Diagnose: Schreibblockade von Geminy-van-Blubel (Dreimonatige Challenge) ================================================================================ Kapitel 115: 13.4.2024: korrigieren ----------------------------------- „Ich hab einen großen Fehler gemacht und möchte versuchen, ihn zu korrigieren.“ Detlef blickte auf sein Glas und suchte offenbar nach den richtigen Worten. Bereits während der Fahrt hatte er sich den Kopf darüber zerbrochen, bei der Wache an Saskias Bett erst recht und auch, als er zur Dönerbude gegangen war, um ihnen ein schnelles Mittagessen zu holen – aber trotzdem war er noch immer unsicher, wie er seine Gedanken und Gefühle formulieren sollte. „Ich glaub, es wirkte so, als wolle ich unsere Beziehung beenden, aber das stimmt nicht. Ich brauchte zwar Zeit, um mir über einige Sachen klar zu werden, aber dass ich mit dir zusammen sein will, stand für mich nie zur Frage“, hob er den Blick zu Saskia, die ihm gegenüber am Küchentisch saß; ein Bein angewinkelt und ihre Teetasse in beiden Händen, als wolle sie sich daran festklammern. „Du hast damals selbst gesagt, dass wir erst einmal getrennte Wege gehen und uns auf uns selbst konzentrieren sollten“, sagte sie in einem Ton, der versuchte sachlich zu sein und doch ihren Schmerz widerspiegelte. Detlef nickte erst, dann schüttelte er den Kopf. „Ich weiß und das war selten dämlich von mir formuliert!“. Er seufzte und schaute wieder auf sein Glas. Es fiel ihm schwer sie anzugucken und zu sehen, wie sehr er sie verletzt hatte. „Ich wollte nur eine Trennung auf Zeit, eine Pause, aber niemals, dass wir komplett getrennte Wege gehen“, murmelte er und schloss für einen Moment die Augen. „Warum hast du das dann nicht einfach gesagt? Du hättest mich einfach bitten können, auf dich zu warten und das hätte ich getan, dafür müsstest du mich eigentlich gut genug kennen!“, meinte Saskia, der es zunehmend schwerer fiel, ruhig da zu sitzen und ihn anzuschauen. Sie lehnte sich auf dem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. All die Wut und Trauer, die sich in den vergangenen Wochen angestaut hatten, waberten unter der Oberfläche und pochten zunehmend darauf, auszubrechen. Sie wollte aber auch endlich verstehen, was ihn umtrieb und vor allem, wohin es für sie beide nun gehen sollte. Detlef rieb sich das Gesicht. „Weil ich ein Idiot war“, antwortete er und sein Blick streifte die Tulpen neben der Kaffeemaschine. „Mit etwas Abstand ist das jetzt so viel leichter, mir bewusst zu machen, dass ich dich vor vollendete Tatsachen gestellt hab, aber damals…“. Er stand auf und versuchte seine Lungen zu füllen, als ein Gefühl der Beklemmung ihn übermannte. „Was war damals?“, zischte Saskia harscher als gewollt und erkannte erst dann die aufkommende Unruhe in Detlefs Gesicht. Er stützte die Hände auf die Hüften und atmete stockend aus. „Ich hatte das Gefühl zu ersticken“, sagte er heiser und räusperte sich. „Ich… fühlte mich eingezwängt. In etwas hinein gepresst, das ich nicht wollte und als würde ich immer mehr darin versinken, wenn ich nicht schnellstens die Reißleine ziehe. Ich musste erst mal weg von diesen Zwängen und diesen… diesen Ketten“, rieb er sich die Brust und wanderte ziellos im Raum umher. „Mir ist das alles über den Kopf gewachsen. Ich hab es nicht mehr ausgehalten“. Er schaute zu Saskia und erschrak bei ihrem gebeutelten Blick. Sie kämpfte zwar gegen die Tränen, aber ihre Augen waren glasig und ihre Unterlippe zitterte. Sie wendete sich ab, als er eine Hand beschwichtigend hob. „Nein, ich meinte in erster Linie die Uni und meine Eltern, aber nicht unsere Beziehung!“, ging er auf sie zu und hob hilflos die Schultern. Er wollte nicht noch mehr Missverständnisse zwischen ihnen säen. „Trotzdem... []In erster Linie… und in zweiter?“, sprach sie leise und ließ den Blick auf Detlef geheftet, selbst wenn ihr gerade danach war, das Gespräch zu verlassen, um sich wieder mehr zu sammeln. „Ich glaube, ich hatte Angst, dass ich unsere Beziehung komplett vor die Wand fahre, wenn ich sie jetzt auch noch mit dieser… dieser Selbstfindungsphase belaste“, ging er unschlüssig zu seinem Stuhl zurück, aber statt sich zu setzen, stützte er die Hände auf die Rückenlehne. „Du hast ne Trennung für sinnvoller gehalten, anstatt dass wir das gemeinsam durchstehen und zusammen daran arbeiten?!“, rief Saskia aus und war dieses Mal diejenige, die es nicht auf dem Stuhl hielt. „Ich wäre für dich da gewesen! Ich hätte dich unterstützt! Ich… ich bin damals sogar mit hierher gezogen, um bei dir zu sein!“ Detlef nickte. „Ja und genau das wollte ich dir nicht noch mal zumuten. Erst recht nicht, nachdem wir vorher schon solche Probleme hatten“, meinte er und schluckte. „Was wolltest du dann? Was willst du dann?“, verschränkte Saskia die Arme vor der Brust und seufzte aus. Eigentlich hämmerte ihr Kopf immer noch viel zu sehr… Detlef räusperte sich und ließ die Stuhllehne los. „Ich wollte herausfinden, was ich will und kann und dann als gestandener Mann wieder zu dir gehen“, trat er langsam auf sie zu. „Ich wollte dir sagen können, dass ich endlich weiß, wo ich im Leben stehe. Dass ich etwas aus mir mache und jemand geworden bin, auf den du stolz sein kannst“, legte er die Hände ihre Oberarme und rieb sie leicht. „Nachdem du mich schon so viel unterstützt hast, wollte ich nicht, dass du auch noch mit ansehen musst, wie ich vielleicht erst mal monatelang von einem Praktikum zum anderen tingel und dabei immer wieder auf die Nase falle, bis ich das Richtige gefunden habe. Und ich wollte ganz besonders nicht, dass unsere Beziehung noch mehr belastet wird, wenn meine Eltern so reagieren, wie sie es letztlich ja getan haben: Mir alle Mittel kürzen. Ich war mir sicher, dass sie das machen, wenn ich ohne weiteres Studium hier wohnen bleiben will, allerdings hätte ich nicht gedacht, dass sie mich auch vor die Tür setzen, wenn ich wieder nach hause komme...“, ließ er seine Hände sinken und wandte sich ab. „Ehrlich gesagt hab ich mich wie ein Versager gefühlt und hatte Angst, dass…“, er räusperte sich. „… dass du irgendwann die Nase voll von mir hast deswegen“. Wieder lief er ziellos durchs Zimmer und traute sich kaum, Saskia ins Gesicht zu schauen. Die kaute auf ihrer Unterlippe, die Arme um sich geschlungen; jetzt nicht mehr vor Empörung und Wut, sondern als wolle sie sich selbst halten. „Dass ich mich vorher ein paar Wochen nicht bei dir gemeldet hab, hat das Ganze vermutlich auch nicht unbedingt vereinfacht“, murmelte sie und sah ein kurzes Nicken. „Alles in allem dachte ich einfach, dass uns ein bisschen Abstand vielleicht ganz gut täte. Die Gemüter beruhigen und… und dass ich dir anschließend mehr zu bieten hätte als ein „Hey, ich bin unglücklich und weiß grad nicht, was ich mit meinem Leben anfangen soll“, weißt du?“, trat er wieder näher auf sie zu. „Es tut mir sehr leid, dass ich dich so verletzt habe“, legte er eine Hand an ihre Wange und strich über die weiche, zarte Haut. Saskia hatte diese Berührungen so sehr vermisst, genauso wie seinen warmen Blick, mit dem er sie betrachtete. Trotzdem war da auch ihr Stolz, der es Detlef nicht zu einfach machen wollte. „Ja, das hast du“, sagte sie ihm darum geradewegs, selbst wenn ihr Blick längst weicher geworden war. „Na ja, aber immerhin stehst du jetzt hier“, meinte sie und ihr Mundwinkel zuckte. Ein kleines Lächeln wagte sich auf Detlefs Lippen. „Ich geb mein Bestes, um das wieder gut zu machen“, trat er noch ein wenig näher an sie heran und fand es plötzlich überhaupt nicht mehr schwer, in ihre tief dunkelblauen Augen zu blicken. Wie lange hatte er das schon nicht mehr getan. Dazu ihr lieblicher Duft und der Ausblick auf ihre zarten Lippen. Aber als seine sie fast berührten, drehte Saskia den Kopf weg. Detlef fühlte einen Stich in der Brust, aber als Saskia den Mund öffnete, kamen nicht die Worte, die er gerade am meisten gefürchtet hatte. „Nicht so schnell, mein Lieber", meinte sie und schob ihn leicht von sich. "Sag mir erst mal, was du dir vorgestellt hast, wie es jetzt weitergehen soll. Mit dir und mit uns“. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)