Saltatio Mortis - Des Todes Tanz von theDraco ================================================================================ Saltatio Mortis - Des Todes Tanz -------------------------------- Saltatio Mortis - Des Todes Tanz Mein Name ist Johannes Maurer. Und ich bin so gut wie tot. Ich sitze in einer Zelle des königlichen Kerkers. Man verhängte das Todesurteil über meinen Kopf. Tod durch Galgen beim ersten Sonnenstrahl. Dies soll meine letzte Nacht werden. Mein Verbrechen? Ich war zur falschen Zeit am falschen Ort. Und mein Umhang hatte die falsche Farbe. Ich wurde gefangengenommen, weil jemand einen Überfall begangen hat, der mir dummerweise ähnlich sieht. Angeblich. Ich bin unschuldig! Und nun sitze ich hier seit dem gestrigen Tage und frage mich immer wieder auf's Neue, welchen Sinn mein kurzes Leben von neunzehn Jahren hatte. Ich habe nie etwas Schlechtes getan. Habe meinem König treu gedient. Habe jeden Tag gebetet. Habe Gott und die römisch-katholische Kirche nie verleumdet. Ich bin mir keiner Schuld bewusst. Und nun soll ich sterben. STERBEN! Alles, was ich in dieser kalten Zelle tun kann, ist dasitzen, das Kreuz an meine Brust halten und vor Angst zittern. Ich weiß nicht, was es bedeutet, zu sterben. Werde ich nach dem Tode weiterleben? Wird mich das Fegefeuer erwarten? Ich erinnere mich... an so viele Dinge! Ich brauche LEBEN, um mehr kennen lernen zu können! Ich spüre die heiße Panik in meinem Bauch! Ich kann nichts weiter tun als schreien! Wenn ich aufhöre zu schreien, kommt diese Angst über meinen Kopf. Ich kann meinen zitternden Körper nicht weiter beherrschen! Weitere Zeit verharre ich zwischen dem Leben und dem Tode, irgendwo im Nichts. Ich bin zu heiser, um weiter um diesen Schmerz in meiner Seele zu schreien. Es ist so kalt! Ich bin zu erschöpft. Ich fühle mich unendlich schwer, als würde ich jeden Moment die Besinnung verlieren. Immer wieder denke ich an meine Verurteilung. Niemand wollte meine Unschuld glauben! Schritte nähern sich! Ein Schlüssel stochert im Schloss herum bis die Türe aufgeht und einige Männer mit schwarzen Kutten und schwarzen Masken auf mich zukommen, mich vom Boden auflesen und fesseln. Sie führen mich hinaus und müssen mich stützen, ich hätte den Weg sonst nicht gehen können. Draußen ist bereits der Galgenmast aufgebaut. Es sind noch nicht sehr viele Menschen da. Der Horizont im Osten leuchtet schwach, bis zum Sonnenaufgang wird noch einige Zeit hin sein. Ich zittere wieder, als ich den Galgen sehe, und die Menschen, und jeder von ihnen starrt auf mich zurück. Mich packen meine Lebensgeister! Ich will LEBEN! Ich winde mich und suche mich zu befreien. Die Fesseln schneiden sich in meine Haut und lassen sie bluten. Die Henkersgehilfen halten mich fest. Keuchend vor Erschöpfung sinke ich nieder. Mein Hals schmerzt von meinem nächtlichen Schreien. Die Gehilfen ziehen mich wieder auf die Füße hoch. Ich versuche immer wieder die Fesseln zu lösen, während der königliche Großordner, der Befehlshaber aller Wachen, hervortritt, ein Pergament abrollt, und mein Urteil vorzulesen beginnt. Ein Priester tritt zu mir vor, streicht Weihwasser auf mein Haupt und sagt ein Gebet auf Latein auf. Als er mit den Worten "In nomine Patris, et Filii, et Spiritus Sancti" endet, murmele ich ein "Amen" hin, dann geht der Priester wieder. Weiterhin suche ich meine Fesseln zu lösen, langsam, möglichst unauffällig, und ich weiß, der Großordner ist mit seinem Vortrag bald fertig. DA LÖSEN SICH MEINE FESSELN! Ich hole tief Luft, stoße die Gehilfen beiseite und renne mit der letzten Kraft meines Lebens los. Hinter mir ziehe ich die Gasse mit Passanten zusammen, auf dass mir kein Wächter folgen könne. Keiner der Menschen wagt es, sich mir in den Weg zu stellen. Wer es tut, wird erbarmungslos zur Seite gestoßen. Und dann erreiche ich das Stadttor. Ich fliehe hinaus in den Wald. Die Sonne steht noch immer nicht hoch genug, um mir genügend Sicht zu verschaffen. Und so stolpere ich blindlings über Stock und Stein. Ich weiß, ich muss vorsichtig sein, doch sofort verfällt dieser Gedanke wieder. Ich will nur noch weg! WEG! Hinter mir sind Rufe, ich kann auch Pferde galoppieren und schnauben hören. Ich strauchele in der Dunkelheit und falle! Ich spüre nur noch, wie ich einen steilen, harten Abhang hinabrolle und einfach keinen Halt finde! Irgendwann bleibe ich im Gras liegen. Ich atme schwer. Ich habe mein Zeitgefühl völlig verloren. Ich bemerke nur, dass plötzlich einige Wachen bei mir sind und mich unter großer Anstrengung den Abhang hinauf bugsieren. Langsam kehrt auch wieder ein Gefühl in meinen Körper zurück und ich bemerke unter heftigen Schmerzen, dass das eine Bein gebrochen ist. Man bringt mich zurück zum Galgenmast und postiert mich dort. Ein Henker legt die dicke Schlinge um meinen Hals. Gerade wie die ersten Strahlen der Sonne mein Gesicht berühren, erschallen die Kirchenglocken ganz in der Nähe. Man zieht mich am Galgen hinauf. Das Seil wird befestigt. Ich würge und ringe nach Luft. Ich kämpfe in Panik. Ich versuche, ein letztes Mal zu schreien. Schmerz breitet sich in meinem Brustkorb aus. Die Welt verschwimmt vor meinen Augen. Ich spüre immer noch diese große Angst. Tränen nehmen mir die Sicht völlig. Ich zappele und kämpfe ein letztes Mal. Da höre ich, wie von weit her, eine wunderschöne Melodie. ... Der Spielmann des Todes ruft mich. Sein Lied ist so wunderschön, dass mein Geist ihm nicht widerstehen kann. Ich folge ihm ins Licht. ... *** Nachwort des Verfassers: Es gibt eine Musicband namens "Saltatio Mortis", die ein Lied mit dem Namen "Des Todes Tanz" veröffentlicht hat. Als ich dieses Lied hörte, ist mir die Idee zu dieser Geschichte gekommen. Falls ich damit in irgendeiner Weise gegen irgend ein Gesetz verstoßen habe, dann sagt mir das bitte! 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