Sliter von paptschik ================================================================================ Kapitel 18: Erinnerungen ------------------------ Aneva lief durch ganz Ungor, nach wie vor auf der Suche nach Gurwaz und Kawaisa, als sie, ihn schon von weitem erkennend, Grolfin sah. Sie rief nach ihm. "Grolfin! Habt ihr sie gefu-" Die Worte blieben ihr im Hals stecken, als sie näher kam. Gurwaz und Kawaisa waren da, was jedoch nicht der Grund dafür war, dass sie sich selbst unterbrach. Es war Frick, welcher seinen Pfeil auf eine fremde Frau gerichtet hatte, der ihr Sorgen bereitete. Etwas musste vorgefallen sein. Aneva lief weiter, in ihre Richtung, so schnell ihre Beine sie tragen konnten. "Wie lange ist es her, Frick? Wie viele Monate? Und zu unserem Wiedersehen richtest du deinen Pfeil auf mich." "Und ich würde ihn dir auch in deinen Schädel jagen, wären wir allein, Shelial!" "Ich gehe davon aus, dass du immer noch einen Groll gegen mich hegst. . ." "Hattest du erwartet mit offenen Armen empfangen zu werden?" Shelial zog die Mundwinkel leicht hoch und schüttelte den Kopf. "Nein. . .das nicht." "Was geht hier vor?", fragte Aneva, welche endlich die anderen erreicht hatte und nun, außer Atem, neben Grolfin stand, welcher den Blick von dem Elf und der Maji abwandte und zu ihr sah. "Ich bin mir nicht ganz sicher. . .", sagte er. Shelial richtete sich nun langsam auf. "Er gibt mir die Schuld.", sprach sie, während sie sich umdrehte, die Pfeilspitze vor ihren Augen. Die Umstehenden schienen nicht zu verstehen was sie meinte. "Frick. . ." Sie sahen einander in die Augen. "Erinnerst du dich nicht mehr?", fragte Shelial. "Woran?" "An damals. . .du. . .ich. . .Lukus. . .und Sorael. . .und die Zeit, als wir noch Kinder waren." Frick erinnerte sich. Er erinnerte sich so gut daran, dass es schmerzte, wollte er diese Bilder doch für immer aus seinem Verstand verdrängen. Ein kleines Mädchen, höchstens ein Jahr alt, nach vanesher Zeitrechnung, saß zusammengekauert in einem hohlen Gebilde, welches vor langer, langer Zeit einmal ein Baum war. Sie hatte kurzes violettes Haar, so kurz, dass man sie beinahe mit einem Jungen hätte verwechseln können, trüge sie nicht ein weißes Kleid. Sie zitterte am ganzen Körper, während dicke Tränen über ihre blassen Wangen flossen. Sie hatte Angst, Angst weil sie nicht wusste, ob sie jene, die sie liebte, je wieder sehen würde. Ihre Freunde und ihre Familie. Sie wusste nicht, ob sie sie finden würden. . .oder wer sie zuerst finden würde. Eines wusste sie nur. Wenn es die falschen wären, so wäre dies ihr Tod. "Worauf willst du hinaus?", fragte Frick. "Die Nacht als ich entführt wurde. . .erinnerst du dich daran nicht mehr?" "Wie könnte ich sie vergessen, alle haben sie nach dir gesucht. . ." "Erinnerst du dich auch. . .", fragte Shelial. ". . .an den Morgen danach?" Die kleine Shelial verbrachte beinahe die gesamte Nacht in ihrem Versteck, weinend, schluchzend, aber stets den Atem vor Schreck anhaltend, wenn sie etwas hörte, weil es ja einer ihrer Entführer hätte sein können. Ichindas. Kleine, aber überaus kräftige Wesen, welche aufrecht auf zwei Beinen gingen und schon so weit entwickelt waren, dass sie primitive Waffen bauen konnten. An diesem Punkt hörten die Gemeinsamkeiten mit den drei zivilisierten Rassen jedoch schon auf. Klein, haarlos und nackt, mit einer schuppigen, bläulichgrauen Haut, großen Augen und einem sich nach vier Seiten öffnendem Maul. Zum Glück, gab es auf Vanesh keinen einzigen Ort, an dem diese, stets in Wassernähe lebenden, Kreaturen zu finden waren. Das heißt, einen Ort gab es, abseits von Vanesh, nördlich von Demoden, dem Königreich im Westen, gab es eine Insel, wo es selten, aber doch, zu Aufeinandertreffen zwischen den Bewohnern und Ichindas kam. Waren sie anfangs nur eine Plage, entwickelten sie sich jedoch bald zu einer Gefahr für all jene die auf dieser Insel lebten, denn langsam aber sicher, gewöhnten sie sich an den Geschmack von Menschenfleisch. Auch Shelial sollte in jener Nacht gefressen werden, doch, wie durch ein Wunder, entkam sie. Sie wusste selbst nicht wie, konnte sie doch ihre Kräfte, jung wie sie war, noch gar nicht kontrollieren, aber sie war entkommen und versteckte sich nun. Und Stunde um Stunde verging, während das kleine Mädchen sich schluchzend nach Hilfe sehnte. Die Sonne ging schon auf, als sie Schritte zu hören meinte. Sie hielt den Atem an und lauschte, doch was ihre Ohren vernahmen, trieb ihr nur wieder die Tränen der Furcht in die Augen. Es waren krächzenden Laute, wie Ichindas sie von sich gaben. Sie wusste nicht wie lang sie sie hörte, aber es kam ihr wie Stunden vor, Stunden in denen sie es nicht wagen würde zu atmen. Schließlich entfernten sich die Schritte und sowie sie nicht mehr zu hören waren, atmete die junge Maji erleichtert auf. Zu früh. Plötzlich wurde sie am Bein gepackt und aus ihrem Versteck gezerrt. Sie schrie und wehrte sich, hatte jedoch keine Chance gegen den viel stärkeren Ichinda, der, sowie er Shelial aus ihrem Versteck gezogen hatte, einen lauten, in den Ohren schmerzenden, Schrei ausstieß. Er rief wohl so seine Artgenossen. Die Beute war ja nun wieder gefunden und es war schon längst Zeit zum Essen. Die Bestie hielt das Mädchen mit einer Hand fest, mit der anderen griff der Ichinda nach einem Stein und holte aus, während ihn Shelial aus ihren, noch von Tränen feuchten, goldenen Augen ansah. Ein Schlag gegen den Kopf, dann wäre es vorbei, ihr noch so kurzes Leben. Sie schloss ihre Augen und erwartete das Unvermeidliche, als sie das Ungetüm über ihr schreien hörte. Es war jedoch kein Schrei wie zuvor. Es war ein von Schmerzen geprägter Schrei. Als Shelial ihre Augen wieder öffnete, sah sie, dass der Ichinda den Stein fallen lies. . .und das ein Pfeil in seinem Arm steckte. Dann hörte sie sie, die Stimmen ihrer Freunde, die immer näher kamen. Es waren drei Knaben, ein Mensch und zwei Elfen. Die Elfen waren gleich groß und hatten beide grüne Augen, jedoch hatte einer von ihnen, nämlich jener, dessen Waffe ein Bogen war, langes weißes Haar, während der andere, welcher ein Schwert führte, kurzes schwarzes Haar hatte. Der Mensch schließlich hatte wohl die mächtigste Waffe. Nicht nur hatte er ebenfalls ein Schwert, nein, er ritt auch auf einem Drachen. Einem jungen Drachen, ja, aber nach wie vor ein Drache, der immerhin schon die Größe eines ausgewachsenen Pferdes hatte. Der Elf mit den weißen Haaren war Frick. Der mit den schwarzen Haaren hieß Sorael. Der Name des Jungen der auf dem Drachen ritt, war Lukus. "Schneller Drahan!", rief dieser. Sein Drache, Drahan, hatte blutrote Schuppen und gelbe Augen. Trotz seiner Jugend waren seine Zähne schärfer als die meisten Klingen, er war schneller als jedes Pferd und hatte mehr Kraft als ein Warogweibchen. Feuer zu speien vermochte er jedoch noch nicht und auch seine Flügel waren noch nicht voll entwickelt. Im Kampf gegen einen Ichinda dennoch eine mächtige Waffe. Drahan lief, wie sein Besitzer ihm befohlen, schneller und griff schließlich an. Ein Sprung, ein kräftiger Biss und die Bestie war getötet. "Shelial!", rief Lukus, als er abstieg und zu ihr eilte. Auch die beiden Elfen erreichten sie schließlich und sahen sie ebenso besorgt an. Die junge Maji, immer noch Tränen in ihren Augen, sah zu ihren Freunden auf und fing schließlich wieder an zu weinen, diesmal jedoch vor Freude. Erneut zu früh, denn immer noch war ihr Leben in Gefahr, nun, da sie und ihre Freunde eingekreist waren, von einer ganzen Herde Ichinda. Als sie dies merkten, machten sich die drei Burschen kampfbereit. Sie würden es nicht zulassen, dass ihr etwas passiert. "Keine Angst Shelial.", meinte Lukus "Wir werden dich beschützen.", sagte Sorael. "Immer!", ergänzte Frick. Die Maji blickte, immer noch am Boden hockend, ihre Freunde an, welche sich ihr noch ein letztes Mal zuwandten, ehe sie sich in den Kampf stürzten. "Das versprechen wir dir.", waren ihre Worte. Jeder der Drei hatte es ihr versprochen. Und jeder der Drei meinte es auch so. "Ich habe keinen von euch je wieder so kämpfen gesehen. . .ihr wart in der Unterzahl. . .ihr wart Kinder. . .und doch habt ihr gesiegt. Seit diesem Tag, empfand ich keine Furcht mehr, weil ich wusste, ihr würdet mich beschützen. Ihr hattet es versprochen. . .es war die schönste Zeit meines Lebens." Shelial sah Frick in die Augen, immer noch war sein Bogen gespannt. "Diese Tage sind längst vorbei. . .und unser Versprechen hat jeglichen Wert verloren. Das weißt du." Die Maji nickte. "Ich weiß es. . .ich hatte nur gehofft, dass ich mich irre." Einige Momente herrschte Stille, bis Frick schließlich den Pfeil wegsteckte. "Du willst Kawaisa unterrichten. . .gut, ich bin nicht derjenige, der sie um diese Gelegenheit bringen wird. Ich werde hinnehmen, dass du uns eine Weile begleiten willst . . .aber rechne nicht damit, dass ich dir vergebe." Fortsetzung in Kapitel 19 - Auf in die Hauptstadt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)