Sliter von paptschik ================================================================================ Kapitel 7: Wir sehen uns ------------------------ Das Dorf Udum, welches weit im Osten Gaourts lag, war ein sehr kleines Dorf, welches vor allem vom Fischfang lebte. Und obwohl es nur relativ wenige Einwohner hatte, wovon die meisten auch noch Fischer waren, war es dennoch recht bekannt, denn zwei der größten Helden ihrer Zeit, entsprangen ihm. Wareme Sukima, Vater Grolfins, welcher in dunkelster Stunde für Vanesh, gegen das Böse kämpfte, sowie Lucas Todak, Vater Gareths, welcher lange Zeit dem König Gaourts diente, als Krieger lebte, jedoch als Opfer der See verstarb. Während Lucas ein schneller Tod vergönnt war, litt Grolfins Vater seit vielen Wochen an einer unbekannten Krankheit. Keiner konnte ihm helfen. Er wartete nur noch auf den Zeitpunkt seines Todes. "Und es wusste wirklich niemand was er hatte?", fragte Kawaisa. Bisher ging sie stets davon aus, dass ein Arzt ein jede Krankheit heilen konnte, so er nur über die erforderlichen Mittel verfügte, dass jedoch ein Leiden völlig unbekannt sein solle, war für die junge Maji neu. "Niemand. Viele Ärzte aus ganz Vanesh haben nach ihm gesehen, aber keiner von ihnen vermochte meinem Vater zu helfen." Kawaisa sah Grolfin an, nicht wissend, ob es richtig wäre die Geschichte weiter zu hinterfragen, mehr über die Geschehnisse in Udum und den Zustand seines Vaters in Erfahrung bringen zu wollen. Grolfin nahm ihr die Entscheidung ab. "Also, wo war ich. . ." Und so fuhr er mit seiner Geschichte fort. Grolfin rannte, so schnell seine Beine es nur erlaubten, der Schweiß stand ihm im Gesicht doch er war nicht bereit auch nur langsamer zu werden, ehe er nicht das Haus sah, in welchem er geboren. "Mutter, was ist los?" Schwer atmend kam er zur Tür hineingestürmt, seiner Mutter einen ebenso fragenden wie wissenden, ebenso hoffenden wie verzweifelten Blick zuwerfend. Julia Sukima war, trotz ihres Alters, eine wahre Schönheit, wie man sie nur selten zu finden vermochte. Als er noch Kind war, war ihr Sohn Grolfin, ob ihrer Schönheit, auch davon überzeugt sie sei ein Engel. Langes, wallendes, schwarzes Haar, Augen, so blau wie die ihres Gemahls und ihres Sohnes, Lippen, die in einem vollen Rot erstrahlen und mehr als alles andere, dieses Lächeln. Dieses Lächeln, dass sie nur Grolfin und Wareme schenkte und mit dem sie ihren Sohn auch jetzt begrüßte. Ein Lächeln voller Wärme, Verständnis und Liebe. "Grolfin." Man konnte die Erleichterung in ihrer Stimme erkennen. Erleichterung und Freude, darüber, dass die Sorgen ihres Sohnes, vorerst, unbegründet waren. "Es geht ihm schon wieder besser. Ich wollte dich nicht erschrecken, aber für einen Augenblick sah es sehr schlecht aus, darum habe ich Sansah losgeschickt dich zu holen." Der blauhaarige Junge seufzte erleichtert, als aus dem Nebenzimmer eine leise Stimme ertönte, so leise, dass man nicht erkennen konnte was sie gesagt hatte. Julia erhob sich von ihrem Stuhl und öffnete die Tür. "Was hast du Liebster?" Wareme Sukima war nur noch ein Schatten seiner selbst. Er verließ das Bett so gut wie gar nicht mehr, geschweige denn das Haus. Sein Schwert lag nun schon seit langem ungenutzt in diesem Raum, er war nicht einmal mehr in der Lage es zu heben. "Julia. . ." Seine Stimme war rau und geschwächt. Jedes Wort machte ihm Mühe, in seinen Augen spiegelte sich der Schmerz den er bei jedem Atemzug erleiden musste. "War das Grolfin der da gesprochen hat?" "Ja Liebster." "Schicke ihn zu mir. Ich will ihn sprechen." "Natürlich." Julia entfernte sich von der Tür und sah zu Grolfin. "Dein Vater wünscht mit dir zu sprechen." Der Jüngling sah seine Mutter an und nickte, ging an ihr vorbei und betrat das Zimmer, die Tür hinter sich schließend. "Und worüber", fragte Kawaisa. "haben du und dein Vater miteinander gesprochen?" "Über. . .mich. . .und ihn. . .und seinen. . .seinen. . ." Die Tür ward geschlossen und Grolfin wagte es nicht sich von dieser zu entfernen, als er seinen Vater erblickte. Er wirkte so zerbrechlich auf ihn, dass er befürchtete mit jedem Schritt den er sich ihm nähern würde, würde er ihn verletzen. Ihn zerstören. Waremes Zustand hatte sich in den letzten Tagen immer mehr und mehr verschlechtert. Das Ende war wohl näher als es Grolfin wahrhaben wollte. "Komm näher Sohn. Dort wo du stehst erkenne ich dich kaum mit meinen alten Augen." "Ja Vater." Langsam, mit unbewusster Vorsicht näherte Grolfin sich seinem Vater und kniete letztlich neben dessen Bett. "Ja, so ist es gleich viel besser." "Wie geht es dir Vater?" "Sieh mich an und du weißt es, Junge." Nun bildete sich eine unangenehme Stille, während der die beiden einander ansahen und anschwiegen. ". . .Wer hat heute gewonnen?" Mit diesen Worten unterbrach der ältere der beiden die Ruhe. "Was meinst du?" "Dein Duell mit Gareth. Heute war es doch wieder so weit, oder?" "Ja. Nun, es gab keinen eindeutigen Sieger. Gareth ist besser geworden. . .er ist mittlerweile wohl genauso fähig wie ich. Ich habe auch das Training in letzter Zeit ziemlich vernachlässigt, es tut mir Leid." "Entschuldige dich nicht für Dinge die dir nicht Leid tun müssen. Grolfin, wir wissen beide, du bist ein junger, starker Krieger. Und du wirst ein großer Sliter werden." "Deine Größe werde ich jedoch nie erreichen." "Meine Größe? Sieh mich an, was an mir ist groß? Ich bin ein alter, kranker Mann." "Aber du hast Großes getan in deinem Leben." "Ja, aber das ist Vergangenheit. Jetzt liege ich hier. . .und wir wissen beide, dieses Bett ist schon lange nicht mehr mein Krankenbett. . .sondern mein Sterbebett." Grolfin sah seinen Vater an. Für einen Moment lagen ihm Worte wie ,Sag so etwas nicht, Vater.' oder ,Nein, du hast noch viele Wochen, Monate und Jahre vor dir.' auf der Zunge, doch er wusste, seinen Vater konnte er nicht belügen. Und sich selbst wollte er nicht belügen. Es vergingen viele Sekunden des Schweigens, ehe Grolfin antwortete. "Ich weiß, Vater. Ich weiß. . ." "Und deshalb bitte ich dich, meinen letzten Wunsch zu erfüllen." "Noch in der Nacht des selbigen Tages, traf ich mich mit Gareth." "Wieso?", fragte Kawaisa. "Ich wollte den letzten Wunsch meines Vaters erfüllen, doch zuerst, musste ich Gareth's. . .und meinen eigenen Wunsch wahr machen." Am Rande seines Heimatdorfes Udum stand er und wartete auf Gareth, welchem er eine Nachricht hinterlassen hatte, er möge sich doch dorthin bemühen, wo Grolfin nun wartete. "Was ist es, Grolfin, das uns zu so später Stunde hierher führt?", fragte Gareth, welcher endlich ankam und sogleich anfing seinen Freund und Rivalen zu mustern, nur um ihm kurz darauf einen reichlich verwirrten Blick zu schenken. Seine Kleidung, sein Auftreten und vor allem dieses Schwert. Das Schwert seines Vaters. Gareth wusste was dies zu bedeuten hatte. "Du-", fing er an, wurde jedoch von Grolfin unterbrochen. "Ja. Ich werde gehen, noch heute." "Wieso? Wieso so plötzlich? Wieso jetzt?" "Wegen meinem Vater." "Dein Vater?" Grolfin nickte. "Er wird sterben. Er weiß es. . .und ich weiß es. Es wird nicht mehr lange dauern und. . .er wollte nicht, dass ich seinen toten Körper sehe. Deshalb hat er mich gebeten noch heute zu gehen, früher als geplant." Gareth zögerte einen Augenblick, ehe er Grolfin über seinen, gerade eben gefassten, Entschluss in Kenntnis setzte. "Ich gehe mit dir." "Was?" "Wir wollten zusammengehen. Und wir werden zusammengehen." "Nein. Denk an deine Mutter, sie würde es nicht verstehen wenn du gehst ohne Abschied zu nehmen." "Und was ist mit deiner Mutter?" "Ich glaube sie weiß es. Sie ahnte es, noch ehe ich auch nur einen Gedanken daran verschwendet habe." Wieder herrschte Stille, ehe Gareth das Gespräch fortführte, unsicher ob er wütend sein sollte, enttäuscht oder doch froh darüber, dass sein Freund sich wenigstens die Zeit nahm, sich von ihm zu verabschieden. "Also wolltest du dich nur noch von mir verabschieden?" "Es ist kein Abschied für immer. Ich bin sicher, wir werden uns in der Hauptstadt wieder sehen. Und nein, ich wollte mich nicht nur verabschieden. Da gibt es noch etwas, dass getan werden muss, ehe ich gehe." Sowie er diese Worte ausgesprochen hatte, zog er die Klinge seines neuen Schwertes aus der Scheide, woraufhin Gareth endlich verstand. "Ich verstehe. Nun denn, so sei dies unser letztes wahres Duell." "Und wer hat letztlich gewonnen?" Es schien als ob mit jeder Sekunde in der Grolfin erzählte, die Neugier der kleinen Kawaisa weiter wuchs. "Das", fing Grolfin mit einem leichten Grinsen an zu sprechen. "bleibt ein Geheimnis." Fortsetzung in Kapitel 8 - Der allmächtige Gurwaz Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)