How to marry the Girl of your Dreams von YasaiNoVampaia (Virgina/Wolf aus 10. Königreich) ================================================================================ Kapitel 2: Eine schnelle, intensive Nummer an der Wand ------------------------------------------------------ 2. Eine schnelle, intensive Nummer an der Wand "Nein!", stöhnte sie und versuchte verzweifelt zu entkommen. "B-bitte nicht!" Doch es hatte keinen Zweck. Etwas lag schwer auf ihrer Brust und drückte sie in die Matratze, während das beängstigende Ungeheuer gefährlich knurrte. Dann und wann hörte sie auch ein feuchtes Glitschen und sie konnte beinahe das gnadenlose Aufblitzen von spitzen Reißzähnen in der Sonne sehen, die bei dem Fletschen enthüllt wurden. Und mit einem Mal lag Großmutter nicht mehr in ihrem Bett, sondern fand sich in sitzender Haltung in der Pfanne wieder, die für den Sonntagsbraten reserviert war. Ihre Kopfhaut juckte von der Unmenge von Trockenkräutern, in denen sie schier gebadet war, und sie musste ein Niesen unterdrücken. Ihre Hände waren fest aneinander gebunden und vor ihren Augen stand Alfred Biolek in einer ansehnlichen, dunkleren Version und schärfte das Tranchiermesser. Irgendwie kam ihr die Situation bekannt vor, und sie kam nicht umhin die Übereinstimmungen ihrer misslichen Lage mit der von Rotkäppchens Großmutter zu vergleichen. Beide hießen sie einfach nur "Großmutter", beide hatten sie eine Enkelin, auf die der böse Wolf scharf war und beide wurden sie von eben dieser Enkelin gerettet ... *Scheinbar hat Virginia ihr Stichwort verpasst ... aber vielleicht liegt es auch daran, dass ich geknebelt bin.* Der Wolf befettete jetzt ihre durch das viele Make-up trockene Haut, murmelte etwas von "das macht das ganze besonders knusprig" und langte dann nach dem Hackbeil, da sie ja nicht als Ganzes in den Ofen passen würde. Angewidert spürte Großmutter wie das klebrige Öl ihre Wange hinunterlief ... und setzte sich ruckartig auf, wobei sie Roland jaulend von ihrem Bett beförderte. Mit einer Hand an ihrer Schläfe stöhnte sie ungehalten, als ihr Dackel bellend wieder auf ihr Bett sprang. Es war wohl gestern zu viel des Guten gewesen. Nicht nur, dass sie die halbe Nacht von diesem Albtraum verfolgt worden war, nun wurde sie auch noch von einem offensichtlich hyperaktiven Hund brutal aus ihrem - wenn auch nicht erholsamen - Schlaf gerissen, und das bewirkte immer eine schwer wieder loszuwerdende Migräne. "Jetzt ist es aber genug, Roland!", rügte Großmutter und bedachte den Dachshund mit einem eingeübten einschüchternden Blick. Stirnrunzelnd stellte sie fest, dass sie noch immer ihren Morgenmantel trug, tat das aber mit einem Schulterzucken ab, da sie auch das dem übermäßigen Alkoholkonsum zuschreiben konnte. Im Vorübergehen warf sie einen kurzen Blick in den Spiegel, ihr Gesicht glich einem getrockneten Pfirsich, doch sie fühlte sich so schön wie bei ihrer Einführung in die Gesellschaft damals im Ritz Carlton. Aber mit ihrem derzeitigen Aussehen würde sie es nicht mal auf ein einziges Cover schaffen - außer vielleicht das des Seniorenblattes. Bereits als Großmutter auf den Gang hinaus trat, konnte sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen, dass sich noch jemand in ihrer Wohnung befand. "Aber ja, das ist Virginia, sie ist ja gestern gekommen ..." Trotz ihres Schädelbrummens kopfschüttelnd stieß sie die Tür zur Küche auf, aus der ihre Nase den köstlichen Geruch frischer Pfannkuchen, gebratenen Specks und Spiegeleier vernahm. Angewurzelt mit Augen so groß wie Suppenteller stand sie im Türbogen, als sie die Quelle ihres Traumes in ihrer Küche werken sah. "Jemine!" Wolf fasste sich dramatisch ans Herz, als er sich umdrehte und seine Schwiegeroma sah. "Ich krieg ja fast 'nen Infarkt! Außerdem ist das Frühstück noch nicht fertig ..." Mit leicht zusammengezogenen Brauen sah er davon ab, Großmutter darauf aufmerksam zu machen, dass sie noch immer keine frischen Kräuter und Knoblauch im Haus hatte. *Ein guter Koch muss mit dem zurechtkommen, was er in einer Küche vorfindet!* - "Ach ja, ich hab auch etwas gegen deinen Kater zurechtgezaubert ... Wie wär's mit einer 'Schnellen, intensiven Nummer an der Wand'?" Großmutter starrte auf das Glas, das ihr Wolf entgegenhielt, dessen Inhalt nach etwas aussah, das sie besser nicht benannte, versuchte krampfhaft, die Worte, die dieser Wüstling da gerade ausgesprochen hatte, wieder zu vergessen und endlich löste sich der gellende Schrei, der in ihrer Kehle brannte. "Großmutter!" Virginia kam durch das Geschrei angelockt aus dem Gästezimmer gelaufen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie schon so früh aufwachen würde, nach der Anzahl der leeren Sektflaschen geurteilt, die sich überall in der Wohnung verteilt befanden. "Virginia!", kreischte Großmutter mit mehr als nur ein wenig Panik in der Stimme. "Was macht dieser Perverse in meiner Küche?" Sie stolperte einige Schritte zurück bis sie mit dem Rücken an der Flurwand anstieß. "Perverser?", wiederholte Wolf gekränkt. "Ich bin kein Perverser! Das bin ich nicht, Virginia", meinte er noch mal, als seine Verlobte ins Blickfeld kam. "Huff-puff, ich hab ihr doch nur diesen Muntermacher angeboten ... Du weißt schon, die 'Schnelle, intensive-'" "Wolf!", schnitt Virginia ihn schockiert ab, manchmal war ihr Liebster einfach einen Tick zu naiv. "Das kannst du doch nicht sagen, Himmel! ... Und, Großmutter ... das lässt sich alles ganz einfach erklären, weißt du? Setzen wir uns erst mal, ja?" ~*+^+*~ Weit entfernt, im ewig kalten 8. Königreich, wütete wie immer der eisige Nordwind, peitschte mit dornigen Schlägen durch die Lüfte. Die gesamte Oberfläche war so weit das Auge reichte von Rissen überzogen, und es schien, als würde der Boden jeden Augenblick auseinanderbrechen und heiße Lava herausfließen lassen, aber dem war nicht so. Der Wind heulte wie ein hungriger Wolf, schleifte die originalen Eisskulpturen zu immer ausgefalleneren und spitzeren Formen, die die Ebene bedeckten und sich durch das beständig unfreundliche Wetter immer wieder veränderten, sodass man schnell die Orientierung verlieren konnte, wenn man sich nach gewissen Eisformen richten wollte. Menschliche Fußspuren suchte man im Schnee und Eis vergeblich, und auch wenn sich jemand bei diesen Verhältnissen ins Freie wagen sollte, wäre die Evidenz binnen Minuten durch den Wind und den Hagel wieder beseitigt worden. Nur die zähesten Tiere konnten unter den eisigen Bedingungen überleben, wie wetterfeste Rentiere, Schneehirsche und weiteres Wild. Unterhalb der dicken Eisschicht lebten Marder und Maulwürfe. In dieser Ebene wuchs auch einiges an Grünzeug, das den Pflanzenfressern als Nahrung diente. Das 8. Königreich war nur von wenigen Menschen bewohnt, die allesamt für ihre recht kühle wenn nicht gar eisige Gastfreundschaft bekannt waren. Die unterirdisch angelegten Iglus, in denen sie lebten, schützten einigermaßen vor der nicht weniger unfreundlichen Witterung des nördlichsten Gebietes der 9 Königreiche. Einzig eine Konstruktion war überirdisch angelegt, und das war der Palast der Königin, der Ice Queen. Imposant ragte der Bau in der Mitte des Königreichs gen Himmel, durchsichtige Eisspitzen wiesen in alle Himmelsrichtungen und reflektierten die Sonnenstrahlen, die trotz ihrer Intensität, den Schnee niemals zum Schmelzen bringen konnten. Gefährlich geschliffen blitzte der Bau und hielt allein mit seiner grausamen Schönheit ab, sich ihm ohne ernsthafte Selbstmordgedanken zu nähern. ~*+^+*~ "Ich muss nun wirklich wieder aufbrechen, Wendell", meinte Aschenputtel bedauernd. So lange hatte es gebraucht bis sie ihren Enkelsohn wieder zu Gesicht bekommen hatte nachdem Whitney ... Der Tod ihres Sohnes war einer der Gründe gewesen, weshalb sie sich in ihrem Schloss selbst eingesperrt hatte, weshalb sie die ganze Welt ausschließen hatte wollen in ihrem Schmerz, in ihrem Verlust. Doch nun, nachdem sein Mord endlich gerächt worden war, lebte sie wieder, und ihr Sohn lebte in Wendell weiter, er würde einen großartigen Herrscher abgeben, und wenn er einst die Richtige gefunden hätte, dann würde durch seine Nachkommen auch die Linie der Aschenputtel weitergeführt werden. "Mehr als die paar Tage kann ich mein Königreich nicht unbeaufsichtigt lassen, wie du weißt." "Ich verstehe, Großmutter", erwiderte Wendell ebenso traurig ob ihres ach so kurzen Aufenthaltes. Er hätte gern mehr erfahren, mehr gelernt von der legendären Aschenputtel, die er Großmutter nennen durfte, er wusste nicht viel über seine Familie väterlicherseits. Doch da der Kontakt jetzt erst mal hergestellt worden war, würde er jetzt nicht mehr so schnell abbrechen. "Begleite mich zu meiner Kutsche", forderte sie ihn auf und schritt voran, sicher, dass ihr Enkel ihr folgen würde. Ihre berühmten Goldenen Schuhe klapperten schwer auf den edlen Parkettböden. Wendell lächelte, eilte ihr hinterher und ließ sie, nachdem er sie eingeholt hatte, sich bei ihm einhaken. "Aber selbstverständlich." ~*+^+*~ "Verdammter Mist, verdammter!", fluchte Tony ungehalten, als er sich ein weiteres Mal verzeichnete. "Ich bin Visionär, kein gottverdammter Grafiker!" Der Entwurf der Spielburg, die er für Prinz Wendell in Angriff nehmen sollte, stellte sich als hartnäckiger heraus als angenommen. Die Ideen waren zwar alle in seinem Kopf, aber leider wollte es sich nicht so aufs Papier bannen lassen. Außerdem beschäftigte ihn auch noch das, was Wolf zu ihm gesagt hatte, als er und Virginia nach New York zurückgekehrt waren. *Großvater? Was er wohl damit meinte ... Auch wenn die beiden jetzt verlobt sind - was mir wirklich viel zu schnell gegangen ist - kann ich mich nicht wirklich mit dem Gedanken anfreunden, dass sie und er ... er und sie ... meine kleine, unschuldige Tochter und dieses halbe Tier! Ob es wirklich so eine gute Idee gewesen ist, die zwei allein gehen zu lassen?* "Anthony?", rief eine bekannte Stimme und ließ den Angesprochenen ertappt zusammenfahren. "Jetzt, da meine Großmutter bereits abgereist ist, wollte ich mal sehen, wie's dir so geht ..." "Prinz", grüßte er automatisch und hängte etwas verspätet ein "Wendell" hinten an, als er sich wie in letzter Zeit häufig daran erinnern musste, dass Schneewittchens Enkel kein Hund mehr war. Der neue König lächelte gönnerhaft und trat näher an das Schreibpult heran, auf dem aufgebreitet sämtliche Entwürfe lagen. "'Wendell' reicht, Anthony, das ist ein Vorteil eines Valiant ..." "Wirklich?", fragte er und grinste dämlich. "Nein, aber du hast eine Sondergenehmigung", lachte Wendell und schlug Tony freundschaftlich auf die Schulter, dass dieser vornüber kippte und dabei das Tintenfass ausleerte, wobei die Farbe nun über das einzige noch unversehrt gebliebene Blatt lief. "Nein", stöhnte Tony und versuchte mit einem alten Taschentuch zu retten, was noch zu retten war. Leider waren sämtliche Versuche fruchtlos. "Egal, was soll's?", seufzte er schließlich und warf alle Zettel auf einmal in den Müll. "War eh nichts wert ..." Wendell lächelte mitfühlend. "Was hast du auf dem Herzen, alter Freund?" "He! Ich bin nicht 'alt', ich bin nur alt genug-" Das war ja wieder typisch. Einmal war er nicht schuld an etwas, wurde es übergangen. Hätte Wendell ihn nicht angestoßen, wäre das nicht passiert. Obwohl er fairerweise zugeben musste, dass die Entwürfe ohnehin in der Rundablage gelandet wären. "-um Großvater zu werden", unterbrach ihn Wendell. Tonys Kopf fuhr alarmiert herum und er erkannte in den Augen des Königs ein freundliches Glitzern, das die in seiner Hundform vorherrschende Borniertheit völlig vermisste. "Was? Woher hast du das denn schon wieder? Und was soll es eigentlich bedeuten? Doch nicht etwa, dass Virginia ..." Wendell nahm an der Wortwahl keinen Anstoß und antwortete einfach, während er sich auf einem leeren Stuhl niederließ. "Doch, deine Tochter ist schwanger. Auch wenn es vielleicht nicht das Beste ist, solch eine Nachricht von mir zu erhalten, aber du hast ja schon von Wolf einen Hinweis erhalten." "Virginia ... meine kleine Virginia? Das kann doch nicht, das geht doch nicht ..." Es war der typische Monolog eines Vaters, der nicht einsehen wollte, oder noch nicht konnte, dass sein kleines Mädchen erwachsen geworden war. Sie hatten immer zusammen gewohnt, ihre Verabredungen waren nie was Ernstes, er hatte sich nie Sorgen machen müssen, aber das? Das konnte nicht sein. 'Großvater' hatte er ja noch ignorieren können, aber ... "Woher willst du das eigentlich so genau wissen?", fragte Tony schließlich mit misstrauisch aufblitzenden Augen. Irgendwie schien es doch immer so, als würde er aber auch wirklich alles als Letzter erfahren. "Nun ja, du weißt ja, Anthony, bei ... der Krönungsfeier, da war ich ... ja noch ein Hund und ..." Wendell strich sich beschämt durch die Haare, wie immer wenn er sich daran erinnerte, dass er mehr als eine Woche seines Lebens auf vier Pfoten unterwegs war. "... da hatte ich auch noch meine animalischen Instinkte ..." "Bitte erspar mir das!", fuhr Tony dazwischen und kniff die Augen zusammen. "Soviel wollte ich sicher nicht hören!" "Nein, ich meinte, dass Hunde wie auch, sagen wir ... Wölfe ... gewisse Dinge riechen können ... und-" "-und du hast meine Tochter beschnüffelt?!", rief Tony ungläubig dazwischen. "Nein!", widersprach Wendell wieder, diesmal augenrollend. "Das musste ich gar nicht. Der Duft einer Schwangeren ist ziemlich ... intensiv." "Der Duft einer Schwangeren ...", wiederholte Tony wie betäubt. Sollte es tatsächlich stimmen? War sein Täubchen schwanger? Erwartete sie ein ... Junges? Das Wort alleine ließ Schauer über seinen Rücken laufen. "Jetzt sei nicht so überrascht!", lachte Wendell über Tonys Gesichtsausdruck. "Du musstest doch wissen, dass es eines Tages so kommen würde." "Eines Tages, ja, aber noch nicht heute!", erwiderte er gereizter als beabsichtigt. Nein, das war alles ein unendlich langer Albtraum. Er lag noch immer in seinem Fernsehsessel ... "Sorry, ich sollte meine Stimmung wohl nicht an dir auslassen, hm?", meinte er schließlich zerknirscht. Doch Wendell winkte nur ab. "Schon gut, weswegen ich auch gekommen bin ... Nun, ich dachte mir, dass wir doch hier in meinem Schloss feiern könnten. Groß genug ist es ja, den größten Teil der Gästeliste können wir ja von der Krönungsfeier übernehmen, oder wenn ihr es privater wollt, streichen wir ein paar ..." "Was feiern?", unterbrach Tony mit einem verwirrten Gesichtsausdruck, der deutlich zeigte, dass er wieder mal nicht eins und eins zusammenzählen konnte. "Na, die Hochzeit natürlich! Das wird eine Sensation, zwei der vier Retter der 10 Königreiche gehen den Bund fürs Leben ein!" Wendell strahlte geradezu und war mehr als offensichtlich glücklich für die beiden, obwohl er am Anfang Zweifel gegen den Wolf hatte. "Musst du mich schon wieder daran erinnern?", knurrte Tony leise und schüttelte dann aber ergeben den Kopf. "Ich werde ohnehin nichts mehr dagegen tun können, oder?" "Ich fürchte, nein", erwiderte Wendell grinsend. ~*+^+*~ "Und es soll mich also beruhigen, dass Wolf hier", Großmutter deutete auf den Mann mit dem passenden Namen, "ein verirrter Geistesgestörter war und nicht jemand, auf dessen Speiseplan ich gestanden bin?" "Kein 'Geistesgestörter', Großmutter", versuchte Virginia Wolfs Knurren zu übertönen. "Wolf hatte nur einen Termin bei Frau Horovitz und hat sich dann im Stockwerk geirrt, und da hat er dich dann gesehen und sich an ein Foto erinnert und ... nicht wahr, Wolf?" "Ja", bestätigte er seufzend, als er Virginia flehendem Blick nicht mehr standhielt. Obwohl ihm nicht ganz einleuchten wollte, wo denn da der Sinn lag, machte er doch mit. Alles, was sein creamy, dreamy Mädchen wollte. Das nächste Seufzen war anderer Natur. Großmutters Augenbrauen zogen sich noch mehr zusammen. "Das ist reine Wortklauberei! Geistesgestört ist und bleibt geistesgestört! Und ich habe nicht die Absicht, diesen ... 'Mann' noch länger in meiner Wohnung zu dulden!" Virginia schnappte ungläubig nach Luft. Wie konnte ihre eigenen Großmutter nur so herzlos sein? Sie musste doch jetzt endlich begriffen haben, dass sie Wolf liebte und ihn heiraten wollte. "W-wie kannst du ... nur?", stotterte sie betroffen. Wolf derweil beäugte das Hackbeil mit dem er einst Virginia begrüßt hatte und wünschte, er hätte Großmutter damals tatsächlich verspeist. Vielleicht hätte er es nicht überlebt, vielleicht wäre Virginia dann noch länger nicht bereit für ihn gewesen, aber ganz sicher hätten sie jetzt nicht hier in der Küche gesessen und sich über seinen Geisteszustand unterhalten - welcher, ganz nebenbei, in hervorragendem Zustand war. "Aber Virginia, Liebes", säuselte Großmutter dann verwirrt. "Ich meinte doch nur ihn, du kannst natürlich bleiben solange du willst. Das ist doch selbstverständlich." Sie seufzte ungeduldig. "Auch wenn es ein wenig spät dafür ist, kann noch immer etwas aus dir werden. Du hast die Schönheit deiner Mutter geerbt - die diese natürlich von mir hatte - und von deinem Vater ... nun, zum Glück hast du von dem nicht so viel bekommen ..." "Das reicht jetzt!", stieß Wolf aus und sprang auf, wobei sein Stuhl krachend hintüber kippte. "Wie kannst du alte Schachtel es nur wagen, die Schönheit meiner Verlobten auf DICH zurückzuführen?! ... Aber egal, das war eher unwichtig. Du hast sie genug beleidigt. Virginia, wir gehen!" "Oh nein!" Großmutter war ebenfalls aufgesprungen und knallte die flachen Hände auf den Tisch. "Meine Enkelin hat es nicht nötig, sich von so jemandem wie Ihnen herumkommandieren zu lassen! Ich hoffe, ich habe mich klar und deutlich-" "Wolf?" Virginia wirkte in ihrem Stuhl irgendwie immer kleiner. Warum mussten die beiden sich nur so streiten? Sie hatte gehofft, sie würden sich verstehen, sie könnten irgendwann mal eine Familie sein. No such luck. "Lass uns einfach gehen, in Ordnung?" Sie konnte dem Blick ihrer Großmutter nicht begegnen, aus Angst davor, was sie sehen könnte. "Hä? Aber ja, sicher. Auf geht's." Wolf half Virginia auf, dann holte er die Tasche mit ihren Sachen und danach machten sie sich auf den Weg. "Virginia! Das kannst du nicht machen, bleib hier!" Niemand behandelte Großmutter mit einer solchen Respektlosigkeit. Doch sie sah davon ab, die beiden noch weiter zu verfolgen, und blieb im Gang stehen, wo sie siegessicher die Arme über der Brust verschränkte. "Du wirst schon noch zurückkommen, so wie du es immer getan hast. Genau wie deine Mutter wirst du irgendwann-" Virginia presste die Nägel in ihre Handflächen, doch sie konnte sich nicht beherrschen. Wolf, der das mitbekam, flüsterte ein leises "Jemine" und sah, wie seine Verlobte sich blitzartig umdrehte und ihre Großmutter durch den Türbogen mit kalten Augen anblitzte. "Mom ist tot. Sie wird niemals zurückkommen." Damit knallte sie die Tür des Apartments 201 zu, und entkam somit dem Sichtfeld ihrer Großmutter. "Sie wird niemals zurückkommen ..." ~*+^+*~ "Drusilda, Hazel, namenlose Hexe, Menschenfresser und all ihr anderen ... Bald werdet ihr zurückkehren und mir helfen, meinen Plan in die Tat umzusetzen." Ice Queen lächelte dünn, wobei sich ihre indigofarbenen Lippen nur ein wenig nach oben verzogen. Ihre blassblaue Haut erinnerte an frisches Tauwasser, und ihr Gesicht war von langen, glatten Strähnen weißen Haares umgeben, das ihr beinahe bis zur Hüfte reichte. Trotz der unmenschlichen Temperaturen, die in ihrem Palast herrschten, war sie mit einem enganliegendem schwarzen Body und einer halbdurchsichtigen, bläulich schimmernden Hose, die nur am Bund um ihre Taille und ihren Knöchel eng war, wobei sie ansonsten locker um ihre Beine fiel, relativ spärlich bekleidet. Ihr Mangel an warmer Kleidung lag aller Wahrscheinlichkeit daran, dass sie als Ice Queen nicht nur an die Kälte gewöhnt war, sondern, dass auch Eiswasser durch ihre Venen floss, anstatt des Blutes, und sie dadurch die Kälte nicht als unangenehm, sondern vielmehr als lebensnotwendig ansah. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)