It started on the winter night von Sturmdrache (Wichtelgeschichte für _Natsumi_Ann_) ================================================================================ Kapitel 1: Snow, Stars and Smile -------------------------------- Der Vollmond erhellte die Dunkelheit, als die Sonne wie ein blutroter Ball am Horizont unterging und die Nacht ihren schwarzen Umhang überzog. Die Landschaft verweilte unter der Schneedecke, die unberührt war und die unschuldige Seite des Winters ausdrückte. Keine Tiere schlichen durch Felder und Wälder, alles schlief tief und fest, bis eine Schneeeule durch die Nachtstille rief. »Der Winter kann gewiss wunderschön sein«, meinte Nephrite. »Genau wie mein liebster Stern.« Sein Blick hing am Nachthimmel und er schnaufte leise. Die weißen Wolken nahmen ihm kurzfristig seine Sicht und stiegen empor, um sich mit der kalten Winterluft zu vereinigen. Dann senkte Nephrite die strahlend blauen Augen. Nervös zupfte er an seinem dunkelblauen Schal und glättete die Falten auf der Uniform. Es musste alles makellos aussehen. »Hier bin ich, Nephrite!« Wie aus dem Nichts holte ihn diese Stimme aus den Gedanken, die hell und klar wie das Sternenlicht am Firmament war. Er zuckte zusammen und drehte sich um. Als er die hellgrünen Augen von Zoisite erblickte, stahl sich ein erfreutes Lächeln auf seine Lippen. »Du bist spät dran, mein Freund.« Zoisite rollte mit den Augen und stampfte durch den Schnee. »Deine Einladung kam sehr kurzfristig«, rechtfertigte er sich. »Genau wie du habe ich als ein Prinz der vier Himmel einige Pflichten zu erfüllen.« Aus Nephrites Kehle kam ein klagender Laut. Andauernd redete Zoisite über das Erwachen der Königin und ihre Pläne, den Silberkristall zu finden. Deshalb bluteten beinahe seine Ohren, doch er schüttelte die negativen Gefühle ab. Hier und jetzt zählte der Moment mit ihm allein. »Es spricht nichts dagegen, sich nach den ganzen Kämpfen eine Pause zu gönnen.« Der andere Prinz blieb stehen. Die Verwirrung spiegelte sich in seiner Haltung wider, indem er die Hände in die Hüfte stemmte und eine Augenbraue anhob. »Du bist zu allem fähig, bist aber für nichts zu gebrauchen. Wir haben für diesen Unsinn keine Zeit, denn die Auferstehung von Königin Metaria steht kurz bevor.« Erneut seufzte Nephrite und rieb sich den Nacken, damit hatte er bereits gerechnet. Zoisite war sehr loyal gegenüber Königin Metaria. Eifersucht keimte in ihm auf. Rasch biss er sich auf die Unterlippe und verhinderte somit, das zweisame Treffen zu ruinieren. Er lachte trocken. »Hierbei geht es nicht um Königin Metaria«, erklärte Nephrite ruhig. »Ich wollte dich nur sehen.« »Du? Mich? Hast du eine neue Strategie…?«, fragte Zoisite ungeduldig und verstummte sofort, als der Blick von Nephrite hart wurde. »Welches deiner Ziele hat denn mit mir zu tun?« Seine Gesichtszüge wurden weicher und der Stress schwächte ab, sein Mund formte sich zu einem frechen Schmunzeln. Endlich fingen sie an, nur über sich zu reden. »Ich wollte es dir schon sagen, als wir uns zum ersten Mal trafen, aber unsere Pflichten als Prinzen, die zum dunklen Königreich gehören, erlaubten mir keinen einzigen Moment, bis jetzt.« Von der anderen Seite ertönte ein tiefes Brummen, dass die Unzufriedenheit von Zoisite zeigte. Er zog den Mund zu einem schmalen Strich zusammen, bevor er seine Meinung äußerte. »Rede nicht um den heißen Brei herum und sage es mir direkt ins Gesicht. Für wen hältst du mich?« Dieses Mal kicherte Nephrite, dunkler und ernster als zuvor, es brannte ihm wirklich auf der Seele. Ebenso unterhielt ihn Zoisites selbstbewusstes Verhalten, es beschrieb seine Stärke und bittersüße Seite. Schon sehr oft hatte er sich in diesen Augen verloren, liebte dieses zarte Grün, was ihn an das Sommergras erinnerte. Sobald er das Räuspern des Ritters hörte, setzte er das Gespräch fort. »Schon gut, Zoisite. Du musst nicht gleich so leidenschaftlich sein«, sagte er und hob beschwichtigt die Hände hoch. »Also hör mir bis zum Ende gut zu.« Erst legte Zoisite die Stirn in Falten, als er begriff, wie Nephrite ihn als eine leidenschaftliche Person bezeichnete, dann schnaubte er abfällig und nickte ohne ein weiteres Wort. In seiner Brust hämmerte das Herz kraftvoll gegen die Rippen und es schlug ihm bis zum Hals. Mit einem tiefen Atemzug fuhr Nephrite sich durch das lange, braune Haar. »Ich habe dich stets bewundert und seit gestern erkannte ich meine Gefühle für dich. Mir gegenüber verhieltst du dich streitlustig, aber es gefiel mir, weil es die einzige Interaktion zwischen uns war. Leider scheiterten andauernd meine Versuche, dir näherzukommen.« Endlich konnte sich der Knoten im Brustkorb und der Stress im Kopf lösen. Nephrite hatte es geschafft, seine Gefühle in Sätzen zu formulieren. Zum Glück gaben die Sterne ihm den richtigen Ratschlag. Erwartungsvoll beobachtete er, wie sein geliebter Zoisite reagierte. Zwischen ihnen herrschte eine Stille, so kalt und zerbrechlich wie dünnes Eis. Es dauerte ein paar Sekunden, bis Zoisite verstand, dass es sich um eine Art Liebesgeständnis handelte. Ihm entglitten sämtliche Züge aus dem Gesicht, die Arme fielen ihm an den Körperseiten herab und die Schultern spannten sich an. Er keuchte erschüttert und stieß mehrere Nebelschwaden aus warmen Atem aus. »D-du l-lügst…mich an!« Fassungslos blinzelte Nephrite ihn an. Das Einzige, was Zoisite dazu erwiderte, war ihn als Lügner zu schimpfen. Plötzlich schrumpfte sein Herz zusammen, aber durchaus empfand er es lobenswert, wie ehrlich er auf diese Situation entgegnete, anstatt ihn anders zu erniedrigen. Manchmal handelte er heimtückischer als die anderen Prinzen, hatte dennoch seinen Stolz und das Streben. »Nein, ich sage dir die Wahrheit, mein Zoisite.« Als Nephrite ihn aufrichtig anlächelte und zu zwinkerte, fuhr ein kalter Schauer über seinen Rücken. Er spürte weder Angst noch Abscheu. Es entwickelte sich zu seinen Gunsten, die aber die Beziehung zu dem braunhaarigen Ritter permanent änderte. Damit er nicht die Ruhe verlor, ballte er die Hände zu Fäusten und reckte das Kinn nach vorn. »Sei still und hör auf, mich dein Zoisite zu nennen. Das klingt selbst für dich unheimlich.« Nephrite nickte und wirkte etwas getroffen. Daraufhin legte er Daumen und Zeigefinger ans Kinn. »Oh, also sind wir schon bei Spitznamen?« »Nein! Nur Zoisite!«, knurrte er zynisch und seine Wangen glühten. »Wieso ich?« »Ist das nicht offensichtlich? Hast du mir nicht zugehört?« Zoisite schnalzte mit der Zunge. Ihm wurde warm in der Brust, wenn er daran dachte, welche starke Bewunderung er von diesem Ritter bekam, obwohl er ihn sehr gut verstehen konnte. Er war brillant. »Liegt es an meinem Aussehen oder an meiner Intelligenz?«, spottete er und warf sein blondes, seidiges Haar in die Luft. »Einer von uns ist definitiv schöner und klüger als du.« Augenblicklich schritt Nephrite auf ihn zu, streckte seinen Arm aus und spielte mit einer der aus Gold gesponnenen Haarsträhnen zwischen den Fingern. Die Gesichter waren nur ein Atemzug entfernt. »Ich liebe dich, so wie du bist, mit all deinen Launen«, flüsterte er sanft. »Koste es, was es wolle!« Ein erstauntes »Ähm?« entfuhr Zoisite und erstarrte bei dem zärtlichen Kontakt. Sein Gesicht färbte sich mit jedem Flüstern in einen tieferen Rotton, sodass am Ende nichts mehr von dem hellen, weichen Teint übrigblieb. Das hier war kein Spiel. Er konnte es buchstäblich fühlen, als er in die unverdorben, blauen Augen sah und die unverfälschte Stimme wahrnahm, die ihn beinahe zu Tränen rührte. »Du liebst mich wahrhaftig?« »Warum klingst du so überrascht? Hast du nie meine Blicke und Komplimente bemerkt? War ich für dich wirklich unsichtbar? Gibt es dafür Gründe?« »Warte! Halt! Stopp! Nicht weiter!«, erteilte Zoisite die Befehle und drückte seinen Verehrer mit der Handfläche leicht gegen die Brust. »Eine Frage nach der anderen!« »Einverstanden! Ich will nicht unfair dir gegenüber sein, mein … arg!« Ohne mit der Wimper zu zucken, trat der blonde Prinz ihn gegen das Schienbein und warf ihm einen finsteren Blick zu. Reflexartig ging er leicht in die Hocke, presste die Kiefer fest zusammen und ließ die Haarsträhne los. Das war ein Fehltritt seinerseits. »Wer nicht hört, muss fühlen. Ich habe dich gewarnt!« »Und genau diese hinterhältige Leidenschaft liebe ich an dir. Schließlich bin ich der einzige, den du ständig so behandelst.« »Sei still!« Vor ihm schmunzelte Nephrite glücklich und unter ihm knirschte der Schnee, da er nachdenklich mit den Stiefeln scharrte. Es stimmte. In der Allianz konzentrierte er sich neben seinen vielen Missionen hauptsächlich auf Nephrite, den er immer schikanierte. Seit dem ersten Treffen erregten diese Spiele sein Interesse und erfüllte seine Begierde mit Zufriedenheit. Später stellte Zoisite fest, dass er sich in ihn verliebte, aber seine Lippen blieben fest verschlossen und jetzt zog Nephrite die Fäden. »An was denkst du?« Neugier funkelte in seinen azurblauen Augen, die ihn von unten bis oben musterten, bemerkten auch diese Veränderung bei Zoisite, der seufzend die Augen verdrehte. »An uns!« Die zwei Wörter glitten geschmeidiger über seine Lippen, als er ursprünglich dachte. »An uns?« Hoffnung wuchs in Nephrite heran. Er hatte es gewusst. Sein Vorhaben war keineswegs einfach, aber es zahlte sich aus, diese Gefühle letztlich beichten zu können. »Ja, an uns!«, wiederholte Zoisite. Nephrite strahlte über das ganze Gesicht. Der Plan ging schrittweise auf und demnächst erhielt er seine Antwort. Ein Stechen lenkte ihn von der Feststellung ab. Erst jetzt entdeckte er, wie taub seine Hände sich anfühlten. Die Finger leuchteten bereits in einem zarten Rot. Er rieb sich die Handflächen aneinander und erzeugte etwas Wärme. »Sei vorsichtig! Die Kälte kann wie Feuer auf der Haut brennen«, belehrte Zoisite ihn, drückte seine Hände zu einer Faust und pustete mit warmen Atem hinein. »Du bist und bleibst ein Idiot!« Hitze stieg in Nephrites Gesicht auf. Zunächst starrte er auf seine geballten Hände, dann zu Zoisite, der ihm genügend Wärme spendete. »Kein Wunder, ich bin auch dein Idiot«, scherzte er. »Endlich sind wir einer Meinung.« »Autsch, du triffst den Nagel auf den Kopf«, sagte Nephrite unverblümt. »Aber warum bist du jetzt so freundlich zu mir? Jetzt bist du mir unheimlich.« »Touché.« Beim Lachen bebten Nephrites Schultern und sein Herz erwärmte sich. Auch wenn er es nicht sah, konnte er sich ein kleines Schmunzeln bei Zoisite vorstellen. »Entscheiden wir es mit einem Kuss.« Kurz wurde es still zwischen den Prinzen. Nephrite schlug die Augen weit auf und öffnete den Mund, doch seine Stimme versagte. Also schaute Zoisite ihn aufmerksam an. Es war also kein Witz. Durch seine Adern pochte Nervosität und in seinem Kopf baute sich ein Druck auf. »Wie du es dir wünscht. Dann besiegeln wir unsere Entscheidung mit einem Kuss.« »Es war meine Idee, also küsse ich dich zuerst!« Die Tatsache, wie Nephrite beherzter war als er selbst und vor ihm die Liebe gestand, frustrierte ihn sehr. Darum übernahm er jetzt die Oberhand, ließ den anderen Prinzen ständig zappeln wie einen Fisch am Angelhacken. Das bereitete ihm Freude. »Ich habe kein Problem damit, doch zuvor will ich dir eine Frage stellen.« Zoisite runzelte die Stirn. »Dann frage mich und wage es nicht, mir eine unbedeutende Frage zu stellen!« »Was findest du an mir besonders?«, fragte Nephrite. Der Prinz hörte auf, die Hände des anderen aufzuwärmen und blickte ihn erstaunt an. Abermals riss Nephrite das Ruder an sich, ließ Zoisite die zweite Geige spielen und wartete zuversichtlich auf eine Antwort. Leise murrte Zoisite, als er sich über Nephrites nächsten Schritt aufregte. »Bitte, verrate mir deine Gefühle«, ersuchte er indiskret und drückte Zoisites Hände fester. »Ich habe ein Recht darauf.« Bedrängnis und ein leichter Rotschimmer zierten Zoisites Gesicht. Anscheinend forderte Nephrite in der Liebe ein gewisses Nehmen und Geben. Bei diesem Blick schmolz sein Herz wie Eis, auch wenn er es nicht offen zugab. Demzufolge atmete er scharf aus, sein Raunen bildete sich zu milchigen Winterwolken, die ihn zeitweilig von Zoisites zuversichtlichen Blick befreiten. Ein schwerer Seufzer erreichte Nephrites Ohren. »Schon gut, schon gut. Du musst nicht gleich so aufdringlich sein.« Der Griff um die Hände wippte auf und ab. Nephrites Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln. »Tut mir leid, aber du bist die Person, die ständig zögert.« Empört stieß er ein »Wie bitte?« aus und zog die Augenbrauen zusammen. Niemals zögere ich, außer in wenigen Situationen, aber dazwischen liegt ein großer Abstand. Ein freches Lächeln formte sich auf Nephrites Mund, als er Zoisites erzürnten Blick begegnete und es mit einem süßen Grunzen erwiderte. Für ihn bedeute diese Reaktion mehr als es schien und ließ sein Herz erneut tanzen. Also nahm Zoisite das Gespräch und die Gefühle sehr ernst. »Ich finde deine Augen verlockend und atemberaubend schön, als ob sie aus Sternen geformt sind.« Seine Worte klangen zaghaft und tadellos. Etwas verlegen wich er Nephrites großen Augen aus. Glatt stand sein Herz still und rutschte ihm in die Hose. Hitze streichelte seine Wangen und Ohren. »Meine Augen sind aus den Sternen geformt und funkeln genauso schön?«, murmelte Nephrite und tastete sich mit den Fingern vorsichtig um das linke Auge. »Ja.« Die Liebe, die er für ihn hegte, schwelte noch weiter an, bis er nicht mehr aufhören konnte, zu lächeln. »Ich bin dir von Herzen dankbar.« Selbst jedoch diese herzliche Aussage zu bekommen, war Zoisites ein Graus. Er zischte verlegen. »Bitte.« Nephrites Lächeln verkrampfte sich, als er spürten konnte, wie sein Herz in der Brust baumelte. »War das Liebe auf den ersten Blick?« Dass Nephrite bereits erneut versuchte, ihn aus der Reserve zu locken und ständig anlächelte, erwies sich als Reinfall. So einfach gönnte er Nephrite den Sieg nicht und zuckte bloß mit den Schultern. »Vielleicht.« Der Prinz der Sterne hatte gewusst, dass Zoisite versuchte, Profit aus seinem Zögern zu machen. »Jetzt mach es nicht so spannend!« Leider stieß diese Bitte bei Zoisite auf taube Ohren. Er schüttelte den Kopf und blieb beharrlich. »Doch.« Nur mühsam gelang es ihm, die Anspannung aus den Schultern zu verbannen und sein Glücksgefühl beizubehalten, ohne es komplett zu erzwingen, weil er ansonsten gegen Zoisite verlor. Er fuhr sich über das Gesicht und begann herzhaft zu lachen. »Also gut. Du hast gewonnen. Bist du jetzt zufrieden?« Ein unverschämtes Glitzern flackerte in Zoisites hellgrünen Augen auf. Darauf hatte er gewartet und nickte zufrieden. »Zuletzt lernst du deinen Platz kennen. Neben deinem Sternenfunkeln hast du auch einen Verstand.« »Wie gesagt. Dein Charme kennt keine Grenzen.« Umso mehr freute er sich auf weitere positive Komplimente, statt wie bisher nur Beleidigungen oder Hinterhalte zu bekommen. Es war ein Fortschritt. Auch wenn sein letzter Satz mehr Ironie als Lob war. Zu Beginn sorgte er sich um die einsilbigen Antworten von Zoisite, doch er verstand, dass er ihn nur necken wollte und es beinahe schaffte. »Nachdem wir das geregelt haben, können wir gleich zum finalen Schlag übergehen«, flüsterte der blonde Prinz und näherte sich Nephrites Gesicht. »Bist du bereit?« Nephrite zollte seinem scharfen, aber liebreizenden Flüstern zur Aufforderung absolutes Gehör. Ein Kloß steckte ihm im Hals fest und er musste daher schwer schlucken, als er den heißen Atem von Zoisite auf seiner Haut fühlte. Ihn überfiel ein Zittern. Daraufhin ergab er sich fast dem Verlangen, die Nähe zu ihm zu überspringen und ihn innig zu küssen. »Ich war schon immer bereit, dir meinen ersten Kuss zu schenken«, vertraute Nephrite ihm an. »Welch große Ehre, dir nur mir zusteht«, murmelte er an seinen Lippen, die sich krümmten. »Und das wird sich niemals ändern.« »Oh, dein selbstbewusstes Verlangen erregt bei mir wahre Freude.« Zwischen ihnen entstand ein Funken, schwebte und knisterte im Bund ihrer Herzen, das sich wie ein Netzwerk aus Sternen am Nachthimmel verband. Nephrite konnte das Licht der Sterne über sich nicht sehen, da er nur Augen für Zoisite hatte. Im Mondlicht schimmerten seine Iriden wie zwei große Smaragde mit silbernem Glanz. Für ihn waren sie zum Dahinschmelzen. »Darf ich jetzt dich küssen?«, erkundigte sich Zoisite und seine Stimme schwoll mit Hingabe an. »Ab jetzt gibt es kein Zurück mehr.« Ein lautes Bing Bang Boom wütete in seinem Brustkorb, dass sich stark anfühlte und sich erst dem Rhythmus des Herzens anpasste, dann stürmischer wurde. Unsicherheit formte sein Gesicht. Roch sein Atem angenehm? Waren seine Lippen durch die Kälte spröde geworden? Konnte er eigentlich gut küssen? Die Fragen spukten wie Poltergeister durch seinen Kopf. Er biss sich auf die Unterlippe. »Hey, ich rede mit dir!« »Tut mir leid, ich war …«, keuchte Nephrite, bis Zoisite den Zeigefinger an seinen Mund anlegte. »Plötzlich von Bedenken geplagt?«, sinnierte er. »Und das vor unserem ersten Kuss. Wie süß!« Die unbeholfene Miene von Nephrite wurde erst purpurrot, dann besetzten entschlossene Züge sein Gesicht und der Mund bog sich zu einem Schmunzeln. Es war schließlich so weit. Deswegen riss er sich zusammen, schloss die Augen und spitze die Lippen. »So ist es brav!«, hauchte er Nephrite entgegen, hielt sein Gesicht fest in den Händen, während der Sternenprinz die Finger um seine Hüften schloss und dann den Kopf nach vorn schob. Prompt war der Atem des Winters zu spüren. Der eiskalte Wind säuselte über die weiße Landschaft und wirbelte die Schneeflocken in die Winterluft. Doch Nephrite und Zoisite ignorierten es. Derzeit wollten sie nur den Moment fühlen, ihren ersten Kuss. Zaghaft legte Zoisite seine Lippen auf die von Nephrite, schmeckte eine frische Süße und erhöhte leicht den Druck. Sofort kribbelte es vor Aufregung, spornte ihn regelrecht an, ihn weiter zu küssen. Durch seine Venen pulsierte eine leidenschaftliche Hitze, die seinen Körper und Geist reizte. Auf der anderen Seite rauschte das Blut in Nephrites Ohren. Für ihn ging ein Traum in Erfüllung, den er insgeheim in sich trug und jetzt ausleben konnte. Zunächst erstarrte er bei dem sanften Kontakt, aber das entzündete bei ihm das Feuer, dass ihn in seinen belebten Lippen brannte. Einige Sekunden vergingen, als der erste Kuss zu einem Austausch von Berührungen und Gefühlen wurde. Die Prinzen wussten durchaus, dass sie die Grenze eines einfachen Kusses bereits überschritten und anfangs nicht aufhören konnten, diese Zärtlichkeit zu genießen. Als das Bedürfnis nach Luft eintrat, lösten sie ihre Lippen voneinander und starrten sich betreten an. »Der erste Kuss zwischen zwei Menschen kann alles bedeuten«, sagte Nephrite und wirkte traurig, als die Wärme auf seinen Lippen verschwand. »Also stimmt es. Es war ein magischer Moment.« »Bedeutet dir der erste Kuss mit mir so viel und mehr?« »JA!«, schrie er überzeugend und wurde dann ruhiger. »Oder hat es dir nicht gefallen?« Ein Grunzen entsprang aus Zoisites Kehle. »Anders als diesen Augenblick als magisch zu beschreiben, kann ich bedauerlicherweise nicht und muss daher trostlos zustimmen«, antwortete er direkt. »Es fühlte sich besser an als gedacht.« Das Lächeln spannte sich zu einer beleidigten Mimik an. Desgleichen schmerzte sein Herz und wog wie ein zehn Kilogramm schweres Gewicht. Für mehrere Sekunden hatte er gedacht, wie Zoisite sich über den Kuss beschwerte, doch es war nicht der Fall. Nephrites Haltung entspannte sich und er blickte seinen Schwarm vorwurfsvoll an. »Das war nicht witzig«, klagte er. »Deine unverblümte Sichtweise erschlägt mich jedes Mal.« »So hast du mich kennen und lieben gelernt«, fügte Zoisite hinzu. »Also kannst du damit aufhören, die beleidigte Prinzessin zu spielen. Das steht dir absolut nicht!« Um sein Herz dehnte sich ein wohltuendes Gefühl aus. Die Reaktion des Prinzen zeigte Nephrite, dass er von der potenziellen Beziehung nicht abgeneigt war. Dennoch konnte er ihm keineswegs so schnell verzeihen. Mit beherztem Blick hob er eine Augenbraue hoch. »Ich sage nur, wie es ist«, flötete Zoisite honigsüß und küsste den Handrücken des anderen. »Denn ich liebe dich auch.« Nephrite spürte, wie seine Unterlippe zitterte, obwohl er die Zähne fest zusammenbiss, um es zu stoppen. Freude wallte in ihm auf. Wie ein Echo hallte das Geständnis in seinen Kopf wider. Genau wie beim Kuss empfand er dieses Kribbeln, als würde ihn eine Gänsehaut überziehen. »Ich liebe dich auch, Zoisite.« Daraufhin zuckte Zoisite zweimal zusammen. Erst bei Nephrites süßem Geständnis, obwohl er damit gerechnet hatte und dann, als er ihn liebevoll über die Wange streichelte. Und er mochte es. »Wo unser Erstes … ähm, warte mal … wie bezeichnen die Erdlinge das Treffen? Ah, ich bestimme unser erstes Date, wann und wo. Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt?« Ermutigend kicherte Nephrite, somit stimmte er ihm zu, ohne sich dagegen zu sträuben. »Oh, sieh mal!«, sagte Nephrite erstaunt, als er den Kopf zur Seite neigte. »Was hat dich in den Bann gezogen?«, wunderte sich Zoisite und drehte sich um. »Das sind doch!« Aus der Ferne kamen sie auf die Prinzen zu, tanzten im weiß schimmernden Mondschein über den frisch gefallenen Schnee und bewegten sich dabei sehr elegant und harmonisch, wie zwei flatternde Seelen. Mit jedem Schritt näherten sie sich dem frisch zusammengekommenen Paar. »Das sind Polarfüchse!« »Zum ersten Mal sehe ich welche in der Wildnis. Was für eine Überraschung.« Flüchtig sah er zu Nephrite. Seine Augen leuchteten wie die Sterne, was Zoisite ein Lächeln entlockte. Nach jedem Wimpernschlag sprangen die Polarfüchse schneller auf sie zu und schienen keine Scheu zu haben. Das wollige Fell verschmolz mit der Schneelandschaft. Mit ihren kleinen Pfoten berührte das Fuchspaar die Schneedecke, wie die eisigen Kristalle, die vom Winterhauch auf und ab gewirbelt wurden. Ständig wechselten sie ihre Position, sprangen und fiepten glücklich, sie genossen ihren Spaziergang zu später Stunde im hellen Mondlicht. »Ob das Winterfell der Polarfüchse tatsächlich so flauschig ist, wie viele Erdlinge es behaupten?«, dachte Nephrite laut. Nephrite klopfte ihm auf die Schulter und wisperte ihm ins rechte Ohr: »Wirst du jetzt bei den Polarfüchsen sentimental oder spricht da die reine Neugier aus dir?« Der warme Atem und das freche Flüstern lösten bei ihm eine Gänsehaut aus. Er errötete beschämt. »Sei still, Nephrite.« »Freiwillig sage ich zum zweiten Mal: Ich liebe dich auch, Zoisite.« »Haha, sehr witzig«, meinte Zoisite humorlos und kniff in Nephrites linke Wange. »Und jetzt sei still!« »Aber wir…!«, versuchte Nephrite zu sagen, doch etwas erweckte sein Interesse. Wie aus dem Nichts tauchten die Polarfüchse auf und umkreisten die Prinzen. Ihre Augen, die wie geschmolzenes Gold strahlten, nahmen die Männer ins Visier, darin war ein neugieriges Funkeln zu erkennen. Bei ihren Sprüngen entstand ein Schneegestöber. Die Flocken tanzten wie zarte Federn durch die Luft und rieselten zurück auf die Erde hinab. Erstaunt blinzelte Nephrite. Bei dieser zauberhaften Begegnung erhellte sich sein Gesicht und seine Augen glänzten gefesselt, naturrein wie die sich im dunklen Wasser gespiegelten Sterne, aber mit einer ruhigen Ausstrahlung. Als Prinz des Dunklen Königreichs erlebte er selten solche Momente. Neben ihm reagierte auch Zoisite positiv überrascht und diese Freude bog sich zu einem kleinen Lächeln. Gedankenverloren gab er zu, wie niedlich er die Polarfüchse fand und schaute zu Nephrite, der glücklich schien, und sein Herz hämmerte daraufhin kräftig. Unwillkürlich stieß er ein Pfeifen aus. Nephrite erschreckte sich und drehte sich stirnrunzelnd um. Zoisite zuckte verlegen mit den Schultern und wich dem fragenden Blick aus. Die Polarfuchse erschauderten ebenfalls und sprangen etwas weiter abseits. Ihre Haare waren wie elektrisch aufgeladen, die Muskeln angespannt und die Ohren aufrecht gestellt. Kurzfristig starrten sie die Männer an und flohen dann in Richtung Horizont. »Du hast die Polarfüchse erschreckt.« »Das war keine Absicht! Außerdem sollten wir die Zeit zusammen noch etwas genießen, bevor wir zurück zum Hauptquartier müssen«, verteidigte er sich und wurde am Ende leiser. »Oh, daher kommt also diese Reaktion?«, grinste Nephrite und fühlte sich geschmeichelt. Der andere Prinz rollte mit den Augen. Seine Augen ruhten zuletzt auf dem wilden Fuchspaar, das im schmalen Grat zwischen Himmel und Erde verschwand. »Tchz! Wovon träumst du nachts? Ich sage nur, wie es ist und dabei bleibt es auch.« »Du bist süß, wenn du dich aufregst.« »Bei deiner Anwesenheit kann ich mich nur erzürnen und ich bin eher attraktiv als süß«, sagte Zoisite verspielt. »Das verlangt nach einer Strafe, oder?« »Dein Sadismus kennt keine Grenzen«, lachte Nephrite und schenkte ihm einen Kuss per Luftpost. »Und das liebe ich an dir.« Ein flaumiges Gefühl dehnte sich in seinem Magen aus. Hitze brannte auf seinen Wangen und Kälte kitzelte durch seine Adern. Es drohte keine Gefahr. Seine Gesundheit war makellos. Anders konnte er es nicht beschreiben. Fühlte sich so also Liebe an? Eine romantische Bindung zwischen zwei … Seelenverwandten ließ tatsächlich zu, sein Herz leichter als eine Feder zu wiegen? Grotesk. »Unsere Beziehung sollten wir anfangs geheim halten. Ich habe nicht die Nerven, wenn die anderen sich einmischen und den Plan gefährden. Verstanden!?« Unzufrieden schnaubte Nephrite und seine Lippen waren fest versiegelt. Er konterte enttäuscht. »Nein!« Zoisite hatte es gewusst. Nachdenklich rieb er sich den Nacken und mochte es nicht, wie frustriert sein Freund reagierte. Das riskanteste Hindernis wurde doch bereits gelöst. Sie gestanden sich gegenseitig die Liebe, auch wenn der Start etwas holprig war. Nephrite blieb jedoch hartnäckig, bis Zoisite zu einer spannenden Idee kam. Feuer konnte man nur mit Feuer bekämpfen! »Dann übernehme ich alle Pläne und Kosten unserer Dates. Bist du damit einverstanden?« Erst hob Nephrite überrascht die Augenbrauen an und verschränkte die Arme vor der Brust, dann formte sich sein Mund zu einer Mondsichel. In den blauen Augen brannte ein Feuer lichterloh. Leise ging er auf den blonden Prinz zu. Seine Lippen waren nur ein Zentimeter von seinem Ziel entfernt. »Du bist zwar nicht der freundlichste Prinz und Freund, aber ich stehe immer hinter dir und darum habe ich mich in dich verliebt«, hauchte er Zoisite entgegen und küsste ihn lächelnd. »Ach, an dich denken ist schön, doch noch schöner ist es, dich anzusehen. Endlich kennst du meine Gefühle für dich.« Stürmisch erwiderte er den Kuss. Weiche Lippen und unbeschreibliche Gefühle tauschten sich aus. Eine Art besondere Verbundenheit. Etwas, was nur zwischen ihnen bestand. Dann löste Zoisite den Kuss und lächelte nur. Heute tat er es mehr als sonst jemals zuvor. Ehrlich. Mild. »Wie immer sehr leidenschaftlich von dir.« »An dein echtes und herzlich geformtes Lächeln muss ich mich noch gewöhnen. Hm, ich vermisse dein psychopathisches Lächeln.« »Du bist der erste und einzige Mensch, dem ich mein aufrichtiges Lächeln schenke, weil du der Grund bist, wieso ich überhaupt lachen kann«, vertraute er ihm an. »Aber ich bin nicht immer sanft zu dir.« »Ich habe nichts anderes erwartet.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)