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Saltatio Mortis - Des Todes Tanz

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Saltatio Mortis - Des Todes Tanz

Saltatio Mortis - Des Todes Tanz
 

Mein Name ist Johannes Maurer. Und ich bin so gut wie tot. Ich sitze in einer Zelle des königlichen Kerkers. Man verhängte das Todesurteil über meinen Kopf. Tod durch Galgen beim ersten Sonnenstrahl. Dies soll meine letzte Nacht werden.

Mein Verbrechen? Ich war zur falschen Zeit am falschen Ort. Und mein Umhang hatte die falsche Farbe. Ich wurde gefangengenommen, weil jemand einen Überfall begangen hat, der mir dummerweise ähnlich sieht. Angeblich. Ich bin unschuldig!

Und nun sitze ich hier seit dem gestrigen Tage und frage mich immer wieder auf's Neue, welchen Sinn mein kurzes Leben von neunzehn Jahren hatte. Ich habe nie etwas Schlechtes getan. Habe meinem König treu gedient. Habe jeden Tag gebetet. Habe Gott und die römisch-katholische Kirche nie verleumdet. Ich bin mir keiner Schuld bewusst.

Und nun soll ich sterben.

STERBEN!
 

Alles, was ich in dieser kalten Zelle tun kann, ist dasitzen, das Kreuz an meine Brust halten und vor Angst zittern. Ich weiß nicht, was es bedeutet, zu sterben. Werde ich nach dem Tode weiterleben? Wird mich das Fegefeuer erwarten?
 

Ich erinnere mich... an so viele Dinge! Ich brauche LEBEN, um mehr kennen lernen zu können! Ich spüre die heiße Panik in meinem Bauch! Ich kann nichts weiter tun als schreien! Wenn ich aufhöre zu schreien, kommt diese Angst über meinen Kopf. Ich kann meinen zitternden Körper nicht weiter beherrschen!
 

Weitere Zeit verharre ich zwischen dem Leben und dem Tode, irgendwo im Nichts. Ich bin zu heiser, um weiter um diesen Schmerz in meiner Seele zu schreien.

Es ist so kalt! Ich bin zu erschöpft. Ich fühle mich unendlich schwer, als würde ich jeden Moment die Besinnung verlieren.

Immer wieder denke ich an meine Verurteilung. Niemand wollte meine Unschuld glauben!
 

Schritte nähern sich! Ein Schlüssel stochert im Schloss herum bis die Türe aufgeht und einige Männer mit schwarzen Kutten und schwarzen Masken auf mich zukommen, mich vom Boden auflesen und fesseln. Sie führen mich hinaus und müssen mich stützen, ich hätte den Weg sonst nicht gehen können.
 

Draußen ist bereits der Galgenmast aufgebaut. Es sind noch nicht sehr viele Menschen da.

Der Horizont im Osten leuchtet schwach, bis zum Sonnenaufgang wird noch einige Zeit hin sein.

Ich zittere wieder, als ich den Galgen sehe, und die Menschen, und jeder von ihnen starrt auf mich zurück.
 

Mich packen meine Lebensgeister! Ich will LEBEN! Ich winde mich und suche mich zu befreien. Die Fesseln schneiden sich in meine Haut und lassen sie bluten. Die Henkersgehilfen halten mich fest. Keuchend vor Erschöpfung sinke ich nieder. Mein Hals schmerzt von meinem nächtlichen Schreien. Die Gehilfen ziehen mich wieder auf die Füße hoch.

Ich versuche immer wieder die Fesseln zu lösen, während der königliche Großordner, der Befehlshaber aller Wachen, hervortritt, ein Pergament abrollt, und mein Urteil vorzulesen beginnt.

Ein Priester tritt zu mir vor, streicht Weihwasser auf mein Haupt und sagt ein Gebet auf Latein auf. Als er mit den Worten "In nomine Patris, et Filii, et Spiritus Sancti" endet, murmele ich ein "Amen" hin, dann geht der Priester wieder.

Weiterhin suche ich meine Fesseln zu lösen, langsam, möglichst unauffällig, und ich weiß, der Großordner ist mit seinem Vortrag bald fertig.

DA LÖSEN SICH MEINE FESSELN!
 

Ich hole tief Luft, stoße die Gehilfen beiseite und renne mit der letzten Kraft meines Lebens los. Hinter mir ziehe ich die Gasse mit Passanten zusammen, auf dass mir kein Wächter folgen könne. Keiner der Menschen wagt es, sich mir in den Weg zu stellen. Wer es tut, wird erbarmungslos zur Seite gestoßen.

Und dann erreiche ich das Stadttor.
 

Ich fliehe hinaus in den Wald. Die Sonne steht noch immer nicht hoch genug, um mir genügend Sicht zu verschaffen. Und so stolpere ich blindlings über Stock und Stein. Ich weiß, ich muss vorsichtig sein, doch sofort verfällt dieser Gedanke wieder. Ich will nur noch weg! WEG!

Hinter mir sind Rufe, ich kann auch Pferde galoppieren und schnauben hören.
 

Ich strauchele in der Dunkelheit und falle! Ich spüre nur noch, wie ich einen steilen, harten Abhang hinabrolle und einfach keinen Halt finde! Irgendwann bleibe ich im Gras liegen. Ich atme schwer. Ich habe mein Zeitgefühl völlig verloren. Ich bemerke nur, dass plötzlich einige Wachen bei mir sind und mich unter großer Anstrengung den Abhang hinauf bugsieren. Langsam kehrt auch wieder ein Gefühl in meinen Körper zurück und ich bemerke unter heftigen Schmerzen, dass das eine Bein gebrochen ist.
 

Man bringt mich zurück zum Galgenmast und postiert mich dort. Ein Henker legt die dicke Schlinge um meinen Hals.

Gerade wie die ersten Strahlen der Sonne mein Gesicht berühren, erschallen die Kirchenglocken ganz in der Nähe.
 

Man zieht mich am Galgen hinauf.
 

Das Seil wird befestigt.
 

Ich würge und ringe nach Luft.
 

Ich kämpfe in Panik.
 

Ich versuche, ein letztes Mal zu schreien.
 

Schmerz breitet sich in meinem Brustkorb aus.
 

Die Welt verschwimmt vor meinen Augen.
 

Ich spüre immer noch diese große Angst.
 

Tränen nehmen mir die Sicht völlig.
 

Ich zappele und kämpfe ein letztes Mal.
 

Da höre ich, wie von weit her, eine wunderschöne Melodie.
 

...
 

Der Spielmann des Todes ruft mich. Sein Lied ist so wunderschön, dass mein Geist ihm nicht widerstehen kann.
 

Ich folge ihm ins Licht.
 

...
 


 

***

Nachwort des Verfassers:
 

Es gibt eine Musicband namens "Saltatio Mortis", die ein Lied mit dem Namen "Des Todes Tanz" veröffentlicht hat. Als ich dieses Lied hörte, ist mir die Idee zu dieser Geschichte gekommen. Falls ich damit in irgendeiner Weise gegen irgend ein Gesetz verstoßen habe, dann sagt mir das bitte! Ich tu, was ich machen kann, ja?



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Kommentare zu diesem Kapitel (12)
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Von: abgemeldet
2008-03-28T19:46:32+00:00 28.03.2008 20:46
So, nun bekommst du mal einen Gegenkommentar von mir:

Zunächst mal: Nein, du verstößt gegen keine Gesetze. Der Titel ist lediglich Latein (passend zur Geschichte, die ich im Mittelalter ansiedeln würde) mit einer deutschen Übersetzung dazu- Saltatio Mortis bedeutet Todestanz. Somit kann der Titel nicht geschützt sein (lediglich ein Trademark wäre möglcih, was dich aber nicht betrifft) Da ich mal annehme, du hast deine Worte selbst gewählt, ist es bestenfalls eine Hommage, wenn überhaupt. ;)

Es wurde erwähnt, dass der Schreibstil dem von Hohlbein ähnelt. Dem kann ich nicht zustimmen, es ist eher ein allgemeiner Fantasystil, kein Hohlbeinstil. (keine Wertung, nur eine feststellung). Mir gefällt es ganz gut, auch wenn noch Platz für mehr Details wäre. Irgendwie ist es mir nämlich ein bisschen zu kurz, um in die Stimmung hineinzukommen.

Die Thematik selber ist interessant, allerdings frage ich mich, in welcher Zeit du es gedacht hast und ob du es überhaupt auf unsere Welt bezogen hast. Falls ja gibt es nämlich einige Unstimmigkeiten. Allen voran, es kam nie zu einer Verurteilung, wenn der Beschuldigte nicht gestanden hat oder mindestens zwei Augenzeugen vorhanden waren, die ihn unter Eid eindeutig identifizieren konnten. Allerdings wurde selbst dann noch ein Geständnis herausgepresst- das bedeutet Folter, von körperlichen Schmerzen kann ich aber bei ihm nichts feststellen. (Und vom Charakter her würde er auch nicht gestanden haben)
Dann, eher unwichtig, wenn er seine Schuld gestanden hatte und er bereute, nur dann gab der Priester seinen Segen. Ansonsten kam es nur zu einem Segen, wenn es ein Gottesurteil gab, welche ja bekanntlich tödlich enden, und man feststellte, dass man sich getäuscht hatte. Allerdings eben nachträglich.
Was meinst du mit "königlichem Kerker"? bzw. wen soll er ermordet haben, dass er eine solche Behandlung erfährt und keinen "normalen" Prozess hat und einen "normalen" Kerker? Natürlich kannst du damit auch sowas wie die Bastie meinen, aber mir kommt es ein bisschen komisch vor :)

All das ändert nichts an dem Inhalt der Story, es hat nur mich irgendwie gestört.


Hmmm... noch eine Anmerkung für desertdevil6 (wenn der nach 4 Jahren wioeder mal reinschaut^^): Was du beschreibst sind die Galgen im wilden Westen, bei denen der Tod durch einen Genickbruch entreten sollte, also relativ schnell und schmerzlos. Im Mittelalter hingegen sollte es möglichst viele Schmerzen bereiten, deshalb wurde man hochgezogen, um einen Erstickungstod zu erleiden.


Tja, ich hoffe das hilft dir bei zünftigen Werken ;)
Von:  Kiana
2006-10-20T17:19:17+00:00 20.10.2006 19:19
Hay ^^
Mann du bist echt gut.
Ich kann mich den anderen nur anschließen.
Werd bestimmt noch andere FF von dir lesen.
Bis dahin
Grüßle Kiana
Von:  Listle
2006-08-03T23:49:07+00:00 04.08.2006 01:49
Wow, die FF ist echt der Wahnsinn o.o
Dein Schreibstil ist super und die FF war so gut mit Absätzen formatiert, dass der Text ziemlich gut zu lesen ist ^^ Zudem hast du die Gefühle super beschrieben.
Ich bin total hin und weg...
Mal sehen, wenn ich Zeit hab werd ich noch mehr FFs von dir lesen ^^
Und hör ja nicht auf zu schreiben, du bist nämlich verdammt gut <.<
Greez, Listle ^^
Von: abgemeldet
2005-11-09T12:25:55+00:00 09.11.2005 13:25
wow, das is echt ne schöne story, und die vorstellung vom tod als spielmann is so alt wie beruhigend.
richtig gut gemacht, hut ab!
lilu
Von: abgemeldet
2005-06-09T14:17:26+00:00 09.06.2005 16:17
Hi Draco! *knuddl*

Nicht schlecht, muss ich wirklich sagen. Aber es hätte mich auch eher gewundert, wenn ich was anderes vorgefunden hätte. (^-^)

Und da ich das Lied ja selbst kenne... Habs eben extra nebenher laufen lassen. *zwinker*

*Hut ab*

so long
schwarzfell *zwinker*
Von:  Fuutopia
2005-01-25T20:46:12+00:00 25.01.2005 21:46
Hallöchen ^^

das ist wircklich geil so soltest du weiter schreiben
versuch dich an krimis und mystery sachen ^_-

cya usa
Von:  RallyVincento
2004-10-19T21:24:08+00:00 19.10.2004 23:24
Mir fehlen die Worte... ist echt klasse geschrieben. Werd den rest von dir bestimmt auch noch lesen ^^
Von:  desertdevil6
2004-06-08T10:15:34+00:00 08.06.2004 12:15
Also ich hab zwar das henkerslied noch nicht gehört, es ist dir aber trotzdem super gelungen eine beklemmende szenerie in meinem kopf zu erzeugen. vor allem die tatsache, dass es sich um einen neunzehnjährigen handelt, finde ich clever gewählt, denn so kann man sich wesentlich besser darauf konzentrieren und auch seine motive besser nachvollziehen, warum er leben und nicht sterben will. die flucht oder die versuchte flucht wohl eher, fand ich wohl am packendsten auch wenn mir irgendwo klar war, dass du das nicht gut ausgehen lässt. (yo, daran sind deine gedicht schuld, dass ich so denk weil ich die vorher gelesen hab)
das einzige was mich verwirrt, ist das man am galgen emporgezogen wird. normalerweise (so wie ichs kenne) steht man über einer falltür oder auf einem pferd und dann gehts abwärts. klarer fall von genickbruch dann im optimalen fall.
tut aber an sich deiner story keinen abbruch.
mir hat sie nämlich auch gefallen. wenn ich dir einen tipp geben darf, ordne mal deine bereiche zu den fics zu und mach auch ein paar beschreibungen dazu. z.b. die anmerkungen die du sonst vor das eigentliche gedicht gepackt hast. ich denk, dann gibts noch ein paar leserchens mehr. hat mich gefreut hier reinzulesen und noch mehr freuts mich wenn du irgendwann mal wieder was veröffentlichst.

dessi zum achten und bis jetzt erst mal letzten ^^
Von:  NeptunChan
2004-05-23T10:54:28+00:00 23.05.2004 12:54
Die Ängste und Hoffnungen sind sehr gut beschrieben, erinnert mich an Hohlbein *g* Haben wir etwa ein bißchen beim Schreibstil geklaut? Na ja egal. Find bloß schade das er es doch nicht geschafft hat wegzukommen und seine Hoffnung doch noch wegzukommen wurde wirklich sehr treffend beschrieben.
Von: abgemeldet
2004-04-27T14:49:53+00:00 27.04.2004 16:49
Wahnsinn!
Ich kann den anderen nur zustimmen, das ist echt total bewegend!


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