Sliter von paptschik ================================================================================ Kapitel 9: Der singende Wanderer -------------------------------- "Ich kann es nicht glauben, dass ich das wirklich tue.", seufzte Grolfin und marschierte weiter, auf den Schultern, einen unangenehm lauten Prono, der nicht mehr in der Lage war aus eigener Kraft zu gehen. Es ist nun schon viel Zeit vergangen, seit Gurwaz sich der kleinen Gruppe angeschlossen hatte. Der angekündigte Monat war schon so gut wie rum, demnach mussten sie den Wald, an dessen Rand Kashuko lag, bald sehen. "Hey, Grolfin. Wenn wir dort sind, machen wir dann auch wieder Rast?", fragte das Gewicht aus seinen Schultern. "Mich würde interessieren, weshalb gerade du eine Rast nötig haben solltest?" "Ich rede ja nicht von, ich mach mir nur Sorgen um dich, so ist es. Muss doch anstrengend sein, bei dieser Hitze, mit mir auf den Schultern, oder?" "Ja, ist es auch. Und ja, wir werden in diesem Wald rasten, jedoch erst bei Einbruch der Dunkelheit." "Grolfin!", kam es plötzlich von seiner Seite. "Was ist, Kawaisa?" "Schau mal, dort!" Während diese Worte über des Mädchens Lippen kamen, zeigte sie in die Ferne, wo bereits erste Bäume zu erkennen waren. Sie hatten den Wald also endlich erreicht. "Der Wald. . .endlich." Grolfin seufzte erleichtert, denn. . . "Wurde aber auch Zeit!" . . .viel länger hätte er den Wiesenprono auf seinen Schultern wohl nicht ertragen. Als sie schließlich den Wald erreicht hatten, wurde Gurwaz erst einmal abgesetzt. Er konnte und wollte wieder alleine laufen, denn hoch oben auf Grolfins Schultern, schien es ihm nicht sicher genug zu sein. "Was ist los? Hast du Angst?", fragte Grolfin. "Ich? Der große Gurwaz und Angst? Pah!" "Genau Grolfin, Herr Gurwaz hat vor nichts Angst!", unterstützte die Maji den Prono. "So ist es. Wälder sind mir nur ein wenig unsympathisch. . ." "Wieso das?", wollte der Knabe wissen. "Das ist eine lange Geschichte, die erzähl ich ein anderes Mal. Bis dahin, wer will die Geschichte von dem Kampf zwischen mir und einem Norder hör-" Gurwaz wurde unterbrochen durch Grolfins Hand, welche ihm den Mund zuhielt. "Seid mal still. . ." Flüsternd wandte sich Kawaisa an Grolfin. "Was denn?" "Hört ihr das?" Und tatsächlich, wenn man horchte, konnte man etwas hören. Etwas, das aus den Tiefen des Waldes kam und sich der Gruppe näherte. Es war eine Stimme. . . "Was ist das?", sprach Grolfin mit sich selbst, bekam jedoch eine Antwort von Gurwaz, welcher die Hand des Jungen weg geschlagen hatte. "Das nennt sich Gesang!" Der Prono hatte Recht. Irgendwo in diesem Wald, sang jemand. "Es kommt aus dieser Richtung.", meinte Grolfin und schon waren sie unterwegs. Nach einiger Zeit, in der die Stimme immer lauter und immer klarer wurde, erreichten sie einen Weg und es hatte den Anschein, dass der Sänger, welcher für diese Klänge verantwortlich war, geradewegs auf sie zu kam. Nun konnten die Drei auch ganz deutlich sein Lied vernehmen. "Als Arman ich kam in dies Land, Nun bin als Effon ich bekannt. Und ehe man sich versieht, Singe ich mein Wanderlied. Ich wandle über Stock und Stein, Mal sind sie groß und mal auch klein. Auch ich weiß nicht wohin's mich zieht, So sing ich halt mein Wanderlied. Ein Wanderer ist vollends frei, Die Welt, die ist ihm Einerlei. Egal ob Kriege oder Fried', Ich singe stets mein Wanderlied. Ein jeder muss doch jetzt einsehen, Ein Wanderleben, das ist schön. Leben ich hab dich so lieb! Ich widme dir mein Wanderlied." Erst als er sein Lied beendet hatte und die Gruppe bereits erreicht hatte, realisierte er, dass er nicht alleine war. "Oh, verzeiht, ich habe euch nicht gesehen. Tut mir Leid, sollte mein Lied euch gestört haben." "Schon okay, Onkel, ich fand dein Lied toll.", strahlte Kawaisa den Mann an. "Das freut mich natürlich." "Verzeiht die Frage, aber, wer seid ihr? Und was macht ihr hier?", fragte Grolfin, den es nun doch interessierte wieso dieser Mann alleine durch den Wald spazierte und dabei sang. "Ich bin ein Wanderer, der sich sein Brot mit Gesang und Poesie verdient. Bekannt bin ich unter vielen Namen, aber nennt mich am besten Effon." Effon. Ein eigenartiger Mann. Bunte ärmellose Kleidung, weißes kurzes Haar sowie ein Verband der seinen rechten Arm bedeckte zeichneten ihn aus, ebenso wie seine tiefblauen Augen. Augen so blau, dass sie schon beinahe Grolfins Augen glichen. "Warte mal, Onkel.", meinte Kawaisa und kramte in ihrer Tasche herum. Herausholte sie eine Münze, welche sie dem Wanderer reichte. "Für dich, Onkel." "Das ist zu freundlich, aber ich denke ihr solltet euer Geld sparen, junges Fräulein.", sagte Effon, mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht. "Da habt ihr Recht. . .aber ich denke wir können eine Ausnahme machen.", meinte Grolfin. "Siehst du!" Kawaisa fühlte sich bestätigt. "Haha. . .nun gut, dann danke ich. Sollten wir uns wieder sehen, werde ich dann auch wieder für euch singen. Und nun entschuldigt mich. Es gibt noch viele Dörfer, die ich mit meiner Anwesenheit zu erfreuen Gedenke." Er nahm die Münze, steckte sie ein und wollte sogleich weitergehen. "Wartet noch." Mit diesen Worten stoppte Grolfin ihn. "Verzeiht die Frage, aber was ist mit eurem Arm? Wie habt ihr euch verletzt? Ich würde nämlich gerne Bescheid wissen, sollte der weitere Weg gefährlich werden." "Ach, wegen dem Verband? Denkt euch nichts dabei, es ist eine relativ alte Verletzung, die schon lange wieder verheilt ist. War das Ergebnis eines unglücklichen Aufeinandertreffens zwischen meinem Arm und einem Lagerfeuer. Wie gesagt, es ist verheilt, aber den Anblick möchte ich den Leuten ersparen, wäre er auch nicht gut für mein Geschäft.", erklärte er. "Ah. . .ich verstehe. Wenn das so ist, haben wir wohl nichts zu befürchten, wenn wir dem Weg folgen, den ihr gekommen seid." "So ist es." Sowie der Satz ausgesprochen war marschierte Effon weiter. Er winkte der Gruppe aus der Ferne noch einmal zu, ehe er schließlich verschwunden war. "Effon. . ." "Also, kommen wir wieder zu der Geschichte wie ich den Norder besiegt habe.", schaltete sich Gurwaz endlich wieder ein. Und so gingen sie weiter. Gurwaz, der von seinen Abenteuern erzählte. Kawaisa, die fasziniert dem Prono lauschte. Und Grolfin, dessen Gedanken noch bei dem Wanderer waren, der genau so schnell aufgetaucht wie verschwunden war. "Effon. . .", murmelte er, so leise, dass seine Begleiter ihn nicht verstanden. "Ein eigenartiger Mann." Fortsetzung in Kapitel 10 - Die Schmerzen eines Dorfes Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)