Omae von Chi_desu ((Sasuke/Sakura)) ================================================================================ Kapitel 20: Lebwohl ------------------- Immer wieder schaute Sakura sich um. Sie war wieder auf der Wiese, wo sie vor zwei Wochen Sasuke begegnet war. Es war das erste Mal, dass sie sich wieder aus dem Dorf herausgewagt hatte. Minako hatte ihr angeboten, mitzukommen, aber das hatte sie allein tun müssen. Sie musste über diese Angst hinwegkommen, sonst würde sie Sasuke nicht mehr unter die Augen treten können. Minako hatte recht. Sie musste mit Sasuke sprechen und ihm endlich die Wahrheit sagen. Aber bisher hatte sie es nicht gewagt, auch nur das Dorf zu verlassen. Zittrig ging sie in die Knie und pflückte eine Blume. Sie schaute sich um. Niemand war in der Nähe trotzdem fürchtete sie sich. Sie ließ die Blume achtlos fallen und ging rüber zu dem Baum, gegen den er sie gedrückt hatte. "Sasuke...", flüsterte sie traurig. Sie fürchtete sich davor, die Augen zu schließen und wieder sein wutverzerrtes Gesicht zu sehen. Sie widerstand dem Impuls, zurück ins Dorf zu laufen, die falsche Sicherheit bei Minako zu suchen und sich für immer zu verkriechen. Sie musste darüber hinweg kommen. In gewisser Weise hatte sie sich bereits entschieden, das Dorf zu verlassen und Sasuke zu suchen. Aber dazu musste sie über dieses Erlebnis hinweg kommen. Sie zwang sich, zurück in die Wiese zu gehen und setzte sich hin. Sie musste sich dem stellen. Vorsichtig legte sie sich hin und schaute in den düsteren Herbsthimmel. Die Erinnerungen überfluteten sie geradezu. Wie sollte das jemals wieder gut werden? Sakura fand wie immer keinen Schlaf. Es war weit nach Mitternacht und sie lag immer noch wach. Dachte an morgen, und an den Abschied, der ihr bevorstand. Sie fühlte sich jetzt bereit, das Dorf zu verlassen und Sasuke noch einmal entgegenzutreten. Sie hatte bereits alles gepackt und war reisefertig. Am meisten machte es ihr zu schaffen, dass sie ihre Vertraute Minako verlassen musste. Trotzdem konnte sie ihre Meinung nicht mehr ändern. Eine Aussprache war dringend nötig, damit hatte Minako recht gehabt. Sie hatte noch keine Ahnung, wo sie Sasuke suchen sollte. Aber sie war ja darin ausgebildet worden, jemanden der untergetaucht war aufzuspüren. Und für gewöhnlich hinterließ Sasuke an den Orten die er besuchte blutige Spuren. So hatte sie ihn schon einmal aufgespürt und es würde auch ein zweites Mal klappen. Nur was dann passieren würde, war völlig unklar. Sie konnte wirklich nicht voraussehen, wie er reagieren würde, es war so gut wie alles möglich. Vielleicht würde er ihr gar nicht glauben und sie – wie er es gesagt hatte – umbringen. Vielleicht würde er sie trotzdem hassen. Vielleicht... Sie seufzte und drehte sich auf die Seite. Es hatte keinen Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Sie dachte an ihren Sohn. Sie wusste nicht einmal, was Hinata ihm für einen Namen gegeben hatte. Sicher war es ein schöner Name. So schön wie der, der ihn trug. Sie lächelte in die Dunkelheit hinein. Zumindest hatte er gute Chancen, ein gutaussehender Junge zu werden, wie sein Vater. Ob er wohl ihre grünen Augen geerbt hatte? Oder waren sie schwarz? Sie hätte ihn so gerne noch mal gesehen. Wie würde er wohl aufwachsen? War er allein, einsam? Nein, das würde Naruto nicht zulassen. Würde er seine leiblichen Eltern vermissen? Ein Geräusch ließ sie alarmiert hochschrecken. Sie lauschte, doch jetzt konnte sie nichts mehr hören. Aber irgendwas war da gewesen. Ihr Verstand sagte ihr, dass sie sich getäuscht hatte, aber ihr Instinkt ließ sie nicht zur Ruhe kommen. "Ist da jemand?", fragte sie unsicher. "Hallo?" Ihre Augen wanderten durch das Zimmer und blieben an etwas Ungewöhnlichem hängen. Da... da stand jemand! Ihr erschrockener Schrei hallte durch das Haus und noch bevor sie oder der Eindringling etwas tun konnten, hörte man Schritte und ihre Tür wurde aufgerissen. "Sakura!", keuchte Minako und machte das Licht an. Im Nachthemd stand sie in der Tür mit einem Holzprügel in der Hand und schaute sich im Zimmer um. "Was ist passiert, warum hast du geschrieen?" Die Person, die eben noch neben der Tür gestanden hatte, war verschwunden. Sakura lächelte. "Entschuldige, Minako-san. Ich hab mich erschreckt, da war eine Spinne die über mein Bett gekrabbelt ist..." "Ach je... ich hab gedacht du wirst grade ermordet, so hast du geschrieen..." Die zwei lachten kurz und Sakura sagte fröhlich: "Es ist alles in Ordnung bei mir. Ich kann nur nicht schlafen, mach dir also keine Sorgen wenn du mich im Zimmer auf und ab gehen hörst, ja? Geh wieder schlafen." Minako wünschte ihr eine gute Nacht und schloss die Tür. Im selben Moment verschwand das Lächeln von Sakuras Gesicht und sie sagte: "Ich weiß, dass du hier bist." "Hn", machte er und erschien in einem Wirbel aus Blättern neben der Tür. Sie war nicht überrascht, als sie ihn erkannte. Sie hatte gewusst, dass er es war. "Ich dachte, du wolltest mich nie wieder sehen", sagte sie tonlos. "Wenn du vorhast, mich zu töten, dann lass Minako-san aus dem Spiel, sie hat nichts damit zu tun." Er kam näher und sie zuckte unwillkürlich zusammen. "Ich bin nicht gekommen, um dir etwas zu tun. Ich muss mit dir sprechen." "Das trifft sich gut. Ich muss auch mit dir reden", sagte sie. "Ich habe dir nicht die Wahrheit gesagt, Sasuke." Seltsamerweise wich er ihrem Blick aus. "Ich weiß." "Was weißt du?" "Alles. Ich weiß, warum du aus Konoha verbannt wurdest. Und dass du den Auftrag hattest, mich zu töten. Ich war vor einigen Tagen bei Naruto und er hat es mir erzählt. Ich war wirklich dumm, ich habe es nicht mal geahnt." "Naruto hat es gesagt?", rief sie. "Du warst bei ihm? Warum? Hast du ihm irgendwas..." "Nein", unterbrach er sie. "Ich wollte nur endlich die Wahrheit wissen, die du mir die ganze Zeit verschwiegen hast. Warum hast du es mir nicht einfach gesagt?" Sie schüttelte energisch den Kopf. "Das konnte ich nicht! Du hattest ein zu Hause gefunden und wenn du mir geholfen hättest, dann hättest du auch das wieder verloren. Sie hätten dich gejagt, genau wie mich, und das wollte ich nicht. Ich wollte dich nicht in Gefahr bringen." Unsicher fuhr er sich durch sein schwarzes Haar. "Sakura... hätte ich das alles gewusst... ich weiß, dass ich das was ich getan habe nie wieder gut machen kann, aber..." Er kam ans Bett und streckte die Hand aus, um sie zu berühren. Sie schreckte reflexartig zurück und er ließ den Arm entmutigt sinken. "Ich bin nur gekommen, um die Dinge klarzustellen. Es tut mir leid. Ich habe dir Unrecht getan. Aber du hast mich belogen, ich habe gedacht, du hättest mich die ganze Zeit nur benutzt um an die Akatsuki heranzukommen. Ich möchte, dass wir noch mal neu anfangen." "Neu anfangen?", flüsterte sie. "Wie stellst du dir das vor?" "Komm mit. Ich verlasse die Akatsuki und wir suchen uns einen Ort, an dem wir leben können. Gemeinsam. Ich erwarte nicht, dass du mir verzeihst. Aber ich möchte mich um dich kümmern. Hier bist du in Gefahr, und das weißt du." "Ich will nicht, dass du das tust, nur weil du dich schuldig fühlst", sagte sie traurig. "Du hast ein zu Hause und ich will nicht, dass du das aufgibst. Ich habe das alles ertragen, damit wenigstens du glücklich sein kannst." "Ohne dich kann ich aber nicht glücklich sein." Traurig faltete sie die Hände ineinander. Das war das schönste, was er je zu ihr gesagt hatte. Hätte er das vor einem Jahr gesagt, vielleicht... nur vielleicht wäre alles anders gekommen. "Sasuke-kun..." Er schaute ihr direkt in die Augen. "Ich war so wütend... ich hatte dich wirklich gern, nein, ich hatte mich in dich verliebt, Sakura. Und dann hast du mich verraten, oder zumindest dachte ich das, und dieses Gefühl ist in Hass umgeschlagen. Ich war so ein Idiot." Er lächelte schief. "Ich habe dir schlimmes angetan, Sakura. Lass es mich wiedergutmachen. Lass mich dich glücklich machen." "I-Ich kann nicht...", stammelte sie verwirrt. "Du hast mir wehgetan. Geh zurück, und denk nicht mehr an mich." Ein Schatten huschte über sein Gesicht. "Sakura, bitte." "Nein", sagte sie fest und schüttelte den Kopf. "Es geht einfach nicht." Ihre Hände krallten sich in das Laken. Warum musste er es ihr so schwer machen? Er sollte einfach gehen und aus ihrem Leben verschwinden. Lange würde sie seinem Blick nicht mehr standhalten. Sie wollte doch eigentlich nur bei ihm sein... "Bitte geh." Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Er schob die Hände in die Hosentaschen und sagte: "In Ordnung. Ich werde dich nicht zwingen." Er machte eine Bewegung, so als wollte er sich umdrehen, aber dann überlegte er es sich anders und sagte tonlos: "Wenn du jemals meine Hilfe brauchst, dann werde ich für dich da sein. Verzeih mir." Er drehte sich um und ging langsam zum Fenster. Seine Hand ergriff den Fenstersims. "Sasuke!" Er hielt inne. Sakura presste eine Hand vor den Mund. Er drehte den Kopf und sah sie aus dunklen Augen an. Hoffnung schimmerte darin. Sakura presste die Lippen aufeinander und Minako’s Worte geisterten ihr im Kopf herum. Versuch herauszufinden, ob du ihn noch liebst. Vielleicht war es wirklich an der Zeit, egoistisch zu sein. Sie hatte niemand mehr, nur noch ihn. Und sie wollte ihn nicht schon wieder verlieren. Ganz langsam stand sie auf und kam auf ihn zu. Er ließ den Fenstersims los und öffnete den Mund um etwas zu sagen. Sofort schüttelte sie den Kopf und bedeutete ihm, still zu sein. Er gehorchte und sah ihr schweigend zu, wie sie zu ihm kam. Ihre Hand legte sich auf seine Brust und sie stellte sich auf die Zehenspitzen. Er beugte den Kopf ein wenig und schloss seine Augen. Vorsichtig gab sie ihm einen zärtlichen Kuss auf den Mund und horchte in sich hinein. Es war noch da, dieses Gefühl, das Kribbeln im Bauch und die Sehnsucht, bei ihm zu sein. Und es war viel stärker als die Erinnerung an seine hasserfüllten Augen. Als sie den Kuss beendete, merkte sie, dass sich ihre Hand verzweifelt in sein Hemd gekrallt hatte. Sie wollte ihn festhalten. "Sasuke-kun, geh bitte nicht", flüsterte sie. Ungeweinte Tränen brannten in ihren Augen. "Nein...", raunte er und umarmte sie fest. "Ich werde nicht gehen." Eine halbe Ewigkeit standen sie so da und hielten sich aneinander fest. Irgendwann ließ Sasuke sie los und schaute sie an. Er streckte ihr seine Hand hin und sagte: "Komm mit mir, Sakura. Bitte." Bestimmt eine halbe Minute lang schauten sie einander in die Augen, ohne dass sich einer von ihnen bewegte. Dann legte sie ihre Hand langsam in seine. Kurz darauf sah man sie beide das Haus in aller Stille verlassen. Sie hatte ihre Sachen mitgenommen und Minako einen Zettel hinterlassen, mit einem Danke für die Gastfreundschaft und der Zuversicht, dass sie eine gute Entscheidung getroffen hatte. Nächstes Kapitel: Unser Sohn Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)