Omae von Chi_desu ((Sasuke/Sakura)) ================================================================================ Kapitel 15: Fieber ------------------ Sakura merkte es kaum, als sie durch die Schneedecke brach und sich dabei weitere Schnittwunden am Fuß zuzog. Sie glaubte, überhaupt nichts mehr spüren zu können. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so elend gefühlt. Sie war nun schon seit Tagen unterwegs, lief immer nur auf Waldwegen oder an Flüssen entlang, dort wo sie wenig Menschen begegnen musste. Sie bemerkte die Eiseskälte nicht mehr, die sie umfing. Sie wusste nicht einmal mehr genau, wie lange sie schon unterwegs war. Ihr Fuß blutete, hinterließ rote Spuren im Schnee. Sie hatte nicht die Kraft, sich darum zu kümmern. Sie fühlte sich schwindlig. Zu ihrer morgendlichen Übelkeit kam jetzt auch noch der Beginn einer Erkältung, sie fühlte sich so erschöpft wie nie, aber sie durfte nicht anhalten. So schnell würden ihre Verfolger sicher nicht aufgeben. Wieder brach sie durch die Schneedecke und verlor diesmal das Gleichgewicht und fiel vornüber in den Schnee. Ihre Hände waren so kalt, sie hatte kaum noch Gefühl in den Fingern. Es hatte keinen Sinn. Wenn sie nicht Rast machte, würde sie irgendwann einfach umkippen und erfrieren. Mühsam packte sie das Zelt aus und baute es notdürftig auf. Es dauerte doppelt so lange wie sonst und als sie fertig war, hüllte sie sich bloß noch in ihre Decke und legte sich hin. Sie konnte einfach nicht mehr, sie war völlig am Ende. Sie versuchte, zu schlafen, aber irgendwie klappte es nicht. Ihr war so schlecht. Sie hatte seit Tagen nichts Richtiges mehr gegessen, was auch immer sie zu sich genommen hatte, hatte sie früher oder später in die Büsche gekotzt. Sie begriff, dass sie es nicht schaffen würde. Sie war immer noch ein Schwächling der es alleine nicht schaffte. Sie schloss verzweifelt die Augen. Minutenlang kämpfte sie gegen die Übelkeit, bis sie langsam verebbte. Eine Hand streichelte ihr über die Wange. Sakura blinzelte und blickte unvermittelt in Sasuke’s lächelndes Gesicht. "Sasuke-kun...?", flüsterte sie. Er strich ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr und beugte sich runter um sie zu küssen. "Keine Angst, Sakura. Ich bin jetzt da und ich lasse dich nicht mehr alleine.", sagte er zärtlich. Ihr kamen die Tränen. "Sasuke, wo kommst du her...? Ich..." Sie versuchte, sich aufzurichten, fand aber nicht die Kraft. "Du zitterst ja, Sakura", raunte er und nahm sie in den Arm. Es war so wunderschön warm in seinen Armen. "Ich nehme dich mit, Sakura. Lass uns gemeinsam irgendwo neu anfangen. Ich bin bei dir." "Sasuke", stammelte sie und konnte die Tränen nicht länger zurückhalten. Sie schlang seine Arme um ihn und schluchzte an seiner Schulter. Dann kam von irgendwoher ein lautes Geräusch und sie riss erschreckt die Augen auf. Sie war allein. Sasuke war nicht da. Sie fühlte ihre Stirn. Wahrscheinlich ein Fiebertraum. Das einzige, was echt war, waren ihre Tränen. Sie ließ sich wieder auf den Zeltboden sinken und wischte sich die Tränen weg. Sie hatte schreckliche Angst. Sie war allein, ohne essen, es war kalt, jetzt war sie auch noch krank, und, was das schlimmste war... ihre Hand legte sich auf ihren flachen Bauch. Sie hatte eine schlimme Ahnung, woher die Übelkeit kam. Wahrscheinlich war sie schwanger. Schwanger von Sasuke, der jetzt ihr Todfeind war. Irgendwoher hörte sie Stimmen. Vermutlich bloß ein weiterer Traum. Zumindest dachte sie das, bis jemand das Zelt öffnete und schrie: "Das ist sie! Schnappt sie!" Sie merkte kaum, was mit ihr geschah, als man sie am Knöchel packte und aus dem Zelt zerrte, und dann Männer mit Tiermasken sie packten. Die Stimmen rückten immer weiter in die Ferne und noch bevor man sie fesseln konnte, verlor sie das Bewusstsein. Sasuke schlug die Augen auf. Irgendwas fehlte und er sagte unwillkürlich: "Sakura?" Bis er merkte, dass sie nicht da war. Und begriff, dass sie nie mehr bei ihm sein würde. Wo war sie gerade? Wahrscheinlich in Konoha, wurde vom Hokage zur Erfüllung ihres Auftrags beglückwünscht, feierte ihren Sieg und verschwendete keinen Gedanken mehr an ihn. Es war unerträglich. Sasuke setzte sich im Bett auf und warf ein Kissen an die Wand. Warum hatte sie dieses Spiel so lange durchgehalten? Warum hatte sie das ganze nicht schon auffliegen lassen, als sie beide in Konoha gewesen waren? Sie hatte doch genug Informationen gehabt. Warum war sie das Risiko eingegangen, noch mal mit ihm zu kommen? Die Akatsuki hatten vor zwei Tagen ein Team losgeschickt, um Sakura zu töten. Obwohl er wusste, dass sie jetzt in Konoha war, wo ihre Freunde sie beschützen würden, machte er sich trotzdem Sorgen. Sie hatte sich mächtige Feinde gemacht. Er war sehr froh gewesen, dass man nicht ihn ausgesucht hatte, um sie zu töten. Er hätte nicht gewusst, was er hätte tun sollen. Einerseits wohnte sie in seinem Herzen. Andererseits verabscheute er sie für das, was sie getan hatte. Verzweifelt vergrub er das Gesicht in den Händen. Er hatte sie geliebt. Wirklich und aufrichtig geliebt. Er hätte für sie die Hand ins Feuer gelegt und ihr blindlings vertraut. Zum ersten Mal seit dem Tod seiner Eltern und dem Verrat seines Bruders hatte er wieder jemanden in sein Herz gelassen. Und das hatte er nun davon. Sie hatte ihn schamlos ausgenutzt und ihn eiskalt angelogen. Er nahm die Hände runter und fragte in die Stille seines Zimmers hinein: "War das deine Rache, Sakura? Weil ich dich früher immer so kühl behandelt habe?" Die erdrückende Stille war die einzige Antwort, die er bekam. Sasuke blickte sich um. Sie hatte nichts zurückgelassen. Nichts, was ihn an sie erinnern könnte. Es war, als wäre sie nie bei ihm gewesen. Er hatte es im tiefsten Inneren gewusst. Diese Liebe war zu schön gewesen um wahr zu sein. Jemand wie er hatte keine Chance, glücklich zu werden. Nie. Eine einsame Träne rollte über seine Wange bevor er sie ärgerlich fortwischte. Er wollte um diese Frau nicht weinen. Er hatte schon so lange nicht mehr geweint. Sie war seine Tränen nicht wert. Sie hatte ihn grausam hintergangen mit einer Gefühlskälte, die er ihr nie zugetraut hatte. In der Einsamkeit seiner Behausung entschloss Sasuke sich, nicht länger zu trauern. Er wollte sie hassen, für das was sie getan hatte. Er ballte die Hände zu Fäusten und schwor sich, sie bei ihrer nächsten Begegnung aus tiefstem Herzen zu hassen. Beim nächsten Wiedersehen würde er sich rächen. Sakura Haruno war in einem bemerkenswert schlechten Zustand, als die Männer der Anbu Truppe sie ins Dorf brachten. Sie hatte hohes Fieber und war nicht bei Bewusstsein. Der Hokage wusste nicht recht, was er mit ihr machen sollte, aber Kakashi sprang für sie in die Bresche. "Wir sollten sie wenigstens anhören, bevor wir ihr etwas tun. Und damit sie mit uns sprechen kann, muss sie erstmal gesund werden!", sagte er und sein Argument überzeugte den Hokage. Man ließ einen Arzt kommen, und wartete zwei Tage, bis es Sakura besser ging. Kakashi wurde angeheuert, um auf sie aufzupassen und darum war er auch bei ihr, als sie zu sich kam. "S-Sasuke...", seufzte Sakura und öffnete dann langsam die Augen. Sie blickte Kakashi an und wirkte ziemlich enttäuscht, als sie ihn erkannte. "Kakashi...", flüsterte sie. "Ich bin in Konoha?" "Ja. Unsere Truppen fanden dich halb erfroren und todkrank im Schnee.", erwiderte er. "Du hast Glück, dass du noch lebst." Sie verdrehte die Augen und spottete: "Habt ihr mich gesund gepflegt, damit ihr mich hinrichten könnt?" Er wich ihrem Blick aus. "Es wurde entschieden, dass du zuerst angehört wirst, bevor ein endgültiges Urteil gefällt wird. Aber ich bezweifle, dass du eine gute Entschuldigung für das hast, was du getan hast." "Da hast du Recht", murmelte sie. "Es gibt keine Entschuldigung. Ich habe mich dem Feind angeschlossen und die Mission aufgegeben." "Warum war dann Sasuke nicht bei dir?", fragte er. Er ahnte, dass noch etwas vorgefallen sein musste, von dem Naruto nichts gewusst hatte. Sie lachte leise, aber es klang unecht. "Sasuke hat in etwa das gleiche Ziel wie die Leute aus Konoha... er ist mein Feind. Ich habe Naruto befreit, ich bin kein Mitglied der Akatsuki mehr." Er schüttelte ungläubig den Kopf. "Wofür hast du dann alles aufgegeben? Ich verstehe dich nicht, Sakura." "Für die Liebe", gab sie zurück. Es war nicht unbedingt eine zufrieden stellende Antwort, aber er gab sich vorläufig damit zufrieden. Bei der Anhörung würde er die Details schon noch erfahren. "Ich bin sehr froh", fing sie an und er schaute auf sie runter. "dass du dich von der Stichwunde gut erholt hast. Ich hatte große Angst, er hätte dich ernsthaft verwundet. Es tut mir leid, was da passiert ist. Es war meine Schuld." "Ohne dich hätte Sasuke mich wahrscheinlich getötet." Sie nickte schlicht. "Das hätte er wohl. Trotzdem hätte ich das nicht zulassen dürfen. Ich hätte dazwischen gehen sollen, dann hätte ich allen Beteiligten einiges erspart. Sasuke hätte sich gegen mich gestellt und du wärst nicht verletzt worden." "Mach dir darüber keine Gedanken", sagte Kakashi und berührte gedankenlos die Stelle an der Brust, wo noch eine kleine Narbe zurückgeblieben war. "Mach dir lieber Gedanken um dein eigenes Schicksal. 'Liebe' ist kein Grund, eine Mission abzublasen. Wenn du das bei der Anhörung sagst, ist dein Schicksal besiegelt." "Das weiß ich", flüsterte sie. "Um mein Leben hab ich längst keine Angst mehr. Aber es gibt da etwas, was noch niemand weiß." Sie legte eine Hand auf ihren Bauch, aber er war völlig ahnungslos. "Kakashi, ich bin wahrscheinlich schwanger. Das Kind ist von Sasuke." Es war eine der wenigen Gelegenheiten, in denen Kakashi tatsächlich die Fassung verlor. "Ach du... meine Güte...", murmelte er und presste die Hand vor den Mund. Schlimmer hätten die Dinge wohl tatsächlich nicht mehr kommen können. "Weiß... weiß Sasuke davon?" Sie schüttelte matt ihren Kopf. "Ich sagte doch, niemand weiß es. Ich bin mir selber noch nicht ganz sicher, aber alle Anzeichen weisen darauf hin." Er seufzte leise. Der Hokage würde wirklich alles andere als erfreut sein. Nächstes Kapitel: Das Urteil Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)