Dark Destiny von abgemeldet (Fordere dein Schicksal heraus) ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 5: Eine heilige Klinge? ------------------------------------------ So kurz, wie ihnen der Tag schien, war er eigentlich nicht. Das merkten sie jedoch erst, als sie alle zusammen im Luftschiff saßen und darüber nachdachten, was sie wohl noch alles erwarten würde. Sie hatten Lance auf dem Feld der Druiden beerdigt und trauerten seitdem um ihn. Zwei meiner Freunde hat er schon, dachte Shino. Wo soll das enden? Shino blickte auf und sah seine Freunde. Alle sahen geradewegs auf den grauen Boden des Schiffes. Das letzte gesprochene Wort lag schon eine halbe Stunde zurück. Und auch Jackys Tränen waren nun, genau wie die Worte, verschwunden. "So geht das nicht", sagte Shino und stand auf. Er sah wütend aus. Wütender als jemals zuvor. Er trat fest auf den Boden. "Haben wir denn immer noch nichts gelernt? Ich meine, es muss doch einen Grund dafür geben, dass die Dinge so geschehen. Und warum sehen ich sie immer kommen? Zuerst war es nur pure Rache. Doch jetzt... jetzt habe ich das Gefühl, dass es mehr ist, als nur dieses triviale Bedürfnis Seal zu töten." Jacky stand nun ebenfalls auf und wischte noch einmal mit der Hand über ihre Augen, die ja schon trocken waren. "Das glaube ich auch", sagte sie im schluchzenden Tonfall. "Er sagte mir, dass er mein Gott sei, oder so 'nen Quatsch." "Wenn er sich wirklich auf eine so hohe Stufe stellt, dann haben wir ein echtes Problem", bemerkte Christin. "Leider muss ich zugeben", sagte Sam, "dass er es durchaus schaffen könnte. Seht mal, was er alles aushält. Sollen wir uns ihm wirklich weiterhin entgegenstellen und uns töten lassen?" "Es geht nicht anders", erklärte Shino und sah zu ihr hinüber. "Wir haben angefangen und dürfen nicht aufgeben. Wer einmal auf dem Spielfeld erschienen ist, kann nicht einfach kleinbeigeben." "Aber Shino, siehst du denn gar nicht, dass wir Angst haben?", entgegnete sie. "Die hab' ich auch. Aber ich sehe nicht nur die Angst, sondern auch den Willen in euch. Ihr seit ausgezeichnete Kämpfer, ihr habt mit mir zusammen diese Schlacht begonnen und ich schwöre euch, dass keiner mehr sterben wird. Ich lasse es nicht mehr zu." "Geile Ansprache, Chef", bemerkte Cloud und kam von oben aus dem Cockpit. "Eine Frage hätte ich da aber noch. Und zwar die Sache mit der Energiewand. Wie konntest du sie durchstoßen?" "Würdet ihr mir glauben, wenn ich euch sagen würde, dass mein Schwert es mir sagte? Es sagte mir, ich solle es hindurchrammen und es würde funktionieren. Es hatte Recht." "Dein Schwert?" Cloud war leicht verwirrt. "Gib das Teil mal her", forderte er Shino auf und nahm die Waffe entgegen. Eine kurze Untersuchung durch die vampirischen Augen folgte und ein fachmännisches "Hmm". "Was ist das eigentlich für ein Schwert?", fragte Cloud schließlich, da er wohl nichts herausgefunden hatte. "Was meinst du? Ich habe es von meinem Vater. Es ist ein Langschwert mit vielen Verzierungen am Griff." "Ach nö? Soviel hätte ich auch noch dazu sagen können", meckerte der Vampir. "Es gibt bestimmt nicht allzu viele Schwerter, bei denen so viel Wert auf die Verzierung gelegt wird. Und dieses Auge in der Mitte. Es hat bestimmt etwas damit auf sich." "Was ist denn mit dem Stein?", fragte Si. "Diese blaue, fast dunkle Kristallkugel? Das ist ja ein echter "Bluestone"! Ha, ha!", lachte er. "Ja, und da haben wir alle wieder mal gelacht", scherzte Shino übertrieben und sah anschließend, dass doch einige darüber lachten. "Kommt schon. Der Witz war doch wohl Mist, nicht wahr?" Keinen Kommentar. "Na schön, dann war er eben gut. Herzlichen Glückwunsch, Si. Du bist der Held", sagte Shino theatralisch. "Kommt wieder runter!", sagte Aiva und hielt Shino und Si davon ab, noch mehr Faxen zu machen. "Ich glaube wirklich, dass wir noch etwas mehr über dein Schwert erfahren sollten. Wo hat dein Vater es her, Shino?" "Ich weiß es nicht. Mein Vater ist gestorben, als ich gerade mal sechs Jahre alt war. Er war Söldner und hatte, genau wie ich, seine Ausbildung am Komplex beendet. Er war viel unterwegs und dann kam eines Tages dieser Brief, dass er von einer streng geheimen Mission nicht wiedergekehrt war und man ihn für tot hielt. Meine Mutter hatte schnell die Hoffnung aufgegeben, dass er doch noch am Leben war. Sie war zuerst auch dagegen, dass ich zum Komplex ging. Ist ja verständlich. Jetzt ist auch sie tot und ich weiß nicht, wer sonst noch eine Antwort weiß", erzählte der junge Mann. "Der Wächter", sagte Aiva beiläufig. "Was? Meinst du der Typ aus meinen Visionen?" "Ja genau. Wenn doch alles wirklich geschieht, was du dort erfährst, dann könnte er doch etwas wissen." Shino war von der Idee nicht gerade begeistert. Sie erinnerte ihn nämlich daran, dass diese Visionen immer sehr schmerzhaft waren. "Was soll ich denn diesbezüglich unternehmen?", fragte er. "Du hast wohl vergessen, dass ich sie nicht freiwillig bekomme und dass ich sie nochweniger steuern kann." "Ich glaube, sie wollte nur, dass du ihn das nächste mal fragst", sagte Brath. "Sie meint es bestimmt nicht böse. Keiner von uns gönnt dir die Schmerzen. Glaub' mir, wenn ich könnte, würde ich sie dir abnehmen." "Und glaub' du mir, dass du das nicht willst", sagte Shino und lächelte Versuchsweise. Er nahm sein Schwert wieder und steckte es in die Scheide zurück. "Es gibt bestimmt noch einen anderen Weg." "Ich erinnere mich da an ein Buch, dass ich einmal gesehen habe", sagte Christin. "Darin standen viele Waffen, die magische Eigenschaften hatten. Die meisten davon wurden nur sehr selten gesehen. Deines ist bestimmt auch dabei, wenn etwas Wahrheit in deiner Geschichte steckt." "Und wo hast du dieses Buch gesehen?", fragte Ben, der sich lange genug rausgehalten hatte. "Wylgar.", sagte sie, nachdem sie noch einmal nachgedacht hatte. "Das ist die Stadt, in der immer Frieden herrscht", sagte Si. "Was? So etwas gibt es tatsächlich?", fragte Cloud interessiert. "Auf den Großen Wiesen steht die Stadt. Na ja, es ist eigentlich mehr ein Dorf, aber in meiner Zeit als Leibwächter habe ich auch manchmal Botendienste übernommen, die Sicherheitsstufe Rot hatten. Daher bin ich einmal nach Wylgar gekommen." "Cloud, ich nehme an, du weißt, wo die Großen Wiesen sind?", fragte Shino skeptisch. "Hey, ich habe schon mehr gesehen, als ihr acht zusammen", sagte er. "Wann wollen wir los?" "Sofort", sagte Sam. "Ich will wissen, was Shino da Tolles hat." Cloud kletterte hoch, eine Minute später war das Geräusch der Turbinen zu hören und die Vampire hob ab. Er steuerte sie bis zum Rand der Wolkeninsel Fylgia und dann in einem fast senkrechten Sturzflug nach unten zu dem eigentlichen Boden dieses Planeten. "Yeehaa!", schrie er, als die anderen sich an ihren Sitzen festkrallten, obwohl sie sich vorsichtshalber angeschnallt hatten. "Cloud!", rief Ben. "Es reicht!" Das Schiff nahm wieder eine angenehme Haltung ein, steuerte jedoch immer noch abwärts. Sie tauchten durch viele Wolken und sahen schon weit, weit unter sich das riesige Land, das noch so viele Überraschungen zu bieten hatte. Vielleicht auch für sie. Da der Flug jetzt nicht mehr so eine Kirmesfahrt war, konnten sich alle wieder abschnallen und sich auch wieder frei bewegen. "Seht mal, seht mal", rief Christin, die sich ihre Nase am Fenster plattdrückte. "Wenn wir dort unten sind, dann ist es nicht mehr weit, bis nach Wylgar." Das stimmte. Sie waren nun etwa hundertzehn Metern über der Oberfläche und setzten ihren Weg nach Süd-Westen fort. "Wo ist Shino?", fragte Si. "Ist er in seinem Zimmer verschwunden, weil er schon wieder sich selbst die Schuld geben muss?" "Das ist nicht nett, Si", schimpfte Sam. "Ich verstehe gut, was er durchmacht. Auch ich habe - genau wie du - schon zwei Freunde verloren. Ich fühle mich echt mies und Shino steigert sich so da hinein, dass es nicht gut für seine Gesundheit sein kann. Also ein wenig mehr Mitgefühl, bitteschön." "Ach, wenn ihr euch hier lieber streiten wollt, dann hol' ich ihn eben", sagte Jacky, sprang auf und ging durch den Gang zu den Kajüten. Shinos Tür war die zweithinterste. Sie klopfte vorsichtig. "Shino? Bist du da?" Da zuerst keine Reaktion kam, öffnete sie einfach die Tür. Da war Shinos Bett, sein Schwert lag mit samt Gürtel darauf. Shino saß auf dem Boden, ganz in die Ecke verkrochen und tief in Gedanken versunken. "Was ist denn los?", fragte die Kleine Magierin und hockte sich vor ihm hin. "Hörst du das?", fragte Shino ängstlich. "Er weiß, was ich tun werde... und dabei weiß ich es nicht einmal selbst." "Wer?", fragte Jacky und versuchte ihn zu beruhigen, wobei sie spürte, dass er am ganzen Leib zitterte. "Ich weiß nicht, wer er ist, aber ich habe ihn im Traum gesehen. Als ich aufwachte, war er weg, doch spüre ich seine Gegenwart immer noch." "Wann hast du denn geschlafen? Gerade eben? Etwa auf dem Boden?" "Habe ich. Dabei bin ich überhaupt nicht müde gewesen." "Es wird alles gut. Versprochen", sagte sie. "Lance ist tot. Was soll denn besser werden? Ich helfe euch nur in einer Hinsicht. Zu sterben. Und dann bin auch ich dran", stotterte Shino und fiel nach vorne auf die Hände, wodurch Jacky zurück sprang und nun nicht mehr hockte, sondern auf dem Boden saß. Die Beine nach außen gedreht, sah sie, wie aus Shinos Mund, der nun auf den Boden gerichtet war, Blut tropfte. Man sah sein Gesicht nicht, weil seine Haare es verdeckten und seine Zöpfe ihm über die Schulter rutschen. "Was mach' ich jetzt?", schrie sie auf und schrie um Hilfe, als sie sich an Shino wand. "Shino. Leg dich hin!", befahl sie schon beinahe. Daraufhin konnte sie ihn nicht mehr halten. Er rutschte ihr aus den Händen und zuckte hin und her. Dann folgte ein letzter klagevoller Aufschrei und Shino lag mit schwacher Atmung da. Seine Freunde kamen nun und sahen, dass er scheinbar wieder weggetreten war. "Dieser Schmerz ist nicht mehr auszuhalten", sagte Shino, als er sich wieder in einem blauerläutetem Szenario materialisierte. Innig hoffte er, dass der Wächter in der Nähe war, um ihm zu antworten. Dem war auch so. "Nicht alles hat seinen Vorteil", sagte die blaue, flackernde Gestalt, die hinter ihm aufgetaucht war. "Vorteil? Dass ich sehe, wie meine Freunde sterben, nennst du Vorteil?", fragte er. "Ich will nicht alles sehen und dann merken müssen, dass ich es nicht verhindern kann." Der Wächter kam näher. "Du musst dich nicht fürchten, Shino. Auch wenn die Zeit uns nicht mehr lange hold ist, müssen wir einen kühnen Kopf bewahren. Alles was geschehen ist, war von Anbeginn der Zeit so vorgeschrieben. Tränen mildern die Trauer, ändern jedoch nicht das, was geschehen ist." "Deine weisen Worte sind was für den Arsch!", fluchte Shino. "Wie redest du denn... Na ja, ich habe kein Recht dich darauf aufmerksam zu machen", sagte der Geist. "Allerdings", spottete Shino. "Also, was muss ich jetzt schreckliches sehen?" Wie aus einem Reflex heraus drehte er sich um und sah eine kleine Stadt in Flammen stehen. Sie brannte ab und einige der Einwohner rannten, lichterloh brennend, durch ihn durch und wälzten sich auf den Boden um das Feuer zu löschen. Sie starben alle. "Das ist doch jetzt nicht mehr witzig. Muss ich wirklich so viel Leid auf mich laden?", stieß der Junge aus. "Ja. Damit du lernst, was schlecht und was gut ist. Im Übrigen soll das hier nicht zu deiner Belustigung geschehen, falls du es nicht gemerkt hast." Der Wächter packte ihn am Arm und zog ihn unter seine Augen und sah ihn scharf an. Er schimpft ja richtig mit mir, dachte Shino. Das gab es schon lange nicht mehr in meinem Leben. Er sah die Augen des Wächters, wie sie weiß glühten. "Shino, du musst endlich begreifen, was ich dir sagen will." "Dann sag' es mir doch einfach." "Das kann ich nicht. Es gibt Dinge, die deine Person betreffen, die du selbst für dich beantworten musst. Vergiss das nicht." Er ließ los und ging, während hinter ihnen die Stadt weiter loderte. "Warte, Wächter!", rief Shino ihm hinterher und folgte ihm dann auch noch. "Ich habe noch zwei Fragen an dich." "Die da wären?" "Was ist an meinem Schwert so besonders? Es kann doch nicht sein, dass es stinknormal ist, oder?" "Das gehört auch zu den Dingen, von denen ich eben sprach. Es wurde aus gutem Grund an dich weitergegeben, das kann ich dir noch sagen." "Aber mein Vater. Wo hat er es her?", fragte Shino nun noch aufdringlicher. "Woher soll ich das wissen? Finde es raus. Was war denn die zweite Frage?" "Da war so eine Gestalt in meinem Traum. Mit weißem, langen Haar, glaube ich. Konnte ihn nicht richtig erkennen." Shino strich sich über die Kleidung, die er ja schon kannte. "Du hast ihn gesehen? Das ist das, wovon ich die ganze Zeit spreche. Du musst ihn finden, wenn du eine Antwort haben willst." Shino fasste sich ans Kinn. "Hmm. Ich suche also diesen Typ. Aber wo soll ich anfangen?" "Eure Wege sind so ausgerichtet, dass ihr euch treffen werdet. Wann, das liegt an dir." Mit diesen Worten löste er sich auf und lies Shino alleine. "Ich bin mal wieder allein", sagte Shino. "Holt mich hier raus!", schrie er, wachte schweißgebadet und mit einem Schrei auf. Shino lag nun nicht mehr in der Ecke, sondern hatte sich auf irgendeine Weise bis zur Tür hinbewegt. Jacky und Brathnasi richteten ihn nun auf. "Kannst du gehen?", fragte Brath. "Ja. Mir ist nur noch ein bisschen schwindelig. Es geht schon, ihr zwei. Danke." Er stand jetzt wieder alleine und nach einem leichten Schwanken stand er wieder fest. "Dieses mal sagst du uns aber, was du gesehen hast", befahl Si. "Wenn es mir nämlich an den Kragen gehen sollte, dann will ich's gefälligst wissen." "Keine Sorge, Si. Du wirst nicht getötet. Keiner von euch", sagte Shino. Er atmete schwer, als hätte er einen Schock erlitten. Um ehrlich zu sein, hatte er ja auch so etwas in der Art erlebt. "Es war heiß, so heiß", sagte er nun weiter. "Feuer! Überall, wo man hinsah. Wylgar brannte lichterloh. Seal wird etwas schreckliches und Wylgar niederbrennen. Es kann nicht verhindert werden. Glaube ich." "Glauben heißt nicht wissen, Shino", sagte Aiva. "Wir schaffen es dieses mal." Ein kleines Lächeln kam über Shinos Lippen. "Genau", sagte Cloud. "Zusammen sind wir unschlagbar." Schön wär's, dachte Shino. Aber warum soll ich nicht an den Sieg glauben? Ich sehe die Dinge doch um sie zu verhindern, oder Wächter? Cloud rannte nun den Gang zurück und kletterte ins Cockpit. "Jetzt aber Schluss damit. Wir müssen landen. Oder wollt ihr, dass ich den Vogel in den Boden ramme?", sagte er. "Einige Augenblicke später landeten sie auf dem Flugfeld hinter der Stadt, die von der Größe hätte ein Dorf sein können. Es hatte eine Palisade aus Holzpfosten und die Hütten waren aus Holz und Stroh. Es waren an der Zahl recht viele und manche hatten, wie Shino ebenfalls beim Landen sah, auch Stoffvorhänge, die im Wind leicht flatterten. "Das ist das erste mal, dass ich den Boden betrete. Ich meine den wahren Boden", sagte Shino zu Aiva. "Fühlt sich gut an. So sicher, wenn du verstehst." "Klar verstehe ich dich. So geht's mir auch", erwiderte sie zu seiner Überraschung. Sie gingen einmal um das Dorf herum, wo sie zum Eingang kamen, an dem gleich zwei Männer in langen, weißen Gewändern auf sie zutraten und sie freundlich begrüßten. "Hallo", sagte Christin, die von den anderen zur Anführerin ernannt worden ist. Sie war ja schon mal hier. "Ich bin Christin Heatara Ich bin eine Bekannte von Jerael. Könnten wir wohl euere Stadt betreten. "Warum spricht sie denn so komisch mit denen? Lass uns einfach reingehen", flüsterte Si Ben zu. "Das ist hier so Sitte, Idiot", erwiderte Ben leise. "Natürlich, Miss Heatara", sagte einer der Männer. "Wir müssen euch jedoch darum bitten, euch eurer Waffen zu entledigen. Ihr bekommt sie wieder, wenn ihr unser Dorf verlasst." "Das werden wir tun. Danke schön." Chris verbeuge sich und gab ihren Bogen und die Pfeile als erste ab. Nachdem alle den Zoll wohl überstanden hatten, gingen sie nun zu einer etwas größeren Hütte, mittig des Dorfes. Es erinnerte ein wenig an eine Hütte, wie man sie einem Häuptling zuordnen würde. "Steile Hütte", ließ sich Cloud vernehmen und steckt sich mal wieder eine Zigarette an. "Hier wohnt dieser Jerael?", fragte Sam. "Ja. Lasst uns reingehen." Christin ging vor und hielt den blauen Vorhang zur Seite, damit keiner ihrer Freunde ihn vor die Nasen geknallt bekam. Bei Si, der zuletzt kam hätte sie gerne losgelassen, jedoch wollte sie jetzt keine Szene machen. Irgendwann bekam er noch, was ihm zustände. "Jerael? Bist du daheim?", fragte Chris. "Oh", ertönte es von weiter hinten aus der Hütte. "Miss Heatara? Sind sie es?" "Ja ich bin's", sagte sie. "Wir haben uns lange nicht mehr gesehen." "Zu lange, will ich meinen", sagte der ältere Herr, der nun seine Besucher begrüßte. Er hatte das Gesicht eines liebenswerten, in die Jahre gekommenen Mannes. Lachfalten und ein etwas gerötetes Gesicht. "Mir gefällt gar nicht, wie der Kerl meine Chris anguckt", flüsterte Ben zu sich selbst. Leider hatte Sam, die bei ihm stand das mitbekommen. "Um Gottes Willen!", sagte sie etwas lauter, jedoch für die anderen unhörbar. "Sag jetzt nicht, du versprichst dir da ernsthaft was? Ha, ha, ha!" "Ja lach du nur. Was war denn, als TJ sich an dich rangemacht hat? Da hast du ihm auch abgewiesen, obwohl ich genau weiß, dass du dich in ihn verguckt hast." "Hab' ich nicht!", schrie sie und hatte plötzlich die gesamte Aufmerksamkeit. "Äh. Nichts", sagte sie und wurde knallrot im Gesicht. "Lasst euch nicht stören." "Nun ja", griff Christin wieder das Gespräch auf. "Wir benötigen da in einer Sache ihre Hilfe, Jerael. Als ich einmal im Auftrag von König Lance hier war, sah ich ein Buch bei ihnen, in dem viele magische und legendäre Dinge waren. Unter anderem auch Waffen. Könnten wir uns das mal ansehen?" "Was ist der Grund dafür, dass ihr mich danach fragt, Miss Heatara? Hat König Lance etwas dergleichen entdeckt?" "Nein", mischte sich Cloud ein. "Lance ist tot." Er ging zur Tür und warf seine Kippe weg. "Tot? Wie das?", Jerael setzte sich in einen komisch aussehenden Stuhl mit viel zu großer Rückenlehne. "Seal, sein Stiefbruder hat ihn umgebracht. Ist eine lange Geschichte. Tatsache ist, dass wir unbedingt herausfinden müssen, was das für ein Schwert ist, das ich von meinem Vater vererbt bekommen habe", erklärte Shino. Nun wenn das so ist, will ich euch das Buch gerne zur Verfügung stellen." Er ging an ein Regal und suchte energisch. Wann kommt Seal? Jerael kriegt er nicht. Dieses mal bin ich vorbereitet. Er griff an sein linkes Bein und stellte fest, dass er ja keine Waffe bei sich trug. Verdammt! Ich muss doch etwas gegen Seal ausrichten, wenn er kommt. Aber wie? Eine schwarze Gestallt erhob sich hinter einem Hügel. Ein Gänseblümchen stand ganz einsam und verlassen am höchsten Punkt des Hügels und musste die Erfahrung machen, dass zwei Körper nicht gleichzeitig an einem Ort existieren können, als Seal drauftrat. Er blickte in die Ferne und sah Wylgar und dahinter die Vampire. "Wenn die wüssten", sagte er und tat einen Schritt nach vorne. "Da habe ich das Buch", sagte Jerael triumphierend. "Es war ganz unten, da hätte ich ja erst zuletzt nachgesehen." "Hat er ja auch", sagte Ben, der beinahe von Langeweile eingeschlafen wäre und sich daher schon einmal einen bequemen Sessel gesucht hatte. Plötzlich war ein Schuss zu hören, der vom Eingangstor kam und viel Geschrei auslöste. "Was geht hier vor? Wir sind eine friedliche Gemeinde", sagte der Alte entsetzt und ging hinaus. "Jerael, halt!", rief Shino und wollte ihm nach, wenn Aiva und Jacky ihn nicht zurückgehalten hätten. "Nicht, Shino", sagte Aiva. "Sehen wir erst mal nach, bevor in eine Falle rennen." Sie sah durch den Schlitz im Vorhang. "Und?", fragte Cloud. "Ist es Seal? Den mach ich fertig. Ben sah nun auch hindurch und erkannte zwei Gestallten in engen Metallrüstungen. Ihre Arme sahen aus, wie der eine, den Lance erhalten hatte und ihr ganzer Körper war in diesem Muster aufgebaut. Die Farben waren schwarz, weiß und rot. Auf den Schulterschilden trugen sie einen Totenschädel als Symbol und ihre Helme sahen ebenfalls so aus, wenn man mal von den beiden kleinen Schläuchen absah, die aus diesem herausführten. "Skulls", sagte Brath bitter. "Was suchen die denn hier?" "Egal was, Brath. Sie haben einen der Torsteher erschossen", stellte Aiva fest. "Haben sie Gewehre?", fragte Cloud, der so langsam aber sicher seine Flinte vermisste. "Nein, sie schießen aus ihren Armen. Was machen sie denn mit Jerael?" "Brath, weg da", sagte Chris und schob sich durch, damit sie auch was sah. "Sie fragen ihn aus. Ich glaube an seine Treue, aber wir sollten trotzdem lieber hinten raus verschwinden." "Die Hütte hat einen Hinterausgang?", fragte Si skeptisch. "Klar. Alle Häuser haben in solchen Situationen einen Notausgang", erläuterte Chris. "Du meinst wohl für solche Situationen", korrigierte Ben, um den Witz des Autoren zu unterstreichen. "Meine ich doch", sagte sie. "Er fand, dass das ein guter Scherz wäre." "Hört auf", rettete Shino die Lage und öffnete vorsichtig die Tür und kletterte nach draußen. Er half allen beim hochklettern, da die Tür auf eine etwas erhöhte Ebene des Dorfes führte. "Alle da? Gut", sagte er und wendete sich um hunderdachtzig Grad. "Find' ich auch gut", sagte die Person ihm gegenüber und hielt ihm einen Säbel unter die Nase. "Warum muss auch immer ich vorgehen", stöhnte Shino, der nun ziemlich viele Skulls bemerkte, die sie umzingelten. "Schade, dass ihr keine Waffen habt, sonst würde ich euch jetzt darum bitten. Ich bin Quorso und bin...", er wurde in seiner feierlichen Rede unterbrochen. "... Und die fieseste Ratte, die dies Welt zu bieten hat", ergänzte Brathnasi Quorsos Vorstellung. "Immer noch der Alte, was Brath?" Er schnippte mit dem Finger und zwei Skulls hielten ihm ihre Stabwaffen, die an einem Ende einem Dosenöffner eines Taschenmessers ähnelten, gegen den Körper. "Feige auch noch", sagte Brath vorsichtig. "Jetzt bin ich mal der von uns beiden, der mächtiger ist", freute sich Quorso. Er mochte 1, 80 m groß gewesen sein, hatte blondes Haar, das im Mittelscheitel ihm am Pony bis über die Augen reichte und er sie sich deshalb immer wieder und wieder zurückstrich. Außerdem trug er ein hellgrünes T-Shirt mit einem Symbol in dem eine Art Q vorkam, was eine offensichtliche Andeutung auf den Träger des selbigen war. Darüber einen langen, ausgefransten, dunkelgrünen Mantel mit Fell auf den Schultern. Und zwar braunes. Hinzu kamen noch eine schwarze Hose und schwarze Schuhe. Seine Stirn zeichnete sich durch eine Narbe aus, die dieselbe Form wie ein X hatte. "Was hast du mit deinem Gesicht gemacht?", fragte Shino und merkte, wie der Säbel langsam zu zittern begann, da Quorso zu sprechen begann. "Das ist das Zeichen der X-Skulls. Ich bin ihr Anführer. Und Brathnasi? Wenn du lachst, werde ich dich töten lassen." Jetzt nahm er endlich den Säbel weg und holte die Skulls, die ihm unterstanden und die Gefangenen einzirkelten. "Nehmt ihnen das Buch weg, was für eine Verschwendung, an gutem Lesestoff. Ihr seid es nicht wert so etwas wertvolles in die Hände zu bekommen", sagte er, als er es stolz übereicht bekam und sah, worum es sich handelte. "Na da kenne ich schon jemanden, der sich dafür interessiert." "Wer? Dein dummer Lord Riko?", fragte Jacky fast schreiend, weil Quorso immer weiter weg ging. "Du meinst wohl König Riko von Fylgia", sagte er und ließ seine Gefangenen ihm folgen, da er durch einen Handwink zu den Soldaten diese dazu brachte, Shino und seine Freunde mitzuführen. "Er wartet schon auf dich, Shino Bluestone." Sie wurden zum Tor geführt, wo sie die Leiche des Mannes sahen, der zuvor von einem der Skulls erschossen worden war. Der durchlöcherte Kadaver wurde weggeschafft und eine Person trat durch das Tor, die den Abenteurern von Quorso als König Riko vorgestellt worden war. Riko hatte also wirklich nur so freundlich getan, wenn man das als freundlich bezeichnen konnte, wie er sich neulich gegeben hatte. "Ah, Shino und seine Freunde", begrüßte er sie übertriebener maßen. "Freut mich, euch wiederzutreffen." "Schwätz' nicht, du Penner", schrie ihn Chris an. "Du hast wohl noch weniger Anstand, als zuvor." Er lächelte widerlich, wie er war. "Tja, als neuer König kann mir das egal sein", sagte er. "Ich habe lange darauf gewartet und werde nicht so schnell, wie mein Bruder - nein, Stiefbruder - abtreten." "Er war wenigstens ein gerechter Herrscher und das Volk hat ihn geliebt. Du wirst ihn nie, hörst du, nie ersetzten", schluchzte die Halbelfe, die sogleich von einem Skull festgehalten worden war, als sie einen Schritt noch vorne machte. "Sie werden mich fürchten, das ist tausendmal besser. Sollten sie sich wehren, habe ich ja noch meine mir untergebenen Skulls. Stimmt's Brathnasi? Du warst einer meiner ersten und bisher besten Männer. Warum nur hast du mir den Rücken gekehrt? Hattest du nicht alles, was du dir wünschen konntest?" "Aber für welchen Preis?", fragte Brath spottend. "Du und dein Pack, ihr habt unschuldige Menschen getötet. Genau wie den Mann eben. Ich bin von Schande erfüllt, jemals einem Tyrann wie dir gedient zu haben. Verrecke in der Hölle, Riko." Er ging zu Boden, weil ihm einer der Gardenmitglieder mit dem stumpfen Ende der Waffe in die Kniekehle geschlagen hatte. "Du willst doch nicht frech zu deinem König sein", sagte der Skull. Seine Stimme klang so, als sei sie unter einem Haufen Blech eingesperrt. Es sind echte Menschen?, fragte sich Shino. Einen kompletten Kampfpanzer für Menschen? Nicht schlecht. Aber sicherlich unbequem. "Mein König ist vor einigen Stunden gestorben", sagte Brath stöhnend und schwieg. Nun wandte sich Quorso König Riko zu und übergab ihm das Buch. "Das war offensichtlich der Grund für ihren Besuch, Sir. Wenn ich mich nun zurückziehen darf. Ich habe mit Magor und Faikra noch etwas zu erledigen." "Ja, ja. Ich weiß schon. Denk' aber dran: Es soll nichts mehr übrig bleiben und lasst niemanden entkommen. Sie sollen brennen!" Brennen? Sie brennen das Dorf nieder und ich kann nichts dagegen tun, da sie mich schon gefangengenommen haben, fuhr es Shino durch den Kopf. "Bringen wir sie auf's Schloss", befahl Riko und so wurden sie eingeladen und mit einem großen Luftschiff, das den Skulls gehörte, abtransportiert. Du hast lange geschlafen... länger, als du vielleicht wolltest. Es ist kalt, so kalt und trist, dass man sich vorkommt, als sei alles schon vorbei und du... ,mein Freund, seihst..., flüsterte eine Stimme im Kopf des Jungen, als er versuchte seine Augen zu öffnen. Dann schaffte Shino es schließlich und sah, dass er an einer Apparatur hing, die ihn in einer senkrechten Haltung knapp über dem Boden hielt. Seine Arme, seine Beine waren festgeschnallt und er hatte das unangenehme Gefühl, nicht allein zu sein. "Ah", sagte Riko hinter ihm und trat nun in sein Blickfeld. "Du bist wach. Dann können wir ja anfangen. Du musst mir nur sagen, was ich wissen will und alles wird wieder gut." "Nichts..." Shino hatte noch nicht seine Stimme wiedergefunden und sein Hals war völlig trocken. "... wir wieder gut. Es kann dir jedoch alles egal sein." "Das sehe ich anders, Bluestone", sagte er und lachte hinterhältig. Bluestone? Genau, wie sein dreckiger Bruder... lass deinen Hass nicht durchkommen, Shino, forderte er sich selbst innerlich auf. Du darfst Riko nicht helfen. "Du siehst mir so nachdenklich aus, dort oben", lachte Riko weiter. "fangen wir an. Die erste Frage an dich ist: Was wollt ihr mit dem Buch hier?" Er ging zu einem Tisch hinüber, auf dem all ihre Waffen und auch das Buch von Jerael lagen. Der neue König nahm es und hielt es vor Shino, um sicher zu gehen, dass der zu Verhörende wusste, worum es ging. "Keinen Schimmer, wovon du redest", sagte Shino trotzig. "Harter Kerl, was? Sag' die Wahrheit oder deine Freunde sterben. Einer nach dem anderen." "Du bist wie er, weißt du das?" "Wer? Seal? Dazu kommen wir gleich noch. Die Frage gerade war nur ein Test. Ich weiß schon, was ihr wolltet." Er blätterte eifrig im Buch herum, bis er die Seite fand, die er suchte und heil sie Shino hin. "Das sucht ihr doch, nicht? Das ist dein Schwert", er nahm das Buch wieder zurück. "Du wirst es nicht glauben, aber das ist das Schwert von Tol 'Mar", erklärte Riko. Tol 'Mar? "Sagt dir nichts, was? Nun ja zu der Zeit, als die Götter noch nicht uns sterbliche verlassen hatten, war Tol 'Mar der Gott des Lichts und des Guten. Jetzt fragt sich nur, wie kommt so ein Hanswurst, wie du an solch eine heilige Waffe, die es wohlgemerkt, nur in der Legende gegeben hat." "Ist vielleicht nur eine Fälschung", sagte eine Frau, die gerade eintrat. Sie hatte ein schwarz-violettes Kleid an, dass unten sehr weit und genauso eingerissen war, so dass sie es noch gut einen halben Meter hinter sich herzog. Sie hatte dunkles Haar, dessen Farbe Shino nicht erkennen konnte. Ein hässliches Gesicht und ein X auf der Stirn ließen schnell erkennen, dass sie auch zu den X-Skulls, wie sie sich nannte, gehörte. Eine Hexe, nahm Shino an. "Nein, Faikra, das glaube ich nicht. du hättest sehen sollen, wie er damit die Barriere aufgebrochen hat, von derer Konsistenz du selbst erstaunt warst." "Woher wisst ihr das alles?", fragte Shino nun etwas munterer. "Du glaubst gar nicht, wie gut und wie schnell, vor allem, wir vorbereitet waren, als wir von Seal und seinen Kräften hörten", erklärte die Hexe Faikra. "Wir haben überall Kameras und Spione. Dank unserem neuen König wir das jetzt aber alles so gut wie überflüssig, da die Skulls nun zu allem berechtigt sind und sich nicht mehr verstecken müssen." "Nach Lances Tod", fügte Riko hinzu. "Aber was ist mit den Soldaten, die er nach Hause geschickt hat? Haben sie euch denn keinen Wiederstand geleistet?" "Als wir von ihrer Rückkehr hörten, wusste ich, dass sie noch unter dem Kommando meines Bruders standen. Hey, ich konnte sie doch nicht einfach landen lassen. Und so 'ne Abfangkanone wäre doch unsinnig, wenn sie danebenschießen würde, findest du nicht?" "Du Schwein!", schrie Shino und machte eine erste Festigkeitsprobe an den Fesseln. "Du bist nicht König, nur ein Aufschneider." "Zwing mich nicht dazu, dich wirklich aufzuschneiden. Immerhin brauche ich noch einige Antworten." "Ich werde nicht reden", weigerte sich Shino. "Dafür ist sie ja jetzt da", er winkte Faikra nähr heran. "Sie wir dir jetzt zeigen, dass es ganz einfach ist, die Wahrheit zu sagen, auch wenn das etwas grob ist." Die Hexe ging in Stellung und murmelte ihren Zauber, der sich wie ein rotes Band um Shino hüllte und er die Kontrolle, über sein eigentliches Ich verlor und in eine kleine Ecke, tief in seinem Gehirn verdrängt wurde. Was geschieht jetzt?, dachte er. Ich will nicht reden. Hör' auf, Shino! Es half nichts. Shinos Hilferufe zu sich selbst zeigten keine Wirkung. "Was will Seal?", fragte Riko nun siegessicher. "Ich weiß es nicht genau", antwortete Shino, mit viel Wiederwillen seines echtem Ichs. "Er will alle meine Freunde töten, um mich zu quälen. Aber ich bin nicht sein Hauptziel, da er noch etwas wichtigeres zu tun gedenkt." "Und sein Hauptziel ist was?", fragte Riko energischer. "Keine Ahnung... und auch, wenn ich es wüsste, würde ich es dir niemals sagen!" Shino hatte wieder die Kontrolle über sich, was die beiden Folterknechte sehr überraschte. "Na was sagt man dazu? Du hast dich ja gewehrt. Soll mir recht sein. Faikra, du kannst gehen." "Jawohl", sagte sie und verließ den Raum. "Nun mal Klartext, Bluestone. Ich werde euch alle nicht ehr hier rauslassen, ehe du mir nicht ein paar richtige Lösungen für mein Problem geliefert hast", sagte Riko und kam nähr. "Was ist denn dein Problem? Ich hoffe, es hat etwas mit einer unheilbaren Krankheit zu tun", sagte Shino frech und grade heraus. "Ha, ha. Seal hat beeindruckende Kräfte, findest du nicht?" "Ich würde sie beängstigend nennen und nicht beeindruckend", korrigierte Shino ihn. "Ich will diese Macht, Shino. Mehr als ich je etwas anderes wollte." "Etwas krank, findest du nicht?" "Erst wurde mir der Thron fast geschenkt und jetzt sehe ich nicht ein, warum ich mich damit zufrieden geben sollte. Wie viel Macht kann ein Mann anstreben? Ich sag's dir: soviel, wie er nur will. Der Wille ist entscheidend." "Ich bleib' bei meiner Meinung. Du bist krank", beharrte Shino. "Zurück zu dir, Bluestone. Ich habe gehört, du hast Visionen. Das hat mir die gutmütige Christin gesagt, als du eine hattest, bevor du in die Schlacht gezogen bist. Du siehst alles, was Seal so treibt und wo er auftaucht?" "Nein, nicht alles." "Hab' eine Vision für mich. Dann wird dir auch nichts geschehen", wünschte sich Riko. "Das ist etwas komplizierter", sagte Shino. "Meinst du ich mach' das freiwillig durch?" "Ich kann warten. Vorerst. Du wirst im Verlies schon eine Vision haben, denn du wirst lange dort sein. Wache! Abführen!" Die Wache kam und schlug Shino bewusstlos und schleppte ihn in die Zelle zurück, wo die anderen saßen. So wurde er anscheinend auch zu Riko befördert. Das konnte doch nicht gut für seinen Kopf sein, wenn alle Leute draufschlugen. In der großen Zelle war es dunkler und nur der Schein der vereinzelten Fackeln brachte Licht. Jedoch zu wenig. Als er die Augen auftat, sah er Aivas besorgtes Gesicht. Sie hatte allem Anschein nach geweint. Shino hätte niemals gedacht, dass Aiva so viel Gefühl zeigen könnte, weil er sie immer als ein starkes, beherrschtes, hüb...? "Dir geht es gut, ja?", sagte sie und legte ihre Hände auch seine Brust. "Hast du noch irgendwelche Schmerzen?" "Mein Kopf dröhnt. Klar, wenn man einem immer wieder eins drüberbrät." Er lachte keuchend. "Aiva. Es war schlimm." "Ich weiß. Und leider ist es immer noch nicht vorbei. Riko sagte, als du noch ohnmächtig warst, dass er viel Zeit hat, bis du ihm diesen Gefallen tust. Was meinte er damit?" Shino sah jetzt nicht mehr in ihr Gesicht, sondern blickte auf den Boden. "Er will Seal finden und verlangt von mir, dass ich eine Vision habe und Seals Standort an ihn weitergebe." "Aber das geschieht doch immer nur durch Zufall. Was tun wir jetzt?" Sie war erstaunlich besorgt. Ich kann die Vision ja nicht ewig zurückhalten, dachte Shino ernst. Um genau zu sein, kann ich sie gar nicht zurückhalten. Irgendwann werde ich eine haben und dann wird diese Faikra mich dazu bringen ihre Frage zu beantworten. "Shino? Grüble nicht immer so viel in dich hinein", sagte Aiva. "Sprich mit mir ruhig über deine Gefühle und Sorgen. Wenn ich dir schon nicht sonderlich im Kampf helfen kann, dann wenigstens auf diese Weise." "Was redest du da", entgegnete er. "Du hast mir bisher sehr geholfen. Aiva, du bist mir sehr wichtig." "Bin... bin ich das?" flüsterte sie. Shino nickte. "Auf jeden Fall. Aber was in meinem Kopf vorgeht, verstehe ich manchmal selbst nicht und darum wäre es dumm, euch auch noch damit zu verwirren. Sind wir komplett?" Er setzte sich nun auf und sah die übrigen Freunde in einer anderen Ecke sitzen. Sie schwiegen. "Ja. Die Stimmung ist nur entsprechend schlecht. Also bin ich dir wichtig?", hakte Aiva noch einmal nach. "Hat man sie auch verhört?", konterte Shino mit einer Frage. "Was? Äh... nein. Nur dich. Scheinbar glaubt er nur von dir etwas zu erfahren." "Schlauer Kerl, muss ich ihm schon lassen", er legte sich wieder hin. "Er hat ja auch Recht. Ich bin der mit den Visionen. Warum Zeit mit den anderen vergeuden." "Du legst dich einfach da so hin, ohne dir ernsthaft Sorgen zu machen!", meckerte Aiva. War sie mehr über Shinos Verhalten gegenüber der misslichen Lage oder gegenüber ihrer noch nicht beantworteten Frage? "Was soll ich denn tun?" "Wir könnten fliehen", schlug Ben vor, der sich nun zu den zweien setzte. "Ihr zwei Turteltauben habt euch so gut unterhalten, dass ich dachte, wenn du wach bist, Shino, hörst du dir bestimmt meinen Plan an." "Turteltauben?", schrie Aiva und schubste Ben zur Seite. "Dann schieß mal los, Alter", sagte Shino. Ben setzte sich zunächst mal wieder richtig hin. "Jacky sagt, dass sie ohne ihren Handschuh noch ein kleines bisschen magische Kraft aus ihrem Geist schöpfen kann. Dann können wir..." Er hielt inne, weil sich Wachen der großen Zelle nährten. Sie standen nun vor der Tür, die sich an der einen Längswand befand, wo es nur Gitter statt Mauern gab. "Bluestone?", rief einer der Skulls. "Seine Majestät wünscht dich zu sehen." "Wie lange habe ich denn geschlafen?", fragte Shino verwirrt. "Einige Stunden", antwortete Ben. Die Wache kamen mit fünf Mann herein, damit sie den jungen Mann mitnehmen konnten, ohne Gefahr, von den anderen attackiert zu werden. Als sie Shino mit sich führten, sah er noch kurz zu seinen gefangenen Freunden hinüber und nickte Ben bestätigend zu. "Sobald wir wieder zusammen sind, ist für alles der richtige Zeitpunkt", sagte er zu Ben. "Ja", sagte einer der Skulls. "Für dich ist jetzt aber ersteinmal Zeit zu plaudern oder zu sterben. Je nachdem, was zuerst eintrifft." Der metallerne Soldat lachte und trieb Shino noch weiter an. Doch Ben verstand. "Und der tollkühne Shino Bluestone gibt mir erneut die Ehre eines Besuchs", scherzte Riko. Und zwar schlecht. "Das du mir gerade mal ein paar Stunden gelassen hast, finde ich äußerst nobel von ihnen, muss ich schon sagen." "Schnauze!", donnerte der König. "Los, schnallt ihn fest", sagte er zu den Skulls. "Ich habe dafür gesorgt, dass du nicht nur mit mir alleine reden musst. Ihn kennst du ja sicher schon, nehme ich an." Riko deutete auf Quorso, der an einem Tisch sah und den beiden den Rücken zuwand. Er schien mit irgendetwas sehr beschäftigt zu sein. Shino wurde hochgehoben und als er an dem Brett festgeschnallt worden war, konnte er sehen, dass Quorso sich einem kleinen Würfel, der aus mehreren dicken Holzbalken bestand, abmühte, indem er diesen immer wieder auseinander- und wieder zusammenbaute. Gott, muss der Langeweile haben, dachte Shino, als er nun an dem Brett hing und die Wachen sich verzogen. "Ist der Kerl irgendwie gestört?", fragte Shino und hoffte, dass Quorso darauf reagierte. "Meinst du etwa mich?", fragte Quorso. "Soll ich dich mal meinen Säbel spüren lassen?" Er sprang auf, zog seine Waffe und fuchtelte damit in der Gegend herum. "Nicht direkt", entgegnete Riko. "Er hat da so ein Problem. Aber er ist ein ausgezeichneter Kämpfer." "Na ja. Das glaube ich erst, wenn ich sie sehe." "Wir kommen vom Thema ab. Also: Was hast du mir zu sagen?" "Wenn du auf die Sache mit der Vision hinaus willst, muss ich dir leider mitteilen, dass ich keine hatte. Was erwartest du denn, was in so ein paar Stunden geschieht. Ich kann doch nicht zaubern", stänkerte Shino. "Na, wer weiß, was so alles geschieht, ha, ha, ha", lachte Quorso und kam mit seinem Säbel näher. Eine ganze Stunde hielten sie Shino in ihrem Folterraum fest. Als sie ihn zurückbrachten, war Aiva wieder die erste, die zu dem in die Ecke geschleuderten Mann rannte. "Was haben sie nur mit dir gemacht, Shino?", fragte sie als sie mit ihrer Hand über sein zerfetztes Hemd strich und das wenig Blut aus seinem Gesicht wischte, was ihm aus der Nase und aus dem Mundwinkel rann. "Die sind vollkommen krank im Kopf", sagte Shino erschöpft. "Sie wollten mir nicht glauben, dass ich nichts gesehen habe. Dann schickten sie mich wieder zurück und sagten, sie würden mich später noch mal herbeordern lassen. Und...", begann er nun wieder. "Ich konnte mich nicht wehren. Sie haben mein Schwert und sogar meinen Armschild. Auch wenn, könnte ich nicht mal meine Arme oder Beine bewegen. Ich weiß nicht weiter." Er unterdrückte seine Tränen, die von der großen Ungerechtigkeit klagen sollten. "Ist ja schon gut. Ben hat seinen Plan mit den anderen abgesprochen und ich soll dir jetzt noch einmal sagen, worum es geht", sagte Aiva. "Keine Zeit. Fangt an, ich schließe mich schon an. Hauptsache, wir können hier bald verschwinden." Er fasste an seine Kette und schloss die Augen. Vater, begann er zu sich zu sprechen. Es ist doch nicht so einfach, für das Gute zu kämpfen. Werde ich je wieder Ruhe finden, Vater? Warum nur hat es mich hierher verschlagen? Er öffnete seine Augen wieder, die fast zu tränen begonnen hatten, da Shino an all die Dinge gedacht hatte, die schon geschehen sind. "Okay", sagte er leise. "Es kann losgehen. Ich verlasse mich auf euren Plan." Ben nickte Jacky zu, die sich gleich zur Zellentür begab und nach der nächsten Wache Aussicht hielt. "Hey, du da mit diesem langen Hackmesser", rief sie einer Person weiter rechts zu, die sich mit einem überraschtem Seufzer meldete. "Komm mal her", forderte Jacky den Skull auf. Er kam nähr und sah verärgert aus. Zumal man das nicht sehen konnte, weil er, wie alle Skulls einen Helm trug. "Was willst du, kleine Göre?", fragte er wirklich wütend. "Ich finde es echt beeindruckend, dass du uns hier ganz alleine bewachen kannst", sagte Jacky ironisch. "Ist doch bestimmt schwer, huh?" Shino ahnte, was das sollte. So stellte sie sicher, dass er alleine war. "Na und?", entgegnete der Skull. "Ich bin ein ausgezeichneter Wächter und brauche keine Hilfe." Er hat sich verraten, dachte Shino merklich erfreut. "Dann hast du doch bestimmt nichts dagegen, wenn ich dir einen Zaubertrick zeige, oder?" Sei guckte mit einem Hundeaugen-Blick, den viele Mädchen und Frauen nahezu perfektioniert haben, in das Visier des Hels, wo sie ihr Spiegelbild sehen konnte. "Bist du nicht die, mit den Zauberkräften?", fragte er und wich einen Schritt zurück. Dann erinnerte er sich daran, dass sie seine Gefangen waren. "Aber ohne deine Ringe bist du nicht gefährlich", fügte er hinzu. "Genau", sagte Jacky und drehte sich um, damit die anderen nicht anfingen zu lachen. Sie kauerten sich in einer Ecke zusammen, um nicht aufzufallen oder Jacky die Show zu stehlen. "Also schau", begann das Mädchen. "Meine Hände sind leer, richtig?" Sie fuchtelte geheimnisvoll damit herum und begann etwas zu murmeln, was ihr gerade so in den Kopf kam. "Ja, ja. Ist das schon der Trick?" "Du kannst es echt nicht abwarten, was?", fragte sie. "Dann schau dir das an", sagte sie und ließ ihre Hände nach vorne schnellen, woraufhin der Skull mit voller Wucht an die Rückwand geschleudert wurde und mit dem Kopf gegen einen herausragenden Stein stieß. "Volltreffer!", rief Brathnasi etwas leiser, damit niemand es hören konnte. "Deine Psychokinese ist immer wieder beeindruckend, Schwesterchen." "Ich weiß", lachte sie und zog als Zugabe noch mit ihrer Kraft den Schlüssel aus der Tasche des Wächters und schloss damit dann die Tür auf. "Jetzt schnell", sagte Shino. "Wir müssen an unsere Waffen in der Folterkammer kommen. Folgt mir." Dann fiel ihm noch etwas ein und er fügte hinzu: "Ach, Jacky? Du gehst noch vor mir, bitte." Sie ereichten die dicke, mit Metall beschlagene Tür der Folterkammer. Hinter ihnen war der Gang leergefegt, denn alle Skulls, die dort aufpassten, hingen nun unter der Decke auf den Balken und waren bewusstlos. "Ich höre etwas", sagte Christin und horchte an der Tür. "Da sind zwei Männerstimmen. Ich glaub' einer ist Riko." "Dann ist die andere sicher die von Quorso. Der Tisch mit den Waffen ist gleich hier vorne." Auch er horchte an der Tür. "Wie ich's mir dachte: Sie stehen weit hinten im Raum. Wenn wir nur schnell reinkönnten und uns ungesehen unsere Waffen holen könnten." "Wie wäre es damit?", fraget Sam, die eine Rauchgranate in der Hand hielt. "Woher...", begann Si und dachte im selben Moment nach. "Von einem der Skulls nehme ich an. Ist runtergefallen?" Sie nickte grinsend und ging an die Tür, die nun nicht mehr von Shino und Chris belagert wurde. "Achtung, fertig, los!", rief sie, riss mit dem Mund den Stift aus der Granate, riss die Tür auf und warf die Grante in den Raum. In einem Augenblick starrten Quorso und sein Gebieter auf die glänzende Kugel und im nächsten Moment waren sie blind durch den ausströmenden Rauch. "Schnell", rief Shino. "Jeder holt sich, was ihm oder ihr gehört und dann nichts wie weg hier." "Das ist Shino, Quorso", kreischte Riko. "Los, tu doch was!" "Aber gerne, Meister", sagte er und sprang mit einen Satz an die Decke. "Ich hab alles, und du?", fragte Brathnasi seine kleine Jacky. "Moment noch", sagte sie. "Wo ist der Ring?" "Du hast doch alle drei an der Hand. Beeil dich, bevor sich der Rauch verzieht." "Nein, der viere fehlt. Der von Lance", Jacky wurde langsam nervös. Hinter ihr kam Quorso von der Decke. "Meinst du den hier?", er hob seine Hand und daran funkelte der Ring des echte Königs. "Er gefiel mir so sehr, dass ich ihn einfach nehmen musste. Aber das musst du nicht Riko sagen." "Brath, Hilfe!", rief sie, als der Wicht auf sie zueilte. Brathnasi wandte sich ihr zu und musste feststellen, dass sie schon Quorsos Geisel war. "Keinen Schritt weiter, Muskelmacho", sagte er siegessicher. "Du kannst mir nichts tun, solange ich sie in meine Gewallt habe. Jetzt ergib dich, oder sie ist tot. Ich... ich hab keine Angst, nur weil du vielleicht doppelt so groß und breit bist." Brathnasi sah etwas, dass ihn keineswegs dazu verleitete, sich zu ergeben und Quorso sah es in Braths Gesicht, dass etwas nicht ganz nach seinem Plan lief. "Was ist los, du Kleiderschrank?", schimpfte Quorso und drehte sich um. Daraufhin bekam er von Shino einen mächtigen Schlag in die Fresse und ging zu Boden. Jacky konnte entkommen und rannte mit Brathnasi bis zur Tür, die von den anderen schon vor einer Weile durchschritten worden war. "Kommst du, Shino?", fragte Brathnasi. "Geht schon mal vor. Bin gleich soweit." Er sah zu Boden und sah, dass Quorso nicht mehr dort lag. Kann der Qualm nicht mal nachlassen, dachte Shino. "Nicht schlecht, Alter", sagte Quorso irgendwo im grauweißen Nebel. "Aber für mich brauchst du noch mehr Geschick, als nur einen Überraschungsmoment." "Schwätz nicht, sondern komm", sagte Shino fest und zu allem bereit. Quorso kam von links angetrippelt und hielt seinen Säbel auf Shino gerichtet. "Stirb!", schrie er heiser. Er wurde von Shino sauber pariert, der sein Schwert erstaunlich schnell gezogen hatte. "Ich muss jetzt gegen ein heiliges Schwert kämpfen, was?"; fragte Shinos Feind spöttisch. "Das ist kein Problem für mich." "Dann wiederhole es nicht, sondern nimm meine Klinge entgegen. Du bist ein Monster, das Spaß am Foltern hat", sagte Shino ernst und griff nun an. "Ha, ha, ha", lachte Quorso und säbelte los. "Dein Hemd ist wirklich nicht sehr widerstandsfähig." Es wurde ein Kampf, bei dem nicht mit Hinterhalten und fiesen Tricks gegeizt wurde. Shino war zum erstenmal gezwungen seinen Armschild über seinem linken Ellbogen zu benutzen, was vorher wenig der Fall gewesen war. Quorso fegte mit seiner Waffe nur so über das kleine Schild hinweg. "Ich bin unbesiegbar!", schrie Quorso fast wahnsinnig. "Glaub' ich nicht", sagte Shino, bückte sich unter einem weiteren Schlag weg und schlug mit dem Schild in das sich vor ihm befindende rechte Knie. Quorsos Schrei war unüberhörbar und auch Aiva und die übrigen hörten es, zumal sie schon fast am Luftschiffhangar waren, wo nach Clouds Verständnis die Vampire stehen sollte. "Mein Knie! Du Bastard!", heulte Quorso, der jetzt auf dem Boden einer provisorischen Folterkammer lag, die nun den tollen Raucheffekt langsam aber sicher verlor. Sein Blut floss träge aus der kleinen Wunde, die der Schild verursacht hatte. "Nichts zu danken!", rief Shino, der schon durch den Flur nach oben eilte und gar nicht auf Quorsos Schreie achtete. Den sehe ich garantiert wieder, dachte Shino bei sich. "Wo ist der Chef?", fragte Cloud ungeduldig, als er sich in seinen Pilotensitz schwang. "Der kommt noch", entgegnete Sam. "Wir müssen ihm noch etwas Zeit geben." "Wenn wir die hätten, dann wäre das kein Problem", sagte der Vampir und zeigte auf die Skulls, die sich von der anderen Seite des Hangars nährten. "Oho", erkannte Sam. "Hier wird's gleich ungemütlich." Sie kletterte die Leiter runter und sagte den anderen bescheid, die die Skulls auch schon gesehen hatten. "Und Shino?", fragte Si. "Seit wann machst du dir Sorgen um jemand anderes?", fragte Christin. "Ruhig da unten." Cloud stampfte mit den Fuß auf den Boden. "Hinsetzten, anschnallen und Klappe halten. Das wollte ich immer schon mal sagen. Ich zeige euch jetzt, was wir neues tolles haben." "Lass es krachen, Kapitän!", rief Chris begeistert, da sie ja wusste, was die Vampir alles nettes eingebaut bekommen hatte. "Volles Rohr! Ab geht's!" Cloud betätigte mit diesem Ausspruch einige Schalter und aktivierte das Waffensystem. Die Skulls vor dem Schiff wurden von ein paar Automatikpistolen begrüßt, die vorne aus dem Buck schnellten. Das war echt 'ne Überraschung für sie und die ersten zwei Reihen spürten, dass die Geschütze gut ausgerichtet waren. "Da kommt Shino", sagte Aiva erleichtert. "Was will er denn nun?", fragte Ben die anderen, als er sah, wie Shino sein Schwert wegsteckte. "Brauch er das Ding nicht, wenn er da heil durch will?" "Cloud, stopp das Feuer", meldete Brath. "Sonst triffst du ihn noch." "Ach, schade. Der Junge verdirbt mir immer den Spaß", sagte Cloud scherzhaft und zog die Waffen ein, woraufhin die Skulls sich mit einem neuen Problem konfrontiert sahen. Shino. Er machte einem Salto, bei dem er den ersten Feinden seinen Schild ins Gesicht rammte und sich damit bequem einen Weg zum Schiff bahnte. Die Luke wurde geöffnet und Shino sprang hinein. "Jetzt hab ich echt Spaß daran gefunden, den Schild zu gebrauchen", sagte er zu Christin, die ihn reingezogen hatte und nun die Luke wieder schloss. Sie setzten sich noch gerade rechtzeitig hin, bevor Cloud auf die Tube druckte und sie aus dem Hangar raussteuerte, dessen Tor sich auch nicht schnell genug schließen konnte, wie es bei solchen Einrichtungen Tradition war. Geschafft! Erst mal, dachte Shino, als er den Himmel über und um Fylgia sah. "Coole Aktion", pflichtete Ben Shino bei, als sich Shino setzte und anschnallte. "Danke. Aber wir sind sie noch leider nicht los. Cloud, was machen wir, wenn sie uns mit ihren Maschinen verfolgen?" "Ha, ha, ha", lachte der Pilot. "Die uns verfolgen? Guckt doch mal unten auf den Bildschirm, was euch die Heckkamera zeigt." Der Schirm zeigte nun den Hangar, der im Berg unterhalb des Schlosses eingerichtet worden war. Mit einem Kichern drückte Cloud einen Knopf und daraufhin aktivierte sich ein tellerförmiges Objekt auf dem Boden des Hangars, das einen Moment später explodierte. Der Bildschirm zeigte jetzt, wie jede Menge Qualm und Feuer aus dem fast geschlossenen Tor zischte. "Damit sollten sie ersteinmal bedient sein", sagte Cloud und sie flogen weiter. Einige Zeit flogen sie umher und keinem schien aufzufallen, dass sie ehrlichgesagt keinen Plan hatten und auch überhaupt nicht wussten, wo sie hin wollten. "Irgendwann kommen sie und verfolgen uns", sagte Chris bitter. "Wo sind wir denn noch sicher?" "Ich hätte da eine Idee", stieg es Si in den Sinn. "Na da bin ich ja mal gespannt", spottete Ben. "Ja, ja", entgegnete Si. "Du wirst noch sehen. Also, was wäre denn mit dem Komplex. Dort sollten wir sicher sein." "Stimmt eigentlich", gestand Sam ein. "Dort gibt es viele ausgezeichnete Kämpfer und niemand wäre so bekloppt dort anzugreifen." "Auch, wenn man uns dort als erstes vermuten wird", bemerkte Shino abwesend. Alle sahen ihn an, als er plötzlich seinen Kopf schüttelte und ihnen versuchsweise entgegengrinste. Jeder merkte jedoch, dass das nur gezwungen kam und dass Shino nicht sehr heiter war, sondern immer noch einiges zu verarbeiten hatte. "Es ist einen Versuch wert", sagte er endlich. "Auf nach Hause, nicht Aiva?" Sie nickte glücklich und rief es Cloud zu. Shino wusste, dass sie sich freuen würde, ihren Vater wiederzusehen. Vielleicht war die ganze Reise bisher schon viel zu gefährlich für sie gewesen. Wer weiß. Ein sicheres Dach über dem Kopf wird uns allen gut tun, dachte Shino. "Wir fliegen nach Hause, Leute", sagte Sam. "Ist das nicht schön?" Und die Vampire flog nach Murila und erreichte sie in den nächsten Stunden. Sie sahen etwa um die Mittagszeit unter sich die Stadt Murila vorbeirauschen und dann flogen sie auch schon auf das Gebäude zu, dass so viele Schandtaten vor drei Tagen mit ansehen musste. Cloud setze den Vogel im großen Innenhof des Komplexgeländes ab und als sie ausstiegen wurden sie schon von Dean aufs freundlichste begrüßt. "Aiva, Shino, ihr alle", sagte er. "Ich freue mich euch schon so früh wiederzusehen." Aiva fiel ihren Vater sofort um den Hals, als ob sie sich schon ein ganzes Jahr nicht gesehen hätten. Genug erlebt hatten sie aber allemal. Nach einem weiteren Hallo und nachdem sich auch noch die Mitglieder des Teams vorgestellt hatten, die Dean nicht kannte, gingen alle zu einem gemeinsamen Mittagessen in den Speisesaal. "Dann ist König Lance wirklich tot?", fragte der Direktor immer noch nicht sonderlich überzeugt. "Ich habe davon noch nichts gehört, aber im Moment hört man nicht mehr so viel, was in der Welt geschieht. Seit ihr weg seit, ist nicht viel an Informationen rumgekommen und daher seit ihr meine beste Qualle." "Aber das ist ja nicht der Grund, warum wir hier sind", sagte Christin. "Wir suchen hier nach Schutz." "Den sollt ihr haben, Kind. Wer ist es denn, der euch ans Leder will?" "König Riko und die Skulls", erläuterte Shino. "Wir sind vor ein paar Stunden aus seiner Gefangenschaft geflohen, was meiner Meinung nach viel zu einfach ging." "Du hattest immer schon ein gesundes Misstrauen gegenüber anderen, Shino", sagte Mr. Strongheart. "Allerdings", sagte Sam und war sich sicher, dass sie von einer Person am Tisch hundertprozentig krumm angeguckt wurde. Aiva. "Ich bin immer noch nicht über TJs Tod hinweg. Und wer weiß, wann ich es akzeptieren werde." "Wenn du klug bist, dann gar nicht", sagte Sam jetzt viel energischer. "Den Tod kann man nicht akzeptieren, nur man darf sein eigenes Leben nicht dafür wegschmeißen." Recht hat sie ja, dachte Shino. Nur wenn das alles so leicht wäre. "Deine Kleidung hat ja auch einiges mitgemacht", sagte Dean, als sie das Essen beendet hatten. "Ja", stimmte Shino ihm zu. "Ich werde, mit ihrer Genehmigung, schnell mal in die Stadt fahren und mir etwas neues kaufen." "Schade", sagte Aiva. "Ich hab' mich schon so an dein Hemd gewöhnt und jetzt willst du was neues haben?" "Ich würde ja gerne das gleiche Hemd haben, aber soviel Glück werde ich wohl kaum haben." Shino stand auf und ging. "Wir kommen mit", rief ihm Aiva hinterher und zog Sam auch mit sich. "Kommen wir?", fragte Sam verwirrt und schloss sich dann doch den beiden an, die mit einem Wagen in die Stadt fuhren. "Wir haben noch selbst etwas zu tun", sagte Aiva, als sie ausstiegen. "Wir kommen dann später nach Hause." "Zu Fuß?", fragte Shino. "Ja. Äh... wir haben noch... äh... Frauensachen zu erledigen", redete sich Aiva heraus und kniff Sam immer wieder in den Arm, als diese etwas sagen wollte. "Na schön", sagte Shino und zuckte mit den Schultern. "Ihr müsst es ja wissen. Seit nur schnell wieder da, denn man könnte uns schneller angreifen, als uns lieb ist." Sie gingen von diesem Zeitpunkt an also getrennte Wege und Sam hatte jetzt endlich Gelegenheit zu fragen, was los sei. "Was soll denn sein?", fragte Aiva daraufhin. "Ich will nur etwas kaufen und du musst mich beraten." "Was kaufst du dir denn schönes?", fragte Sam neugierig und gespannt darauf, was Aiva damit bezwecken wollte. "Nicht für mich", sagte diese. "Für Shino." Der vierte Tag ging nun auch schon seinem Ende entgegen. Shino war nicht sehr viel früher als die beiden jungen Frauen im Komplex. Shino hatte, wie er es vermutet hatte, nicht das gleiche Hemd bekommen und ist daher auf eine Jacke ausgewichen. Sie war weiß und hatte ein paar schwarze Streifen. An den Ärmeln und an den Seiten. Es war eine dicke Jacke, die man normalerweise im Winter anzog, da sie einen bestimmt gut warm hielt. "Und was habt ihr euch tolles gekauft?", fragte Shino Aiva. Sie hatte ihn gerade in seinem Zimmer besucht. "Ich habe etwas gekauft. Aber nicht für mich", gestand sie und holte etwas hervor, das Shino erkannte. Es war ein Hemd. Halb blau und halb grau, genau wie sein kaputtes. Er war nun auf ein altes weißes Tshirt umgestiegen, aber das gefiel ihm sichtlich besser. "Für mich?", fragte er und strahlte über sein ganzes Gesicht, als sie es ihm gab. "Das war doch nicht nötig, Aiva. Mensch das ist perfekt." "Du hast mir schon mehr als nur einmal das Leben gerettet. Ich weiß, das ist nichts, was man materiell wieder gutmachen kann, aber es ist schon einmal ein Anfang", sagte sie und freute sich, dass es ihm so sehr gefiel, dass er sich gleich umzog. "Ich weiß echt nicht, was ich sagen soll", sagte er und bemerkte, dass sie nichts hören wollte, sondern kam mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu und nahm ihn in den Arm. Etwas überrascht, aber dennoch nicht sonderlich abgeneigt schloss er sie in seine Arme ein. "Danke für alles, Shino. Ich sage dir das nicht oft, auch wenn ich's oft denken." "Du bist schon etwas ganz besonderes, Große", flüsterte Shino ihr ins Ohr. "Das hast du schon mal gesagt, aber dann... dann hast du das abgebrochen." "Ich weiß", sagte Shino und hielt sie immer noch. "Weil ich Angst habe." Er löste den Griff und sie war sichtlich zufrieden zu sein. "Ich gehe dann wohl besser, was?" "Wir sehen uns morgen. Träum' süß." "Ja, du auch", sagte Aiva und ging. Was war das für ein Gefühl?, fragte sich Shino. Jemand, den man schon so lange kennt im Arm zu halten... merkwürdig. Shino räumte gerade sein Tshirt in den Schrank, als sein Funkgerät piepte, das seit ihrer Ankunft am Komplex jeder hatte. "Bluestone hier?", fragte Shino in die digitaluhrähnliche Apparatur an seinem Handgelenk. "Ja hier Kysorion", sagte Cloud. "Weißt du etwas über unser Zimmer? Es ist Nummer 167." "Das ist Seals altes Zimmer, warum?" "Ich spüre etwas schlimmes hier drin." "Hast du Angst vor einem Zimmer, Cloud? Seal ist dort einmal ohnmächtig aufgefunden und sonst hat er der Raum nur zum Schlafen benutzt. Mit wem bist du denn auf einem Zimmer?" "Mit Brath. Jacky ist mit Chris auf einem und ihr habt euere alten behalten." "Ja, scheint, als hätte uns Dean zurückerwartet", lachte Shino überraschend fröhlich. Er hatte für einen Moment vergessen, was alles geschehen ist. "Okay. Dann bis morgen." Clouds Stimme verstummte und die Verbindung war getrennt. Cloud ist auch ein komischer Kauz. Aber auch wenn er etwas zu verbergen scheint ist er doch ein echter Freund. Shino hing die Jacke ebenfalls in den Schrank und holte das alte Hemd, was er noch nicht wegwerfen wollt heraus. "Tja", saget er zum Hemd. "Dich brauche ich jetzt wohl nicht mehr. Moment mal, was ist das?" Er sah durch das Hemd etwas rotes leuchten. "Oh nein!", entfuhr es ihm. "Ein Sender!" Er riss das Ding ab und spürte wieder diesen Schmerz in seinem Kopf. "Nein!", schrie Shino und als er zu Boden ging zerdrückte er noch den kleinen Chip mit den Händen und versang in seine blaue Welt der bösen Visionen. "Verdammt!", hallte Shino durch die gefüllte Leere. "Ich muss meine Freunde und Dean warnen. Was mache ich dann hier? Das ist mal wieder typisch Schicksal." "Allerdings. Du machst Fortschritte", sagte der Wächter, der auf Shinos Bett saß, dass in dieser Realität, genau, wie der ganze Raum, auch existierte. "Sehr witzig. Es ist ja irgendwie merkwürdig. Das ist das erstemal, dass ich mich in der Vision am selben Ort aufhalte, an dem ich zusammengebrochen bin." Der Wächter bewegte sich kein Stück und wartete wohl auf noch so eine treffende Erkenntnis. "Soll das heißen, dass es hier bald ungemütlich wird? Das ist gemein. Ich hab' keinen Bock mehr auf so etwas." "Danach fragt nur keiner", sagte der Wächter, der jetzt aufstand und sich zur Tür begab. Er sah irgendwie anders aus, fand Shino. Vorher war er eine Gestallt aus blauem Feuer gewesen, bei der man nicht viel erkennen konnte. Man sah Arme, Beine, Kopf und die weißleuchtenden Augen. Jetzt sah Shino plötzlich einen leichten Ansatz von Kleidung. Vielleicht mögen es Stiefel, ein Umhang oder eine Rüstung gewesen sein. Genaueres sah man immer noch nicht. "Was starrst du mich so an?", fragte der Wächter und drehte sich um. Auf seiner Stirn und seiner... vielleicht Brustpanzerung zeigte sich ein Symbol, das einen Kreis mit einem, nach unten geöffneten, Halbmond darüber zu zeigen schien. Beide male leuchtete es weiß, wie die Augen, die jetzt einen leichten Ansatz einer hellblauen Iris zeigten. "Du siehst anders aus", sagte Shino vorsichtig. "Was soll das?" "Ich sehe anders aus? Das ist ja großartig." "Freu' dich nicht zu früh. Ich sagte anders nicht besser." "Dann will ich nur hoffen, dass es nicht wieder schlechter wird", sagte der Wächter und Shino verstand nichts mehr. Sie gingen beide durch die Türe und standen auf dem Fuhr. Er war leer. Noch leer. Bald sollte er sich füllen und zwar mit einer Armee von Skulls, an ihrer Spitze Quorso, Faikra und noch jemand anderes, auf der einen Seite, und mit Seal auf der andern Seite. "Das wird ja furchtbar", sagte Shino entsetzt. "Seal auch noch? Was soll ich tun? Was soll ich tun?" Aber alle waren schon wieder fort, bevor ihm jemand Antwort geben konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)