Sliter von paptschik ================================================================================ Kapitel 3: Familie ------------------ Mit einem lauten Klirren prallten die zwei Klingen aufeinander und eine der beiden entglitt den Händen ihres Besitzers, flog durch die Luft und blieb schließlich bei ihrer Landung im Boden stecken. Der kleine Junge, vielleicht gerade mal zweieinhalb Jahre alt, dem dieses Schwert gehört, kam nicht glimpflicher davon, sondern fiel nach hinten um unsanft aufzukommen. "Was hab ich dir gesagt Junge?", begann der Sieger dieses Duells zu sprechen. Er war ein Mann von etwa acht Jahren, ziemlich groß und sehr robust gebaut. Sein vernarbtes Gesicht strahlte, trotz der Spuren vieler Kämpfe, eine angenehme Wärme aus und machte ihn bereits beim ersten Blick, zu einem sympathischen Mann. Freundlich wirkte er, ohne Zweifel, und der Grund lag zum einen in seinem Lächeln, welches fast immer sein Gesicht zierte, und zum anderen an seinen Augen. Tiefblaue Augen, wie sie auch der Junge ihm Gegenüber hatte. "Du musst die Augen offen halten und du darfst dich nicht ablenken lassen, du musst dich auf den Kampf konzentrieren. Außerdem, und das habe ich dir sogar noch öfter gesagt, du sollst deine Gefühle unter Kontrolle haben und es spielt keine Rolle ob du dich nur ärgerst oder es sich um abgrundtiefen Hass handelt, Wut macht dich blind und verhindert das überlebenswichtige Offenhalten der Augen und Konzentrieren auf den Kampf. Hast du verstanden Grolfin?" Der kleine Junge sah mit großen blauen Augen auf und nickte. "Ja Vater.", meinte er, stand schließlich auf und zog sein Schwert aus der Erde. "Gut. Versuch es noch einmal. Vergiss, dass du das vorhergehende Mal, oder das Mal davor, nicht geschafft hast und ärgere dich nicht darüber. Vergiss was war, konzentrier dich auf was ist. Komm, greif mich an, mit den offenen Augen die ich bei meinem Sohn sehen will." Grolfin umfasste den Griff des Schwertes mit beiden Händen und lief auf seinen Vater zu. Die Zuseher wichen hastig zurück, als ein Schwert nach einem kurzen Flug vor ihnen auf dem Boden aufschlug. Der dem das Schwert gehörte, Amadeus Zwietracht, sah noch kurz zu seiner Waffe, bevor er den Blick wieder auf Grolfin richtete, welcher ihm nun die eigene Klinge vor die Nase hielt. "Mir scheint, ihr habt verloren.", stellte er mit einem hämischen Grinsen fest. Amadeus war sich seiner Niederlage sehr wohl bewusst. Schnell griff er sich sein Schwert, bahnte sich einen Weg durch die Schaulustigen und ergriff mit seinen beiden Begleitern die Flucht. Während er die Klinge seines Schwertes vorsichtig wieder in die Scheide führte, seufzte Grolfin, in anbetracht dieses Mangels an Würde und Stolz, den die eben Geflohenen an den Tag legten. "Okay Junge.", fing Kaisa an, welcher sich mittlerweile neben Grolfin gestellt hatte. "Weil du mir eine Menge Ärger erspart hast, geht dein Bier heute auf Kosten des Hauses." Dem war nichts mehr hinzuzufügen und beide schenkten sich gegenseitig ein freundschaftliches Lächeln. Und schon waren sie gemeinsam im Gasthaus und unterhielten sich, bei einem Krug Bier. "Achso, verstehe, du bist erst vor drei Tagen losgezogen. Dafür bist du aber ein ziemlich guter Schwertkämpfer.", sagte Kaisa und gönnte sich einen Schluck. Da natürlich nach wie vor Arbeit im Gasthaus anfiel, egal mit wem Kaisa zu sprechen gedachte, hatte ein kleines Mädchen die Bedienung übernommen. Sie war gerade mal halb so groß wie Grolfin und wohl auch nur halb so alt, zwei, vielleicht zweieinhalb Jahre. Ihre Kleidung war aus feinsten Stoffen, etwas das sich ihr Vater, Kaisa, nur leisten konnte, da er praktisch direkt an der Quelle lebte und mit gleich zwei der Stoffhändler die den Marktplatz öfter passierten freundschaftlich Verbunden war, was natürlich die eine oder andere Ermäßigung mit sich brachte, wann immer es ihm in den Sinn kam seine Tochter, seinen kleinen Schatz, neu einzukleiden. Die Farbe des reichlich kurzen Kleidchens, welches wohl der Bewegungsfreiheit wegen so kurz war und gerade einmal bis zu den Knien des Mädchens reichte, war passend gewählt. Es war ein sehr dunkles violett welches gut zum Dunkelrosa ihrer Haare passte. Neben besagtem Kleid hatte sie noch eine weiße Strumpfhose an, sowie ein paar braune Wanderschuhe, die weit davon entfernt waren ins Gesamtbild zu passen. Zwar besaß sie auch ein paar der edelsten Schuhe, aus der Hauptstadt Fidschas stammend, von Ledam, dem bekanntesten Schuster des Königsreichs, in Handarbeit geschaffen, ein Kunstwerk für sich, welches dies liebliche Mädchen, so es die Schuhe denn mal anhatte, in noch größeren Glanz erstrahlen lies, als alle ihre Kleider es zu tun vermochten, doch waren es die, mittlerweile bereits heruntergekommenen, aufgerissenen Arbeiterschuhe, welche ihr am liebsten waren. "Mein Vater lehrte mich den Umgang mit dem Schwert.", beantwortete Grolfin die nie gestellte, aber doch offensichtliche Frage. "Dein Vater?" "Ja. Wareme Sukima." Jetzt fiel bei Kaisa der Groschen. Sukima, der Name, unter welchem sich Grolfin vorgestellt hatte, kam ihm bereits bekannt vor, sowie er über Grolfins Lippen kam, doch nun hatte er Gewissheit. Gerade wollte Kaisa etwas sagen, schließlich sollte sein Gegenüber ruhig wissen, dass er seinen Vater noch aus vergangenen Tagen kannte, doch ehe er den Mund geöffnet hatte, wurde er auch schon im ersten Ansatz unterbrochen, durch einen Jungen der gerade in das Gasthaus gestürmt kam. Er war in etwa so alt wie Grolfin und hatte die braunen Augen seiner Vaters. Das war dann aber auch das Ende jeglicher Gemeinsamkeiten. Er hatte schulterlanges, hellgrünes Haar, trug ein weißes Hemd und im Kontrast dazu eine Hose, schwarz wie die Nacht. Sein Gesicht war das eines Abenteurers, das erkannte Grolfin in seinem Blick. Er sehnte sich nach der Welt da draußen. Doch, was sein Blick als er Kaisa entdeckte zeigte war, dass noch viel stärker als die Sehnsucht nach Abenteuern, die Liebe und der Respekt, welche er gegenüber seinem Vater hatte waren. "Katoraisa!", rief Kaisa mit einem Lächeln auf den Lippen. Seinem Vater zunickend bewegte er sich in ihre Richtung und blieb neben ihrem Tisch stehen. Zuerst Grolfin einen mehr als nur flüchtigen Blick schenkend, wandte er sich dann an seinen Herrn Vater und sprach ihn, auf das was er gehört, an. "Papa, was ist passiert, die Leute sagen hier gab es einen Kampf." "Den gab es in der Tat Junge. Und hier", er klopfte Grolfin auf die Schulter, "sitzt der stolze Sieger." Katoraisas Blick war nun nicht länger flüchtig. Er musterte den Gast seines Herrn Vaters genau. "Verstehe." "Komm und setz dich, du bist ja hierher gelaufen, jetzt atme erstmal durch und dann trink mit uns, dass erfrischt." Der Junge nickte und nahm Platz. "Kawaisa!", rief Kaisa. "Sei ein Schatz und bring uns bitte ein Glas Salaza." "Sofort.", rief das Mädchen mit ihrer sehr hellen, fast schon piepsigen, Stimme zurück. Es verging nur einen Augenblick, bevor Kawaisa das gewünschte Glas Saft auf dem Tisch abstellte. "Bitte sehr." Auch sie riskierte einen kurzen Blick auf Grolfin, bevor sie sich abwandte und wieder an die Arbeit ging. Ein Blick, den Grolfin erwiderte und der ihm etwas ganz besonderes offenbarte. Ihre Augen waren golden. Es war kein einfacher Schimmer, nein, die Farbe ihrer Augen war ein hell strahlendes Gold. "Sie ist...", fing Grolfin an, wurde jedoch von Kaisa unterbrochen. "Ja. Sie ist eine Maji." Maji, eine Erscheinung, die es lediglich unter Menschen gab und die durch goldene Augen und ein, für einen Menschen, unnatürlich langes Leben geprägt war, wenngleich ein Maji natürlich nicht so lange zu leben vermochte wie ein Elf oder ein Prono und von der Unsterblichkeit der Hochelfen, mochten auch diese Vertreter der menschlichen Rasse nur zu träumen. Maji, so nannte man jene Menschen, die in der Lage waren Zauber einzusetzen und Kreaturen zu beschwören. Die Maji. Die Magiebegabten. "Wie alt ist sie?" "Sie wird in einem halben Jahr Drei.", beantwortete Kaisa Grolfins Frage. "Zweieinhalb Jahre also? Wieso ist sie dann noch nicht auf ihrer Gija?" Die Gija war eine Art Pilgerfahrt, die die Maji für gewöhnlich machten um möglichst viele Zaubersprüche und Beschwörungen zu erlangen. "Es ist nicht so leicht zuverlässige Begleiter zu finden. Und alleine wäre zu gefährlich." Die folgende Entscheidung traf Grolfin spontan und ohne lange darüber nachzudenken, nicht das er seine Meinung geändert hätte, hätte er sich mehr als ein Augenzwinkern Bedenkzeit genommen. "Dann nehme ich sie mit. Sie soll mich begleiten. Gesellschaft würde mir gut tun und letztlich teilen wir doch ein ähnliches Schicksal." Man schenkte ihm ungläubige Blicke. "Einfach so? Ohne Grund? Junge, du weißt wirklich wie man Leute zum lachen bringt.", sagte Kaisa, mit einem belustigten Gesicht und einem leichten Kopfschütteln. "Es ist mein Ernst. Und ich habe sehr wohl einen Grund. Ich bin ein Sliter. Und wenn ich irgendwie einer Maji helfen kann ihre Bestimmung zu erfüllen, so sehe ich das als Gelegenheit der Gesellschaft einen Gefallen zu tun." Kaisa schwieg und, auch wenn es ihn einen Augenblick kostete, Grolfin verstand. "Ihr wollt nicht, dass sie geht." Kaisa stand, bar jeglicher Worte, auf und suchte nun in seiner Arbeit, nach ein wenig Ablenkung, von diesem Thema. "Als sein Sohn müsste ich jetzt sagen, versucht ihn zu verstehen..." "Aber?" Grolfin sah Katoraisa fragend und von Neugier getrieben an. "Aber ihr habt ja Recht. Sie hier festzuhalten, wäre unfair. Sowohl ihr gegenüber, als auch den Menschen denen sie vielleicht irgendwann zu helfen vermag." "Dennoch verstehe ich ihn. Aber ich denke, er sollte diesen Fehler nicht noch einmal begehen, und der Welt erneut einen möglichen Helden vorenthalten." Katoraisa starrte Grolfin nun regelrecht an, in Gedanken sich selbst und seinem Gegenüber zustimmend, fing er an den Mut aufzubringen, zu dem es alleine nie gereicht. Den Mut sich seinem Vater zu stellen. "Ich werde mit ihm reden." Er leerte sein Glas und folgte seinem Vater. Grolfin sah ihm noch kurze Zeit nach und beobachtete die beiden wie sie untereinander und mit der kleinen Kawaisa, redeten. Dann wandte er den Blick ab und sah in seinen halbleeren Bierkrug, zumindest solange, bis ein Mäusestimmchen sein Ohr erreicht. Die piepsige Stimme gehörte Kawaisa, welche nun neben dem Tisch stand und zu Grolfin aufsah. "Hallo." Fortsetzung in Kapitel 4 - Das Warog Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)