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Himitsu no Mahou - alte Version

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Der erste Juni Teil Zwei: Sünderin

Der erste Juni Teil Zwei

Sünderin
 


 

7 Stunden bis zu Greens Tod
 

Es fiel ihm schwer sich aufzurichten. Seine Wunde schmerzte, es kam ihm so vor als würde ein Unsichtbarer ein Schwert hineinbohren. Vor kurzem hatte er die Wunde kaum gespürt. Es musste sich um diese verflucht reine Luft handeln… Doch das war nicht der einzige Grund warum es ihm schwer fiel aufzustehen. Es war als würde ihm ein bleiernes Gewicht auf den Schultern liegen.

Gary allerdings stand schon eine ganze Weile und sah sich um. Sie waren in einer leeren runden Halle, mit einem kuppelförmigen Dach. Dank dem Deckengemälde von erheiternden Engeln, wirkte die Halle wie eine Kapelle. Vor ihnen, dreißig Meter weiter, war ein steinernes Tor angebracht. Auf deren Pforten waren zwei Hikari abgebildet. Ein Männlicher und ein Weiblicher, die zusammen das Symbol der Lichtwächter hielten; Das geflügelte Glöckchen.

Soweit Gary es allerdings beurteilen konnte, war kein Türgriff oder sonst irgendwas in der Richtung zu sehen… auch als er näher kam und Siberu ihm folgte, war nichts zu sehen.

„Ob wir sie aufbrechen sollen?“, fragte Siberu typischerweise. Gary wollte ihn gerade zurechtweisen als es eine andere Stimme tat:

„Bis hierhin und nicht weiter, Halblinge!“

Alarmiert drehten sich die beiden Halbdämonen herum und sahen eine einzelne Hikari an dem Punkt stehen, wo sie eben erst gelandet waren. Sie war nicht sonderlich groß, war wohl nicht mehr als 22 Jahre alt geworden und wirkte alles in allem nicht sonderlich bedrohlich. Ihre weißen Haare waren vorne kurz, im Gegensatz zu ihren hinteren Haaren, die ihr in einem geraden Strich herunter hingen. In ihrer Hand hielt sie ihren Stab, dessen Spitze rund war und selbstverständlich fehlte es dem nicht an Verzierung, wie den kleinen Kugeln die ebenmäßig an Bänden daran befestigt waren. Der Sinn der Waffe war nicht schwer zu deuten.

„Also… Blue, was machen wir? Sprengen wir die Tür und rennen weg, oder versuchen wir es auf gut Glück? Sie sieht nicht besonders stark aus… Gut, die sehen eigentlich nie besonders stark aus…“ Kaum hatte Siberu das gesagt, wechselte er schon in Angriffsposition, was Gary ihm nachmachte. Denn er bezweifelte, dass sie die Tür so einfach aufbekommen würden; auf jeden Fall nicht ohne unterbrochen zu werden.

Die Hikari jedoch veränderte ihre Position nicht. Nur ihr Gesichtsausdruck wurde ein wenig grimmig und sie seufzte tief. Auf Englisch sagte sie:

„Warum müsst ihr Dämonen immer alles mit Gewalt lösen? Ich bin nicht hier um mit euch zu kämpfen.“ Die Antwort Siberus war ein verächtliches Schnauben, doch Gary war hellhörig geworden.

„Was haben Sie dann mit uns vor?“ Bei dem Siezen musste der Rotschopf die Augen verdrehen. Der Typ von einem Bruder war einfach zu höflich.

„Ich werde euch zu Yogosu bringen.“ Jetzt fiel auch Siberus Kampfstellung in sich zusammen, denn er schreckte empört auf.

„Was ist das denn für eine schlechte Lüge?! Du glaubst jawohl nicht, dass wir so blöd sind und darauf reinfallen?!“ Selbst von der Ferne her, sah man deutlich, dass sie die Augen verdrehte.

„Gut, dann eben nicht. Ich werde euch dann zusehen, wie ihr das Portal öffnet.“ Abermals fiel Siberu aus dem Konzept. Er hatte nicht angenommen, dass sie so schnell nachgeben würde, denn er hatte sich bereits abertausende von Gegenargumenten einfallen lassen, für den Fall einer Diskussion. Doch die Hikari verschränkte einfach die Arme und sah so aus als würde sie dort noch Stunden verweilen können.

Diesmal war es Gary der versuchte diese Lage zu lösen.

„Warum sollten Sie uns zu ihr bringen wollen?“

„Das geht dich nichts an. Dich hat einzig und allein zu interessieren, dass ich so gütig bin und es tue.“ Garys Augen verengten sich, während er überlegte. Tinamis Worte, dass sie sich im Jenseits hoffnungslos verlaufen würden, hallten noch in seinen Ohren nach. Ohne einen Lichtwächter als Führer, würden sie in diesem Raum sterben. Selbst wenn sie die Pforte aufbekommen würden, das dahinter war das Problem. Ein endloses Labyrinth… Selbst wenn diese Hikari sie in eine Falle führen würde, das konnte ihnen eigentlich egal sein, solange sie die beiden führte. So kamen sie auf alle Fälle näher an Green heran als sich auf eigene Faust durchschlagen zu wollen und zu hoffen das Glück, wahrscheinlich eher ein Wunder, wäre auf dessen Seite.

„Lass es uns auf einen Versuch ankommen lassen. So kommen wir eher zu Green als Kamikaze zu begehen.“ Gary sah seinem Bruder an, dass dieser ihm nicht vollends zustimmte. Er gab jedoch klein bei und vertraute ihm.

Die Hikari bemerkte, dass sie deren Entschluss geändert hatten und schritt auf sie zu.

„Mein Name lautet Akari.“ Sie schien sich nicht zu interessieren wie die Beiden hießen, denn sie schritt schnurstracks an ihnen vorbei, ohne sie überhaupt wirklich anzuschauen und legte die Hand auf die Pforte. Erstaunt sahen Gary und Siberu wie das kleine zierliche Wesen die fast eine halben Meter dicke Steinpforte aufschob als wäre sie aus Pappmaschee.

„Folgt mir.“

„Ähe…Mit Vergnügen“, antwortete Siberu mit einem schiefen Lächeln an Gary. Dieser sah nur entschlossen gerade aus und folgte Akari durch die Tür.

Sie landeten in einem langen schmucklosen Gang, dessen Wände mit Muster verziert waren. Die beiden Halbdämonen hatten sich das Jenseits anders vorgestellt. Eigentlich eher wie es das Klischee beschrieb: Der Himmel, in denen die Engel wohnten; Wo sie herum tollten und auf ihren Harfen spielten. Es war kein Engel weit und breit zu sehen, keine Musik war zu hören und auch keine Wolken. Nur ein scheinbar endloser Gang erstreckte sich vor ihnen. Hell erleuchtet, doch die einzige Hikari war deren Führerin.

„Da euch niemand bemerken darf, müssen wir einen anderen Weg einschlagen, als den Üblichen. Dieser ist allerdings ein Umweg.“

„Ein Umweg? Wie lange würde das dauern, diesen Weg zu nehmen?“, fragte Gary skeptisch. Akari sah über die Schulter zurück zu ihm.

„Yogosus Hinrichtung beginnt in knapp sieben Stunden. Wir werden es schaffen können.“ Siberu ging empört dazwischen.

„Das glaubst du jawohl selbst nicht! Wir Dämonen brauchen keine sieben Stunden um so einen Gang zu überqueren!“ Demonstrierend zeigte er zum Ende. Gary blieb im Gegensatz zu seinem Bruder ruhig, auch wenn ihm anzusehen war, dass ihm der Umstand nervös machte.

„Erklärt uns bitte schnell warum, Akari-san.“ Sie sah wieder zu ihm und ihr huschte kurz ein Lächeln übers Gesicht. Es war eindeutig, dass er der Vernünftige unter den beiden war.

„Es gibt noch einen weiteren Grund weshalb wir nicht den direkten Weg zu Yogosu wählen können. Ihr Verließ liegt in eine Sphäre welche ich nicht erreichen kann. Der Gerichtssaal, der Raum in welchem sie hingerichtet werden soll, ist für alle Hikari absolut verboten. Niemand darf der Prozedur beiwohnen, außer den neun Außerwählten und ihrem Bruder. Dieser Raum liegt allerdings nicht in einer anderen Sphäre, es ist mir möglich ihn zu erreichen.“

„Wie?“

„Auf Kosten unserer Lichtressourcen sind wir Hikari in der Lage den Raum des Jenseits bedingt zu verzerren. Ich kann unseren Weg so gestalten, dass ihr, vor ihrem Tod, im Gerichtssaal ankommt. Alles was danach kommt, ist allein eure Sache.“

„Und was dauert daran jetzt sieben Stunden?“, mischte sich der Rotschopf ein.

„Auf Grund dessen, dass ich ihn nur bedingt verzerren kann. Wenn ich den Weg so verändere, dass wir nicht gesehen werden und dass ihr im Gerichtssaal ankommt, verlängert der Weg sich und es wird sieben Stunden waren ihn hinter sich zu lassen.“

„Klingt plausibel.“ Siberu sah seinen Bruder an. Tat es? Er hatte kein Wort verstanden. Aber das war wahrscheinlich normal.

„Es könnte sich aber auch um eine Falle handeln“, sagte Gary und sah dabei misstrauisch zu Akari, die nichts sagte, so dass er fort fuhr:

„Es könnte ebenso gut möglich sein, dass sie uns dort gefangen halten wird, solange bis die Hinrichtung vorbei ist, oder wir dem Lichtintus erliegen.“ Abermals huschte ein Lächeln über ihr Gesicht.

„Stimmt. Das wäre sehr gut möglich. Also überlegt es euch gut.“ Gary legte seine Stirn in Falten und sah überlegend ins nichts, während die Zeit gegen sie lief.

„Ich weiß nicht was es da noch zu überlegen gibt. Ich hab zwar nicht viel verstanden, aber doch so viel, dass uns gar nichts anderes übrig bleibt! Und wenn es sich wirklich als Falle herausstellt zwingen wir sie, uns zurückzubringen. Point!“ Beide sahen den Rotschopf verwundert an.

„Sehr unkompliziert“, meinte Akari.

„Das ist eben mein Bruder.“ Siberu achtete nicht darauf und zeigte auf die Hikari. Er forderte sie ein wenig unwirsch, wie man es eben von ihm gewohnt war, auf endlich anzufangen, ehe die Zeit ihnen noch davon rannte. Akari, die ihn scheinbar nicht wirklich ernst nahm, sah zu Gary. Dieser nickte und gab ihr somit die Bestätigung, dass sie anfangen sollte.

Die beiden Halbdämonen hatten eine aufwendige Prozedur erwartet, doch dem war nicht so. Akari hob den Stab ein wenig, so dass sie an dessen Spitze heran kam. Sie sagte etwas was beide nicht verstanden und schnippte gegen ihr Glöckchen. Ähnlich wie beim teleportieren verloren sie den Boden unter ihren Füßen, jedoch nicht um an einen anderen Ort wieder aufzutauchen. Nein, auch wenn es ihnen lieber gewesen wäre. Der gesamte Gang schien plötzlich aus dessen Winkel zu fallen ohne dass sie etwas davon fühlten, drehte sich der gesamte Gang. Das „Fühlen“ holte Siberu und Gary jedoch schnell ein, als Beide auf den Boden fielen – oder eher, auf die Decke. Während Akari elegant neben ihnen auf ihren kleinen Füßchen landete, musste Gary sich zusammen reißen, nicht schmerzhaft aufzustöhnen, denn durch den Sturz war seine Wunde, die er von Hizashi hatte, wieder aufgerissen. Das war alles andere als gut… dank seines Dämonenblutes war die Wunde vorher schon fast verheilt gewesen, jetzt war sie wieder offen und so konnte das ohnehin schon enorme Lichtintus ungehindert durch die Wunde in seinen Körper hinein dringen.

Siberu bekam nichts davon mit. Er beschwerte sich bei Akari, dass sie sie jawohl hätte vorwarnen können. Ihm schien nichts zugestoßen zu sein. Gary unterbrach dessen kleine Debatte und sagte entschlossen:

„Lass uns los!“

… Halte durch, Green – du wirst es nicht sein die stirbt!
 

6 Stunden bis zu Greens Tod
 

White betrat das kleine weiße Gefängnis, in welchem ihre Tochter eingesperrt war, ohne jegliche Regung. Green lag kaum zwei Meter von ihr entfernt, ihr den Rücken zugekehrt. Ihre Mutter machte durch ein Räuspern auf sich aufmerksam, denn scheinbar hatte Green sie nicht bemerkt. Jetzt jedoch horchte sie auf und hob den Kopf. Zuerst sah sie etwas zögernd über die Schulter, um den Besucher zu erspähen. Doch als sie erkannte, dass es sich um ihre Mutter handelte, wandte sie sich schnell um. Die Freude und die Erleichterung in ihrem Gesicht waren nicht zu übersehen.

„ Mutter!“ Ohne ein Ton von sich zu geben, vollführte White eine elegante Geste mit der Hand und die unsichtbare Wand zerbrach in Tausend kleine Scherben, die sich in der unendlichen weißen Welt verloren. Als White sich dann auch noch zu ihr hernieder kniete, schien Green ihr am liebsten um den Hals fallen zu wollen.

„Mutter, ich bin so froh, dass du da bist… ich dachte du…“

„Reiche mir deine Hände.“ Über ihren harten und auch kalten Ton war Green ein wenig überrascht, doch sie verstand es. Immerhin hatte ihre Mutter allen Grund ihr die kalte Schulter zu zeigen. Green war schon enorm froh sie einfach zu sehen. Das musste ihr fürs Erste genügen.

Wie White es wollte, reichte Green ihr ihre Hände und sie strich die Handschuhe ab. Die erhabene Hikari löste die Catehitsui und zum Vorschein kamen blutige Ringe. Sie waren zwar nicht so tief wie die von Siberu, würden aber reichen um Narben zu hinterlassen. Nicht zu sprechen von den Schmerzen.

White legte ihre Hände über die von Green und schon begann der Heilungsprozess. Ihre weißen Augen blieben auf der hellen Magie geheftet. Sie versuchte die Dankbarkeit ihrer Tochter zu übersehen, die aus ihren Augen heraus strahlte. Denn sie wusste, dass Green ihr nicht nur für die Heilung dankbar war.

Als ihre Mutter die Hände wieder zu sich zog, war wie zu erwarten, von der Wunde nichts mehr zu sehen. Die Schmerzen waren ebenfalls verschwunden und Green öffnete gerade den Mund um etwas zu sagen, um sich wenigstens zu bedanken, als White sich schon wieder aufrichtete. Doch diesmal würde Green sie nicht gehen lassen. Indem sie ihren Schleier ergriff, bewirkte sie, dass White sie ansah. In diesem Moment bereute Green ihre Tat. Denn in dem kurzen Moment wo sich deren Blick getroffen hatten, sah Green zum ersten Mal, dass White wirklich Shaginais Tochter war. Mit dem gleichen abweisenden Blick sah sie auf sie herunter, genau wie er es so oft getan hatte. Genauso kalt und gefühllos.

Green blieben die Worte im Halse stecken.

White packte ihren Schleier und riss ihn ihrer Tochter aus den Händen und ohne ein weiteres Wort, drehte sie sich herum und schritt gerade Wegs in das weiße Nichts. Löste sich für jeden weiteren Schritt mehr auf, bis sie gänzlich verschwand…
 

5 Stunden bis zu Greens Tod
 

„Geht das nicht SCHNELLER?!“ Immer das Gleiche. Das gleiche verdammte Muster an der Wand, welches er jetzt schon auswendig kannte und das verdammte Licht am Ende Ganges, nicht des Tunnels, schien einfach nicht näher zu kommen.

„Wir latschen schon zwei VERDAMMTE Stunden!“ Siberu tippte mit roher Gewalt die Digitalanzeige seiner Armbanduhr an. Ein wenig mehr und das Glas wäre zersprungen. Und was tat sein verdammter Bruder, außer ihn zu übersehen?! Er säte Sympathie bei den Hikari! In dieser Lage hatten die beiden nichts anderes zu tun, als über irgendein Buch zu diskutieren! Verdammte Bücherwürmer! Verdammt! Verdammt! Verdammt!

Gary und Akari gingen so gemütlich Nebeneinader her als wäre das ein Sonntagsspaziergang. Gleich nachdem sie eine halbe Stunde lang gegangen waren, hatte Siberu Akari angeboten sie Huckepack zu nehmen – ja wenn es Not tat würde er sie auch auf Händen tragen (was für ein großzügiges Angebot! Man stelle sich vor, er Siberu, trug freiwillig ein Mädchen das nicht über den Durchschnitt lag!). Ihr verzogenes Gesicht, welches eher einer Grimasse glich, war daraufhin Antwort genug gewesen. Aber konnten sie dann nicht trotzdem ein wenig schneller gehen? Siberu sah das Bild schon vor sich… wenn sie diesen Weg hinter sich gelassen hätten und endlich in dem Saal ankommen würden… wäre es zu spät… und Green wäre… tot.

Wie auch immer sie es tun würden. Erhängen? Eiserne Jungfrau? Guillotine?

Siberu war als Dämon nicht gerade zimperlich was solche Methoden anging, doch das Bild welches sich vor seinem inneren Auge auftat, das Bild einer kopflosen Green… ließ ihn dennoch blass werden.

„Ich verstehe nicht wie du so ruhig bleiben kannst, Blue!“ Siberu war stehen geblieben, wie jetzt auch seine Begleiter.

„Er scheint mir ein wenig schwer von Begriff“, sagte Akari, wurde jedoch überhört.

„Silver, es ist schlauer nicht zu rennen, sondern zu gehen.“

„Ach ja?! Und was ist wenn wir zu spät kommen?! Wenn wir zu spät kommen und nur noch Green-chans Leiche im Empfang nehmen können?! Was dann?! Ist das auch EGAL?!“

„Natürlich nicht.“

„Und warum trödelst du-“

„Silver! Willst du dich mit Rennen verausgaben?! In knapp fünf Stunden, werden wir den Ort erreichen, wo Green hingerichtet werden soll. Was denkst du erwartet dich dort? Wenn du jetzt fünf Stunden durchrennst, hast du keine Kraft und Energie mehr, um zu Kämpfen. Unsere Chancen stehen ohnehin minimal. Verkleiner sie nicht noch weiter.“ Der Angesprochene sah über die Schulter zu seinem Bruder. Dieser hatte seine Hand zur Faust geballt und sah Richtung Boden.

„Ich würde auch lieber rennen, so schnell wie es mein Körper zulassen würde, nein sogar noch schneller. Doch es würde nichts bringen! Es wäre nur vergeudete Kraft, die wir noch brauchen! Glaub mir, es kostet meine gesamte Vernunft, nicht kopflos loszulaufen. Aber das würde Green nicht helfen…“

Akari sah von Dämon zu Dämon. Was waren das nur für merkwürdige Wesen? Sie war noch nie auf Dämonen getroffen, die so viel Gefühl vermittelten. Die dunklen grünen Augen des Älteren sprachen von Schmerz und tiefster Sorge um die Sünderin. Konnte man sowas spielen? Und selbst wenn, würde man in solch einem Spiel so weit gehen und selbst hier hin vordringen, ins Jenseits? Akari konnte sich das nicht vorstellen… Aber… sie waren Dämonen. Wie war es ihnen möglich überhaupt Sorge für jemanden zu empfinden? War die Verzweiflung in deren Augen nicht die Gleiche, die sie schon so unendlich viele Male bei ihren Artgenossen gesehen hatte? Wie konnten diese Wesen… solche Gefühle haben? War dass das Werks der unreinen Hikari? Hatte sie es etwa geschafft, sie zu… bekehren? Unsinn, sagte sich Akari, dieses Mädchen war viel zu unrein, um so etwas zu vollbringen.

Die stille Pein der Beiden wurde von Akari unterbrochen, denn ihre Gedanken waren jäh unterbrochen worden. Sie sah nach oben und sagte:

„Die Hinrichtung hat begonnen.“
 

3 Stunden bis zu Greens Tod
 

Green konnte nicht anders als zu staunen als sie den Saal betrat, in welchen auch schon ihr Prozess stattgefunden hatte. Es war der gleiche Saal, doch er hatte nichts mehr damit gemein. Wenn es nicht die gleiche Pforte gewesen wäre, durch die sie gegangen wäre, hätte sie nicht angenommen, dass es der gleiche Raum war. Die Größe des Raumes hatte sich nach Greens ungefährer Schätzung vervierfacht und hatte nun mehr Ähnlichkeit mit einem runden Opernsaal als mit einem Gerichtsaal. Am Rand waren überall, Logen angebracht worden, aus denen weiße Gesichter angespannt auf sie hinab schauten. Dennoch befand sich in Wirklichkeit nur eine einzige Loge direkt im Saal, alle anderen waren abgegrenzt. Die gleichen Hikari, die auch schon ihren Prozess geleitet hatten, hielten sich dort auf. Green traute sich nicht zu ihrer Mutter zu schauen, aus Angst die gleiche Abscheu dort sehen zu können, wie sie es jetzt bei Shaginais Blick sah. Seine Abscheu konnte sie verkraften. Whites jedoch…

Hizashi war der Einzige der neun, der sich nicht unter den Anderen befand. Er stand, ausgerüstet mit einem Monokel und einer elllangen Schriftrolle, auf einer Anhebung, etwa 30 Meter von Green entfernt. Ein kleiner schmaler Weg führte zu ihm hin, der eindeutig für Green vorgesehen war, da sie weder nach hinten noch zur Seite gehen konnte. Der Weg, zusammen mit Hizashis Platz schwebte von unsichtbaren Pfeilern gehalten, in der Mitte des Saales. Als die Verurteilte langsam, doch mit sicheren Schritten, voran schritt, sagte sie sich selbst, dass sie nur nicht nach unten gucken durfte. Aber wie schon bei so vielen Anderen, hatte sie es ebenfalls getan und mit flauem Gefühl bemerkt, dass unter ihr Nichts war - nichts außer einer weißen, schier endlosen Nichts.

Green sah nach oben, in der Hoffnung, dort etwas anderes sehen zu können, als die heilige Farbe ihrer Familie. Doch sie wurde enttäuscht. Auch hier wurde ihr Blick mit einem endlosen weiß begrüßt. Ihre Welt kam ihr so weit entfernt vor, fast so wie ein Traum in den sie zurückkehren wollte. Zurück in ihre Heimat, zu ihren Freunden, zu ihrer wahren Familie. Nicht zu der die sie zum Tode verurteilt hatten.

Die sie von allen Seiten anstarrten.

Die sich über ihren Tot freuten.

Die Sünderin lächelte. Bald musste sie es nicht länger ertragen. Bald war alles vorbei…

„Kurai Yogosu Hikari Green, schreitet vor und nimmt Euer Urteil in Empfang.“ Mit Vergnügen, dachte sie und schlenderte über die schmale Brücke, ohne jegliche Furcht nach unten zu fallen. Hizashi wartete bis sie einen Meter von ihm entfernt stand. Durch sein Monokel sah er sie an, musterte sie von Fuß bis Kopf.

„Es ist wirklich fassungslos wie ruhig sie ist“, murmelte er unhörbar. Unhörbar für Green jedenfalls. Das kleine Gerät, welches auf der Innerseite seines weißen Kragens angebracht war, hatte es jedenfalls gehört, Wort für Wort.

„Bleibt bitte bei Eurer Arbeit, Hizashi-san.“

„Wie Ihr wünscht, Adir-sama. Ich stelle keinerlei Merkwürdigkeiten an der Sünderin fest.“ Bei diesem Worten untersuchte er sie noch einmal durch sein Monokel und versicherte sich, dass sie aus nichts Weiteres bestand außer Fleisch und Stoff.

„Gut. Fangt an.“ Auf diese Worte hin, räusperte sich der Hikari und erhob seine magisch verstärkte Stimme.

„Ihr werdet angeklagt für 312 Verstöße unserer heiligen Regeln, dem jedes Wesen unserer Rasse unterliegt.“ Dabei rollte er die Schriftrolle aus und es war nicht zu übersehen wie lang sie war. Green stutzte. Er hatte doch nicht etwa allen Ernstes vor alle aufzuzählen?!

„Besonders häufig vertreten in ihren Sünden ist der offensichtliche Hang zur Kriminalität. Kriminalität verstößt gegen Regel 14A: „Werde niemals Herr über das Eigentum Anderer“. Schon mit vier Lebensjahren stahl sie das Spielzeug eines anderen Kindes und zerstörte es danach wutwillig.“ Green erhob die Augenbraue. Daran erinnerte sie sich nicht einmal selbst. Dennoch zweifelte sie nicht daran, dass sie es getan hatte. Sie war nun mal ein Biest. Aber sie war ein Kind gewesen – na und? Wollten die Hikari etwa verlangen, dass man schon als Kleinkind einen Heiligenschein um sich trug? Natürlich wollten sie das… antwortete Green für sich selbst.

Hizashi fuhr fort, zählte ihre so genannten „Sünden“ auf. Die schlimmsten Regelverstöße, alle aufzuzählen würde zu lange dauern. Obwohl Green ihre Augen jetzt geschlossen hatte, konnte sie die entsetzten Gesichter ihrer Vorfahren förmlich vor sich sehen. Sie lächelte in sich hinein. Ja, sie war wirklich eine Sünderin…
 

2 Stunden bis zu Greens Tod
 

Das Licht war näher gekommen. Endlich, nachdem sie so viele Stunden gelaufen waren, schien es sich endlich zu nähern und erschien nicht mehr unnahbar. Die letzte halbe Stunde hatten sie auch das Gehen hinter sich gelassen und waren gelaufen. Der Druck seitdem Akari ihnen gesagt hatte, dass die Hinrichtung angefangen hatte, lastete auf ihren Schultern und der die Zeit in ihren Rücken. Was wenn es zu spät war… was wenn alles umsonst war… was wenn Green schon tot war…

Gegen diesen Druck waren die Schmerzen nichts.

„Stoppt!“ Beide Halbdämonen kehrten durch ihren Aufruf in die Gegenwart zurück und verlangsamten ihre Schritte. Hätte Akari sie nicht daran gehindert, wären Gary und Siberu schnurstracks durch das Licht gerannt, welches jetzt fast greifbar war.

„Wenn ihr dadurch geht, kann ich euch nicht wieder zurück bringen, sondern nur mich selbst. Seid euch über die Gefahr im klarem.“

„Das waren wir schon die ganze Zeit!“, gab Siberu halbherzig als Antwort und drehte sich sofort wieder um. Gary wollte es ihm nachmachen, doch seine Vernunft sagte ihm, dass er voraus planen sollte. Ansonsten wäre dies keine Rettungsaktion, sondern eine Gruppenhinrichtung.

„Wie können wir wieder flüchten?“ Akari hob die Schultern. Die Geste sprach nur so von Desinteresse.

„Es gibt nur einen Eingang. Den Haupteingang. Teleportieren ist im Jenseits nicht möglich.“ Siberu sah zu Gary.

„Was sollen wir tun, Aniki?“ Es war nicht sein Bruder der ihm die Antwort gab, sondern Akari. Sie lächelte, als beide sie ansahen.

„Glauben. Glauben und Vertrauen.“
 

Eine Stunde bis zu Greens Tod
 

Am Ende von Hizashis Sünden-Vortrag waren die Gesichter der Hikari noch blasser als Ohnehin schon. Wenn irgendjemand vor seinen Worten gedacht hatte, Green hätte den Tod nicht verdient, so war dieser Glauben ausradiert. Genau wie Shaginai es sich gedacht hatte. Jedes Wort Hizashis hatte er mit Wonne in sich aufgenommen. Denn jedes Wort war ein weiterer Beweis für Greens Unreinheit und dafür das Shaginai mit allen Recht gehabt hatte. Von Anfang an. Ja, er hatte es gewusst. Seid die Karten gefallen waren. Aus Schock hatten damals die anderen Hikaris mit dem Tode reagiert, doch er nicht. Er war von diesem Moment an der festen Überzeugung gewesen, dass sie die Inkanation des Bösen war – der schwarze Engel der Sünden und des Verfalls. Das Wesen welches deren Untergang einläuten würde. Doch nicht solange Shaginai ein Mitglied derer Familie war! Sein Glauben war niemals ins Wanken gekommen, hatte sich nicht durch Gewissen irreleiten lassen. Er würde nicht zulassen, dass die Glorie der Hikari auch nur so wenig wie einen Kratzer erlitt. Nein! Zu viel hatten sie alle schon durchgemacht, zu viel Grauen hatten nicht nur die Hikari, sondern alle, das gesamte Wächtertum, erfahren. Sie hatten so viel überstanden und da kam so ein zerbrechliches Wesen auf die Welt und wollte sie allen Ernstes zu Fall bringen? Niemals!

„Kommen wir zur letzten Sünde. Zu Eurer schwersten Sünde.“ Wenn nicht vorher, dann aber jetzt. Jetzt lagen alle Augenpaare zu 100% auf Green. Keine aufgezählte Sünde hatte ihren Willen brechen können, keine hatte sie in die Knie gezwungen. Hatte diese Sünderin denn gar kein Gewissen?

„Mit vollem Bewusstsein Eurer erhabenen Wurzeln als Hikari habt Ihr, Kurai Yogosu Hikari Green, eine der drei Todessünden begangen, indem ihr Regel 2A gebrochen habt.“ Seine nächsten Worte schossen wie ein Pfeil durch den Raum:

„Ihr habt Euer Herz einem Wesen mit dämonischem Blut hingegeben.“

Shaginai beugte sich ein wenig vor, sodass seine Arme die Mauer berührten. Er war genauso erpicht darauf Greens Antwort auf Hizashis Frage, ob sie sich alle ihre Sünden bekennen würde, wie die anderen. Bestätigung!

Niemand tuschelte mit seinen Sitznachbarn, alle warteten gespannt auf Greens Antwort und wollten nicht den das kleinste Wort verpassen.

Diese ärgerte sich. Warum wollten sie jetzt noch Bestätigung? Das Schlimmste war das Gary nicht mal etwas von ihren Gefühlen für ihn wusste. Sie hatte es ihm nicht gesagt… er würde es niemals erfahren… genauso wenig wie sie erfahren würde ob er ihre Gefühle erwiderte. Green war so gut wie Tot… Sie würde ihn und ihre Freunde niemals wieder sehen…

Einen kurzen Augenblick hatte Green den Kopf gesenkt, da sie bemerkt hatte, dass der Schmerz über die Tatsache, dass sie Gary niemals ihre Gefühle gestehen könnte, sich in ihren Augen abzeichnete. Das Senken des Kopfes wurde von den Hikaris fehlerweiße als eine Geste der Reue gedeutet.

Doch schnell wurde ihnen bewusst, dass sie auf dem Fehlweg wahren. Denn trotz der Fesseln die ihre Handgelenke zusammen hielten, trotz der schwarzen Kleidung einer Sünderin, sah sie in dem Moment, als sie erneut den Kopf hob, so ehrwürdig und aufrichtig aus, als wäre sie eine Braut die ihrem Geliebten das Ja-Wort gäbe.

Shaginais Triumpf fiel in sich zusammen, denn genau wie die Anderen, spürte er etwas in sich aufkommen. Er versuchte es zu verdrängen. Doch so stark er es auch versuchte, es gelang ihm nicht. Es war… Bewunderung.

„Ja, ich bekenne mich zu allen meine Sünden. Einschließlich, dass ich einen Halbdämon liebe. Für alle meine Sünden könnt ihr mir ein Schlechtes Gewissen aufbürden, doch nicht für die Todessünde. Ich werde meine Gefühle für ihn niemals leugnen.“
 

30 Minuten bis zu Greens Tod
 

Keine zwei Sekunden später waren Gary und Siberu, zusammen mit Akari, im Hinrichtungssaal aufgetaucht. Genau wie der Gang zuvor, war auch dieser Raum auf dem Kopf und es schwirrte Siberu, als er all die Hikaris verkehrt herum sah. Genau wie Akari es versprochen hatte, waren sie von niemanden entdeckt worden. Die Hinrichtung hatte weiter ihren Lauf genommen. Die nächste Phase war eingeleitet worden, indem Hizashi für den Henker Platz gemacht hatte: Seigi. Auch diesmal übernahm er die Aufgabe Greens Leben zu beenden. Oder eher: Seine Aufgabe von vor 17 Jahren zu Ende bringen. Doch bevor er Greens Leben beenden konnte, war es Shaginai der sein Wort erhob.

Sowohl Siberu als auch Gary würden in diesem Moment viel dafür geben deren Sprache zu verstehen. Doch lange plagten sie sich nicht mit dem Versuch ab, etwas aus seinen Worten zu verstehen und lauschten eher den Worten, der Hikari neben sich. Sie übersetzte nicht, sondern gab ihnen die Informationen die sie brauchten.

„Yogosu wird die unehrenhafteste Art des Todes beschert. Der endgültige Tod einer Hikari… Das Auslöschen der Seele und somit der Existenz: Das Zerstören des Glöckchens.“ Sie sah aus den Augenwinkeln zu den beiden.

„Ich nehme an ihr kennt die Bedeutung des Glöckchens für uns Hikaris?“ Ein ernstes Nicken war von Garys Seite aus zu vernehmen, Siberu schien es nicht zu interessieren, er starrte auf Green, zu nervös um Akaris Worten zu lauschen. Gedankenverloren fuhr sie fort, als hätte sie das Nicken von Gary nicht bemerkt.

„Das Glöckchen ist wie ein Glied unseres Körpers. Es ist wichtiger als das Herz. In diesem kleinen Ding wird die Kraft unserer Seele gespeichert. Ist das Glöckchen zu weit von uns entfernt, verliert die Seele an dessen Kraft und der Körper reagiert dementsprechend auf den Entzug. Wird das Glöckchen allerdings zerstört… verliert die Seele ihren Halt und wird ausgelöscht. Damit ist nicht nur der Körper ein nutzloses Stück Fleisch, auch das Weiterleben im Jenseits ist ein Ding der Unmöglichkeit. Ohne Seele, keine Existenz.“ Während sie ihr eigenes Glöckchens fest in der Hand hielt, sah sie zu Green.

„Es ist allerdings auch ein schneller Tod. Kurz und schmerzlos.“

„Mit anderen Worten…“, schlussfolgerte Gary.

„Bringt es uns nichts wenn wir Green retten, solange wir nicht auch das Glöckchen zurück bekommen.“

„Exakt. Ohne ihr Glöckchen, habt ihr zwar ihren Körper gerettet, aber nicht ihr Leben.“ Zum ersten Mal mischte sich nun auch Siberu ein. An Gary gewandt sagte er:

„Ich kümmere mich um das Glöckchen, du um Green-chan.“

„Warum?“ Auf dem Gesicht des Rotschopfes erschien ein diebisches Grinsen.

„Och, Aniki… sagen wir, Fingerspitzengefühl?“
 

...

Es kam jedoch vollkommen anders. Vollkommen anders, als jeder im Saal es geglaubt hätte. Oder sagen wir eher… fast jeder?

...
 

15 Minuten bis zu Greens Tod
 

Green wartete absolut ruhig, ihren Blick gerade aus gerichtet, auf den Todesstoß. Das Urteil war von Shaginai, als Richter, schon ausgesprochen worden. Der bodenlose Hass und auch die Euphorie waren bei seinem Urteil unüberhörbar gewesen. Niemand hatte Einwand erhoben… und Green wagte es immer noch nicht die zwei Anwesenden anzuschauen, die sie wirklich zu ihrer Familie zählte. Würde Grey weggucken? Würde White erleichtert lächeln, weil endlich alles vorbei war? Plötzlich hatte Green das Bedürfnis sich bei ihrer Mutter und ihrem Bruder zu entschuldigen. Nein, sie wollte sie um Verzeihung anflehen. Sie hatten soviel für Green aus Spiel gesetzt… so viel geopfert… und wie hatte Green es ihnen gedankt? Mit puren Egoismus. Nie hatte sie sich für Greys Mühen bedankt, sie ein wenig ins Wächtertum zu integrieren… und genauso wenig hatte sie White gedankt, dass sie ihr Leben als Säugling gerettet hatte. Besonders was ihre Mutter anging, bereute Green es an diesem Ort zu stehen. So viel hätte sie ihr noch erzählen können… So viel hätte sie ihr noch beichten wollen… So viele Gefühle, die sie als Kind niemanden geben konnte, hätte sie endlich offen zeigen können… und so viele Male hätte sie sich gern in ihre Arme geflüchtet. Die Mutter die Green nie gehabt hatte, die doch immer da gewesen war und über ihre Tochter gewacht hatte…

Jetzt, so kurz vor ihren Tod, war Green kurz davor alle ihre Prinzipien über bohrt zu werfen, nur um hemmungslos zu weinen. Nicht nur ihrer Familie wegen, nein, was war mit Firey? Würde sie zu Recht kommen in dieser neuen fremden Welt? Green hätte sich mehr um sie kümmern sollen… ihr sagen sollen, dass diese fremde Welt nicht jeden so unwillkommen entgegen tritt wie Green. Eine Welt voller Wunder, die Firey mit offenen Armen empfangen würden. Green hätte ihr gerne mehr auf den Weg gegeben. Tipps, was sie tun sollte und was sie ihr garantiert nicht nach machen sollte.

Firey, wollte sie ihr sagen, diese Welt wird dich nicht so behandeln wie sie mich behandelt hat! Sie ist in Wirklichkeit wunderschön! Und ich bin mir sicher, du wirst eine gute Wächterin werden… Ich würde dir so gern helfen!

Pink… wer würde sich um sie kümmern? Wer würde auf die Kleine aufpassen? Und wer würde dafür Sorge tragen, dass sie jemals ihre Mutter zu Gesicht bekam? Green hätte sie gern bei der Hand genommen und wäre mit ihr zusammen hingegangen. Sie hätte sie getröstet, hätte der Anblick Violets sie zu sehr geschockt. Aber was wenn Pinks Dasein Violet erlöst hätte? Green konnte sich förmlich vorstellen wie Mutter und Tochter sich in den Armen liegen würden… und obwohl sie ihn verabscheute, freute dieses Bild sie auch für Shaginai.

Kari… ihr hatte Green das Versprechen gegeben glücklich zu werden. Dies war sicherlich nicht das, was ihre kleine Freundin sich vorgestellt hatte… Doch der Gedanke, dass sie wenigstens nichts von ihrem Tod erfahren hatte, tröstete Green in diesem Moment ein wenig. Sie wollte sich die Reaktion nicht ausmalen… Wer würde jetzt zu ihrem Grab gehen und Blumen nieder legen? Würde jemand diese Aufgabe übernehmen, oder würde Kari, als nutzlose Wächterin, vergessen werden? Kari war keine Wächterin gewesen. Sie war nicht nutzlos gewesen. Sie war ihre kleiner Begleiter durch die eiskalte Kindheit gewesen… ihr kleiner Schutzengel… der in den kältesten Momenten ihre Hand gehalten hatte…

Ruhe in Frieden…mein kleiner Engel…

Tinami…Ilang… Daichi…Azura...Kaira… Ihr Wächterteam. Ihr Team welches jetzt ohne Oberhaupt dastand. Aber ein Gutes hatte es. So mussten sie wenigstens nicht in Schande damit leben eine unfähige Hikari gehabt zu haben. Kaira würde sich gewiss freuen! … Nein, würde sie nicht… Kaira war nicht so hart, wie sie vorgab zu sein, dass wusste Green. Beim Gedanken an Tinami, kam wieder den Drang sich zu bedanken in Green auf. Denn auch bei ihr hatte sie sich nie bedankt! Die unendlichen Male wo ihr Wissen sie aus der Patsche geholfen hatte – ohne, dass sie etwas als Gegenleistung erwartet hatte. Wie oft hatte Tinami wegen ihrer zweifelhaften Dämonenbeziehung schon Kopf und Kragen riskiert? Unzählige Male… und Ilang und Daichi, hätte sie mit großen Spaß verkuppeln wollen. Daichi war definitiv zu sehr geblendet von seiner Liebe, als dass er es selbst auf die Reihe bekam… und Ilang hatte sich in den Falschen verliebt, einen Trottel namens Grey, der sowas einfach nicht bemerkte.

Danke an euch alle… Ich war nicht wirklich eure Hikari, dennoch bin ich froh ein Mitglied gewesen zu sein…

Damit kam allerdings auch die Person zum Vorschein, die mit Greens Tod wohl am meisten verlieren würde. Oh, was würde sie schimpfen, würde sie Green hier und jetzt sehen. Sie würde sie ewig damit necken, dessen war Green sich mit einem traurigen Lächeln sicher. Sie und Silence waren sich so ähnlich. Nicht nur vom Aussehen her, sondern auch vom Inneren… wie ein zweites Ich. Ein Ich, welches nun deren Mission alleine bewältigen musste… dass sein Weg jetzt alleine, ohne sein Medium, gehen musste. Silence war wieder alleine. Genau wie vorher. Green wusste nicht, ob sie ihr genug Vertrauen und Freundschaft geschenkt hatte, um all ihre Wunden der Vergangenheit heilen zu können und damit sie nicht wieder auf ihren alten Pfad zurückkehrte.

Silence war nicht ihre beste Freundin geworden, nein, sie war ein Teil von ihr geworden… und Green hoffte von ganzen Herzen, dass dieser Teil irgendwann in der Lage sein würde, die Hand ihres Geliebten zu berühren…

Silence… werde glücklich. Du hast es verdient.
 

Green, die Sünderin, sah auf. Sie sah wie Seigi sein Schwert erhob, sah ihr Glöckchen als Ziel. Dennoch geriet sie nicht in Panik. Die Ruhe hatte sich vollkommen über sie gesenkt. Kein Laut drang an ihre Ohren, nichts bemerkte sie noch. Der Blick schweifte ab, als sie nach oben sah. Langsam schloss sie die Augen…

Eine einzelne Träne lief ihr über die Wangen, während ihre japanischen Worte klar und deutlich im Raum wiederhalten:

„Sibi… Gary… Ich liebe euch.“
 

Fertig gestellt: 14.09.07
 

Nächstes Kapitel "Der erste Juni Teil Drei: Im Himmel ist die Hölle los"



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Keiko-maus
2013-11-22T01:04:18+00:00 22.11.2013 02:04
OMT Ö_Ö Also Akari hätte ich nicht erwartet, obwohl... verständlich ist es ja, aber dennoch eine Überraschung. Aber noch überraschender die Tatsache, was Siberu sich unter Hinrichtung alles vorstellt *lach*

312 Anklagepunkte, die der (arme) Hizashi vorlesen muss *schmunzel* Ja ja, Green ist wahrlich eine Sünderin xDD Und ich finde es so toll, dass sie tapfer und ohne Angst vor ihm steht und das alles über sich ergehen lässt^^ Oder sind es 313? Ach, egal xD Wichtig ist nur, dass sie zu allem steht und das gefällt mir an ihr. Sollen die Hikari doch an ihrer Bewunderung ersticken, muhahaha xDDD

Und als sie sich verabschiedet hat, stiegen mir die Tränen in die Augen, doch sie flossen erst als sie japanisch sprach. Ach Green, du bist schon süß *schnief* Ich bin gespannt, wer dir noch alles eine helfende Hand zur Flucht reichen wird^^
Von:  JunAkera
2008-08-21T15:03:14+00:00 21.08.2008 17:03
O-M-G
*flenn*
echt bei dem Kapitel krieg ich scho wieder Gänsehaut und Tränen in die Augen

vor allem wie Green sich da zum Schluss bei allen bedanken will ;_;
*sniff*
die arme Süsse!!!

das zum Schluss was sie sagt, das hören doch sicherlich auch Gary und Sibi oder? ;_;°
wie rührend *sniff*

ich bin mal wieder absolut begeistert - ich lieb Sibi in dem Kapitel *rofl*
einfach geil - hört der Hikari zu und stimmt ihr zu und kapiert nix *rofl* geil geil XD°
Sibi halt XD

total genial geschrieben!
ich bin hin und weg!

...und kann es wieder nicht erwarten auf das nächste Kapitel ;_;°
im nächsten retten die zwei hoffentlich Green *heul*

(und sorry dass das Kommi heute so kurz ist XD *g* im Gegensatz zu meinen anderen - aber bin erkältet >_<° scheiß krank sein)
*knuddel*
Von:  Mona-Kaiba
2008-08-21T15:01:10+00:00 21.08.2008 17:01
Zuerst einmal: Was? Teil 3? War das geplant?
Aber den Titel finde ich lustig.

Im Moment weis ich nur noch nicht recht, was hier eigentlich vor sich geht.
Akari... warum hilft sie Gary und Sibi, wenn sie ihnen nicht vertraut?
White... was zieht die eigentlich für eine Show ab?Erst riskiert sie Kopf und Kragen für Greens Zukunft und nun kehrt sie ihr den Rücken zu? Also ehrlich, sie rutscht in meiner Liste gerade weit nach unten... vielleicht sollte ich sie in den Top 5 durch Tinami oder Firery ersetzen? *grübel*
Shaginai... also der es mir im Moment so unsympathisch, dass er mir fast schon wieder sympatisch ist (@.@) und ich weis nicht einmal wieso.
Seigi... was soll man sagen, er mag es halt blutig. ^^'
Grey... wo war der Schwachkopf eigentlich die ganze Zeit? Da ist ja kein einziges Wort von dem gekommen. Trottel.

Jetzt natürlich die Preisfrage: Wer rettet Green und wie rettet er sie?

Gary und Sibi sind ja nah dran, aber alleine schaffen sie das definitiv nicht. Immerhin können zwei Halbdämonen (einer davon nicht unwesentlich verletzt) mit Lichtintus wohl kaum etwas gegen mehr als ein halbes dutzend Hikari tun.

Da währe noch die Möglichkeit, dass Tinami, Kaira und Co. eingreifen, aber das bezweifle ich. Die werden sich nicht gegen die Hikari stellen und selbst wenn, dann würde sie, glaub ich jedenfalls, nicht ins Jenseits kommen.

Fast möchte ich glauben, dass Shaginai erleuchtet wird. Das währe nämlich so schön unerwartet aber auch fast schon wieder zu schön um wahr zu sein. Außerdem sinnlos, wenn er das ganze erst inszeniert um es dann abzubrechen.

White wird es nicht tun, dass währe zu offensichtlich.
Grey hat schon alles getan, was er tun konnte, ich glaube nicht, dass von ihm noch etwas kommt.
Adir wird sich sicher nicht gegen seine Leute stellen und die anderen Hikari ebensowenig.
Wer ist denn da jetzt noch übrig? O.o

Eu... ich bin euch gespannt, wen oder was du da aus dem Hut zauberst um Green zu retten.

So...
Ein sehr schönes Kapitel.
Sollte mein Kommentar etwas perplex sein, dass tut es mir leid, aber ich hatte einen anstrengenden Tag hinter mir.

LG
Mona

PS: Lass uns nicht zu lange warten! ^_~


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