Sliter von paptschik ================================================================================ Kapitel 24: Getrennte Wege Teil 5: Die Macht der Maji ----------------------------------------------------- Die Sonne ging auf, allzu sehr erhellte sie die Tage der beiden getrennten Gruppen jedoch nicht. Während eine Gruppe, irgendwo, weit weg, in den Tiefen Darukus, nicht einmal wusste, dass ein neuer Tag angebrochen war, war nun auch die zweite Gruppe im Begriff in die Dunkelheit zu schreiten. Eine Höhle, das Ende war von außen nicht zu erkennen. An ihrem Eingang zwei Maji. "Da gehen wir jetzt rein?" "Ja. . .", sagte Shelial. Sie zögerte. Nun war der Punkt an dem sie es ihr erklären musste erreicht. "Zuvor muss ich dich jedoch warnen." Kawaisa sah zu ihr auf. Warnen? Wovor? "Ich wollte es dir schon länger sagen. . ." Nach wie vor zögerte Shelial, als wolle sie es nicht aussprechen. "Ja?", fragte Kawaisa. "Ich bin überzeugt davon, dass alles gut gehen wird. Ich bin mir sicher, dass du es schaffen wirst. Ich bin mir sicher, dass du, wenn wir diese Höhle wieder verlassen werden, um ein vielfaches mächtiger sein wirst als jetzt. Trotz Allem besteht die Gefahr, dass. . .dass du stirbst." Kawaisas Augen weiteten sich, Neugier wich Furcht und Shelial konnte es an ihrem Blick erkennen. "Wie. . .wie. . .wieso?", fragte die kleine Maji stotternd. Wieder zögerte die ältere Maji. Um ihr diese Frage zu beantworten, wäre es wohl angebracht alles zu erklären, sie hatte es lang genug hinausgezögert. "Ich habe dir doch gesagt, dass alles hier tot ist, richtig?" Kawaisa nickte. "Du weißt was das heißt, oder? Alles was du hier siehst. All das sind. . ." "Geister?", fiel ihr das Mädchen ins Wort. Nun war es Shelial die nickte. "Ja. Alle lebten sie einst und sind nun tot. Das hatte ich dir bereits erklärt. Nun ist es so, dass Geister für gewöhnlich. . .verschwinden. In eine Art Jenseits einziehen, zumindest nehme ich dies an. Jedoch nicht alle. Manche bleiben zurück, in unserer Welt. Sichtbar nur für die Augen der Maji. Kein Anderer vermag sie zu sehen. Es sei denn. . ." "Es sei denn?" Mittlerweile war die Furcht fast schon wieder vergessen, zu faszinierend war was sie da hörte, zu sehr hing sie an Shelials Lippen. "Die Maji haben die Möglichkeit Geister sichtbar zu machen, ihnen einen Körper zu geben. Und zwar indem sie mit dem Geist einen Pakt schließen. Der Geist muss dem Maji dienen und in der Schlacht kann dieser Geist dann beschwört werden." Langsam begriff Kawaisa. Viele Majis waren berühmt für ihre mächtigen Diener und nun wusste sie woher diese Diener kamen. "Aber. . .kein Lebewesen sieht so aus. . .ich habe viele Geschichten gehört von Leuten die Marktplatz passiert haben. Diese Monster die den Maji dienen. . .sie sollen aussehen wie die Ungeheuer in Kinderbüchern. . .nicht wie normale Tiere." "Auch dafür gibt es eine Erklärung. . ." Shelial sah sich um, auf der Suche nach einem guten Beispiel und fand sogleich eine Blume, wie sie an Schönheit wohl unübertrefflich schien. "Siehst du diese Blume?" Das rosahaarige Mädchen folgte dem Blick der älteren Maji und nickte. "Ja. Was ist damit?" "Diese Blume ist einzigartig. Es gibt keine andere Blume die so aussieht, weder hier noch anderswo. Wer weiß was sie zu Lebzeiten war. Vielleicht ein Grashalm, vielleicht ein Baum, vielleicht auch ein Tier, wie ein Hund oder eine Katze. Vielleicht auch ein größeres Tier, wie ein Warog oder gar ein Drache. Vielleicht aber auch ein Mensch. Man kann nie sagen was ein Geist war, als er noch lebte. Das wissen nur sie selbst. Das Erscheinen eines Geistes muss mit dem Lebewesen, dass er ursprünglich war nichts zu tun haben." "Ah. . .verstehe.", sagte Kawaisa leise. Ja, sie verstand. Glauben wollte sie, oder zumindest ein Teil von ihr, es nur nicht. "In den meisten Fällen, wie eben bei dieser Blume. . .", fuhr Shelial fort. ". . .geht von den Geistern keinerlei Gefahr aus. Die Sache ist die, dass derartige Geister auch für uns Maji keinen Nutzen haben. Nur jene, die mächtig genug sind uns zu gefährden, sind auch mächtig genug unsere Feinde zu gefährden." So langsam verstand Kawaisa in welchem Zusammenhang all dies mit der Möglichkeit zu sterben stand. "Wenn du nun sagst, dass du es nicht tun willst. . .wenn du zuviel Angst hast. . .dann würde ich es verstehen. Niemand würde dir einen Vorwurf machen.", sprach Shelial. "Du sagst also. . .ich soll da reingehen und nach einem mächtigen Geist suchen, einem Geist stark genug, dass er sogar uns töten könnte. . .und ich soll ihn einfach so fragen ob er mir zur Seite stehen würde? Wieso sollte er das tun?" "Nicht alle, aber viele Geister sehnen sich danach wieder einen Körper zu besitzen. Egal wie er aussehen mag. . .es ist wohl das Gefühl nicht tot zu sein, dass sie vermissen." "Und. . .wenn er keinen Körper mehr will, dann bringt er mich um?", war Kawaisas Frage, die sie selbst nicht völlig verstand. "Wer weiß. . .es ist nicht ganz so einfach wie du vielleicht denkst. Aber ja, es könnte soweit kommen. Es könnte aber auch passieren, dass wir einem Geist begegnen, der zwar wieder einen Körper will, der dich jedoch nicht als seine Herrin akzeptiert. . .auch in so einem Fall besteht die Gefahr, dass du stirbst. . .insbesondere bei Geistern von wilden Tieren oder solchen denen zu Lebzeiten Schlimmes widerfahren ist." Die junge Maji verstand und nickte. Nun war es an ihr sich zu entscheiden. Eine Macht, wie nur wenige sie hatten. . .würde sie für so eine Macht auch ihr Leben riskieren? Sie sah nicht länger die Frau an ihrer Seite an, sondern blickte in das schier endlose Nichts der Höhle vor ihr. Es war weniger der Anblick, sondern die Gedanken welche ihr währenddessen durch den Kopf gingen, welche sie dazu brachten zu zittern. Einen Moment lang hätte sie am liebsten laut geschrieen und sich an Shelial festgehalten, sie zwang sich jedoch selbst zu schweigen indem sie sich auf die Unterlippe biss. Wieder senkte sich ihr Blick, nun sah sie gen Boden. Sie konnten nicht ewig an Ort und Stelle stehen bleiben, eine Wahl musste getroffen werden. Sie zögerte, ziemlich lange sogar. Als das Mädchen dann wieder zu Shelial aufsah, stand ihr die Entschlossenheit jedoch ins Gesicht geschrieben. Sie wollte stark werden. Nein, wichtiger noch, sie wollte zeigen, dass sie schon längst stark war. So wagte Shelial es auch gar nicht erst ihren Entschluss zu hinterfragen, als Kawaisa jene Worte sprach. . . "Gehen wir!" Fortsetzung in Kapitel 25 - Getrennte Wege Teil 6: Terra Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)