Ein Teil meines Lebens von FlameHashira (ContestShipping [Drew x Maike]) ================================================================================ Kapitel 1: Teil 1: Zeit für ein Wiedersehen! -------------------------------------------- Eigentlich hatte sie vorgehabt, auf direkten Weg nach Hause zu gehen. Natürlich wäre es nicht möglich, wirklich direkt nach Blütenburg City zu kommen; ein Zwischenhalt wäre definitiv notwendig gewesen, jedoch …   „Wir werden bald in LaRousse City anlegen.“   ... Sie hatte nicht ganz so weit entfernt sein wollen, wie sie es jetzt war!   Ihr Ziel war Graphitport City gewesen; ihren Informationen nach sollte es dort sogar einen Wettbewerb geben! Nur zu gerne hätte sie diesem beigewohnt und die Nachwuchstalente beobachtet. Von Graphitport City wäre es kein weiter Weg mehr bis nach Hause gewesen. Vielleicht ein oder zwei Tage, je nachdem welches Tempo sie an den Tag legen wollte und ob ein Zwischenhalt notwendig wären. Seitdem sie sich vor etwas mehr als 7 Jahren von Ash und Rocko getrennt hatte, hatte sie das Reisen alleine wirklich lieben gelernt. Alles lief nach ihrem Tempo und sie konnte hingehen, wo sie wollte.   Zu Beginn hatte sie große Probleme damit gehabt, Pünktlichkeit war nie wirklich ihr Ding gewesen und so hatte sie oftmals vor Wettbewerbshallen gestanden, wo der Wettbewerb bereits ohne sie gestartet war.   Nicht selten hatte sie wenig später in das amüsierte Gesicht ihres Rivalen blicken müssen – vielleicht war dieser mehr der Grund dafür, dass sie jetzt immer etwas organisierter war, als andere Begebenheiten. Für dieses Jahr hatte sie sich jedoch etwas entspannen wollen. Sie wollte ihre Familie besuchen, sowie einige Freunde hier in Hoenn, ein wenig trainieren, neue Pokémon fangen und herausfinden, welche Ideen ihr so kommen könnten. Doch die Wettbewerbe wollte sie für dieses Jahr auslassen. Es fühlte sich für sie nicht so an, als wäre sie dieser überdrüssig oder als hätten ihre kreativen Ideen ein Ende gefunden – doch eine Pause war genau das Richtige. Einfach etwas Zeit, um sich wirklich Gedanken zu machen und herauszufinden, was sie jetzt noch erreichen wollte. Ihre Karriere als Top-Koordinatorin hatte gerade erst angefangen, doch mit dem älter werden bemerkte sie auch, dass ihr etwas fehlte.   Vielleicht brauchte sie einfach ein wenig Gesellschaft und ein paar tiefere Gespräche, um sich darüber klar zu werden, was ihr derzeit fehlte.   „Wir entschuldigen uns ein weiteres Mal bei Ihnen für all die Unannehmlichkeiten. Bitte stellen Sie sicher, morgen pünktlich vor Ort zu sein, damit wir Sie unter die Kenntnis setzen können, wann unsere Reise wie geplant weitergehen kann.“   Es gab scheinbar irgendein Problem mit der großen Fähre, auf welcher sie sich befand. Sie wusste nicht genau, was los war, doch sie waren gezwungen, hier an LaRousse City einen Halt einzulegen, wo man sich das Problem besser ansehen könnte. Vielleicht wäre sie also morgen schon auf dem Weg zu ihrem eigentlichen Ziel. Maike sah es entspannt, da sie glücklicherweise keine festen Termine einhalten musste. Sie würde das nächste Pokémon-Center aufsuchen gehen und kurz bei sich daheim anrufen, damit man sich keine Sorgen machen würde. Sie reiste ohnehin stets mit leichtem Gepäck – bei sich hatte sie nur ihre Pokémon und eine kleine Tasche, in welcher sich alles befand, was sie für eine kleine Reise benötigte. Auch das hatte sie erst lernen müssen; was war wirklich notwendig und was einfach nur unnötig?   Als sie bemerkte, wie andere Passagiere sich – teilweise genervt seufzend – in Bewegung setzten, um vom Schiff zu steigen, tat es Maike ihnen gleich. Ihr Blick fiel auf ein großes Hotel, welches in der Nähe vom Hafen war – der Ort, wo sie sich wohl sofort einchecken sollte, jedoch … Ihr Magen knurrte. Sie war hungrig. Wegen all des Stresses hatte sie gar nicht im Bordrestaurant gegessen. Ihr Blick blieb einen kurzen Moment am Hotel hängen, doch sie entschloss sich anschließend dazu, vorerst etwas zu essen aufzutreiben. Die Zimmer wären nicht so schnell weg und notfalls wäre im Pokémon-Center auch immer ein kleiner Ort zum Übernachten. Zu eben jenes Center ging sie als Erstes; sobald sie ihre Eltern beruhigt hatte, würde sie etwas zu Essen für sich auftreiben!   Sie bahnte sich ihren Weg also zu dem Haus mit dem auffälligen roten Dach und nutze sogleich die Chance, ihre Pokémon in die Obhut von Schwester Joy zu geben. Nachdem die Schwester mit all ihren Pokébälle hinter einer Tür verschwunden war, suchte sie nach einem Computer in einem der privateren Räume, wo sie sich setzte und direkt die Nummer ihrer Mutter eingab.   Es dauerte nicht lange, bis es eine Reaktion gab.   „Oh Maike! Bist du etwa schon in Graphitport City angekommen?“   „Hallo, Mama!“, begrüßte sie ihre Mutter fröhlich. Ihre lange Abwesenheit während ihrer Reisen vergrößerte die Freude auf bekannte Gesichter. Vor allem, wenn es die Familie war. „Leider nicht. Die Fähre hat irgendwelche technischen Probleme. Wir mussten als einen Not-Halt machen. Ich bin gerade in LaRousse City. Morgen wird es weitere Informationen geben.“   „Oh nein“, ihre Mutter schaute ganz unglücklich. „Dann hoffe ich, dass es morgen ganz normal für dich weitergehen kann! Aber ich habe gehört, dass LaRousse City auch großartig sein soll! Unglaublich modern und groß!“   Maike kicherte ein wenig, während sie bereits verschiedene Regionen bereist hatte und durchaus in größeren Städten unterwegs gewesen war, schien ihre Mutter fast etwas … weltfremd zu sein. Ob ihre eigene Reise einfach zu lange her war oder es zu der Zeit keine so großen Städte gab?   „Ja, die Häuser hier sind ziemlich hoch!“, antwortete sie lächelnd. „Ich werde mich schon beschäftigen, bis ich weiterreisen kann. Vielleicht finde ich notfalls auch Alternativen, um wegzukommen.“   „Ich bin sicher, du wirst deinen Weg finden, Schatz! Pass nur gut auf dich auf.“   „Das mache ich doch immer, Mama!“   Aber sie war bereits in die eine oder andere unbequeme Situation gekommen. Es schien fast so, als hätten sich ihre Mitmenschen verändert, sobald sie von einem Mädchen zu einer jungen Frau geworden war. Zum Glück gab es bisher nie sehr unangenehme Personen oder gar gefährliche Augenblicke.   „Ich versuche mich nochmal zu melden, wenn ich weiß, wann es hier weitergeht“, informierte sie ihre Mutter noch.   „Ich werde auf deinen Anruf warten. Hab viel Spaß, Schätzchen.“   „Danke! Auf Wiedersehen, Mama.“   Lächelnd winkte sie nochmal in die Kamera vor sich, ehe sie den Video-Anruf nun beendete, um noch einmal tief durchzuatmen. Ihr Anruf war definitiv zu kurz, um darauf hoffen zu können, dass ihre Pokémon durchgecheckt waren; dennoch begab sie sich natürlich in den Hauptraum. Sie warf einen heimlichen Blick zu der Tür, hinter welcher Schwester Joy mit ihren Pokémon verschwunden war.   „Ah, Maike“, lächelte ihr eine andere Schwester Joy entgegen. „Wartest du auf deine Pokémon? Ich schätze, das wird noch ein paar Momente dauern.“   Ertappt sah sie zu Schwester Joy, ehe sie sich verlegen über den Nacken rieb: „Natürlich, natürlich … Meinen Sie, es wäre in Ordnung, wenn ich nach draußen gehe? Ich bin wahnsinnig hungrig!“   Schwester Joy lachte sanftmütig auf, nickte ihr aber zu: „Selbstverständlich ist das in Ordnung. Es wäre wirklich schrecklich, wenn du hier vor Hunger kollabierst, wenn es deinen Pokémon gut geht. Auf dem Marktplatz gibt es einige Möglichkeiten, ich bin sicher, du wirst dort etwas nach deinem Geschmack finden können.“   „Das klingt großartig, vielen Dank!“, lächelte Maike. „Ich werde dann bald wieder da sein!“   Ohne ihrer Pokémon unterwegs zu sein, fühlte sich immer falsch an – doch Schwester Joy hatte auch recht. Wenn es ihr nicht gut ging, dann würde es ihren Pokémon auch nicht helfen, vollends gesund zu sein! Also verließ Maike das Pokémon-Center und warf einen Blick nach links und rechts, um sich zu orientieren. Glücklicherweise gab es Schilder, welche in spezielle Richtungen deuteten und dabei aussagten, wo es dorthin ging. Also fand sie sogleich den Weg zum Marktplatz. Es benötigte nur etwa ein Dutzend Schritte, bis sie den Marktplatz auch ohne jede Hilfe entdecken konnte.   Eine Ansammlung von Menschen war das, was ihr wohl als Erstes auffiel.   „Huh“, murmelte sie leise vor sich hin. „Was ist denn da los?“   Noch während sie sich das laut fragte, bewegten sich ihre Beine von selbst, um näher an die Stelle heranzukommen. Wirklich nahe musste sie nicht sein, denn ein Meer aus Blütenblättern wurde hoch in den sonnigen Himmel geschossen und schwebte langsam herunter. Es war ein bildschöner Anblick, der etwas mehr in ihr weckte – so etwas wie eine Vertrautheit? Hinzukommen Blubberblasen, welche die Blütenblätter mit Leichtigkeit einfingen, im Schein der Sonne förmlich leuchten ließen. Ganz sanft, von der lauen Luft getragen, schwebten sie über beeindruckte Köpfe von verschiedenen Menschen. Als Nächstes schoss ein Eisstrahl hervor, welcher geschickt in verschiedene Richtungen ging und die Blasen in der Luft einfror. Doch keinen Moment später wurden diese vereisten Kugeln zerbrochen – von Blütenblättern, die gar nicht so wirkten, als könnten sie etwas zerstören, doch völlig zielsicher die Kugeln trafen und prompt zum Zerbersten brachten. Ein glitzernder Regen flog langsam herunter, Überreste von Blütenblättern, die langsam vergingen.   Maike war noch völlig beeindruckt von dem, was sie gesehen hatte, als der Applaus an ihre Ohren drang. Sie hörte einige Komplimente, die gerufen wurden, „Das war wundervoll!“, „Einfach großartig!“, und Kinder, welche so etwas ebenfalls mal mit ihren Pokémon aufführen wollten. Sie versuchte näherzukommen, um zu sehen, wer für dieses Spektakel verantwortlich war; sie bahnte sich zielsicher den Weg durch die Personen und meinte grünes Haar zu erkennen, welches sie lange schon gesucht hatte.   „Ahh!“, kreischte sie auf; etwas Kaltes durchtränkte ihr rotes Oberteil und sie sog scharf die Luft ein.   „Oh weh!“, fiepste eine weibliche Stimme. „Das tut mir unglaublich leid! Erika, du solltest doch vorsichtig sein, bitte verzeihen Sie!“   Maike erholte sich von dem Schreck und sah zu einer jungen Mutter, welche ihre Tochter tadelte – eben jene hatte Maike ihr Eis in den Bauch gedrückt. Sicherlich nicht absichtlich, so herzzerreißend sie gerade am Jammern und Weinen war.   „A-ach! Es ist alles in Ordnung!“, meinte Maike sofort zur Eskalation. „Das wird nur ein Fleck, lässt sich bestimmt herauswaschen – kein Grund zur Sorge.“   „Sind Sie sicher?“   „Aber ja doch“, lächelte Maike, während sie den kalten Fleck ignorierte, der an ihrem Bauch klebte.   „Puhh“, atmete die junge Frau auf, daraufhin blickte sie ihr wesentlich ruhiger entgegen. Nur um wieder Schnappatmung und ganz große Augen zu bekommen. „Moment mal!“, fiepste die Fremde. „S-sie! Ich kenne Sie! Sie sind doch Maike! Die Top-Koordinatorin, die gerade erst das Festival in Sinnoh gewonnen hat!“   Maike musste zugeben, dass es sich großartig anfühlte, nicht mehr nur die Tochter von Norman, dem Arenaleiter von Blütenburg City zu sein – es war gleichzeitig aber auch ein wenig überfordernd für sie. Vor allem, wenn sie so aus dem Nichts wiedererkannt wurde.   „Ja, das bin ich“, antwortete sie dennoch mutig lächelnd.   „Leute! Seht mal, wer zu Besuch ist!“   „W-was …? Mo-moment!“   „Das ist Maike! Die Top-Koordinatorin!“   „Oh, aber nicht doch“, verzweifelt winkte sie mit den Händen vor sich, als würde dies wirklich dafür sorgen, dass man sie plötzlich ignorierte.   Das war natürlich nicht der Fall. Einige der Leute lösten sich von der eben noch gezeigten Show, um sie zu umrunden. Fiepsend suchte sie nach der Möglichkeit, einen Blick auf die Person zu werfen, welche gerade eine wundervolle Show hingelegt hatte. War das grünes Haar? Ein violettes Hemd? Ein Roserade?   „Maike! Maike! Kannst du mir ein Autogramm geben?“   „Mir bitte auch! Bitte, bitte!“   Ihre Aufmerksamkeit musste sich wieder auf die Menge richten, welche sich um sie herum aufgebaut hatte. Der feuchte Fleck klebte immer noch an ihr, aber wurde von keiner Person beachtet. Wirklich überraschend war es nicht, Maike hatte immer wieder solche Momente erlebt, indem sie umrundet wurde. Es war nicht mehr komplett fremd, aber doch nach wie vor verunsichernd für sie. Gerade wog aber etwas anderes schwerer – das Bedürfnis danach, die Person zu finden, welche sie bereits seit einiger Zeit suchte.   „Aber- ich … Hah …“ Verlegen rieb sich Maike den Hinterkopf, aber schließlich nickte sie rasch. „Na gut, na gut. Natürlich bekommt ihr ein Autogramm.“   Dabei blieb es nicht. Es wurden viele Autogramme und auch einige Fotos, während sie nebenbei versuchte, ein paar Fragen zu beantworten. Es dauerte mehr als eine halbe Stunde, bis sich die Menge immer weiter auflöste. Viel zu spät, denn auf dem Platz war jetzt nichts mehr zu sehen, was an die vorherige Show erinnerte.   „Oh Mann!“, jammerte sie leise vor sich hin.   Vielleicht machte sie sich unsinnig viele Hoffnungen? Wer wusste schon, ob es die Person war, nach welcher sie Ausschau gehalten hatte?   „Verzeihung?“   Oh nein, nicht noch ein Autogramm!   „Ich soll Ihnen das hier geben?“   „Oh?“ Maike drehte sich blitzschnell um. Ihr Blick traf zuerst eine ältere Dame, die eine Schürze trug und den Geruch von Essen an sich trug. Dann erkannte sie das, was sie in ihren Händen hielt – eine Karte und … „Eine Rose?“   Zaghaft griff sie nach beiden und hielt die Rose nah an ihr Gesicht, um den schönen Geruch tief in sich aufzunehmen. In der Karte selbst stand nicht viel, nur die Adresse von einem Blumengeschäft – und der Name einer Person.   Drew.   „Ich werde dann wieder an meine Arbeit gehen.“   „Oh! Ja! Vielen Dank!“, beeilte sich Maike, um noch eine kleine Verbeugung in die Richtung der älteren Dame anzudeuten.   Sie spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog – sie hatte ihren Hunger vergessen, aber jetzt hatte sie eine ernsthafte Spur. Ihr Essen konnte noch ein wenig länger warten. Sie warf einen weiteren Blick auf die Karte und lächelte vor sich hin. Also hatte sie sich das grüne Haar und das violette Hemd nicht einfach nur eingebildet. Jetzt musste sie nur noch zu dieser Adresse gehen! Nicht dass sie wirklich wusste, was dort war, doch Maike war sich sicher, auf Drew treffen zu können.   Da hier in LaRousse City alles gut ausgeschildert war, war es für sie ganz einfach, die aufgeschriebene Adresse zu finden. Sobald sie nahe genug war, um das Geschäft zu erkennen, musste sie auch nach keiner Adresse suchen. Draußen befanden sich mehrere Blumen, welche sowohl dekorativ fungierten, als auch zum Verkauf ausgestellt waren. Die Blumen schienen förmlich zu glänzen, wirkten komplett perfekt und ohne jeden Makel. Sie folgte dem blumigen Geruch und den strahlenden Blumen zur anderen Straßenseite und betrachtete alles noch einmal von Nahem. Dann fiel ihr Blick durch die sauberen Fenster und dort fing sie direkt ein wunderschönes Roserade auf, welches durch den Laden lief und scheinbar versuchte, sich ebenso um die Blumen zu kümmern, wie es ein Mensch tun würde. Doch lange wurde ihr Blick nicht von dem Roserade aufgefangen, sondern von ihm.   Ohne es kontrollieren zu können, bildete sich ein Lächeln, eher ein Strahlen auf ihrem Gesicht. Maike beeilte sich, die Tür zu öffnen, ließ ein sanftes Klingeln über ihr Auftauchen erklingen und trat hinein.   „Drew!“, rief sie plötzlich glücklich.   Maike konnte ein wenig Überraschung erkennen, aber dann war da ebenfalls ein Lächeln zu sehen, sanft, die Winkel der Lippen nur leicht gehoben und die Augen schlossen sich. Nicht eingebildet, wie sie es früher immer gedacht hatte – es war eher ein wenig unsicher.   Es war wundervoll.   „Maike. Wer hätte das gedacht - du in LaRousse City.“   „Oh, das … ist reiner Zufall.“ Glück, Schicksal … In diesem Moment war sie überglücklich, ihr Herz schien Sprünge zu machen. „Aber was tust du denn hier, Drew?“   Drew schnaubte ein wenig: „Was? Hast du etwa vergessen, dass ich in LaRousse City geboren wurde, Maike? Und ich dachte schon, dass du mit der Zeit etwas weniger vergesslich geworden wärst.“   „Hmmm“, grummelte Maike mit auf gepusteten Wangen. „Ich bin überhaupt nicht vergesslich! Natürlich weiß ich noch, dass du hier geboren wurdest! Aber … was machst du hier hier!?“ Noch immer schaffte Drew es, sie ganz plötzlich auf die Palme zu bringen; es war lächerlich auch nach der ganzen Zeit!   „Natürlich“, lachte ihr ehemaliger Rivale auf, während er sich mit den Fingern durch die vordere Haarsträhne fuhr. Es war hypnotisierend und elegant, egal, wie oft Maike Zeugin von dieser unsinnigen Geste auch wurde. „Um deine Frage zu beantworten; ich arbeite hier. Nun, eigentlich gehört mir der Laden.“   „Waaaas!?“, kreischte Maike auf. „Du besitzt einen eigenen Laden!? Aber … aber- …“ Sie wusste gar nicht, wo sie anfangen sollte mit ihren Fragen. Im Grunde brauchte sie auf das Meiste auch gar keine Antwort, da sie diese bereits kannte. „Ich habe dich schon … länger nicht mehr bei einem Wettbewerb gesehen“, sprach sie schließlich auch etwas betrübt an. „Es ist so, als wärst du einfach … verschwunden.“   „Hm“, machte Drew, während er sie undurchdringbar ansah.   Alles an Drew war ihr vertraut, obwohl auch er älter geworden war. Er war gewachsen, wenige Zentimeter größer als sie selbst, seine Statur hatte sich nur wenig verändert, er hatte mehr Muskeln, als damals mit zehn Jahren, was nur natürlich schien. Sein Gesicht wirkte immer noch sehr jung, lebensfroh und zufrieden – seine Augen wirkten ein wenig wärmer. Eine Sache, die ihr bereits häufiger aufgefallen war, umso mehr sie aufeinander getroffen waren.   Ihre Rivalität war zu einer Freundschaft geworden und dies zu ... Maike konnte es nicht in Worte fassen, aber ihr Herz war ganz schwer geworden, umso weniger sie auf Drew getroffen war. Bis sie ihm gar nicht mehr begegnet war.   „Meine Eltern haben sich entschieden wegzuziehen.“   Blinzelnd sah Maike wieder mehr zu Drew, registrierte ihn nun wieder mehr, statt nur an ihm vorbeizusehen.   „Na ja, erst hieß es, sie wollten nur Urlaub machen in Alola, dann haben sie es dort geliebt und entschieden einfach dort zu bleiben.“   „Was? Einfach so?“, diese Aussage brachte Maike dazu, nur noch mehr zu blinzeln.   Drew hob die Schultern: „Man könnte wohl sagen, dass meine Eltern dafür bekannt sind, sehr spontane Entscheidungen zu treffen, ohne Rücksicht auf Verluste. Auf jeden Fall habe ich den Laden übernommen. Es sollte eigentlich nur übergangsweise sein, aber ...“   „Aber was?“   „Ich bin einfach dauerhaft hiergeblieben“, antwortete Drew lässig. „Ich mag die Umgebung hier, meine Pokémon fühlen sich auch wohl und ich brauche einfach eine Pause von den Wettbewerben.“   Maike blies die Wangen auf: „Aber das ist doch schon mindestens zwei Jahre so!“, meinte sie, halb im Vorwurf, während sie ihre Lippen aufeinander presste. „Und du … du hättest dich zumindest mal bei mir melden können!“   Als sie die Verwunderung in Drew's Gesicht sah, wandte sie ihren Blick ein wenig verlegen ab und starrte lieber Roserade an, welche sich nach wie vor um die wunderschönen Blumen hier kümmerte. Es war kein Wunder, dass all die Pflanzen hier so bildhübsch waren – jemand wie Drew hatte einfach ein Auge dafür.   „Maike.“ Noch bevor sie ihren Namen hörte, konnte sie eine Berührung spüren. Zwei Finger unter ihrem Kinn, welche dafür sorgten, dass ihre Saphirblauen Augen sich wieder Drew zuwandten. Sie glaubte, eine sanfte Röte auf dessen Wangen zu sehen, doch das musste Einbildung sein, richtig? Die Finger zogen sich jedenfalls wieder langsam zurück, sobald ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihren langjährigen Rivalen lag. „Ich hatte das Gefühl zu stagnieren“, gestand Drew schließlich. „Während du immer besser wurdest und deine Shows immer wunderschöner, kam ich nicht weiter, egal wie sehr ich mich bemüht habe.“   „Das ist doch Unsinn!“, fuhr Maike ihm sofort dazwischen, die Wangen rot – verlegen und vielleicht auch zornig, über diese negative Meinung von Drew.   „Für dich vielleicht.“   Maike runzelte ihre Stirn: „Aber es hat doch etwas zu bedeuten, wenn die Meinung von Außen deine eigene übertrifft!“   „Pff“, lachte Drew auf. „Vielleicht, aber nicht bei dir. Du bist zu subjektiv in manchen Angelegenheiten, ich schätze, das gehört einfach zu dir dazu.“   „Uhm“, sie presste nur noch mehr die Lippen aufeinander, vielleicht weil sie die Wahrheit auch eigenständig erkennen konnte, die dahinter stand. „Fein, aber zwei Jahre sind dennoch ziemlich lang!“   „Für mich vergingen sie wie im Flug.“   „Und wie konntest du schon mit 16 Jahren einen Laden übernehmen!?“   Das war für Maike alles totaler Wahnsinn!   „Willst du mit mir jetzt wirklich darüber reden, wie ich den Laden übernommen habe? Denn glaub mir, das ist eine sehr langweilige, andauernde Geschichte, die nicht für ein Wiedertreffen geeignet ist. Außerdem scheinst du Hunger zu haben.“   „W-was?“   „Dein Magen hat geknurrt.“ Drew lief an ihr vorbei und drehte das Schild an der Tür herum, um zumindest kurzzeitig zu schließen. „Komm mit nach hinten. Roserade, behalte den Laden im Auge, ja?“   „Rooooserade!“   Maike folgte Drew verlegen hinter den Kassenbereich, wo es eine Tür gab, die weiter nach hinten führte, vorbei an allerlei Produkte, wie Blumenerde, bis sie zu einer weiteren Tür kamen, die in einen wohnlichen Bereich führte.   „Was ist eigentlich mit deinem Shirt passiert?“   Zumindest hatte sich nichts daran verändert, wie aufmerksam Drew war, ganz egal um was es dabei ging. Maike konnte nicht glauben, dass Drew sein Können infrage stellte. Das war so lächerlich für sie!   „Ach vorhin auf dem Platz, da ist ein Kind mit seinem Eis gegen mich gelaufen“, erzählte sie seufzend. „Es war vermutlich meine Schuld, ich war einfach so fixiert darauf, dass du das sein könntest und ich wollte dich sehen.“   „Verstehe“, nickte Drew ein wenig, während er weiter vorausging und sie damit bald schon in der Küche landeten. „Ich habe dich erkannt, als sich so viele Leute um dich gebildet und deinen Namen gerufen haben.“   Maike errötete sofort: „Ahhh, erinnere mich nicht daran!“ Sie drückte sich ihre Hände an die erhitzten Wangen. „Das ist mir immer noch unangenehm!“   „Das passt zu dir“, lachte Drew auf, während er sich die Hände wusch, bevor er an seinen Kühlschrank herantrat. „Ich werde uns Oyakodon machen, einverstanden?“   „J-ja, natürlich“, nickte Maike sofort. „Du, ähm … kannst also kochen?“   „Natürlich, ich muss mich ja ernähren. Das habe ich auch schon getan, während ich auf Reisen war. Ich frage mich ernsthaft, wie du es überleben konntest.“   „Pff“, schnaubte sie mit aufgeblasenen Wangen. „Ich komme schon klar, auch wenn ich alleine unterwegs bin!“   Dennoch musste Maike zugeben, dass sie nicht wirklich viel kochen konnte und auch auf ihren Reisen sah der Speiseplan fast immer gleich aus. Das waren dann die Momente, in welchen sie am meisten Rocko und dessen Kochkünste vermisste.   „Zumindest bist du nicht verhungert.“   Schmollend sah Maike zu ihrem ehemaligen Rivalen, der sich immer noch ein wenig über sie lustig zu machen schien, während er nebenbei dennoch schon voll dabei war zu kochen und alles zuzubereiten. Bei ihm wirkte es ganz leicht und geübt. Vermutlich war es das für Drew auch. Maike hatte nicht viel Zeit gebraucht, um zu erkennen, was für ein Perfektionist sich hinter Drew doch verbarg, auch wenn er bemüht darum war, dies nicht zu offen zu demonstrieren. Sie sah sich in der Küche um, alles schien geordnet zu sein und einen festen Platz zu haben, es war aufgeräumt und hübsch eingerichtet. Vermutlich resultierend daraus, dass vorher eine Familie hier gelebt hatte – Drew's Familie.   „Wirst du wieder bei Wettbewerben mitmachen?“, hinterfragte sie nun ganz direkt.   Drew hob ein wenig die Schultern: „Ich weiß es noch nicht. Bisher genieße ich es so, wie es ist und meine Familie hat offenbar nicht vor, demnächst zurückzukehren; sie genießen es in Alola und den Laden dichtzumachen, fühlt sich nicht gut an.“   Das konnte Maike wohl nachvollziehen. Immerhin wäre es für sie auch ganz schön irritierend, wenn ihr Vater die Arena verlassen würde – aber das war wohl noch etwas anders. Immerhin beeinflusste das nicht sie, in diesem Fall lag es ganz an Drew.   „Also ich denke nicht, dass die Leute hier böse auf dich wären, wenn du sagst, dass du mal wieder ein Jahr unterwegs bist“, warf Maike dennoch ein. „Sie scheinen alle Fans von dir zu sein, zumindest soweit ich das vom Marktplatz erkennen konnte. Sie würden dich bestimmt unterstützen! Und das Geschäft würde in einem Jahr doch nicht verrotten! Du musst doch bestimmt auch nichts bezahlen, oder? Ich meine … Miete oder so.“ Wenn man nicht da war und nichts benutzte, dann gab es doch auch keine Kosten für Wasser, Strom oder ähnliche Dinge.   „Hm“, machte Drew – ohne sich was ansehen zu lassen.   Worüber dachte er nach?   „Ich hatte demnächst vor … nach Einall zu gehen“, redete Maike einfach weiter. „Ich meine, ich mache eine Pause hier, besuche meine Familie und lass mir etwas Zeit, bevor ich wieder verreisen werde – aber du könntest dann ja mit mir kommen!“   „Ich soll einfach alles stehen und liegen lassen, um mit dir wieder aufzubrechen?“, lachte Drew etwas auf. „Ich würde dich vermutlich nur aufhalten.“   „Ich bitte dich!“, schnaubte Maike sofort, sogar ein wenig … erzürnt. „Wieso sagst du so etwas? Du würdest mich niemals aufhalten, Drew!“ Wenn es eine Person gab, welche ihr während ihrer Reise wichtig geworden war – und welche sie schnell vermissen gelernt hatte – dann war es definitiv Drew. „Ich könnte noch so viel von dir lernen und zusammen zu reisen ist immer großartig!“   „Ich bin scho-“   „Sag ja nicht, dass du schon zu lange nicht mehr an Wettbewerben teilgenommen hast oder so ein Quatsch! In dir schlummert immer noch derselbe großartige Koordinator wie damals – davon bin ich persönlich Zeugin geworden, als du deine Show auf dem Marktplatz abgezogen hast!“ Offensichtlich schafften es ihre Worte, Drew von dieser unsinnigen Aussage abzuhalten – gleichzeitig zeigte es wohl, dass der junge Mann wirklich so zu denken schien. Maike konnte das nicht fassen. „In Einall gibt es keine normalen Wettbewerbe wie hier, weißt du? Soweit ich gehört habe, tritt man dort immer zu zweit als Team auf. Das gäbe unglaublich viele neue Möglichkeiten, eine fantastische Show abzuziehen!“   Maike konnte ihre Begeisterung darüber kaum verbergen, vor allem jetzt, wo sie kurz davor zu sein schien, diese Show mit Drew abziehen zu können. Sie würden sicherlich häufig aneinander geraten, aber das war nicht relevant, gegen alles andere, was sie gemeinsam erleben könnten.   „Mit wem wirst du dein Team bilden?“   „Na mit dir natürlich!“, schnaubte Maike. Sie blies ihre Wangen erneut auf, gerade als ein Teller vor sie geschoben wurde. Ein zweiter landete ihr gegenüber auf dem Tisch und dort saß dann auch Drew.   „Aber unser Treffen war lediglich großer Zufall, oder? Was war dein eigentlicher Plan?“   „Mein ... Oh!“ Sie lachte ein wenig verlegen auf. „Na ja, ehrlich gesagt dachte ich … vielleicht treffe ich ja Solidad oder Harley oder so? Oder jemand anderen, mit dem es zufällig gut passt?“   „Du wolltest einfach drauflos?“, hob Drew eine Augenbraue. „Warum überrascht mich das nicht? Hm.“ Er lachte einmal kurz auf, Maike erkannte einen kleinen arroganten Unterton, den Drew früher schon oft genutzt hatte. Es war für sie nicht mal ansatzweise beleidigend – vielmehr war es beruhigend.   „Ich bin dafür bekannt, sehr spontan zu handeln und das Beste aus meiner Situation hervorzubringen!“, erwiderte Maike stolz.   „Damit verbirgst du nur deine Tollpatschigkeit und dass du keinen Überblick über irgendwas hast – oder dass du jeden Bezug zur Realität verlierst.“   Schnaubend versuchte sie Drew unter dem Tisch einen Tritt zu verpassen, sie streifte den jungen Mann jedoch nur minimal, was jedoch dessen helles Lachen entlockte. Daher war das nicht weiter wichtig, wie gut sie getroffen hatte.   „Mit dir zusammen zu reisen wäre wirklich schön für mich, Drew“, redete sie nun weiter, bemüht um ein wenig Ernsthaftigkeit. „Und neben dir auf der Bühne zu stehen? Das wäre ein absoluter Traum! Wir würden ganz Einall rocken und am Ende werden wir sicherlich siegreich hervorgehen! Wer sollte uns beiden schon im Weg stehen können?“   Natürlich wusste Maike nicht, auf wen sie alles treffen würden, sobald sie in Einall unterwegs wären – doch sie glaubte fest daran, dass Drew und sie, alles gemeinsam schaffen könnten. Sie konnte auch deutlich erkennen, wie es in Drew arbeitete; sicherlich brauchte es nicht viel mehr, um ihn zu überzeugen, diesen Laden für ein Jahr etwa zu schließen und einfach wieder dem zu folgen, was er mal gerne getan hatte! „Ich bin noch eine Weile in Hoenn, um meine Familie zu besuchen, aber wir könnten im Kontakt bleiben. Dann hast du noch etwas Zeit zum Nachdenken“, schlug sie nun vor. Maike wollte am liebsten sofort ein festes „Ja!“, aber eine Entscheidung unter Stress wäre wohl auch nicht ganz richtig. Was, wenn Drew es hinterher bereuen würde und Maike ihn dazu gedrängt hatte. „Ich gebe dir einfach die Nummer von mir und auch die von meinem Zuhause! Und du gibst mir deine und dann reden wir zwischendurch einfach mal!“   Selbst wenn Drew am Ende verneinen würde, so hätte sie wenigstens dessen Kontaktdaten und könnte ihn auch einfach so anrufen! Sie würde ihn nicht wieder so aus den Augen verlieren, wie es vor ihrem Wiedersehen hier, der Fall gewesen war.   „In Ordnung“, stimmte Drew zu. „Ich werde über deinen Vorschlag nachdenken und wir bleiben im Kontakt.“   Das war mehr, als Maike jetzt erwarten konnte und sie freute sich darüber. Das Kribbeln in ihrem Bauch, sorgte dafür, dass sie über das gesamte Gesicht grinste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)