Omae von Chi_desu ((Sasuke/Sakura)) ================================================================================ Kapitel 21: Der Sohn -------------------- Es war wie ein Deja vu. Sie hatten gegen Morgen im Wald das Zelt aufgeschlagen. Sasuke war sogar noch vorsichtiger als sonst. Er hatte einige Fallen aufgestellt um sicherzugehen, dass sich niemand dem Zelt nähern konnte. Obwohl er sich sicher war, dass die Akatsuki noch nicht hinter ihnen her waren. "Ich habe gesagt, ich hätte noch was zu erledigen. Die glauben noch, dass ich zurückkomme", hatte er gesagt. Gemeinsam saßen sie vor dem Zelt und genossen die ersten Sonnenstrahlen, die durch die Zweige fielen. Seit ihrem Abschied vom Dorf hatten sie noch kein Wort miteinander gesprochen. Sakura hatte nicht so recht gewusst, was sie sagen sollte, und Sasuke war schweigsam wie immer gewesen. Die Situation war mehr als merkwürdig. Sie hatten einander verziehen, aber das hieß nicht, dass sie vergessen hatten, was passiert war. Vor ihnen lag eine unsichere Zukunft. Sie konnten nicht nach Konoha zurück und auch nicht zu den Akatsuki. Der Einfluss beider reichte weit über das Land und es gab nur wenige Orte, an denen sie vielleicht Frieden finden konnten. Und die mussten sie erstmal erreichen. Vielleicht konnten sie im Sandreich Unterschlupf finden, wo vor kurzem die Kinder des Kazekage ihren Vater gestürzt und die Macht übernommen hatten. Vielleicht erinnerte sich Gaara ja an sie und trug in seinem Herzen etwas Dankbarkeit dafür, dass sie ihm vor vielen Jahren gezeigt hatten, dass er nicht vollkommen allein war. Aber es gab keine Garantie dafür. Und es gab da noch etwas, was Sakura auf dem Herzen hatte. Offensichtlich hatte Naruto Sasuke doch nicht alles verraten. Er schien keine Ahnung zu haben, dass er einen Sohn hatte. Wie sollte sie ihm das beibringen? Sie wusste nur, dass sie es so schnell wie möglich tun musste, bevor wieder neue Missverständnisse entstanden. Sasuke hatte ihr gesagt, sie sollte etwas schlafen, deswegen kroch sie für eine Weile ins Zelt. Aber sie fand keinen Schlaf, dieses letzte Geheimnis, das noch zwischen ihnen stand, lastete auf ihrer Seele. Deswegen schälte sie sich aus der Decke und kroch nach draußen. "Sasuke?" Er saß immer noch vor dem Zelt. "Du solltest doch schlafen...", sagte er. "Ich kann im Moment nicht schlafen", antwortete sie ehrlich um kam zu ihm. Zuerst setzte sie sich neben ihn, dann zog er sie auf seinen Schoß und legte die Arme besitzergreifend um sie. Sie lehnte den Kopf an seine Brust und sagte: "Es gibt da noch etwas, das du nicht weißt, Sasuke-kun. Ich wusste nicht, wie ich es dir sagen sollte, gestern Nacht... aber du musst es wissen." "Was ist es?", fragte er und klang viel zu entspannt für ihren Geschmack. Das was sie jetzt sagen wollte, würde einschlagen wie eine Bombe. Sie lehnte sich ein bisschen von ihm weg, um ihm ins Gesicht sehen zu können. "Ich war... schwanger", murmelte sie. Er runzelte die Stirn. "Was sagst du da?" "Als ich nach Konoha gebracht wurde... da war ich schwanger." Er schüttelte ungläubig den Kopf. Er schien nicht ganz zu begreifen, worauf sie hinauswollte. Sie holte tief Luft und sagte: "Sasuke, du hast einen Sohn." Sasuke wurde kreidebleich. Es war wohl das erste Mal, dass sie ihn absolut sprachlos erlebte. Etwa eine Minute lang starrte er sie einfach an. In seinem Gesicht arbeitete es. Bis er schließlich fassungslos hervorstieß: "Wo... wo ist er?" "In Konoha. Die Hyuga Familie hat ihn aufgenommen und Naruto ist sein Vormund. Sie... sie haben ihn mir weggenommen, als sie mich aus dem Dorf vertrieben haben." Sie schlang die Arme um seinen Nacken. Er war immer noch total fassungslos. Er schwieg, während sie ihm ausführlich alles erzählte. Als sie geendet hatte, drückte er sie an sich und sagte heiser: "Wir gehen nach Konoha. Ich will meinen Sohn sehen." Als von weitem der Eingang zum Dorf sichtbar wurde, blieb Sakura stehen. Sasuke drehte sich zu ihr um. "Was ist? Wir sind gleich da." "Ich weiß... aber... Sasuke, bist du sicher, dass wir das tun sollten?", fragte sie unsicher. "Wenn sie uns entdecken, töten sie uns." Er kam zu ihr und legte seinen Arm um sie. "Es ist mitten in der Nacht. Niemand wird uns sehen. Und wenn doch, dann kümmere ich mich darum. Dir wird nichts passieren." Aber sie bewegte sich trotzdem nicht. Die Angst, entdeckt zu werden, war es auch nicht, die sie so zögern ließ. "Sasuke...", murmelte sie und umarmte ihn verzweifelt. "Ich hab Angst. Es war schon einmal unendlich schwer, ihn gehen zu lassen. Wenn ich meinen Sohn jetzt sehe, dann weiß ich nicht, ob ich das noch mal verkrafte." "Aber ich muss ihn sehen. Ich habe immer davon geträumt, den Clan neu aufzubauen... Ich habe einen Sohn und ich habe ihn noch nie gesehen! Ich kann nicht anders... ich muss das einfach tun." Sie nickte verständnisvoll. "In Ordnung, dann komme ich mit. Aber du musst stark sein für uns beide, wenn ich es nicht schaffe." Er drückte sie an sich und gemeinsam setzten sie ihren Weg fort. Der Eingang war unbewacht. Sie begegneten nur wenigen auf ihrem Weg und natürlich hatten sie dafür gesorgt, dass man sie nicht erkannte. Sie schlugen den Weg ein zum Hyuga Anwesen und Sakura fand den Teil, in dem Neji und Hinata jetzt wohnten. Sie betraten das Grundstück auf der Suche nach einem Weg ins Innere des Hauses. Als sie um die Ecke bogen, zischte ein Kunai durch die Luft und bohrte sich vor ihnen ins Gras. "Wer seid ihr!?", rief jemand. Sakura kannte ihn nicht, aber sie nahm an, dass er zu den Wachposten gehörte, die man seit Minamis Geburt zahlenmäßig verstärkt hatte. Sie hatte Sasuke vorher ausdrücklich gebeten, niemanden zu töten, deswegen überwältigte er den Shinobi und schlug ihn nur bewusstlos. "Der wird vor morgen früh nicht zu sich kommen", sagte Sasuke und schaute auf den reglosen Mann runter. "Machen wir, dass wir ins Haus kommen." Aber der kurze Kampf hatte jemand im Haus geweckt. Als sie sich einem Fenster im untersten Stock näherten, zischte jemand: "Keinen Schritt weiter! Wer seid ihr?!" Sasuke wollte die Person attackieren, aber Sakura hielt ihn zurück, als sie die weißen Augen sah. "Hinata", entfuhr es ihr. Hinata war längst nicht mehr das schüchterne Mädchen von damals und sie konnte ein gefährlicher Gegner sein. Wie um diese Erkenntnis zu beweisen, formte sie ein Fingerzeichen und aktivierte die Byakugan. Zu Sakuras Überraschung lächelte Hinata plötzlich. "Ich habe mir gedacht, dass ihr eines Tages hier auftauchen würdet." Sie verbeugte sich vor ihnen. "Willkommen zu Hause, Uchiha-san, Haruno-san." Von dieser Begrüßung überrascht ließ Sasuke die Arme sinken und Sakura zog sie die Kapuze vom Kopf. Hinata kam zu ihnen und lächelte sie freundlich an. "Ihr wollt euren Sohn sehen, hab ich Recht?" Sakura nickte schnell. Hinata drehte sich um. "Kommt mit, ich bringe euch zu ihm. Seid bitte leise und weckt Neji-kun nicht auf." Sakura warf seiner Freundin einen verwirrten Blick zu. Sie hatten beide damit gerechnet, gerade von den Hyugas bei ihrem Auftauchen bekämpft zu werden, stattdessen empfing Hinata sie und führte sie bereitwillig zu dem Kind? Es war fast verdächtig. Vielleicht war es eine Falle? Sakura nahm seine Hand und nickte. Sie vertraute Hinata. Die Erbin des Hyuga Clans führte sie nach vorne zur Tür und ließ sie ins Haus. Stumm folgten die beiden ihr, wobei Sasuke sich immer wieder misstrauisch umsah. Hinata führte sie die Treppe rauf und öffnete die Tür zum Kinderzimmer. Eine Wiege stand in der Mitte des Raumes und Sasuke konnte beim besten Willen keinen Hinterhalt entdecken. Zu dritt betraten sie den Raum und Hinata machte das Licht an. Zögernd näherten Sakura und Sasuke sich der Wiege. Das Kind schlief. Sakura beugte sich über die Wiege und flüsterte andächtig: "Er ist wunderschön..." Sie streichelte die Stirn ihres Sohnes und er wachte auf. Anstatt zu schreien öffnete er nur die Augen und ihr kamen die Tränen, als sie sah, dass sie schwarz waren wie die seines Vaters. Sie hob ihn aus der Wiege und nahm ihn auf den Arm. Sasuke neben ihr war komplett verstummt, er schien zu überwältigt zu sein, um etwas zu sagen. Hinata stand mit gefalteten Händen neben ihnen und lächelte traurig. "Er ist seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten, nicht wahr?" "Er wird es schwer haben in Konoha...", sagte Sasuke heiser, ohne den Blick von seinem Sohn abzuwenden. "Nach allem, was Itachi und ich getan haben, werden sie ihn nicht akzeptieren, wenn er aussieht wie ein Uchiha." Er streckte die Hand aus, um seinen Sohn zu berühren. "Wie heißt er?" "Wir haben ihn Sei genannt", antwortete Hinata. "Sei Hyuga. Wenn er alt genug ist, wollten wir ihm erzählen warum sein Name auch Uchiha ist. Und warum... warum sein zweiter Vorname Sasuke ist. Er wäre sicher stolz gewesen." Sie hatte Tränen in den Augen. "Ihr werdet ihn mitnehmen, habe ich recht?" "Hinata...", flüsterte Sakura tief berührt. So ein gutes Herz hätte sie selbst von Hinata nicht erwartet. Obwohl sie glaubte, die beiden wollten ihr das Kind wegnehmen, hatte sie sie ohne Zögern ins Haus geholt. Sakura spürte das Gewicht des Kindes in ihren Armen, atmete seinen ganz eigenen Duft ein, spürte seine weiche Haut. Ja, sie hätte alles gegeben, um ihn mitnehmen zu können. "Wir werden ihn nicht mitnehmen", sagte sie ganz leise. "Er ist gut aufgehoben hier bei euch, er wird geliebt und gefördert. Mit uns zu leben würde nur ständige Gefahr für ihn bedeuten. Das kann und will ich ihm nicht antun. Wir sind gekommen, um uns zu verabschieden. Wenn er alt genug ist, dann..." Sie konnte nicht mehr anders, ihr liefen Tränen übers Gesicht. "...dann sag ihm, dass wir ihn lieben." Sie legte den kleinen Sei zurück in sein Bett und küsste seine Stirn. Sasuke sah sehr traurig aus, als er mit dem Daumen über die Wange seines Sohnes streichelte. "Wir sind euch sehr dankbar, Hinata-san." Als er die Hand hob, verzog das Kind das Gesicht und jammerte mit klarer Stimme. "Ouh, er ist so süß...", wisperte Sakura. "Es bricht mir das Herz, dass ich ihn nicht mitnehmen kann." "Wer nimmt hier wen mit?" Die Tür schwang auf und Neji betrat alarmiert den Raum. "Was ist hier los?!" Er sah die beiden an der Wiege stehen und warf Hinata einen Blick zu. Dann wanderten seine Augen wieder rüber und blieben an Sasuke hängen. "Uchiha. Ich habe mir schon gedacht dass du kommst." Er hielt direkt auf Sasuke zu und schlug ihm ohne Vorwarnung die Faust ins Gesicht. Sasuke war zu überrumpelt um sich zu verteidigen und fiel rücklings auf den Boden. "Sasuke!", schrie Sakura und half ihm wieder hoch. Sasuke war bereit für einen weiteren Angriff, aber Neji grinste nur und rieb sich die schmerzende Hand. "Das war dafür, dass du meine Tochter geschlagen hast." "Mh...", machte Sasuke und rieb sich das Kinn. "Du bist ziemlich nachtragend, weißt du das? Das ist eine halbe Ewigkeit her." Hinata stellte sich neben ihren Mann und legte einen Arm um ihn. Aber Neji hatte nicht vor, Sasuke weiter anzugreifen. Aber er warf nur einen Blick auf das Kind und fragte: "Seid ihr gekommen, um ihn zu holen?" Sakura schüttelte bedrückt den Kopf. "Nein. Wir wollten ihn nur noch ein letztes Mal sehen und uns verabschieden. Wir sind euch dankbar dafür, dass ihr euch um ihn kümmert." Sasuke nickte. "Danke, Hyuga." Er legte den Arm um seine Freundin. "Wir müssen gehen, wenn wir die Gegend vor Sonnenaufgang noch verlassen wollen." Sakura beugte sich ein letztes Mal runter zu ihrem Kind und streichelte über dessen Gesicht. "Ich wünsche dir alles Glück der Welt, mein Sohn. Lebwohl." Dann folgte sie Sasuke rüber zum Fenster. Er hatte wohl keine Lust auf einen Abgang durch die Haustür. "Uchiha!", rief Neji, bevor sie aus dem Fenster steigen konnten. Sasuke drehte sich noch mal um. "Viel Glück euch beiden." Sasuke nickte nur. Sakura winkte dem jungen Paar zum Abschied, dann sprangen sie aus dem Fenster und verschwanden in der Dunkelheit. Hinata schaute auf zu ihrem Mann, der dem Paar mit düsterem Blick hinterher schaute. "Ihnen wird nichts passieren, oder?" Das Kind in der Wiege fing an zu weinen. Sie hob es hoch und ging mit ihm zum Fenster. Neji antwortete nicht. Er legte eine Hand auf ihre Schulter und schaute nach draußen. Aber sein sorgenvoller Blick sprach seine eigene Sprache. Nächstes Kapitel: Die nächste Generation Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)