. Sie hatte so gehofft, dass man ihr hier weiterhelfen könnte. Was sollte sie jetzt machen? Ein Käpt'n ohne Mannschaft war doch wie ein Fisch ohne Wasser. Und eine Bunny ohne ihre Freunde fühlte sich gerade wie der einsamste Mensch auf dem Planeten. Regungslos starrte sie auf den völlig versifften Tisch vor sich und wartete darauf, dass man ihr entgültig den Boden unter den Füßen wegriss. Dann spürte sie auf einmal die Wärme einer Hand, die sich auf ihre eigene legte. Sie blickte auf und sah in ein von braunem Strubbelhaar umrahmtes Gesicht, das jetzt so voller Mitgefühl war, dass Bunny am liebsten auf der Stelle angefangen hätte zu heulen. "Hör zu Küken, du findest deine Freunde ganz bestimmt bald wieder. Du darfst nur nicht so schnell aufgeben!", sagte Luzi bestimmt. Als sie den Mund aufmachte um noch etwas hinzuzufügen, drangen plötzlich laute Rufe von draußen herein und ließen sie innehalten. "Oh nein, da draußen gibt's wohl wieder mal'ne Prügelei. Ich geh besser mal nachsehen, sonst kann das ganz schön hässlich werden. Bin gleich zurück.", rief sie und eilte Richtung Ausgang. Sofort drängte alles zur Tür. Eine gepflegte Schlägerei war schließlich immer eine nette Abwechslung zum ewigen Unter-den-Tisch-saufen. Bunny war zwar kein großer Fan von körperlicher Gewalt, aber trotzdem entschied sie sich mal einen Blick auf das Spektakel zu werfen und schloss sich den anderen an. Je näher sie der Tür kam, desto mehr Sprachfetzen drangen von draußen an ihr Ohr. "Und wenn du dich noch mal an jemand vergreifst, der kleiner ist als du, brech ich dich in zwei Teile, du Würstchen!", donnerte eine tiefe Stimme aufgebracht und brachte die Menge zum jubeln. Bunny drängelte sich zwischen grölenden Piraten hindurch um besser sehen zu können. In der vorderen Reihe angekommen, stolperte sie zuerst über einen auf dem Boden zusammengekrümmten Piraten, der sich mit schmerzverzerrter Miene den Bauch hielt doch dann fiel ihr Blick auf eine ziemlich gewaltige Person, die sich gerade zu einer neben sich hockenden, kleineren Person hinunterbeugte und besorgt auf sie einredete. "Geht's dir gut, Kleiner? Hast du dir was getan? Dieser verdammte Mistkerl!!" Da die Nacht mittlerweile auch das letzte Licht verschlungen hatte, konnte Bunny selbst aus dieser Entfernung nichts genaues erkennen, aber der Klang dieser Stimme ließ wieder neues Leben durch ihren Körper strömen. Dieser Bariton kam ihr so verdammt bekannt vor... Langsam ging sie näher heran bis sie genau vor den beiden stand, die aber noch zu beschäftigt mit sich selbst waren um sie zu bemerken. "Jungs?..." Wie zwei Synchronschwimmer rissen Norman und Joe gleichzeitig ihre Köpfe herum und starrten Bunny an als wenn sie eine außerirdische Erscheinung mit Antennen auf dem Kopf wäre. "Ich glaub mein Schwein pfeift...", war Norman's geistreicher Kommentar bevor er aufsprang und Bunny freudestrahlend in die Luft hob. "Du kleiner Teufel! Ich wäre fast gestorben vor Sorge um dich und du vergnügst dich in so einer Spelunke!", lachte er und wirbelte Bunny so lange wie ein Flugzeug im Kreis herum, dass ihr fast schwindelig wurde. "Du hast uns gefehlt, Käpt'n! Mach das bitte nie wieder!", fügte er jetzt ernster hinzu und drückte sie fest an sich. "Versprochen.", antwortete Bunny und erwiderte die Umarmung. Nachdem Norman sie nach einer kleinen Ewigkeit endlich wieder losließ, sah sich Bunny erneut nach Joe um, der immer noch bewegungslos auf dem Boden hockte. Erst als sie genauer hinschaute, konnte sie sehen, dass seine Brillengläser beschlagen waren und ihm Tränen über die Wangen liefen. "Ich...ich dachte du wärst...", schluchzte er und dann war es auch mit Bunny's Selbstbeherrschung entgültig vorbei. Heulend wie zwei Schlosshunde lagen sich die beiden in den Armen und erst Luzi's Stimme konnte die beiden wieder von einander trennen. Mittlerweile hatten selbst die härtesten Piraten schon feuchte Augen und rieben sich verstohlen über ihre verdreckten Gesichter. "Oh ich liebe solche Happy Ends! Das war ja soooo rührend!! Das muss doch gefeiert werden. Die nächste Runde geht aufs Haus!", rief die junge Kellnerin und versetzte die umstehende Meute damit in so einen Freudentaumel, dass sie sie laut jubelnd auf ihre Schultern hoben und dann singend wieder in die Kneipe zurückmarschierten. Die drei zurückgelassenen sahen sich stumm an und brachen dann in lautes Gelächter aus. Bunny konnte förmlich spüren wie der ganze Kummer und die Verzweiflung der letzten Stunden sich wie ein Schleier von ihr lösten und nach oben in den Nachthimmel davon schwebten. Doch etwas störte sie noch. Prüfend sah sie sich um. "Wo ist Buster?", fragte die beunruhigt. "Ach keine Sorge. Der ist am Hafen und passt auf unser Schiff auf. In dieser Gegend kann man ja nicht vorsichtig genug sein...", erwiderte Norman gelassen und schickte sich an ebenfalls in der Kneipe zu verschwinden. "Na los Leute. Den Drink haben wir uns jetzt wirklich verdient!", grinste er und half den beiden auf die Beine. Was folgte war eine rauschende Wiedersehensfeier, die bis in die frühen Morgenstunden dauerte, bevor alle glücklich und mehr oder weniger betrunken in ihre Betten fielen. Backstage: Puh, ist euch auch so heiß, oder liegt das an dem Laptop auf meinem Schoß?? XDD In dieser Hitze sollte man seinem Gehirn ja eigentlich'ne kleine Pause gönnen, aber ich hab mich aufgerafft und endlich dieses Kapitel beendet. Eigentlich hatte ich es schon vor'ner Weile angefangen, aber dann bin ich irgendwie nicht weitergekommen. Und dann musste ich einen Preis einlösen... XDD Tja Luzilein, ich weiß nicht ob du dir deine beim Gedichtewettbewerb gewonnene Nebenrolle so vorgestellt hast, aber ich hab mir wirklich Mühe gegeben! (Wie war das noch? "Der Gedanke zählt..." ^^°) Bei den Äußerlichkeiten der Figur hab ich mir ja offensichtlich ein paar künstlerische Freiheiten erlaubt um sie ein bisschen an die düstere Atmosphäre anzupassen. Ich hoffe, das stört dich nicht allzu sehr. Also, wer so was auch mal gewinnen möchte, muss bei meinem nächsten Gedichtewettbewerb mitmachen XDD Okay, am besten komm ich dann gleich zur Beantwortung der Fanfragen, sonst sitz ich noch den ganzen Tag hier rum und brutzele munter vor mich hin...: 1. Was passiert wenn Bunny mal in die Steckdose fasst? Also ich glaube nicht, dass Bunny sich für dieses Experiment zur Verfügung stellen würde. Sie ist zwar manchmal etwas unvorsichtig, aber doch nicht blöd XD Aber ich könnte mir vorstellen, dass die elektrische Überlastung zu einem Kurzschluss führen würde. (Das hat natürlich gar nix zu sagen, weil ich in Elektrotechnik immer nur Bahnhof verstehe... ^^°) So Kids, don't try this at home!! XD 2. Wurde Joe schon mal darauf angesprochen, dass er gewisse Ähnlichkeit mit einem anderen (ziemlich bekannten, aber nichtsnutzigen) Zauberer hat? Nein, bis jetzt ist ihm das erspart geblieben. Das liegt wohl hauptsächlich daran, dass das Windmühlendorf so weit ab vom Schuss liegt, dass selbst Harry Potter dort noch so gut wie unbekannt ist. (Wahrscheinlich wissen die da noch nicht mal, dass es die Backstreet Boys jetzt wieder gibt... XDDD) 3. Kann Jáguchi auch Eisenfuzzies zerbeißen? Jáguchi hat zwar sehr scharfe Beißerchen und wenn er mal wütend ist, kann er aus Versehen auch schon mal Picknickbesteck kaputt beißen, aber Eisenfuzzies sind dann doch ein bisschen übertrieben. Das sollte er besser dem Dreischwerterheini überlassen ^^ 4. Trägt Norman neben Bikinis noch andere Damenbekleidung? Wenn ja, dann würde er das bestimmt nicht gleich jedem auf die Nase binden... Obwohl er unter seinem Kopfkissen immer ein Halstuch seiner Frau Claire versteckt. Das hat aber eher sentimentale Gründe. 5. Kann Buster die Klospülung betätigen oder fehlt ihm dazu der Daumen? Gute Frage... Ich glaube nicht, dass man zum Betätigen der Klospülung unbedingt einen Daumen braucht. Und ein so intelligenter Hund wie Buster würde das bestimmt hinkriegen! Allerdings ist er für so was viel zu faul und scheißt lieber einfach in den Garten... XD 5a. Kann man Buster melken? Nein. Buster ist ein männlicher Hund und gibt deshalb auch keine Milch. Hast du in Bio nicht aufgepasst?? XDDD So, das war's für heute. Ich hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen & wenn nicht, dann könnt ihr euch gerne bei mir beschweren ^^ Bis zum nächsten Mal! Eure Bunny *wink* Kapitel 10: Goodbyes & Reunions ------------------------------- Joe rieb sich die Schläfe. Dieser pochende Schmerz hinter seiner Stirn machte ihn fast wahnsinnig. Der gestrige Abend hatte eindeutig bewiesen, dass er keinen Alkohol vertrug. Und dabei hatte er seinen Rum nicht mal ganz aufgetrunken. Eigentlich hatte er ja bei Limo bleiben wollen, aber dieses seltsame Mädchen hatte ihm einfach ungefragt einen Krug vor die Nase gestellt und gesagt der ginge aufs Haus. Schon beim ersten Schluck zog sich sein gesamter Mundraum zusammen und sein Hals brannte wie Feuer, nachdem er sich endlich dazu überwunden hatte das furchtbare Zeug runterzuschlucken. Und dann diese komischen Fragen, mit denen sie ihn die ganze Zeit gelöchert hatte. Ob er schon mal 'ne Freundin gehabt hätte und ob er sein Glück nicht mal auf andere Weise versuchen wollte. Sie wäre ihm dabei gerne behilflich. Als sie dann auch noch einen düsteren Kerl in Lederhose zu ihnen an den Tisch winkte um die beiden miteinander bekannt zu machen, ergriff Joe entgültig die Flucht. "Aber du brauchst doch was Dominantes!!", rief sie ihm hinterher, aber das wilde Treiben des "Höllenlochs" hatte ihn bereits verschluckt. Irgendwie fühlten sich seine Beine komisch an. Etwas unkoordiniert schwankte Joe durch den Raum und stieß dabei aus Versehen den ein oder anderen Gast an. Den meisten von ihnen schienen seine unfreiwilligen Annäherungsversuche nicht besonders zu gefallen und hätte Norman ihn nicht schon zum zweiten Mal an diesem Abend gerettet und mit an die Bar geschleppt, hätte sein Zauberhut sicher ein paar Beulen mehr gehabt. Wie er später ins Bett gekommen war, wusste Joe nicht mehr so genau, aber er erinnerte sich noch genau an das Aufwachen. An den Brummschädel, an die Decke der Jungskajüte, die sich über seinem Kopf drehte wie ein Karussell und an das widerliche Gefühl als hätte er mit seiner Zunge einen Aschenbecher ausgeleckt. Während die anderen die Insel erkundeten, Vorräte besorgten oder sich von den Freunden verabschiedeten, die sie hier kennen gelernt hatten, saß Joe nur mit sich und seinen überdimensionalen Augenringen am Küchentisch und versuchte sich irgendwie von seiner Übelkeit abzulenken. Das Frühstück, das Norman ihm hingestellt hatte, hatte er nicht angerührt und wieder mal, wenn ihn keiner beobachtete, hatte er das Buch rausgekramt, das er vor einigen Tagen in Normans Hütte entdeckt hatte. Er wusste selber nicht, warum er den anderen bis jetzt nichts von seinem Fund erzählt hatte. Norman hatte sicher nichts dagegen, dass er das Buch mitgenommen hatte, aber irgendwas in ihm sträubte sich dagegen die anderen einzuweihen, bevor er selber wusste, was es damit auf sich hatte. Bisher war er aber mit der Entschlüsselung noch nicht viel weitergekommen. Die ersten Kapitel konnte er überhaupt nicht entziffern, da sie eine Schrift enthielten, die er noch nie im Leben gesehen hatte. Auf späteren Seiten schien sich die Schrift langsam zu entwickeln und hin und wieder entdeckte Joe Auflistungen, die wie Rezepte aussahen. Wenn er weiterblätterte, änderte sich das Schriftbild erneut, als wenn mit der Zeit verschiedene Personen die Seiten dieses Buches gefüllt hätten und auch wenn er nun lesen konnte was da vor ihm auf dem Papier stand, verstand er den Sinn immer noch nicht. Der Wortlaut war stark veraltet und klang irgendwie mystisch. Manchmal hatte Joe heimlich versucht die Verse laut vor sich hinzusagen wie eine Art Zauberformel aber seine Zunge war immer wieder über die ungewohnten Worte gestolpert und nach einer Weile hatte er es wieder aufgegeben. Die letzten Seiten des Buches waren leer. Entweder hatte hier jemand etwas mit unsichtbarer Tinte hingeschrieben oder vielleicht wartete das Buch auch nur auf seinen nächsten Besitzer, der es endlich vollendete. Ob er das sein konnte?? Joe schüttelte schief grinsend den Kopf. So jemand wie er hatte nun wirklich nichts zu berichten, das wichtig genug sein könnte um hier niedergeschrieben zu werden. "Hey, was gibt's, Brillenschlange?", ertönte auf einmal eine rauchige Stimme hinter ihm und ließ Joe vor Schreck zusammenfahren. Als er sich umdrehte, blickte er direkt in die schwarzgeschminkten Augen dieses Jack Sparrows. Wie war der Kerl hier reingekommen, ohne dass er es gemerkt hatte? Und warum guckte er ihn so merkwürdig an? Joe wusste, dass er diesem Mann eigentlich dankbar sein sollte, denn schließlich war er es gewesen, der Bunny das Leben gerettet hatte, aber irgendwie war ihm der Kerl nicht ganz geheuer. Und jetzt war er hier mit ihm ganz allein. Übelkeit begann sich langsam mit aufsteigender Angst zu mischen. Was wollte er bloß von ihm? Hoffentlich keine Körperteile.. "Nicht sehr gesprächig, was?", fuhr Jack fort, als sein Gegenüber ihn weiterhin stumm und mit ängstlichen Augen ansah. "Eigentlich suche ich Bunny. Hast du sie gesehen?" Langsam kam es Jack so vor, als würde er Selbstgespräche führen. Ob der Junge seine Zunge verschluckt hatte? Er sah jedenfalls nicht gut aus. Er trat vorsichtshalber einen Schritt zur Seite, damit ihm diese lebende Leiche nicht noch auf die Schuhe kotzte. Dabei fiel ihm das Buch auf, das vor Joe auf dem Tisch lag. Neugierig streckte er die Hand aus und noch bevor Joe es verhindern konnte, hatte Jack es sich auch schon geschnappt. "Was haben wir denn da? Liebesromane?", grinste Jack spöttisch und warf einen Blick auf das frischerbeutete Fundstück. "Hey! Geben Sie mir das sofort zurück! D...das gehört Ihnen doch nicht!", versuchte Joe zu protestieren, aber er war im Moment einfach selber zu eingeschüchtert um auf andere einschüchternd zu wirken. Jack ließ sich von ihm nicht beirren und blätterte weiter durch die Seiten. Je weiter er dabei kam, desto mehr Falten bildeten sich auf seiner Stirn. Schließlich blickte er auf und sah Joe ernst an. "Wo hast du das her?", fragte er barsch. Wenn Joe das Herz vorher bereits in die Hose gerutscht war, wanderte es jetzt noch ein paar Etagen tiefer. "W...wieso?", stammelte er unsicher und wagte es nicht den Anderen anzusehen. "Sag mir einfach wo du's herhast! Das ist doch nicht dein Buch, oder?", hakte Jack erbarmungslos weiter nach und packte Joe grob an der Schulter. "Und guck mich gefälligst an wenn ich mit dir rede!" Oh Gott! Es war doch nicht etwa sein Buch, das er da gefunden hatte. Aber warum sollte er sich sonst so darüber aufregen? Und wie sollte er bloß lebend aus dieser Situation rauskommen? Nach einem weiteren Moment panischen Schweigens, in dem Jacks stechender Blick ihn fast durchbohrte, entschied sich Joe schließlich für die Wahrheit. "Ich.. ich hab's gefunden.", setzte er an. "Wo?" "Auf der Insel, auf der wir Norman getroffen haben." "Wann?" "Vor...", Joe überlegte einen Moment. Er kam sich mittlerweile vor wie beim Kreuzverhör. "Vor drei oder vier Tagen.." "Ich weiß nicht was das für ein Buch ist! Es lag in Normans Hütte. Vielleicht wurde es am Strand angespült. Ich hab ihm nicht gesagt, dass ich's mitgenommen hab. Wenn es Ihrs ist, können Sie es gerne wieder mitnehmen. Ich wollte bestimmt nichts klauen!!", sprudelte es aus ihm heraus bevor Jack die nächste Frage überhaupt stellen konnte. Die Gesichtszüge seines Gegenübers entspannten sich langsam doch der eindringliche Blick in seinen Augen blieb. "Du hast also keine Ahnung was das hier ist. Hab ich mir fast gedacht. Aber das ist kein Kinderspielzeug. Es ist ein Schamanenbuch." "Sch...schamanenbuch?", wiederholte Joe verwirrt. "Ja, und wie's aussieht ein ziemlich altes. Davon gibt es nicht viele und das hat auch einen guten Grund. Wenn so ein Teil in die falschen Hände gerät, kann man damit ganz schönen Schaden anrichten.", fuhr Jack fort. "Schamanen? Aber das sind doch so Zauberer und Geisterbeschwörer. Sind... sind Sie denn auch so einer?", fragte Joe zögerlich. Er war sich nicht so sicher, ob er die Antwort wirklich hören wollte. Der Kerl war ihm auch so schon unheimlich genug. Jack pfiff durch die Zähne. "Ich mag ja vieles sein, aber Schamanenkräfte hab ich keine. Und glaub mir, ich hab's versucht. Aber so was kann man nicht lernen. Entweder man hat das Talent dazu oder eben nicht. Und dass du einer bist, bezweifle ich irgendwie..", brummte er und musterte Joe abschätzig. "Wie findet man so was denn heraus?" Joe war zwar immer noch ängstlich, aber jetzt siegte seine Neugier und er schaffte es sogar dem Blick des Piraten standzuhalten, der ihn eine Weile stumm ansah, bevor er sich wieder dem Buch in seiner Hand zuwendete und ein paar Seiten zurückblätterte. "Probier mal das hier.", meinte Jack und legte das aufgeschlagene Buch wieder vor Joe auf den Tisch. "Damit kann man Geister heraufbeschwören. Wenn unerwarteterweise doch irgendwelche Fähigkeiten in dir schlummern, könnte es klappen.", fügte er hinzu und deutete auf den unteren Absatz der rechten Seite. Sogleich beugte Joe sich wieder über das Buch und studierte den Text, doch als er den Mund öffnete, unterbrach ihn Jack sofort. "Doch nicht jetzt, du Idiot! Dafür musst du allein sein! Außerdem funktionieren solche Sprüche bei Vollmond am besten." Also klappte Joe den Mund wieder zu und ging erneut dazu über Jack wortlos anzustarren. Doch diesmal war er mit anderen Gedanken beschäftigt. Ob dieser Jack wirklich wusste wovon er sprach? Vielleicht wollte er ihm ja auch nur einen Bären aufbinden. Und selbst wenn etwas Wahrheit in der Geschichte steckte, hätte er doch schon früher irgendwas von solchen verborgenen Talenten mitkriegen müssen. Seine bisherigen Zauberversuche waren schließlich auch alle ziemlich in die Hose gegangen. "Tja, ich lass dich dann mal mit dem Teil alleine. Aber sei gewarnt! Der Zauber in diesem Buch ist mächtiger als du's dir vorstellen kannst. Also pass gut drauf auf!", riss ihn Jack aus seinen Gedanken. "Gute Reise.", sagte er noch, klopfte Joe auf die Schulter und verschwand dann ohne weitere Wort aus der Küche. Als er wieder an Deck trat, stieß er fast mit Bunny zusammen, die wohl gerade auf dem Weg in die Kombüse gewesen war. "Das trifft sich ja gut. Dich hab ich gesucht.", sprach sie ihn an. Sofort war das breite Grinsen auf Jacks Gesicht wieder da. "Ach wirklich? Hattest du solche Sehnsucht nach mir? Ich weiß.. ich hab manchmal diese Wirkung auf Frauen." "Deine Fantasie ist bewundernswert...", seufzte Bunny theatralisch und knuffte Jack in die Seite, welcher ihr daraufhin den Arm um die Schulter legte. "Aber ich hab dich auch gesucht, Liebes. Ich wollte mich von dir verabschieden. Die Black Pearl muss weiterziehen, sonst wächst sie noch im Hafen fest." Bunny sah ihn überrascht an. "Schon? Aber ich wollte eigentlich noch was mit dir bereden.." Sie hatte die Fragen über die Grand Line den ganzen Abend vor sich hergeschoben, denn irgendwie war der richtige Zeitpunkt dafür nie aufgekommen, aber jetzt drohte die letzte Hoffnung auf ein paar Informationen entgültig vor ihren Augen davonzuschwimmen. Das war ihre letzte Chance etwas aus Jack herauszukriegen. Jacks Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig. Das breite Grinsen verschwand und er wirkte auf einmal sehr verschlossen. "Ich weiß.. aber ich will nicht darüber reden!" Seine Stimme klang plötzlich ungewohnt abweisend. "Aber.." So schnell wollte Bunny nicht aufgeben. Es musste doch möglich sein irgendetwas aus ihm herauszukitzeln! Wozu besaß sie schließlich ihren weiblichen Charme? "Jack..?", schnurrte sie und schmiegte sich mit einem tiefen Augenaufschlag an seine Seite. "So schüchtern kenn ich dich ja gar nicht.." Fast wäre sie hingefallen, als Jack sich unerwartet von ihr abwendete. "Tut mir leid, aber ich kann nicht. Ist nicht persönlich gemeint." Jack umarmte die verdutzte Bunny ein letztes Mal und damit schien das Gespräch für ihn beendet zu sein. Er wandte sich zum Gehen und erst als er die Planke des Schiffes erreicht hatte, drehte er sich noch einmal um. "Vielleicht hilft dir das weiter...", rief er, zog etwas aus seine Jackentasche und warf es Bunny zu. Bunny fing den Gegenstand mit beiden Händen und betrachtete ihn dann verwirrt. Es war eine kleine Glaskugel, die ein bisschen wie ein Kompass aussah. "Dieser Lockport führt euch direkt auf die Grand Line. Was ihr damit anfangt, ist eure Sache.", fügte Jack hinzu und sprang mit einem gekonnten Satz hinüber auf die Black Pearl, die neben der Fräulein Akyoo vor Anker lag. "Leinen los, Jungs! Wir stechen wieder in See!", brüllte er seinen Männern zu und kurz darauf war das Rasseln der Ankerkette zu hören. "Jack! Warte! Kommen wir damit wirklich zum Rivers Mountain?", rief Bunny ihm hinterher und rannte rüber zur Reling. "Das hab ich nicht gesagt. Es gibt nicht nur einen Weg zur Grand Line... Pass auf dich auf, Liebes. Vielleicht sehen wir uns wieder!", schrie Jack gegen die immer lauter werdende Geräuschkulisse an und zog seinen Hut um Bunny damit zum Abschied zu winken. Bunny zog ihr Tuch vom Kopf und tat es ihm gleich. Die Black Pearl hatte sich bereits in Bewegung gesetzt und ein Großteil der Mannschaft stand an Deck um sich mehr oder weniger lautstark zu verabschieden. "Wir sehen uns wieder! Danke Jack!", rief Bunny, auch wenn sie nicht wusste, ob er sie noch hören konnte. Eine ganze Weile stand sie an der Reling und beobachtete wie Jack und sein Schiff sich immer weiter von der Insel entfernten und irgendwann nicht mehr als ein kleiner Punkt am Horizont waren. Ihr Kopftuch hatte sie an die Brust gepresst und erst Norman, der von hinten an sie herantrat und ihr durch die blonden Haare wuschelte, schreckte sie aus ihren Tagträumen. "Du siehst ja so andächtig aus..", bemerkte er schmunzelnd und sah ebenfalls aufs Meer hinaus. "Meinst du? Na ja, ich bin einfach froh wieder hier zu sein und ich kann's gar nicht mehr erwarten, dass es endlich wieder losgeht!", erwiderte Bunny grinsend und schloss die Hand um den Lockport. "Und ich hab das Gefühl, dass es ab jetzt nur noch bergauf geht..." Die nächsten Tage verliefen eher ereignislos. Wenn Bunny nicht gerade im Ausguck saß und dabei immer wieder den Lockport an ihrem Handgelenk studierte, brütete sie über Normans Atlas und versuchte sich die Worte von Mr. Gibbs wieder ins Gedächtnis zu rufen um ihre Reiseroute ordnungsgemäß zu protokollieren. So saß sie auch an diesem Nachmittag in der Küche und kritzelte fleißig Notizen in ihr Logbuch während Joe neben ihr mit dem Kopf auf der Tischplatte schlief. Sein verändertes Verhalten machte Bunny langsam ein bisschen Sorgen. Seit ihrem Wiedersehen wirkte Joe häufig abwesend und unkonzentriert und anscheinend schlief er nachts sehr schlecht, denn tagsüber gähnte er in einer Tour und nickte ständig ohne Vorwarnung ein. Doch jedes Mal wenn sie ihn darauf ansprach, winkte Joe nur ab und murmelte irgendwas von Frühjahrsmüdigkeit. Auf anderen Schiffen hätte man vielleicht auf Skorbut oder ähnliches tippen können, aber durch Normans ausgewogene Kost hatten Vitaminmangel oder sonstige Mangelerscheinungen erst gar keine Chance auf der Fräulein Akyoo. Wie aufs Stichwort kam plötzlich der füllige Smutje durch die Küchentür gestürmt und hielt mit finsterem Blick einen braunen Jutesack in die Höhe. "Wer vergreift sich eigentlich ständig ungefragt an unseren Vorräten? Als wir losgefahren sind, war der Sack noch voller Äpfel und jetzt fehlt schon fast die Hälfte!!", polterte er und erschreckte den armen Joe damit fast zu Tode. "Gib's zu! Du schleichst dich nachts heimlich in den Vorratsraum und frisst dich dick und rund. Darum bist du tagsüber auch immer so müde!", fuhr er Joe an, der ihn völlig entgeistert ansah. "Jetzt komm mal wieder runter, Norman. Warum sollte Joe denn so was machen? Und dick und rund sieht er ja nun wirklich nicht aus, oder?", schaltete sich Bunny ein und zog so Normans Aufmerksamkeit erst mal auf sich. "Dann warst du's! Oder der Hund! Oder..", wetterte Norman weiter doch Bunny schnitt ihm erneut das Wort ab. "Du bist ja paranoid! Ich hab die Äpfel auch nicht geklaut! Warum auch? Du versorgst uns schließlich reichlich mit Essen. Und Buster steht auch eher auf Steaks als auf Obst.." "Aber wer war's denn dann? Die Äpfel sind doch nicht von alleine abgehauen.", gab Norman zu bedenken, ließ sich seufzend auf der Küchenbank nieder und nahm sich einen der saftigen, roten Äpfel aus dem Beutel. "Also entweder bist du Schlafwandler und hast die Äpfel selber gegessen oder wir haben einen blinden Passagier...", überlegte Bunny und kratzte sich nachdenklich am Kinn. "Blinder Passagier?", wiederholten Norman und Joe wie aus einem Mund. "Kann doch sein.. Das Schiff ist zwar nicht besonders groß, aber irgendwo findet man immer Orte, an denen man sich verstecken kann. Vielleicht sollte sich mal einer von uns nachts auf die Lauer legen um rauszufinden was hier läuft. Wie wär's mit dir, Joe? Du kannst doch nachts eh nie schlafen.", wendete sich der Kapitän an seinen ersten Maat, doch dessen geschockter Gesichtsausdruck verriet sofort was er von diesem Vorschlag hielt. "Aber.. was wenn der Typ gefährlich ist? Wenn er mich abmurksen will..", stammelte Joe und krallte seine Fingernägel in die Tischplatte. "Ein Grund mehr ihn schnell zu finden, bevor er uns alle im Schlaf erwürgt. Du packst das schon! Und wenn was ist, schreist du einfach und wir sind sofort bei dir.", erwiderte Bunny seelenruhig. "Genau, ich leih dir auch meinen Fleischklopfer wenn du willst.", meinte Norman, doch auch dieses Angebot schien Joe nicht wirklich zu beruhigen. Aber alles Heulen und Zähneklappern half nichts und so hockte Joe in dieser Nacht, als alle anderen schon friedlich in ihren Kojen schlummerten, zitternd unter dem großen Eichentisch in der Küche und spähte ängstlich in die Dunkelheit. Eine ganze Weile passierte gar nichts und Joe hatte langsam wirklich Probleme noch seine Augen aufzuhalten, doch dann öffnete sie plötzlich leise quietschend die Tür der Kombüse und durch das hereinfallende Mondlicht konnte Joe erkennen wie jemand hereingeschlichen kam. Anhand der Größe erkannte Joe sofort, dass es sich hierbei nicht um einen Menschen handeln konnte und der Piratenhut auf dem Kopf des Verdächtigen verriet ihm, dass es entweder Buster oder dessen böser Zwillingsbruder sein musste. Ohne einen Laut von sich zu geben, tapste der Hund hinüber zum Kühlschrank und öffnete mit erstaunlicher Leichtigkeit die Tür mit seiner Pfote. Einem Moment verharrte er davor als wenn er darüber nachdenken würde was er wohl am liebsten hätte und dann schnappte er sich die Dose, in der Norman immer die Reste vom Mittagessen aufbewahrte. Während Buster die Tür sanft wieder zufallen ließ, sich noch einmal prüfend umsah und dann mit der Dose im Maul so leise wieder aus der Küche schlich wie er gekommen war, überlegte Joe fieberhaft wie er ihm am besten das Handwerk legen konnte. Sollte er ihn sofort schnappen oder ihm lieber heimlich folgen und so vielleicht sein Geheimversteck ausfindig machen? Unser Detektiv entschied sich für letzteres und wagte sich dann aus seinem Versteck um sogleich die Verfolgung des Übeltäters aufzunehmen. Als er vorsichtig aus der Küchentür lugte, konnte Joe gerade noch erkennen wie Busters gefleckten Schwanz in der Vorratskammer verschwand. Aha! Da hatte der Schlawiner also seine Beute gebunkert. Er würde ihn richtig schön auffliegen lassen und dafür sicher ein fettes Lob vom Rest der Mannschaft einheimsen. Er war eben doch nicht so ein Weichei wie alle dachten! Auf Zehenspitzen schlich Joe vorwärts und legte dann behutsam sein Ohr an die Tür der Vorratskammer. Dieses Detektivspiel machte ihm langsam richtig Spaß. Vielleicht sollte er doch lieber umschulen und die Sache mit den Schamanenkräfte ein für alle mal vergessen. Doch gerade als er zum großen Aufklärungsangriff übergehen wollte, blieb er auf einmal wie erstarrt stehen. Bildete er sich das nur ein oder hatte er da drin gerade eine Stimme gehört? Buster war zwar ein ziemlich cleveres Kerlchen, aber sprechen konnte er seines Wissens nach noch nicht. Um sich zu vergewissern, lauschte Joe erneut angestrengt auf Geräusche hinter der Tür und tatsächlich vernahm er dort ein leises Murmeln, das auf keinen Fall von einem Tier stammen konnte. Doch ein blinder Passagier? Langsam wurde Joe die Sache doch etwas zu heiß und so kroch er an der Tür vorbei und hinüber in die Jungskajüte um Verstärkung zu holen. Norman war zwar ganz und gar nicht angetan von Joes verfrühtem Weckdienst, doch als er endlich begriffen hatte worum es ging, sprang er aus dem Bett, bewaffnete sich mit seinem Spazierstock und folgte Joe zum Tatort. Nachdem er sich selber davon überzeugt hatte, dass diese mysteriöse Stimme nicht nur in Joes reger Fantasie existierte, warf er seinem Mitstreiter einen verschwörerischen Blick zu und hob die Hand. Lautlos zählte er von drei herunter und dann stürmten beide mit lautem Gebrüll die Vorratskammer. Was sie dort erwartete, verschlug beiden für einen Moment den Atem. "Dich kenn ich doch!", rief Joe überrascht aus als er endlich seine Sprache wiedergefunden hatte. Auch ihr blinder Passagier brauchte ein paar Sekunden bis er sich von dem Schock erholt hatte und einen hastigen Fluchtversuch starten konnte. Doch Norman war schneller, packte ihn am Arm und hielt den wild zappelnden Jungen dann im Schwitzkasten fest. "So, und diesmal hältst du deine Beißerchen schön im Zaum oder ich drück dir die Luft ab, du Satansbraten!", knurrte er und wandte sich dann an Joe, der den Anderen immer noch völlig perplex musterte. "Und du holst besser mal den Käpt'n ausm Bett. Die wird das hier sicher auch interessieren.." Kurz darauf erreichte auch Bunny den Ort des Geschehens, doch ihre Augen waren noch so verschlafen, dass sie im ersten Augenblick gar nicht richtig begriff wen sie hier eigentlich vor sich hatte. "Was is'n los?", brummte sie und versuchte sich den Sand aus den Augen zu reiben. "Wir haben Besuch. Ein alter Bekannter..", entgegnete Norman und festigte seinen Griff um den Hals des Eindringlings um diesen endlich zum Stillhalten zu zwingen. Bunny sah hinüber zu Norman, dann ein Stückchen an ihm hinunter und schließlich blieb ihr Blick an einem Kopf mit zerzausten blauen Haaren und einem ziemlich finsteren Gesichtsausdruck hängen, der momentan zwischen den starken Armen ihres Smutjes eingeklemmt war. Bunny kniff die Augen zusammen, öffnete sie wieder und blinzelte dann erneut. Das war doch wohl ein schlechter Traum.. "Du??" ______________________________________________________________________________________________ Backstage: Ha, ein Cliffhanger vom Feinsten! Ich könnte glatt bei GZSZ anfangen.. XDD Aber bei meinem Tempo würden die mich wohl schon nach 'ner Woche wieder rausschmeißen.. ^^° (Und vor allem hab ich nicht vor mein Talent für so einen Dreck herzugeben! XD) So, ich glaube das ist bis jetzt mein absoluter Negativrekord. Das letzte Kapitel dieser Geschichte liegt tatsächlich schon fast ein ganzes Jahr zurück.. Ich schäme mich auch sehr, denn eigentlich will ich diese Geschichte wirklich weiterschreiben und die Handlung endlich mal ein bisschen vorantreiben, aber irgendwie konnte ich mich nie dazu aufraffen damit anzufangen. Aber so ist das eben bei mir immer. Die Grundgedanken für das Kapitel schwebten mir schon seit Wochen und Monaten im Kopf rum, aber ich schaffe es einfach nie meinen inneren Schweinehund zu überwinden und lass mich lieber von allen möglichen anderen Sachen ablenken. Ja, ich bin schwach! T___T Aber genug rumgejammert. Ich sollte lieber was über dieses Kapitel erzählen. Der erste Teil ist im Zug entstanden und zwar als ich letzte Woche nach Köln und wieder zurückgefahren bin. Ich hab mir extra was zu schreiben mitgenommen weil ich mir gedacht hab, dass mich im Zug endlich mal nichts davon ablenken kann. Und es hat tatsächlich funktioniert! Vielleicht sollte ich das jetzt öfter versuchen wenn mein Semester wieder anfängt und ich wieder häufiger von Hildesheim nach Hause fahre. Als ich dann die Hälfte fertig hatte, war der Rest auch nicht mehr so schlimm. Einerseits bin ich froh, dass die Story jetzt endlich ein bisschen weitergekommen ist, andererseits bin ich mit dem Kapitel trotzdem nicht so ganz zufrieden. Ich versuche immer wieder an meiner Ausdrucksweise zu arbeiten, aber manchmal hab ich das Gefühl, dass ich bestimmte Formeln ständig wiederhole. Ob einem so was wohl nur selber auffällt?? Also, in diesem Kapitel hat unser allseits beliebter Kapitän Jack Sparrow erst mal seinen letzten Auftritt und hilft dabei auch noch einem Großteil der Mannschaft ein bisschen auf die Sprünge. Ich fand ihn für diese Rolle einfach ziemlich passend und hab ich deswegen einfach noch ein bisschen länger missbraucht. ^___^ Und um wen es sich bei dem blinden Passagier handelt, habt ihr sicher auch schon erraten, ne? Um den wird sich dann das nächste Kapitel (,das mit ein bisschen Glück noch dieses Jahr fertig wird >___<) wieder ausführlicher drehen. Ach ja, und zum Abschluss hab ich ja noch eine Fanfrage zu beantworten. Frage: "Hat Norman nur Hawaiihemden, kurze Hosen und Sandalen bei sich im Schrank? Wenn er dann mal in etwas kältere Gebiete kommt, friert er sich ja sonst was ab... Oder ist das wie bei Pokémon, wo anscheinend alle kälteresistent sind?" Tja, gute Frage.. Ich denke mal, da Norman ja aus einer Region stammt, in der es die meiste Zeit ziemlich warm ist, wird er wohl keine Winterklamotten auf seinem Schiff gehabt haben, als er auf der Insel gestrandet ist. Und auch dort hatte er wohl nicht unbedingt das Bedürfnis sich aus irgendwelchen Tierfellen einen Mantel oder so was zu basteln. (Wobei ich ihm durchaus zutrauen würde, dass er so was kann.. ) Das heißt im Moment sieht seine Garderobe wahrscheinlich noch ziemlich sommerlich aus. Da er, sowie die meisten Personen in dieser Geschichte, aber durchaus auf Kälte reagiert, wird er sich wohl irgendwann ein paar wärmere Klamotten besorgen, wenn es das Wetter verlangt. (Vielleicht so einen schicken Maulwurfmantel wie Hagrid ihn öfter trägt.. XDD) Hach, ich mag diese Rubrik! Bitte schickt mir weiter nette Fragen, die ich beantworten kann. ^__^ So, dann mach ich mich mal vom Acker und lass euch mit euren Gedanken allein, die ihr dann hoffentlich in ein paar hübsche kleine Kommies umwandelt.. Freut euch also auf das nächste Kapitel, auf ein Wiedersehen mit alten Bekannten und vielleicht ein paar neuen (explosiven) Gästen.. XDD Tschöööö Eure Bunny *wink* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)